Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

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Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

Beitrag von Ziesel » Do 16. Sep 2010, 13:15

Bisher beschränkt sich meine diesbezügliche Erfahrung auf Wellis, Kanarien und Zebrafinken aber wie man´s wirklich richtig macht weiss ich nicht genau, nicht mal ob man bei allen Arten die so im menschl. Zuhause rumflattern gleich vorgeht.

Bei den Kanarien hab ich anfangs viel Zeit vor´m Käfig verbracht, mit ihnen erzählt (zB wenn der Ableger lesen üben sollte hat er erst den Piepsern vorgelesen), Leckerlies in Form von Frifu angereicht und sie dann nach ca 2 Wochen erst im Raum wo der Käfig stand rausgelassen und später konnten sie rumfliegen wo sie wollten.
Waren sie bis abends nicht allein in die Voliere zurückgekehrt, hab ich sie reingesetzt. Das ging recht problemlos, da sie vom privaten Züchter und nicht sehr scheu waren.

Zebrafinken hab ich vor Jahren in einer Aussenvoliere gehalten und somit musste ich nicht überlegen, wann sie Freiflug bekommen oder ob sie "zahm" werden sollen. Die kamen allerdings nach´n paar Wochen allein angeflattert, landeten auf mir und liessen sich füttern aber so richtig grapschen oder auf´m Finger rumtragen war nicht möglich.



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Re: Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

Beitrag von Ezilie » Fr 17. Sep 2010, 11:01

Wichtig ist, dass man das bei allen Piepsern ruhig angeht. Ich bin der Meinung, dass man den Piepsern erstmal eine gewisse Zeit in der Voliere gönnen sollte, damit sie sich ihre Umgebung und die komischen flügellosen Mitbewohner in aller Ruhe anschauen können. Ich tendiere da immer zu mindestens einem Tag, aber dass kommt natürlich auch auf das Verhalten des Piepsers an. Merkt man, dass er das ganze relativ gelassen sieht und sich in der Voliere schon absolut wohl fühlt ist das natürlich anders zu handhaben, wie bei einem Piepser der total verängstigt auf dem Käfigboden sitzt.

Wie Du auch schon beschrieben hast, würde ich ruhig mit dem Flügelträgern reden, damit er sich auch an die Stimme der anwesenden Menschen gewöhnt. Ich finde es auch wichtig oft an der Voliere vorbei zu laufen, damit der Vogel nicht in einem abgeschotteten Raum sitzt und jedes Mal nen haben Herzkasper bekommt, wenn sich was bewegt.

Beim ersten Freiflug würde ich die ganze Zeit den Piepsern bleiben und auch mit ihm sprechen, mich ihm aber NICHT aufrdrängen. Sprich die ganze Zeit hinterherrennen und anfassen wollen ist ein no go. Der Piepser sollte selbst entscheiden können wieviel Kontakt er zu den Federlosen will. (Wenn sich der Piepser eingewöhnt hat, kann man ihm natürlich an die Hand gewöhnen).

Wie sehen das den die anderen?


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Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.
[F. Nietzsche]

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Re: Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

Beitrag von RuJo » Fr 17. Sep 2010, 16:15

Ganz wichtig: Ich würde, wenn man das Tier selbst transportiert, versuchen gar nicht zu reden auf der Fahrt, schon gar nicht beruhigend auf das Tier einreden. Hintergrund: Für die Vögel ist der Tarnsport natürlich enormer Stress. Gerade einige Papageienvögel können sehr schnell die Verknüpfung herstellen "Ich habe Stress, ich höre die Stimme, ich mag die Stimme nicht". Und später hat man Zuhause womöglich den Salat und wenn man das Tier anspricht hat es immer die Verknüpfung zum Stress bei der Fahrt. Die wieder zu kappen ist sehr aufwendig, teils scheinbar sogar nicht möglich. Einige Papageien sind da echt nachtragend.
Also man sollte das Tier wärend es solchem akuten Stress ausgesetzt ist (und besonders, wenn es einen noch nicht kennt, was ja meist der Fall ist wenn es bei einem einzieht) weitestgehend in Ruhe lassen. Dementsprechend würde ich das Tier auch komplett in Ruhe lassen die ersten Stunden (Wie viele sollte man als Halter am Verhalten des Tieres abschätzen.. würde ich gar nicht so pauschalisieren wollen).. natürlich außer zum Füttern vielleicht.
Dann würde ich ebenfalls über die Stimme arbeiten...gut ist, dass mit dem Futter zu verknüpfen... immer schön mit dem Tier reden, wenn man füttert. Gerne auch, wenn man in der Nähe sitzt, und das Tier interessiert schaut. Vielleicht nicht so, wenn man den Käfig säubern muss (Stress)...würde ich wieder vom verhalten des Tieres abhängig machen.

