Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann weiter

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Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann weiter

Beitrag von lapin » So 13. Dez 2009, 18:56

Ich sehe gerade eine Doku über eine Vogel-Pflegestelle, dort wird eine Möwe in Gefangenschaft gehalten, da sie nicht mehr fliegen kann...man hat sie sozusagen gerettet, da sie es im "wildleben" ja nicht überlebt hätte.
Wieviel Sinn macht in euren Augen so eine Rettung?


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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Rennmaus » So 13. Dez 2009, 19:12

Hab ich auch gesehen ;)

Ich finde das kommt immer drauf an.

Wenn die immer so extrem Wildtier bleiben, also Panik vorm Menschen haben, finde ich es nicht gut.
Ist es allerdings so wie bei den Krähen und Elstern in der andern Voliere, die eher gefallen am Menschen haben und superzahm sind, warum nicht. Solange das Tier Lebenswille zeigt, und man es auch ohne seine Flugfähigkeit zu beschäftigen weiss, am Besten noch mehr oder weniger Artgenossen findet (vielleicht tut es ja auch ne andere Möwenart) und das Gehege artgerecht ist, finde ich es gut.



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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von lapin » So 13. Dez 2009, 19:14

Ich weiß nicht...
wenn du nicht mehr gehen könntest und es auch keine Stütze gebe, um es eben doch zu tun...würdest du dann noch Leben wollen?


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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Rennmaus » So 13. Dez 2009, 19:30

Naja, is nich das gleiche finde ich.
Das Tier kann sich ja noch bewegen, ihm fehlt sozusagen nur ein Fortbewegungsmittel (auch wenn es das wichtigere ist), wenn wir nicht mehr laufen können, können wir uns im Prinzip gar nicht mehr bewegen.

Is halt schwer zu entscheiden, aber so pauschal könnt ich nicht sagen das die Tiere eingschläfert werden sollten.
Bei der Amsel wars natürlich doof, die sitzt da alleine und ruft nachweislich nach anderen....da fehlt dann viel Lebensqualität.

Aber ma auf nen anderes Tier bezogen: hatte in nem andern Forum jetzt von Rennern gehört, wo einer seit dem er Jungtier ist, keine Vorderpfoten hat. Klingt bei ner Rennmaus, die wie wild buddelt und ihr essen immer in den Händen hält ja auch nach Tierquälerei finde ich, aber wenn man sie auf Fotos sieht oder nach dem geht was die neue Besitzerin sagt, gehe ich nicht mehr davon aus. Sie hat wohl noch kurze Stümpfe, teilweise hält sie damit das Futter, oder sie frisst eben anders, und buddeln kann sie irgendwie auch noch :P
Von daher: ich finde das ist abhängig vom Tier.



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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Caladiel » So 13. Dez 2009, 19:38

Ich würde sagen, Möwen sind nicht gerade "menschenscheu" auch wenn sie in freier Wildbahn nicht gerade auf Kuschelkurs gehen. Von daher dürfte zumindest die Anwesenheit des Menschen kein großes Problem sein. Vögel denen die Flügel gestutzt wurden, sind ja auch nicht mehr in der Lage zu fliegen, aber scheinen damit recht gut klar zu kommen. Ich weiß gar nicht wieviel Tauben ich schon gesehen habe, die nicht mehr in der Lage waren zu fliegen und nur dadurch, dass sie in Städten sich die Nähe des Menschen zu Nutzen gemacht haben, überlebten.

Da ich den Beitrag nicht gesehen habe, kann ich zu diesem speziellen Fall nicht wirklich eine Meinung äußern, aber im Prinzip denke ich, dass Vögel durchaus in der Lage sind so eine Umstellung in ihrer Umgebung und in ihrer Bewegung gut zu verkraften.



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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Gast Luder » So 13. Dez 2009, 19:50

Wie soll ein Vogel mit gestutzten Flügeln denn ausdrücken das er sich so nicht wohl fühlt? Wie will man dem Tier das ansehen?

Ihm bleibt doch nichts anderes übrig als sich mit der Situation abzufinden, genauso wie die Möwe.

