Irgendwie verstehe ich was nicht so ganz richtig:
Verstärkt lese ich in letzter Zeit, dass Weidelgräser ungesund sein können. Weidelgräser sind ja nun Süßgräser oder nicht? Und Bambus gehört doch auch zu den Süßgräsern, darf ich den dann auch nicht mehr füttern? Wobei ich den auch nur im Winter füttere und auch nicht in soooo großen Mengen.
Oder muss man bei Süßgräsern nur unter bestimmten Bedingungen aufpassen, also wenn man z. B. schwangere Kaninchen oder Jungtiere hat?
Irgendwie ist mir das (noch) nicht ganz klar.
Weidelgräser gesundheitsschädlich - und Bambus?
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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht. Solltest du Interesse daran haben bei deiner Tierart genau in Erfahrung zu bringen, ob entsprechende Pflanzen nun gut oder schlecht für sie sind, bitten wir dich im entsprechenden Forum eine direkte Frage zu stellen.
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Weidelgräser gesundheitsschädlich - und Bambus?
"Dass einmal das Wort Tierschutz geschaffen werden musste,
ist eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung."
(Theodor Heuss)
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Re: Weidelgräser gesundheitsschädlich - und Bambus?
Weidelgräser sind "gezüchtete" Süßgräser. Durch die Zucht wurde ihre Zusammensetzung verändert, jetzt hat man Gräser geschaffen, die mehr Ertrag bringen und auch viel resistenter sind, wobei aber ebenso auch unpraktische Eigenschaften mitgezüchtet wurden. Diese Gräser sind Hochleistungsgräser für die intensive Landwirtschaft, sie haben einen extrem hohen Fruktan-Gehalt und sie produzieren extrem viel Alkaloide! Das macht sie schädlich. Ursprüngliche normale Gräser haben diese Eigenschaften nicht. Süßgräser ansich sind für Kaninchen als Futtermittel möglich, aber eben nicht diese speziellen Zuchtgräser, die sich flächendeckend ausgebreitet haben und heute alle Wiesen überwuchern.
Schwierig ist es allerdings den Unterschied zu erkennen... Gräser kann man nicht so einfach bestimmen. Die meisten kann man fast nur in der Blüte bestimmen. Daher ist es schwierig andere Gräser zu erkennen und somit zu füttern.
Schwierig ist es allerdings den Unterschied zu erkennen... Gräser kann man nicht so einfach bestimmen. Die meisten kann man fast nur in der Blüte bestimmen. Daher ist es schwierig andere Gräser zu erkennen und somit zu füttern.

Ich wünsche Dir...
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Re: Weidelgräser gesundheitsschädlich - und Bambus?
Einleitung
Das Weidelgrasproblem ist nicht, daß Weidelgräser Süßgräser sind und es natürlicherweise auch giftige Süßgräserarten gibt (Taumellolch beispielsweise, auch eine Weidelgrasart), sondern das Problem ist, daß sie extrem stark züchterisch bearbeitet wurden ... selbst Weizen konnte in 10.000 Jahren nicht so stark verändert werden, wie die Weidelgräser in den letzten 50 Jahren!
Die genaue Wirkung dieser Hochzuchtgräser ist dabei immer noch nicht aufgeklärt, es gibt jedoch ein paar Erklärungsansätze, was sich verändert hat, und welche fatalen Auswirkungen das haben könnte.
Die wilden Weidelgräser
Weidelgräser kamen früher nur in Europa und Asien in Flutrasengesellschaften vor, also in Gebieten, welche regelmäßig überschwemmt wurden bzw die ganzjährig mehr oder weniger sumpfig sind und wo das Wasser oft tagelang zentimeterhoch stand oder über die Wiese schwappte. Die Besonderheit eines solchen Biotops ist, daß durch das Wasser sehr viel Dünger in Form von Vogelscheiße, Fischkot, verrottenden Pflanzenteilen, Löß und ausgewaschenen Nährstoffen aus humösen Böden eingebracht wird, die Weidelgräser kamen also schon von Natur aus in sehr nährstoffreichen Gebieten vor. Sie haben eine sehr hohe Resistenz gegenüber Überflutungen. Durch die Nährstoffverfügbarkeit konnten sie es sich leisten, besonders viele Transportzucker aufzubauen, mit denen sie Nährstoffe schneller und besser transportieren können wie jedes andere Süßgras. Gleichzeitig können sie mit bestimmten Pilzen in Symbiose leben, die Pilze besiedeln dabei das Innere der Graspflanze und werden von den Nährstoffen ernährt, welche das Weidelgras transportiert. Dafür stellen diese Pilze wiederum hochwirksame Alkaloide her, welche sowohl die Pilze, als auch das Gras vor Krankheiten und vorm Gefressenwerden schützen. Funktionierte jahrtausendelang wunderbar, wer von den Weidelgräsern fraß, dem wurde Übel und der begnügte sich dann lieber mit Gras, was an trockenen Stellen wuchs - zumal die wilden Weidelgräser nicht mal besonders gut schmecken.
Trotzdem gab es von jeher eine Weidelgrasart, welche sich besonders viele dieser Symbionten leisten konnte, der Taumellolch - eigentlich kein Problem für weidende Tiere, denn die mieden einfach die Stellen, wo der Taumellolch wuchs ... bis der Mensch auf die Idee kam, Tiere einzusperren oder dazu zu zwingen, dort zu grasen, wo der Taumellolch halt vorkam, er wurde nun aufgrund von Hunger gefressen.
Weidetiere, welche nun gezwungen waren, Taumellolch zu fressen, fingen an zu taumeln, sie verwarfen ihre Jungen und Milchkühe gaben weniger Milch, der Mensch erkannte, es ist besser, seine Tiere nicht auf Weiden zu lassen, wo der Taumellolch vorkam. Durch Trockenlegung der Wiesen wurde der Taumellolch zurückgedrängt, es gab nun kein Gras mehr, welches das Weidevieh gefährdete ...
Der Anfang der Weidelgraszüchtung
Es gab nun allerdings eine andere Beobachtung, Rinder, welche deutsches Weidelgras oder englisches Weidelgras fraßen, gaben mehr Milch wie Rinder auf den übrigen Weiden und man konnte Rinder schneller mästen auf Weidelgraswiesen ... also wäre es doch sinnvoll, die leistungssteigernden Weidelgräser so zu züchten, daß sie auf allen Wiesen gedeien und nicht nur auf nassem Grund, wo die Rinder aufgrund der Nässe erkranken würden ... der Anfang dazu wurde gemacht, als man rausfand, daß Weidelgräser auch auf trockenerem Boden gediehen, wenn man denn nur genügend düngen würde.
