Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

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Moderator: Emmy

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Sassy
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Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von Sassy » Mi 15. Feb 2012, 03:55

Seit dem Thema "Wenn der Körper nicht mehr kann, der Geist aber noch will" beschäftigt mich der Schritt danach.
Habe keine schon vorhandenen Beiträge dazu gefunden. Die Suchfunktion hat nichts ergeben, trotz verschiedener Begriffe. Darum eröffne ich neu.

Die Überschrift sagt es ja schon.
Wie geht ihr mit dem Tod und der Trauer um? Was tut ihr was muß sein, was geht gar nicht?
Laut? Leise? Weinend? Ein Grab? Schweigend? Drüber reden, Malen,Schreiben...oder ganz anderes ?

Bei mir ist das so:

Da ich mich schon früh als Kleinkind mit dem Tod geliebter Menschen zu tun bekam und sich das öfter im Leben wiederholte, mag es sein das ich manchmal hart wirke gegenüber anderen und ihrer Trauer.
Das ist sicher keine Ignoranz sondern eher Akzeptanz.
Der Tod ist für mich etwas normales, er gehört dazu.
Ich schiebe ihn nicht weit fort und erstarre in Entsetzen davor.
Betrifft uns alle irgendwann.
Trotzdem tut es weh im Herz Bauch und Kopf.
Es ist immer anders, bei keinem meiner Fellnasen ist es das gleiche Gefühl gewesen, je nachdem wie innig der Kontakt zum Tier war,was man zusammen erlebt hat woher es kam..seine Geschichte.
Meist kommen Tränen erst nach Tagen, Wochen, manchmal sofort , mal auch gar keine. Es gibt kleine Gräber die gepflegt werden im Garten, oder viele die das Gras längst wieder überwuchert hat.

Nur eins kann gar ich nicht gut, trauern mit anderen.
Da es selber oft erlebt hab um mich rum, hab ich nicht die Stärke .. oder dränge es wohl weg, das auch noch zu erfahren...ertragen.
Dazu gehört schreiben in der Regenbogenecke.
Weder zu meinen Tieren noch zu anderen.
Kommt vor das dort mal lese, vielleicht mal selten schreibe..kurz nebenbei.
Das ist .. eher nur ein Selbstschutz :schäm: :ue-ei:
Brauche mein Mäuerschen :autsch:
Liebe Grüße
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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von halloich » Mi 15. Feb 2012, 06:36

Loslassen und trauern ist so eine Sache.

Ich reagiere unterschiedlich.
Bei meinem Opa z.B. war ich zwar traurig, aber ich habe es hingenommen, es gehört einfach dazu. Er war krank und es war eine Erlösung. da er auch schon länger in einem entfernteren Pflegeheim war, hatte ich ihn mehrere Monate nicht mehr gesehen.
Als dann2 Wochen später bei meiner Oma (seiner Frau) unheilbarer Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt wurde, mit dem Hinweis, "Höchstens noch zwei Wochen" war ich arg geschockt. Nachdem die zwei Wochen vorbei waren haben wir noch gelacht, und selbst meine Oma hat es mit Humor genommen.
Als sie dann 3 Wochen später gestorben ist, waren wir froh das sie nicht gelitten hat. Aber am Grab habe ich mir dennoch die Seele aus dem Leib geheult.

Bei Tieren ist die Trauer natürlich auch da, da werden ein paar Tränen vergossen und gut ist.

Beerdigen kann ich sie aber nicht :schäm: , bisher habe ich die Tiere nach dem einschläfern beim TA gelassen :schäm:
Sassy hat geschrieben:Nur eins kann gar ich nicht gut, trauern mit anderen.
...
Dazu gehört schreiben in der Regenbogenecke.
Weder zu meinen Tieren noch zu anderen.
Das geht mir genauso.
Aber nicht nur hier im Forum, selbst wenn ein mensch stirbt kann ich nicht trösten. Dann sag ich lieber nichts
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Entensusi
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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von Entensusi » Mi 15. Feb 2012, 07:36

Ich habe gemerkt, dass sich das Trauern bei mir mit der Zeit verändert hat.
Als Kind habe ich "wild" getrauert, ich war immer so dermaßen zornig auf Gott, die Welt, überhaupt alles, ich hätte nur noch um mich schlagen können.
Davon bin ich nicht ganz geheilt, wer mich einmal hat ein Grab für eines meiner Tiere buddeln sehen, weiß, was ich meine...

Ganz schlimm war für mich der Übergang, nicht nur meine Trauer aushalten zu müssen, sondern auch die meiner Kinder. Die eigene Trauer verschieben, bis es den Kindern wieder besser geht. Mittrauern, aber nicht so, dass es die Kleinen auch noch belastet.

