"Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

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Feli
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"Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von Feli » Fr 6. Jan 2012, 09:54

Im Zuge, dass die Freundin einer Bekannten von Sana gerade eine Kaninchendame sucht hab ich mich auch mal durch ein paar Anzeigen geklickt, bzw. mir die angesehen die andere User hier reingestellt haben.

Da stößt man immer wieder auf solche Sätze "Er/Sie stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung". Genaues weiß man selten.

So ein Satz weckt natürlich in erster Linie Emotionen. Man bekommt Mitleid und Mitgefühl und will resultierend daraus helfen und nimmt dieses Tier zu sich.

Aber wie sind eure Erfahrungen dann wirklich? Sind die Tiere aus "sehr sehr schlechter Haltung" nicht häufig auch (sehr) krank, so dass man über kurz oder lang horrende Kosten mit dem Tier hat? Und vorallem... wenn das Tier geholt wurde um einen verstorbenen Partner zu "ersetzen", hat dann das zurückgelassene Tier nicht ggf. gar nichts davon weil der Neuling häufig krank ist, oder sowieso schnell wieder stirbt?

Wie hoch schätzt ihr die Gefahr ein, dass ein Tier aus "sehr, sehr schlechter Haltung" teils schwer krank vermittelt wird?

Was könnte eine solche "sehr, sehr schlechte Haltung" sein und welche (Langzeit-)Folgen könnte sie für die Tiere und deren neue Pflegeeltern haben?

Was ich an der Stelle gar nicht in Frage stellen will ist, dass auch kranke Tiere einen schönen Lebensabend verdient haben. Das ist klar. Dennoch sehe ich auch den Stress für Mensch und Tier und die Kosten die entstehen können.

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Selene
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Re: "Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von Selene » Fr 6. Jan 2012, 10:09

Ich denke das muss man individuell sehen. Aus schlechter Haltung heißt nicht immer krank. Manchmal sind grade die Tiere aus schlechter Haltung robust, weil sie einiges über sich ergehen lassen mussten. Meine Lilly ist so. Die kam aus Verhältnissen unter aller Sau und hat nie was gehabt, im Gegensatz zu allen andern. Man kann sich das Tier ja vorher angucken. Wenn es gesund aussieht, ist das ja schon mal was Wert. Aber es kann ja trotzdem sein, dass es was hat, was man nicht sieht. Die Möglichkeit gibt es aber immer, auch wenn ein Tier aus guter Haltung, oder vom Züchter, oder aus der Tierschutz kommt. Da die Möglichkeit immer besteht, würde ich mich von dem Satz nicht abschrecken lassen, so lange das Tier gut aussieht.
Man kann die Leute ja auch nach mehr Infos fragen und danach urteilen. Die Frage ist dann nur wieder, ob die auch die Wahrheit sagen, bzw. ob sie die Hintergrundinfos überhaupt haben.
Ein Tier das krank aussieht würde ich persönlich nicht nehmen, egal ob aus schlechter Haltung oder woher auch sonst. Ich habe schlicht nicht die Möglichkeit, eins in Quarantäne zu setzen um es gesund zu pflegen. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich so ein Kandidat der sich verleiten lassen würde es aus Mitleid doch zu nehmen :schäm:
Liebe Grüße von Selene und tierischem Anhang
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Re: "Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von freigänger » Fr 6. Jan 2012, 10:20

Feli hat geschrieben:Da stößt man immer wieder auf solche Sätze "Er/Sie stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung". Genaues weiß man selten.
früher berührten mich solche worte und trafen mein mitgefühl, heute geschieht das gegenteil - finger weg und gar nicht weiterlesen.
ich seh's als masche der tiermafia, eine verkaufsstrategie, geschäfte mit dem gefühl, mitleid, emotionen etc. der gutgläubigen und hilfsbereiten menschen. leider geht diese 'werbekampagne' auf kosten der tiere.
liebe grüße freigänger

vom 18.6.00 bis 14.4.12 begleitete mich cano treu und in liebe, wie nur ein hund kann. danke cano. Wer wagt, kann verlieren. Wer nicht wagt, hat schon verloren. (b.brecht)

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Re: "Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von halloich » Fr 6. Jan 2012, 10:34

Ich hatte mal 2 Meerschweinchen aus schlechter Haltung.

