Murx'sche Theorie gesucht

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Diese Tipps und Ratschläge ersetzen keinen Tierarztbesuch.

Es gibt sehr viele ernst zu nehmende Krankheiten, die man durch Eigenbehandlung/Eigentherapie noch verschlimmern kann.

Es ist daher wichtig, jede Medikamentenabgabe und Therapie unbedingt mit dem Arzt zu besprechen und gemeinsam nach der besten Lösung, für das jeweilige Tier zu suchen.

Also zieht bitte immer einen Tierarzt zu Rate. Selbstverständlich könnt Ihr die hier gegebenen Tipps und Ratschläge mit Eurem Tierarzt besprechen.
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Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von schweinsnase77 » Di 14. Sep 2010, 09:22

Brauch mal deinen Erklärungsansatz....du hattest irgendwo schon mal was über Bakterien im Blindarm geschrieben...aber ich finds nicht mehr.


https://www.meerschweinchen-ratgeber.de/forum/durchfall-tot-was-zum-teufel-ist-das-t27990.html" onclick="window.open(this.href);return false;
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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von Ziesel » Di 14. Sep 2010, 11:42

ähm mit´m Blinddarm war mal was bei "schon gewusst"
https://www.tierpla.net/post97987.html?hilit=schon" onclick="window.open(this.href);return false; gewusst#p97987

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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von lapin » Di 14. Sep 2010, 11:55

Neues Thema draus gemacht:
https://www.tierpla.net/allgemein/gibt-tiere-ohne-blinddarm-t7795.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von schweinsnase77 » Di 14. Sep 2010, 12:21

Ne, geht nicht um den Blindarm, sondern Murx hatte irgendwo mal was zur ner bakteriellen Fehlbesiedlung, deren Ursachen und Symptomatik/Folgen geschrieben.

Das Problem ist Mur schreibt in den meisten Posts was über Bakterien oder blindarm, also komm ich über die Suchfunktion nicht wirklich weiter. :hehe:
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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von Murx Pickwick » Di 14. Sep 2010, 12:43

Einfachste Erklärung für speziell diesen Fall ist, daß das Meerschweinchen aus Verhältnissen stammt, wo viel Stärke und Zucker verfüttert wurde und das auch noch als gebackene, extrudierte und pelletierte Futtermehle ...

Ich versuche hier ein sehr komplexes System samt sämtlicher Besonderheiten und Ausnahmen zu beschreiben - ganz wird mir das nicht gelingen, einfach weil ich nicht in der Lage bin, wirklich alles aus dem Stehgreif, was mir bekannt ist, niederzuschreiben. Vieles davon hab ich erst in den letzten Monaten gelernt - es ist klar, dieses Wissen sitzt noch nicht, selbst ich kann nicht so schnell lernen.
Wenn das, was dabei rauskommt, halbwegs verständlich ist, wäre es vielleicht etwas für die Wikipet ...
Ich versuche, über Strukturierung und Kennzeichnung Einschübe so deutlich sichtbar zu machen, daß es theoretisch leicht fallen sollte, sie einfach auszulassen und dem normalen Textfluß zu folgen ... man kann sich ja hinterher mit den besonders gekennzeichneten Bereichen befassen und versuchen, diese zu verstehen. Ich hoffe, das Ganze auf die Art und Weise so aufbereiten zu können, daß ein wirklich sehr komplexes Geschehen übersichtlich und allgemeinverständlich bleibt - ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird ...


Meerschweinchen sind in vielen Fällen robust genug, eine stärke- und zuckerreiche Fütterung zu überleben, einige Meerschweinchen haben einfach das Pech, daß der Stoffwechsel da nicht mehr mitmacht. Durch die ständige Überlastung der Amylaseherstellung geht einfach was kaputt, es können also nicht genügend Amylasen zum Zerlegen von Stärke und Mehrfachzuckern hergestellt werden.
Die eingeschränkte Amylaseherstellung durch Überlastung des Zuckerstoffwechsels hat nun zur Folge, daß Stärke und Mehrfachzucker unzerlegt in den Dünndarm geraten ... aus Blinddarm und Dickdarm einwandernde Bakterien setzen diese Stärke und die Mehrfachzucker um und produzieren diverse organische Säuren, beispielsweise Milchsäure, aber auch Alkohole, Alkoholzucker und diverse Gase.

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Funktion organischer Säuren im gesunden Meerschweinchen

Ein kleiner Abstecher zum gesunden Meerschweinchen, welches organische Säuren (beispielsweise in Form von Joghurt, Sauerkraut oder Grassilage) futtert ... der ist jetzt wichtig zum Verständnis, weshalb die organischen Säuren, die direkt im Dünndarm produziert werden, schädlich sind, trotzdem eigentlich organische Säuren sehr gesund sind.

