[Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

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Miss Marple
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Miss Marple » Mi 18. Jan 2012, 00:33

Murx Pickwick hat geschrieben:Sowas, wie für mich Normales, wie Mangold, Topinambur, Süßkartoffeln etc gibt es bei Aldi überhaupt nicht! Selbst Grünkohl war einfach nicht da ... und das mitten im Winter!
Rote Beete ist auch so´n Exot geworden. :(
An der Stelle frage ich mich aber, welche Nährstoffanalysen sind denn in den Diagrammen Ca/P und Aminosäuren dargestellt, wo keine einzige Kulturpflanze ausser Weisser Rübe neben Wiese halbwegs geeignet ist?
degupedia hat geschrieben:In dem Diagramm ist der grüne Bereich das ideale Ca/P-Verhältnis, was darunter (links) liegt, verschlechtert den Einbau von Calcium in Knochen und Zähne, was darüber liegt (rechts), kann zu Demineralisierung von Knochen und Zähnen führen.
degupedia hat geschrieben:Selbst wenn ich den Mangel von Gemüse „ad libitum“ anbiete, kann ich ihn nicht beseitigen - gemeinsam mit Heu wird er lediglich verstärkt.

Diese beiden Beispiele sind nur ein winzig kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtpaket „Gemüse = Mangel“, auch wenn man es „ad libitum“ anbietet. Da hilft auch nicht das Beschwören von wilden Vorfahren der Gemüsesorten. Das heutige Gemüse hat damit überhaupt nichts mehr zu tun.
Sind das in den Diagrammen alles Aldigewächse oder Demeter? Von welchen Kulturpflanzen ist in solchen Statistiken die Rede? Wenn die von z. B. Demeter reden, dann frag ich mich doch echt, warum ich seit Jahren nen Heidengeld für die Ökokiste ausgebe.
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Jan 2012, 07:14

Andreas nutzt Tabellen aus dem Nutztierbereich - also ist dort Wiese die auf höchsten Ertrag gepeitschte Nutzwiese aus den 60er - 80er Jahren und die Kulturpflanzen sind typische Futterpflanzen aus konventionellem Anbau aus dem gleichen Zeitraum. Dies ist wichtig zu wissen, da eine Weidelgras-Turbowiese inzwischen auf ganz andere Werte kommt (allerdings nicht im Ca/P-Verhältnis, denn das kann man über Düngung steuern)

Wiese kann man übrigens nur dann mit der Alditheke vergleichen, wenn man alle Pflanzen der Alditheke nimmt und zusammen analysiert - da kommt man dann auch sehr schnell zu einem korrekten Ca/P-Verhältnis, da es dort genau wie auf der Wiese Pflanzen gibt, die zuviel oder zuwenig P enthalten ...
... wobei - bin mir da gar nicht mehr so sicher, denn in der Aldigemüsetheke fehlt Kürbis, Zucchini und Co! Das sind die phosphorlastigen Gemüse.

Übrigens braucht der Mensch dasselbe Ca/P-Verhältnis wie das Kaninchen ... was also für das Kaninchen an der Gemüsetheke nicht mehr stimmt, stimmt für uns auch nicht mehr! Zumal Gemüse für den Menschen als Hauptkost gelten kann. Und wenn ich da anfange, ein wenig in Richtung Ernährungsberatung zu schauen, dann gibt es da stets den Rat, Milchprodukte zur Calciumversorgung zu futtern - kurzum, der Mensch wird offenbar auf ein Ersatzfutter umgeleitet, weil das, was an der Aldigemüsetheke zu kaufen ist, eben nicht mehr genug Calcium enthält ... nun, hieße im Umkehrschluß also, Molke an Kanin zu verfüttern. Mal ganz davon abgesehen, hab ich bis heute nicht verstanden, was all die armen Menschen tun soll, die inzwischen Kuhmilcheiweiß nicht mehr vertragen - das sind ja immerhin 20% der Bevölkerung mit steigender Tendenz inzwischen ...

Andreas hat bislang leider keine Daten über Mangold, Spinat etc gefunden, außerdem noch keine Daten zu Biogemüse und Bio-Obst. Dann fehlen Daten über Permakulturgemüse ... Permakultur kommt nämlich einer Wiesengemeinschaft noch am nächsten.
Von der Wiese wiederum fehlen die Daten der einzelnen typischen Wiesenpflanzen artenreicher Wiesen: Wiesenstorchschnabel, Wegeriche, Ampferarten, Pippau, Labkräuter, Pastinaken, wilde Möhre, Kornblumen, Witwenblumen usw usf ... die wenigsten dieser Pflanzen haben ein gutes P/Ca-Verhältnis, werden jedoch auf normalen Wirtschaftswiesen ganz normal weggespritzt.

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von schweinsnase77 » Mi 18. Jan 2012, 07:47

Murx Pickwick hat geschrieben: Übrigens braucht der Mensch dasselbe Ca/P-Verhältnis wie das Kaninchen ... was also für das Kaninchen an der Gemüsetheke nicht mehr stimmt, stimmt für uns auch nicht mehr! Zumal Gemüse für den Menschen als Hauptkost gelten kann. Und wenn ich da anfange, ein wenig in Richtung Ernährungsberatung zu schauen, dann gibt es da stets den Rat, Milchprodukte zur Calciumversorgung zu futtern - kurzum, der Mensch wird offenbar auf ein Ersatzfutter umgeleitet, weil das, was an der Aldigemüsetheke zu kaufen ist, eben nicht mehr genug Calcium enthält ... nun, hieße im Umkehrschluß also, Molke an Kanin zu verfüttern. Mal ganz davon abgesehen, hab ich bis heute nicht verstanden, was all die armen Menschen tun soll, die inzwischen Kuhmilcheiweiß nicht mehr vertragen - das sind ja immerhin 20% der Bevölkerung mit steigender Tendenz inzwischen ...

Wie wäre es mit Minerallecksteinen? :mrgreen:

Ich hab zu dem Thema nebenbei vorgestern noch ne recht interessante Doku aus der Umgebung des Salzsees in Bolivien gesehen. Obwohl die Weiden in den Anden schon einen sehe hohen Nährstoffgehalt haben, bekommen die Weidetiere trotzdem zusätzlich Salzbrocken aus dem Salzsee um Zitat eines alten Bolivianers " gesund zu bleiben"
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von saloiv » Mi 18. Jan 2012, 08:36

Mineralienlecksteine frisst kein gesund ernährtes Tier. Bei meinen Tieren wurden sie auch bisher von einem Tier gefressen, das war ein Meerschweinchen das sich damit beschäftigte und jeden Tag stundenlang abwechselnd Salzleckstein leckte und trank. Und die Calziumsteine, die ich ganz am Anfang den Meerschweinchen anbot, wurden nur benagt um an die bunten Knabberstangen in der Mitte zu kommen, die dort eingebaut waren. Wenn Bedarf in diese Richtung besteht, wühlen meine Kaninchen ein wenig in der Erde und fressen dann was sie brauchen.
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Jan 2012, 12:11

Die wandernden Weidetiere, wie Pferd, Schaf, Ziege und Co haben keine Salzsparmechanismen entwickeln können - sie brauchen deshalb deutlich mehr Salz, wie Meerschwein, Kanin, Chinchilla und Co ... ist ja auch bei den wandernden Weidegängern nicht so schlimm, wenn in einer Gegend keine Salzlecke da ist, wird halt mal kurz 40 - 50km bis zur nächsten Salzlecke gewandert und dann die nächsten Tage wieder zurück zur guten Futterstelle.

Ein Kaninchen bleibt natürlicherweise sein ganzes Leben auf nur 4000qm - wenn es hoch kommt! Gibt Kaninchen, die 500qm freiwillig ihr gesamtes Leben lang nicht verlassen ... sie mußten sich also daran anpassen, auch ohne Salzlecke klarzukommen.
Eine der Anpassungen an diese Extrembedingungen ist, daß Kaninchen und Nager nicht schwitzen - können sie sich nicht leisten, denn Schwitzen verbraucht einfach viel zu viel Salz.

Auch der Calciumbedarf wird sehr unterschiedlich gedeckt ... Kaninchen selektieren auf calciumreiche und eiweißreiche Nahrung und nehmen dafür in Kauf, tödlich giftige Pflanzen zur Nährstoffversorgung mitnutzen zu müssen, Pferde legen da eher auf Giftfreiheit des Futters wert und fressen dann halt auch Pflanzen, welche nur wenig Eiweiß und wenig Calcium enthalten.

Kurzum, die kleinen Standweider brauchen nur selten Salz und Calcium extra ... Schafe, Rinder und Pferde dagegen sind auf eine zusätzliche Salzversorgung angewiesen, wenn sie nicht regelmäßig zur nächsten Salzlecke wandern können. Ziegen dagegen kommen wiederum auch ohne Salz aus, aber sie nehmen Salzlecken gern an, wenn sie vorhanden sind.