Das war aber niegends inseriert. Ich habe die Schweinchen in ihrem zu Hause bei den Besitzern gesehen und selbst festgestellt das es eine schlechte Haltung ist.

2 Meerschweinchen in einem 1m Käfig, ohne Auslauf.
Kein Wasser, weil Flasche kaputt und tropft, neue kaufen ist zu teuer und auffüllen sinnlos, weil wieder in einer Stunde leer ist.
Kein Futter, auch kein Heu. Ich meinte nur die haben ja gar kein Futter, und schon haben sie eine handvoll handelsübliche Trockenfutter durch die Gitterstäbe geworfen bekomen.
1 Häuschen, viel zu klein.
Das schlimmste allerings das Streu. Pitschnass und am schimmeln.

Ich selber hatte keine Ahung von Meerschweinchen, aber das konnte nicht normal sein.
Wir haben den besitzern beim Umzug geholfen. Sie wollten die Schweine nicht mit in die neue Wohnung mitnehmen und sie ihrem Schicksal überlassen :shock:
Das war Dezember 2001, 1-2 Wochen vor meinem Geburtstag.
Ich meinte dann nur zu meinem Mann:
"Hast du die Meerschweinchen gesehen?"
"Nee, wo haben die die denn?"
"In der alten Wohung, oben in dem Zimmer, die wollen die in der alten Wohnung lassen und nicht mitnehmen."
"OH"
"Wir nehmen die morgen mit"
"Was?!"
"Ja, dann hast du schon Geburtstagsgeschenk für mich"

Nach ein wenig hin und her, haben wir am nächsten Tag die Schweinchen gepackt und mitgenommen.

Nach 3-4 Jahren sind sie dann beide innerhalb weniger Monate an Zahnabszessen gestorben (der Kiefer war schon angriffen und Knochen zersetzt)

Wenn ich schlechte Haltung lese, habe ich immer die bilder vor Augen, wobei es natürlich noch schlimmer sein kann.
Krank waren die nie, abgesehen von Milben und Pilz, der von mir behandelt wurde.

Also würde ich, auf Grund meiner Erfahrungen auch nicht sagen das Tiere aus schlechter Haltung öffter krank sind.
Ok, die beiden waren erst 9 Monate alt als ich sie bekommen habe und wurden Bei mir fast ausschließlich mit Frischfutter gefüttert, was immer mehr ausgeweite wurde. und bekamen bei uns als erstes 2 Käfige verbunden, danach 1,20m mal 1,20m Gehege
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Re: "Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von ClaudiaL » Fr 6. Jan 2012, 10:40

Theoretisch müsste man definieren, was sehr sehr schlechte Haltung ist. Ein Kaninchen in einem Meterkäfig kommt für mich auch aus schlechter Haltung.

Ich sags mal so, ich nehme grundsätzlich nur "ausrangierte", also Tierschutztiere, Tierheimtiere, Pflegestationen etc. auf. Ausnahme bildet hier Flocke, der aus einer Käfighaltung privat kommt. Vorgeschichten/Vorerkrankungen weiß ich also meist nicht.

Krankheiten können meines Erachtens immer kommen. Rosi hab ich gesund aufgenommen und sie bekam einen E.C.-Schub. Bis auf Klausi, der wirklich sehr krank war durch sein vorheriges Zuhause/Haltung, sind die Tiere, die ich aufgenommen habe fit. Ich denke auch eher, dass Tiere aus "schlechter Haltung" robuster sind.

