Pflegestelle, aber richtig

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Nightmoon
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Pflegestelle, aber richtig

Beitrag von Nightmoon » Di 3. Mai 2011, 15:28

In Anlehnung eines [url=http://www.tierpla.net/post148279.html#p148279]anderen Themas[/url] - , eröffne ich hier Mal das Thema "Rund um die Pflege und Hütung fremder Tierchen.
Was kann man machen, mit welcher Tierart und was geht gar nicht, weil es dem zu betreuenden Tierchen Probleme bringt.

Mal als Gedankenschubs, für die Richtung, das Zitat von Ziesel hier reinbringe..
Ziesel hat geschrieben:Das mit den Pflegis wäre ´n eigenes Thema wert. Ich schwanke gerade´n bißchen. Ich bin bestrebt alle Tiere möglichst gut zu pflegen. Schliesslich hat man´ne Verantwortung und man will sie ja gesund und munter zurückgeben so wie man sie selbst auch wiederhaben wollte aber:
1. Darf/sollte ich ohne den Besitzer zu fragen mal eben bei Pflegetieren verbessern was ich für besser halte ? Kann ich zB das Trofuurlaubspflegeschwein/Kanin mit gelegentlichen 2 Salatblättern jetzt füttern wie Schwein/KaninX eines Planetenusers oder den Dosengewöhnthund barfen? :hm:
2.Wie ist das mit Vermittlungstieren?
Wäre für mich schwieriger, nicht nur weil Zeitrahmen unbekannt sondern weil Vermittlung auch lauter Entscheidungen erfordert, die theoretisch leichter sind als praktisch. Also Futter/Platz/Aufwand ect klar wie bei meinen eigenen Tieren aber da muss ich nicht entscheiden ob ich das Paar/die Gruppe trenne um Vermittlungschancen zu erhöhen oder überlegen Haltungsabstriche beim zukünftigen Halter "verantworten" kann.
3. wäre für mich noch die emotionale Geschichte ob ich den Beispielhund nach 3 Jahren noch abgeben kann
So, nun könnt Ihr Euch hier in alle Richtungen darüber auslassen, wie man am besten mit einem anvertrauten Tieren umgehen kann und sollte...

Wenn es irgendwie geht, dann bitte ich Euch alle, die hierzu etwas zu schreiben haben, dass alles ohne Vorwürfe geschrieben und formuliert wird, denn wir wollen aus allen Erfahrungen lernen, was und wie etwas Sinn dabei macht, ebenso Ideen geben, was man vielleicht noch nie in Betracht gezogen hat. Halt alles, "aus Liebe zum Tier...".
Dankeschön. :lieb:
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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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Entensusi
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Re: Pflegestelle, aber richtig

Beitrag von Entensusi » Di 3. Mai 2011, 17:06

1) vorsichtiges "ja".. ich würde nichts ändern, das dauerhaft geändert sein sollte - aber einem Pflege- Urlaubstier etwas "Gutes gönnen" finde ich durchaus erlaubt. Sprich, wenn ich ein Kaninchen in Pflege habe, das normalerweise am Tag höchstens 1 h raus kommt, darf es bei mir wie meine auch den ganzen Tag raus. Ich hab auch schon mal bei Freunden einen zusätzlichen Freilauf aufgestellt, damit die Kaninchen gleichzeitig raus können - das wurde dann hinterher gerne übernommen!
Vielleicht kann man es auch ein wenig als "Urlaub fürs Tier" sehen? Meine Freundin hat immer wieder einen Wochenendhund, die räumt das ganze Haus für ihn um und geht stundenlang mit ihm spazieren, der Hund freut sich jedesmal total! Aber wenn es ihr eigener wäre, könnte sie das auch nicht dauerhaft durchziehen.
2) bei Vermittlungstieren .. schwierig.. kommt darauf an. Welche Tieart, wie lange das Tier da ist, wie gut es sich mit meinen Tieren versteht, was in der "Pflegezeit" vorfällt...
3) ein Beispielhund würde nach 3 Jahren "Pflege" bei mir bleiben. Zumindest gäbe es schwierige Verhandlungen...