Nach und nach fand man raus, daß sich die Weidelgräser aufgrund ihres Gehaltes an Zucker von allen anderen Gräsern unterschieden und Rinder die Weidelgräser umso lieber fraßen, je mehr Zucker diese enthielten - logische Konsequenz, es wurde nun zusätzlich versucht, Weidelgräser zu züchten, die nicht nur immer besser auf immer trockeneren Standorten gediehen und auch den ziemlich zerstörerischen Tritt der Rinder aushielten, sondern zudem auch noch einen möglichst hohen Zuckergehalt aufwiesen.
Das Ergebnis der Zucht
Ein durchschnittliches Steppengras, woran unsere Kaninchen und viele Weidegänger, wie Rinder und Pferde, angepaßt waren, hat einen Zuckergehalt in der Trockenmasse von deutlich unter 5%. Wilde Weidelgräser kommen auf einen Zuckergehalt von 2% - maximal 10% bei ungünstigsten Witterungsverhältnissen.
Die Hochzuchtweidelgräser haben inzwischen einen Zuckergehalt in der Trockenmasse von 5 - 60%, je nach Witterung ...
Es hat sich nicht nur der Zuckergehalt so verändert, sondern auch das Vermögen, Eiweiß zu bilden. Grob gesagt, je mehr Zucker so ein Weidelgras aufbaut, desto weniger Energie bleibt da, um Eiweiß aufzubauen. Wir haben hier also bei hohem Zuckergehalt etwas, was so in keinem Gras jemals vorkam, ein hoher Zuckergehalt bei niedrigem Eiweißgehalt. Das ist absolut unnatürlich. Gräser mit niedrigem Eiweißgehalt haben normalerweise einen hohen Gehalt an Lignin, Lignocellulose und Cellulose (also das, was häufig genug unter Rohfaser verstanden wird) und einen niedrigen Gehalt an Zucker. Steigt der Eiweißgehalt, steigt auch der Zuckergehalt und der Gehalt an Cellulose, Lignin und Lignocellulose ist eher gering.
Nur bei den hochgezüchteten Weidelgräsern ist das nicht mehr so ... je höher der Zuckergehalt ist, desto geringer ist nun auch der Eiweißgehalt bei niedrigem Rohfasergehalt!
Aber auch damit haben sich die züchterischen Veränderungen nicht erschöpft ... während früher einzig der Taumellolch in der Lage war, so viele Symbionten zu beherbergen und zu ernähren, daß für Weidetiere krankmachende Mengen an Alkaloide gebildet werden konnten, sind die Hochzuchtformen der Weidelgräser auch darin weitaus besser, sie können, wenn sie diese Symbionten beherrbergen, viel mehr Symbionten ernähren und nicht nur das, sie können auch viel mehr Nahrung ihren Symbionten bereitstellen, so daß nun Symbionten entstehen konnten, welche extrem viel Alkaloide herstellen können - so viel, wie noch nie in der gesamten Grasgeschichte jemals von diesen Alkaloiden in einem einzelnen Grashalm vorkamen!
Die Symbiose klappt so gut, daß zunehmend die Hochzuchtsorten auf allen Standorten wachsen können, wo überhaupt nur Gras wachsen kann! Dabei gilt die Daumenregel: Je mehr Symbionten das Weidelgras ernähren kann und je mehr Alkaloide hergestellt werden können, desto trittfester, trockenresistenter und schnellwachsender ist das Weidelgras auch ...
Die ersten katastrophalen Auswirkungen sah man dann, als angefangen wurde, die Weidelgräser zu exportieren. In heißen Ländern waren die Weidelgräser nicht nur noch zuckerreicher, sondern es waren die Weidelgräser mit ner Extraportion Symbiont besonders erfolgreich - und damit auch eben diejenigen mit einem besonders hohen Alkaloidgehalt. Das Vieh fing auf solchen Weiden an zu taumeln und krank zu werden ... macht nix, man kann die Weidelgräser auch ohne Symbiont züchten oder mit Symbionten züchten, welche nur wenig dieser hochgiftigen Alkaloide herstellen.
Nun eignen sich diese Hochzuchtweidelgräser inzwischen auch prima für den Golfrasen vor der eigenen Haustür - es gibt keine Grasart, welche die wöchentliche Kurzrasur in unseren Kleingärten besser übersteht, wie son ursprünglich für Milchvieh gezüchtetes Weidelgras - und da ja kein Weidevieh im Vorgarten steht, sondern robuste, unvergiftbare Rasenmäher die Kürzung der Halme übernahmen, war es nicht nötig, die Symbionten dahingehend zu züchten, daß sie wenig Alkaloide herstellen ... noch niemand hat Trittrasen auf den Alkaloidgehalt hin untersucht, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß der Gehalt an Alkaloiden im normalen Trittrasen derartig krass hoch ist, daß es selbst das gesündeste Kaninchen umhauen kann ... vermutlich müßte man den Rasenschnitt auf der Sondermülldeponie entsorgen, wenn hier wirklich mal gemessen werden würde, wie hoch der Alkaloidgehalt unserer Zierrasen wirklich ist!
Da jetzt jedoch ein naher Verwandter der Weidelgräser, der Wiesenschwingel, fast genauso trittfest und mähfest ist, wie Hochzucht-Weidelgras, wird dieser seinerseits in Trittrasenmischungen verwendet - und kann ganz unbemerkt die gleichen Symbionten benutzen, wie das hochgezüchtete Weidelgras!
Wir tragen nun mit diesen Symbionten geimpfte Grassamen aus den Trittrasen mit unseren Schuhen quer durch die Botanik, die Trittrasengräser siedeln sich nun auf Wegen, Weiden, im Wald und eigentlich fast überall an, wo es nur genügend Nährstoffe im Boden für sie gibt. So kommen dann doch wieder hochgiftige Sorten auf die Weiden, wo sie letztendlich das Vieh wiederum vergiften - oder aber als Heu unsere Kaninchen und Meerschweinchen! Trotzdem gibt es bisher kaum Untersuchungen zu dem Thema in Deutschland, denn das Weidelgrasproblem und das Wiesenschwingelproblem ist ja nach offizieller Lehrmeinung ein Problem der wärmeren Gegenden ... es wird weiter auf Trittfestigkeit und Süße der Gräser gezüchtet.
Besorgniserregend ist jedoch eine neuere Studie, welche auf einigen Weiden auch in Deutschland sehr hohe Alkaloidwerte nachweisen konnte ... so hohe, daß durchaus Pferde, welche dieses Gras fressen, daran sterben könnten. Der Nachweis, daß auch bei uns in Deutschland Weidevieh aufgrund des Alkaloidgehaltes krank werden, ist bisher nicht erfolgt (klar, wird ja nicht drauf untersucht), Weidevieh mit den gleichen Symptomen wie in wärmeren Gebieten mit hohem Alkaloidgehalt der Weiden dagegen wurden unabhängig voneinander von vielen Landwirten und Pferdebesitzern beobachtet und diese Symptome nehmen in Deutschland merklich zu.