Wie meine innere Reaktion bei einem Todesfall - Mensch oder Tier - aussieht, ist ganz unterschiedlich. Nach außen versuche ich immer, die Fassung zu wahren. Wenn ich alleine bin, siehe oben, kann alles mögliche passieren... es ist ja auch jeder Tod verschieden. Manchmal ist es "gut", z.B. wenn ein altes Tier einfach einschlafen darf. Manchmal ist es die Hölle, wenn z.B. eine junge Katze überfahren wird.

Gräber gibt es für meine Tiere, wenn möglich. Aber wenn sich dann der Garten so langsam zum Friedhof verwandelt, das ist auch nicht mehr gut.

Nach dem Tod meines Vaters war ich nur taub, gefühlsmäßig.
Die Trauer anderer mit auszuhalten habe ich gelernt, als das Baby meiner Schwester starb. Aber es ist einer der schwierigsten "Liebesdienste" überhaupt.
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von lapin » Mi 15. Feb 2012, 10:05

Bei mir ist es von der Art des Sterbens abhängig und die Gedanken die mich dann begleiten.

Als mein Opa starb, waren wir alle darauf vorbereitet, der Gedanke ihn aber nie wieder sehen zu dürfen hat mich als 12jährige für eine gewisse Zeit zerbrochen...

Als mein Harvey starb...war ich am Boden zerstört...von einen Tag auf den anderen...einfach Tod...
genau wie Kaboom, die erst an Würmer litt und letztendlich wegen ein Ödem eingeschläfert werden musste.
Hier hat mir das Sterben zu schaffen gemacht...
und der Gedanke einen Fehler gemacht zu haben.

Bei Rehlein und Karlchen war ich ruhig, sehr ruhig...
bei diesen beiden habe ich sehr gelitten als sie noch lebten, da wir täglich einen Kampf zu kämpfen hatten und ich die Angst in mir trug alles zu lange zu ziehen und die die ich liebe zu quälen statt zu helfen :(..
aber als sie dann gehen durften fühlte ich mich sehr leicht...

es ist ok für mich, es gehört dazu!


Solche Unterschiede habe ich da...
Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von chien » Mi 15. Feb 2012, 10:14

Etwas geliebtes können wir niemals loslassen denke ich... Wir können uns von der Materie verabschieden, die Hülle quasi aber das Wesen existiert in unserem Kopf und solange es dort verankert ist, wird es immer mal wieder auftauchen und das ist auch gut so. Deshalb ist der Tod für mich die Trennung von der Hülle des geliebten und mehr auch nicht. Im Grunde muss man dankbar sein für die Teilnahme an dem Umfeld der Gegangenen und das auch so als Phase sehen.... nichts bleibt ewig, wir auch nicht ....

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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von Venga » Mi 15. Feb 2012, 11:21

Ich traure meistens heftig und intensiv aber kurz.
Das erste Mal, an das ich mich erinnern kann, war der Tod meines Uropas, da war ich 11.
Ich hatte ihn gern und war traurig und habe geweint, aber er war alt und ich hatte mich schnell damit abgefunden.
Die nächsten, da war ich schon erwachsen, waren meine Uroma und mein Opa, auch sie waren alt, das gehört zum Leben dazu.
Dann wurde mein Vater krebskrank und starb nach nur 7 Monaten. Ich war zu der Zeit schwanger und meine Familie hielt mich von allem fern, damit ich das Kind nicht verliere.
Als Papi starb, war er erst 44 und unsere Töchter 1 3/4 und 3 Monate alt. Er hat seine 2. Enkeltochter nur 1x gesehen und im Arm gehalten.
Ich war ein Papakind und habe unter seinem Tod sehr gelitten, tue es noch nach 27 Jahren.
Ich habe nie Zeit für Trauer gehabt, weil die Mädels so klein waren und ich mich nicht für ein paar Tage darin verlieren durfte.
Ich habe nie wieder meine Trauer unterdrückt.
Ich habe viele zu Grabe getragen, auch sehr junge Menschen. Ein Jahr 5 Familienmitglieder in 4 Monaten.
Wenn ich vom Tod eines Angehörigen/Freundes erfahre, traure ich - mit Heulattacken, schwelgen in Erinnerungen, Appetitlosigkeit und Fressanfällen, Antriebslosigkeit und Arbeitswut...
Wenn dann die Beerdigung ist, bin ich fast durch mit meiner Trauer.
Wird der Sarg herabgelassen, heul ich Rotz und Wasser und bin dann ganz ruhig.
Ich habe damit abgeschlossen und denke nur noch mit Wehmut an die Verlorenen, erinnere mich fast nur noch an die schönen Dinge, die mich mit ihnen verbinden.

