Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

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Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Mai 2011, 13:52

Durch den Hamsterthread ( https://www.tierpla.net/viewtopic.php?f=128&t=10785" onclick="window.open(this.href);return false; ) kam das Thema gerade wieder auf

Oft wird einem geraten wenn man 2 (oder mehr) Tiere zusammen halten möchte, sollte man Wurfgeschwister nehmen weil die sich besser verstehen. Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen und so richtig sinnvoll begründen konnte es mir auch noch niemand. Für mich ist es so, dass Geschwister zusammen aufwachsen und "Sozialverhalten aneinander üben" aber das ist doch kein Garant dafür, sich jetzt besonders gut zu verstehen, sich zu mögen oder gar keine Bindung einzugehen?! Ich denke, die meisten Tiere wissen nicht wirklich ob sie Geschwister oder sonst wie verwandt sind und pflegen daher keine besseren Beziehungen zu "Familienangehörigen". Wird Hamster, Katze, Kanin oder Meeri geschlechtsreif, fängt´n "eigenes Leben" an und Vergesellschaftungen können funktionieren aber in wie weit sollen Verwandschaftsverhältnisse dabei ´ne Rolle spielen? Werden Eindringlinge im Revier geduldet nur weils´n Verwandter ist oder auf Kommentkämpfe verzichtet wird weils das Brüderlein ist?! Müssen sich ausgewachsene Katzen liebhaben und kuscheln weil sie Geschwister sind?

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Entensusi » Fr 20. Mai 2011, 13:59

Ich denke, der Hauptgrund dafür ist, dass man sich die Vergesellschaftung sparen kann. Wenn man Wurfgeschwister nimmt, die offensichtlich von Haus aus gut miteinander können, hat man dann keine Probleme mehr.
Ich habe allerdings schon von Kaninchenschwestern gehört, die sich nach jahrelangem problemlosen Zusammenleben plötzlich absolut unverträglich gezofft haben... :hm:

Hier habe ich nur Kaninchen als Beispiele, meine zwei ersten Mädels kamen "aus einer Kiste", und es gab in den 3 Jahren nie Probleme, und später hatten DumbleOhr und Hermione absolut keine Schwierigkeiten, zusammen zu kommen, obwohl sie vorher 2 Monate getrennt waren.
Ich denke schon, dass Geschwister eine Erinnerung an das Nest und die Mami mit sich bringen, so dass sie eine Art Urvertrauen zueinander haben.
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Dajanira » Fr 20. Mai 2011, 14:06

Meine Erfahrungen dazu:
Ich hab ja 2 Bockgruppen.
Telefonmann und Sinus sind Wurfgeschwister. Gast und Fefe nicht.
Bei T und S ist das Zusammenleben um einiges harmonischer als bei den anderen beiden Deppen. Es wird zusammen nebeneinander gefressen, im gleichen Häuschen geschlafen, Rangkämpfe gibt es nicht. Bei den anderen beiden geht das gar nicht, nebeneinander fressen ist so gut wie undenkbar, in einem Häuschen - artet in Streit aus.
Natürlich kann man nicht sagen das es an der Tatsache Wurfgeschwister liegt, es kommt auf den Charakter jedes einzelnen Tieres und den Hintergrund an. Es kann zwischen Wurfgeschwistern genauso ausarten wie auch bei nicht verwandten Tieren. Vorteil bei Wurfgeschwistern ist, dass sie sich von Geburt an kennen, aber wie du schon sagtest mit Geschlechtsreife fängt das Leben an. Wenn die Tiere sich kennen, kann das von Vorteil sein, muss aber nicht. Ich kenn ein Beispiel von einer Freundin, die auch 2 Böcke aus einem Wurf hatte und da hats dann richtig gerappelt, dass sie getrennt werden mussten. Ich denke es ist stark Charakter-abhängig. Telefonmann ist dominant, Sinus unterwürfig. Gast und Fefe beide dominant, es gibt öfters mal Streit.
Wenn sie sich nicht riechen können, können sie sich nicht riechen, ist ja auch beim Menschen so.
Bei Katzen kenn ich das gleiche Spiel. Ein Freund hat 2 BKH aus einem Wurf, die sich super verstehen und zusammen kuscheln, eine andere Freundin hat 2 Kurzhaar, die sich komplett ausn Weg gehen und sich anknurren, wenn sie sich nur in Sichtweite sehen.
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.