Da der Mensch wollte, daß sein Milchvieh dieses giftige Gras auch fraßen, er wollte ja viel Milch pro Kuh haben, wurde dem Weidelgras die schlecht schmeckenden Wirkstoffe weggezüchtet - das Gras schmeckt also einfach nur leckersüß, so wie halt ein potentiell eiweißreiches und besonders nährstoffreiches Gras halt so schmeckt ... ein Umstand, den es noch nie zuvor in der gesamten Grasevolution gab, denn Gräser, die sich wirkungsvoll schützen, wollen ja nicht gefressen werden, also bauen sie extra schlecht schmeckende Wirkstoffe, damit auch noch besonders hartnäckige und dämliche Weidegänger mitbekommen, oha! Das Zeug schmeckt ja widerlich! Igitt!
Genau diese Eigenschaft fehlt nun allerdings den Hochzucht-Weidelgräsern, die schmecken jetzt einfach nur noch lecker ...
Die Ähre hat sich verändert, sie hat die gleiche Größenveränderung durchgemacht, wie das Weizenkorn in 10.000 Jahren. Außerdem ist der Spelzanteil kleiner geworden. Die Ähre bringt also genau wie Weizen einen deutlich höheren Stärkeanteil mit.
Es ist zu vermuten, daß noch weitere Parameter mitverändert wurden: Phytingehalt, Kieselsäuregehalt, Eiweißstruktur, Verhältnis der einzelnen Zucker zueinander usw usf ... untersucht wurde bisher in der Richtung nix.
Der Zucker in Gräsern
Oben hab ich nur von Zucker geredet, tatsächlich handelt es sich jedoch um Zuckerarten, welche so nur in Gräsern vorkommen - schon immer. Das hat auch nie irgendeinen Weidegänger gestört ... Dabei ist ein Zucker bei den krankmachenden Eigenschaften von Hochzucht-Weidelgräsern offenbar ausschlaggebend, eine Transportzuckerart, welcher nur in Gräsern und nirgendwo sonst vorkommt. Es handelt sich hier um Fruktane vom Phleumtyp.
Fruktane selbst sind weit verbreitet, man findet sie in Speicherwurzeln (vielen wird das Inulin in Topinamburknollen ein Begriff sein, das ist so ein Fruktan, einigen wird auch die Abkürzung FOS aus Tierfuttermitteln und Fertignahrungsmitteln sicher ein Begriff sein, das ist die Abkürzung für Fructooligosaccharide, welche nur ein anderer Begriff für Fruktane ist), man findet sie in Kräutern, man findet sie sogar in Blütenblättern. Es handelt sich hier um relativ kurze Fruktane vom sogenannten Inulintyp. Diese können von Bakterien gut zerlegt werden, Kaninchen und Meerschweinchen können mithilfe ihres Blinddarmes also diese Fruktane ohne Probleme nutzen.
Fruktane in Gräsern haben jedoch eine andere Bindung zwischen den einzelnen Zuckereinheiten und sind deutlich länger wie die Fruktane, die man sonst im Pflanzenreich findet. Es gibt nur sehr, sehr wenige Bakterien, die damit umgehen können und scheinbar sind das ausgerechnet die Bakterien, die aufgrund der vermehrten Gasbildung bei der Verdauung nicht mal was im Blinddarm und Darm verloren haben ... auffällig ist nämlich, daß Kaninchen und Meerschweinchen hohe Fruktangehalte in Topinambur vertragen, jedoch nicht hohe Fruktangehalte in Gräsern! Von den Gräserfruktanen bekommen Meerschweinchen Blähungen und auch Kaninchen scheinen damit nicht wirklich gut zurechtzukommen ...
Um es noch mal deutlich zu sagen, es gibt keine einzige wilde Grasart, welche so viele Fructane bildet, daß sie gefährlich werden könnten - einzig die auf Zuckergehalt gezüchteten Weidelgräser weisen nun einen gefährlich hohen Anteil dieser Fruktane vom Phleumtyp auf! Es gab noch niemals in der gesamten Evolution der Gräser Arten, welche, egal unter welchen Witterungsbedingungen, über 20% Zuckergehalt in der Trockenmasse produzieren konnten, fast alle Gräser bleiben deutlich unter 10%. Alles, was über 10% gemessen wird bei Wildgräsern sind absolute Spitzenwerte, die äußerst selten erreicht werden.
Hochleistungs-Weidelgräser dagegen kommen selbst bei normalen Witterungsbedingungen locker auf über 10% Zuckergehalt in der Trockenmasse, davon sind deutlich mehr wie die Hälfte der Zucker Fruktane! Bei ungünstiger Witterung kann der Fruktangehalt über 50% der Trockenmasse ausmachen bei einem Gesamtzuckergehalt von 60%.
Nun ... es wird weiter auf noch höhere Zuckergehalte gezüchtet ... weil, viel Zucker = viel Milch ...
modernes Weidemanagment
... oder sollte ich lieber mordendes Weidemanagement schreiben?
Während noch vor 50 Jahren einen Weide mit 10 - 20 Grasarten und jeder Menge Kräuterarten normal war, bestehen heutzutage Kuhweiden nur noch aus den beiden Weidelgräsern deutsches Weidelgras (Lolium perenne) und italienisches Raygras (Lolium multiflorum). An Kräutern kann uterschieden werden zwischen dem erwünschten Weißklee, der seinerseits züchterisch sehr stark verändert wurde und auf Eiweißgehalt hin gezüchtet wurde und den unerwünschten "Unkräutern" Wiesenbärenklau, Ampferarten, Löwenzahn, Spitzwegerich etc, welche ab einer gewissen Ausbreitung bekämpft werden. Viele typische Wiesenkräuter sind stark zurückgedrängt oder gar am Aussterben, wie beispielsweise Wiesenkerbel oder Huflattich.
Dadurch, daß Wiesen zunehmend aus Naturschutzgründen später gemäht werden, wie noch vor 10, 20 Jahren, nehmen jedoch die typischen Wiesenkräuter wieder zu - und die Landwirte stöhnen, weil darunter auch viele als Giftpflanzen verschrieene Kräuter bei sind.
Fragt sich dabei nur, was gefährlicher für das Vieh ist, das erwünschte Gras oder die Giftkräuter, die man bekämpft - aber egal.
