Haarschnitt bei Lagnhaartieren

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Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Dajanira » Mo 24. Aug 2015, 13:18

Hallo,
da ich nun einen Peruaner habe, interessiert es mich doch sehr, wie es aus wissenschaftlicher Sicht aussieht mit dem Kurzhaarschnitt bei warmen Temeraturen (v. a. im Sommer).

Die Meinungen zum Haarschnitt gehen sehr stark auseinander. Von "die Haare muss man nicht schneiden, die Tiere regulieren das selbst" bis hin zu "ganz kurz schneiden, auch im Winter".

Eine wissenschaftlichen Bericht habe ich nicht dazu gefunden, Meeris können nicht schwitzen, aber ist eine eigenständige Temperaturregulierung trotzdem möglich? Ist ein Haarschnitt wirklich eine Erleichterung oder zerstört es die mögliche Selbstregulierung?

Kennt ihr Quellen zu dem Thema? :lieb:
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31.08.2008 † 11.10.2013 Telefonmann
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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Panda » Mo 24. Aug 2015, 15:00

Huhu,

eine wissenschaftliche Quelle kann ich dir auch nicht liefern- aber den Bericht von meinem teddy-Kaninchen, ich schätze das lässt sich auf viele Langhaartiere übertragen:

Ich persönlich finde dass man das je nach Tier entscheiden muss. Verhält sich das Tier mit langem Fell okay, ist es auch in Ordnung. Wenn ich mein Teddykaninchen aber kurz schneide, wird sie viel aktiver, kann sich besser putzen und ist viel agiler. Ich habe einfach das Gefühl dass sie sich dann wohler fühlt. Und ich brauch dann keinen wissenschaftlichen Nachweiß wenn meine Süße sich wohl fühlt :D

Auch wenn es nicht so hilfreich ist wie evtl. ein Bericht: Ich würde mich da einfach an den Tieren selbst orientieren :)

LG

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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 24. Aug 2015, 16:46

Es gibt keine wissenschaftliche Untersuchung zu Langhaar-Meerschweinchen ... aber du kannst selbst beobachten. Man sieht, wann es den Tieren zu warm wird ... :D
Prinzipiell werden Langhaartiere sichtlich agiler nach dem Scheren - und das deutet für mich schon daraufhin, daß sie sich ohne übermäßig langes Fell wohler fühlen.
Bei meinen Langhaarmeerschweinchen hab ich diesen Effekt allerdings nicht so stark beobachten können - sie waren zwar schon munterer, wenn sie frisch kurzgeschnitten waren, aber der Unterschied war eigentlich erst ab 25°C im Schatten deutlich ... Meerschweinchen scheinen genügend Wärme über Fußsohlenpolster und nackte Ohren abführen zu können - Kaninchen, Hund und Co können das nicht - zumindest nicht so effektiv.
Dazu kommt, daß Meerschweinchen gewöhnlicherweise nur wenig Unterwolle haben - im Vergleich zu Hund und Co. Das Langhaar, egal wie lang es ist, isoliert kaum. Sieht man sehr schön an Yorkshire-Terriern und Australien-Terriern, die zwar langes, ewig wachsendes, nicht freiwillig herausfallendes Haar haben, aber so gut wie keine Unterwolle. Die haben bei Wärme nicht mehr Schwierigkeiten, wie kurzhaarige Hunde - und frieren genauso schnell, wie so kleine kurzhaarige Hunde.

Für Angora-Kaninchen, Schafen, Ziegen und langhaarige Hunde dagegen gibts durchaus Studien ... und sie alle besagen, je länger die Haarpracht, desto schwerer haben es diese Tiere bei warmen Wetter oder in der warmen Stube ... kurzum, Haarpracht ab - Problem gelöst ^^

Für Angora-Kaninchen, Schafen und Ziegen gibts sogar rechtliche Folgen dieser Untersuchungen, es gibt für Nutztierhalter dieser Tierarten die Pflicht, diese Tiere regelmäßig zu scheren. Wollschafe und Angoraziegen müssen mind. einmal im Jahr geschoren werden (gewöhnlicherweise im Frühjahr, wenn es anfängt wärmer zu werden), Angorakaninchen mind. viermal im Jahr.