Allerdings klappt das ohne Salzlecke und Kalkstein nur dann, wenn unsere Kanin und Co tatsächlich Pflanzen bekommen, in denen genügend Salz und Calcium enthalten ist - wer seine Kaninchen draußen rumlaufen lassen kann, hat da nur selten ein Problem, aber wenn man auf eine Gemüseversorgung angewiesen ist, kann es selbst für Kaninchen knapp werden (insbesondere mit dem Calcium, aber auch Salz kann zu einem Problem werden, da die meisten Blattgemüsesorten eben zuwenig davon enthalten)
Meerschweinchen sind in dieser Beziehung deutlich robuster ... allerdings haben sie bei hauptsächlich Wurzelgemüsefütterung das Problem, daß sie ihren Eiweiß- und Energiebedarf ohne Probleme mit nur 250g Wurzelgemüse/1kgLebendgewicht decken können, aber deutlich viel zu wenig Mineralstoffe und Spurenelemente aufnehmen. Heißt also, daß sie entweder zuviel Wurzelgemüse fressen müssen und dann dick und fett werden oder irgendwann unter Mineralstoffmangel leiden. Da es sich hier allerdings nicht nur um Salz und Calcium handelt, sondern um alle Mineralstoffe und Spurenelemente, hilft hier nicht mal mehr ne Salzlecke und Calciumstein.
Wenn Meerschweinchen die üblichen 1kg Graswiese/1kgLebendgewicht futtern, sind auch genügend Mineralstoffe und Spurenelemente mitgefressen worden. Da brauchts auch keine Salzlecksteine oder Calciumlecksteine mehr.

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Do 19. Jan 2012, 01:27

Miss Marple hat geschrieben: An der Stelle frage ich mich aber, welche Nährstoffanalysen sind denn in den Diagrammen Ca/P und Aminosäuren dargestellt, wo keine einzige Kulturpflanze ausser Weisser Rübe neben Wiese halbwegs geeignet ist?.
Weisskohl wäre noch im grünen Bereich ;) (wo doch so oft vor böhsem Bläh-Kohl gewarnt wird)
degupedia hat geschrieben:Selbst wenn ich den Mangel von Gemüse „ad libitum“ anbiete, kann ich ihn nicht beseitigen - gemeinsam mit Heu wird er lediglich verstärkt.
Diese beiden Beispiele sind nur ein winzig kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtpaket „Gemüse = Mangel“, auch wenn man es „ad libitum“ anbietet. Da hilft auch nicht das Beschwören von wilden Vorfahren der Gemüsesorten. Das heutige Gemüse hat damit überhaupt nichts mehr zu tun.
Ist das Draussensammelpflanzi was man rings um Eigenheim, Wohnanlagen/Siedlungen, in Parks und in/auf/um Feldern findet, noch so zusammengesetzt wie die ursprünglichen Form? Ich mein der Nachbar düngt seinen Rasen/seine Beete, der Bauer düngt und schädlingsbekämpft sein Feld, im Park wird gegärtnert ect :hm:
Sollte man um "ernährungstechnisch gute" Wildfutterpflanzen zu sammeln ziemlich abseits bemenschelter Flächen pflücken oder sind die Löwenzähne, Wegeriche, Lattiche ect vom Feldrand oder aus´m Garten hochwertig genug ?
Miss Marple hat geschrieben: Sind das in den Diagrammen alles Aldigewächse oder Demeter? ... Wenn die von z. B. Demeter reden, dann frag ich mich doch echt, warum ich seit Jahren nen Heidengeld für die Ökokiste ausgebe.
Gute Frage, zB Bioland & Demeter verfütter ich auch hauptsächlich

Irgendwie woll(t)en wohl einige Halter mit dem reichhaltigen Vielfaltfrischfutterangebot weg von hübschen bunten Fertigfutterpackungen (also Trofu, Pellets, Extrudat ( ;)) Joghurtdrops + Heu inkl.´nem Gelegenheitsmöhrchen) im Glauben damit besser/gesünder zu füttern und haben "frischgefüttert". Um die Menge und Vielfältigkeit im Winter weiterhin bieten zu können, wurde/wird vermehrt Salatgemüseküchenkräuter angeboten (ob nun vom Feld gerafft oder gekauft, selbst angebaut) aber nun heisst´s "Gemüse = Mangel“ (Zitat) und kommt in die "nur Zusatzangebotsecke".
Das heisst wenn Salatgemüseküchenkräuter eh mangelhaftminderwertiger Ersatz sind, Tier fett machen, Karies, andere Zahnprobs verursachen, Urolithiasis fördern usw, sollte das nur "Beigabe" sein - jo, dann war hier vieles in Winterfutterthreads wohl gut gemeint aber nicht wirklich gut?!
Ich find das ja ganz interessant mit dem überwiegend Wildkräuterangebot aber praktikabel ist es meiner Meinung nach im Winter für die meisten Halter nicht wirklich.
Kann bzw hat jemand mit mehr als 2-3 Meeris oder Kanins es geschafft mit überwiegend Wildkräuter (also nix Feld/Park uÄ) seine Tiere zu ernähren?

PS: aus reiner Neugier hab ich mal´ne Art ältere-Herren-Befragung-vom Dorf gestartet, wie die Stall-und Buchtenkaninchen zu DDR-Zeiten ernährt wurden weil da im Sommer "mit der Sense gesammelt" wurde, Milchdiestel gestochen usw aber was war im Winter ...bis jetzt bin ich noch nicht auf Gesammeltes im Winter gestossen, sondern eher auf planetenähnlich

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von saloiv » Do 19. Jan 2012, 04:12

Man sollte auch ein wenig auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Kaninchen ernähren sich stark saisonal, d.h. sie fressen der Jahreszeit angepasst sehr verschiedene Pflanzen. Wenn man nun (wie es Andreas in der Degupedia gemacht hat) industriell bewirtschaftete, gedüngte und künstlich angebaute Wiesen bzw. deren Inhaltsstoffe, die noch dazu im Sommer oder zu einer anderen Vegetationszeit (aber sich nicht im Winter) gemessen werden, mit einer reinen Gemüseernährung oder einer reinen Heuernährung vergleicht dann ist das stark polemisch aber sicherlich nicht mehr tatsachengetreu. Denn..
1) Füttert niemand seine Kaninchen rein mit Gemüse (bzw. habe ich diese Empfehlung noch an keiner Stelle gelesen)
2) Füttert kaum jemand seine Kaninchen rein mit Heu
3) Hat eine landwirtschaftliche Hochzucht-Wiese im Sommer oder Frühjahr selbstverständlich einen höheren Vitamin- und Nährstoffgehalt und andere Nahrungsqualitäten als die Winterernährung (egal ob die für Wildkaninchen oder die für Hauskaninchen), als eine Ernährung im Winter
4) Sind auch hochgezüchtete landwirtschaftliche Weiden nicht mehr natürlich
5) Fressen selbst Wildkaninchen die auf solchen Wiesen leben nicht nur dort, sondern zusätzlich noch viele andere Komponenten wie z.B. Rinden, Laub, Waldpflanzen wie z.B. Efeu, Brombeerblätter, Eicheln, Obst usw., den eigenen Weichkot und vieles andere (teilweise sogar z.B. Fleisch).
6) Kein Wildkaninchen frisst die Wiese in ihrer Zusammensetzung wie sie dort vorhanden ist. Kaninchen selektieren, d.h. die Nahrung in ihrem Bauch stimmt nicht mit der Zusammensetzung der Wiese überein. Sie fressen vielleicht gezielt eine Pflanze die nur wenig zu finden ist vollständig auf und lassen dadurch den Großteil der Gräser stehen. Zudem selektieren sie nur bestimmte Pflanzenteile. Wenn ich eine Pflanze mixe und die Inhaltsstoffe analysiere, dann wird die gesamte Pflanze bewertet, Kaninchen fressen jedoch meist nur bestimmte Teile (z.B. bei Gräsern nur die Spitzen).

Man kann also landwirtschaftliche Nutzwiesen nicht als "den Maßstab" für eine gesunde Kaninchenernährung verwenden, schon gar nicht für eine gesunde Winterernährung. Welches Wildkaninchen findet im Winter die Hochsommer-Landwirtschaftswiese, die hier als Vergleich herangezogen wird? Keines!
Zudem sind landwirtschaftliche Nutzflächen oftmals stark mit Spritz- und Düngemitteln belastet und artenarm, also alles andere als ideal. Eine wirklich wild gewachsene und ungedüngte Wiese ist deutlich proteinärmer und artenreicher.

