Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

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Isa
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Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von Isa » Do 19. Aug 2010, 12:20

Wild Health, "Sind Tiere süchtig?", S. 205 unten:
... scheinen Rinder nach bestimmten ernsthaft giftigen Pflanzen süchtig zu werden.
Normalerweise meiden sie den brennenden und scharfen Geschmack des Hahnenfußes, der auf der Weide wächst. Junge Rinder, die zum ersten Mal auf die Weide kommen und noch nicht mit den Pflanzen vertraut sind, fressen reichlich Gifthahnenfuß ( Ranunculus sp.) und erkranken schwer.
Falls sie sich erholen und wieder auf die selbe Weide zurück kehren, fressen sie erneut die giftigen Pflanzen und zeigen wieder die gleichen Krankheitssymptome.
:grübel:
Leider wird genau darauf nicht näher eingegangen...

Was genau kann am Hahnenfuß süchtig machen?
Warum fressen junge Rinder so viel davon, wenn er doch so bescheiden schmeckt?
So, sie haben jetzt einmal viel davon gefressen und zahlen Lehrgeld. Warum schlagen sie sich denn erneut die Bäuche voll und riskieren so viel?
Brauchen sie eine Weile, bis sie ihr Selektionsvermögen "ausbilden"?
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Murx Pickwick
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Re: Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Aug 2010, 12:35

Rinder, die im Stall mit ihrer Mutter aufwachsen und vollgestillt werden, zeigen dieses Verhalten nicht - es ist einzig bei Fährsen zu finden, die mit Milchaustauscher aufgezogen wurden ...

... tja, und schau ich mir da mal den Menschen an und die vielen Flaschenkinder, dann kann ich nur sagen, wir haben das gleiche Problem, auch hier haben es vollgestillte Kinder viel leichter, korrektes Selektieren zu lernen, wie ihre Flaschenkinder und es gibt im Schnitt deutlich weniger vollgestillte Kinder, welche süchtig werden, wie Flaschenkinder ...

Bei den Fährsen hats übrigens durchaus den Ursprung in korrekter Selektion ... denn die Schäden, die durch den Milchaustauschern im Magen-Darm-Trakt verursacht werden, werden tatsächlich von ihren merkbaren Auswirkungen durch das Protoanemonin im Hahnenfuß gelindert ... nur die Dosierung, die bekommen sie nicht hin.

Mit der Muttermilch werden immer auch Geschmacksstoffe der gefressenen Nahrungspflanzen in die Milch abgegeben, so lernt das Kalb über die Muttermilch schon eine ganze Reihe Geschmäcker und Pflanzenwirkstoffe ... einschließlich des Protoanemonins. Sie wissen also, wenn sie selbst anfangen Wiese zu fressen, wieviel vom Protoanemonin sie sich zutrauen können und ab wann Schluß ist. Sie bekommen also die Dosierungsanleitung mit der Muttermilch eingeimpft.

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Re: Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von schweinsnase77 » Do 19. Aug 2010, 13:01

Also zumindest was Flaschenkinder / Brustkinder angeht kann ich das so nicht bestätigen.

Gerade im bereich von Alkohol und Nikotinmissbrauch nicht.


@Isa: ich denek es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen: 1. Entweder ist es bei den Tieren so wie bei den Menschen, dass Geschmack/bzw. die Wirkund der Stoffe "wichtiger" ist als die gesundheitlichen Probleme.

oder die Tiere stellen keinen Zusamenhang zwischen Giftaufnahme und Krankheitszeichen her.

Solange man nicht eiß welche Auswirkungen ein Gift auf enen körper hat, dürfte es schwierig sein den Grund herauszufinden.
Mit freundlichen Grunzern

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Isa
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Re: Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von Isa » Do 19. Aug 2010, 19:40

@ Murx: Also besteht ein Zusammenhang zwischen der Art wie die Kälber aufgezogen wurden?
Könnte dann schweinsnases Widerspruch ein "Ausnahmen bestätigen die Regel" bedeuten?
schweinsnase77 hat geschrieben: @Isa: ich denek es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen: 1. Entweder ist es bei den Tieren so wie bei den Menschen, dass Geschmack/bzw. die Wirkund der Stoffe "wichtiger" ist als die gesundheitlichen Probleme.
Wenn es in diesem Falle darum geht, dass der GESCHMACK wichtiger ist, passt das ja nicht mit der Aussage, dass Hahnenfuß scharf und brennend schmeckt. :hm:
schweinsnase77 hat geschrieben: oder die Tiere stellen keinen Zusamenhang zwischen Giftaufnahme und Krankheitszeichen her.
Warum nicht? Lernen sie denn nicht? Bzw. merken sie sich das nicht?