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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Saubergschweinchen » Mo 24. Aug 2015, 17:46

Meerschweinchen und Kaninchen kann man nur schwer vergleichen, ein Teddy- oder Angorakaninchen besteht ja fast nur aus Unterwolle unter der es natürlich extrem warm wird, wie Murx schon schreibt.
Langhaarmeerschweinchen haben keine Unterwolle, nur lang wachsendes Deckhaar.

Ich züchte ja LH-Meerschweinchen und bin eine der wenigen die im Sommer auch zur Schermaschine greift. Unter Züchtern ist das mit Unter sehr verpönt aber da ich nicht ausstelle ist das problemlos möglich.

Ich muss sagen das ich keinen großen Unterschied im Verhalten von geschorenen und nicht geschorenen Tieren entdecken kann. Ab 25°C ist ihnen warm...egal ob mit oder ohne Fell. Mir ist nur wichtig das Füße und Ohren zur Regulierung der Körpertemperatur frei sind...denn da liegt das Fell ja gern drüber. Darum die Komplettschur weil alles andere reichlich albern aussehen würde.

Langhaarmeerschweinchen garnicht zu schneiden finde ich tierschutzwidrig, auch wenn man die Wallemähne nicht missen will sollte man das Fell knapp über dem Boden kürzen damit es nicht beim Gehen behindert.
Jungtiere schneide ich nicht kurz, die erste Komplettschur mache ich nie vor dem 12. Lebensmonat. Den Lütten fehlt noch die isolierende Speckschicht und das Fell ist so seidig fein das ich bisher nicht feststellen konnte das es ihnen etwas ausmacht. Jungtiere werden nur bodenlang gekürzt, was auch einen Züchterischen Grund hat weil ich ja wissen möchte wie sie sich im Fell entwickeln. Das dicke, harsche Fell kommt bei meinen nicht vor dem 10. Monat, bis dahin muss man zwar wegen den Filzen mehr hinterher sein aber eine Schur ist nicht nötig.

Tiere die auf Wolle gezüchtet sind muss man natürlich scheren, keine Frage.
Da wir ja bald einen Schafpudel bekommen habe ich mich mit der Frage Sommerschur oder nicht natürlich auch schon beschäftigt. Bei Hunden gehen die Meinungen noch viel stärker auseinander denn die Schur birgt einige Risiken für Haut und Fell.
Die Züchterin selbst rät dazu auf keinen Fall zu scheren sondern die Unterwolle auszukämmen und das Haarkleid so auszudünnen. Das selbe sagte mir eine befreundete Groomerin...schert man einen Hund mit viel Unterwolle so wird er zur kaum zu bändigenden Plüsch-filz-bommel der super schnell durchweicht weil ihm das harsche Deckhaar fehlt.

In der Fellproblematik muss man also nicht nur von Tierart zu Tierart unterschiedlich rangehen sondern auch noch die Rassen einzeln betrachten.
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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Nemka » Mi 26. Aug 2015, 12:44

Also ich denke im Gegensatz zu Hunden wurde das lange Fell nur der Optik wegen gezüchtet, sodass keine wärmeregulierende Wirkung vorhanden sein dürfte.

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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 26. Aug 2015, 18:03

Nun - die dichtesten (und damit am meisten isolierenden) Pelze bei den Hunden werden auch nur der Optik wegen gezüchtet ... geschoren wurden nur vergleichsweise wenige Hundeschläge und für Temperaturen jenseits von Gut und Böse reichen die Langstockhaarvarianten, wie sie bei den Schlittenhunden auch heute noch zu beobachten sind, da brauchts weder das bis zum Boden reichende Haar eines Afghanen, noch die inzwischen bis zur Unkenntlichkeit des Hundes gezüchtete Haarpracht der Bobtails.

Die Rassemeerschweinchen haben nur das Glück, daß bislang noch keine Wollhaarmutation von Züchtern entdeckt wurde - und somit auch noch nicht gezüchtet werden kann, weil es sie noch nicht gibt.

