Colistinsulfat bei E. coli

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Es gibt Kaninchenhalter, erfahrene Kaninchenhalter und sehr erfahrene Kaninchenhalter.
Nicht jeder kennt sich mit diversen Krankheiten aus.
Selbst als sehr erfahrener Kaninchenhalter kann man nicht alles kennen und wissen.

Alles, was hier im Forum speziell zu Krankheiten, Diagnosen, Medikamenten und deren Dosierungen zu finden ist, sind persönliche Erfahrungen, Tipps und Ratschläge.

Diese Tipps und Ratschläge ersetzen keinen Tierarztbesuch.

Es gibt sehr viele ernst zu nehmende Krankheiten, die man durch Eigenbehandlung/Eigentherapie noch verschlimmern kann.

Es ist daher wichtig, jede Medikamentenabgabe und Therapie unbedingt mit dem Arzt zu besprechen und gemeinsam nach der besten Lösung, für das jeweilige Tier zu suchen.

Also zieht bitte immer einen Tierarzt zu Rate. Selbstverständlich könnt Ihr die hier gegebenen Tipps und Ratschläge mit Eurem Tierarzt besprechen.
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Sharon
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Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von Sharon » Mi 17. Okt 2012, 20:56

Hallo ihr Lieben

Ben hatte nach seiner erfolgreichen Wurmkur,
plötzlich wieder Durchfall.
Ich habe daraufhin noch mal eine Kotprobe abgegeben.
Ergebnis: E.coli!
Jetzt muss ich ihn mit Colistinsulfat behandeln.
Hat jemand Erfahrung mit E. coli? :hm:
Ich habe mich im Internet schlau gemacht und bin geschockt. :schnief:

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ClaudiaL
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Re: Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von ClaudiaL » Mi 17. Okt 2012, 23:07

Wie stark ist denn der Befall?

Ich hatte leider nun schon 2 x mit E.Coli zu tun. Einmal starker Befall mit +++ und ein Mal leichter Befall mit einem Plus. Bei uns wurde mit AB behandelt (Chloramphenicol) und wir wurden sie jedes Mal wieder los.

Colistinsulfat kenne ich jetzt nicht :hm:
Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler
(Philippe Djian)

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Murx Pickwick
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Re: Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von Murx Pickwick » Do 18. Okt 2012, 01:04

Ich hab noch nie bei E. coli behandelt ... warum?
Weil
1. E. coli ein normales Darmbakterium ist. Vermehrt es sich über die Maßen stark, heißt es, der Darm ist nicht in Ordnung, hier hilft es nur, die Ursache zu finden, nicht den Anzeiger dafür zu bekämpfen. E. coli kommt innerhalb weniger Tage wieder mit dem gleichstarken Befall wie vordem, wenn die Ursache nicht gefunden und bekämpft wird.
2. E. coli ist eines der häufigsten Bakterien in freier Wildbahn überhaupt. Nur alleine das Tragen einer Kotprobe zum TA kann für einen mittelstarken Befall des Kotes auf dem Weg zum TA führen!
3. E. coli vermehrt sich innerhalb kürzester Zeit extrem schnell. Wenn der Kot mit nur einem einzigen E. coli drin vom Kanickel ausgeschissen wird und dann der Kot, feucht wie er ist, bei 25°C rumliegt, bis man ihn einsammelt, haben sich die E. coli schon zu einem mittelstarken Befall vermehrt, nach nur 1 1/2 Stunden ist es schon ein starker Befall. Kurzum, wenn die Kotprobe nicht direkt vom Hintern des Kaninchens weggenommen wird und sofort tiefgekühlt wird, kann man einen starken Befall haben, ohne daß das Kaninchen einen starken Befall hat!
Klar - in einem solchen Fall hilft tatsächlich Antibiotika, das Kaninchen ist ja schließlich gesund ...

Ich hab zeitweise regelmäßig Sammelkotproben abgegeben, da ich auch wissen wollte, ob Hefen im Kot sind, hatte ich oft ne frischgeschissene Kotprobe und ne Sammelprobe über drei Tage gesammelt. Bei der frischen Kotprobe ließen sich selten E. coli nachweisen, bei der 3-Tage-Kotprobe dagegen deshäufigeren, insbesondere im Sommer. Dabei war der Befall oft +++
Nun können ja die Kaninchen nicht gleichzeitig gar nicht befallen und stark befallen sein :D

Mit Hefen ist es übrigens genauso ... da muß auch die Ursache gefunden werden, eine Behandlung bringt höchstens kurzfristige Linderung und danach Förderung der Hefenvermehrung. Man kann mit der Behandlung von E. coli und Hefen sehr schnell chronisch kranke Kaninchen erzeugen ...

