Nun kenne ich ein paar Hundetrainer in meiner Umgebung persönlich, bin regelmäßig mit auf Plätzen und schaue mir die Arbeit an. Ebenso regelmäßig fragen mich diese Trainer nach alternativen Ratschlägen (und dabei bin ich alles andere als ein Hundeexperte) in Fütterung, Verhaltenstherapie oder Krankheitsfragen.
Außerdem kenne ich auch die Hunde dieser Trainer mit all ihren Macken und Respektlosigkeiten und weis sehr gut warum diese am Training nie teilnehmen. Meist sind es Ersthundbesitzer die sich zum Hundetrainer erkoren sehen und nach zwei Jahren Rütter-Bücher-lesens plötzlich Vollprofis sind.
Kurzum ich haber in meiner Umgebung keine Hundeschule in die ich guten Gewissens mit meinem Hund gehen würde. Nichtmal zum Welpenspiel, denn wenn der Trainer kein Mobbing erkennt und eingreift sondern lieber derweilen mit den Besitzern darüber schnattert dass das Futter was sie bei ihm kaufen können viel besser wäre als die Schweinerei mit dem Barf...sorry da vergeht mir alles.
Soweit so schlecht, ich war nun also fix und alle denn natürlich möchte ich einen Hund der gut sozialisiert ist, im Welpenspiel tolle Sachen gelernt hat und der auf dem Hundplatz auch was lernt denn ich "weis" ein Hund ohne Hundeschule...das funktioniert nicht...so bekommt man es überall zu hören.*Ironie aus*
Wir waren nun gestern bei unserer Züchterin zum ersten Beschnuppern und sehr regem Austausch. Dabei kamen einige Grundsatzfragen auf die ich gern mit euch teilen würde, ich bin es ja mittlerweile gewohnt das mein bisheriges Weltbild regelmäßig eingerissen wird und ich viele Dinge plötzlich komplett neu lernen muss.
Schulen, Psychologen, Trainer, Flüsterer....alles neumodische Erfindungen die wieder einen ganzen Industriezweig bedienen. Jeder hat das Wissensmonopol und jeder ist der beste...warum ist der moderne Hund dann heute oft so durchgeknallt?
Vorweg: Ich will nicht gegen Hundeschulen wettern sondern einfach über grundsätzliche Denkanstöße philosophieren.
1. Welpenspielstunde
Es heisst es wäre wichtig und notwendig damit die kleinen Racker das spielen untereinander erlernen, ihre Kräfte kontrollieren und positive Sozialkontakte knüpfen können. Ohne Welpenspiel habe man also einen asozialen Hund?
Die Gegengedanken:
- Ist es sinnvoll fremde Hunde zum spielen zusammenzulassen?
- Auch Welpen definieren und profilieren sich breits in diesen Spielstunden, sie versuchen eine Hackordnung zu erstellen...wie schnell wird gemobbt und das übersehen? Dann ist der Schaden größer als der Nutzen je hätte sein können.
- Warum bringe ich einen Welpen der sich in mein Rudel eingliedern soll bzw. eingegliedert hat in so eine Situation in der er sich einen Rang zu erkämpfen versucht aus dem er nach einer Stunde "Spielzeit" wieder herausgerissen wird.
- In einem wilden Haufen Welpen herscht keine Struktur, der Welpe kann also nur hacken oder gehackt werden aus solchen Situationen lernen. Das war im Heimatrudel anders denn hier war die Mutter/Tante/Oma da und es gab paar drauf wenn es zu heftig wurde.
- Das selbe betrifft natürlich Spielgruppen in jedem Alter.
2. Spielen
Was ist ein Spiel zwischen Hunden? Muss mein Hund mit jedem anderen den man so trifft immer spielen? Braucht ein Hund das Spiel mit fremden Artgenossen?
Ist es nicht eher so das ein "Spiel" nur die Ränge definiert? Warum muss mein Hund, der zu meinem Rudel gehört sich mit einem Mitglied eines anderen Rudels messen? Wir erheben doch keine Asprüche, wir gehen danach wieder getrennte Wege...warum sollte dann ein körperliches "Spiel" zwischen erwachsenen Hunden nötig sein?
Ich denke an zwei Wolfsrudel, diese werden sich bestenfalls meiden wenn sie aufeinander treffen doch aber gewiss nicht "spielen".
Gespräche mit Mehrhundebesitzern sagten mir bisher alle das selbe, ist der Rang klar definiert dann "spielen" erwachsene Hunde eines Rudels nicht mehr miteinander. Wozu also im Kontakt mit fremden Hunden?
3. Platzarbeit
Besonders sehr intelligente Hunde bekommen ja schnell ein Problem mit der stumpfen Platzarbeit, im Viereck bei-fuss, sitz, platz, bleib...stumpf und ohne Ablenkung (bzw. mit kontrollierter "Ablenkung" indem die bekannten Hunde drumherumgeistern). Dort klappt meist alles reibungslos aber wehe man versucht es in freiem Feld, ohne Zaun und vor allem einfach gerade aus ohne im Viereck zu laufen...dort trickst der Hund dann schnell mal rum.
Warum trainiere ich also etwas auf dem Platz? Denke ich wirklich der Hund kann das nicht unterscheiden?
4. Das Rudel
Der Hund gehört zu meinem Rudel, ich bin der Rudelführer und mache die Ansagen. Kann ich den Hund dann nicht im tgl. Umgang ausbilden, ihm im Alltag sagen was ich in bestimmten Situationen von ihm erwarte. Das ich erwarte das andere Hunde ihn nicht interessieren.
Ist es nicht viel einfacher von vornherein klar zu machen das wir gesittet an anderen Hunden vorbeigehen egal ob angeleint oder nicht, das er eben nicht sofort in Konfrontation/Spielaufforderung geht?
Der Hund soll ja in seinem Rudel funktionieren, erschwere ich dies nicht indem ich immer wieder Rangstörungen in Form von fremden Hunden zulasse?
Mein Freund ist auf dem Brandenburger Land groß geworden, ihm ist das alles völlig neu das Hunde mit anderen Hunden spielen sollen. Er hatte immer einen Hund und sind sie unterwegs anderen begegnet wurde angeleint, vorbeigegangen, wieder abgeleint...dieses Verwaschen der Rudelgrenzen scheint mir, auch nach Gesprächen mit älteren Hundehaltern doch ein recht modernes Phänomen zu sein...mit allen einhergehenden Problemen.
Mir ist klar das man das unmöglich pauschalisieren kann. Mich würde sehr interessieren wie ihr zu Hundeschulen, Spielgruppen und Fremdhundkontakt steht. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und vorallem ob ihr es für möglich oder gar für besser haltet wenn man den Hund allein ausbildet.
Gibt es "gute" Hundeschulen? Woran erkenne ich sie?
In anbetracht des riesigen Angebotes an Schulen und Trainingsmethoden ist man erstmal ziemlich überfordert...versucht man dann die Spreu von Weizen zu trennen wird es immer schlimmer.
Ich möchte weder einen Hund der nur auf mich achtet weil ich ihm ständig ein Leckerli vor die Nase halte, noch möchte ich einen Hund der mit Panik in den Augen in der Unterordnung steht. Einen Mittelweg scheint es leider nicht zu geben und dazu kommt noch erschwerend das jede Hundeschule eine jährliche(!) 8-fach-Impfung erwartet.

Damit wäre ich schon raus, denn ich möchte einen gesunden Hund.