Pferdeweiden waren zwar leicht artenreicher, aber auch hier kommt man inzwischen selten auf mehr wie fünf Arten, über die Hälfte sind ausgerechnet die beiden Hochzucht-Weidelgrasarten. Erst in den letzten Jahren erkennen immer mehr Pferdehalter, daß dies für ihre Pferde krankmachend ist, die ersten Pferdeweidenmischungen mit nur noch 20% Weidelgrasanteil sind schon auf dem Markt.
Problem an der Sache ist dabei bloß, auch 20% Weidelgrasanteil ist noch 20% Weidelgrasanteil zuviel, zumal es sich bei dem Weidelgras ja um die hochgezüchteten Sorten und nicht um die Wildsorte handelt ... die Wildform der beiden Weidelgräser wäre relativ ungefährlich.
Viele Naturschutzwiesen entstanden durch Renaturierung aus Intensivweiden - also Weiden mit einem Weidelgrasanteil von bis zu 100%. Dazu kommt noch der Eintrag von Weidelgräsern aus Trittrasen, den wir mit unseren Schuhen in der Weltgeschichte verteilen. Je nachdem, wie mager oder fett der Wiesenstandort ist, kommen also auch auf Naturschutzwiesen viel Weidelgräser vor. Wäre ja ok, wenn es sich um Flutrasengesellschaften mit den Wildformen der Weidelgräser handeln würde, aber es ist nicht ok, daß es sich um die Trittrasensorten und die Weidesorten handelt und die dann auch noch selbst auf den trockensten Naturschutzwiesen wachsen!
Auf Magerstandorten kann sich die Hochzuchtform der Weidelgräser nicht halten, sie verhungert da einfach, aber dort, wo eben reichlich Düngung da ist, also auf vielbeästen Wiesen, auf Lehm- und Lößböden, Waldböden etc hält sich das Weidelgras sehr hartnäckig. Man ist sich also nicht mal mehr mit Heu von Naturschutzwiesen sicher vor diesem giftigen Zeug!
Alternativen
Gibt kaum Alternativen ...
Was man machen kann, ist versuchen, Heu zunehmend mit anderen Rauhfuttermitteln zu ersetzen, also Laub und Rinde beispielsweise. Für Kaninchen ist das sogar natürlicher, für Meerschweinchen jedoch nicht machbar, das sind ja Grasfresser, welche Gras nunmal brauchen, um gesund zu bleiben.
Man kann versuchen, sich Heu zu holen, welche einen geringen Weidelgrasanteil hat, ich kann hier nur jedem das Heu der Kräuterkate ans Herz legen, es mag zwar vielleicht teuer sein, aber der Weidelgrasanteil ist in diesem Heu sehr gering. Was noch fehlt, ist die Auflistung von Heuanbietern, welche weidelgrasarmes Heu anbieten.
Wer eigenes Land hat, kann versuchen, mit weidelgrasfreien Grasmischungen anzusäen und so die Weidelgräser nach und nach zu verdrängen, auch ein aushagern ist möglich, also einfach die Wiese nicht mehr düngen und auch kein Weidevieh (also keine Meerschweinchen und Kaninchen) für die nächsten Jahre drauflassen. Das klappt wohl auch ganz gut, wenn es sich um Sandboden handelt, ist aber wohl aussichtslos bei Lehm- und Lößboden. Wer nicht zuviel Land hat, kann auch umgraben und dann mit einer weidelgrasfreien Mischung neu ansäen.
Weiterhin kann man Heu mit vielfältigen Strohsorten ersetzen - geeinget wäre im Grunde genommen von Maisstroh bis Haferstroh, von Erbsenstroh bis Weizenstroh alles - allerdings ist für Grasfresser der Ligningehalt eines Strohs zu hoch. Das Meerschweinchenproblem kann also mit Stroh nur entschärft werden, nicht gelöst werden.
Wer die Möglichkeit hat, auf Feldern sammeln zu gehen, der kann auch auf den abgeernteten Feldern "Ungräser", wie Mohrenhirse zum Beispiel, sammeln gehen und trocknen. Werden solche Gräser noch in der Blüte geerntet, hat man für Meerschweinchen ein sehr, sehr gutes Heu.
Für Kaninchen heißt es halt, möglichst Kräuter, Blattgemüse etc füttern und so füttern, daß die Kaninchen möglichst wenig Heu fressen. Je weniger Heu sie fressen, desto weniger können sie davon geschädigt werden. Bei reiner Gemüsefütterung jedoch wird ein Rauhfutter dringend gebraucht und wer hier nicht Laubheu in genügender Menge auftreiben kann, ist halt wiederum auch bei Kaninchen auf Heu angewiesen.
Wiese dort sammeln, wo sie möglichst artenreich ist, eine Wiese direkt neben der Autobahn ist immer noch gesünder, wie eine typische Weidelgras-Weißkleewiese.
Für Kaninchen ist Klee ein wichtiges Nahrungsmittel - nun wächst ausgerechnet Weißklee fast immer in enger Nachbarschaft zu Weidelgras. Hier lohnt es sich, nur dort Weißklee zu pflücken, wo man möglichst kein Gras mitpflückt und sonst Weißkleewiesen zu meiden.
Tiere, die im Garten weiden und wo halt schon ein Trittrasen existiert, der nicht umgegraben werden darf, gut beobachten und - noch wichtiger - möglichst viel Kräuter und Gemüse anbieten, auch wenn der Trittrasen eigentlich von der Nahrung her ausreiched wäre ... der Auslauf dürfte für unsere Heimtiere wichtiger sein wie die Meidung von Weidelgras.
Beachtenswert gerade für Kaninchen und Meerschweinchen ist auch, daß Weidelgräser extra viel Zucker bilden, wenn der Tag trübe ist und die Nacht womöglich noch klirrend kalt und klar ... hier heißt es wie bei den Pferden, rein mit den Tieren. Ebenso ist das Frühjahr leider besonders gefährlich in Hinsicht auf die Weidelgrasproblematik. Meerschweinchen, welche durch Trittrasen stark aufgebläht sind, sind leider keine Seltenheit mehr, beobachtet man solches, ist es besser, die Meerschweinchen im Frühjahr nur kurz auf die Weide zu lassen oder den Weidegang ganz zu sperren ... im Herbst ist wiederum mit hohem Alkaloidgehalt zu rechnen, auch hier heißt es, gut beobachten. Viele Trittrasen sind ungefährlich, da wäre es ja Blödsinn, die Tiere einsperren zu wollen - aber wenn man mitbekommt, daß die Tiere im Frühjahr aufgebläht sind und im Herbst kränkeln, könnte der Weidegang daran Schuld sein. Hier muß jeder selbst beobachten, eine einfache Lösung gibt es nicht.