Wäre es ein zahmer Vogel, der immer schon bei Menschen gelebt hat und nie wirklich frei geflogen ist, würde ich das anders sehen. Ein Wildtier aber, welches immer geflogen ist und frei war .... das jetzt zu zwingen ohne Fliegen klarzukommen und in Gefangenschaft zu sein, sehe ich grenzwertig.


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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Caladiel » So 13. Dez 2009, 20:19

Luder, ich muss dir recht geben - 1. wie soll man es einem Tier ansehen? 2. es ist grenzwertig.

Wenn man das Thema weiter führt, könnte man überlegen, ob es nicht schon ein Eingriff an und für sich war, einen Wildvogel überhaupt gesund zu pflegen (ich habe wie gesagt den Beitrag nicht gesehen und weiß nicht, weshalb der Vogel jetzt nicht mehr fliegen kann). Wäre es nicht besser gewesen auf das nächste Raubtier zu warten, welches den Regeln der Natur folgt?

Da man aber den Vogel nun schon mal "gerettet" hat, wäre es wohl unverantwortlich sich nicht für den Rest seines Lebens um ihn zu kümmern. Vielleicht wäre es besser gewesen, der erste Tierarzt hätte festgestellt, dass der Vogel sich nie mehr selbst versorgen kann und ihn eingeschläfert. Aber ein bis auf die Flugunfähigkeit gesunden Vogel einzuschläfern, dagegen bin ich schon.

Natürlich wäre es etwas anders, wenn der Vogel Verhaltensauffälligkeiten zeigt, wie etwa Futterverweigerung oder sich die Federn auszurupfen etc., was ja gemeinhin ein Zeichen bei Vögeln ist, dass ein seelisches Ungleichgewicht vorliegt.



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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Ziesel » So 13. Dez 2009, 23:51

Wir haben vor Jahren mal einen Wellensittich mitgenommen, der nicht richtig fliegen konnte (aufgrund eines verkrüppelten Flügels) und getötet werden sollte.
Ich sah da keinen Grund zu, ein sonst gesundes Tier (knallgelb) ...
Er latschte halt in der Gegend rum, fraß, zwitscherte und verzierte den Teppich mit kleine Kleckschen..



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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von Die Wilde7 » Mo 14. Dez 2009, 07:52

Ja bei einem Wellensittich seh ich da auch nicht so wirklich ein Problem drin, die sind ja schon beim Menschen gezüchtet und kannten die Freiheit nie.

Ich würd auch sagen ein Wildtier einzusperren ist das schlimmste was man tun kann, ob es nun Fliegen kann oder nicht, aber ich denke der Tod wär die bessere Entscheidung für das Tier gewesen.

Ich muss da immer an den Wildfang Papagei von einer Bekannten denken, das arme Tier leidet im Käfig und kann sogar noch fliegen, ich finde das schrecklich.



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Re: Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann,wie gehts dann we

Beitrag von RuJo » Sa 4. Sep 2010, 01:07

Huhu!

Ich will mal dazusenfen ;)

Wir haben es in der Auffangstation, in der ich gearbeitet habe so gehandhabt, dass Vögel, bei denen direkt abzusehen war, dass sie nie mehr fliegen oder sich selbstständig versorgen werden können in der Regel erlöst wurden. Das Wohl des Tieres wurde und wird dort nach bestem Wissen und Gewissen in den Vordergrund gestellt. An oberster Stelle steht das Ziel der Wiederauswilderung.
Oft kommt es aber auch vor, dass sich erst im Laufe der Pflege herausstellt, dass ein Tier sich nicht mehr vollständig berappeln wird. Dann wird individuell von Art zu Art und von Tier zu Tier entschieden.
Für Schwäne zum Beispiel ist der Flugverlust nicht ganz so dramatisch. Diese Vögel sind generell eher flugträge und heben eigentlich nur ab, wenn eine Veranlassung dazu besteht. Das heißt wenn sie genug Futter und ungestörte Ruheplätze usw vor Ort bzw in schwimmbarer Nähe haben heben viele von ihnen oft wochen- und monatelang gar nicht ab. Zum anderen sind sie in der Regel recht unbeeindruckt gegenüber dem Menschen bzw gewöhnen sich schnell an seine Nähe.
Dementsprechend waren Flügelamputationen bei Schwänen noch am häufigsten. Diese Tiere wurden dann zB mit einem entsprechend ebenso amputierten Partnertier zusammen auf Parkseen (durch einen Parkwächter betreut und im Winter eingestallt) "ausgewildert" oder sind in ähnlich vertretbare Situationen unter gekommen.

