Trockenes Brot im Winter für Vögel tödlich??

[alexandra36]

Hallo ihr Lieben.

Ich hab mal eine Frage an die Vogelexperten.

Ich hab am Balkon so einen, wie nennt man die, Kartoffelsack mit Löchern, so ein Netz und da trockne ich Brot oder Gebäck, das übrig bleibt, für eine Frau im Nachbardorf, die Enten, Gänse, Hühner usw. hat. Denen füttert sie das dann.

Natürlich zieht dieser Sack auch Vögel an, Meisen hab ich schon gesehen und ein Specht ist auch ganz scharf drauf.

Jetzt meine Frage: Meine Nachbarin behauptet, das ich den Sack im Winter nicht draussen hängen lassen darf, weil die Vögel, wenn sie im Winter das Brot fressen, sterben! Im Sommer dürfen sie es fressen und im Winter sterben sie daran?
Stimmt das?? Und wenn ja, warum?

Das würde mich sehr interessieren, falls jemand darüber was weiss.

[Curly]

Ich kann mir nur vorstellen, dass es "zu trocken" für die Piepmätze ist.
Im Winter finden sie vermutlich nicht so leicht Wasser, weshalb
sie dursten müssen.

[Una]

Als ich mit meinem Sohn, als er noch kleiner war immer zum Entenfüttern gegangen bin, ist mir aufgefallen, dass die Enten die harten Brotstücke ausschließlich im Bach gefressen haben. Wenn ich Brot ins Gras geworfen habe, sind sie damit in den Bach gegangen, haben das im Wasser hin- und hergeschüttelt, sodass das Brot aufgeweicht ist.
Daher kann ich mir schon vorstellen, dass es im Winter, ohne Wasser bei trockenem Brot dazu kommen könnte, dass sich ein Vogel daran "stickt".

[alexandra36]

Könne eine Erklärung sein wegen dem Wassermangel. Sie meinte, das die Vögel dann davon Blähungen oder sowas bekommen und daran sterben?!

[Curly]

Also Enten usw. soll man ja kein Brot füttern, weil das im Magen aufquillt.
Magenüberladung? Oder zu schnell satt von zu nährstoffarmen Futter.

[Murx Pickwick]

Die Vögel sterben nicht am trockenen Brot, das ist ein Myth - sonderlich gesund ist trockenes Brot für Vögel dennoch nicht, viele der hier überwinternden Vögel, welche an das Brot gehen, sind ursprünglich mal Strich- und Zugvögel gewesen, welche den Insekten hinterherzogen und erst durch unser menschliches Überangebot an Winterfutter hierbleiben. Ihre Verdauung ist immer noch an Insekten angepaßt ... Insekten sind fett, proteinreich und stärkearm, Brot ist stärkereich, proteinarm und fettarm - das Nährstoffverhältnis stimmt also überhaupt nicht.
Die Folge ist, die Vögel verbrennen innerhalb kurzer Zeit die Stärke, ihnen ist also ne Stunde lang warm, dann ist die Energie aufgebraucht und sie fangen an zu frieren - finden sie in der Zeit nix Geeignetes für sie, verhungern sie schlichtweg. So ein fliegender Organismus braucht einfach im Verhältnis zu seiner Körpergröße und Körperoberfläche viel, viel mehr Energie pro Stunde (und das auch noch gleichmäßig über den Tag verteilt), wie Säugetiere mit ähnlicher Ernährungsweise.
Um ein Sterben der Vögel durch trockenes Brot zu verhindern, reicht es übrigens aus, die Nährstoffe, die im Brot nicht zu finden sind, aufzuhängen, heißt also Ölsaaten anbieten und Fett/Rindertalg oder ähnliches. Die Insektenfresser werden dann von ganz alleine das Brot Brot sein lassen und sich am Insektenersatz laben, die Körnerfresser unter den Vögeln kommen ganz gut mit dem Brot zurecht.

Das aufquellende Brot im Magen dagegen sollte Vögeln eher weniger was ausmachen, sie haben einen dehnbaren Kropf, einen dehnbaren Magen und zudem einen sehr einfach gehaltenen, vergleichsweise kurzen Darm. Die meisten Vogelarten sind daher, was Futter angeht, deutlich robuster, wie Säugetiere mit ähnlicher Ernährungsweise.

Bei den Enten haben wir ein anderes Phänomeen ... sie haben einen sehr empfindlichen, weichen Schnabel, der daran angepaßt ist, im Schlamm und trüben Wasser nach weicher Nahrung zu gründeln. Wenn sie mit diesem empfindlichen, weichen Schnabel hartes Brot fressen sollen, haben sie das gleiche Problem, was ältere Leute ohne Zähne und rausgenommenen dritten Gebiß haben - es tut beim Zerkleinern, damit es klein genug für den Schlund ist, schlichtweg weh! Nun sind ja Enten nicht blöd, die gehen zwar nicht zu Obi, aber zum nächsten Gewässer, schmeißen da das Brot rein und warten, bis es so weich ist, wie die Nahrung, an die sie angepaßt sind - dann ist das Zerkleinern auch nicht mehr das Problem ...

[alexandra36]

Danke Murx, das ist interessant! Hab ich auch gleich an meine Nachbarin weitergegeben.
Dann werd ich den Brotsack übern Winter im Keller aufhängen, ausser Reichweite von Kaninchen und Mäusen...und den Vögeln.

[freigänger]

danke murx. für mich heißt das übersetzt - wenn auch genug anderes futter da ist, nehmen sie was sie wollen und ihnen gut tut und man ist kein vogelmörder, wenn man ihnen brot rauslegt.
möglicherweise ist das auch der grund, weshalb es heißt man sollte das brot anrösten, denn so kommt fett (rama, schweineschmalz usw.) ins/ans brot.