Gerade für Meerschweinchen lohnt es sich, Katzengras, Getreide oder Gräser auf der Fensterbank zu ziehen, wichtig dabei ist einzig, daß kein Weidelgras zwischen ist. Weitere Namen für Weidelgras ist Raygras und Lolch.
Knaulgras, Fuchsschwanzgräser und Lieschgräser sind aufgrund ihres Blüten- und Fruchtstandes leicht zu erkennen, die sollten bevorzugt gepflückt werden, es lohnt sich, hier sich nach und nach in der Bestimmung von Gräsern einzuarbeiten, das ist auch nicht sehr viel schwieriger wie die Einarbeitung in Kräuterkunde.
Sehr viel mehr Möglichkeiten hat man jedoch bisher noch nicht, ich hoffe, daß sich hier zunehmend aufgrund dem Bewußtwerden dieser Weidelgrasproblematik noch mehr Möglichkeiten auftun, denn speziell für die Grasfresser, die wir halten, ist diese Weidelgrasproblematik eine einzige Katastrophe!
Saatgut für weidelgrasfreie Wiesen
Für diejenigen unter euch, die Wiese ansäen dürfen: [url=http://www.rieger-hofmann.de]Rieger-Hofmann[/url] bietet jede Menge Wildkraut- und Grassamen an, die man sich für seine eigene Weide zusammenmixen kann. Oder man nimmt hier eine der Wiesenmischungen, sie sind weidelgrasfrei.
Das Weidelgrasproblem ist nicht, daß Weidelgräser Süßgräser sind und es natürlicherweise auch giftige Süßgräserarten gibt (Taumellolch beispielsweise, auch eine Weidelgrasart), sondern das Problem ist, daß sie extrem stark züchterisch bearbeitet wurden ... selbst Weizen konnte in 10.000 Jahren nicht so stark verändert werden, wie die Weidelgräser in den letzten 50 Jahren!
Die genaue Wirkung dieser Hochzuchtgräser ist dabei immer noch nicht aufgeklärt, es gibt jedoch ein paar Erklärungsansätze, was sich verändert hat, und welche fatalen Auswirkungen das haben könnte.
Die wilden Weidelgräser
Weidelgräser kamen früher nur in Europa und Asien in Flutrasengesellschaften vor, also in Gebieten, welche regelmäßig überschwemmt wurden bzw die ganzjährig mehr oder weniger sumpfig sind und wo das Wasser oft tagelang zentimeterhoch stand oder über die Wiese schwappte. Die Besonderheit eines solchen Biotops ist, daß durch das Wasser sehr viel Dünger in Form von Vogelscheiße, Fischkot, verrottenden Pflanzenteilen, Löß und ausgewaschenen Nährstoffen aus humösen Böden eingebracht wird, die Weidelgräser kamen also schon von Natur aus in sehr nährstoffreichen Gebieten vor. Sie haben eine sehr hohe Resistenz gegenüber Überflutungen. Durch die Nährstoffverfügbarkeit konnten sie es sich leisten, besonders viele Transportzucker aufzubauen, mit denen sie Nährstoffe schneller und besser transportieren können wie jedes andere Süßgras. Gleichzeitig können sie mit bestimmten Pilzen in Symbiose leben, die Pilze besiedeln dabei das Innere der Graspflanze und werden von den Nährstoffen ernährt, welche das Weidelgras transportiert. Dafür stellen diese Pilze wiederum hochwirksame Alkaloide her, welche sowohl die Pilze, als auch das Gras vor Krankheiten und vorm Gefressenwerden schützen. Funktionierte jahrtausendelang wunderbar, wer von den Weidelgräsern fraß, dem wurde Übel und der begnügte sich dann lieber mit Gras, was an trockenen Stellen wuchs - zumal die wilden Weidelgräser nicht mal besonders gut schmecken.
Trotzdem gab es von jeher eine Weidelgrasart, welche sich besonders viele dieser Symbionten leisten konnte, der Taumellolch - eigentlich kein Problem für weidende Tiere, denn die mieden einfach die Stellen, wo der Taumellolch wuchs ... bis der Mensch auf die Idee kam, Tiere einzusperren oder dazu zu zwingen, dort zu grasen, wo der Taumellolch halt vorkam, er wurde nun aufgrund von Hunger gefressen.
Weidetiere, welche nun gezwungen waren, Taumellolch zu fressen, fingen an zu taumeln, sie verwarfen ihre Jungen und Milchkühe gaben weniger Milch, der Mensch erkannte, es ist besser, seine Tiere nicht auf Weiden zu lassen, wo der Taumellolch vorkam. Durch Trockenlegung der Wiesen wurde der Taumellolch zurückgedrängt, es gab nun kein Gras mehr, welches das Weidevieh gefährdete ...
Der Anfang der Weidelgraszüchtung
Es gab nun allerdings eine andere Beobachtung, Rinder, welche deutsches Weidelgras oder englisches Weidelgras fraßen, gaben mehr Milch wie Rinder auf den übrigen Weiden und man konnte Rinder schneller mästen auf Weidelgraswiesen ... also wäre es doch sinnvoll, die leistungssteigernden Weidelgräser so zu züchten, daß sie auf allen Wiesen gedeien und nicht nur auf nassem Grund, wo die Rinder aufgrund der Nässe erkranken würden ... der Anfang dazu wurde gemacht, als man rausfand, daß Weidelgräser auch auf trockenerem Boden gediehen, wenn man denn nur genügend düngen würde.
Nach und nach fand man raus, daß sich die Weidelgräser aufgrund ihres Gehaltes an Zucker von allen anderen Gräsern unterschieden und Rinder die Weidelgräser umso lieber fraßen, je mehr Zucker diese enthielten - logische Konsequenz, es wurde nun zusätzlich versucht, Weidelgräser zu züchten, die nicht nur immer besser auf immer trockeneren Standorten gediehen und auch den ziemlich zerstörerischen Tritt der Rinder aushielten, sondern zudem auch noch einen möglichst hohen Zuckergehalt aufwiesen.
Das Ergebnis der Zucht
Ein durchschnittliches Steppengras, woran unsere Kaninchen und viele Weidegänger, wie Rinder und Pferde, angepaßt waren, hat einen Zuckergehalt in der Trockenmasse von deutlich unter 5%. Wilde Weidelgräser kommen auf einen Zuckergehalt von 2% - maximal 10% bei ungünstigsten Witterungsverhältnissen.
Die Hochzuchtweidelgräser haben inzwischen einen Zuckergehalt in der Trockenmasse von 5 - 60%, je nach Witterung ...
