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Koprophagie
Englische Wissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts beobachteten gründlich und unter sorgfältiger Kontrolle die Angewohnheiten der Hasen. Ihre Ergebnisse wurden in Proceedings of the Zoological Society of London, 1940, Band 110, Seite 159 bis 163 veröffentlicht. Kurz gesagt, nimmt der Hase die Nahrung auf folgende Weise wieder zu sich: Frisst er morgens Frischfutter, wandert dieses durch den Magen in den Dünndarm; in der Cardiaregion im Magen werden jedoch etwa 40 bis 50 Gramm kleiner Kügelchen zurückgelassen, die sich dort bereits befanden, als der Hase das Frischfutter aufnahm. Vom Dünndarm gelangt das Morgenfutter in den Blinddarm und bleibt dort eine gewisse Zeit. Im Laufe des Tages wandern die Kügelchen weiter nach unten, und in den Därmen wird das in ihnen enthaltene bakterielle Protein verdaut. Erreichen sie den Dickdarm, gehen sie am Inhalt des Blinddarms vorbei und wandern im Dickdarm weiter, wo dann die überschüssige Feuchtigkeit absorbiert wird, um die gewöhnlichen trockenen Kugeln zu erzeugen, die ausgeschieden werden. Ist dieser Vorgang abgeschlossen, geht der zurückbehaltene Inhalt des Blinddarms als nächstes in den Dickdarm, doch wird die Feuchtigkeit nicht völlig absorbiert, sondern die verdaute Nahrung erreicht den Anus in einem ziemlich weichen Zustand. Sie hat die Form von Kügelchen, von denen jedes mit einer zähen Schleimschicht überzogen ist, um ein Aneinanderkleben zu verhindern. Erreichen die Kügelchen den Anus, werden sie nicht normal ausgeschieden, sondern der Hase krümmt sich, nimmt sie sofort auf und sammelt sie in der Cardiaregion, bis er erneut etwas frisst. Auf diese Weise schließt sich der besondere Kreis, und ein Großteil der Nahrung ist ein zweites Mal durch den Verdauungstrakt gegangen.
François Bourlière schreibt hierzu in seinem Werk The Natural History of Mammals (1964, Seite 41): „Die Koprophagie, bei der die Nahrung zweimal statt nur einmal durch den Darm geht, ist bei Kaninchen und Hasen eine allgemeine Erscheinung. Der nachts ausgeschiedene Kot, den Hauskaninchen am Morgen gewöhnlich wieder aufnehmen und unzerkaut verschlingen, macht ungefähr die Hälfte ihres gesamten Mageninhalts aus. Beim Wildkaninchen findet die Koprophagie täglich zweimal statt, und dasselbe wird vom europäischen Hasen berichtet.“
In dem Werk Grzimeks Tierleben (1972, Band 12, Seite 421) wird hierüber gesagt: „Diese Doppelverdauung ähnelt in gewisser Weise dem Wiederkäuen der meisten Paarhuferfamilien.“
Quelle:[url=http://www.wald-rlp.de/index.php?id=1516]wald-rlp.de[/url]