31.08.2008 † 11.10.2013 Telefonmann
01.02.2011 † 03.02.2014 Fefe
31.08.2008 † 23.06.2015 Sinus
03.10.2010 † 07.03.2017 Gandalf

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von schweinsnase77 » Fr 20. Mai 2011, 14:10

Ich denke nicht das es daran liegt das sieexplziet Wurfgeschwister sind, sondern das die jeweiligen Tiere von anfang an zusammen sind. Funktioniert bei artfremden Tieren ja auch (z.b. hund und Katze). Für das jeweilige andere Tier ist das "Geschwistertier" halt von vorne herein Bestandteil des Rudels. Generell ist es ja so das Nachwuchstiere auch von den adulten Tieren weniger "gezankt" werden als neue Mtgleder, einfach weil der "Eindringlingstatus" wegfällt.
Mit freundlichen Grunzern

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Mai 2011, 15:08

wäre irgendwas anders wenn ich Wurfgeschwister nehme oder einfach 2 Jungtiere aus verschiedenen Würfen die aus irgendwelchen Gründen zusammen aufwachsen?

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Entensusi » Fr 20. Mai 2011, 15:23

Ziesel hat geschrieben:wäre irgendwas anders wenn ich Wurfgeschwister nehme oder einfach 2 Jungtiere aus verschiedenen Würfen die aus irgendwelchen Gründen zusammen aufwachsen?
nein, ich denke nicht.
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 20. Mai 2011, 15:30

Das kommt doch alles sehr stark auf die Tierart draufan ...
Bei Chinchillas werden sich aller Voraussicht nach Jungtiere, die miteinander aufgewachsen sind, im Schnitt deutlich besser vertragen, wie wenn sie fremd zusammengewürfelt werden. Auch Familiengruppen, wo die Jungtiere halt in der Gruppe blieben, verstehen sie ausgesprochen gut (von Ausnahmen abgesehen, die es auch und gerade bei Chinchillas gibt). Ebenso bei mongolischen Rennmäusen, hatte man dort vor der Geschlechtsreife zusammengestellt, klappte eigentlich alles (also auch Wurfgeschwister, die nie getrennt wurden, klappten sehr gut), während wenn sie erst nach Geschlechtsreife zusammengestellt wurde, die VG oft richtig schwierig war.

Bei Degus vermute ich, daß sich Geschwister generell besser vertragen wie Nichtgeschwister ... Geschwister sind sich da einfach in der Kommunikation angeborenermaßen ähnlicher. Aber das ist nur ne Vermutung ins Blaue hinein.

Bei Kaninchen und Meerschweinchen hab ich keinen Zusammenhang sehen können, ob sie nun mit nem Kameraden aufwuchsen oder nicht ... da sind andere Dinge viel wichtiger, ob man sich versteht oder nicht - bei Kaninchen ist es die Fitness und der persönliche Charakter, beim Meerschweinchen der gefühlte Rang jedes einzelnen Tieres und ob sie in einer funktionierenden Meerschweinchengruppe aufwuchsen, oder nur ihre Mutter, Geschwister und den bunt zusammengewürfelten Haufen im Zoofachgeschäft kannten. Am unverträglichsten sind im Durchschnitt bei Meerschweinchen meiner Erfahrung nach Tiere, die lange Zeit, vor allem in der Jugend, allein bleiben mußten - bei Kaninchen dagegen ist das wiederum gar nicht ausschlaggebend.

Bei Hunden gibts einige Hunde, die selbst nach Jahren ihre Wurfgeschwister wiedererkannt hatten, trotzdem sie diese das letzte mal mit 16 Wochen gesehen hatten - find ich erstaunlich, denn dazu ist nicht mal der Mensch in der Lage! Wenn Menschenkleinkinder getrennt werden, erkennen sie sich selbst als Jugendliche nicht mehr wieder.

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von schweinsnase77 » Fr 20. Mai 2011, 15:38

Ich denke Meerschweinchen sind so sozial, dass man da in der Regel wirklich keinen Unterschied merkt. Wobei das aber auch daran liegen könnte das Meerschweinchen ja weder als Erwachsene noch als Babies irgendeine Prägung zu besitzen scheinen. Papas adoptieren alles was nicht geschlechtsreif ist, Babies saugen an jeder verfügbaren Milchbar und Mamas säugen alle was Milch haben will.