Es hat sich nicht nur der Zuckergehalt so verändert, sondern auch das Vermögen, Eiweiß zu bilden. Grob gesagt, je mehr Zucker so ein Weidelgras aufbaut, desto weniger Energie bleibt da, um Eiweiß aufzubauen. Wir haben hier also bei hohem Zuckergehalt etwas, was so in keinem Gras jemals vorkam, ein hoher Zuckergehalt bei niedrigem Eiweißgehalt. Das ist absolut unnatürlich. Gräser mit niedrigem Eiweißgehalt haben normalerweise einen hohen Gehalt an Lignin, Lignocellulose und Cellulose (also das, was häufig genug unter Rohfaser verstanden wird) und einen niedrigen Gehalt an Zucker. Steigt der Eiweißgehalt, steigt auch der Zuckergehalt und der Gehalt an Cellulose, Lignin und Lignocellulose ist eher gering.
Nur bei den hochgezüchteten Weidelgräsern ist das nicht mehr so ... je höher der Zuckergehalt ist, desto geringer ist nun auch der Eiweißgehalt bei niedrigem Rohfasergehalt!
Aber auch damit haben sich die züchterischen Veränderungen nicht erschöpft ... während früher einzig der Taumellolch in der Lage war, so viele Symbionten zu beherbergen und zu ernähren, daß für Weidetiere krankmachende Mengen an Alkaloide gebildet werden konnten, sind die Hochzuchtformen der Weidelgräser auch darin weitaus besser, sie können, wenn sie diese Symbionten beherrbergen, viel mehr Symbionten ernähren und nicht nur das, sie können auch viel mehr Nahrung ihren Symbionten bereitstellen, so daß nun Symbionten entstehen konnten, welche extrem viel Alkaloide herstellen können - so viel, wie noch nie in der gesamten Grasgeschichte jemals von diesen Alkaloiden in einem einzelnen Grashalm vorkamen!
Die Symbiose klappt so gut, daß zunehmend die Hochzuchtsorten auf allen Standorten wachsen können, wo überhaupt nur Gras wachsen kann! Dabei gilt die Daumenregel: Je mehr Symbionten das Weidelgras ernähren kann und je mehr Alkaloide hergestellt werden können, desto trittfester, trockenresistenter und schnellwachsender ist das Weidelgras auch ...
Die ersten katastrophalen Auswirkungen sah man dann, als angefangen wurde, die Weidelgräser zu exportieren. In heißen Ländern waren die Weidelgräser nicht nur noch zuckerreicher, sondern es waren die Weidelgräser mit ner Extraportion Symbiont besonders erfolgreich - und damit auch eben diejenigen mit einem besonders hohen Alkaloidgehalt. Das Vieh fing auf solchen Weiden an zu taumeln und krank zu werden ... macht nix, man kann die Weidelgräser auch ohne Symbiont züchten oder mit Symbionten züchten, welche nur wenig dieser hochgiftigen Alkaloide herstellen.
Nun eignen sich diese Hochzuchtweidelgräser inzwischen auch prima für den Golfrasen vor der eigenen Haustür - es gibt keine Grasart, welche die wöchentliche Kurzrasur in unseren Kleingärten besser übersteht, wie son ursprünglich für Milchvieh gezüchtetes Weidelgras - und da ja kein Weidevieh im Vorgarten steht, sondern robuste, unvergiftbare Rasenmäher die Kürzung der Halme übernahmen, war es nicht nötig, die Symbionten dahingehend zu züchten, daß sie wenig Alkaloide herstellen ... noch niemand hat Trittrasen auf den Alkaloidgehalt hin untersucht, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß der Gehalt an Alkaloiden im normalen Trittrasen derartig krass hoch ist, daß es selbst das gesündeste Kaninchen umhauen kann ... vermutlich müßte man den Rasenschnitt auf der Sondermülldeponie entsorgen, wenn hier wirklich mal gemessen werden würde, wie hoch der Alkaloidgehalt unserer Zierrasen wirklich ist!
Da jetzt jedoch ein naher Verwandter der Weidelgräser, der Wiesenschwingel, fast genauso trittfest und mähfest ist, wie Hochzucht-Weidelgras, wird dieser seinerseits in Trittrasenmischungen verwendet - und kann ganz unbemerkt die gleichen Symbionten benutzen, wie das hochgezüchtete Weidelgras!
Wir tragen nun mit diesen Symbionten geimpfte Grassamen aus den Trittrasen mit unseren Schuhen quer durch die Botanik, die Trittrasengräser siedeln sich nun auf Wegen, Weiden, im Wald und eigentlich fast überall an, wo es nur genügend Nährstoffe im Boden für sie gibt. So kommen dann doch wieder hochgiftige Sorten auf die Weiden, wo sie letztendlich das Vieh wiederum vergiften - oder aber als Heu unsere Kaninchen und Meerschweinchen! Trotzdem gibt es bisher kaum Untersuchungen zu dem Thema in Deutschland, denn das Weidelgrasproblem und das Wiesenschwingelproblem ist ja nach offizieller Lehrmeinung ein Problem der wärmeren Gegenden ... es wird weiter auf Trittfestigkeit und Süße der Gräser gezüchtet.
Besorgniserregend ist jedoch eine neuere Studie, welche auf einigen Weiden auch in Deutschland sehr hohe Alkaloidwerte nachweisen konnte ... so hohe, daß durchaus Pferde, welche dieses Gras fressen, daran sterben könnten. Der Nachweis, daß auch bei uns in Deutschland Weidevieh aufgrund des Alkaloidgehaltes krank werden, ist bisher nicht erfolgt (klar, wird ja nicht drauf untersucht), Weidevieh mit den gleichen Symptomen wie in wärmeren Gebieten mit hohem Alkaloidgehalt der Weiden dagegen wurden unabhängig voneinander von vielen Landwirten und Pferdebesitzern beobachtet und diese Symptome nehmen in Deutschland merklich zu.
Da der Mensch wollte, daß sein Milchvieh dieses giftige Gras auch fraßen, er wollte ja viel Milch pro Kuh haben, wurde dem Weidelgras die schlecht schmeckenden Wirkstoffe weggezüchtet - das Gras schmeckt also einfach nur leckersüß, so wie halt ein potentiell eiweißreiches und besonders nährstoffreiches Gras halt so schmeckt ... ein Umstand, den es noch nie zuvor in der gesamten Grasevolution gab, denn Gräser, die sich wirkungsvoll schützen, wollen ja nicht gefressen werden, also bauen sie extra schlecht schmeckende Wirkstoffe, damit auch noch besonders hartnäckige und dämliche Weidegänger mitbekommen, oha! Das Zeug schmeckt ja widerlich! Igitt!
Genau diese Eigenschaft fehlt nun allerdings den Hochzucht-Weidelgräsern, die schmecken jetzt einfach nur noch lecker ...
