Erbrechen vor Ekel?

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Moderator: Emmy

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Curran
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Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Curran » Do 20. Jan 2011, 00:23

Okay Leute, jetzt haltet mich bitte nicht für bescheuerter, als sowieso schon... Ich hab grade meinen philosophischen Abend und wie ich vorhin so beim Brasilianer saß, kam mir der Gedanke ob Hunde, Katzen oder andere Tiere (die in der Lage sind zu spucken), vor Ekel erbrechen können?
Es ist ja auch schon bis zu mir durchgedrungen, dass z.B. Hunde sehr gut riechen können und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass ein Hund an Aas schnuppert oder durch ein durchfallgeruchverseuchtes Badezimmer läuft, dann dreht mein menschlicher Magen sich doch schon um und für den Wuff ist alles noch einmal intensiver. Gibts das Übergeben also auch bei Tieren? Oder nehmen die Geruch gar nicht als "Gestank" war, sondern fächern die einzelnen Duftelemte so raus, dass der Geruch sie nicht anwidert? Wie soll ich das sagen... Der Hund fühlt ja quasi über seinen Geruchssinn und wenn er was erschnuppert, ist das wie Zeitung lesen, aber gibt es nicht trotzdem Gerüche, die so intensiv sind, dass er sie nicht ab kann?
Das gleiche bei Katzen.

Falls das jetzt eine äußerst doofe Frage war, möchte ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich noch kein Tier vor Ekel habe kotzen sehen und berufe mich auf den Spruch "Es gibt keine dummen Frage, es gibt nur dumme Antworten". Gnihihi.
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Murx Pickwick
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 20. Jan 2011, 15:18

Natürlich kann jedes Tier vor Ekel kotzen, welches kotzen kann ... der Hintergrund ist einfach, wenn etwas so giftig riecht und schmeckt und in den Mund gelangt, muß es mit allem, auch dem eventuell ausgetretenen Saft und eventuellen winzigen Teilchen sofort wieder nach draußen befördert werden ... der Ekel ist einfach nur das Warngefühl vor solch giftigen Sachen, welches dazu führt, daß ein Brechreiz auch ohne sonstige Veranlassung ausgelöst wird.

Auch bei der Aufnahme von Schimmel, was immer unabsichtlich passieren kann, da er eben nicht immer rechtzeitig und ausreichend über die Geschmacksorgane detektiert werden kann, ist es wichtig, daß Ekel beim Schmecken von Schimmel ausgelöst wird, um das, was eventuell schon zuviel gefressen wurde, standepede nach draußen zu befördern - ausnahmslos alle Säugetiere, die Brechen können, haben nämlich keine Möglichkeit der Verdünnung der Giftstoffe im Schimmel, um ihn unschädlich zu machen, da sind einfach die Tiere mit Vorratsmägen und Fermentierkammern im Magen (Rinder, Schafe, Ziegen, Hamster, Kaninchen, Meerschweinchen, Degus und Chinchillas zum Beispiel) den Tieren mit normalerweise leerem Magen haushoch überlegen - die Schimmelgifte werden im Magen stark verdünnt und gelangen dadurch mit deutlich erniedrigter Wahrscheinlichkeit an die Magenwände und Darmwände. Spätestens in der nächsten Fermentierungskammer werden diese Giftstoffe auch noch sach- und fachgerecht zerlegt, diesen Tieren kann da nix passieren, sie brauchen also gar nicht Erbrechen zu können ...

Hunde empfinden Gerüche anders, da sie die Abfallverwerter der Menschen sind. Sie können etwas, was der Mensch nicht kann: Die Parasiten, die sich im Kot befinden und die Fäulnisbakterien im Aas im Magen abtöten und unschädlich machen ... wenn also Hunde den Kot der Menschen, einschließlich Dünnschiß, fressen, wird der Parasitenzyklus sehr effektiv unterbrochen, da die im Kot enthaltenen geschlechtsreifen Parasiten aufgefressen und verdaut werden, statt sich im Menschen wiederzufinden und dort ihren angeborenen Lebensweg zu gehen ...
Der Mensch hat das vermutlich schon in der Steinzeit herausgefunden und diese Eigenschaft züchterisch verstärkt - wer als Hund für Sauberkeit m Dorf sorgte, wurde gehätschelt und gepäppelt, wer Ansprüche an bessere Kost stellte, kam in Kochpott ... gut durchgekocht, denn sollte es dennoch einer der menschlichen Parasiten geschafft haben, den Hundemagen zu überleben, würde sich dieser Mord am besten Freund des Menschen gar fürchterlich rächen ...

Für etliche Hundeschläge gehört also menschlicher Kot zur natürlichen Nahrung, genau wie Aas ... und dementsprechend toll finden Hunde den Geruch von gammligen Fleisch und Menschenkot ...

