kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

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kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von Ziesel » Fr 10. Dez 2010, 13:03

Mich würde mal interessieren welche Erfahrungen ihr so mit den folgenden Aussagen gemacht habt oder was ihr dazu meint (das sind alles typische Hinweise, die ich bekam als wir über´ne Zweitkatze nachdachten):

1.) Kastrierte Mietzen lassen sich besser vergesellschaften

2.) Geschwisterpaare verstehen sich besser

3.) Katzen sind Einzelgänger und brauchen keine Artgenossen als Mitbewohner
(bei Freigängern weil die nach Bedarf ja Sozialkontakte pflegen könnten und bei Wohnungskatzen wegen
Revierverhalten und damit eventuell verbundenen Probs)

4.) junge noch verspielte Katze mit ausgewachsenem "Alttier" zu vergesellschaften ist schwieriger als Jungtier
mit Jungtier oder ältere Tiere mit ungefähr gleichaltrigen

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von schweinsnase77 » Fr 10. Dez 2010, 21:41

Ziesel hat geschrieben:Mich würde mal interessieren welche Erfahrungen ihr so mit den folgenden Aussagen gemacht habt oder was ihr dazu meint (das sind alles typische Hinweise, die ich bekam als wir über´ne Zweitkatze nachdachten):

1.) Kastrierte Mietzen lassen sich besser vergesellschaften

2.) Geschwisterpaare verstehen sich besser

3.) Katzen sind Einzelgänger und brauchen keine Artgenossen als Mitbewohner
(bei Freigängern weil die nach Bedarf ja Sozialkontakte pflegen könnten und bei Wohnungskatzen wegen
Revierverhalten und damit eventuell verbundenen Probs)

4.) junge noch verspielte Katze mit ausgewachsenem "Alttier" zu vergesellschaften ist schwieriger als Jungtier
mit Jungtier oder ältere Tiere mit ungefähr gleichaltrigen

Zu Punkt 1: Halte ich für Schwachsinn. Ich würde eher sagen ist ne Charaktersache oder auch ne Sache von Notwendigkeiten. Siehe Bauernhofkatzen (die ja in der Regel unkastriert sind)

Zu Punkt zwei: Auch nur dann wenn sie zusammen aufwachsen.

3. Würde ich auch eher charakterabhängig sehen. Die Sozialkontakte meiner Meitze bestanden einzig und alleine aus Prügelleihen mit andere Katzen. Ich bezweifle das sie ohne die anderen Katzen wesentlich unglücklicher gewesen wäre. ;)

4. Ich denke Katzen kann man genau so lange gut Vergesellschaften bis sie ihr eigenes Revier in Besitz nehmen wollen. Deswegen würde ich dem Puntk zumindets im ersten Teil zustimmen. Zwei Altiiere in einem von einer Katze schon "eroberten" Revier zu vergesellschaften halte ich für ausserordentlich schwierig, wenn die "Altkatze" das nicht mag.
Mit freundlichen Grunzern

Annette

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von Entensusi » Fr 10. Dez 2010, 22:22

Ziesel hat geschrieben:Mich würde mal interessieren welche Erfahrungen ihr so mit den folgenden Aussagen gemacht habt oder was ihr dazu meint (das sind alles typische Hinweise, die ich bekam als wir über´ne Zweitkatze nachdachten):

1.) Kastrierte Mietzen lassen sich besser vergesellschaften

2.) Geschwisterpaare verstehen sich besser

3.) Katzen sind Einzelgänger und brauchen keine Artgenossen als Mitbewohner
(bei Freigängern weil die nach Bedarf ja Sozialkontakte pflegen könnten und bei Wohnungskatzen wegen
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4.) junge noch verspielte Katze mit ausgewachsenem "Alttier" zu vergesellschaften ist schwieriger als Jungtier
mit Jungtier oder ältere Tiere mit ungefähr gleichaltrigen
zu 1) ich denke, zumindest bei den Männern dürfte das zutreffen. Zwei unkastrierte Kater aufeinander los zu lassen, gibt m.E. nach Mord und Totschlag. Schweinie, auf dem Bauernhof herrschen andere Gesetze, und da wandern auch ab und zu Kater ab! Ich denke, hier geht es ja um das häusliche Miteinander...

