Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

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Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 9. Mär 2010, 16:54

entnommen aus: https://www.tierpla.net/gesundheit-kaninchen/warum-durchfall-t5593.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich selbst mach zwar auch regelmäßig Kotuntersuchungen, um halt meine Haltungs- und Fütterungsbedingungen überprüfen zu können, sonst aber sind sie nicht wirklich lebensnotwendig - außer im Akutfall.

Der Hintergrund ist, ausnahmslos jedes Kaninchen beherbergt Eimeria (Gattung der Organismen, welche Kokzidiose auslösen). Ausnahmslos jedes Kaninchen beherbergt diverse Bakterien, die als krankmachend gelten. Ausnahmslos jedes Kaninchen beherbergt Hefen.
Normalerweise sind diese ganzen Organismen so wenig im Kot enthalten, daß es schon Glückssache ist, da mal ne Eimeria oder ne Chlostridie oder ähnliches zu finden ... anders, wenn sich die Haltungsbedingungen oder Fütterungsbedingungen verschlechtern, da können diese Organismen sich innerhalb weniger Tage extrem vermehren, es kommt zum starken Befall. Anhand der Besiedlung kann man nun darauf schließen, was vemutlich falsch läuft.

Eine Behandlung, nur, weil ein paar Hefen oder Eimeria nachgewiesen wurden, ist nicht notwendig - es sei denn, das Kaninchen leidet unter Durchfall (also flüssiger oder zähflüssiger Kot). Selbst bei Matschkot ist eine Behandlung nur bei starkem Befall notwendig, weil hier einfach die Gefahr, daß man die Haltungs- und Fütterungsbedingungen nicht schnell genug verbessern kann und die Organismen sich deshalb noch weiter vermehren und dem eh schon geschwächten Kaninchen den Rest geben, einfach zu hoch ist.
Matschkot und mittelmäßiger Befall dagegen ist noch kein Behandlungsgrund, sondern hier sollte insbesondere die Fütterung optimiert werden, aber auch geschaut werden, ob vielleicht die Stallhygiene verbessert werden sollte.

So ... dieses Kaninchen hat nun weder Matschkot noch Durchfall, vermutlich war es von Anfang an gesund und hatte nur Blinddarmkot ausgeschieden, wozu also in dem Fall genau ne Kotuntersuchung?
Um zu schauen, ob vielleicht doch noch etwas an der Haltung verbessert werden kann - ja ... ok.
Dann müßten jedoch mehrere Kotproben zweimal jährlich abgegeben werden:
- möglichst frische Sammelkotprobe direkt ins Labor zum Hefenachweis
- über mind. drei Tage gesammelte Sammelkotprobe, die eingeschickt werden kann
Untersucht werden sollte dann auch nicht nur auf Eimeria (Kokzidien), sondern auch auf Wurmeier, Chlostridien usw usf ... erst das Gesamtbild ergibt dann irgendwelche Tendenzen, die in Haltung und Fütterung vermutlich falsch laufen und überprüft werden sollten.
Als Entscheidungshilfe, ob behandelt wird oder nicht - nein! Es liegt kein Grund für eine Kokzidien- oder Hefenbehandlung vor, da kein Durchfall vorliegt und nie vorgelegen hat.

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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von mausefusses » Di 9. Mär 2010, 17:10

Laut meiner Info kann man sich Kokis und Würmer auch über das Futter holen, besonders eben wenn die Tiere auch frei im garten unterwegs sind wo auch andere Tiere sind. Tritt bereits Durchfall auf ist der Befall schon extrem. Meines Wissens ist es besser einen zu hohen Befall frühzeitig zu behandeln bevor Folgeerkrankungen wie Durchfall auftreten daher mache ich die 1/2 jährlichen Proben.

Es kostet 10.- und ich hab Sicherheit, warum sollte man es nicht machen?
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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von mausefusses » Di 9. Mär 2010, 17:22

@lapin
Da hast Du absolut Recht. Ich bin da vielleicht etwas übervorsichtig. Ich hab innerhalb eines 1/2 Jahres zwei Tiere verloren (waren Dinge wo ich auch frühzeitig nix hätte Retten können) und danach wurde ich zur Übermutter.

Ich selber gehe nie zu Vorsorgeuntersuchungen etc. bei den Tieren sehe ich es aber etwas anders.
Wenn ich ein Loch im Zahn habe merke ich das und weiß das. Die Tiere können mir aber nicht sagen: "Du, da ist was ernsteres mit mir." daher versuche ich für mich das beste um frühzeitig Dinge zu entdecken.
Impfen mach ich auch nur 1x im Jahr, einfach weil ich überzeugt bin das die Impfstoffe so lange halten.

Die Kotprobe bringe ich ohne Tiere zum Arzt, die Tiere merken also nix davon, es kostet 10.- und ich fühl mich gut dabei, das ist doch Grund genug, oder?