Organische Säuren werden über das Futter aufgenommen. Sie neigen dazu, sich an Mineralstoffe zu binden und Salze zu bilden. Die meisten Salze haben einen pH-Wert um sieben herum, manchmal sind sie sogar basisch, selten sind sie leicht sauer. Sie sind jedoch niemals so sauer, wie die organischen Säuren selbst, aus denen sie entstehen.

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Es gibt eine organische Säure, die derartig stark Calcium bindet, daß sie ein faktisch unkaputtbares, neutrales Salz bildet: Oxalsäure ... das entstehende Salz Calciumoxalat kann nicht durch die Darmwand geschleust werden und gelangt deshalb in die Gärkammer Blinddarm und/oder wird ausgeschissen. Im Blinddarm kann das Calciumoxalat von einigen Organismen verwertet werden und in geringen Mengen in eiweißreiche, calciumreiche und vitaminreiche leichtverdauliche Kost in Form von Bakterien umgewandelt werden.
Ist nicht genügend Calcium vorhanden, bindet sich die Oxalsäure an andere Mineralstoffe und eine Menge basischer Gifte. Erwischt sie dabei einen Mineralstoff, wird dieser genauso unverfügbar wie Calcium, erwischt sie ein Gift, wird dieses neutralisiert und ausgeschissen. Aufgrund dieser Besonderheit ist eine zeitweise Aufnahme von stark oxalsäurehaltiger Kost für Meerschweinchen gesund, eine Ernährung mit nur stark oxalsäurehaltiger Kost dagegen wird zu massiven Nährstoffmängeln führen. Meerschweinchen fressen deshalb stark oxalsäurehaltige Kost nur phasenweise.
Im Magen stellt sich ein sehr saures Milleu ein ... keine organische Säure ist in der Lage, dieses Milleu noch weiter anzusäuern, weil alle organischen Säuren selbst als reine Säure nicht so sauer werden wie Salzsäure - die Säure, mit welcher der pH-Wert im Magen eingestellt wird. Diese Säure tötet unter anderem fast alle Bakterien ab, die mit dem Nahrungsbrei in den Magen gelangt sind. Nur wenige Bakterienarten überhaupt sind in der Lage, ein derartiges Säurebad zu überleben.
Es wird jedoch nicht nur Magensäure (also Salzsäure) in den Magen abgegeben, sondern auch eiweißabbauende Enzyme, die Pepsine ... Pepsine zerlegen nun die meisten Eiweiße der Nahrung in Aminosäuren - und da an solchen Eiweißen sehr oft auch Mineralstoffe gebunden sind, werden diese frei ... und können an der Salzsäure und den organischen Säuren binden und aus diesen Säuren neutrale Salze bilden.
Damit der Mageninhalt nicht neutral wird, sondern hübsch sauer bleibt, wird dabei immer weiter Salzsäure eingefüllt ...

Sind alle zerlegbaren Eiweiße in Aminosäuren zerlegt und die Magenwand ist leicht gedehnt, öffnet sich der Magenpförtner. Dieser supersaure Nahrungsbrei wird in den Zwölffingerdarm entlassen.
Im Zwölffingerdarm werden große Mengen basischer Verbindungen abgegeben und so der saure Mageninhalt mit einem pH-Wert von 2 neutralisiert und leicht basisch auf einen pH-Wert von 8 eingestellt. So wird sichergestellt, daß säureresistente Bakterien aus dem Magen nicht in den Dünndarm gelangen. Außerdem wird sichergestellt, daß die Säure nicht die Darmschleimhäute angreift. Dabei bindet sich die Salzsäure an Natronlauge, es entsteht Wasser und Kochsalz. Das Wasser wird schon im Zwölffingerdarm wieder in den Körper zurückgeschleust ...
Die Mineralstoffe, die sich vorher an die Magensäure gebunden hatten, werden dadurch wiederum frei - und binden sich an alle noch übriggebliebenen organischen Säuren. Alle organischen Säuren, die gefressen wurden, liegen nun als komplexe mehr oder weniger neutrale Salze vor.