zu 2) klar, zwei aus einem Wurf, die zusammen bleiben können, vertragen sich in aller Regel den Rest ihres Lebens gut.

zu 3) Es kommt halt darauf an, als was man eine Katze ansieht. Wenn eine Katze quasi als Kind-Ersatz allein gehalten wird, sich der Mensch ausführlich um sie kümmert, dann kann sie recht glücklich werden. Wir hatten eine ganze Weile eine Einzelkatze in der Wohnung, wir waren Sparringspartner und Kuschelfreunde für ihn. Als wir ihn nach 4 Jahren mit einem kleinen Katerchen "beglückt" haben, war er erst mal alles andere als glücklich, und wenn er gekonnt hätte, wäre er vielleicht ausgezogen.
Aber nach 3 Monaten waren die beiden ein Herz und eine Seele, und wir sind beruhigt aus dem Haus gegangen, und konnten die beiden alleine lassen. Den Einzelkater haben wir z.B. zu meinen Eltern immer mitgenommen, dort konnte er auch in den Garten.
Die Freigänger brauchen m.E. wirklich keine Zweitkatze, insbesondere wenn es mehrere Katzen in der Nachbarschaft gibt.

zu 4) wir haben immer Jungkatze mit Alttier(en) vergesellschaftet, und es war nie problemlos. Zwei Jungtiere sind vermutlich einfacher, vor allem, wenn sie gleichzeitig in den Haushalt kommen. Aber ein Alttier zum Alttier stelle ich mir wieder wesentlich schwieriger vor, da die Alten alles viel ernster nehmen als die Jungen.
Ich stecke ja gerade mitten in einer Vergesellschaftung, und wenn Kalle oder Ronja den Kleinen in seine Schranken weisen, sucht er sich halt ein anderes "Spielzeug". Und auch die Großen fühlen sich von einem Baby weniger bedroht als von einem ausgewachsenen Tier.
Natürlich nervt der Kleine mit seinem Spieltrieb etws, aber dafür sind ja dann die Menschen da!
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von schweinsnase77 » Fr 10. Dez 2010, 22:31

@Entensusi: gibt es wirklich Leute die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sidn und nen unkastrierten kater in der Wohnung halten? Der markiert doch überall......Wie machen das eigentlich Züchter? :grübel:
Mit freundlichen Grunzern

Annette

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von Ziesel » Fr 10. Dez 2010, 23:20

@Schweinsnase: die wenigen, die ich kenne haben ein extra Bereich/Zimmer für den Zuchtkater

ansonsten kann ich zu Punkt 1 nicht viel zu sagen weil hier die Männer mehr Stimmen haben und für´n Kitten waren (ich hatte da was rotes langhaariges über 6kg im Auge bei ´ner Vermittlungsstelle)
Punkt 2 ist nix, an was ich mich halten würde weil Katzen wohl ihre Verwandschaftsverhältnisse nicht kennen. Ich denke, das wäre bei 2 zufällig zusammen aufgewachsenen Katzen auch nicht anders als bei Geschwistern - kann gut gehen, muss aber nicht bzw nicht mehr wenn sie die Geschlechtsreife erreichen
Bei 3. gibts wohl Katzen, die echte Einzelgänger sind aber auch "Gesellschaftstiere". Charakterabhängig trifft´s schon.. Bei Wohnungshaltung mit wenig Platz und viel Zeit würde ich eher zum Einzelkatzi tendieren und bei Freigängern mit vielen Nachbarskatzen auch.
Was 4. anbetrifft, habe ich auf´n planetarischen Forentipp gehört und der ist aus heutiger Sicht immernoch gut ! Allerdings ist das wahrscheinlich auch charakterabhängig...