Ich würds immer wieder so machen.
Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler
(Philippe Djian)

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Re: "Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von Da4nG3L » Fr 6. Jan 2012, 12:08

freigänger hat geschrieben:
Feli hat geschrieben:Da stößt man immer wieder auf solche Sätze "Er/Sie stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung". Genaues weiß man selten.
früher berührten mich solche worte und trafen mein mitgefühl, heute geschieht das gegenteil - finger weg und gar nicht weiterlesen.
ich seh's als masche der tiermafia, eine verkaufsstrategie, geschäfte mit dem gefühl, mitleid, emotionen etc. der gutgläubigen und hilfsbereiten menschen. leider geht diese 'werbekampagne' auf kosten der tiere.

In der von mir geposteten Anzeige steht ja solches.
In diesem Fall handelt es sich bei der schlechten Haltung um das hier: [url=http://www.nw-news.de/lokale_news/luebbecke/luebbecke/4895911_Verwahrloste_Kaninchen_gerettet.html]Verwahrloste Kaninchen gerettet[/url]

Aber natürlich fängt schlechte Haltung für ganz individuell woanders an.
Bei mir fängt das auch bei einem Einzeltier in zu kleinem Käfig an, obwohl auch ich das schon praktiziert habe, als ich es nicht besser wusste.

Bei solch großen Fällen ist das aber nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Ja, oft sind die Tiere aus solchen Fällen vorab schon schwer krank oder geschädigt.

Vermittelt werden diese aber erst nach des sogenannten gesund pflegens.
Es ist ja keine aktuelle schlechte Haltung, aus der sofort eine Endstelle gesucht wird.
Kranke Tiere bleiben aber auch nach dem Herausholen aus solchen Haltungen über. Da muss man ja zwischen chronisch krank, akut krank oder verborgen krank unterscheiden.
Man sollte aber davon ausgehen, das bekannte Baustellen auch benannt werden.

Schwarze Schafe, die solche Formulierungen ausnutzen oder auch arglistig verschweigen, wird es aber mitunter auch geben.
Liebe Grüße,
Sabrina

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Re: "Er stammt aus sehr, sehr schlechter Haltung"

Beitrag von saloiv » Fr 6. Jan 2012, 13:17

Ich nehme auch immer Kaninchen auf die nicht aus rosigen Verhältnissen kommen (oder hinterbliebene Kaninchen). Durch falsche Fütterung und Haltung brauchen die Tiere meist Eingewöhnungszeit aber sind dann sehr dankbar und als Besitzer kann man sich jeden Tag mitfreuen das man diesem Tier endlich ein schönes Zuhause bieten konnte. Bei Sunny (der z.B. ein hinterbliebenes Käfigkaninchen war das 5 Jahre alt und nur den Käfig kannte also eher aus schlechter aber weniger aus "sehr sehr schlechter" Haltung stammte) habe ich gedacht, dass er nicht mehr lange lebt weil er schon altersschwach wirkte usw. aber heute ist er ein richtiger Senior der gesünder ist als je zuvor und noch dazu ein stolzes Alter hat (im Frühjahr wird er 10 Jahre).
Und z.B. Leon, der jetzt bei lapin lebt kam auch aus nicht ganz optimalen Verhältnissen (kleiner Kasten mit großen Loch im Gitter und halb mit triefender Einstreu gefüllt so dass er fast unterm Dach klemmte, Interesse an ihm war verloren, Versorgung wenig optimal) undsoweit ich weiß war er bisher auch nie krank und bei mir ist er richtig viel herumgeflitzt und hat sich riesig gefreut endlich rennen zu können. :) https://www.tierpla.net/post76480.html#p76480" onclick="window.open(this.href);return false;
Ich habe sehr positive Erfahrungen mit solchen Tieren gemacht, ich vermute das es daran liegt, dass nur "die stärksten" so eine Haltung überstehn und demnach in einer guten Haltung dann richtig aufblühen und kaum krank werden. :)
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