Bei mir hatte noch nie ein Tier Durchfall und ich finde es nicht normal wenn welcher auftritt.
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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von lapin » Di 9. Mär 2010, 17:26

Kann ich total verstehen...nachdem meine Ninchen an E.Cuniculi erkrankte, war für mich jedes "andere" Verhalten ein auffälliges Verhalten und hab schon die ganze Welt verrückt gemacht...
Ninchen und ich haben es damals gemeinsam geschafft, sie lebt heut noch und das völlig symptomfrei...ich habe festgestellt...wer seine Tiere beobachtet, wird sehr, sehr früh herausfinden was nicht stimmt und genauso schätze ich dich auch ein ;)!

Ich denke mal ganz stark das es bei Lightnings Kaninchen wirklich um zusammengesetzten Blinddarmkot handelte..ich kenn ihr Kaninchen, wie auch sie persönlich ;)!

Du hast aber auch Recht, wenn du sagst...eine Kotprobe tut niemanden weh und ist somit auch nichts übertriebenes...da muss ich dir auch zustimmen!
Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von Lightning » Di 9. Mär 2010, 17:40

Ich kann das auch wohl verstehen,dennoch sehe ich da jetzt wirklich keine Notwendigkeit drin.Ich möchte jetzt auch nicht das es so rüber kommt,als würde ich mich nicht um sie kümmern. :?
Wenn es nicht besser geworden wäre,wäre ich auch zum TA gefahren.
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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 9. Mär 2010, 19:41

Laut meiner Info kann man sich Kokis und Würmer auch über das Futter holen, besonders eben wenn die Tiere auch frei im garten unterwegs sind wo auch andere Tiere sind.
Die meisten Kokzidiosefälle finden sich ausgerechnet in Haltungen, wo die Kaninchen nur mit Pellets gefüttert werden und die Kaninchen von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt sind, beispielsweise in großen Mastbetrieben. Wenn dort nicht alle drei bis vier Monate gegen Kokzidiose behandelt werden würde oder Kokzidiostatika enthaltene Pellets verfüttert würden, wäre die Verlustrate bei den Absetzern durch Kokzidiose nicht nur bei 10 - 30%, sondern bei 80 - 100%. Selbst bei den Zuchttieren gibts einen Verlust bei jedem Jahrgang bis zu 10% ... Verlust bedeutet in dem Falle, Tod trotz Behandlung!

Wenn du jedoch Kaninchen auf Wechselweiden, die ja nun viel mit immer anderen Krankheitserregern zusammenkommen, untersuchst, werden selbst in Weidehaltungsmastbetrieben die Kaninchen nicht gegen Kokzidiose behandelt und bekommen auch keine Kokzidiostatika, trotzdem ist die Verlustrate bei den Absetzern deutlich unter 30% ... teilweise liegt sie bei 0%.

Auf Wechselweiden kannst du fast immer einen leichten bis mittelschweren Befall bei über 50% der Tiere nachweisen, in der Käfigmast dagegen lassen sich Eimeria bei 50% der Tiere gar nicht nachweisen ...

Es sind also nicht die Eimeria, welche zur Kokzidiose führen, es sind die Haltungsbedingungen und Fütterungsbedingungen!

Eine weitere Überlegung zu den Kotproben zur Gesundheitsvorsorge ...
Eimeria vermehrt sich unter günstigen Bedingungen innerhalb von nur 48 Stunden von unterhalb der Nachweisgrenze bis zu einer Menge, die wirklich das stärkste Kaninchen umhaut. Um also wirklich Kotproben zur Gesundheitsvorsorge zu machen, müßte man jeden Tag eine Sammelkotprobe einschicken, um ein vollständiges Screening hinzubekommen. Das sind also, je nach Labor, zwischen 3650 und 7200 Euro im Jahr!
Lohnt sich das?

Egal, ob Eimeria oder Würmer, die Pflanzen zur Bekämpfung auf natürliche Art und Weise wachsen in der Natur und man kann sie als Gewürze kaufen. Sie sind wirksam genug, das Immunsystem eines gesunden Kaninchens auch ... wenn naturnah ernährte Kaninchen an Kokzidiose erkranken oder Würmer sich in ihrem Darmtrakt breitmachen können, dann ist der Auslöser woanders zu suchen, das können Vireninfektionen sein, das kann eine schlechter gewordene Ernährungslage sein oder sogar einfach nur Streß in der Gruppe ... findet man die Ursache rechtzeitig, bevor Kokzidiose ausbricht, und stellt die Ursache ab, dann werden die Kaninchen nicht erkranken. Ist eine Virusinfektion Schuld an der Misere, hat man eh keine Chance, die Ursache auch nur zu erkennen - es bleibt also nur noch Symptombekämpfung, also bei Auftreten von Durchfall nach Kokzidien und Co schauen und wenn die sich massenhaft vermehrt haben, halt bekämpfen ...

