Hefepilz Kaninchen

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Alles, was hier im Forum speziell zu Krankheiten, Diagnosen, Medikamenten und deren Dosierungen zu finden ist, sind persönliche Erfahrungen, Tipps und Ratschläge.

Diese Tipps und Ratschläge ersetzen keinen Tierarztbesuch.

Es gibt sehr viele ernst zu nehmende Krankheiten, die man durch Eigenbehandlung/Eigentherapie noch verschlimmern kann.

Es ist daher wichtig, jede Medikamentenabgabe und Therapie unbedingt mit dem Arzt zu besprechen und gemeinsam nach der besten Lösung, für das jeweilige Tier zu suchen.

Also zieht bitte immer einen Tierarzt zu Rate. Selbstverständlich könnt Ihr die hier gegebenen Tipps und Ratschläge mit Eurem Tierarzt besprechen.
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Murx Pickwick
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Hefepilz Kaninchen

Beitrag von Murx Pickwick » Do 26. Mai 2011, 14:32

Was sind Hefepilze und wie kommen sie ins Kaninchen?

Hefepilze gehören zur normalen Blinddarmgesellschaft eines Kaninchens. Eine Zunahme von Hefepilzen, bis sie auch im Kot nachgewiesen werden können, deutet auf ein Ungleichgewicht im Blinddarm hin. Dieses Ungleichgewicht der einzelnen im Blinddarm vorkommenden Organismen kann durch zu trockenes Futter, Infektionskrankheiten, Futtermehle, durch ein angeschlagenes Immunsystem, VG-Streß, Transportstreß und durch Medikamente ausgelöst werden.

Symptome:

- vermehrten Blinddarmkot
- Aufgasung
- Durchfall
- Verkrampfungen durch Schmerzen
- Futterverweigerung
- Apathisches Verhalten

Normalerweise fällt eine übermäßige Hefenbesiedlung beim Kaninchen nur auf, wenn regelmäßig der Kot daraufhin untersucht wird. Dabei ist es wichtig, daß der Kot möglichst frisch unter dem Mikroskop begutachtet wird, denn innerhalb von nur einer Stunde können sich Hefen aus der Umgebung im Kot ansiedeln und sich derartig vermehren, daß man ein falschpositives Ergebnis bekommt. Je wärmer und feuchter es ist, desto schneller wird der Kot mit Wildhefen besiedelt und überwuchert, selbst dann, wenn keine Hefen vom Kaninchen ursprünglich im Kot enthalten waren. Wenn also der Kot nicht frisch untersucht werden kann, sollte er zur Hefenbestimmung bis zur Untersuchung im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Behandlung

Medikamentöse Behandlung

Werden beim Tierarzt Hefepilze diagnostiziert, wird er ein Nyastin-Präparat als Suspension verabreichen (normalerweise 1ml/Kg Körpergewicht, aber je nach Präparat) und empfehlen, dieses 2-3x täglich zu verabreichen. Normalerweise wird eine Kur von ca. 10-14 Tagen angesetzt.

Achtung:Alle mir bekannten Nyastin-Suspensionen enthalten an erster Stelle Zucker. Es handelt sich um eine Zuckerlösung mit dem Wirkstoff Nyastin.
Ich habe mich zu Anfang genau an die Anweisungen gehalten und brav 2-3x täglich das Nyastin verabreicht. Das Ergebnis hat mich allerdings gar nicht zufrieden gestellt. Das Kaninchen hatte auch nach der Kur noch dieselben Symptome und mit der Zeit fraß es immer weniger, verschlang dafür aber die Zucker-Suspension. Ich habe den Hersteller geändert, doch auch andere Suspensionen halfen nicht gegen die Hefen.

Fazit: Ich würde von den Nyastin-Produkten die Finger lassen. Der Zucker fördert die Hefen und schwächt die Verdauung. Man bekommt wohl nur in den seltensten Fällen die Hefen durch Nyastin weg. Sinnvoller ist es, die Ursachen zu beheben, also den Auslöser zu suchen. Wenn ein starker Hefenbefall festgestellt wird, liegt die Ursache meist woanders - Darmwürmer, übermäßige Vermehrung von Salmonellen, Kokzidien, Yersinien, Chlostridien etc, Streß, unsachgemäße Fütterung und unhygienische Haltung können zu einem übermäßigen Hefebefall führen. Wichtiger wie die Behandlung der Hefen selbst ist das Abstellen der Ursache - schon alleine damit wird auch der Hefebefall zurückgehen.

Nur, wenn die Hefen eine Begleiterscheinung bei Durchfall oder starken Blähungen sind, die anderweitig nicht in den Griff zu bekommen sind, ist eine Behandlung der Hefen notwendig, sonst nicht!
Was für die Hefenbehandlung notwendig ist, entscheidet der TA.

Langzeit-Behandlung
Eine Langzeitbehandlung von Hefen ist nicht möglich ... es muß die Ursache für die Hefenvermehrung abgestellt werden.

Kardinalfehler:
Oft wird eine Heu-Wasserdiät empfohlen - diese ist bei Hefen kontraproduktiv, genau wie das Verfüttern von CC und BB oder Pre Alpin Lepo Sensitive oder was sonst noch so empfohlen wird ...

Darmfloraaufbau
Heilkräuter können helfen, den Darm von unliebsamen Bewohnern zu befreien, wobei bei Kaninchen alle Kräuter frisch deutlich besser wirken, wie getrocknet. Um die Darmgesellschaft wieder anzufüttern, sind Pektine notwendig, besonders viel ist in frischem Apfel enthalten. Getrockneter Apfel fördert jedoch Hefen und ist deshalb nicht zu verfüttern.

Fütterung bei Hefen;

Bei Auftreten von übermäßigen Hefen sind jegliche Futtermehle und Industriefuttermittel zu meiden, also keine Pellets, keine Mischfutter aus dem Zoofachgeschäft, keine Cobs, kein Critical Care, kein Rodicare, kein Bird Bene Bac etc ...

Die Ernährung ist, je nach bisheriger Fütterung, vorsichtig und mit Bedacht auf eine auf Frischkost basierende Kräuterernährung umzustellen. Ohne Probleme kann man selbst bei einer bis dato auf Industriefuttermitteln basierenden Kost folgende frischen Dinge verfüttern:
- Zweige mit Blättern und Blüten von Laubbäumen
- Zweige von Nadelbäumen
- Küchenkräuter
- Wiesenbärenklau, Wiesenkerbel, Wiesenkümmel, Wiesensalbei, Kamille, Wegeriche, Malven, Stachellattich, Wegwarte
- Chicoree, Porree
- Blaubeeren

Folgende frische Pflanzenteile sind wichtig, müssen jedoch langsam angefüttert werden:
- Apfel
- Feldsalat, Radicchio, Endiviensalat
- Löwenzahn, Wiesenschaumkraut, Ampferarten

Außerdem kann gegeben werden, insofern die Kaninchen es vertragen:
Salate (alle Arten), Zucchini, Fenchel, Broccoli, Blumenkohl, Wiese, Gurke, Staudensellerie, Tomate, Spinat, Kräuter

An Sämereien sind insbesondere Kümmel, Fenchel, Anis, Mariendistelsamen, Sesam und Leinsaat hilfreich. Sie verhindern insbesondere bei einer Futterumstellung auf viel Frischkost eventuell auftretende Nährstoffmängel.

Bitte immer nach der Ursache suchen! Genau den Speiseplan und die Haltungsbedingungen überprüfen.

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