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Curran
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Curran » Fr 21. Jan 2011, 17:06

Danke für deine ausführliche Antwort, Murx! (Mein ich ernst, ich finds toll, wie viel Zeit du dir immer nimmst um unsere Fragen zu beantworten! Kostet ja nun auch ein bisschen Zeit so viel zu tippen!) =)

Im Grunde ging es mir aber um das Riechorgen an sich. Dass Tiere vor Ekel erbrechen können, wenn sie etwas falsches gefressen haben, weiß ich. (Die Katze meiner Tante hat mal an einem kleinen Frosch geleckt und ist danach ne kurze Zeit würgend durch die Gegend gerannt.)
Aber mich interessiert vor allem ob ein Geruch ausreichend ist den Brechreiz auszulösen- oder ist das ein eher menschliches Phänomen, da wir üble Gerüche mit etwas verbinden, das die Mehrheit von uns nun mal als "Bäh!" empfinden würde. Z.B. reagieren ganz viele Menschen ja auch den Geruch von Erbrochenem an sich mit den Würgereiz (ich zum Bleistift...). Da Hunde den Geruch ja noch viel intensiver wahrnehmen, würde mich interessieren, ob es "Stoffe" gibt, die alleine vom Geruch her den Würgereiz auslösen? Denn sowas konnte ich noch nicht beobachten.
Oder ist das einfach eine Sache der menschlichen Psyche?
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Kaktus » Fr 21. Jan 2011, 17:55

Curran hat geschrieben:
Oder ist das einfach eine Sache der menschlichen Psyche?
Ja. Wir ekeln uns nur vor etwas aufgrund von Erziehung. Andere Länder oder Völker ekeln sich vor völlig was anderem als wir. Für Tiere kann etwas höchstens unangenehm riechen, aber brechen würden sie vor Ekel nicht.
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Curran » Fr 21. Jan 2011, 18:04

Andere Länder oder Völker ekeln sich vor völlig was anderem als wir.
Hmmmm, das stimmt natürlich. Aber andererseits hat mir ja auch keiner gesagt, dass z.B. Erbrochenes widerlich riecht, sondern ich finde den Geruch von Natur aus abstoßend. :grübel: (Jetzt mal auf Menschen bezogen.)
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 21. Jan 2011, 19:07

Auf Erbrochenes hin hat mein Kater erbrochen, ohne auch nur davon ein Fitzelchen probiert zu haben ... also zumindest Katzen kennen das Kotzen aus Ekel genauso wie wir Menschen und ich wette mit euch, das gilt auch für Hunde und alle anderen kotzenden Säugetiere ...

... der Hintergrund ist übrigens auch bei uns Menschen identisch, denn vom Ursprung her wird uns ja beigebracht, was eklig ist, damit wir davon nix essen und uns vergiften bzw damit wir es sofort wieder vorwürgen, wenn wir etwas von dem Ekelzeugs unwissentlich gegessen haben. Es muß einfach ausreichen, wenn mir jemand sagt:
"Du, will dich ja nicht beunruhigen ... aber der Apfel, den du da gerade so mit wachsender Begeisterung gefuttert hast, der war total schimmlig ... "
So kann er mir sogar mein Leben retten!
Allerdings nur dann, wenn ich auch gelernt habe, daß Schimmel so eklig ist, daß ich kotzen muß ...

Daß das nun von einigen Kulturen anderweitig mißbraucht wurde, ist eine ganz andere Sache ...

Auch bestimmte Gerüche, beispielsweise nach Durchfall oder nach Erbrochenem, können Erbrechen auslösen, ohne daß man gelernt hat, daß das eklig ist ... der Hintergrund ist hier wiederum, daß der Mensch ein Gruppenlebewesen ist - wenn also einer plötzlich unter Durchfall leidet oder nach dem Essen das große Rückwärtsessen kommt, dann könnte es damit zusammenhängen, daß die Nahrung, welche die gesamte Horde vorher gefuttert hat, schlecht war - wäre ja blöd, wenn sich dann nur ein einziger davor mit Kotzen oder Durchfall schützen würde und alle anderen, die nicht ganz so empfindlich sind, sich nun alle vergiften ... also ist erstmal große Hordenkotzen angesagt, danach fühlt sich jeder sichtlich erleichtert und man futtert hinterher noch ein wenig Heilerde hinterher, um sicherzugehen ...
Eine Vergiftung der Horde wird also auf die Art und Weise schwierig ...

Dasgleiche hat man bei vielen Affenarten - und bestimmt auch bei anderen Gruppensäugern.

Beim Hund hat man das weniger, schon der nächste wildlebende Verwandte, der Wolf, kotzt regelmäßig den Welpen und kranken Rudelgenossen das Futter vor. Manche Hunde machen das trotz 10.000 Jahre andauernder Domestikation immer noch. Für Hunde ist also der Transport von Nahrung im Magen etwas ganz normales - und damit eben auch das Erbrochene.
Dennoch zeigen Hunde ein regelrechtes Ekelgesicht, wenn sie Erbrochenes von kranken Hunden riechen ... ich will nicht ausschließen, daß es da Hunde gibt, die da nicht nur so ein Ekelgesicht aufsetzen, sondern denen es tatsächlich hochkommt.