Was anderes sind halt Kotuntersuchungen zur Überprüfung der Haltungs- und Fütterungsbedingungen - weil, stellt man fest, daß sich Eimeria und Co massenhaft vermehren, dann stimmt was nicht ... dann kann man systematisch durchgehen, wo man noch optimieren kann: Gruppenzusammensetzung, Hygienestatus, Ernährung, Raumaufteilung ...

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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von bunny-in » Mi 10. Mär 2010, 07:40

Murx Pickwick hat geschrieben:Ich selbst mach zwar auch regelmäßig Kotuntersuchungen, um halt meine Haltungs- und Fütterungsbedingungen überprüfen zu können, sonst aber sind sie nicht wirklich lebensnotwendig - außer im Akutfall.
Was heißt "regelmäßig"? Jedes halbe Jahr oder häufiger?

Das was Du gepostet hast ist absolut schlüssig für mich. Ich bin jetzt jedoch in der Vergangenheit eher jemand gewesen, die nur dann Kot ins Labor geschickt hat, wenn dieser wirklich auffällig war. Es ist so wie Du sagst, es war in beiden Malen wirklich nur geringfügig ein Befall nachweisbar, der jedoch laut Labor nicht behandlungswürdig war.

Und als dann der Laborbericht kam war das Thema eh schon wieder passé, sprich der Kot war wieder wunderschön.

Ich bekomme mit, dass viele vor einer Impfung dazu raten den Kot überprüfen zu lassen. Wie siehst Du das?
Ich persönlich handhabe das nicht so, ich pushe eher das Immunsystem vorher vorsorglich.
Liebe Grüße sendet Sonja

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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 10. Mär 2010, 09:40

Mindestens halbjährlich, allerdings auch, wenn ich sehe, daß bestimmte Kräuter, die sonst nur wenig oder gar nicht gefressen werden, sehr viel gefressen werden - meist kurieren da die Kaninchen da was aus und ich will halt wissen was. Wird was nachgewiesen, geht die nächste Kotprobe, die vier bis sechs Wochen später gesammelt wurde, nochmal ins Labor.
Dabei bin ich dann auch auf den Nachweis gekommen, daß tatsächlich Oregano von meinen Kaninchen fast nur dann gefressen wird, wenn Eimeria im Kot gut nachweisbar sind, meist handelt es sich dann um einen mittelschweren Befall, der jedoch schon zwei Wochen später gar nicht mehr nachweisbar ist. Die Kaninchen bekämpfen also unter anderem mit Oregano die Eimeria, schwächen sie und sorgen dafür, daß sie einfach ausgeschissen werden.
Da Oregano allein allerdings gegen Eimeria niemals so schnell und sauber wirkt, sind es noch andere Kräuter, die sie nebenbei verspeisen - ich hab bisher noch nicht herausbekommen, welche es sind. Ich vermute nur, daß es sich dabei um Thymian, Majoran und Basilikum handeln könnte ... zumindest Thymian wird nämlich zur gleichen Zeit viel gefressen, wenn Oregano verputzt wird und die anderen beiden Kräuter würden auch dazu passen, zumal Oregano eigentlich nur die Wildform des Majoran ist.

Genauso konnte ich den Zusammenhang zwischen Wurmfarn und Bandwürmern nachweisen ... wird vom Wurmfarn viel gefressen, sind oft Bandwurmeier und Bandwurmbruchstücke im Kot nachweisbar. Drei Wochen später ist der Spuk vorbei und selbst im Fleisch sind dann keine Finnen nachweisbar. Offenbar wirkt Wurmfarn nicht nur im Darm, sondern eben auch im gesamten Körper, den Rest macht dann das Immunsystem.
Und noch etwas für mich erstaunliches kam raus ... haben die Kaninchen sich Spulwürmer eingefangen, dann fressen sie soviel Wurmfarn und trinken massenhaft, bis sie flüssigen Durchfall bekommen - vor dem flüssigen Durchfall sind die Würmer nachweisbar, danach nicht mehr - sie erzeugen also einen derartig heftigen Durchfall, daß die Würmer sich erst gar nicht im Darm einnisten können. Schon nach Stunden ist der Spuk vorbei und die Kaninchen wieder gesund und der Kot wieder fest, ohne daß die Kaninchen geschwächt aussehen. Es ist echt faszinierend ... die üblichen Wurmkuren dagegen konnte man meinen Kaninchen deutlich ansehen, sie waren weniger aktiv und offensichtlich geschwächt.