Im Dünndarm sitzen diverse Nährstofftransporter - einige können sich aktiv an Nährstoffe binden und sie aktiv durch die Darmwand schleusen, brauchen jedoch Energie, andere können das ganz ohne Energieeinsatz passiv, sind jedoch darauf angewiesen, daß zufälligerweise mal ein Nährstoff an ihnen hängenbleibt. Meerschweinchen können so sehr genau regeln, wieviele Nährstoffe sie wirklich über den Dünndarm aufnehmen wollen.
Die Salze aus den organischen Säuren (beispielsweise Laktate, die aus Milchsäure entstanden sind), bleiben besonders gern an den passiven Transportern kleben - und werden in den Körper geschleust. Organische Säuren sorgen also dafür, daß Mineralstoffe deutlich besser und mit weniger Energieaufwand aufgenommen werden können.

Im gesunden Meerschweinchen sind nahezu alle organischen Säuren an Mineralstoffe gebunden, also keine Säuren mehr, sondern Salze.

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Die einganderten Bakterien produzieren also organische Säuren, Alkohole und Gase - an einer Stelle im Verdauungstrakt, wo normalerweise so etwas gar nicht entsehen kann.

Entstehen organische Säuren direkt im Dünndarm, fehlen die Mineralstoffe, welche sie zu Salzen machen ... sie bleiben sauer und säuern das Dünndarmmilleu an, der pH-Wert sinkt also ... die Säuren haben zudem immer noch die Eigenschaft, sich an die passiven Nährstofftransporter zu binden, haben jedoch keinen Mineralstoff, der sie zu einem ungefährlichen Salz macht ... sie ätzen nun den Transporter an, deformieren ihn und machen ihn unbrauchbar!
Mineralstoffe, welche die organischen Säuren neutralisieren könnten, sind durch gefressene organische Säuren und durch Mineralstofftransporter fast vollständig aus dem Verkehr gezogen, sie sind im Nahrungsbrei nicht mehr vorhanden. Es gibt also nix, was diese Ansäuerung im Dünndarm unterbinden könnte!

Die Alkohole wiederum stören den Stofftransport, es können teilweise Gifte durch die Dünndarmwand geschleust werden, was ohne Alkohol nicht möglich wäre, wichtige Nährstoffe dagegen werden durch den Alkohol davon abgehalten, sich an die Nährstofftransporter zu heften.

Die Gase dehnen die Dünndarmwand und behindern dadurch die Darmperistaltik. Der Nahrungsbrei gerät ins Stocken, mehr Bakterien können dadurch aus dem Blinddarm und Dickdarm einwandern.

Der Körper versucht sich nun zu schützen ... er versucht seine wichtigen Nährstofftransporter vor der Säure und den Giften zu schützen, indem er über spezielle Zellen Schleim abgibt. Diese verhindern, daß die Säuren noch mehr Transporter verätzen und schädigen. Die ersten Transporter sind dennoch so geschädigt, daß sie absterben und müssen möglichst schnell abgebaut und abtransportiert werden, da die Eiweiße der geschädigten Transporter zerfallen und dafür sorgen, daß Eiweiße benachbarter Zellen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden - es sterben weitere Zellen ab, großräumige Entzündungsherde im Dünndarm entstehen. Der Schaden, der nun entsteht, ist kaum mehr zu reparieren ...

Durch den Schleim werden nicht nur die Säuren davon abgehalten, an die Nährstofftransporter anzudocken und diese zu verätzen, sondern auch wichtige Nährstoffe können ihrerseits nur noch schwer an diese Nährstofftransporter andocken ... der Schleim hält sie davon ab. Wichtige Nährstoffe bleiben nun im Nahrungsbrei im Dünndarm - zusammen mit Stärke und Zucker! Die Bakterien freuen sich, fressen sich durch dieses kleine Bakterienparadies, produzieren noch mehr Säuren, noch mehr Gifte, noch mehr Alkohol und noch mehr Gase. Der Nahrungsbrei kann nun bald kaum mehr durch die Gasblasen transportiert werden, weitere Bakterien wandern ein. Eine Verdauung ist faktisch kaum mehr möglich ... das System kippt - ein lebensbedrohlicher Zustand ist entstanden und ein tödlicher Kreislauf beginnt.
In Kotproben ist in diesem Zustand noch nix nachweisbar, die Darmgesellschaft in Dickdarm und Blinddarm ist noch in Ordnung. Sämtliche Kotproben bleiben o. B. = ohne Befund.