Die Ähre hat sich verändert, sie hat die gleiche Größenveränderung durchgemacht, wie das Weizenkorn in 10.000 Jahren. Außerdem ist der Spelzanteil kleiner geworden. Die Ähre bringt also genau wie Weizen einen deutlich höheren Stärkeanteil mit.
Es ist zu vermuten, daß noch weitere Parameter mitverändert wurden: Phytingehalt, Kieselsäuregehalt, Eiweißstruktur, Verhältnis der einzelnen Zucker zueinander usw usf ... untersucht wurde bisher in der Richtung nix.
Der Zucker in Gräsern
Oben hab ich nur von Zucker geredet, tatsächlich handelt es sich jedoch um Zuckerarten, welche so nur in Gräsern vorkommen - schon immer. Das hat auch nie irgendeinen Weidegänger gestört ... Dabei ist ein Zucker bei den krankmachenden Eigenschaften von Hochzucht-Weidelgräsern offenbar ausschlaggebend, eine Transportzuckerart, welcher nur in Gräsern und nirgendwo sonst vorkommt. Es handelt sich hier um Fruktane vom Phleumtyp.
Fruktane selbst sind weit verbreitet, man findet sie in Speicherwurzeln (vielen wird das Inulin in Topinamburknollen ein Begriff sein, das ist so ein Fruktan, einigen wird auch die Abkürzung FOS aus Tierfuttermitteln und Fertignahrungsmitteln sicher ein Begriff sein, das ist die Abkürzung für Fructooligosaccharide, welche nur ein anderer Begriff für Fruktane ist), man findet sie in Kräutern, man findet sie sogar in Blütenblättern. Es handelt sich hier um relativ kurze Fruktane vom sogenannten Inulintyp. Diese können von Bakterien gut zerlegt werden, Kaninchen und Meerschweinchen können mithilfe ihres Blinddarmes also diese Fruktane ohne Probleme nutzen.
Fruktane in Gräsern haben jedoch eine andere Bindung zwischen den einzelnen Zuckereinheiten und sind deutlich länger wie die Fruktane, die man sonst im Pflanzenreich findet. Es gibt nur sehr, sehr wenige Bakterien, die damit umgehen können und scheinbar sind das ausgerechnet die Bakterien, die aufgrund der vermehrten Gasbildung bei der Verdauung nicht mal was im Blinddarm und Darm verloren haben ... auffällig ist nämlich, daß Kaninchen und Meerschweinchen hohe Fruktangehalte in Topinambur vertragen, jedoch nicht hohe Fruktangehalte in Gräsern! Von den Gräserfruktanen bekommen Meerschweinchen Blähungen und auch Kaninchen scheinen damit nicht wirklich gut zurechtzukommen ...
Um es noch mal deutlich zu sagen, es gibt keine einzige wilde Grasart, welche so viele Fructane bildet, daß sie gefährlich werden könnten - einzig die auf Zuckergehalt gezüchteten Weidelgräser weisen nun einen gefährlich hohen Anteil dieser Fruktane vom Phleumtyp auf! Es gab noch niemals in der gesamten Evolution der Gräser Arten, welche, egal unter welchen Witterungsbedingungen, über 20% Zuckergehalt in der Trockenmasse produzieren konnten, fast alle Gräser bleiben deutlich unter 10%. Alles, was über 10% gemessen wird bei Wildgräsern sind absolute Spitzenwerte, die äußerst selten erreicht werden.
Hochleistungs-Weidelgräser dagegen kommen selbst bei normalen Witterungsbedingungen locker auf über 10% Zuckergehalt in der Trockenmasse, davon sind deutlich mehr wie die Hälfte der Zucker Fruktane! Bei ungünstiger Witterung kann der Fruktangehalt über 50% der Trockenmasse ausmachen bei einem Gesamtzuckergehalt von 60%.
Nun ... es wird weiter auf noch höhere Zuckergehalte gezüchtet ... weil, viel Zucker = viel Milch ...
modernes Weidemanagment
... oder sollte ich lieber mordendes Weidemanagement schreiben?
Während noch vor 50 Jahren einen Weide mit 10 - 20 Grasarten und jeder Menge Kräuterarten normal war, bestehen heutzutage Kuhweiden nur noch aus den beiden Weidelgräsern deutsches Weidelgras (Lolium perenne) und italienisches Raygras (Lolium multiflorum). An Kräutern kann uterschieden werden zwischen dem erwünschten Weißklee, der seinerseits züchterisch sehr stark verändert wurde und auf Eiweißgehalt hin gezüchtet wurde und den unerwünschten "Unkräutern" Wiesenbärenklau, Ampferarten, Löwenzahn, Spitzwegerich etc, welche ab einer gewissen Ausbreitung bekämpft werden. Viele typische Wiesenkräuter sind stark zurückgedrängt oder gar am Aussterben, wie beispielsweise Wiesenkerbel oder Huflattich.
Dadurch, daß Wiesen zunehmend aus Naturschutzgründen später gemäht werden, wie noch vor 10, 20 Jahren, nehmen jedoch die typischen Wiesenkräuter wieder zu - und die Landwirte stöhnen, weil darunter auch viele als Giftpflanzen verschrieene Kräuter bei sind.
Fragt sich dabei nur, was gefährlicher für das Vieh ist, das erwünschte Gras oder die Giftkräuter, die man bekämpft - aber egal.
Pferdeweiden waren zwar leicht artenreicher, aber auch hier kommt man inzwischen selten auf mehr wie fünf Arten, über die Hälfte sind ausgerechnet die beiden Hochzucht-Weidelgrasarten. Erst in den letzten Jahren erkennen immer mehr Pferdehalter, daß dies für ihre Pferde krankmachend ist, die ersten Pferdeweidenmischungen mit nur noch 20% Weidelgrasanteil sind schon auf dem Markt.
Problem an der Sache ist dabei bloß, auch 20% Weidelgrasanteil ist noch 20% Weidelgrasanteil zuviel, zumal es sich bei dem Weidelgras ja um die hochgezüchteten Sorten und nicht um die Wildsorte handelt ... die Wildform der beiden Weidelgräser wäre relativ ungefährlich.
Viele Naturschutzwiesen entstanden durch Renaturierung aus Intensivweiden - also Weiden mit einem Weidelgrasanteil von bis zu 100%. Dazu kommt noch der Eintrag von Weidelgräsern aus Trittrasen, den wir mit unseren Schuhen in der Weltgeschichte verteilen. Je nachdem, wie mager oder fett der Wiesenstandort ist, kommen also auch auf Naturschutzwiesen viel Weidelgräser vor. Wäre ja ok, wenn es sich um Flutrasengesellschaften mit den Wildformen der Weidelgräser handeln würde, aber es ist nicht ok, daß es sich um die Trittrasensorten und die Weidesorten handelt und die dann auch noch selbst auf den trockensten Naturschutzwiesen wachsen!
