BARF-Broschüre von cdvet - was haltet ihr davon?

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BARF-Broschüre von cdvet - was haltet ihr davon?

Beitrag von Kaktus » Sa 12. Mai 2012, 13:41

Mich würde eure Meinung zur dieser Infobroschüre zum Thema BARF interessieren: https://www.ftp.cdvet.eu/Endkunden/Flyer%20und%20Broschueren/Flyer/Themenflyer/79009barfflyer.pdf" onclick="window.open(this.href);return false; :)
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Re: BARF-Broschüre von cdvet - was haltet ihr davon?

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 12. Mai 2012, 16:21

Ich glaub, am Besten kann sich jeder selbst ein Bild machen, ob die Broschüre gut ist oder nicht, wenn ich einfach nach bestem Wissen und Gewissen richtigstelle ...

1. Debbie Tripp hatte das Wort Barf für Rohfleischfütterer benutzt, weil sie es zum Kotzen (to barf = kotzen) fand, wenn irgendwer seinen Hund so ernährte ... es wurde erst später von andererleutz zum Akronym gemacht.
Wer Barf zum Akronym machte, ist nicht überliefert.

2. Wenn es Wölfen gut geht und sie genügend Beutetiere haben, fressen sie fast ausschließlich Fleisch, Haut und Haare bleiben genauso liegen, wie das Gekröse und der Magen einschließlich des Mageninhalts. Wenn Wölfe Innereien fressen, geht es ihnen eher um Herz, Leber und Co. Einzig kleine Beutetiere werden mit Haut und Haar verschlungen - kein Wunder, wär ein wenig friemelig, ne Maus da auseinanderzupflücken, um die Haare und das Gekröse liegenzulassen, dazu sind Wölfe einfach zu groß.
Hunde selektieren da ganz anders, die fressen tatsächlich ihr Futter mit Haut und Haar und viele Hunde fressen freiwillig Magen und Gekröse, selbst mit dem, was da halt nunmal so innendrinnen ist. Zudem fressen viele Hunde, insbesondere die Pariatypen, freiwillig selbst dann Menschenkot, wenn sie sonst optimal versorgt sind und weder hungern müssen, noch von Fertigfutter leben müssen. Wölfe dagegen rühren nie Kot an.
Ebenso stimmen die Verhältnisse der Längen von Dickdarm zu Dünndarm nicht mit den Verhältnissen bei Wölfen überein. Die Domestikation hat hier also durchaus nach mind. 10.000 Generationen ihre Spuren hinterlassen, der Verdauungstrakt der Hunde und das Selektionsverhalten der Hunde stimmt nicht mehr mit dem der Wölfe überein. Es gibt sogar deutliche Unterschiede innerhalb der unterschiedlichen Hundetypen, so stimmt das Längenverhältnis von Dünndarm zu Dickdarm bei den europäischen Jagdhunden und den mitteleuropäischen Molossern noch am ehesten mit dem Verhältnis bei Wölfen überein.

3. Bei den Katzen hängt es sehr stark mit dem Ernährungszustand und dem, was sie eben vom Menschen an Kost annehmen ab, ob sie Innereien samt Mageninhalt ihrer Beutetiere fressen oder nicht. Gibt sogar Katzen, die Mäuse und Ratten zwar jagen, aber grundsätzlich liegenlassen und sich dann lieber von Fertigfraß ernähren.
Katzen in London, welche sich vollständig selbstversorgen müssen, fressen Mäuse und Ratten mit Haut und Haar einschließlich der Innereien und des Mageninhalts. Sie können sich nix anderes leisten, es ist auch so tendenziell zuwenig, was sie fangen können.
Bero hatte mal die Innereien mitgefressen, mal nicht ... ganz nach Belieben und ganz davon abhängig, ob er von mir Pesto oder Innereien oder Muskelfleisch bekam.

4. Auch bei der Wasseraufnahme gibt es Hundetypen, die von sich aus den Flüssigkeitsbedarf über das Futter decken und demzufolge zuwenig Wasser aufnehmen, wenn sie Trockenfutter futten, ist genauso wie bei der Katze. Andere Hundetypen dagegen trinken sehr viel - kommt halt drauf an, ob die Vorfahren in Trockengebieten wohnten, oder in feuchten Gebieten.