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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Saubergschweinchen » Mi 26. Aug 2015, 19:55

@Nemka: Ich verstehe deinen Post leider nicht so recht. :grübel:
Wie Murx schon schreibt sind die meisten Langhaarhunde auch nur auf Optik gezüchtet, welche Formen das annehmen kann habe ich erst am Wochenende auf einer Messe des VDH gesehen :arg:

Und warum Langes Fell dann keinen Einfluss auf die Wärmeregulation hat weil es auf nach Schönheitsidealen gezüchtet wurde? Sorry, da komm ich nicht mit. Teddykaninchen werden auch auf Schönheit gezüchtet und leiden definitiv unter dem dicken Pelz.
Und bei Langhaarmeerschweinchen sind Ohren und Füsse eben mit Fell bedeckt sodass die Kühlung schlechter funktioniert.
Auch allein der Fakt das Rassemeerschweinchen mit schönen großen Schlappohren gezüchtet werden dürfte dafür sorgen das die Kühlung nicht so gut funktioniert wie bei einem Tier mit Stehohren.
Murx Pickwick hat geschrieben:Die Rassemeerschweinchen haben nur das Glück, daß bislang noch keine Wollhaarmutation von Züchtern entdeckt wurde - und somit auch noch nicht gezüchtet werden kann, weil es sie noch nicht gibt.
Meinst du denn das eine solche Mutation beim Meerschweinchen überhaupt möglich wäre? Die Regulierung und Isolierung passiert ja beim Meerschweinchen eigentlich nicht übers Fell. Sie haben keine Unterwolle und bekommen kein Winterfell sondern eine Speckschicht für den Winter. Theoretisch müsste es also sogar möglich sein Skinnys draußen zu halten (abgesehen vom Sonnenbrand) aber kälter als den normalhaarigen Tieren dürfte denen nicht werden.

zur Frostfestigkeit von Meerschweinchen liest man ja auch die verrücktesten Dinge. Langhaartiere würden entlang ihres Scheitels Erfrierungen davontragen, ebenso wie Rosetten im Zentrum jedes Wirbels weil dort die Haut offen liegt und das Fell nicht schützend aufgeplustert werden kann. Fakt ist aber auch das sich hier kein Tier aufplustert wenn es kalt ist. Aufplustern ist ein fieses Krankheitszeichen....aber wie man es von den Kaninchen kennt, das diese sich aufplustern um ein isolierendes Luftpolster zu erzeugen, das kenne ich von Meerschweinchen nicht. (Bzw. nur von sehr jungen Tieren welche ja auch noch kuscheln um sich warm zu halten weil ihnen die Isolierschicht noch fehlt.
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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Murx Pickwick » Do 27. Aug 2015, 08:43

Meerschweinchen haben sowohl Grannenhaar, Borstenhaar als auch eben Wollhaare ... genau wie jedes Säugetier. Selbst bei Nacktmullen sind zumindest noch die Gebilde, aus denen normalerweise die Haarpapillen wachsen.
Eine Mutation bei den Nacktmullen kann diese wieder aktivieren - dann haben die ein Fell (beim Menschen geht das genauso ... )

Bei den Meerschweinchen sind die Wollhaare extrem kurz, sie bilden nur einen dünnen Flaum, dazu haben sie deutlich weniger dieser Flaumhaare, wie die meisten anderen Säugerarten.
Wird nun durch eine Mutation die Dichte der Flaumhaare beinflußt und gleichzeitig das Längenwachstum dieses Flaums beeinflußt, hat man ein Meerschweinchen mit Unterfell ... bei extremer Ausprägung einer solchen Mutation hat man Wollhaarmmeerschweinchen.
Meines Wissens ist jedoch eine solche Mutation noch gar nicht aufgetreten - oder es hat noch nie jemand drüber berichtet. Ist also ähnlich wie mit Albinomeerschweinchen, die gibts ja auch (noch) nicht.

