Ein recht weit verbreitetes Vorurteil über die Ad libitum-Ernährung oder eine Ernährung die Wert auf einen hohen Gemüseanteil oder Frischfutteranteil legt ist, dass Gemüse zu energiereich oder kalorienreich sei, um ad libitum zur Verfügung zu stehen. Kaninchen seien ja eine recht karge Kost gewöhnt, bzw. sogar darauf spezialisiert.
Deshalb wird der Ad libitum-Ernährung oftmals Übergewicht zugeschoben! Was ist an diesem Vorurteil dran?
Das im Sommer idealerweise Wiesen- Wald und Feldpflanzen ad libitum gefüttert werden, darüber ist man sich einig. Doch was tun, wenn der Winter kommt und die Schneedecke geschlossen ist oder nichts mehr zu finden ist? Und was tun, wenn man kaum die Möglichkeit hat Frisches aus der Natur zu ernten?
Erst einmal möchte ich auf Knollengemüse eingehen.
Knollengemse soll energiereich und rech an Stärke oder allgemein reich an Kohlenhydraten sein. Daher wird ihm oft der Miesepeter zugeschoben. Das Knollengemüse sei Schuld und ungeeignet. Untergewichtige Kaninchen solle man damit mästen oder "päppeln" und im Winter habe es die Funktion des "Energiefutters". Einmal in die Welt gesetzt, hat scheinbar jeder diese Information abgeschrieben und keiner kennt wirklich den Energie- und Kaloriengehalt von verschiedenen Gemüse.
So kam es zu einem sehr schlechten Ruf der Knollen. Bei Ad libitum-Fütterung werden die Kaninchen die Knollen herausselektieren und dadurch aus allen Nähten platzen!
Ich widerspreche diesen Aussagen, da sie unwissenschaftlich sind. Dafür ist nicht viel mehr nötig, als sich einfach mal die Nährwerte verschiedener Gemüsesorten anzusehen und mit denen natürlicher Futterpflanzen der aninchen zu vergleichen.


Das Ergebnis ist interessant und zeigt, dass Knollen nicht energie- oder kalorienreicher als anderes Gemüse oder Blattgemüse sind.
Wenn also aus "Diätgründen" die vermeintlichen Übeltäter, die Knollengemüse, gekürzt oder vom Futterplan gestrichen werden, kommt man vom Regen in die Traufe...
Zudem zeigt sich, dass natürliches Futter, z.B. die Hauptnahrung (Löwenzahn, Bärenlau, Klee usw.) deutlich kalorienreicher als Gemüse ist. Und selbst Heu hat einen hohen Kohlenhydrat- und Zuckergehalt. Eine Gemüseernährung ist somit eher unnatürlich kalorienarm.
Das einzige Futtermittel, dass ich bei Übergewicht streichen würde, sind Saaten. Von Heu zu Gemüse und von Gemüse zu Blattgemüse usw. zu schieben ist Unsinn und bringt nichts außer Verdauungsprobleme durch ständigen Futterwechsel. Die Fütterung sollte frischfutterreich und abwechslungsreich gestaltet werden. Egal ob Kaninchen mit oder ohne Über- & Untergwicht.
Weiterführendes zur Ernährung: https://www.kaninchenwiese.de" onclick="window.open(this.href);return false;
Der individuelle Speiseplan gelingt am idealsten, wenn die Kaninchen gut beobachtet und langsam ausprobiert wird. Jeder Halter muss sich einen individuellen Plan erstellen und einfach ausprobieren was zu ihm und seinen Kaninchen passt!
Ab wann hat ein Kaninchen Übergewicht? Woher kommt Übergewicht? Was kann ich tun?
Übergewicht erkennen
Ein Kaninchen ist entgegen der weitläufig verbreiteten Meinung nicht übergewichtig, wenn...
- es eine dicke Wamme hat (die Wamme ist angeboren bzw. wird vererbt, ist oft speziell herausgezüchtet und wurde züchterisch betont. Bei alten Tieren ist sie größer als bei jungen. Auch zu Tode gemagerte Kaninchen haben oftmals riesige Wammen!)
