Vor- und Nachteile von Schlapp- und Stehohren

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Vor- und Nachteile von Schlapp- und Stehohren

Beitrag von Gast49 » Do 10. Sep 2009, 20:29

Bei meinen Kanickeln ist mir mal etwas Inetressantes aufgefallen...
Manchmal sind Schlappohren voll der Vorteil. Wenn bei uns jemand den Rasen mäht zum Bleistift, dann sitzt die Lotta immer einfach ruhig da und schaut dem Mäher von links nach rechts hinterher (hihi sieht putzig aus :hehe:), während die Große sich in die hinterste Ecke verzieht. Wenns jedoch um Trinken ausem Napf geht, sind die Schlappohren echt im Weg. Was ich sehr niedlich finde ist, dass Ebby dann oft ankommt und ihr ein Ohr hochhält, damit das nicht nass wird (muss ich bei Gelegenheit mal ein Foto von machen).
Glaubt ihr, die helfen sich gegenseitig oder ist das nur Egoismus?

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Re: Vor- und Nachteile von Schlapp- und Stehohren

Beitrag von lapin » Do 10. Sep 2009, 20:33

Wir haben hier ja 2,5 Schlappohren und 1,5 Stehohren (unser Karli ist ja nen Propellernini ;)), unser eines Stehohr ist zb der Wachhund der Gruppe, sie ist diejenige die zu erst Geräusche wahrnimmt, sie hat den Part super übernommen und schleicht auch schon mal vor den anderen auf den Balkon, bevor die anderen hinterherwatscheln.

Also Gruppenverhalten und ohne Egoismus ist schon zu erkennen, ob man das jetzt auch beim Öhrchen hochhalten sagen kann, weiß nicht, wäre auf jeden Fall ne niedliche Geschichte :D!
Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Vor- und Nachteile von Schlapp- und Stehohren

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 11. Sep 2009, 09:42

Auf der Weide sind es folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile:
- ruhiges Temperament
- sind bessere Futterverwerter
- nehmen schneller zu
- sind im Schnitt robuster, wenn falsch gefüttert wird
- man sieht sie im Schnitt deutlich länger und häufiger auch im Regen auf der Weide fressen
- haben im Schnitt etwas mehr Unterwolle und etwas dichteres Fell
- Kämpfen weniger und überlegter
- sind im Schnitt verträglicher
- werden sie falsch angefaßt und hochgehoben, entspannen sich die dadurch verspannten Muskeln sofort wieder, bei den Stehohren bleiben die verspannten Muskeln deutlich länger verspannt.
Nachteile:
- verfetten schneller
- reagieren auf Geräusche oft schreckhafter, vor allem, wenn die Ohrmuschel zum Kopf hin gerichtet ist
- bei falscher Fütterung treten im Schnitt häufiger Ohrprobleme auf, wie bei Stehohren
- die Ohren werden schneller im Kampf verletzt, wie Stehohren
- Hängende Ohren sind im Dorngestrüpp hinderlich
- Wachdienst wird nur selten übernommen ... sie sind nicht ängstlich genug dazu
- aufgrund des ruhigen Temperaments fliehen sie im Schnitt später und langsamer wie ihre stehohrigen Kollegen

Nach meiner Beobachtung scheinen die Verhaltensunterschiede zusammen mit der sog. Krone, also der Wulstbildung auf dem Kopf, die zur Schlappohrigkeit führt, vererbt zu werden. Diese Krone haben die wenigsten Propellerkaninchen - und benehmen sich dadurch wie ihre stehohrigen Wurfgeschwister. Propellerkaninchen mit Krone dagegen benehmen sich wie Widder.
Das Temperament und die innerartliche Verträglichkeit scheint wiederum von der Ohrenlänge mitbeeinflußt zu werden - je länger die Ohren, desto weniger Temperament und desto verträglicher in der Gruppe. Wie man an den deutschen Riesen sieht, ist das jedoch auch nur eines von vielen Merkmalen, welches das Temperament beeinflußt, denn die können durchaus trotz der langen Ohren äußerst temperamentvoll sein!

Die vielgepriesene höhere Anhänglichkeit hat allerdings nix mit den Schlappohren zu tun, sondern vielmehr mit den Kaninchen selbst und ihren Haltern. Durch das im Schnitt höhere Temperament der Stehohren fallen offenbar die Hündchen-Kaninchen nicht so auf, weil sie sich insgesamt mehr bewegen und nicht ständig einem vor den Füßen glucken. Gibt genug Schlappohren, die sich ganz ruhig aufnehmen lassen, um dann herzhaft einem in die Finger oder die Brust zu beißen und niemals dem Menschen folgen, sondern eher ausweichen - also eindeutig weder anhänglich noch zahm, sie fliehen halt nur weniger. :D
Dazu kommt, es sind eigentlich alles nur Tendenzen, wenn man dann einzelne Kaninchen miteinander vergleicht, kann das sogar genau andersherum sein.
Die höhere Verletzungsgefahr bei Schlappohren relativiert sich auf der Weide recht schnell, die Schlappohren lernen, sich so zu bewegen und so zu kämpfen, daß sie rechtzeitig ihre Ohren in Sicherheit bringen.

In freier Wildbahn ist das ruhigere Verhalten der Schlappohren ein k.o.-Punkt ... der Fuchs freut sich, wenn er nen ruhiges Kaninchen einfach nur einsammeln braucht. Auch die etwas höhere Schreckhaftigkeit auf Geräusche wirkt hier als k.o.-Kriterium, weil das Erschrecken erstmal Energie verbraucht. Hat sich also das Widderkaninchen erstmal wegen hämmernden Spechten, vorbeilatschenden Rehen und herunterfallenden Ästen ein paar mal erschreckt, konnte es weniger Fressen, verbrauchte jedoch mehr Energie und hat dadurch zuwenig Energie, um im Ernstfall fliehen zu können.
Sobald also Beutegreifer ins Spiel kommen, haben die Schlappohren keine Chance mehr, ohne Beutegreifer sind sie den Stehohren überlegen und setzen sich nach und nach über die Generationen durch.

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