(sorry, bin gerade im Stress, weiß nicht genau, was der Beispielhund gamacht hat....)
Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Pflegestelle, aber richtig

Beitrag von Ziesel » Mi 4. Mai 2011, 00:38

Ich glaub, ich wäre keine gute Pflegestelle. Nicht weil ich die Tiere anders behandeln würde als meine eigenen sondern weil ich die nach´ner gewissen Zeit annektieren würde. So´ne Pflegestelle für gelegentliche Urlaubsaufenthalte, Auslandreisen oder Krankenhausbesuche ect ist für mich machbar aber so´n Tier bis zur Vermittlung pflegen, die ja meist nicht innerhalb der nächsten 4 Wochen stattfindet wäre schon wesentlich schwieriger.

Bei der Schlange, die ich ja relativ lange wegen Auslandsaufenthalt des Besitzers hatte, war vorher alles besprochen (gerade Ernährung da ich ja Lebendfutter ..) und der Abschied fiel nicht so schwer aber zB ´ne Mietze über so´nen Zeitraum....ich weiss nicht...*seufz*
Mit dem Hamster in Urlaubsbetreuung hatte ich ja so´n leichten Gewissenkonflikt betreffs der Ernährung. Ich hätte wohl nur ein wenig Frifu dazuserviert und es beim Kunterbunt belassen, wäre ich nicht sicher gewesen, dass die Halterin diesbezüglich offen ist und wirklich nur das Beste für Goldi will. . .hatte ja hier meine Bedenken berichtet (https://www.tierpla.net/ernahrung-hamster/fragen-umstellung-und-t3222.html" onclick="window.open(this.href);return false; )

Bei Vermittlungstieren ist ja so, dass sich die Tiere beim zukünftigen Besitzer nicht verschlechtern sollen und da wäre ich schon leicht verunsichert. Macht es´ne Vermittlung nicht erheblich schwerer wenn man die Messlatte von vornherein ziemlich hoch ansetzt ? Kann ich bei Meeris/Kanins damit rechnen, dass jeder ein tolles Aussengehege hat und sich mit "Wiese" auskennt oder ad lib schon mal gehört hat? Wie siehts mit Anfängern aus, die sich bewusst für ein Tierheimtier/Notfall entscheiden, kommen die dann überhaupt in Frage? Barfe ich jetzt meinen Pflegehund und vermittel ihn dann nur zu Leuten die das dann auch weiterhin tun, wird die Auswahl an zukünftigen Haltern, die überhaupt in Frage kommen schon weiter begrenzt. (Sera, vielleicht sagst du mal bitte was dazu :lieb: ).
Schwierig find ich auch das Trennen von funktionierenden Gruppen/Paaren und damit mein ich nicht die 2 Katzen oder Kanins die in der Pflegestelle zusammengewürfelt wurden oder sich in den letzten 5 Tage gefunden haben, sonder die, welche wirklich schon´ne Bindung haben. Ich kann das eh schlecht beurteilen und muss mich auf das verlassen, was mir erzählt wird (öfter beobachten können wäre natürlich optimal) aber stimmt das immer oder vermittelt man manchmal eben nur Zweit um beide Tiere loszuwerden? Ist ja oft so, dass schon ein Tier vorhanden oder "hinterblieben" ist und nur ein Partnertier dazu gesucht wird. Ich will ja eigentlich nicht, dass so´n wirklich harmonierendes Paar auseinandergerissen wird aber oft ist es eben schwieriger ´n Paar oder´ne Gruppe zu vermitteln und die Vermittlung ist ja der eigentliche Sinn der Sache. Da steht jetzt´n Interessent und kann alles bieten was das Tierherz begehrt, will aber eben nur DAS eine Tier :hm: keine Ahnung ob ich da immer ´ne gute/richtige Entscheidung treffen könnte..sag ich doch, ich wäre keine gute Pflegestelle

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Feli
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Re: Pflegestelle, aber richtig

Beitrag von Feli » Mi 4. Mai 2011, 07:06

Ich spreche nun mal gezielt Anita an, wer sich auch angesprochen fühlt kann ja auch antworten:

Wenn ich das richtig verstanden habe nimmst du auch Pflegis. Mal angenommen du bekommst ein Trofu Meerschwein, versuchst den Halter dann zu bequatschen überzeugen das Tier zukünftig anders zu ernähren - aber er zeigt sich nicht einsichtig. Würdest du ihm das Meerschwein dann ggf. wegnehmen (was in D. wohl unter Diebstahl fallen würde) oder anders gegen ihn vorgehen?