Auch bei den Tieren geht es mir so, egal ob Maus, Meeri, Fundvogel oder Katze.
Ich weine, wenn ich sie tot finde oder erlösen lassen muss.
Dann haben wir das Ritual des Begräbnisses.
Das Tier wird in ein Tuch geschlagen, das kleine Grab wird ausgehoben, es bekommt ein Blümchen oder Lieblingsspielzeug mit hinein. Das alles unter Tränen und muss manchmal auch unterbrochen werden. Aber wenn das Grab dann zu ist, bin ich auch wieder ruhig.
Es ist abgeschlossen.
und...
Sie alle leben in meinem Herzen weiter.

Sie sind nicht für immer fort - sie sind nur voraus gegangen.
LG
Venga

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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von RuJo » Do 16. Feb 2012, 01:03

Venga hat geschrieben: Er hat seine 2. Enkeltochter nur 1x gesehen und im Arm gehalten.
Ich bin auch genau so eine Enkeltochter, nur dass es schon 29 Jahre her ist.
Mein anderer Opa starb als ich 7 war, seine Frau 4 Jahre später sehr dramatisch nach einem Autounfall und 4 Wochen Koma in dem vor jeder Nacht prophezeit wurde, dass sie die nicht überleben würde. Vor 10 Jahren starb meine Omi (die Frau des Mannes, den ich nie wirklich kennen gelernt habe) zu meinem Geburtstag. Irgendwie fand ich das immer ein wenig ironisch, dass der Tod beider indirekt immer mit meiner Geburt in Verbindung stehen wird... ich glaube, wenn man in der Kindheit schon mit dem Tod konfrontiert wird, lernt man irgendwie besser, damit umzugehen (wir hatten daneben auch immer Tiere, dementsprechend wurde da auch immer schon gestorben)
Ich bin da auch tendenziell eher pragmatisch. Das Sterben kann mich sehr aufwühlen, denn das betrifft den Sterbenden. Der Tod selber ist entgültig und dem Toden genauso egal wie alles andere. Aber freilich fühlt man selber den Verlust, und natürlich beschäftigt der einen und das sollte auch so sein. Aber irgendwann bin ich mal zu dem Schluss gekommen, dass Trauer eigentlich nur eine Form des Selbstmitleids ist (welches ich aber absolut legitim finde!!).. aber irgendwie, seit mir das bewusst ist, gelange ich oft recht schnell zu dem Punkt, wo ich zwar vielleicht mit glasigen Augen aber mit Fokus auf die schöne Zeit und einem Lächeln zurück blicken kann.
Anders verhält es sich aber mit der Trauer der anderen. Als zum Beispiel unser letzter Hund gestorben ist, hats meine Mutter völlig aus der Bahn geworfen. Da kam dann sehr viel in ihr gleichzeitig wieder mit hoch, v.a. der Tod ihrer Eltern, den sie irgendwie nie wirklich verarbeitet hat. Das hat mir auch so das Herz gebrochen... es ist so schwer, man kann ja nicht wirklich viel machen, außer da sein. Mit seiner Trauer muss leider jeder selber fertig werden.

Bisher wurden alle unsere Tiere selbst begraben. Ich könnte es trotz meiner pragmatischen Sicht nicht übers Herz bringen, sie beim Tierarzt zu lassen. Rumo konnte erstmals nicht im Garten begraben werden. Ich habe ihm einen schönen Platz unter einem Baum gesucht, und es hat sich acuh völlig ok angefühlt.
Ich bin aber niemand, der dann das Bedürfnis hat, an Gräber zu gehen.. das bringt mir irgendwie gar nichts. Seit der Beerdigung war ich zum Beispiel auch nie mehr am Grab meiner Großeltern. Ich nehm dann zum Beispiel lieber mal ein Foto in die Hand, oder um beim Beispiel meiner Omi zu bleiben: Sie hat mir damals anhand eines dicken alten Buches von Willhelm Busch beigebracht altdeutsch zu lesen. Manchmal nehme ich dieses Buch, welches ich als Andenken behalten habe, in die Hand und blättere darin herum... mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!" (David Quammen "Die Hörner des Rhinozeros")

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Re: Die Sache mit dem Loslassen und dem Tod

Beitrag von Josephine » Di 20. Nov 2012, 22:19

Mir hat sehr viel weinen und bewusstes sich mit dem Thema befassen geholfen. Obendrein habe ich nach dem Tod meiner Katze die Hypnose von Dieter Eisfeld gehört, die speziell mit dem Loslassen weiter helfen soll. Die CD habe ich vor allem abends gehört, wenn immer alles bei mir hochkam. Konnte dann relativ zügig alles verarbeiten und mich von diesem Thema auch lösen, sie lebt trotzdem in meinem Herzen weiter, ich werde sie nie vergessen.

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