Noch gibt der Meerschweinchenkörper nicht auf, er hat immer noch eine Waffe gegen diese haltlose Vermehrung und Einwanderung der Bakterien - Wasser aus dem Körper!
Er pumpt nun so viel Wasser, wie er entbehren kann, in den Dünndarm, macht den Nahrungsbrei richtig flüssig, schließt dazu auch den Magenpförtner für längere Zeit, daß nix mehr an Nährstoffen nachkommt und macht ne Großreinespühlung. Die Bakterien samt Nährstoffen und Dünndarmschleim werden aus dem Dünndarm herausgespühlt ... der Dünndarm ist leer, Notreparaturen setzen ein, die schlimmsten Schäden werden beseitigt.
In ein paar Stunden kann der Magenpförtner wieder geöffnet werden, das Meerschweinchen braucht Baumaterial und Energie, welches es nur aus dem Nahrungsbrei ziehen kann - es geraten wieder Stärke und komplexe Zucker in den noch nicht vollständig reparierten Darm, der Kreislauf beginnt von vorn!
Wir können nun das erstemal Matschkot beobachten ... die Kotprobe enthält haupstächlich ungefährliche Organismen, nach denen nicht gefahndet wird. Es ist nun ein leichter Anstieg an Escherichia coli zu verzeichnen, weiter nix ...

Matschkot tritt nun mit jedem neuen Beginn des Kreislaufs in immer kürzeren Abständen auf, wo vorher es noch zwei bis drei Monate gut ging, häufen sich die Matschkotzeiten auf wöchentlich ... das Meerschweinchen verschwendet Wasser, was es nicht ersetzen kann. Weitere Stoffwechselwege müssen wegen Wassermangel eingestellt werden, Wasser muß gespart werden, um den Darm durch Wasserspülung irgendwie am Laufen zu halten. Wasser wird ein ernstes Problem!
Was das Meerschweinchen jedoch immer noch im Überfluß zur Verfügung hat, sind Nährstoffe ... immer nach so einer Wasserdünndarmspülung sind Schleim, organische Säuren, Alkohole und Gase weggespült, die überlebenden Nährstofftransporter und die nachgebauten Nährstofftransporter können wieder arbeiten - und das tun sie nun auch unter Hochdruck, denn es wird Energie und Baustoffe gebraucht! Alles, was nun also zerlegt noch im Dünndarm ankommt, wird unter Hochdruck in den Körper geschleust, um die Reparaturarbeiten voranzubringen ... Bakterien wandern in den Dünndarm ein, nutzen wiederum die unzersetzte Stärke und komplexe Zucker zur Vermehrung, setzen wieder Säuren, Alkohole und Gase frei, ein neuer Kreislauf beginnt ...

Das Ganze kann sich über Jahre hinziehen ... manchmal jedoch geht noch was ganz anderes schief ...
Wenn die Verbindungsstelle von Blinddarm, Dünndarm und Dickdarm durch organische Säuren und Bakteriengifte geschädigt wird, kann das bakterienreiche und nährstoffreiche Spülwasser aus dem Dünndarm in den Blinddarm gespült werden - mit furchtbaren Folgen!
Das nährstoffreiche Spülwasser aus dem Darm sorgt nun dafür, daß sich die Stärkeabbauer zuungunsten der Celluloseabbauer vermehren können. Alle Organismen, die sich von Stärkeabbauern ernähren können, vermehren sich nun auch - unter anderem auch Flagellaten, welche sowohl räuberisch, als auch friedlich von Cellulose leben können! Die Flagellaten beginnen, die Bakterien aufzufuttern.
Celluloseabbauer sind sehr, sehr langsam, sie können nicht viel Cellulose in Zucker umwandeln und daher nur wenig Gase freisetzen. Die Stärke- und Zuckerabbauer dagegen sind schnell - rasend schnell! Innerhalb von nur wenigen Stunden können sie sich verdoppeln, innerhalb von einem einzigen Tag verachtfachen! Mit jedem Wachstum und jeder Vermehrung werden auch Gase freigesetzt - immer mehr Gase werden im Blinddarm freigesetzt, irgendwann können diese nicht mehr abtransportiert werden, der Blinddarm wird aufgepustet wie ein Luftballon!
Durch die Luft werden nun die meisten größeren Organismen aus dem Blinddarm gedrückt oder fliehen sogar regelrecht die Luft im Blinddarm. Sie folgen dabei der höchsten Bakterienkonzentration - und die findet sich immer noch im Dickdarm. Riesige Schwärme von unterschiedlichsten Organismen besiedeln nun den Dickdarm, wo sie eigentlich nicht so ganz hingehören - es sind Blinddarmbewohner, keine Dickdarmsiedler!
Nährstoffreiches Spülwasser wird immer wieder durch den Dickdarm entsorgt ... das sorgt dafür, daß sich Escherichia coli, Klebiella, Chlamydien und wie sie alle heißen vermehren können - prima Futter für Flagellaten und andere große Einzeller! Es wird eng im Dickdarm, auch er wird zunehmend überlastet, dem Meerschweinchen bleibt nix anderes mehr übrig, wie noch eine letzte, verzweifelte, ultimative Spülung zu veranlassen. Alles Wasser, was nun noch verfügbar ist, wird unter hohem Energieeinsatz in den gesamten Darm gepumpt. Die eh kaum mehr funktionierende Darmperistaltik wird unter hohem Energieeinsatz noch ein letztes Mal zur Höchstleistung angekurbelt - soweit das bei einer chronisch entzündeten Darmwand noch möglich ist. Die Wasserreserven im Blinddarm werden abgezogen, die Blinddarmgesellschaft vertrocknet, das Wasser wird gebraucht, um es im Dickdarm freizusetzen. Wässriger Durchfall entsteht ... in der Kotprobe sind nun etliche Einzeller nachweisbar, unter anderem hohe Konzentrationen an Flagellaten ... aber auch Giardien, Eimeria caviae und andere, je nachdem, was sich zufälligerweise besonders schnell vermehren konnte.