Nimmt man nun so eine wild gewachsene, natürlich belassene und artenreiche Wiese als Maßstab für eine artgerechte Kaninchenernährung so ist dies extrem weltfremd. Ja, Kaninchen sind Haustiere, die man auch problemlos anderweitig artgerecht ernähren kann, denn Ersatzmittel sind zwar nicht das gleiche wie das "Original" aber Kaninchen sind recht anpassungsfähige Tiere und leben nicht nur auf saftigen Landwirtschaftswiesen in Deutschland sondern oftmals (in anderen Ländern) unter ganz anderen Verhältnissen. Kaninchen leben nicht nur in Europa sondern auch in Australien, Afrika, Amerika, also eigentlich auf allen Kontinenten. Überall dort finden sie vielfältige Pflanzen mit einer hohen Konzentration an Pflanzenstoffen die sie nutzen. Die Pflanzen sind sehr verschieden und haben auch unterschiedliche Energiegehälter, das macht den Kaninchen nichts aus. Viel wichtiger ist für sie, dass sie eben ihre Pflanzenstoffe und eine breite Auswahl an Pflanzen haben. Deshalb kann auch eine reine Gemüseernährung nicht annähernd artgerecht oder gesund sein und wird deshalb auch so nicht empfohlen. Zusätzlich sollten die Kaninchen grundsätzlich ganz verschiedene Zweige/Rinden aller Art bekommen, (Trocken)-kräuter die eben einen höheren Gehalt sekundärer Pflanzenstoffe haben, ein paar Saaten und was sich sonst so an natürlichen Dingen in der Natur findet.

Und ja, die Zusammensetzung der Winterfütterung ist immer deutlich abweichend von der Zusammensetzung einer landwirtschaftlichen Nutzwiese im Sommer. Und das ist auch gut so! Kaninchen brauchen jahreszeitliche Schwankungen und Nahrungsmittelveränderungen. Für Kaninchen ist es gesund, wenn sie nicht ganzjährig das gleiche angeboten bekommen sondern jeweils den Jahreszeiten angepasst eine Nahrungsveränderung statt findet.

Würde man also Kaninchen im Winter mit einer Sommerwiese ernähren, so wäre das nicht mal wirklich gesund sondern auch völlig unnatürlich und ungesund.

Am meisten ärgert mich aber, dass mittlerweile der Trend in Richtung "die Natur ist das Tollste der Welt und die Haustierhaltung immer nur ein billiger Ersatz" geht. Das stimmt so nicht. Die Haustierhaltung (so wie sie verantwortungsvolle Halter umsetzen) hat große Vorteile gegenüber der Natur! Selbst ein Trockenfutter-Käfig-Kaninchen hat eine deutlich höhere Lebenserwartung als ein Wildkaninchen in der Natur. Dafür machen wir eben mal einen Exkurs.
Lebenserwartung
Während die statistische Lebenserwartung neugeborener Wildkaninchen aufgrund der hohen Mortalität innerhalb des ersten Jahres nur etwa 70 Tage betrug, erreichten adulte Individuen (Tiere vom Beginn ihrer ersten Reproduktionsperiode an) im Mittel ein Alter von etwa 2,5 Jahren; die Lebensspanne der Tiere variierte jedoch in einem weiten Bereich: Während einzelne Individuen bereits wenige Wochen nach Erreichen ihres Erwachsenenstadiums starben, wurden andere bis zu sieben Jahre alt. Es bestand hierbei eine sehr enge Beziehung zwischen der Anzahl der zu Beginn
der Reproduktionsperiode eines Jahres in dem Gehege lebenden adulten Individuen und ihrer Mortalität in den darauf folgenden Monaten des Jahres, also eine eindeutige Selbstregulation der Individuendichte (Abb. 7). Erstaunlicherweise hatte der soziale Rang, den die Tiere während ihrer ersten Reproduktionsperiode erreichten, dramatische Effekte auf ihre Lebenserwartung: Je
höher der Rang der Männchen und Weibchen war, desto länger lebten sie (Abb. 8) (v. HOLST et al. 1999, v. HOLST et al. 2002). Prädation war für die Mortalität der adulten Tiere relativ bedeutungslos: Zwar wurden alle verstorbenen Tiere sofort von Räubern angefressen, doch konnte nur für weniger als 10 Prozent aller Verstorbenen Prädation als eigentlich Todesursache nicht ausgeschlossen werden, da die Tiere entweder aus dem Gelände weggeschleppt oder so spät gefunden wurden, dass eine Untersuchung der Tiere nicht mehr möglich war. Auch Nahrungsmangel konnte selbst in der Winterphase als Todesursache ausgeschlossen werden. Zwar war die Nahrungssituation für die Kaninchen im Winter schlecht, unter anderem nahmen Kohlenhydrat- und Proteingehalt der Gräser
und Kräuter auf dem Gelände zwischen September und Januar auf etwa 50 Prozent ab; auch ging dem Tod der Tiere zumeist eine starke Gewichtsabnahme voraus, die auf einem Abbau sämtlicher Fettreserven und großer Anteile der Muskulatur beruhte und letztlich zum Tod aufgrund eines hypoglykämischen Schocks führte. Die Tiere kompensierten jedoch diese kritische Nahrungssituation zum einen dadurch, dass sie sich kaum bewegten und die Zeit fast ausschließlich mit Fressen verbrachten, zum anderen war ihr Stoffwechsel nach unseren bisherigen Befunden um bis zu 30 Prozent abgesenkt (EISERMANN et al. 1993, v. HOLST 1998: Daten aus telemetrischen Messungen der Herzrate sowie Bestimmung der FMR (field metabolic rate) mit doppelt markiertem Wasser).
Trotz deutlich verschlechterter Nahrungssituation verloren daher adulte Individuen, die den Winter überlebten, in den Winterperioden keine oder nur sehr wenig Körpermasse. In ca. 90 Prozent aller Fälle starben die adulten Tiere mit allen Anzeichen von Darmerkrankungen (Durchfall mit groß-
flächigen Entzündungen im Magen-DarmBereich), was auf Darmkokzidiose hinweist. Präzise Angaben sind allerdings bisher nicht möglich, da erkrankte Tiere normalerweise nicht in Fallen gingen und daher auch nicht vor ihrem Tod untersucht werden konnten.
Quelle: Dietrich von Holst: Populationsbiologische Untersuchungen beim Wildkaninchen. Der Einfluss von Sozialverhalten und Stress auf Vitalität und Fortpflanzung.
= Bericht über eine Studie über Wildkaninchen, die von der Universität Bayreuth in einem Freigelände (22000 m²) beobachtet wurden


Die Natur ist keine heile Bilderbuchwelt sondern teilweise absolut grausam. Kaninchen in Gefangenschaft haben oft ein deutlich schöneres, artgerechteres und gesünderes, schmerzfreies Leben. Nein, meine Hauskaninchen setze ich nicht barbarischen Gruppenauseinandersetzungen aus (die ihre Lebenserwatung drastisch herabsetzen können) sondern achte darauf, dass die zusammen gehaltenen Kaninchen gut harmonieren. Und nein, meine Hauskaninchen sterben nicht an Kokzidien (ganz im Gegenteil! Auf Grund ihrer Fütterung und Haltung haben sie nicht einmal welche! So falsch kann diese Ernährung und Haltung also gar nicht sein und sie hat Vorteile gegenüber der Natur!). Wenn sie Kokzidien bekommen (was deutlich seltener als bei Wildkaninchen der Fall ist, die Sterblichkeitraten wie in dieser Studie erreicht kein Halter!) dann werden sie behandelt. Und wenn sie krank sind, müssen sie keine Schmerzen erleiden, wir geben ihnen Schmerzmittel. Und ich setze auch nicht so drastisch den Natur-Bedingungen aus sondern biete ihnen Schutz, z.B. durch Überdachungen, frische, trockene Einstreu, Wärmequellen usw. Und somit sind meine Kaninchen bisher (bis auf eine Ausnahme) alle über 8 Jahre alt geworden und nicht im Schnitt 2,5 Jahre, wie die Kaninchen in der Natur. In der Natur vermehren sich Kaninchen so stark damit sie überleben, denn ein Großteil geht ein, gerade im Winter. Das man sich an der Natur orientiert 8auch bei der Ernährung) ist gut und richtig, aber Haustiere müssen und sollen auch nicht wie in der Natur ernährt werden, dann wäre die Sterblichkeitsrate deutlich höher. Wir geben ihnen zusätzlich Energiefutter (z.B. Saaten), getrocknete Kräuter, Heu, Gemüse, und damit leben sie richtig gut. Also meine Kaninchen werden deutlich älter als in der Natur (auch wenn sie im Winter selbstverständlich nicht wie im Sommer fressen oder gerade deswegen, weil wie gesagt ist eine Ernährung, die an die Jahreszeiten angepasst, aber durch den Menschen optimiert wird, am besten geeignet), sind gesünder und behüteter!

Die in der Natur auftretenden Verdauungsprobleme, die auch oft zum Tode führen, werden vor allem durch die Gabe von einwandfreien Winterfutter (besonders von Trockenkräutern, die viele Kaninchen zu dieser Jahreszeit förmlich wegfräsen) verhindert oder abgemildert. Durch die optimaleren Haltungs- und Fütterungsbedingungen (die sich natürlich trotzdem an der Natur orientieren sollten), bleibt die Verdauung so stabil, dass es keine Probleme gibt und durch zusätzliche Energie, müssen die Kaninchen im Winter nicht so extrem einsparen wie ihre wilden Verwandten.

