Hunde kennen keine Schuld

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Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Isis » Mi 27. Jan 2010, 07:52

ein sehr interessanter artikel

Hunde kennen keine Schuld
VON JöRG ZITTLAU - zuletzt aktualisiert: 26.01.2010 - 02:30
Die Welt der Vierbeiner dreht sich nicht um moralische Begriffe. Die Tiere interpretieren das Verhalten ihres Halters. Und das besser als Menschenaffen. Die Hunde reagieren auf schimpfende Herrchen so, wie es von ihnen erwartet wird.

Abgeduckter Kopf, angelegte Ohren, eingeklemmter Schwanz – wenn ein Hund diese Körpersprache zeigt, gehen Herrchen und Frauchen meistens vom schlechten Gewissen ihres Vierbeiners aus. Doch hinter der ostentativen Reue steckt offenbar, wie eine aktuelle Studie belegt, vor allem tierisches Kalkül.
.... Mehr hier: https://nachrichten.rp-online.de/article/wissen/Hunde-kennen-keine-Schuld/65833" onclick="window.open(this.href);return false;
Zuletzt geändert von Isis am So 1. Jan 2012, 10:13, insgesamt 4-mal geändert.
Grund: Bitte auf das Urheberrecht achten, nur Teile des Textes kopieren, nicht den kompletten.
Das Sichtbare ist vergangen. Es bleibt die Liebe und die
Erinnerung.

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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Grashüpfer » Mi 27. Jan 2010, 08:52

Ich persönlich finde das Experiment nicht in Ordnung. Schließlich soll man einen Hund nur auf frischer Tag rügen und auch nur wenn er es "verdient" hat.
Aber in dem Falle wo den Besitzern nicht die Wahrheit über ihre Hunde gesagt wurde und diese trotzdem gerügt wurden bzw. auch noch viel zu spät und nicht unmittelbar, halte ich für die Psyche des Hundes für ein sehr fragwürdiges Experiment und auch nicht notwendig.

Eigentlich sollte man wissen, dass auf jede Aktion eine Reaktion des Hundes folgt und dieses ein völlig normales Chema ist, dass nichts mit dem menschlichen Verstand von Schuldgefühlen zu tun hat.
Ich persönlich sehe dieses Experiment als völlig unnötig an und als eine unnötige Belastung für die Tiere.
"Dass einmal das Wort Tierschutz geschaffen werden musste,
ist eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung."

(Theodor Heuss)

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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Nightmoon » Sa 30. Jan 2010, 11:43

Das Ergebnis: Diejenigen Hundebesitzer, die ihre Tiere für deren angebliche Verfehlung gerügt hatten, glaubten am ehesten, bei ihren Zöglingen einen schuldbewussten Blick zu erkennen. Am reumütigsten sahen sogar jene Hunde aus, die der Versuchung widerstanden hatten, aber von ihren – falsch informierten – Haltern eine Standpauke zu hören bekamen. "Sie vermieden den Augenkontakt, ließen Ohren, Schwanz und Kopf hängen, legten sich auf den Rücken oder hoben die Pfote", so Horowitz.
Quelle: rp-online.de

Genau das ist es, was ich kürzlich hier, in einem Beitrag versucht hab zu beschreiben. Die Hunde kennen wirklich keine Schuld und schon gar nicht, wenn es nach ihrer Reaktionszeit liegt, wo sie "ihr Vergehen" mit ihrer Rüge verbinden würden. Sie haben lediglich gelernt, wenn Herrchen oder Frauchen stinksauer sind, dass sie mit der reaktion wieder ihre Ruhe bekommen und der Hausfrieden wieder gerichtet wird.
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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 30. Jan 2010, 12:20

Wenn man danach geht, kennt der Mensch auch kein Schuldgefühl ...

Wenn ein Arbeitnehmer von seinem Cheffe zusammengestaucht wird, wird er im Allgemeinen auch einfach nur die Schultern hängen lassen und einen "schuldbewußten" Blick aufsetzen, egal, ob er nun Schuld an dem Tatbestand ist oder nicht.
Wenn ein Arbeitnehmer die Autorität seines Cheffe nicht voll anerkennt, wird er kontra geben - egal, ob er was verbockt hat oder nicht. Die Gefahr, die er damit eingeht ist, rausgeschmissen zu werden ... ein Chef wird sowas in der Regel nicht dulden.

Das Gleiche ist zu beobachten bei Kindern, Eltern, Schülern oder wen auch immer ... diesen Versuch kann man also beliebig mit Menschen wiederholen und wird haargenau das gleiche Ergebnis erziehlen, wenn die strafende Person einen von der gestraften Person anerkannt höheren Rang hat (und es sich nicht gerade bei der abgestraften Person um Asperger oder ähnliche Leute handelt :D)

Dieser Versuch gibt also in Wirklichkeit keinen Aufschluß darüber, ob Hunde ein Schuldbewußtsein haben oder nicht ...

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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Nightmoon » Sa 30. Jan 2010, 12:27

Murx Pickwick hat geschrieben:Wenn man danach geht, kennt der Mensch auch kein Schuldgefühl ...
Nee, das sehe ich anders.
Wenn ich etwas verbockt hab, was mir Leid tut, dann fühle ich mich auch schuldig. Anders, wenn ich es nicht war.