Der eh schon geschwächte Meerschweinchenkörper muß nun aufgrund von Wassermangel immer mehr Stoffwechselprozesse einstellen, es geht nun rasend schnell, das Meerschweinchen trocknet regelrecht aus, es ist nicht mehr in er Lage, die Darmwand zu reparieren, durch diese letzte und übermäßige Anstrengung gehen die Wasserrückholtransporter der Dickdarmschleimwand drauf, es kann nur noch Wasser in den Darm abgegeben werden und nicht mehr aus dem Kot rausgeholt werden.
Durch diesen letzten ultimativen Rettungsversuch sind alle Systeme überlastet, sie brechen zusammen. Das Meerschweinchen stirbt ... wenn einmal eine derartige Menge Spülwasser aus dem Dünndarm in den Dickdarm gerät, ist es im Grunde genommen zu spät, das Meerschweinchen kann sich nicht mehr retten, jegliche Hilfe ist zu spät.
Man kann hier noch versuchen, dem Körper möglichst Wasser, Elektrolyte und Glucose dadurch zur Verfügung zu stellen, indem man sie unter die Haut spritzt ... aber selbst das ist mehr oder weniger zum Scheitern verurteilt, es gibt nur wenige Meerschweinchen, die das noch überleben können. Meist ist einfach hier Endstation ...

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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von schweinsnase77 » Mi 15. Sep 2010, 15:47

Ich bin gerade gefragt worden, ob ich den Tread verlinken darf und was du als Prävention vorschlägst. :lieb:
Mit freundlichen Grunzern

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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von Isa » Mi 15. Sep 2010, 15:50

Oh, Thread gestern noch total vergessen. Schweinis Beitrag hat mich nun erinnert. ;)
Wow. :shock: Viel Info, viel Input. Genial! :top:
Habs mir gleich mal ausgedruck zum immer wieder durchlesen. :D
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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 15. Sep 2010, 18:06

Es darf kopiert, verlinkt, verbreitet und auch verändert werden, wobei ich allerdings bei Veränderungen drum bitte, die Veränderungen kenntlich zu machen und dazuzuschreiben, wer für die Veränderungen verantwortlich ist, nicht das etwas völlig Sinnentstelltes plötzlich unter meinem Namen im Netz auftaucht - ist schon schlimm genug, wieviele alte, unausgegorene und schlichtweg falsche Texte von mir im Netz unterwegs sind!
Höflich ist es, den Ursprung transparent zu machen, also Autor und Ort. Das hilft Lesern, die Zuverlässigkeit diesen Textes einzuschätzen und mich ausfindig zu machen, wenn Quellen gebraucht werden.

Zur Prävention ist ganz einfach: Umstellen auf meerschweinchengerechte Ernährung.
Viel Frischfutter, viel Gehölz, Gras sollte bei sein, möglichst wenig oder noch besser, keine Sämereien, keine Futtermehle, egal ob in Form von CC, Pellets, Extrudaten oder sonstigem gebackenen, gekochten oder wie auch immer zubereiteten Futters, keine Probiotika ... der Darm braucht seine Zeit, sich zu erholen, auch wenn der Matschkot weggeht, scheint das erste halbe über den Daumen gepeilte Jahr kritisch zu bleiben.

Es gibt bei diesen ganzen Darmgeschichten leider einen Point of no Return, wenn man ein solches Meerschweinchen bekommt, kann man tun und lassen, was man will, es wird aufgrund des geschädigten Darmes sterben.

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Re: Murx'sche Theorie gesucht

Beitrag von schweinsnase77 » Mi 15. Sep 2010, 18:08

Danke dir. :yo:
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