Die Haustierhaltung erfordert es, dass die Ernährung auf die Tiere und die Haltungsform und Möglichkeiten optimal angepasst wird. Das erreicht man vor allem durch eine gute Beobachtungsgabe, ein gutes Gefühl für die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Tiere, eine gute und regelmäßige liebevolle Betreuung und Pflege/Fütterung und keine starren Richtlinien.
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von schweinsnase77 » Do 19. Jan 2012, 06:59

saloiv hat geschrieben:
Nimmt man nun so eine wild gewachsene, natürlich belassene und artenreiche Wiese als Maßstab für eine artgerechte Kaninchenernährung so ist dies extrem weltfremd. Ja, Kaninchen sind Haustiere, die man auch problemlos anderweitig artgerecht ernähren kann, denn Ersatzmittel sind zwar nicht das gleiche wie das "Original" aber Kaninchen sind recht anpassungsfähige Tiere und leben nicht nur auf saftigen Landwirtschaftswiesen in Deutschland sondern oftmals (in anderen Ländern) unter ganz anderen Verhältnissen. Kaninchen leben nicht nur in Europa sondern auch in Australien, Afrika, Amerika, also eigentlich auf allen Kontinenten. Überall dort finden sie vielfältige Pflanzen mit einer hohen Konzentration an Pflanzenstoffen die sie nutzen. Die Pflanzen sind sehr verschieden und haben auch unterschiedliche Energiegehälter, das macht den Kaninchen nichts aus. Viel wichtiger ist für sie, dass sie eben ihre Pflanzenstoffe und eine breite Auswahl an Pflanzen haben.


Und ja, die Zusammensetzung der Winterfütterung ist immer deutlich abweichend von der Zusammensetzung einer landwirtschaftlichen Nutzwiese im Sommer. Und das ist auch gut so! Kaninchen brauchen jahreszeitliche Schwankungen und Nahrungsmittelveränderungen. Für Kaninchen ist es gesund, wenn sie nicht ganzjährig das gleiche angeboten bekommen sondern jeweils den Jahreszeiten angepasst eine Nahrungsveränderung statt findet.

Mit diesen zwei aussagen sprichst du die großen Unterschiede zwischen Meerschweinchen und Kaninchen an. Und ich find e man sollte man diskutieren ob man da dann tatsächlich noch die selben Maßstäbe anlegen kann, oder ob die beiden Gruppen nicht eigentlich völlig verschiedene Bedürfnisse haben.
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Jan 2012, 12:16

Meerschweinchen und Kaninchen haben die gleichen Bedürfnisse, denn es sind (fast) reine Veganer mit ausgeprägter Blinddarmgärkammer und einem ständig gefülltem Magen.

Meerschweinchen und Kaninchen haben absolut unterschiedliche Bedürfnisse, denn Meerschweinchen sind Grazer, Kaninchen sind Browser, Meerschweinchen sind in der Lage, bei entsprechend niedriger Nährstoffdichte ihr Eigengewicht und mehr am Tag zu futtern, Kaninchen bekommen pro Tag bestenfalls ein gutes Drittel gefressen, reicht also die Nährstoffdichte nicht aus, können sie es nicht durch Mehrfressen kompensieren, selbst wenn sie wollten.

Beide Statements stimmen ... trotzdem sie scheinbar das Gegenteil aussagen.
Für das Finden der optimalen Ernährung in Gefangenschaft sind beide Statements wichtig ...

Was ich für meine Tiere will, ist eine hohe Lebensqualität, kein hohes Alter ... ein hohes Alter kann ich bei Kanin und Meerschwein am besten erreichen, wenn ich sie rationiert mit Pellets und Luzernewiesenheu füttere, sie einzeln in Buchten sperre und sie mit aller Kunst der Tiermedizin künstlich am Leben halte, so sind durchaus Durchschnittsalter für beide Tierarten von 10 Jahren und mehr erreichbar - ich bezweifel, daß die so gehaltenen Meerschweinchen und Kaninchen noch Lebensqualität haben, denn es sind so gut wie keine ihrer angeborenen Bedürfnisse erfüllt.
Wenn ich jedoch meine Meerschweinchen und Kaninchen auf der Weide halte, sie sich fortpflanzen lasse, für eine harmonische Gruppenstruktur sorge etc etc etc, sinkt das Durchschnittsalter für beide Arten auf nur noch 6 - 8 Jahren ... aber die Lebensqualität ist enorm hoch.

In der Wohnung kann man vieles nachstellen, insbesondere wenn man die tatsächlichen Bedürfnisse der jeweiligen Tierarten kennt. Andreas macht genau den Fehler, den ich vor ein paar Jahren bei Hundefutter und Katzenfutter gemacht hab - er will das absolute Optimum im Ernährungsbereich - aber der ist nicht alles! Wir haben da noch sehr unterschiedliche andere Faktoren, die eine große Rolle in der Tierhaltung spielen.
Optimiert man ausnahmslos alle Haltungsbedingungen auf Lebensqualität außer dem Futter (und dem Thema Vermehrung) und füttert dann Alditheke + Zoofachhandelheu + onlinebestellte Äste und Zweige, sind die so gehaltenen Meerschweinchen und Kaninchen gesünder, als wenn sie auf einer artenreichen Sumpfwiese bei wiesenoptimierter Zusatzfütterung gehalten werden ... und die Lebensqualität dürfte auch höher sein (theoretische Überlegung bei Berücksichtigung der Haltererfahrungen eines Kaninchenmästers mit Weidehaltung am Bodensee).

Desgleichen, wenn man Kaninchen auf Borstgraswiesen setzt - die Lebensqualität im Winter und Frühjahr sinkt trotz Zufütterung von Gemüse relativ schnell in den Keller, zumindest wenn man von ausgeht, daß heruntergeraspelte Zähne, bei denen nur noch auf dem Zahnfleisch gekaut werden kann, zu Schmerzen und Leiden führt und Schmerzfreiheit und Leidensfreiheit zur Lebensqualität dazugehört ... die Kaninchen verhungern regelrecht, weil sie nicht mehr kauen können, wenn sie keine Gemüsezufütterung bekommen. (eigene Erfahrung)

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Do 19. Jan 2012, 15:14

saloiv hat geschrieben: Am meisten ärgert mich aber, dass mittlerweile der Trend in Richtung "die Natur ist das Tollste der Welt und die Haustierhaltung immer nur ein billiger Ersatz" geht..
So ähnlich gehts mir auch. Wie ich bereits auf Seite 1 schrieb, bin ich Haustierhalter, der sich zwar an den ernährungs-und haltungsmäßigen Bedürfnissen des Tieres/der Tierart orientiert aber dabei Haustierhalter bleibt. Für mich ist es nicht erstrebenswert 100pro natürliche/naturnahe Bedingungen zu schaffen, weder bei der Ernährung noch bei der Haltung.
(Ich hab nicht vor meinen Hamster mit natürl. Feinden zu konfrontieren, der kastr.Stubenmietz
ihre natürliche Lebendnahrung in der Wohnung anzusiedeln damit sie jagen kann wann und was sie will oder jedem gehaltenen Tier das Grundbedürfnis der Arterhaltung zu ermöglichen).
Murx Pickwick hat geschrieben: er will das absolute Optimum im Ernährungsbereich
Ich find Natur pur ist auch nicht wirklich das Optimum für´s Tier weil da Lebenserwartung und Lebensqualität für´s Tier nicht immer gegeben sind. Warum werden unsere heimischen Waldbewohner im Winter zugefüttert? Warum verhungern Kaninchen im Winter ?
Ich würde sagen, weil die Tiere auch in der Natur nicht immer das Optimum zur Verfügung haben, wie sie es auch in der Haustierhaltung nicht haben. Findet das freilebende Kaninchen/Hasi draussen nix, wird auch der Halter Probs haben ausreichend/überwiegend Wildpflanziges für mehrere Tiere zu finden aber er bietet "Ersatz", wenn auch nicht den Optimalsten aber für mich definitiv besser als das was natürlicher Weise einem Tier bei Nahrungsmangel passiert.
saloiv hat geschrieben:Die Haustierhaltung erfordert es, dass die Ernährung auf die Tiere und die Haltungsform und Möglichkeiten optimal angepasst wird. Das erreicht man vor allem durch eine gute Beobachtungsgabe, ein gutes Gefühl für die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Tiere, eine gute und regelmäßige liebevolle Betreuung und Pflege/Fütterung und keine starren Richtlinien.
Genau, Halter die liebevoll pflegen, beobachten, betreuen, versorgen und auf Gesundheit, Ernährung, Wohlbefinden des Tieres achten, folgen meiner Meinung nach einer Richtlinie: der Liebe zum Tier .. auch wenn das nicht immer das Optimum ist, wirds wohl zum größten Teil das Optimale im Rahmen der individuellen Möglichkeiten sein.