Böcke untereinander vertragen sich entweder oder eher nicht....wobei das wahrscheinlich eher am arrangieren mit eigentlich nicht artgerechten Haltungen liegt als am Sozialverhalten selber, also eher nen individueller Umgang mt Streß ist. (zu wenig Platz)
Mit freundlichen Grunzern

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von claudsi84 » Fr 20. Mai 2011, 15:43

Ich kann auch nur zu Kaninchen etwas sagen...

Ich denke auch, dass es nur einen Vorteil bei Wurfgeschwistern gibt, denn sie kennen sich von Geburt an und müssen nicht miteinander vergesellschaftet werden.

Meinte Tiere sind Mutter und Tochter und damals Rambo und jetzt Rocky wurden hinein vergesellschaftet,
Hat alles super geklappt. :D

Ich denke immer ein wichtiger Grund ist, dass die Tiere genug Platz bei einer VG haben und das sie gesund sind.
Bzw. die Konstellation sollte schon passen...2 unkastierte Rammler würde ich nicht unbedingt versuchen zu vergesellschaften.
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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Ziesel » Sa 21. Mai 2011, 13:04

Wurfgeschwister die zwar nicht getrennt aber gemeinsam "umgesiedelt" (neuer Halter/neues Revier) werden sind also bei einigen Arten "erfolgsversprechender" und das funktioniert dann wahrscheinlich auch mit Kids verschiedener Mütter die vorher zusammen gelebt haben ?

Für Katzen gilt das wohl nicht, oder? Da kenne ich sämtliche Konstellationen und mal funktionierts, mal nicht. Vielleicht kommt es auch drauf an, wie mensch die Tiere zusammenbringt bzw den Revierwechsel macht.

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von schweinsnase77 » Sa 21. Mai 2011, 13:12

Ich denke man muss das auch nen bischen nach Tierarten differenzieren.

Ich denke Raubtiere wie Hunde und Katzen haben noch mal nen ganz anderes Rudelverhalten als Beutetiere.
Gerade bei Katzen ist es ja so, dass man sich notfalls auch perfekt als Einzelgänger durchs Leben schlagen kann.
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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Ziesel » Sa 21. Mai 2011, 13:46

Was ist am Rudelverhalten von Katzen/Hunden anders als bei Meeris/Kanins ? Selbst wenn ich´n Geschwisterrudel hab, kann nur einer Chef sein und auch als Einzelhaustier würden wohl alle genannten Arten überleben (ob gut oder schlecht ist´ne andere Frage)

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von schweinsnase77 » Sa 21. Mai 2011, 13:53

Beutetiere sind mehr auf den anderen angewiesen als Raubtiere, du hast bei den Raubtieren ja viel öfter nur ein Männchen im Rudel als bei Beutetieren, bzw. die Haltung von reinen Männergemeinschaften funktioniert bei Beutetieren oftmals esser als bei Raubtieren.
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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 21. Mai 2011, 15:59

Schon alleine bei Hund und Katz hast du ein absolut unterschiedliches Gruppenverhalten - Katzen sind eher die Revierbildner, sie jagen allein (klar, für ne Maus braucht man keine 50 Katzen, das schafft ne Katz auch ganz allein - und so ne Maus ernährt auch nur ein Sechzehntel Katze, da kann sich Katz gar nicht leisten, den andern was abzugeben) und bilden weiträumige Kommunikationsnetze aus, um sich gegenseitig über große Entfernungen vor Beutegreifergefahr zu warnen und ihre Familienplanung aufeinander abzustimmen. Sie treffen sich also natürlicherweise nur an speziellen Treffpunkten. Schon das enge Zusammenrücken auf dem Bauernhof ist eine echte Glanzleistung im sozialen Leben einer Katze, in der Wohnung will sie eigentlich nur mit dem besten Freund oder Freundin, wenn überhaupt, zusammensein.