Auf Magerstandorten kann sich die Hochzuchtform der Weidelgräser nicht halten, sie verhungert da einfach, aber dort, wo eben reichlich Düngung da ist, also auf vielbeästen Wiesen, auf Lehm- und Lößböden, Waldböden etc hält sich das Weidelgras sehr hartnäckig. Man ist sich also nicht mal mehr mit Heu von Naturschutzwiesen sicher vor diesem giftigen Zeug!
Alternativen
Gibt kaum Alternativen ...
Was man machen kann, ist versuchen, Heu zunehmend mit anderen Rauhfuttermitteln zu ersetzen, also Laub und Rinde beispielsweise. Für Kaninchen ist das sogar natürlicher, für Meerschweinchen jedoch nicht machbar, das sind ja Grasfresser, welche Gras nunmal brauchen, um gesund zu bleiben.
Man kann versuchen, sich Heu zu holen, welche einen geringen Weidelgrasanteil hat, ich kann hier nur jedem das Heu der Kräuterkate ans Herz legen, es mag zwar vielleicht teuer sein, aber der Weidelgrasanteil ist in diesem Heu sehr gering. Was noch fehlt, ist die Auflistung von Heuanbietern, welche weidelgrasarmes Heu anbieten.
Wer eigenes Land hat, kann versuchen, mit weidelgrasfreien Grasmischungen anzusäen und so die Weidelgräser nach und nach zu verdrängen, auch ein aushagern ist möglich, also einfach die Wiese nicht mehr düngen und auch kein Weidevieh (also keine Meerschweinchen und Kaninchen) für die nächsten Jahre drauflassen. Das klappt wohl auch ganz gut, wenn es sich um Sandboden handelt, ist aber wohl aussichtslos bei Lehm- und Lößboden. Wer nicht zuviel Land hat, kann auch umgraben und dann mit einer weidelgrasfreien Mischung neu ansäen.
Weiterhin kann man Heu mit vielfältigen Strohsorten ersetzen - geeinget wäre im Grunde genommen von Maisstroh bis Haferstroh, von Erbsenstroh bis Weizenstroh alles - allerdings ist für Grasfresser der Ligningehalt eines Strohs zu hoch. Das Meerschweinchenproblem kann also mit Stroh nur entschärft werden, nicht gelöst werden.
Wer die Möglichkeit hat, auf Feldern sammeln zu gehen, der kann auch auf den abgeernteten Feldern "Ungräser", wie Mohrenhirse zum Beispiel, sammeln gehen und trocknen. Werden solche Gräser noch in der Blüte geerntet, hat man für Meerschweinchen ein sehr, sehr gutes Heu.
Für Kaninchen heißt es halt, möglichst Kräuter, Blattgemüse etc füttern und so füttern, daß die Kaninchen möglichst wenig Heu fressen. Je weniger Heu sie fressen, desto weniger können sie davon geschädigt werden. Bei reiner Gemüsefütterung jedoch wird ein Rauhfutter dringend gebraucht und wer hier nicht Laubheu in genügender Menge auftreiben kann, ist halt wiederum auch bei Kaninchen auf Heu angewiesen.
Wiese dort sammeln, wo sie möglichst artenreich ist, eine Wiese direkt neben der Autobahn ist immer noch gesünder, wie eine typische Weidelgras-Weißkleewiese.
Für Kaninchen ist Klee ein wichtiges Nahrungsmittel - nun wächst ausgerechnet Weißklee fast immer in enger Nachbarschaft zu Weidelgras. Hier lohnt es sich, nur dort Weißklee zu pflücken, wo man möglichst kein Gras mitpflückt und sonst Weißkleewiesen zu meiden.
Tiere, die im Garten weiden und wo halt schon ein Trittrasen existiert, der nicht umgegraben werden darf, gut beobachten und - noch wichtiger - möglichst viel Kräuter und Gemüse anbieten, auch wenn der Trittrasen eigentlich von der Nahrung her ausreiched wäre ... der Auslauf dürfte für unsere Heimtiere wichtiger sein wie die Meidung von Weidelgras.
Beachtenswert gerade für Kaninchen und Meerschweinchen ist auch, daß Weidelgräser extra viel Zucker bilden, wenn der Tag trübe ist und die Nacht womöglich noch klirrend kalt und klar ... hier heißt es wie bei den Pferden, rein mit den Tieren. Ebenso ist das Frühjahr leider besonders gefährlich in Hinsicht auf die Weidelgrasproblematik. Meerschweinchen, welche durch Trittrasen stark aufgebläht sind, sind leider keine Seltenheit mehr, beobachtet man solches, ist es besser, die Meerschweinchen im Frühjahr nur kurz auf die Weide zu lassen oder den Weidegang ganz zu sperren ... im Herbst ist wiederum mit hohem Alkaloidgehalt zu rechnen, auch hier heißt es, gut beobachten. Viele Trittrasen sind ungefährlich, da wäre es ja Blödsinn, die Tiere einsperren zu wollen - aber wenn man mitbekommt, daß die Tiere im Frühjahr aufgebläht sind und im Herbst kränkeln, könnte der Weidegang daran Schuld sein. Hier muß jeder selbst beobachten, eine einfache Lösung gibt es nicht.
Gerade für Meerschweinchen lohnt es sich, Katzengras, Getreide oder Gräser auf der Fensterbank zu ziehen, wichtig dabei ist einzig, daß kein Weidelgras zwischen ist. Weitere Namen für Weidelgras ist Raygras und Lolch.
Knaulgras, Fuchsschwanzgräser und Lieschgräser sind aufgrund ihres Blüten- und Fruchtstandes leicht zu erkennen, die sollten bevorzugt gepflückt werden, es lohnt sich, hier sich nach und nach in der Bestimmung von Gräsern einzuarbeiten, das ist auch nicht sehr viel schwieriger wie die Einarbeitung in Kräuterkunde.
Sehr viel mehr Möglichkeiten hat man jedoch bisher noch nicht, ich hoffe, daß sich hier zunehmend aufgrund dem Bewußtwerden dieser Weidelgrasproblematik noch mehr Möglichkeiten auftun, denn speziell für die Grasfresser, die wir halten, ist diese Weidelgrasproblematik eine einzige Katastrophe!
Saatgut für weidelgrasfreie Wiesen
Für diejenigen unter euch, die Wiese ansäen dürfen: [url=http://www.rieger-hofmann.de]Rieger-Hofmann[/url] bietet jede Menge Wildkraut- und Grassamen an, die man sich für seine eigene Weide zusammenmixen kann. Oder man nimmt hier eine der Wiesenmischungen, sie sind weidelgrasfrei.