Auch den Nachweis solaninhaltige Pflanzen als wurmtreibendes Mittel konnte ich inzwischen nachweisen - gleiches Prinzip, aber bei den heimischen Nachtschattengewächsen deutlich gesundheitsschädlicher, wie die anderen wurmtreibenden Kräuter, ich geb deshalb regelmäßig das weitaus weniger gesundheitsschädliche Tomatengrün, Kartoffelgrün und ähnliches mit ins Futter, solange die Kaninchen keine Würmer haben, fressen sie das nicht, wenn sie welche haben, fressen sie es - und treiben ihre Würmer und andere Parasiten damit ab. Zumindest Tomatengrün und Kartoffelkeime sind dabei so ungefährlich und nebenwirkungsarm, daß man das sogar im Stall bei Pellet-Gemüse-Heu-Ernährung empfehlen kann, hauptsache, die Kaninchen müssen dieses Kraut nicht als Eiweißlieferant fressen oder haben durch das handelsübliche Kuntibunti einen zu stark geschädigten Darm.
Bei Kuntibuntikaninchen und bei Heukaninchen machen selbst kleinste Mengen der Kartoffelkeime und Tomatengrün sehr oft bösen Durchfall, der die Kaninchen sichtlich schwächt, dazu kommt, daß diese Pflanzenteile sehr eiweißreich sind mit gut verdaulichem Eiweiß, gerade Heukaninchen neigen dazu, derartig große Mengen von Tomatengrün und Kartoffelkeimen zu futtern, um ihren Eiweißmangel ausgleichen zu können, daß sie sich regelrecht ne Solaninvergiftung mit Nervenschäden zuziehen. Bei den Kuntibuntikaninchen dürfte es einfach der von Grund auf ruinierte Darmtrakt sein, der es zuläßt, daß Solanin in den Körper aufgenommen wird - normalerweise wirkt Solanin bei Kaninchen nur im Darm, da sie gegen die Aufnahme in den Körper hochwirksame Schutzmechanismen in der Darmwand haben, die wir Menschen zum Beispiel nicht haben.

Bei den beiden Kotproben, die ich zweimal jährlich mache, ist nur selten überhaupt irgendwas nachweisbar - außer letztes Jahr, als ich Weidelgras und anderes Gras von Wiesen angeboten hatte, wo ich wußte, daß dieses Heu offenbar immer wieder bei meinen Tieren Probleme machte - durch das Weidelgras stieg der Gehalt an Eimeria (und vermutlich auch an Hefen, aber die können in Sammelkotproben, welche über mehrere Tage gesammelt werden, nicht nachgewiesen werden, man bekommt fast immer ein falschpositives Ergebnis) stark an. Ein weiteres Puzzlesteinchen waren in den letzten beiden Jahren das Fraßverhalten der Kaninchen im Frühjahr, sie hatten mir wirklich die gesamte Giftfauna, die bei mir zu finden ist, angeknabbert und als Futter verspeist, selbst Eibe war nicht sicher ... eventuell hatten sie einfach nur die Schäden, die sie durch das Heu bekamen, repariert und den Parasitenbefall bekämpft, der mit diesen Schäden einhergeht. Dieses Jahr jedenfalls fressen sie keine Eibe, Iris, Lilien und Co ... im Gegenteil, selbst Königskerze wird nur wenig gefuttert, Kanin hält sich dies Jahr stark an unproblematischen Kräutern wie Vogelmiere und Wegericharten, so wie ich das auch von der Weide her kenne.

Das sowas natürlich nur geht, wenn die Kaninchen genügend abwechslungsreiches Frischfutter bekommen, ist hoffentlich klar - Heukaninchen mit Wurmfarn behandeln zu wollen kann für das Kaninchen tödlich ausgehen, da der Darm kaputt ist und das Kaninchen zuviel von dem Wurmfarn frißt.

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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von bunny-in » Mi 10. Mär 2010, 11:23

Danke Dir für die ausführliche Antwort.

Ich hab es auch öfter beobachtet, dass sie sich aus Unmengen an Grün gezielt verschiedenes aussuchen und dann gibt es Phasen, da rühren sie eben auch Thymian und Oregano überhaupt nicht an. Sprich das kann ich dann quasi "entsorgen".

Mal ne andere Frage: Wieviel Zeit verbringst Du mit der Beobachtung? Sicherlich ne Menge?
Oder bleibst Du bei der Fütterung dann eine Zeitlang anwesend um zu sehen, was nehmen sie gezielt auf?

An die Nachtschattengewächse wage ich mich ehrlich gesagt nicht. Das ist mir dann doch ein wenig zu riskant. :schäm:
Liebe Grüße sendet Sonja

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Re: Warum Durchfall?

Beitrag von mausefusses » Mi 10. Mär 2010, 12:02

@Murx
Ich hatte vor ca. 3 Monaten einen behandlungsbedürftigen Kokibefall. Ich denke für meinen Teil nicht das ich die Stallhygiene nicht verbessern kann, es sei denn ich soll mit Dampenten und Sagrotan hantieren außerdem sehe ich in meiner Fütterung auch keine groben Fehler. Frischfutter ad libitum plus Garten usw., ich hab also keine Kuntibuntikaninchen (ich mag das Wort, geile Erfindung von Dir !).
Vielleicht ist es einfach mal von außen gekommen oder durch den Garten oder durch VG-Streß.