- es in kürzerer Zeit zugenommen hat (vielleicht hat es endlich ein normales/ideales Gewicht bekommen? Man sollte sich nie die Entwicklugn des Gewichtes sondern immer das Tier im hier und jetzt beurteilerisch ansehen)
- es im Herbst oder Winter kräftig zunimmt (Kaninchen haben saisonale Gewichtsentwicklungen, die bei gesunder Ernährung und gesunden Tieren selbstverständlich auftreten! Im Herbst oder Winter nehmen sie kräftig Gewicht zu, das zeigt, dass sie gesund sind. Auch Innenkaninchen! Ein Pinguin im Zoo hat auch seine cm-dicke Fettschicht, obwohl er hier nicht in der Antarktis lebt. Keiner käme auf die Idee, Zoopinguine auf Diät zu setzen, weil sie ja hier in diesen milden Wetterzonen ihren Seck nicht benötigen!)
- es nach einer Futterumstellung auf ad libitum, Wiesenfütterung oder naturnahe Ernährung zunimmt (Kaninchen fressen sich oftmals erst einmal richtig voll oder fressen in sich hinein - sie müssen erst begreifen, dass ab jetzt kein Futterneid mehr herrscht sondern immer genug da ist! Das braucht oft eine gewisse Zeit, dann nehmen sie wie von selber wieder ab.)
Ein Kaninchen hat Übergewicht, wenn...
- seine Wirbelsäule nicht mehr spürbar ist (Über den Rücken streichen!)
- es in seinen Verhalten eingeschränkt ist (Aufnahme des Blinddarmkotes, Putzen. Aber Achtung! Nur weil Blinddarmkot liegen bleibt, ist es nicht übergewichtig!)
- seine Rippen nicht mehr ertastet werden können
- es dicke Fettansammlungen hat (außer der Wamme)
Was tun, wenn das Kaninchen Übergewicht hat? Und woher kommt es?
Kein Kaninchen ist wie das andere... Wie beim Menschen auch, tendieren einige Tiere mehr zu Über- und andere mehr zu Untergewicht. Das eine Kaninchen kann alles essen ohne auch nur ein Gram Speck zu viel anzusetzen, das andere wird schon dick, wenn es die Banane nur anschaut...
Selbstverständlich dürfte sein, dass alle "Dickmacher" weggelassen/reduziert werden:
- Jegliches Kaninchen-Mischfutter/Fertigfutter wird abgesetzt und bleibt tabu!
- Kein hartes Brot!
- Keine "Leckerlies!"
- Keine Saaten (lieber Keimsaaten!)
Das A & O für eine gesunde Figur ist jedoch, dass die Kaninchen geistig und körperlich gefordert und gefördert werden.
- Ein großes Gehege oder reine Freilaufhaltung, viel Auslauf (vielleicht auch lieber mehrmals täglich als nur einmal und zu den Aktivitätszeiten in der Dämmerung morgens und abends)
- Viel Abwechslung (das Gehege täglich umbauen/neu gestalten, Gegenstände austauschen
- Viel Fitness (Futter aufhängen, verstecken, verteilen statt es dem Kaninchen nur "vorzusetzen", weite Abstände zwischen verschiedenen beliebten Plätzen Futterplätzen, Schlafplatz etc.)
- Viel Anregungen Umweltreize, Artgenossen, interessante Gruppe...
Vielleicht einen Tag in der Woche das Gehege mit Ästen "verbarrikadieren" usw.
Dann dürfte dem Wunschgewicht nichts mehr im Wege stehen!

Wichtig: Viele Kaninchenhalter haben nach der "Heuära" richtig ausgehungerte Kaninchen als "Ideal-Gewicht" vor Augen. So dürre Kaninchen sind ungesund, es ist normal, dass Kaninchen etwas Speck auf den Rippen haben.