Klar gibts immer was zu verändern, zu verbessern ob nun aufgrund der Gegebenheiten oder neuer Informationen/Erkenntnisse oder Möglichkeiten (wie mehr Platz, mehr Zeit und Geld ect) aber für die Mehrzahl der Halter ist Tierhaltung ein "Hobby", eine Mischung aus Verantwortung und Freude/Interesse am Tier.
Ich glaube nach wie vor, dass ´ne vernünftige Tier-Ernährung´ne Rolle spielt für ein gutes Haustierleben aber eben nicht nur das und daraus eine wissenschaftliche wildpflanzenanalytische Ganztagesbeschäftigung inkl. winterlicher Sammelleidenschaft zu machen ist für mich weder praktikabel noch massenkompatibel für den Normalhobbyhalter

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Jan 2012, 15:45

Warum werden unsere heimischen Waldbewohner im Winter zugefüttert?
Weil die Jägerschaft hofft, die Wildschäden geringer zu halten - denn, Rehe, Schalenwild und Rotwild fressen natürlicherweise im Winter unter anderem Rinden, Knospen, Nadelgehölz und schädigen damit den deutschen Stangenwald der Waldpächter. Diese lassen sich den Schaden von den Jagdpächtern bezahlen - und das nicht zu knapp.
Weiterhin buddeln Wildschweine seit jeher die Wiesen, Weiden und Äcker um, früher war das mal erwünscht, da hat man sogar mit Hausschweinen nachgeholfen - heutzutage dagegen hat man Angst um das Weidevieh, daß es sich die Gräten bricht, wenn die Weiden umgewühlt sind, die Landwirte finden es alles andere wie lustig, wenn ihre teuer angesähten Weidelgrasturbowiesen und Luzernewiesen umgewühlt sind und sich so Ungräser und Unkräuter breit machen können und die Landwirte haben Angst um ihre Winterhackfrüchte.
Aber das ist nicht alles, wir haben da nämlich noch Reh, Hase und Kanin, welche auf die Äcker kommen und die wertvollen Winterkulturen auffuttern.
Wenn es die Jägerschaft schafft, das Wild im Winter an Futterstellen mit Hackfrüchten, Pellets und Heu zu gewöhnen, dann werden all diese gehegten und gepflegten "Wild"tiere keinen Schaden auf den Feldern und den Forsten mehr anrichten.
Nun hat allerdings die Jägerschaft dennoch ein Problem damit - denn wenn sie offiziell zugeben würden, daß sie Füttern, um Schäden von Wald und Flur abzuhalten und sich so Kosten zu ersparen, können sie ihre Pacht verlieren - ist nämlich verboten. Erlaubt ist nur das Zufüttern, wenn das Wild hungert - also wird einfach so behauptet, daß gefüttert wird, weil das liebe Vieh ... äh, sry, Wild mein ich natürlich ... hungert.

Was wir hier haben, ist eine sehr kuriose Tierhaltung von diversen, dem Jagdrecht unterliegenden Tierarten, die weder umzäunt werden dürfen (wäre ja dann Gehegehaltung) noch zu den Zeiten, wo sie es aufgrund der mordernen Forst- und Landwirtschaft wirklich nötig hätten (nämlich im Spätsommer und Herbst), zugefüttert werden dürfen. Die Tiere werden ärztlich versorgt (beispielsweise Tollwutimpfungen von Füchsen und Marderartigen), ihnen werden Unterstände und Futterstände gebaut und es wird sehr bewußt gezüchtet, indem Tiere mit unerwünschten Merkmalen (krüppliger Geweihwuchs, falsche Farbe etc) bevorzugt geschossen werden.
Mit Wildtieren haben unsere Wildtiere seit der Römerzeit und dem Mittelalter nix mehr am Hut! Man spricht nicht umsonst auch von Parkwild.
Warum verhungern Kaninchen im Winter ?
Weil die Haustierform der Kaninchen an für sie ungünstigen Standorten ausgesetzt und solange gehegt und gepflegt wurden, bis sie sich etablieren konnten. Es gibt allerdings nur wenige Standorte, an denen wildlebende Kaninchen tatsächlich hungern - sind eigentlich fast nur die Orte, wo hohe Schneelagen ein Buddeln nach Nahrung unmöglich machen oder Gebiete, in denen sich die Kaninchen derartig stark vermehren konnten, daß sie ihre Nahrungsgrundlage wegfressen konnten. Die Haustierform der Kaninchen hat keine Fortpflanzungsschranken mehr, wie sie die Wildform auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika aufweist, sie vermehren sich, bis sie alles kahlgefressen haben und sterben dann an Seuchen. Sollte der Seuchenfeldzug nicht ausreichen, die Kaninchen schnell genug zu dezimieren, erst dann verhungern auch Kaninchen - übrigens dann nicht im Winter, sondern vielmehr im Spätsommer, wenn die Wiesen gemäht werden und die Felder geerntet werden!
Wildkaninchen auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika hungern weder im Winter, noch im Sommer!

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Do 19. Jan 2012, 23:14

Danke Murx, wenn ich auch nicht Allem folgen kann..also der Argumentation folgen schon aber zB stimmt die Wildfütterung so nicht mit meinen Kindheitserinnerungen überein, weder was das Futter (ausser Heu) noch die Begründung betrifft aber nuja, ich hab auch noch keinen keinen "älteren Ossi" gefunden, der im Winter seinen Stallkaninchen was Wildpflanziges sammelte (kenn ich nur die "Falschen" :hm: )

Also an sich erscheints mir logisch das man zB Grasfresser hauptsächlich mit Gras ernähren sollte aber irgendwie find ichs "merwürdig", dass ich die "Gras (Wiese)- Empfehlung" trotz meines Alters eigentlich so noch nie von einem Züchter, Verkäufer, Halter uÄ gehört hab ehe ich in dieses Forum kam.
Das es bei mehrereren Kanin/Schweinchen-Haltern (meist hatten Stallkaninhalter ´n paar Meeris dazwischen) "Wiese" gab (wie auch Gemüseabfälle und Kulturpflanze zB wurden generell nach der Erbsenernte die Pflanzen verfüttert oder wenns viele waren für´n Winter getrocknet), war schon in meiner Kindheit im Sommer so, doch wie gesagt an Wiese oder Gras im Winter nada (übrigens mal so nebenbei, Ästeverfütterer wie Obstbaum oder Weide ect hab ich noch nicht gefunden)
Klar gabs im Laufe der Zeit´ne Menge neuer Infos/Erkenntnisse aber nu frag ich mich: wussten es Generationen von Kanin/Meerihaltern nicht besser oder waren da eben die "Kulturpflanzen ´noch besser als Ersatz geeignet" ?!

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Venga » Do 19. Jan 2012, 23:54

OT* Hier in der Gegend wurde das Damwild derart zugefüttert, dass sich Riesenherden bildeten.
Sie waren das so gewohnt, dass sie keine Angst mehr vor Menschen hatten.
Sie wurden hier nur noch Dosenwild genannt.
LG
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 20. Jan 2012, 01:13

Sie wurden hier nur noch Dosenwild genannt.
:lol:
Also an sich erscheints mir logisch das man zB Grasfresser hauptsächlich mit Gras ernähren sollte aber irgendwie find ichs "merwürdig", dass ich die "Gras (Wiese)- Empfehlung" trotz meines Alters eigentlich so noch nie von einem Züchter, Verkäufer, Halter uÄ gehört hab ehe ich in dieses Forum kam.
Ich finde das nicht merkwürdig ... denn, Meerschweinchen kamen im 17. Jhr nach Europa. Die wurden auf den Schiffen mit dem gefüttert, was halt so der Mensch nicht aß, also Kartoffelschalen, Apfelgriebsche, Zitronenschalen und sowas (nein, nicht nachgewiesen, Murxsche Eigeninterpretation, wenn ich mir anschaue, was als Proviant auf den Schiffen mitgeführt wurde und wie fehl- und unterernährt die Matrosen oftmals waren - das ist nämlich wieder belegt. Gefüttert werden konnte nur, was als Proviant mitgeführt wurde und was zum Überleben der Manschaft wichtig war, landete garantiert nicht bei den Meerschweinchen). Gras gehörte auf den Schiffen nicht zum Futter für Meerschweinchen, weil, Gras wurde nicht mitgeführt.