Murx Pickwick hat geschrieben: ...denn die Schäden, die durch den Milchaustauschern im Magen-Darm-Trakt verursacht werden, werden tatsächlich von ihren merkbaren Auswirkungen durch das Protoanemonin im Hahnenfuß gelindert ... nur die Dosierung, die bekommen sie nicht hin.
Müssten die Kälber denn nicht aber nach dem ersten Mal merken, dass sie den Hahnenfuß besser dosieren müssten? Dass dieser zwar heilend auf ihren Magen-Darm-Trakt wirken kann, aber eben nicht in solchen -im schlimmsten Fall tödlich dosierten- Mengen?
Wenn sie es einmal "falsch" machen und nix lernen, ein zweites Mal wieder "falsch" machen.... geht das dann immer so weiter? Oder sind aller guten Dinge 3; WENN sie es überleben?
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Re: Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Aug 2010, 19:52

Müssten die Kälber denn nicht aber nach dem ersten Mal merken, dass sie den Hahnenfuß besser dosieren müssten?
Woher sollen sie das wissen?
Sie sind weder ausgereift, was Verdauungstrakt und Verhalten angeht, noch haben sie über die Muttermilch gelernt, auf Dosierungen zu achten ... ist wie wenn ein Flaschenkind schon mit nem halben Jahr auf feste Nahrung umgestellt wird, geht auch schief, die Kinder können einfach noch nicht so selektieren, wie Kinder, die langsam mit nem Dreivierteljahr auf eigenen Wunsch hin erst Vorgekautes von der Mama bekommen und dann endlich endgültig mit zwei Jahren sich selbst umstellen auf feste Nahrung.

Da viele Rinder mit Milchaustauscher aufgewachsen sind und trotzdem später auf der Weide stehen, ohne sich mit Hahnenfuß umzubringen, scheint es doch irgendwie zu gehen, daß sie das dann doch noch lernen ...

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Re: Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von schweinsnase77 » Do 19. Aug 2010, 20:24

Isa hat geschrieben:@ Murx: Also besteht ein Zusammenhang zwischen der Art wie die Kälber aufgezogen wurden?
Könnte dann schweinsnases Widerspruch ein "Ausnahmen bestätigen die Regel" bedeuten?
schweinsnase77 hat geschrieben: @Isa: ich denek es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen: 1. Entweder ist es bei den Tieren so wie bei den Menschen, dass Geschmack/bzw. die Wirkund der Stoffe "wichtiger" ist als die gesundheitlichen Probleme.
Wenn es in diesem Falle darum geht, dass der GESCHMACK wichtiger ist, passt das ja nicht mit der Aussage, dass Hahnenfuß scharf und brennend schmeckt. :hm:
schweinsnase77 hat geschrieben: oder die Tiere stellen keinen Zusamenhang zwischen Giftaufnahme und Krankheitszeichen her.
Warum nicht? Lernen sie denn nicht? Bzw. merken sie sich das nicht?



Woher weiß man denn wie Hahnenfuß für Rinder schmeckt? :lieb: Ich pers mag weder Ruccola noch Raddiccio, das hält andere Menschen und Meerschweine aber auch nicht davon ab ihn super lecker zu finden. *bäh*

Warum saufen Erwachsene und Jugendliche sich zu Tode? Und das auch nicht immer beim ersten Besäufnis....bzw. tirnken überhaupt mehr als ihrem kopf und Magen bekommt? :hm:


Warum "muss" ich hin und wieder Orangensaft trinken, obwohl ich weiß das ich davon Migräne bekomme? :schäm:
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Re: Sucht? Oder schlechtes Selektionsvermögen?

Beitrag von saloiv » Fr 20. Aug 2010, 19:49

Das gleiche habe ich auch schon einmal bei einer Gruppe Kaninchen beobachtet. Die Kaninchen wurden vorwiegend mit Industrienahrung (Trockenfutter, Leckerlies etc.) ernährt und ihr Selektionsvermögen war recht schlecht ausgebildet, so dass ich sie wirklich erst mit einer Reihe von Futterpflanzen anfüttern musste (Löwenzahn, Bärenklau, Klee etc.) und sie dann erst wieder auf die Wiese lassen konnte. Seit dem empfehle ich das als Vorsichtsmaßnahme. Wenn Tiere schon eine breite Pflanzenauswahl kennen die als Futter fpalnze geeignet ist, haben sie eine Basis um zu selektieren. Wenn man allerdings Tiere nimmt und ein völlig neues Futter vorsetzt (von Stall-Futter zu Grünfutter) dann haben sie keine Basis von der sie ausgehen können sondern sind gezwungen drauf los zu fressen. Nimmt man sie nun von der Weide, füttert ihnen wieder Stallfutter und stellt sie wieder auf die Weide, geht es von vorne los, denn die Kühe haben ja nicht die Möglichkeit gehabt, Futterpflanzen kennen zu lernen.
Also immer erst mit ein paar Pflanzen vertraut machen die auch auf der Weide wachsen - vorsichtshalber, auch wenn es die meisten Tiere garnicht brauchen.
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