Ein Schuldgefühl kann ein Mensch auch haben, wenn er einen anderen Menschen ungewollt Schaden zufügte. Sowas könnte einen ein Lebenlang verfolgen. Halt Schuldgefühle, die oft damit interpretiert werden "wenn ich doch nur" oder "hätte ich bloß".

Menschen können echte Schuldgefühle erlernen. Tiere wahrscheinlich nicht. Ganz werden wir es wohl nie erfahren.
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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 30. Jan 2010, 16:52

Ein Hund kann auch Schuldgefühle haben ... selbst wenn man ihm die nicht ansieht.

Ich bin mir sogar absolut sicher, daß Hunde Schuldgefühle haben, da ich es an meiner Hündin erlebt hatte ... erst nervte sie wie blöd mit Gejammer und so, aber in dem Augenblick hatte keiner von uns auf sie wirklich reagiert, jeder von uns hatte Wichtigeres zu tun. Später lief sie nur noch sichtlich geknickt und kreuzunglücklich durch die Gegend. Keiner von uns konnte sich ihr merkwürdiges Verhalten erklären ... bis ich auf die Idee kam, sie einfach mal anzusprechen und ihr zu folgen.

Sie lief dann in einen Raum, wo sie sich normalerweise nie aufhielt - tja, und da war halt ein Malleur passiert, sie hatte Durchfall und wollte uns mit dem Gejammer nicht den letzten Nerv rauben, sondern uns mitteilen, daß sie ganz, ganz dringend raus mußte ... in ihrer Not hat sie sich halt dort erleichtert.
Und du kannst mir nun sagen, was du willst, dieses geknickte Verhalten von ihr danach - das waren eindeutig das Äquivalent zu Schuldgefühlen beim Menschen!

Ich hatte sie in der Situation beruhigt, sie gestreichelt, ihr so zugeredet, wie ich auch nem Menschen zugeredet hätt mit Schuldgefühlen - Das Verhalten normalisierte sich sofort, sie hatte also nicht aus Schmerz oder körperlichen Unwohlsein so reagiert. Trotz dieses "Lobes" hatte sie nie wieder in die Wohnung gemacht (aber lief auch nie wieder so geknickt durch die Wohnung! So verhielt sie sich nicht mal, wenn man sie ausschimpfte.)

Ich hab ähnliches auch bei anderen Hunden immer wieder beobachten können ... allerdings nie so ausgeprägt wie bei Cyra. Deshalb - der Versuch ist untauglich, um Herauszufinden, ob ein Hund Schuldgefühle hat oder nicht, da ja auch wir Menschen genauso in einer solchen Versuchsdurchführung handeln, wie Hunde - und da wir Menschen sind, wissen wir, daß wir Schuldgefühle haben können!
Wenn man jedoch Hunde nicht nur behavioristisch sieht, sondern einfach mal ihr Verhalten genau beobachtet und mit dem unsrigen in gleichen Situationen vergleicht, kommt man schnell drauf, daß auch Hunde Schuldgefühle haben, welche sie auch deutlich zeigen, unabhängig davon, ob sie nun ausgeschimpft werden oder nicht, sogar absolut unabhängig davon, ob der Mensch ihr verändertes Verhalten überhaupt bemerkt!

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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Nightmoon » Sa 30. Jan 2010, 17:01

Von der Seite her gesehen ist es einleuchtend Murx.
Da könnte ich auch Beispiele nennen, wann und wie einige Hunde reagierten, auch meine Tessa jetzt. :grübel:

Aber, dann gehe ich so weit zu sagen, dass wenn Hunde auch Schuldgefühle haben können/ empfinden können, dann ist, wie bei uns Menschen anerzogen ist.
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Re: Hunde kennen keine Schuld

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 30. Jan 2010, 17:14

Daß Hunde überhaupt Schuldgefühle haben können, ist mit Sicherheit angeboren. Ein Krokodil wirst du vermutlich nicht mal das Grundkonzept von Schuld beibringen können ... die sind da irgendwie etwas direkter und weniger auf Gruppenverhalten hin ausgelegt.
Aber aus welchem Grunde Schuldgefühle entstehen können, das ist dann Erziehungssache, ich mein, nen typischer Zwingerhund hätte bestimmt keine Schuldgefühle bekommen, wenn ihm ein Malleur mitten im Wohnzimmer passiert wäre ... Cyra dagegen ist in der Wohnung aufgewachsen, sie kannte es ja nur als absolutes Schwerverbrechen, in die Wohnung zu machen.

Der Versuchsaufbau überprüft dagegen etwas ganz anderes, nämlich die Fähigkeit, Unterwürfigkeit zu zeigen - und das ist sowohl beim Menschen, als auch beim Hund stark ausgeprägt. Ich denke, eine Katze würde in gleicher Situation ein wenig anders reagieren, wenn man mal vom Schnurren absieht, was jedoch eher eine Beschwichtigungsgeste denn eine Unterwürfigkeitsgeste ist, wird man wohl Unterwürfigkeit bei Katzen nicht finden. Sie leben ja nicht in klar strukturierten Rangordnungsgruppen, wie wir oder wie Hunde.

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