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Auf Wechselweiden kannst du fast immer einen leichten bis mittelschweren Befall bei über 50% der Tiere nachweisen, 
Inressant, aber dann ist es doch gut wenn ich 1/2 jährlich eine Kotprobe abgebe, oder? Warum gibst Du eine ab. Oder bist Du der Meinung das Kokis gar nicht behandelt werden müssen wenn kein Durchfall besteht?? Das habe ich nicht so ganz verstanden.
Würmer hatte ich noch nicht, jedenfalls nicht in meinem Bestand, nur bei zugekauften Tieren.
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Re: Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 10. Mär 2010, 19:30

Wieviel Zeit verbringst Du mit der Beobachtung? Sicherlich ne Menge?
Ich muß zu meiner Schande gestehen, ich verbringe weniger Zeit zur Beobachtung meiner Tiere, wie ich damals an Zeit in meine Hunde investierte ...

Was für mich persönlich wichtig ist, ist das Beobachten kurz nach dem Füttern - gehen die Kaninchen an den Futterberg, welche Pflanzen werden als erstes herausgesucht, wird intensiv nach etwas gesucht, was offenbar nicht im Futterberg zu finden ist, fressen die Kaninchen alle das Gleiche oder alle sehr unterschiedliches?
Der Beobachtungsaufwand beträgt hier mind. 20min.

Beobachtung in den Morgenstunden, vor allem im Frühjahr - Wer interagiert mit wem, was wird wieviel gefressen, wer scheucht wen, gibts Veränderungen in der Rangordnung, wie oft wird geköttelt, wird Blinddarmkot aufgenommen oder nicht, wird Nistbaumaterial gesammelt und wo wird das Nest gebaut, gibts ungewöhnliche Verhaltensweisen?
Der Beobachtungsaufwand beträgt im Frühjahr zwischen 2 Stunden und 4 Stunden täglich, im Sommer bis Winter beobachte ich so früh morgens nur unregelmäßig und selten länger wie 2 Stunden.

Da es niemand schafft, die optimalen für Kaninchen notwendigen Haltungsbedingungen bereitzustellen, gibts immer etwas in der Kaninchenhaltung zu optimieren, da hier immer zwischen optimiertem Platz, optimierter Stall- und Weidehygiene, optimiertem Futter etc Kompromisse eingegangen werden muß. Bei wachsendem Spannungen in der Gruppe ist es einfach notwendig, Abstriche bei der Weidehygiene zu machen und den Kaninchen Platz zu verschaffen, bei erhöhten Parasitenwerten im Boden ist es wichtig, Abstriche mit dem Platz zu machen und den Kaninchen den Weidegang einzuschränken, daß sich die Weide bzw der Garten wieder erholen kann. Eine durchgängige Beweidung eines unter 500qm großen Grundstückes oder das durchgängige Besiedeln einer mit Sand oder Erde gefüllte Voliere muß zwangsweise dazu führen, daß sich Parasiten im Boden anreichern. Weide braucht also immer wieder zwei bis drei Wochen in praller Sonne ohne Kaninchen, damit der Boden zuverlässig durch UV-Strahlung der Sonne von Parasiten gereinigt wird, Volierensand muß meist einmal jährlich komplett ausgewechselt werden.
Weitere häufig gemachte Fehler der Stallhygiene ist die Verwendung von Styropor zur Isolierung, da es kaum ein Material gibt, welches derartig gut Parasiten einen Unterschlupf gewährt, wie ausgerechnet das so oft verwendete Styropor, der Einsatz von Holz, Betonboden oder Betonwände/Steinwände, welche nicht gekalkt werden usw usf ... es gibt hier nur allzuviel, was man optimieren kann ... oder zumindest auf Machbarkeit überprüfen sollte.

Nur derjenige, welcher durchgängig eine Busch- und Baumsteppe mit Sandboden und Teichen als Trinkgelegenheiten dazwischen und intensiver Sonnenbestrahlung über ein Großteil des Jahres bieten kann, pro Kaninchen mehr wie 200qm bieten kann, der darf sich hier zurücklehnen und sagen - da gibts nix mehr zu verbessern, das ist wirklich optimal! Nur - könnt ihr mir sagen, wie man sowas hier in Deutschland verwirklichen soll? - Geht nicht!
Also kann und muß man immer mal optimieren und dafür woanders Kompromisse eingehen ... ebenso wie mit Platz, Fütterung, Gruppenzusammenstellung und und und, Tierhaltung ist nunmal eine Aneinanderreihung von Kompromissen, bei denen über Beobachtung herausgefunden werden muß, wo und ab wann die Haltung für die Tiere unzumutbar und krankmachend wird. Was wir bieten, sind nur Workarounds, nix weiter ... also ist auch in der besten Tierhaltung eine Optimierung möglich und nötig - und wo man gerade optimieren muß und wo man wiederum einschränken darf, läßt sich nur über Beobachtung herausfinden. Nur, wer seine Tiere gut kennt, wird sie gesund und glücklich halten können.