5. Die 3%-Regel stimmt erstaunlich oft, wieviel Fleisch und wieviel Pflanzen dagegen ist vom Hundetyp abhängig - Daumenregel: je mehr Herdenschutzhund, desto weniger Fleisch und desto mehr Futtergetreide, je mehr mitteleuropäischer Jagdhund, desto mehr Fleisch und desto weniger Pflanzen. Überdurchschnittlich viele Molosser vertragen gar keine Mehlsaaten, viele Herdenschutzhunde brauchen dagegen Mehlsaaten (geflockt und eingeweicht oder aber gekocht, niemals jedoch als volles Korn im Spelz).
Es gibt keine einheitliche Ernährung für Hunde ... da muß sehr individuell angepaßt werden.

6. Öle müssen nur dann zugegeben werden, wenn kein Weidefleisch verwendet wird. Standen die Tiere, von denen das Fleisch stammt, ganzjährig auf der Weide oder mußten sich ganzjährig draußen das Futter selbst suchen und wurden nur wenig bis gar nicht zugefüttert, sind Öle eher schädlich.
Weidetiere haben einen genauso hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren im Fett, wie Pflanzen - wenn also keine Weidetiere auftreibbar sind, ist der Anteil der ungesättigten Fettsäuren zuwenig und muß deshalb mit Pflanzenöl supplementiert werden. Je höher der Anteil an ungesättigten Fettsäuren im Pflanzenöl, desto weniger muß genommen werden.

7. Wie lange die Verdauungszeit eines Futters ist, ist abhängig vom Vermahlungsgrad und der Verarbeitung. Je weiter verarbeitet, desto leichter verdaulich, desto schneller gehts durch den Darmtrakt - ergo, ein kaltgepreßtes Futter wird definitiv schneller verdaut, wie Rohfleisch! Trockenfleisch wird fast so lange verdaut, wie Rohfleisch, aber auch hier gehts schneller durch den Magen-Darm-Trakt, weil durch den Trocknungsprozeß die Zellwände nicht mehr intakt sind.
Oftmals ist kaltgepreßtes Futter für den Darm schädlicher, da die Mikrostrukturen im Futter schärfer sind.

8. Wenn Schweinefleisch aus Beständen kommt, wo man die Schweine sich begucken kann und diese Schweine aus den aujezkyfreien Ländern kommen (und, das ist wichtig, es sich um keine Schweineweide am Waldrand handelt, wo eventuell Kontakt mit Wildschweinen besteht), kann durchaus gefahrlos auch Schweinefleisch roh verfüttert werden. Bei Schweinefleisch von der Fleischtheke ist dies fast immer nicht gewährleistet, sollte also vorsichtshalber abgekocht werden oder drauf verzichtet werden.
Schweineherpes, welcher die Aujezkysche Krankheit auslöst, ist auch für den Menschen gefährlich ... nur wird von Menschen Schweinefleisch fast immer gut durchgekocht gegessen, rohes Schweinefleisch darf in Deutschland nicht gegessen werden.

9. Eine Supplementierung bei abwechslungsreichen, individuell auf Hund, Katz oder Frettchen abgestimmten Futters ist nicht notwendig.

10. Meeresalgen enthalten auch überdurchschnittlich oft extrem hohe Mengen diverser Schwermetalle und anderer giftiger Stoffe, die halt so im Meer zunehmend durch die Gegend schwimmen ...

11. Es wurden bisher mind. 20 verschiedene, im Magen diverser Säuger vorkommende Bakterien beschrieben, die locker einen pH-Wert von unter 3 tolerieren, unter anderem Helicobacter pylori, der aufgrund seiner Eigenschaft, Magengeschwüre zu fördern, bekannt geworden ist. Keiner dieser im Magen vorkommenden Bakterien ist bislang außerhalb von Mägen nachgewiesen worden.

12. Einige darmempfindliche Hunde können die Bakterien im Mageninhalt nicht richtig verdauen, diese bekommen von den Bakterien Durchfall. Es liegt auf der Hand, daß diese Hunde keinen grünen Pansen bekommen dürfen bzw der grüne Pansen genügend lange erhitzt werden muß, damit da eben kein lebendes Bakterium mehr drin ist.

13. Methionin und Arginin sind auch für den Hund essentiell ... sie sind sogar für die Fast-Veganer, wie Kanin und Meerschweinchen essentiell bzw im Falle von Arginin semiessentiell. Man nennt sie deshalb in der Kaninchenfütterung auch limitierende Aminosäuren. Zu diesen limitierenden Aminosäuren gehören jedoch noch mehr Aminosäuren.

Die Produkte durchzugehen, erspar ich mir ... *g*

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