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 10. Dez 2010, 23:21

Züchter haben entweder nen Außenzwinger, oder nen Balkon oder eigene Zimmer für die Kater ... oft leben sie da dann mit nem Kastraten oder ner kastrierten Katze zusammen, bis sie decken dürfen. Nur selten haben diese Zuchtkater vollen Familienanschluß.

Bei Perserkatzen bleibt manchmal das Markieren aus, diese Kater können tatsächlich unkastriert in der Wohnung gehalten werden und unterscheiden sich darin kaum von kastrierten Katern. In den 80er Jahren gab es hier viel Diskussionen, ob es nicht sinnvoll wäre, genau diese Kater bevorzugt in der Zucht einzusetzen, um irgendwann den Katern das Kastrieren ersparen zu können ... nur 20 Jahre später hatte sich die Diskussion eh gegessen, weil hier die Tierschutzfraktion sich durchgesetzt hatte ...

Und damit kommen wir zu den eigentlichen Gründen, weshalb ursprünglich kastriert wurde, denn es ging dabei ursprünglich nur sekundär um die Verhütung von Katzenjungen oder um die Gesundheit der Katzen.

Kater wurden ursprünglich kastriert, damit sie nicht mehr markierten. Außerdem verändert sich das Verhalten der Kater nach der Kastra extrem, sie werden häuslicher, anschmiegsamer, weniger aggressiv gegenüber dem Menschen, sie vergewaltigen keine Arme in Ermangelung von Kätzinnen, werden ruhiger, handlicher - kurzum, man macht sie damit zu einem umgänglichen Pet.
Wenn Kastraten sich gegenüber Nichtkastraten durchsetzen sollen, haben sie oft Schwierigkeiten - sie sind weniger aggressiv, weichen schneller zurück und bestehen nicht auf Riesenreviere. Außerdem engt sich normalerweise der Aktivitätsradius enorm ein. Warum das bei Bero nicht so ganz hinhaute und er nach der Kastra dennoch ein Revier von über einem ha kontrollierte, weiß ich nicht, scheint auch mit der Persönlichkeit der Katz zu tun zu haben.
Allerdings hatte er sich weitaus weniger mit anderen Katern angelegt, unkastrierte Freigänger sind eigentlich fast immer irgendwo irgendwie verletzt, weil sie sich ständig mit wem prügeln ... Bero war wenigstens nur ab und an verletzt.

Kätzinnen wiederum sind wärend der Rolligkeit extrem nervig, laut, unsensibel, unausgeglichen, unausstehlich ... einige Kätzinnen, die nie Junge haben durften und dennoch unkastriert waren, wurden gegenüber ihren Haltern richtiggehend brutal. Außerdem setzen auch sie stinkende Marken, auch wenn diese Marken lange nicht so stinken, wie die von Katern und auch nicht so auffällig angebracht werden.
Dazu kommt einfach noch, daß wer ne rollige Katze im Hause hatte, ein prima Katzenkonzert vor der Haustüre hatte - die Kater standen Schlange, oder sollte ich lieber sagen, prügelten sich Schlange?
Auch hier ging es einfach nur darum, ein häusliches Pet mit der Kastra zu schaffen ...

In den 80er, 90er Jahren nahm die ausschließliche Fütterung mit Fertigfutter enorm zu, schon in den 90ern wurden eigentlich fast alle Rassekatzen ausschließlich nur noch mit Fertigfutter gefüttert - und damit kamen nun gesundheitliche Probleme mit unkastrierten Katzen hinzu:
Gesäugetumore, Gebärmutterentzündungen, Anusfisteln, Gebärmuttertumore, Zysten und und und ... etwas, was es vor der Fertigfutterära offenbar gar nicht gab! Nun waren es über 50% der Kätzinnen, welche unter solcherart Erkrankungen litten - aber, die konnte man ziemlich zuverlässig abstellen - mit der Kastration!
Damit fiel auch gar nicht mehr auf, daß diese ganzen Erkrankungen eigentlich fertigfutterbedingt waren!