Es geht aber noch weiter ... das Kotzen aus seelischen Gründen ...
Wenn einem ein Verhalten zum Kotzen vorkommt, ist das keineswegs nur eine Redensart, sondern ab bestimmten Arten von Demütigungen und ständigen ungerechten Verletzungen ein ganz normales Verhalten. Das eben erst gefressene Futter wird vor dem stärkeren Tier wieder ausgekotzt - in der Hoffnung, dieser möge dann entweder seinerseits so angeekelt sein, daß er von einem abläßt, oder er möge sich davon ablenken lassen oder befriedet sein ...
Diese Art des Erbrechens ist eigentlich eine Abwandlung des Angstkotzens ... ungewohnte Situationen können dieses Verhalten nämlich auch auslösen - auch hier wieder mit ähnlichem Hintergrund, denn erstens werden alle Familienangehörigen vor dieser gefährlichen Situation gewarnt und zweitens werden potentielle Verfolger abgelenkt, gerade Aasfresser sehen nämlich das Erbrochene als willkommene Nahrung an, die sie nicht erst mühsam erlegen müssen und was eben auch satt macht. Dieses Angstkotzen kennen alle Säuger, die kotzen können.
Kamele haben diese Art des Erbrechens zu einer perfekten Waffe weiterentwickelt, welche vor allem von Lamas allseits bekannt sein dürfte :D

Dieses Angstkotzen kann fatalerweise so ziemlich mit jeder Situation verknüpft werden, die man sich denken kann - sehr angenehm, wenn der Welpe im Auto anfängt zu kotzen, sobald der Wagen losfährt (oder auch schon pro forma, wenn man ihn auch nur reinsetzt) oder das Kind jedesmal im Fahrstuhl das große Kotzen bekommt oder man selbst sich beim Fliegen erleichtert ...

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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Curran » Fr 21. Jan 2011, 19:32

Interessante Einblicke... :grübel: Danke Murx!

Dann ist das also möglich... Hat mich echt interessiert, ich hab sogar letzte Nacht sowas in der Art geträumt. Ich war ausgestattet mit einem hündischen Riechkolben und das war gar nicht lustig! (So viel zu meiner Traumwelt :pfeif: )
der Hintergrund ist hier wiederum, daß der Mensch ein Gruppenlebewesen ist - wenn also einer plötzlich unter Durchfall leidet oder nach dem Essen das große Rückwärtsessen kommt, dann könnte es damit zusammenhängen, daß die Nahrung, welche die gesamte Horde vorher gefuttert hat, schlecht war - wäre ja blöd, wenn sich dann nur ein einziger davor mit Kotzen oder Durchfall schützen würde und alle anderen, die nicht ganz so empfindlich sind, sich nun alle vergiften ... also ist erstmal große Hordenkotzen angesagt, danach fühlt sich jeder sichtlich erleichtert und man futtert hinterher noch ein wenig Heilerde hinterher, um sicherzugehen ...
Das find ich ja mal wieder herrlich... Und ich bin heilfroh, dass wir Menschen Badezimmer mit abschließbaren Türen davon haben.
der Hintergrund ist übrigens auch bei uns Menschen identisch, denn vom Ursprung her wird uns ja beigebracht, was eklig ist, damit wir davon nix essen und uns vergiften bzw damit wir es sofort wieder vorwürgen, wenn wir etwas von dem Ekelzeugs unwissentlich gegessen haben. Es muß einfach ausreichen, wenn mir jemand sagt:
"Du, will dich ja nicht beunruhigen ... aber der Apfel, den du da gerade so mit wachsender Begeisterung gefuttert hast, der war total schimmlig ... "
Hm, ich hab mal schimmelige Waffeln gegessen und mich über den leichten Pilzgeschmack gewundert, konnte aber auf den ersten Blick nichts erkennen und hab weitergemampft, bis mit dann doch kleine Pelze in den Vertiefungen aufgefallen sind. Was soll ich sagen, zum auskotzen waren sie mir zu schade, also hab ich sie drinbehalten. Aber war wohl nicht so viel Schimmel... :pfeif:

Das mit deinem Kater musste ich mir grade bildlich vorstellen. *Tee vom Monitor wisch* :lol:
Aber das kommt schon individuell aufs Tier an, oder weißt du zufällig ob bestimmte Tierarten auf bestimmte Gerüche mit Ekel reagieren? (Neee, ich wills nichts ausprobieren, ehrlich nicht! :hot: ;) )
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von serafina » Do 27. Jan 2011, 08:23

gestern habe ich erfahren,das sich ein Hund scheinbar doch vor Ekel übergeben kann.
Der Huski eines bekannten,buddelt öfter nach Mäusen,bzw,hat er früher immer gemacht.Er ist mittlerweile 12.
Wenn er dann die maus oder den Maulwurf erwischt hat,hat er draufgebissen bis er/sie tod war.Dann hat er das Tier ausgespuckt und sich jedes mal übergeben. Sein Herrchen denkt auch das er sich davor geekelt hat.
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Re: Erbrechen vor Ekel?

Beitrag von Curran » Do 27. Jan 2011, 16:36

Das ist ja lustig... :D
Aber vor was hat er sich da geekelt? Ist ja nicht so, als würde das Fleisch sofort verwesen und sein Hundefutter hat ja auch keinen Puls. :grübel:
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