Die Meerschweinchen wurden dann hier in Europa verkauft - was meinst du, was gesagt wurde, wenn gefragt wurde, was die Meerschweinchen fressen?
Daß die noch bei den Indios in den Anden hauptsächlich Gräser bekamen, wußte ja nicht mal der Käptn und interessierte da mit Sicherheit auch niemanden, die Meerschweinchen überlebten auch die Gemüserestekost der Schiffsküche. Also bekamen Meerschweinchen Gemüseabfälle - Heu gabs, wenn sie Glück hatten, zum Liegen.
Brehm gibt ein Alter von nur 4 - 5 Jahren für Meerschweinchen an und auch in anderen Werken, wo Meerschweinchen beschrieben wurde, wurden nur so geringe Alter angegeben - diese reine Gemüseabfallkost scheint wohl doch nicht so ganz dem Optimum entsprochen zu haben, denn unter Platzmangel litten die Meerschweinchen ursprünglich auch in Europa nicht, sie liefen auch hier frei in den Wohnungen umher. Die Käfighaltung kam erst im 20. Jhr mit der vermehrten Hygienepropaganda auf - es galt zunehmend als unhygienisch, köttelnde Meerschweinchen frei in der Wohnung rumlaufen zu lassen.

Bei den Kaninchen war es ähnlich, sie wurden bis weit in das 20. Jhr hinein in Weide- und Freilandhaltung gehalten. Sie liefen den Kühen im Stall zwischen den Füßen umher, konnten aber jederzeit raus und sich selbst versorgen. Zwar gab es schon mit den Anfängen der Industrialisierungen die Gehegehaltung, spätestens ab Mitte des 18. Jhr auch die Käfig- und Buchtenhaltung, aber im Großen und Ganzen brauchte sich niemand Gedanken darüber zu machen, was Kaninchen wirklich fressen. Sie bekamen Gemüsereste - und als sie dann in Käfigen und Buchten gehalten wurden, bekamen sie Gemüsereste - und wenn die nicht ausreichten, wurde mit Wiese und im Winter mit Heu ergänzt, damit die Langohren nicht verhungern müssen. Die Kaninchen überlebten und vermehrten sich auch bei diesem Futter - es gab überhaupt keine Veranlassung dazu, mal drüber nachzudenken, was Kaninchen wirklich fressen würden, wenn sie selbst wählen könnten!
In der Kaninchenmast und Kaninchenzucht wurde viel herumexperimentiert, die Kaninchen bekamen teilweise sogar Molke und Quark verfüttert, damit das Fleisch schön zart wurde und die Kaninchen größer wurden. Die Kaninchen überlebten diese für sie sehr untypische Kost und vermehrten sich. Da hatte keiner ein Interesse daran, herauszufinden, was für Kaninchen besonders gesund war, da gings nur darum, herauszufinden, was man verfüttern muß, um noch größere Kaninchen zu erhalten!
Woher also sollte irgendwer herausfinden, was Kaninchen natürlicherweise und optimalerweise zu Fressen bekommen sollten? Welche Generation hätte das denn lernen sollen?
Es gab auch sehr große lokale Unterschiede, was gefüttert wurde ... dort, wo auch noch weit bis ins 20. Jhr hinein Laubheu und Geäst an das Vieh verfüttert wurde, wurden auch die Kaninchen mit Laubheu und Geäst versorgt, dort, wo das Schneiteln fürs Vieh verboten wurde, geriet in Vergessenheit, daß man Laub und Geäst an Kaninchen verfüttern kann ...
Nach dem zweiten Weltkrieg kamen vermehrt Pellets auf, die Kaninchen wurden und werden bis heute mit Pellets und Kuntibunti ernährt ... und die Wiesenfütterung geriet immer mehr in Vergessenheit. Und die Kaninchen überlebten das und vermehrten sich.
Ab dem Jahre 2000 fiel zunehmend Tierärzten auf, wie stark bestimmte Krankheiten bei den Kaninchen zunahmen und fingen an, vor Kuntibunti zu warnen und zunehmend zu reinen Heudiäten zu raten - sie wußten es nicht mehr besser, da die Wiesenfütterung schon eine ganze Generation lang in Vergessenheit geraten war, die Futtermittelindustrie vehement Propaganda gegen die übliche Resteernährung machte und sie die Altvorderen mit 70 nicht mehr fragten, was diese denn ihren Kaninchen verfütterten!

Also - woher bitteschön soll denn im europäischen Raum das Wissen herkommen, daß Meerschweinchen Grasfresser sind und Kaninchen Gras- und Kräuterspitzenfresser?

Daß Meerschweinchen Grasfresser sein müssen, wußte ich nur deshalb, weil ich die Meerschweinchen genauso gefüttert hatte, wie die Kanin, die Kaninchen fraßen die Kräuter und die Meerschweinchen fraßen die Gräser, die ich ihnen in die Buchten schmiß - hatte ich nen Grashaufen auf die linke Buchtenseite und nen Kräuterhaufen auf die rechte Buchtenseite gepackt, fraßen die Meerschweinchen links und die Kaninchen rechts ... Gemüse und Obst wurde von beiden Arten gleichermaßen gefressen.
Ich kam halt eher aus der Exotenfraktion und da war es oft so, daß keiner wußte, was die Tierarten, die man sich so ins Haus einschleppte, in ihrer Heimat fraßen, man mußte Ausprobieren und Beobachten ... also war für mich die Beobachtung, Meerschweinchen fressen Gras und Kaninchen fressen Kräuter, so wichtig, daß ich mich fortan daran hielt - und siehe da, viele Krankheiten, die bei anderen Meerschweinchen- und Kaninchenhaltern häufig waren, kannte ich fortan nicht mehr! Also wurde überall, wo ich in Foren einschlug, von mir verbreitet, Meerschweinchen sind Grasfresser und Kaninchen sind Kräuterfresser - und wenn du nicht in den gleichen Foren wie ich dich aufgehalten hattest, hattest du es erst hier mitbekommen können.

Inzwischen hat sich vieles, was ich damals beobachtet hatte, bestätigt, vieles hab ich selbst noch dazulernen müssen, weil ich gar nicht erst auf die Idee kam, es selbst auszuprobieren, vieles hab ich an meinen Tieren auf der Weide gelernt - und halt verbreitet, wo ich einschlug.
Und glaub mir, ich bekam sehr viel Gegenwind!
Ich fütterte nämlich nicht richtig ...

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Jan 2012, 01:40

Hab ich schon mal erwähnt, dass ich solche Beiträge wie diesen oder den Dienstag-17. Januar-15:30 Uhr von dir mag?!
Man hat so´n Gedanken aber kommt nicht auf drauf wieso weshalb warum das so ist/sein könnte und dann gibts´ne einleuchtende Murxsche Erklärung...wenns auch bei mir nicht immer die Erleuchtung ist, seh ich doch immer Licht am Ende am Ende des Tunnels...

..wenns keinen interessierte, was so´n Schwein "zu Hause" futterte sondern nur Schwein als exot. Mitbringsel weggegrapscht wurden, hier her verschifft und die "Ernährung" unterwegs überlebte, kann mans damit offensichtlich am Leben erhalten und gab das so als Futtertipps weiter und die Schweinchen vermehrten sich ja auch >> das ist jetzt keine schöne Vorstellung aber ´ne vorstellbare (ich denk jetzt auch nicht drüber nach wie lange so´n Schiff damals brauchte)

Janee, dass da Gegenwind kam bei deiner Fütterung versteh ich ! Find ich auch nachvollziehbar weil du so als Einzelbeobachterin gegen zig Jahre Fütterungserfahrung :o
Allerdings überleg ich jetzt, wiesoweshalbwarum man dann auf Wiese & Heu kam. Ich vermute mal, nicht weil man jetzt Tier besser ernähren wollte sondern weil das einfach kostenlos und ungenutzt in der Gegend rumwuchs, wie auch Gemüseabfälle, Kulturpflanzenreste die Mensch nicht verwertete ?!

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 20. Jan 2012, 02:03

Allerdings überleg ich jetzt, wiesoweshalbwarum man dann auf Wiese & Heu kam. Ich vermute mal, nicht weil man jetzt Tier besser ernähren wollte sondern weil das einfach kostenlos und ungenutzt in der Gegend rumwuchs, wie auch Gemüseabfälle, Kulturpflanzenreste die Mensch nicht verwertete ?!
Si ... was für einen anderen Grund sollte es haben?
Wiese war schnell gesenst und Heu trocknete man eh fürs liebe Vieh - da waren auch mal zwei Hände voll für die Kanin über sozusagen.

