Selektionsverhalten auch ohne ad libitum?

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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
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Vollblutkaninchen
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Selektionsverhalten auch ohne ad libitum?

Beitrag von Vollblutkaninchen » Mo 23. Aug 2010, 15:51

Huhu ihr Lieben,

gestern brachte mir mein Opa frischen Löwenzahn für die Kaninchen. Den habe ich auch gleich verfüttert doch er wurde nicht angerührt, was wirklich sehr, sehr seltsam ist, da meine Langohren eigendlich liebend gern Löwenzahn fressen. Einen Tag später erfuhr ich, dass mein Opa den im Weinberg gesammelt hat und, dass während die Winzer gerade spritzen! (Sein Komentar dazu: "Ach, das halten die schon aus, und, wenn nicht ist auch nicht schlimm." :X ) So, aber wie konnten meine Nins das wissen, obwohl sie doch garnicht ad libitum ernährt werden?

Lg
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Murx Pickwick
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Re: Selektionsverhalten auch ohne ad libitum?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 23. Aug 2010, 17:47

Das Selektionsvermögen ist nicht abhängig von einer ad libitum Frischfutterernährung, sondern Lebensnotwendigkeit!
Jedes Tier kann selektieren (auch wir machen da keine Ausnahme) und es gibt eigentlich nur weniges, was dieses Selektionsverhalten regelrecht ausschaltet. Wenn also ein Kaninchen diesen Löwenzahn gefressen hätte, trotzdem es Löwenzahn mit akzeptabler Qualität kennt, würde das heißen, es ist entweder schwer krank und selektiert in Wirklichkeit auf diese Spritzmittel in der Hoffnung, diese Gifte sind das Richtige und versucht sich selbst zu medikamentieren, oder es ist gerade am Verhungern!
Nur, wenn ein Tier das Gefühl hat, zu verhungern, wird es wahllos, ohne zu selektieren, in sich reinstopfen, was gerade an verfügbarem Futter da ist ... (und selbst das gilt nicht für jedes Tier! Nicht mal für jeden Menschen!)

Wenn TroFu-Kaninchen falsch selektieren, ists einfach nur die mangelnde Erfahrung mit der Dosierung der Pflanzen - sie wissen, diese Pflanzen sind das Richtige für sie, sie schmecken es ganz deutlich - aber der Umgang mit den Pflanzen ist nie trainiert worden, sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, wenn sie genug haben!
Weiterhin kennen sie keine Wirkstoffe, sie selektieren also nur nach Nährstoffen, da sie nix anderes kennen - bei einigen Wirkstoffen kann das fatal werden! Die Kaninchen übernehmen sich und werden krank.
Die meisten Kaninchen schaffen es dennoch, auf Anhieb, das richtige zu selektieren und schnell genug das Dosieren zu lernen ... ihnen passiert nix, selbst wenn sie auf eine Wiese mit giftigen Weidepflanzen gesetzt werden und sie vorher noch nie ne unvermahlene Pflanze gesehen haben. Es sind hier einfach Unfälle, weil sie zu etwas gezwungen werden, was normalerweise nie vorkommen kann ... schließlich lernen ja normalerweise schon die drei Wochen alten Kaninchenjungen, was die anderen, ausgewachsenen Kaninchen fressen und probieren schon Kräuter und Gras in einem Alter, wo sie noch bei Mutter an der Milchbar saufen.

Wenn Heukaninchen jedoch alles in sich aufsaugen, was ihnen vor das Mäulchen kommt, trotz ad lib Heu, ist das ein sicheres Zeichen, daß sie knapp vorm Hungertod stehen! Sicher ... Kaninchen sind Hungerkünstler, sie überstehen Erstaunliches - aber irgendwann ist eben auch ein Kaninchen mit der Gesamtsituation überfordert. Es braucht Zeit, ein Kaninchen, was derartig gierig ist, wieder gesundzufüttern.

Bei TroFu-Kaninchen wiederum können diverse Nährstoffmängel auftreten, welche einfach mit den Darmschäden zu tun haben, welche von gepreßten und gepoppten Futtermehlen verursacht werden. Auch bei Heukaninchen spielt das eine Rolle. Kann beispielsweise kein Zink mehr aufgenommen werden, stellen diese Kaninchen irgendwann die Futteraufnahme ein und fressen nur noch, wo viel Zink drin ist - ist das ausgerechnet der mit zinkhaltigen Pestiziden angereicherte Löwenzahn aus dem Weinberg, ist das Ganze fatal - das Kaninchen vergiftet sich, trotzdem es richtig selektiert hat!

Es gibt einige suchtauslösende Substanzen, welche den Geschmacks- und Geruchssinn mehr oder weniger lahmlegen oder gar direkt am Belohnungszentrum im Hirn oder ähnlichen Andockstellen andocken ... normalerweise werden solche Stoffe von Kaninchen gemieden, werden sie jedoch gezwungen, so etwas aufzunehmen, kann das genau wie bei uns Menschen auch zu echten Süchten führen. Mann kann den Kaninchen dann irgendwann mithilfe dieser Substanz selbst tödlich Giftiges, was sie sonst nie fressen würden, unterjubeln.
Und selbst das können einige Kaninchen noch erkennen und lernen, trotz des suchtauslösenden Stoffes korrekt zu selektieren!

Um solche fatalen Irrtümer auszuschließen, ists halt sehr einfach, Frischfutter nach Belieben rund um die Uhr in genügender Auswahl anzubieten - die Kaninchen haben dann weder Nährstoffmängel, noch sind sie hungrig noch krank und werden so sehr, sehr zuverlässig derartig selektieren, daß es ihnen immer bekommt. Suchtauslösende Stoffe werden gemieden ... etwas schwieriger wird es, wenn man nicht so viel Frischfutter anliefern kann, dann muß der Halter entsprechend durch geeignete Futtermittelvorauswahl verhindern, daß Nährstoffmängel oder Energiemangel (Hunger!) auftreten können. Je mehr rationiert wird, je einseitiger gefüttert wird, desto schwieriger wird es deshalb, Kaninchen gesund zu erhalten.

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Re: Selektionsverhalten auch ohne ad libitum?

Beitrag von Vollblutkaninchen » Mo 23. Aug 2010, 19:28

Vielen, vielen Dank! So eine umfangreiche Antwort habe ich garnicht erwartet.
Leider darf ich von meiner Mutter nicht ad libitum füttern aber ich versuche doch so viel wie möglich an Gemüse und Obst zu kaufen bzw. so viel wie möglich Grünzeug zu sammeln um die abwechslungsreich zu ernähren.

Lg
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Re: Selektionsverhalten auch ohne ad libitum?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 23. Aug 2010, 19:49

... und scheinst das ja auch gut im Griff zu haben - deine Kaninchen haben den Löwenzahn vom Weinberg liegengelassen!

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Re: Selektionsverhalten auch ohne ad libitum?

Beitrag von Vollblutkaninchen » Mo 23. Aug 2010, 19:50

Zum Glück :schwitz:
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