Die Kräuselhaarmeerschweinchen haben manchmal übrigens zumindest verlängerten Flaum ... aber für Wolle reicht das noch nicht. Allerdings scheint bei den gekräuselten Meerschweinchen (Schweizer Teddy, US-Teddy, Rexmeerschweinchen) schon allein die Haarveränderung des Grannenhaares dazu zu führen, daß auch ohne bzw mit sehr wenig Unterwolle das Haarkleid isoliert - deutlich mehr wie bei Langhaar übrigens!
Tja - und da haben wir jetzt schon die Rassen, welche Langhaar mit Kräuselhaar kombinieren: Mohair, Texel und Merino ... ist also vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die so langes und gekräuseltes Haar haben, daß auch sie durch züchterische Selektion echte Probleme mit ihrem Wärmehaushalt bekommen - so wie eben Merinoschaf, Angorakaninchen und Bobtail bei anderen Tierarten - und das diesmal ohne Unterfell (bzw nur mit dem Flaum, der für Meerschweinchen typisch ist.)

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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Saubergschweinchen » Do 27. Aug 2015, 09:03

Also nicht das ich dir das nicht glauben würde. Die Theorie ist wirklich sehr logisch aber meine Tiere haben kein unterschiedliches Fell, auch keinen Flaum an Unterwolle. Die haben eine "Sorte" Haar welches eben lang wächst.
Mit Rexgen in federnden Locken, mit Lunkygen in harschen Spiralen und glatt halt einfach glatt.

Wo kein Unterfell ist kann es nicht zum Extrem mutieren zumindest ist das die Einschätzung unter Züchtern. Auch in meiner Ausbildung hatte ich gelernt das Meerschweinchen kein Unterhaar haben. Bin jetzt echt verwirrt denn wenn ich meine Tiere anschau kann ich bestätigen das da nix is.

Das mit den Kraushaar ist aber auch nochmal ein guter Aspekt, also ist davon auszugehen das ein Rex oder Teddy (kurzhaar) stärker unter seinem Fell leidet als ein Langhaartier?
Ich hatte eine solche Diskussion bereits mit Teddyzüchtern, allerdings ging es dabei nicht um Hitze sondern um Kälte. Ich fragte mich ob es sich bei Rexmeerschweinchen z.B. ähnlich verhält wie bei Rexkaninchen und diese Tiere sich im Winter nicht warm halten können.
Das wurde einstimmig verneint und ich zog daraus eben auch den Schluss das die Regulierung zur Regulierung der Körpertemperatur beim Meerschweinchen das Fell eine untergeordnete Rolle spielt.
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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Murx Pickwick » Do 27. Aug 2015, 09:44

Wenn du die Haut unter das Mikroskop legst, siehst du die unterschiedlichen Papillen ... und die kurzen Flaumhärchen. Unter dem langen Fell lebender Meerschweinchen ist das allerdings nicht sichtbar ... wie denn auch, der Flaum ragt ja kaum aus der Haut raus.
Stell dir vor, du hättest richtiges Grannenhaar ... also so wie Meerschweinchen. Würdest du dann noch den Flaum, den du ja selbst hast, noch bemerken?
Vermutlich nicht mal, wenn du nach suchst ... einfach, weil viel weniger Flaumhaare da sind, wie Grannenhaare und gleichzeitig der Flaum so extrem kurz ist.

Daß diese gekräuselten Meerschweinchen stärker im Sommer unter dem Pelz leiden, wie die Langhaartiere, ist meine eigene Erfahrung auf der Weide ... wobei ich allerdings die Gekräuselten beim besten Willen keiner einzelnen Mutation zuordnen könnte, das waren allgemeine Wiesenmixe - und ich habe sogar die Vermutung, daß ich mind. ein Tier bei hatte, welches gleich alle drei Kräuselgene trug.
Aber selbst bei diesen Varianten war der Unterschied zwischen Kurzhaarschnitt und voll ausgebildetem Fell bei warmen Wetter nicht mal im Ansatz so krass, wie bei langhaarigen Kaninchen beispielsweise. Aber es war deutlicher, wie bei den Langhaarmeerschweinchen.