Was die Kokzidiose selbst angeht ... es gibt hier leider etwas, was nicht beeinflußt und nicht am lebenden Kaninchen nachgewiesen werden kann, und das ist die Infektion mit Viren. Man kann hier nur versuchen, das Immunsystem der Kaninchen durch entsprechende Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu stützen.
Infizieren sich Kaninchen mit Viren, werden sie geschwächt und fast immer wird das begleitet durch das Ansteigen der Eimeria-Anzahl im Kot.

Eingegriffen werden muß dann, wenn:
- Bei Matschkot ein mittelmäßiger oder hoher Befall nachgewiesen wird.
- Bei flüssigem oder zähflüssigem oder schleimigen Durchfall ein Befall mit Eimeria nachgewiesen wird.
In beiden Fällen ist die Belastung für das Kaninchen bei weiterer Vermehrung von Eimeria tödlich, muß also vorsichtshalber unterbunden werden, bevor das Kaninchen stirbt ...

Solange das Kaninchen symptomlos ist und der Kot nicht klebrig ist (und unter der Vorraussetzung, daß es kein Kuntibunti- oder Pelletkaninchen ist oder aber gerade umgezogen ist), braucht selbst beim Nachweis eines schweren Befalles nicht behandelt zu werden.
Wird nach dem Umzug eines Kaninchens oder nach einer VG eines Kaninchens ein starker Befall festgestellt, ist es sicherer, zu behandeln - einfach, weil solch eine Belastung oft das Immunsystem des Kaninchens überfordert, auch bei naturnaher, kräuterreicher Ernährung. Die Gefahr, daß dann der starke Befall das Kaninchen überfordert und es dann doch wegen Darmkokzidiose stirbt, ist da recht hoch ... und hier macht dann die vorsorgliche Kotuntersuchung direkt nach Umzug und vier Wochen nach Umzug bzw gleiches bei VG durchaus auch aus Krankheitsvorsorge heraus Sinn ... Kaninchen reagieren auf Ortswechsel extrem empfindlich.

Bei kaputtem Darm, wie er nur allzuoft bei den Kuntibuntikaninchen und Pelletkaninchen auftaucht, sollte ein festgestellter starker Befall immer behandelt werden, auch wenn sie noch symptomlos sind, die Gefahr, daß sich die Eimeria so stark vermehren, daß durch die Giftstoffe, die über die Darmwand aufgenommen werden, das Kaninchen vergiftet wird, ist bei diesen Kaninchen zu hoch ... man kann da nicht drauf warten, daß das Kaninchen das allein schafft.

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Re: Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

Beitrag von bunny-in » Mi 10. Mär 2010, 19:58

Das Beobachten handhabe ich auch so, wobei es morgens bedingt durch den Job und die wenige Zeit recht kurz ist.
Wenn ich dann jedoch zuhause bin und es die nächste Ladung gibt, wird dann auch beobachtet.

Du hälst, so klingt das jedenfalls für mich, eine größere Gruppe? Wieviel Tiere auf wieviel qm?


Wie sind Deine Erfahrungen in Bezug auf die Ausscheidung von Kotwasser?
Ich hatte ein Kaninchen, was zuletzt trotz einwandfreiem Kot immer wieder Kotwasser ausschied.
Ich erlebe es in meiner Praxis auch des öfteren. Häufig gibt es hier einen Verdachtsfall in Bezug auf das Trockengemüse. Denn kaum wird das abgesetzt wird es deutlich besser.
Ganz verschwinden tut es jedoch sehr selten, manchmal nur zeitweise und tritt dann tröpfchenweise wieder auf.
Liebe Grüße sendet Sonja

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Re: Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 11. Mär 2010, 09:21

Ich kenne Kotwasser weder von Kaninchen, die ich vor Jahren als Second Hand Kaninchen übernommen hatte, noch von meinen Kaninchen. Ich fütter allerdings auch kein getrocknetes Gemüse - wozu auch?
Auf die Trockenmasse umgerechnet ist getrocknetes Gemüse deutlich teurer wie frisches Gemüse, es steckt deutlich mehr Energie drin und es bringt keine Vorteile - im Gegenteil, für Kaninchen ist getrocknetes Gemüse unnatürlich, wenn du Wildkaninchen getrocknetes Gemüse anbietest, fressen die das nicht mal. Sie finden schließlich genügend lebende Pflanzen - warum sollten sie tote Pflanzen fressen?
Gemüse gibt es frisch ganzjährig zu kaufen, man kann Gemüse im Herbst frisch einlagern, so daß es noch im Frühjahr lebt und es gibt Wintergemüse, die bis ins Frühjahr hinein frisch geerntet werden können, und da arbeite ich drauf hin.