Eine sehr verstörte Amazone, die auch tagelang nicht wirklich gefressen hat (nur sehr wenig), habe ich so schließlich knacken können... wenn ich bei ihr in der Quarantäne geputzt habe (für sie war das eher was positives...sie war sonst eben ganz allein die meiste Zeit) habe ich ununterbrochen gequasselt in einem beiläufigen, ruhigen Tan...total belangloses Zeug...sowas wie "So, und jetzt nehme ich den Schwamm und mach mal noch den Boden sauber, Guck mal wie ich das mache. toll, nicht wahr. Da guckst du, den ersten Fleck haben wir schon weg bla bla bla" (oh man, wenn da mal jemand heimlich gelauscht hätte wäre ich schneller in der Zwangsjacke gewesen als ich hätte schauen können *lach*)..als würde man sich selbst ein memo machen, oder so wie man spricht, wenn man gerade was auswendig lernt. ich habe sie selbst dabei aber nicht beachtet...nur geredet. Wenn ich sie aktiv kontaktiert habe, habe ich weniger Worte gemacht (habe ich dann in der Regel mit der Futtergabe verknüpft), die dann aber, wie man das so macht, in einem anderen Tonfall. Und irgendwann, als ich gerade fertig war und aus der Tür ging, pfiff sie einmal kurz...das war das erste mal, dass sie überhaupt ein lauteres Geräusch als ein bisschen gurgeln gemacht hat. Ich habe den pfiff nachgeahmt und damit war das Eis gebrochen...ab da plapperte und Pfiff sie immer wenn ich da war, und sie begann auch vernünftig zu fressen.
bei ihr hat es so funktioniert...aber wie gesagt, das sieht man ja auch am Tier selbst, ob das eine gute Schiene ist oder nicht. Sie saß halt sonst immer total apatisch auf ihrer Stange im Käfig. Wenn man geredet hat, hat man zuerst gesehen, dass ihre Pupillen reagierten..sich zusammen zogen... am nächsten tag guckte sie einen schon an, lief kurz aufd er Stange hin und her und plusterte wenn ich was sagte usw... also man sah, dass es bei ihr etwas auslöste, was definitiv besser war als diese Teilnahmslosigkeit vorher.
Wenn man das Tier bisschen dabei beobachtet, wird man es schon richtig einschätzen, was gut ist und was noch zu weit geht.

Auf jeden Fall habe ich gewartet, bis sie auf mich zukam. Und besonders bei einem eher scheuen Tier würde ich das für besonders wichtig halten!
Vielleicht mal beiläufig eine Hand jedes mal ein bisschen näher legen, aber nicht wirklich aktiv auf den Vogel zugehen. So wie man das mit einem kaninchen ja eigentlich auch machen würde (ich jedenfalls).


"Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!" (David Quammen "Die Hörner des Rhinozeros")

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Re: Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

Beitrag von Nightmoon » Fr 17. Sep 2010, 19:59

Rujo hats super beschrieben!

Auch Ezilie hat recht.
Das was Ihr im groben oder gar ausführlicher beschreibt ist ganz normale Körpersprache. Damit kann man beinahe jedes Tierchen "rumkriegen". Bei Echsen und allgemein Reptilien weiß ich es nicht, da fehlt mir jegliche Erfahrung mit. 8-)

Aber bei Vögelchen und Säugetieren kann ich es nur unterstreichen, ihre Körpersprache ähnelt sich in vielen Dingen verblüffend, auch wenn ihre Methoden der Durchführung etwas abweicht. ;)

Der Tipp, dass man die Tierchen bei Transport nach Hause nicht anspricht, den finde ich super, denn da beginnen oft die ersten Fehler.
Ich hab mit meinen Wellis damals auch erst angefangen zu sprechen, wenn sie in ihrem neuen Zuhause waren. Also ein paar Minuten Entspannung gab ich ihnenn schon noch. ich ging auch nicht sofort zu ihnen, ich machte es ähnlich, wie Rujo, ich putzte um sie herum, saugte Staub, quasselte mir einen ab, guckte sie zwischendurch nur flüchtig uninteressiert an, nur kurze Testblicke, ob "sie mir nichts tun" und drehte ihnen dann demonstrativ meinen Rücken zu, dass sie sahen, dass sie von mir nichts zu befürchten hatten. Das wirkte scheinbar bei ihnen am besten.


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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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Re: Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

Beitrag von Bonny » So 19. Sep 2010, 20:12

Also ich kann mich Ezilie und Rujo nur anschließen :) super erklärt und beschrieben :daum:


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Lebe dein leben wie du es leben willst, denn du hast nur eins! Denn jeder Tag Könnte der letzte sein!

:D © Bonny & Tierpla.net :D

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Re: Vögel "eingewöhnen" - wie machts man´s richtig?

Beitrag von Ziesel » So 19. Sep 2010, 21:48

vielleicht macht ihr da mal´n Wiki draus :pfeif:



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