Hunde stammen von rudeljagenden Revierbildnern ab, die gemeinsamen Vorfahren von Hund und Wolf hatten ein fein aufeinander abgestimmtes Kommunikationsnetz, die Rudelgröße bewegte sich irgendwo zwischen zwei und zehn ausgewachsenen Tieren beiderlei Geschlechts, wobei nur die in der Sexualhierarchie ranghöchsten Tiere überhaupt Welpen haben. Alle anderen Wölfe im Rudel haben keine Welpen!
Beim Hund kommt nun die Zucht auf den Gebrauchswert hinzu, es gibt unter den Hunden ausgesprochene Einzeljäger (die meisten Windhunde, sie jagen entweder allein oder in kleinen Gruppen bis drei Hunden) oder aber regelrechte Meutehunde, welche nur in Meuten von über 50 Tieren jagen. Schon alleine hier sollte klar werden, das es unter den einzelnen Hundetypen auch sehr unterschiedlich ist, wie sich die Geschwister später miteinander verstehen werden - Terrier werden sich eher an die Gurgel gehen, nem Beagle ist es egal, mit was er vergesellschaftet wird, hauptsache Fell und vier Beine ... dazu kommt das bei Hunden extrem ausgeprägte Lernverhalten, was in eine funktionierende Gruppe gehört und was nicht - selbst ausgesprochen raubzeugscharfe Hunde, wie beispielsweise Terrier, kann man mit Füchsen, Katzen oder Dachsen aufziehen und sie werden gegenüber ihrer angeborenen Beute ausgesprochen liebevoll sein, statt sie zu killen.

Bei Katzen gibts keine Geschwisterliebe - entweder, katz mag sich, oder katz kann sich gestohlen bleiben, bei Hunden dagegen gibts durchaus die Fälle, wo sich Geschwister nach langer Trennung regelrecht freuen, sich wiederzusehen ... dabei wird alles als Geschwister angesehen, was mit ihnen zusammen die Zeit zwischen ca. der 5. Woche und ca. der 16. Woche die Kindheit zusammen verbracht hat (gibt hier extreme Rassenunterschiede), das kann also durchaus, wie normalerweise der Fall ist, die eigenen Geschwister sein, das kann aber auch ne Farbmaus, nen Fuchs, ein Kind oder ne Ente sein ...

Kaninchen sind wieder saisonale, geschlechtsgebundene Revierbildner, welche nur aus Gründen der Fortpflanzung Reviere bilden und dementsprechend auch ihre Gruppen zusammenstellen. Wichtig ist nur eines: der Fortpflanzungserfolg, Geschwisterliebe? - unbekannt!

Mongolische Rennmäuse wiederum leben in festen und heiß umkämpften Revieren in Familiengruppen. Die Jungen, die zuviel sind, ziehen aus und suchen woanders ihr Glück, tun sich mit anderen Jungtieren vor der Geschlechtsreife zusammen und bilden ihrerseits wieder Gründergruppen, die wiederum ein Revier verteidigen, aus denen die Familiengruppe entsteht. Es ist ihnen egal, ob nun das, mit dem sie die Gründergruppe bilden, ein Geschwister ist oder nicht, nur zu alt darf der nicht sein ...

Goldhamster wiederum sind vergleichbar mit Katzen - sie haben ein sehr großflächiges Netz an Nachbarn, mit denen sie ständig in geruchlicher Verbindung bleiben ... anders wie Katzen allerdings haben sie ein sehr, sehr großes Kernrevier, was sie für sich beanspruchen und wo man sich bestenfalls noch am Rand des Revieres zur Paarung trifft.
Goldhamster sind also keine echten Einzelgänger! Ihr Kernrevier, wo sie allein drin leben, hat nur derartig riesige Ausmaße, daß man nen Hektargroßes Feld vom Bauern mieten und überdachen muß, um eine artgerechte Hamstergruppe von nur zwei bis drei Tieren zu halten! Bietet man den Hamstern gerade mal 50qm, dann ist das bestenfalls noch der Kern des Kernreviers - da wird kein zweiter Hamster geduldet!
Geschwisterliebe? - njente!

Echte Einzelgänger hat man wiederum unter den Igeln ... dem europäischen Igel ist es schnurz wie puppe, ob da noch ein Igel rumwurschtelt oder nicht, nur zur Paarung wird sich füreinander interessiert. Die bilden auch keine Reviere, welche verteidigt werden - man streitet sich höchstens um die besten Nahrungsquellen ... oder auch nicht.
Die Vergesellschaftung zweier oder mehrerer europäischer Igel ist etwa so wie die Vergesellschaftung mit Kanin und Meerschwein, die haben sich nichts zu sagen, aber ansonsten leben sie gekonnt nebeneinanderher.