Ich selbst halte Kaninchen als Nutztiere, kurzum, ich halte sie, um sie zu essen. Dadurch ist die Gruppengröße sehr unterschiedlich ...
Die letzten Jahre hatte ich nur noch zwei Rammler und vier Häsinnen, dies Jahr will ich Nachwuchshäsinnen behalten, muß jedoch dafür noch eine Menge umbauen, daß das klappen kann. Die bewährten Häsinnen bleiben selbstverständlich.

Solange es ging, hab ich meine Kaninchen in Freilandhaltung gehalten - hab jedoch das Pech, daß sich hier Schwarzmilane auf die Ansitzjagd auf "Großwild" spezialisiert haben. Bei den vielen alten Bäumen bei mir in der Schlucht haben die Kaninchen keine Chancen, die Greifvögel sitzen für die Kaninchen unsichtbar in den Ästen und lassen sich einfach auf die Kaninchen drauffallen. Das geht so schnell, so schnell kann kein Kaninchen reagieren. Dazu kommt, sie können sich in dem festen Lehmboden mit Granituntergrund keine Wohnburgen bauen. Deshalb sitzen sie nun im Stall ...

Wie sie den Winter verbringen mußten, mag ich eigentlich gar nicht wirklich sagen, es ist zu beengt ... eine Dreiergruppe auf 9qm, eine Fünfergruppe auf nur 15qm - das sind nicht mal Mindestmaße für Meerschweinchen! Also nicht nachahmenswert. Spätestens, wenn die ersten Jungen im Kommen sind, muß ich wenigstens den Lagerraum für die große Gruppe fertighaben, das wären dann schätzungsweise 50qm - reicht gerade so, die Jungen wollen ja schließlich auch ein wenig Platz haben. Die kleine Gruppe hätte dann die 9qm + der 15qm + Laufgang. Immer noch sehr beengt, sollte jedoch für diese Gruppe funktionieren. Weiterhin müssen Ausläufe geschaffen werden - ich hab mich einfach damit abgefunden, daß ich weder das Gelände für die Freilaufhaltung hab noch in nächster Zeit eine für mich passende Weide finde und das ständige Improvisieren und mal Freilaufhaltung, dann wieder nicht oder nur für einzelne Häsinnen ist nicht das wahre ... .

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Re: Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

Beitrag von bunny-in » Do 11. Mär 2010, 09:45

Murx Pickwick hat geschrieben:Ich kenne Kotwasser weder von Kaninchen, die ich vor Jahren als Second Hand Kaninchen übernommen hatte, noch von meinen Kaninchen.
Sei froh.
Bei Pferden ist das Thema ja nicht unbekannt.

Das getrocknete Gemüse kam vor einigen Jahren ja als Boom raus. Ich bin dieser Verlockung auch nachgegangen und hab es gegeben.

Mittlerweile beäuge ich dies kritisch, eben weil immer mehr Tiere die seltsamsten Verdauungsprobleme zeigen.
Jip, da hast Du Recht- es ist nicht natürlich. Gemüse überhaupt empfinde ich als nicht wirklich natürlich. Die Mengen die wir den Kaninchen geben frisst das Wildkanin doch eher weniger in der Natur.

Wenn Du Kaninchen als Nutztiere hälst, wie alt werden diese dann?
Das Kotwasser tauchte bei den Kaninchen (meines und das von Patienten) auf, als diese das 5. Lebensjahr bereits überschritten hatten. Eventuell ist es eher ein Thema von älteren, falsch ernährten Tieren?!
Liebe Grüße sendet Sonja

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Re: Regelmäßige Kotprobe ja oder nein?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 11. Mär 2010, 10:32

Die Mengen die wir den Kaninchen geben frisst das Wildkanin doch eher weniger in der Natur.
Raps würd ich eher zum Thema Gemüse dazuzählen ... hier fressen die Kaninchen an den Rapsfeldern bis zu 50% Raps, man sieht die Schäden richtig, die sie da wegfuttern ... ebenso werden Kohl, Hackfrüchte, junges Getreide (insbesondere im Winter) und junge Maispflanzen und im Herbst die heruntergefallenen Maiskolben viel gefressen.
In Schrebergartenkolonien, wo nur biologischer Anbau erlaubt ist, ernähren sich die Kaninchen zu fast 80% von den unterschiedlichsten Gemüsesorten, die dort angebaut werden und sind in solchen Schrebergärten ein echtes Problem.