Meiner Meinung nach spielt das Fell bei der Wärmeregulation bei den Meerschweinchen eine untergeordnete Rolle - einfach weil sie so ein geniales Thermoregulationssystem über die Ohren und Fußpolster haben ... samt Wärmeaustauscher über die Beine, wie die Pinguine. Aber das heißt nicht, daß es nicht auch eine Rolle spielt - halt nur eine untergeordnete.
Dazu kommt meine Beobachtung, daß Meerschweinchen sich für den Winter nen Winterspeck anfressen - und das durch Hormone nackt gewordene Meerschweinchen auch im Winter in Kaltstallhaltung und bei freiem Gartenzugang tagsüber nicht frieren. Heißt also, selbst hypothetische Wollhaarmonster unter den Meerschweinchen würden vermutlich lange nicht so unter ihrem Pelz leiden, wie Kaninchen, Hunde, Schafe oder Ziegen ... sie führen die Hitze dann über die nackten Fußsohlen ab.

(Züchter verneinen auch einstimmig, daß eine naturnahe Ernährung und genügend Platzangebot für die Meerschweinchen deutliche Gesundheitszuwächse erbringen wird ... sry, die haben doch deutlich mehr Ahnung von den Standards und Zuchtgeschichte ihrer Schweine, als daß sie Ahnung von Meerschweinchen als Tierart hätten!)

Bei meinen Mixen auf der Weide hatte ich übrigens einen Bock bei, der deutlich unterscheidbare Haararten hatte:
1. Langes, harsches, sehr dickes, glattes Haar, was sehr dicht wuchs.
2. Deutlich kürzeres, feines Haar, was nur ein Viertel der Länge erreichte, glatt war und dazu neigte, die langen, harschen Haare dazu zu bringen, ordentlich zu verfilzen, wenn man da nicht hinterher war.
Auf eines dieser kürzeren, feinen Haare kamen deutlich mehr normale Grannenhaare ...
Ich kann bei ihm allerdings nicht sagen, ob es sich da tatsächlich um Granne und Unterwolle handelte oder einfach nur eine Fellveränderung durch Krankheit und Co. Hab ja mit meinen Tieren nicht gezüchtet und wenn man sich das Fell bei ihm genauer anschaute, war es insgesamt sehr unregelmäßig gewachsen, da scheint es Löcher gegeben zu haben, wo das Haar gar nicht mehr nachwuchs. Abnorme, sehr feine Grannenhaare zwischen den normalen Grannenhaaren sind auch nach Verbrennungen oder Verätzungen der Haut oder nach Hautkrankheiten bei anderen Säugerarten belegt, kann also auch sowas gewesen sein.
Fiel bei seiner Wolle halt nur nicht auf ... der war wirklich nen Langhaarmonster par Excellence!
Ich mußte den alle drei Wochen kurzschneiden, damit er sich normal bewegen konnte ... und nicht ständig ganze Brombeerbüsche und Distelplantagen mit sich rumschleppte.

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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Dajanira » Fr 28. Aug 2015, 10:14

Danke für die Infos! :)

Im Winter lass ich die Haare bei Jamie lang, da das Meerizimmer nur leicht beheizt wird. Was über den Boden schleift oder ihm beim laufen behindert, wird einfach abgeschnitten. Bei den Ohren muss ich mal schauen, wie sein Fell fällt.

Gast hat auch eine seltsame Haarstruktur. Das Haar ist sehr dick und dicht und länger als bei einem Standard-Kurzhaarmeeri (er scheint ein Mix aus Crested + X zu sein). Er bekommt Hautprobleme (schwarze Talg(?)flecken, an den Stellen wachsen dann auch keine Haare, TA kann es sich nicht erklären), wenn ich sein Fell nicht kurz halte oder mit einer Efilierschere ausdünne.
Schläft ein Lied in allen Dingen,
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Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.



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Re: Haarschnitt bei Lagnhaartieren

Beitrag von Jochen » Fr 28. Aug 2015, 16:00

Wir hatten früher auch 2 Langhaarmeerschweinchen, denen ich im Sommer immer einen Kurzschnitt verpasst habe, auf jeden Fall die Haare, die über den Boden schleifen. Schaden tuts nicht, ich glaube ich hab sie damit etwas entlastet. Als notwendig sehe ich das aber nicht an, nur wenn das Tier drunter leidet.
Davon abgesehen scheint dein Gehege ja vor direkter Sonne geschützt zu sein. Denke du triffst da schon die richtige Entscheidung!

LG Jochen

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