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Una » Fr 20. Jan 2012, 10:40

Ziesel hat geschrieben:Also an sich erscheints mir logisch das man zB Grasfresser hauptsächlich mit Gras ernähren sollte aber irgendwie find ichs "merwürdig", dass ich die "Gras (Wiese)- Empfehlung" trotz meines Alters eigentlich so noch nie von einem Züchter, Verkäufer, Halter uÄ gehört hab ehe ich in dieses Forum kam.
Also ich hab die Gras/Wiese-Empfehlung vor ca. 20 Jahren von meinem Bekannten bekommen, der Ausstellungskaninchen züchet. Da kamen wir ins Gespräch, weil mein Kaninchen dauernd "krank" (Aufgasung, Backenzahnspitzen, Matschkot) war. Diese Fütterung galt allerdings nur für den Sommer, da es ja im Winter keine Wiese gibt. Für den Winter bekam ich eine andere Empfehlung, die ich auch heute (in abgeänderter Form) noch fast so umsetze, da ich damit über die ganzen Jahre keinerlei negative Erfahrung gemacht habe.
Ich habe dann durch ein paar Foren meine Winterfütterung erweitert und bin damit bis jetzt auch recht zufrieden. Früher gab es nach dem 1. Frost keine Wiese mehr und ich begann die Winterfütterung. Seit letztem Winter wird gepflückt, was ich finde, egal ob gefroren oder schon mit Schnee/Eis geschmückt, außer es ist wirklich mal ein Tag dabei, an dem man nicht mal den Hund vor die Türe schicken würde.
Liebe Grüße

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Jan 2012, 14:28

Una, dass Meeris & Kaninchen Planzenfresser sind, für die im Sommer gesammelt/gesenst wurde bzw das als Fütterung so weitergab (+ eben Gemüsereste/Küchenabfälle) stellte ich nicht in Frage (war ja schnell & günstig). Ich meinte eher, dass man nicht zwischen den beiden Arten unterschied, also ich nicht vorher von Verkäufer/Züchter/Halter hörte: Meeris sind Grasfresser und darum Wiese/Gras als Hauptnahrung (möglichst ganzjährig) empfohlen wurde.

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Una » Fr 20. Jan 2012, 14:34

Ziesel hat geschrieben:Una, dass Meeris & Kaninchen Planzenfresser sind, für die im Sommer gesammelt/gesenst wurde bzw das als Fütterung so weitergab (+ eben Gemüsereste/Küchenabfälle) stellte ich nicht in Frage (war ja schnell & günstig). Ich meinte eher, dass man nicht zwischen den beiden Arten unterschied, also ich nicht vorher von Verkäufer/Züchter/Halter hörte: Meeris sind Grasfresser und darum Wiese/Gras als Hauptnahrung (möglichst ganzjährig) empfohlen wurde.
Sorry, dann hab ich deinen Beitrag falsch aufgefasst. Ich dachte, es ging darum, dass keiner empfiehlt, die Tiere (egal welche) wenigstens im Sommer mit frischem Grün zu versorgen.
Liebe Grüße

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Jan 2012, 16:27

Ob es jetzt empfohlen wurde die Tiere so im Sommer zu füttern weil das sommerliche sammeln/sensen das besser Futtere ist oder ob man das machte weils schnell und vor Allem günstig war hab ich noch nicht raus, nur das so gemacht wurde (wie ich ja in dem oberen Beitrag schon schrieb).
Auf die Frage kam eher sowas wie: hat Vater/Opa schon immer so gemacht . . .

Nun kenn ich leider niemanden, der "früher" Meeris im Kinderzimmer hatte oder so 2-3 Wohnungshaltungslieberhaberschweinchen, sondern nur (mehrerehre) Leute, wo die Meeris zwischen den Stall-und Buchtenkaninchen lebten und die hab ich gefragt, ob sie Kanins & Meeris immer gleich fütterten bzw mal hörten, dass es zwischen den Ernährungsbedürfnissen der beiden verschiedenen Arten ´n Unterschied gibt ...ich mein, die hatten die Meeris auch irgendwoher, unterhielten sich mit anderen Haltern ect

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Mo 2. Apr 2012, 14:55

Kaktus hat geschrieben:Ich habe bisher weder live vor der Tür, Urlaub wie auch immer, noch in einem Buch o.ä. ein Kaninchen, Ziesel, Hamster oder Chinchilla mitten in einem Berg Obst und Gemüse schwimmen sehen :pfeif:
Wenn das aber laut einigen eh wurst ist, dann füttert weiter so, nur ist es schon auffällig dass diese Art der Fütterung Probleme bringen kann wie Karies oder Übergewicht d.h. es kann doch nicht das sein, was ein Nager benötigt......Ich bin deshalb der Meinung, dass eine gesunde Fütterung aus Rau- und Grünfutter ad libitum besteht, frisches Obst und Gemüse jedoch eine Ergänzung ist Menge auf die Tiere individuell abgestimmt. In Freilandhaltung kann man aber alles frei verfügbar machen.
Davon abgesehen, dass ich Haustiere und nicht Wildtiere halte, bin ich immernoch nicht der Meinung, dass Obst & Gemüse "schlechter" sind als Rauh-und anderes Grünfutter und ich hab das Gefühl, dass hier trotz Gepflücktem keiner auf Gekauftes verzichten will...
ich möcht euch mal zeigen, was passiert wenn ich sowohl gekaufte Kulturpflanze als auch "Wiese & Zweige" anbiete
Ziesel: hier wird offensichtlich der Kopfsalat zuerst weggezieselt
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obwohl es ja genug Rauh-und Grünfutter von Draussen gibt
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Robos, die ja nicht unbedingt Frischfutterfans sind
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futterten auch zuerst den Salat
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In Lemminghausen 1 gab es ebenfalls ´ne Kultur-und-Wiese-Auswahl
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und was wird gefuttert...
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Lemminghausen 2 auch Beides vorhanden wie man sieht
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und wo mampft der
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(das ist nicht das erste Futter von Draussen das sie bekamen...also ist nicht so, dass sie "von Draussen" nicht kennen)
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Was sagt mir das ? Haben meine Tiere ´ne Art "Selektionsirrtum" und wissen nicht was besser für sie ist ?

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Kaktus » Mo 2. Apr 2012, 15:10

Deine Tiere sind vom Winter noch auf Obst und Gemüse eingestellt und es dauert seine Zeit bis sie umsteigen.

Meine Chins fressen und bekommen im Sommer neben dem Grün von draußen auch immer noch Obst und Blättriges und fressen alles davon. Würde ich im Sommer Obst und Gemüse weglassen, hätte ich im Winter ein problem, weil sie dann nicht mehr an Obst und gemüse gehen würden. Hatte ich schonmal und danke, nie wieder. Es ist also auch eine Gewöhnungssache.

Bewiesenermaßen werden Kulturpflanzen auf bestimmte Eigenschaften gezüchtet (Standfestigkeit, schnelleres Wachtum etc.) und viele sekundäre stoffe, die das Hochwertigste an den pflanzen sind, werden dabei weggezüchtet wie z.B. Bitterstoffe in Salat, damit sie mehr Anhang bei Konsumenten finden. Dass diese genetisch veränderten salate dann hochwertiger sein sollen also Wildsalat mit ihren ganzen wertvollen Inhaltsstoffen, erschließt sich mir nicht...
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Mo 2. Apr 2012, 15:17

Naja aber das trifft doch auch auf so ziemlich alles zu, was man als Trockenkräuter kauft, ob nun Löwenzahn, Blüten, Heu oder Kümmel...alles kultivierte Pflanzen und trotzdem wird für die plädiert. Was draussen wächst sind meiner Meinung nach auch nicht mehr die ursprünglichen unveränderten Wildformen der Naturpflanzen.schon gar nicht in der Nähe recht bewirtschafteter Flächen

PS: werde mal weiter beobachten ob sich das Fressverhalten ändert und sie bevorzugt an "Gepflücktes" gehen

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von saloiv » Mo 2. Apr 2012, 15:53

Kaktus hat geschrieben:Bewiesenermaßen werden Kulturpflanzen auf bestimmte Eigenschaften gezüchtet (Standfestigkeit, schnelleres Wachtum etc.) und viele sekundäre stoffe, die das Hochwertigste an den pflanzen sind, werden dabei weggezüchtet wie z.B. Bitterstoffe in Salat, damit sie mehr Anhang bei Konsumenten finden. Dass diese genetisch veränderten salate dann hochwertiger sein sollen also Wildsalat mit ihren ganzen wertvollen Inhaltsstoffen, erschließt sich mir nicht...
Deshalb finde ich es immer sehr wichtig im Winter hochwertiges Heu und abwechslungsreiche Trockenkräuter ad libitum zu verfüttern, denn in getrockneten Kräutern wiederum ist die Konzetration von all diesen Stoffen höher als in ungetrockneten, so dass sie ideal das Gemüse ergänzen. Und dazu natürlich vieles aus der Natur (Zweige, Waldgräser, Brombeerblätter usw.), was man im Winter halt noch so findet...
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Mo 2. Apr 2012, 23:18

Mhh, na mit Getrocknetem lock ich hier auch niemanden aus´m Nest (zu keiner Jahreszeit)

PS: bei Una wars glaub ich wo kein GemüseSalatKüchenkraut im Winter groß gefuttert wurde. Liegt das einfach daran, dass ihre Nins das nicht kennen bzw nicht gewohnt sind ?