Wenn Durchfall da ist, die Ursache nicht gefunden wird, nur E. coli nachgewiesen werden, dann ist es sinnvoller, Diät zu halten:
Keine Mehlsaaten, kein Fertigfutter, kein Strukturmüsli, kein Möhrenmark, kein Gartensalat (Kopfsalat, Eisbergsalat etc), kein Bird Bene Bac, kein CC oder ähnliche Päppelmittel.

Dafür viel Kräuter, Wiese, Wegrand, Äste und Zweige samt Blättern, Nadelgehölz, getrocknete Blätter, einfach anbieten.
Weiterhin läßt sich bei Durchfall eine Vergiftung nicht ausschließen, also Kohle anbieten. Wer Joghurt selbstansetzt, kann auch 24 Stunden lang gereiften Joghurt geben.
Hilft fast immer.

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Sharon
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Re: Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von Sharon » Sa 20. Okt 2012, 10:00

Ich habe jetzt meinen TA konsultiert.
Muss erwähnen, dass die Kotprobe, die zu diesem Ergebnis führte,
nicht mein TA durchgeführt hat.
Von einer Colistinsulfat Behandlung hat er abgesehen.
Ben, hat seit Tagen keinen Durchfall mehr. :freu:
Er war ja auch immer munter und hat auch sonst keine Auffäligkeiten gezeigt.
Die Ursache, war vermutlich der Bandwurmbefall, Stress mit einem
Artgenossen und diese doofen Hautparasiten.

An der Ernährung kann es nicht liegen.
Sie werden naturnah ernährt.
Vergiftung! Kann ich mir nicht vorstelllen.
Wir sind jetzt so verblieben. Sobald wieder Durchfall auftritt,
muss ich eine neue Kotprobe abgeben.

Ich war schon ganz paranoid. :autsch:
Kein Wunder, man liest so viel Horrorgeschichten im Internet.
Sorry! :oops: Ich gerade immer so schnell in Panik.

Ich danke euch und dir Murx Pickwick ganz besonderst.
Du gibst dir immer so viel Mühe um zu helfen. :kiss:

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Murx Pickwick
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Re: Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 20. Okt 2012, 10:18

Hautparasiten und Bandwurm ... dann hast du doch genug Auswahl für Durchfall :D
Bandwürmer steigern zwar normalerweise das Immunsystem, können jedoch im selben Atemzug die Ernährungslage extrem verschlechtern und den Verdauungstrakt durcheinanderbringen.
Die Stoffwechselprodukte von Bandwürmern und Hautpilzen sind Gifte ... also ist eine Vergiftung sogar wahrscheinlich! ;)
An der Ernährung kann es nicht liegen.
Vorsicht bei solchen Schlüssen!
Sicher gibt es, wenn man naturnah ernährt, weitaus naheliegendere Ursachen, wie die Ernährung selbst, aber Ernährung und Haltung kann IMMER auch eine Rolle spielen, zumal Kaninchen offenbar unterschiedliche genetisch bedingte Ernährungstypen ausgebildet haben. Zwergkaninchen beispielsweise scheinen mit viel Gräsern und einer eher weniger reichhaltigen Kost besser über die Runden zu kommen, Deutsche Riesen dagegen brauchen eine sehr anspruchsvolle, nährstoffreiche und äußerst hochwertige Kost.
Beides naturnahe Ernährung - aber wer seinen deutschen Riesen ernährt, wie es für Zwergkanin optimal ist, wird kranke Tiere bekommen!

Selbst eine Weide ist keinesfalls der Garant für gesunde Tiere! Alleine, wenn die Weide durch zu viele Kaninchen beweidet wird, zieht das Krankheiten nach sich. Auch zu feuchte Weiden, selbst wenn da Büsche draufrumstehen, machen Kaninchen krank, trotzdem es eigentlich nix naturnäheres, wie eine bebuschte Weide gibt!
Man sollte da immer auch in dieser Richtung gut beobachten ...