Es kamen zunehmend in den 90er Jahren, spätestens jedoch mit dem Internet, Tierschutzgründe hinzu ... es wurde verdängt, daß die Katzen nur aus rein egoistischen Gründen kastriert wurden. Man gilt inzwischen als verantwortungslos, wenn man unkastrierte Katzen hält!
Und Züchter sind eh alle verantwortungslos ... weil, ihr wißt schon, die Tierheime quellen über, da braucht es keine Rassekatzen ... (hat eigentlich schonmal jemand probiert, eine Korat oder Burmakatze übers Tierheim zu bekommen?
Wäre doch mal eine interessante Beschäftigung :D)

Je mehr ich mich mit Leuten unterhalte, die vor den 70er Jahren Katzen gezüchtet oder unkastrierte Wohnungskatzen gehalten hatten, desto mehr komme ich mit der Gesamtsituation ins Schleudern, weil nix mehr so ist, wie es scheint!

Ach ja, was die Vergesellschaftung angeht ... es gab wohl nur wenige Kater, die andere potente Kater neben sich duldeten. Aber Kastraten und kastrierte Kätzinnen wurden durchaus als willkommene Kameraden angesehen.
Unkastrierte Katzen waren da wohl weitaus verträglicher untereinander.
Dennoch war auch damals das schon eine Charakterfrage, ob man Katzen nun zusammenhalten konnte oder nicht ...

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von Ziesel » Fr 10. Dez 2010, 23:52

Boah Murx, da sind noch´n paar interessante Punkte aufgetaucht :top:
Das die Katerkastra meiner Meinung nach mehr dem menschl. Haltungs-Egoismus entspringt erwähnte ich ja im Beitrag zum Kastra-Wiki schon aber das was du über Perserkater schriebst hab ich schon gehört, wusste allerdings nicht ob ich´s glauben soll/will.
Als wir ja die typ. Wohnungskatzenrassen eingegrenzt hatten, blieben noch so 3-5 Rassen, die uns gefielen und wo wir uns mit Züchtern in Verbindung setzten. Von mehreren Züchtern wurde behauptet, ihre (Deck-)Kater markieren nicht und das waren tatsächlich Perser bzw Exotic Shorthair.
Wenn ich ganz ehrlich bin, bemerkte ich trotz wenig Ahnung genau, wann Miss zum ersten Mal rollig war (das lies sich nicht "übersehen") aber beim Kater :hm: ja der hat Hoden gekriegt, das ist aufgefallen aber sonst . .

Zu Tierheimrassekatzen hab ich ´ne eigene Meinung. Es stimmt, dass so manche Rassemietz dort selten bis niemals auftaucht und wenn, sind die immer recht schnell verschwunden. Ich beobachte das hier in der Tierheimvermittlung. Perser wurden im letzten Jahr glaube 4 vorgestellt und waren weg, ehe ich sie zum Kämmen und Beschmusen besuchen konnte.
Mich stört allerdings an einigen TH und Vermittlungsvereinen, dass oft nur in Freigang vermittelt wird, was ich nicht bei allen Rassen (und Vorgeschichten) für sinnvoll befinde

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Re: kätzerische Vergesellschaftung: Mythos oder Wahrheit ?

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 11. Dez 2010, 00:11

Meiner Meinung nach sollte das Freigang oder Wohnungskatze auch dem Halter überlassen bleiben ... je nach Geschick kann er durchaus einer Katze, die gern hätte, trotz ungünstiger Rasse- und Vorgeschichte Freigang gewähren, und manchmal ists einfach für nen Freigänger eben nicht so erstrebenswert, ihm weiterhin Freigang zu gewähren.
Es kommt da doch sehr, sehr stark auf Katz, Halter und die Umgebungsparameter drauf an ...

Aber egal, das ist ein ganz anderes Thema ...

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