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von saloiv » Mo 2. Apr 2012, 23:23

Ich glaube bei Zieseln liegt der Ernährungsschwerpunkt auch etwas anders. Mein Text bezog sich jetzt auf meine Kaninchen, die Getrocknetes auch gerne annehmen.
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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Mo 2. Apr 2012, 23:36

keine Ahnung warum aber was Trockenkräuter betrifft sind sich Ziesel, Hamster und Lemminge einig >>ignorieren (egal ob ich Blütenmischung, Küchenkräuter oder Löwenzahn, Brennessel ect anbiete)

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Entensusi » Di 3. Apr 2012, 08:08

Meine Kaninchen lassen jetzt für frische Wiese alles andere liegen. Hier kommt das Zeug ja erst so langsam hoch, aber seit ein paar Tagen sind wir auch wieder draußen unterwegs beim Pflücken, und die Kleinen warten jetzt schon, bis wir mit der Tüte kommen!
Ich denke, der Unterschied ist dann wirklich, dass sie schon die ganze Zeit draußen das frische Gras fressen (wollen), es ist ja wie gesagt noch nicht viel da. :hm:
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 3. Apr 2012, 10:46

Ziesel und Lemminge sind Futtergeneralisten ohne irgendeinen Schwerpunkt, sie fressen, was im Angebot ist. Sollte mal viel im Angebot sein, wird alles das, was leicht verdaulich und mit wenig Fraßschutzstoffen ausgestattet ist, bevorzugt - also hochgezüchtete Kulturpflanzen.
Wenn du die Ziesel und Lemminge nen Monat lang mit Wildpflanzen füttern würdest und dann Kulturpflanzen anbietest, würd ich erwarten, daß sie sofort die Kulturpflanzen fressen und die Wildpflanzen liegenlassen. Das umgekehrte Experiment, einen Monat lang nur Kulturpflanzen, dann Wildpflanzen dazu, würde dazu führen, daß hauptsächlich weiterhin Kulturpflanzen gefuttert werden.
Lemminge haben zudem ein zusätzliches Problem ... sie vertragen nur vergleichsweise wenig Kieselsäure, können also Gräser nicht so gut nutzen, wie andere Kleinsäuger. Steigt der Kieselsäuregehalt in den Gräsern, die sie finden und finden sie nicht mehr genügend Kräuter, welche wenig Fraßschutzstoffe enthalten, führt das genau wie bei Feldmäusen und vielen anderen Mauseartigen dazu, daß sie trotz gedeckten Tisches regelrecht verhungern - die Kieselsäure verhindert, daß sie das Eiweiß ihrer Nahrungspflanzen nutzen können.

Hamster sind Konzentratfresser, die bevorzugen als Hauptkost Sämereien, insbesondere Mehlsaaten und etliches Krabbelviechzeugs. Die brauchen das Grün nur, um mit bestimmten in Sämereien und Krabbelzeugs zu wenig vorkommenden Vitaminen zu ergänzen. Dementsprechend futtern die dann auch nur das, wo diese Vitamine möglichst leicht aufzuschließen sind, also die Bioverfügbarkeit für Carotinoide, Vitamin C und Co entsprechend hoch ist. Und das sind Kulturpflanzen ...

Kaninchen sind ausgesprochene Frischköstler, an eiweißhaltige, strukturreiche, faserreiche Kost angepaßt mit einem erheblichen Fraßschutzstoffanteil. Die bevorzugen von sich aus die Giftküche von der Wiese ... oder noch besser, die Giftküche, welche am Wegrand wächst. Zwar gleichen sie mit fraßschutzstoffarmen, eiweißreichen Pflanzen aus (Giersch beispielsweise, oder Vogelmiere), aber im Großen und Ganzen brauchen sie einfach solch cuminreiche Pflanzen, wie Wiesenbärenklau oder solch bittere Pflanzen wie Löwenzahn und Co - und verdrücken ohne mit der Wimper zu zucken Schöllkraut, Akelei, Ampfer und Co in einer Menge, da würde jeder Lemming und jeder Hamster eines Gifttodes bei sterben. Klar, daß Kaninchen möglichst schnell sich auf die Wiesenkost umstellen und dann gar nicht mehr so richtig Appetit auf die Alditheke haben.

Chinchillas wiederum sind Generalisten, sie können sehr trocken leben, sie vertragen Frischkost problemlos, die Umstellung von sehr unterschiedlichen Futterarten ist für sie gar kein Problem, die haben einen Magen wie ein Roß, kommen mit Giftküche genauso gut klar, wie mit Gemüsetheke, können über einen gewissen Zeitraum sogar eine sehr einseitige Kost verknusen, ohne krank zu werden - dennoch werden sie sich ein gewisses Pflanzenquantum aussuchen, mit dem sie gut zurechtkommen, und solange dabei bleiben, wie sie können - einfach, weil das mit der Selektion dann einfacher für sie wird. Dadurch selektieren sie auch sehr konservativ, wat der Buur net kennt, dat fret er net ...

Meerschweinchen sind nicht nur Grasfresser, sondern auch Grasspezialisten - sie achten auf eine gewisse Qualität des Grases. Ist diese Mindestqualität nicht mehr gegeben, ergänzen sie ganz von allein mit Gemüse und teilweise sogar mit Äpfeln. Damit sind sie allerdings auch in der Lage, das Heu im Winter zu nutzen und lehnen im Spätherbst und Winter gepflücktes Gras eher ab, die Qualität reicht ihnen einfach nicht mehr, ein gutes Wiesenheu ist für sie die bessere, weil qualitativ höherwertige Alternative. Was im Heu fehlt, ergänzt Gemüse ... also wird meist im Winter das Gemüse vor Gras bevorzugt.

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Re: [Ernährung] Das Mysterium "ad lib" - Der heilige Gral?

Beitrag von Ziesel » Di 3. Apr 2012, 11:30

Murx Pickwick hat geschrieben: Ziesel und Lemminge sind Futtergeneralisten ohne irgendeinen Schwerpunkt, sie fressen, was im Angebot ist. Sollte mal viel im Angebot sein, wird alles das, was leicht verdaulich und mit wenig Fraßschutzstoffen ausgestattet ist, bevorzugt - also hochgezüchtete Kulturpflanzen..
gerade Lemmis sind "niedliche Biomülltonnen" was das Frifu betrifft...lassen Ziesels schon mal kollektiv das ein oder andere liegen (zB Möhren, Gras, Apfel), mampfen die Lemminge sich quer durch die Botanik bzw durch´s Frischfutternapf
Murx Pickwick hat geschrieben: Wenn du die Ziesel und Lemminge nen Monat lang mit Wildpflanzen füttern würdest und dann Kulturpflanzen anbietest, würd ich erwarten, daß sie sofort die Kulturpflanzen fressen und die Wildpflanzen liegenlassen...
geh ich von aus...zumindest würden sie mit dem Gekauften die Mahlzeit beginnen und je nach Menge des Angebotes entscheiden, ob vom Rest noch was vernascht wird denk ich (hab noch nie mehrere aufeinanderfolgende Tage nur Gesammeltes angeboten)
Murx Pickwick hat geschrieben: Das umgekehrte Experiment, einen Monat lang nur Kulturpflanzen, dann Wildpflanzen dazu, würde dazu führen, daß hauptsächlich weiterhin Kulturpflanzen gefuttert werden...
genau das hab ich aktuell..gab ja im Winter "nur" Kulturpflanze (wenn auch nicht von der Alditheke ;) eher Demeter/Bioland )
Murx Pickwick hat geschrieben: Lemminge haben zudem ein zusätzliches Problem ... sie vertragen nur vergleichsweise wenig Kieselsäure, können also Gräser nicht so gut nutzen, wie andere Kleinsäuger. Steigt der Kieselsäuregehalt in den Gräsern, die sie finden und finden sie nicht mehr genügend Kräuter, welche wenig Fraßschutzstoffe enthalten, führt das genau wie bei Feldmäusen und vielen anderen Mauseartigen dazu, daß sie trotz gedeckten Tisches regelrecht verhungern - die Kieselsäure verhindert, daß sie das Eiweiß ihrer Nahrungspflanzen nutzen können...
Vielen Dank für die Info ! Ich wusste nicht, dass die Kieselsäure so´ne Rolle spielt . .

Das was du bisher hier schriebst, deckt sich mit meinen Beobachtungen und sagt mir, dass ich nicht nur "Wiese" anbieten sollte auch wenns jahreszeitlich bedingt davon draussen reichlich kostenlos gibt, sondern weiterhin mit Kulturpflanzigem gemischt servieren..
Murx Pickwick hat geschrieben:Hamster sind Konzentratfresser, die bevorzugen als Hauptkost Sämereien, insbesondere Mehlsaaten und etliches Krabbelviechzeugs. Die brauchen das Grün nur, um mit bestimmten in Sämereien und Krabbelzeugs zu wenig vorkommenden Vitaminen zu ergänzen. Dementsprechend futtern die dann auch nur das, wo diese Vitamine möglichst leicht aufzuschließen sind, also die Bioverfügbarkeit für Carotinoide, Vitamin C und Co entsprechend hoch ist. Und das sind Kulturpflanzen ... .
Ohja, die sind extrem wählerisch bei Frischfutter und fressen mengenmäßig echt wenig. Das ist mir bei Gold-bzw Mittelhamstern allerdings nie so extrem aufgefallen wie bei den Roborowskis.

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