Wenn Wiese und Wegrand zu den Kaninchen gebracht werden muß, wird es noch schwieriger mit der Ernährung ... wir haben ausgemachte Frischköstler, Gifteverwerter und anspruchsvolle Eiweißjunkies zu Haustieren gemacht. Wie können wir davon ausgehen, daß das bischen, was wir täglich gesammelt bekommen, für unsere Langohren ausreicht?
Weil in einem muß ich leider Andreas Rühle recht geben, auch wenn es mir nicht gefällt - eine Ernährung aus hauptsächlich Gemüse ist nicht naturnah! Nur meine Erklärung, warum das so ist, weicht noch von seiner ab :D

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Re: Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von Sharon » Sa 20. Okt 2012, 10:54

Oh je...
Da ist man jahrelang überzeugt, alles richtig zu machen und dann
so was. :autsch:
Mensch, ist das kompliziert.

Mir ist schon aufgefallen, dass in letzter Zeit die Sommer nass und kalt sind.
Seitdem habe ich auch mit Darmparasiten zu kämpfen.
Meine Sammelplätze sind seit jahrzehnten unverändert.
Kokzidien & Co., so etwas kannte ich früher überhaupt nicht.
Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe.
Feuchte Wiesen...
Könnte es daran liegen????

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Re: Colistinsulfat bei E. coli

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 20. Okt 2012, 11:52

Es ist eher die feuchte Haltung ... wenn du feuchte Wiese in einen trockenen Stall oder die trockene Wohnung bringst, ist das kein Problem, aber wenn Weidekaninchen tag und nacht auf der feuchten Wiese hocken müssen und immer von derselben Wiese, die sie eh schon beschissen haben, futtern müssen, reichern sie sich immer mehr Krankheitskeime und Parasiten an und können sich nicht dagegen wehren.
Kaninchen kommen nunmal aus den eher trockeneren Buschsteppen in Spanien, Portugal und Nordafrika.

Wenn du jedoch immer dieselben Pflückstellen nutzt, hast du unter Umständen ein ähnliches Problem ... die Zusammensetzung der Wirkstoffe der Pflanzen verändert sich, wenn du immer von den selben Pflückstellen sammelst, können die Kaninchen das nicht mehr über Selektion ausgleichen. Sie brauchen also von möglichst unterschiedlichen Sammelstellen Pflanzen, damit die Chance steigt, daß da noch ein paar Pflanzen bei sind mit den Wirkstoffen, welche die Kaninchen gerade tatsächlich brauchen.

Es gibt noch etwas, was Kokzidien und Co fördert ... das ist die Vorauswahl der Pflanzen, die wir den Kaninchen bieten. Wenn du also tunlichst darauf achtest, nur die "erlaubten" Pflanzen zu pflücken und solch wichtige Zusatzkost und Medizinalpflanzen, wie beispielsweise Sonnwendwolfsmilch, stehen läßt, werden die Kaninchen aufgrund der Giftlosigkeit ihrer Nahrung immer anfälliger ... Kaninchen brauchen nicht viele Giftpflanzen, aber sie brauchen sie dennoch zum Gesundbleiben! Efeu im Winter und Farne im Sommer werden zwar nur wenig gefressen, verhindern aber sehr zuverlässig den Befall mit Parasiten.

Ansonsten mußt du mal bei der Haltung schauen ... Streß in der Gruppe, große Kaninchengruppen etc fördern Kokzidien und Co. Jemand, der nur zwei Kaninchen in der Wohnung frei rumlaufend hat, wird mit Kokzidien weniger zu tun haben, wie jemand, der 20 Kaninchen auf 40qm Volierenfläche hält. Diverse Kaninchenkrankheiten sind in der Natur ein wichtiges Regulatorium, um die Kaninchenpopulation in einem vernünftigen Rahmen zu halten - du kannst es in der Natur immer wieder beobachten, erst wächst die Kaninchenpopulation ins Unermeßliche, dann plötzlich werden die Kaninchen fast alle krank und sterben - die Überlebenden vermehren sich wieder, bis Jahre später wieder so ein Krankenjahr einsetzt und die Kaninchen wieder sterben wie die Fliegen.

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