Bei anderen Arten kommt sowas kaum in Betracht. Schwalben oder Falken zum Beispiel mit einem Flügel dahinvegetieren zu lassen ist nicht so pralle. Viele (wilde)Falken reagieren zum Beispiel auf Störung durch den (futterbringenden oder reinigenden) Pfleger indem sie auf und ans Netz fliegen, von einem Sitzplatz zum nächsten flattern. Ein Flugunfähiges Tier würde einfach ständig abstürtzen und einem noch größeren Stress und Verletzungsgefahr ausgesetzt sein. Bei seltenen Tiere, die aber zum Beispiel für Arterhaltungsprogramme von großem Nutzen wären kann man unter Umständen die Falknerei einsetzen, um das Tier an den Menschen zu gewöhnen. Klar, dass das aber nur Einzelfälle sein können.
Wir hatten recht lange zum Beispiel eine flugunfähige Uhudame, die dann als Zuchttier eingesetzt wurde. Man kann dann natürlich darüber streiten, ob hier das Wohl des Einzeltieres vor das Wohl der Art gesetzt werden sollte oder nicht. Kommt wohl darauf an, wie man solchen Zuchtprojekten gegenüber steht. Wenn man sie zumindest nicht ablehnt, finde ich persönlich diese Variante nicht so schlecht: Besser als ein eigentlich wildbahntaugliches Tier dafür einzusetzen. Allerdings war sie auch eine halbwegs entspannte Dame.
Manche Tiere waren zwar in der Lage abzuheben und mehr oder minder gut herumzuflattern oder auch zu fliegen, hätten aber in der Wildnis keine Chance mehr. Ein Falke oder Sperber, der nicht perfekt fliegt wird über Kurz oder lang verhungern. Auch da kommt es natürlich wieder auf die Art und das spezielle Tier an. Aber die halbwegs flugfähigen Tiere werden dann oft in öffentliche Einrichtungen vermittelt (Zoos, Wildparks).
Wir hatten auch den Versuch, solchen Tieren anderweitig ein tiergrechtes Leben bieten zu können. Zum Beispiel hatten wir einen Turmfalken, dem irgendwann ein Auge entfernt werden musste. Klarerweise nicht mehr wildbahntauglich. Der wurde dann auch als eine Art Anschauungsobjekt für die Führungen abgetragen (also grob gesagt "gefalknert"...so dass er auf Ruf auf die Hand kommt um sein Futter zu holen) und durfte dann tagsüber einige Stunden frei auf dem Gelände herumfliegen. Abends wurde er auf die Hand gerufen, bekam sein Futter und wurde zum übernachten drinnen untergebracht. Das ging eine ganze lange Weile gut. Dann hat es irgendwann der Habicht spitz bekommen und hat ihn sich gekrallt :heul:
Seither wurde das mit kleineren Vögeln als Sakerfalken oder Bussarden nie mehr gemacht, denn der Habicht ist eine feste Institution auf dem Gelände...

Ich persönlich kann mit den meisten Linien diesbezüglich gut mitgehen und konnte auch gut dahinter stehen.
Es ist schon zu überlegen, ob ein Wildtier, welches von vorneherein nie mehr wildbahntauglich werden wird undbedingt durchgebracht werden sollte, und ob das dann wirklich noch das beste fürs Tier ist (und, auch wenns hart klingt, auch das beste für die Tiere, denen wirklich geholfen werden kann, für die dann aber keine Gelder mehr da sind, die ja bekannt gerade in solchen Institutionen eher begrenzt sind). Zudem sind dann auch artgerechte Endstellen eher begrenzt. Die werden wie gesagt dann eher für die Tiere vorgesehen, die schon allerlei Pflege hinter sich haben, und dann erst als nicht auswilderungsfähig erkannt werden.


Bei Tieren in Gefangenschaft muss man natürlich wieder andere Maßstäbe ansetzen...


"Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!" (David Quammen "Die Hörner des Rhinozeros")

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