Chinchillas wiederum sind Koloniebildner, welche recht eng aufnanderleben. Das Zentrum bildet jeweils eine kleine Familie, die ihr winziges Revier gegen die anderen Familiengruppen verteidigt - oder auch nicht. Chinchillas wandern nicht weit, einzig die Herren der Schöpfung dürften weiter wandern, damit das Thema Inzucht nicht zu heftig wird.
Chin wächst in seine Familie rein, lernt die Besonderheiten der Familie und der Nachbarfamilien kennen, chin hält zusammen ... und nur zusammen schafft es chin, sich rechtzeitig vor Beutegreifern in Sicherheit zu bringen, unliebsame Schlangen aus der Kolonie zu vertreiben oder eben die besten Futterstellen zu nutzen. Gemeinschaft ist das A und O, chin ist aufeinander angewiesen - und kennt mit Sicherheit Geschwisterliebe! Chinchillas lernen genau wie wir Menschen ein Großteil der Sprache in der Kindheit und damit gibt es unter den Chinchillas enorme Dialekte und Sprachen. Ein Chinchilla aus einer ganz anderen Kolonie versteht die Sprache also nicht mal richtig ...
Es ist eigentlich Tierquälerei, eine gut funktionierende Chinchillagruppe oder ein harmonisierendes Chinchillapaar auseinanderzureißen!

Degus gehen als Koloniebildner noch weiter ... bei ihnen wird Warnverhalten, Begrüßung, Sozialverhalten etc alles angeboren. Ein Degu aus der Familie A kann sich unter Umständen mit einem Degu der Familie B gar nicht mehr unterhalten! Deshalb mein Postulat, daß sich Geschwister bei Degus deutlich besser verstehen müßten, wie Nichtgeschwister.

Selbst die Annahme, daß man bei Raubtieren viel häufiger nur ein Männchen im Rudel hat wie bei Beutetieren, stimmt einfach nicht ... die meisten Hundeartigen, Löwen und Hyänen bilden Gruppen mit mehr Männchen im Rudel, bei den Streifenhyänen gibts zudem fast immer nen Männerüberschuß in ihren Riesengruppen, eine im Säugerreich außerordentliche Konstellation, denn normalerweise hat man weniger Männchen wie Weibchen im Rudel. Demgegenüber haben wir Rinder, Wildmeerschweinchen und Tschudis, welche tatsächlich nur ein ausgewachsenes Männchen in der Gruppe haben, was eigentlich sogar die Normalkonstellationen bei den meisten Nagetieren ist ... und Nagetiere und Rinder sind Beutetiere, Löwen, Hyänen und Hundartige sind eindeutig Raubtiere.

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Ziesel » So 22. Mai 2011, 00:00

Bedeutet für mich nach wie vor, dass die Wurfgeschwister-verstehen-sich-besser-Aussage ´n Myth ist. Irgendwie bestätigt das meine Annahme, dass Tieren ihre Verwandschaftsverhältnisse ziemlich latte sind.
Wachsen beispielsweise 2 kleine Nichtgeschwisterkinder von Meeris/ Chins gemeinsam auf, verstehen die sich vielleicht besser weil die VG wegfällt und tier eh in Gruppen zusammen lebt, wobei es später egal ist ob man sich als Anführer gegen seine Verwandtschaft oder "Fremde" behaupten bzw unterwerfen muss.

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Entensusi » So 22. Mai 2011, 07:27

was sich ja auch mit früheren Beobachtungen deckt, wie hat meine Oma immer gesagt "Wenns von kloi auf zam aufwachsa, dann geht des scha!" - egal, ob Blutsgeschwister oder artfremde Tiere.
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Ziesel » So 22. Mai 2011, 19:41

hat Oma nett formuliert *kicher*

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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von Venga » So 22. Mai 2011, 21:10

Meine beiden ältesten Kater sind Brüder - sie verstehen sich nicht besonders.
Die beiden sind sich nicht einig, wer der Boss sein soll.
Möglich, dass es bei Schwester und Bruder besser gehen würde.
LG
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Re: Wurfgeschwister verstehen sich besser oder Myth?

Beitrag von saloiv » So 22. Mai 2011, 21:55

In meiner Kindheit hielt ich auch immer zwei Kaninchenweibchen zusammen. Das war damals die empfohlene Haltung. Gut, das Traumpaar waren sie nicht und auch recht launisch, aber es klappte. Es waren immer Geschwister. Keine Ahnung ob es daran lag, dass sie Geschwister waren oder zusammen aufwuchsen.
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dass Du singst, als würde keiner zuhören.
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