Anderes Beispiel: ein Kaninchenhalter mit einem zigtausend Hektar großen Grundstück und 24/7 Freilauf kommt auf dich zu und fragt dich ob du die Tiere für 8 Wochen pflegen kannst, weil er zu einer Kur muss. Obwohl sich die Tiere bei dir in ihrem gewohnten Platz einschränken müssen - würdest du den "Auftrag" annehmen oder ablehnen (Mal unter der Annahme, dass der Weg zu SEINEM Grundstück zu weit ist und sich auch niemand in der Nähe seines Grundstückes ist, der diese Aufgabe übernehmen würde)?

Und wie sieht das aus... man möchte den Pflegekaninchen den selben Luxus zukommen lassen wie den eigenen, aber man hat nur einen Garten/nur ein Grundstück. Werden dann mal eben 2 Gruppen (die eigene und die Pflegegruppe) vergesellschaftet und in Kauf genommen, dass man dem Halter dann sagen muss "Sorry, eines hat die Vergesellschaftung nur mit Blessuren oder gar nicht überlebt?". Und nach 8 Wochen wird die Gruppe dann auseinander gerissen?

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Anita
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Re: Pflegestelle, aber richtig

Beitrag von Anita » Do 5. Mai 2011, 15:53

Hallo Schnuffi,

sorry habe ganz vergessen dir zu antworten...

aaaalso... es kommt drauf an. Einmal was genau definiert man als "Pflegi"?

Urlaubstiere? Nehme ich von einigen wenigen guten Freunden, der Verein allgemein aktuell nicht wegen fehlender Kapazitäten. Was wir nicht machen: Wir nehmen keine Käfigtiere und wir beraten sehr ausführlich in Sachen Fütterung wenn da was falsch läuft. Wir hatten bisher noch nie den Fall, dass Personen ohne Käfighaltung fütterungsmäßig uneinsichtig gewesen wären. Also, wenn die Haltung schon stimmt sind die Leute auch nach unseren Erfahrungswerten offen für Verbesserungsvorschläge. Wenn das alles passt nehmen wir die Tiere in Pflege und achten darauf, dass sie sich nicht merklich verschlechtern. Wenn ein Tier zuhause 6qm Platz hat wird es bei uns auch im Urlaubs- o. Notgehege mit 5,5qm auskommen, wir würden es aber nie auf 3-4qm halten. Ebenso achten wir darauf, dass das Tier sich nicht bei der Rückkehr ins eigentliche Heim verschlechtert. Wir werden z.B. kein Tier das normalerweise ein 10qm Gehege hat in unserem 90qm Gehege betreuen. Ich schreibe hier auch nur immer "ein Tier"... ist aber nur ein allgemeingehaltener Begriff. Wir nehmen auch keine Einzeltiere in Pflege, lediglich zur VG mit einem unserer Tiere (oder auch einem anderen Tier, aber nicht um dauerhafte Einzelhaltung zu unterstützen).
Also: Urlaubspflege gibts nur wenn Einzel- oder Käfighaltung hinterher ein Ende hat, soll das so fortgesetzt werden müssen die Tiere einen anderen Urlaubsplatz finden.

Zur Variante Riesengrundstück und Halter muss zur Kur:
Da muss ich dich enttäuschen, aber eine solche Situation ist unmöglich in der Realität. Es gibt erfahrungsgemäß immer eine Lösung. Wir hatten schon div. Situationen in ähnlicher Form zu lösen und wir sind mit vielen TSV bundesweit vernetzt. Irgendwen mit einem Herz für Tiere findet man immer den man entsprechend instruieren kann die Tiere korrekt zu versorgen. Und für Fragen und Unsicherheiten stehen wir selbst dann auch telefonisch zur Verfügung. Mir ist nicht bekannt, dass es irgendwo in DE eine Einöde gibt die nur von Tierhassern bis auf den Erwähnten der zur Kur muss gibt. Und wenn doch wird sich auch für diese Tiere irgendwo in DE ein anderes GS finden. Ausserdem ist es nicht notwendig dass das neue GS wieder zigtausend Hektar groß ist, da jede Kaninchengruppe eine maximal Größe für ihr Revier hat. Hier mal eine kleine Quelle mit Erfahrungswerten: https://www.hauskaninchen.com/Seiten/Haltung/Freilaufhaltung.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Also in dieser Situation würden wir, falls die Tiere wirklich umgesiedelt werden müssen dennoch einen Platz suchen und 100% sicher finden, in dem die bisherigen Lebensbedingungen fortgesetzt werden könnten. Sind die Tiere an Leib und Leben bedroht wenn sie nicht sofort umgesiedelt werden könnten müssten natürlich Abstriche gemacht werden, aber dann sind z.B. unsere 90qm Aussengehege auch für ein Freilandtier (sofern es auf den Menschen angewiesen ist) immernoch besser als der sichere Tod. Abstriche gibt es aber NUR wenn der Tod als Alternative gegenüber steht!