Der Grund:
1. Viele Gemüse sind nur weitergezüchtete Pflanzenarten, die größtenteils schon von der Wildform unserer Hauskaninchen in Spanien und Nordafrika gefressen wurden.
2. Kaninchen fressen nach Angebot und so ne schöne Rapsmonokultur ist insbesondere im Winter ein wirklich leckeres, eiweißreiches Kräuterangebot, was Kanin deshalb nicht ausschlagen wird.
3. Kaninchen sind nicht die Pflanzenarten angeboren, die sie fressen oder auch nicht fressen können, sondern wie sich die Wirkung der Inhaltsstoffe anfühlen sollten und an welchen Pflanzenteilen die Wahrscheinlichkeit zum Finden der "richtigen" Nahrung am höchsten ist. Und ob du nun nen Hirtentäschel hast oder nen Blumenkohl - die Inhaltsstoffe gleichen sich, einzig die Verteilung der Inhaltsstoffe ist unterschiedlich und beim Blumenkohl ist ungünstigerweise das für Kaninchen Uninteressanteste, die Blüte, auf supergroß gezüchtet. Also - warum sollten Kaninchen den Blumenkohl liegenlassen, aber das weit weniger effiziente Hirtentäschel futtern und sich nach dieser winzigen Pflanze halbtotsuchen? Selbst vom Jungblattanteil hat ein Blumenkohl deutlich mehr zu bieten, wie son winzig kleines Hirtentäschel und die Wirkstoffe sind in beiden Pflanzenarten enthalten.
Frisches Gemüse ist also gar nicht so unnatürlich für Kaninchen, wie es auf den ersten Blick erscheint - es ist nur einfach von der Artenanzahl sehr eingeschränkt, da viele Gemüsesorten in Wirklichkeit nur eine einzige Art sind (Blumenkohl, Rotkohl, Wirsing, Kohlrabi - das sind alles ein und dieselbe Art, wobei Wirsing und Kohlrabi noch am ehesten von der Menge und Verteilung der Fraßschutzstoffe dem Klippenkohl, also dem Wildkohl, entspricht) ... und Kaninchen bräuchten eigentlich zur optimalen Versorgung mind. 50 Pflanzenarten täglich im Angebot, wobei wir wieder bei den haltungsbedingten Kompromissen wären, denn eine derartige Auswahl wird wohl kaum jemand von uns anbieten können, mit oder ohne Gemüse ...

Was tatsächlich unnatürlich ist, ist Wiesenheu - das besteht nämlich fast nur aus Pflanzen und Pflanzenteilen, die Wildkaninchen nicht mal mit dem Boppes anschaun ... und das wird uns vom Tierschutz als natürlich verkauft ... :roll:
Generell sind getrocknete Pflanzen für Kaninchen als kritisch zu betrachten ... Wildkaninchen fressen nur sehr, sehr wenig getrocknete Pflanzenteile, von den getrockneten Pflanzenteilen, die tatsächlich gefressen werden, machen Sämereien den Löwenanteil aus. Kräuter haben wir nicht die Möglichkeit, in genügender Artenvielfalt zu verfüttern, wenn wir nur Frisches geben - da machen also die unnatürlich trockenen Kräuter durchaus Sinn, um eben Wirkstoffe zu bieten, welche die Kaninchen sonst gar nicht im Futterangebot hätten.
Aber getrocknetes Gemüse? - Die Wirkstoffe sind doch auch im frischen Gemüse an der Gemüsetheke drin, oder nicht? :D

Im Winter wird auch viel Laub gefressen - das ist getrocknet, hat jedoch nen ganz andere Wirkstoffzusammensetzung wie Wiesenheu und wird ebenso, wie Sauergräser (welche zu allerhöchstens 10% im Wiesenheu enthalten sind, aber von einigen Wildkaninchenpopulationen bis zu 50% gefuttert werden), als Rauhfutter von Wildkaninchen verspeist. Wir können ihnen im Winter bei korrekter Planung sogar was Besseres bieten: Im Juni/Juli geschnittenes und getrocknetes Laubheu, welches zudem auch noch zusätzlich zu den Wirkstoffen, die Wildkaninchen natürlicherweise mit dem Herbstlaub aufnehmen, eben noch diverse Nährstoffe bietet, welche Kaninchen gut verdauen können ... Laubheu ist also das bessere und natürlichere Rauhfutter, ist jedoch auch deutlich schwerer zu beschaffen.

Die Schlachtkaninchen werden bei mir entweder schon als Absetzer mit vier Wochen von mir als Katzenfutter verfüttert oder aber mit einem halben Jahr bis ein Dreiviertel Jahr geschlachtet, die Zuchtkaninchen werden bei mir zwischen 6 - 8 Jahren alt, ältere Kaninchen hatte ich bisher noch nicht ... vielleicht, wenn ich es endlich schaffe, nen wirklich guten Ernährungs- und Platzkompromiß zu finden. Immerhin hat sich das Durchschnittsalter der Zuchttiere wirklich langsam mit der Verbesserung der Haltungs- und Ernährungsbedingungen erhöht, wenn ich mir das so anschaue, die ersten drei Kaninchen, die ich hatte, wurden nur 1 - 6 Jahre alt ... kannten allerdings auch Pellet-Gemüse-Heu-Fütterung und Buchtenhaltung in den ersten Jahren (etwas, was ich keinem Kaninchen mehr antun würde!)

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