Zum dritten Szenario: Definiere bitte Pflegetier! Unsere Vermittlungstiere werden in großen Gruppen gehalten und werden auch dem Risiko einer VG ausgesetzt. Wäre es sinnvoll alle Vermittlungstiere bis Abgabe einzeln zu halten? Sicher nicht. Tiere die sich in einer Gruppe von bis zu 40 Tieren (abhängig von Gehegegröße) als Pärchen zusammenfinden werden nicht allein vermittelt. Ich persönlich nehme zu 99% reine Gnadentiere, das bedeutet, dass sie bis zum Tod bei mir und damit in ihrer Gruppe bleiben. Die Tiere die von mir aus vermittelt wurden waren entweder bis zur Abgabe allein in einem Gehege das denselben Komfort geboten hat wie das Kaninchenzimmer in dem meine "eigenen" Kaninchen (mit-)leben. Bei den anderen war eine Abgabe ansich nicht geplant, hat sich aber so ergeben und die Tiere hatten keine große Bindung zur Gruppe, ihnen ging es nach der Abgabe erheblich besser.
Urlaubstiere lebten bisher streng getrennt von unseren eigenen Tieren, Langzeitpflegetiere (z.B. durch langwierige Erkrankung der Halter, durch Ärger mit dem Vermieter u.ä. haben wir auch schon Tiere auf- oder zurückgenommen die dann aber nach Änderung dieser Situation wieder an die betreffende Person zurückgehen) in Absprache mit dem Halter werden in eine der Gruppen integiert, abhängig von aktueller und zukünftiger Lebenssituation.

Man muss hier auch unterscheiden was wir im Verein allgemein machen und was ich persönlich und privat mache. Denn ich habe wie bereits betont keine Vermittlungstiere. Und ich bin keine tierheimähnliche Einrichtung, ich bin "nur" im Vorstand einer solchen. Wir werden in unserer Station auch immer gewisse Abstriche machen müssen. Ein Kind im Kinderheim wird auch niemals die Vorzüge genießen wie ein Einzelkind in seiner Familie. Aber wir haben die Verantwortung dafür zu sorgen, dass jedes einzelne dieser Tiere die wir zusammen betreuen den möglichst idealen Platz bekommt. Dabei achten wir sehr genau auf die individuellen Bedürfnisse eines Tiers.
Sofern wir Tiere aus dem 90qm-Gehege rausvermitteln beachten wir hier die Platzansprüche von jedem Tier individuell. Es lässt sich sehr leicht erkennen welche Ansprüche die Tiere an ihr Umgebung stellen... manche nutzen beispielsweise fast das ganze Gehege. Das sind Kandidaten die wirklich nur in Freilaufhaltung mit gesichertem Nachtgehege umziehen können. Andere Tiere fühlen sich mit den 6qm die wir als Minimum auf der Homepage veröffentlichen noch beinahe überfordert...und nutzen auch im 90qm Aussengehege nicht mehr. Dann ist ein weiterer Aspekt: Je größer die Gruppe umso mehr relativiert sich der Platzbedarf des Einzelnen. Kaninchen sitzen ja selten im Gehege und stecken ihre "tierschützerisch festgelegten" 2-3qm ab.

Vermittlung ist ein sehr komplexes und individuelles Thema... und genau so behandeln wir es auch. Es gibt bei uns keine streng vorgefassten Regeln sondern primär die Ansprüche die die Tiere an uns stellen. Und das kann sich auch mal mitten in einem VErmittlungsprozess verändern. Manchmal kann es sogar passieren, dass wir kurz vor der Übergabe noch abspringen weil der Vermittlungskandidat sich z.B. doch noch grade schwer verliebt hat in ein anderes Tier in der Gruppe. Möchte der Interessent dann nicht beide Tiere hat er leider Pech. Aber wir versuchen keinem unserer Tiere unsere Vorstellungen aufzudrücken... wir machen das ja ausschließlich für die Tiere.

Sind für dich noch Fragen offen geblieben?

LG Anita

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