Überall verwarloste Katzen!

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eichhorn33
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Re: Überall verwarloste Katzen!

Beitrag von eichhorn33 » Mi 22. Mai 2013, 20:03

Murx Pickwick hat geschrieben:Zu Punkt1:
Was das Thema keine Wildtiere angeht, da haben wir noch weitaus mehr zu bieten:
Wanderratten, Hausmäuse, Kaninchen, Damwild, Sikawild, Schweinshirsche, amerikanischer Nerz, Nutria, Heimchen, Mandarinenten, Kanadagänse, Nilgänse, Iltisse, Alexandersittiche, Bennettkänguruhs, Przewalskipferde, Ringfasan, Stadttauben, Waschbären und viele weitere Tiere, die inzwischen als Neozooen sich in Deutschland etabliert haben, sei es durch geziehlte Ansiedlung, sei es durch Gefangenschaftsausbrüche oder einfach Verschleppung.
Ja , das sind Wildtiere , wenn auch keine einheimischen ........ Und was will mir das zu meinem ersten Punkt sagen ?

Darüber hinaus habe ich dem nichts hinzuzufügen .



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Murx Pickwick
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Re: Überall verwarloste Katzen!

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 22. Mai 2013, 20:37

Wanderratten kommen ursprünglich aus dem warmen nördlichen Ostasien und wurden in London für die Pit gezüchtet - man brauchte Nachschub für das Rat Biting ... und die in London vorkommenden Hausratten, denen es eigentlich an den Kragen gehen sollte und weshalb überhaupt dieses Rat Biting geduldet wurde, durften sich in London wieder frei vermehren, wie sie wollten.
Mit dem Rat Biting wurden Wanderratten in Gesamteuropa und in großen Teilen Nordamerikas verbreitet - es sind verwilderte Haustiere, die im Gegensatz zur Wildform hier im viel zu kalten Mitteleuropa sehr gut leben.

Hausmäuse wurden schon von den alten Ägyptern gehalten - und bekämpft, die sind oft genug ausgebüxt und haben sich in den Getreidesilos breitgemacht. Mit der Getreidelagerung in Silos und Scheunen haben sich die Hausmäuse weltweit verbreitet, schon früh wurden sie als Versuchstiere gehalten. Die ältesten Inzeststämme gehen bis ins 18. Jhr zurück. Die Nachfahren dieser Labormäuse, Nachfahren der Futtermäuse und Nachfahren der Getreideschädlinge besiedeln nun die gesamte Welt, Hausmäuse kommen überall vor, wo Menschen vorkommen. Hausmäuse sind verwilderte Haustiere.

Kaninchen wurden von schon von den Römern in Leporarien gehalten und in Buchten gemästet, in den Klöstern auf Schmackhaftigkeit und Größe gezüchtet und kamen erst später, nachdem sie domestiziert waren, frei und vermehrten sich. Anders, wie die Wildform der Kaninchen waren die Hauskaninchen so angepaßt an unser Klima, daß sie wieder verwilderten. "Wild"kaninchen sind verwilderte Haustiere, die Wildform aus Spanien und Nordafrika dagegen krepiert in unserem feuchten Land mit den schneereichen Wintern, wenn man sie in Mitteleuropa aussetzt.

Damwild, Sikawild, Schweinshirsche, selbst der Davidshirsch wurden nach Europa als Parkwild verschleppt, sie kommen eigentlich aus warmen Gegenden Asiens. Man hatte schon früh angefangen, speziell Damwild auf Farbe hin zu selektieren. Damwild, Sikawild und Schweinshirsche sind domestiziert, sie haben ein deutlich anderes Verhalten, wie ihre wilden Verwandten in Asien, einen deutlich eingeschränkten Aktionsradius und kommen im Gegensatz zu den Wildformen mit dem europäischen Winter klar.
Der Davidshirsch hat diese Anpassung an unsere Winter nicht geschafft ... die genetische Grundlage der ersten Tiere, die nach Europa kamen, war offenbar zu klein. Dementsprechend kommt er nun nicht als Jagdwild in Deutschland vor.

Auch die anderen Tiere sind alles domestizierte Tiere, Iltisse und Ringelnattern wurden von den Römern und im Mittelalter als Mausefänger gezüchtet und im Haus angesiedelt, Przewalskipferde wurden generationenlang in Zoos gehalten, bis auch sie domestiziert und so friedlich wie Hauspferde waren, erst dann wurden sie wieder in der Mongolei ausgewildert, was auch beinahe nicht geklappt hätte, weil die Haustierform des Przewalskipferdes unter diesen harten, trockenen Bedingungen ihrer Vorfahren keine Chance mehr hatte (dafür vermehren sich jedoch Przewalskipferde wunderbar im feuchten Deutschland, Polen und sogar in Tschernobyl - oder besser gesagt, sie hatten sich in Tschernobyl vermehrt, bevor sie extrem bejagt wurden.)

Kurzum, alle diese Haustiere haben sich so an unsere Verhältnisse in Deutschland anpassen können, daß sie nun als Wild leben und teilweise in Deutschland dem Wildrecht unterliegen. Die Katze wird genausolange in Mitteleuropa gehalten und sogar mit noch deutlich weniger Pflege und Hege, wie die Kaninchen ... es wurde während der Aufklärung sogar lokal versucht, die Katzen wieder auszurotten, was aber niemand schaffte - heimische Großraubtiere, wie Luchs, Wildkatze, Bär und Wolf dagegen wurden mit Erfolg in großen Teilen Deutschlands oder sogar Gesamtdeutschland ausgerottet und wandern erst in den letzten Jahren wieder nach Deutschland ein!
Genau das will dir Punkt 1 sagen ... daß all das Haustiere sind, für die wir ja dann auch eine genauso besondere Verwantwortung haben, wie für Katzen.
Außerdem haben Katzen sogar mehr, wie der Ringfasan oder Davidshirsch, bewiesen, daß sie sich an unsere Gegebenheiten anpassen konnten, ansonsten wären sie genauso wieder ausgerottet worden, wie unsere Großraubtiere oder aber wären längst von allein in vielen Gegenden Deutschlands verschwunden, wie es der Ringfasan noch heute ohne menschliches Zutun macht.

Was also genau macht ein Wildkaninchen oder eine Wanderratte mehr zu einem Wildtier wie es die Katze ist?



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Re: Überall verwarloste Katzen!

Beitrag von die_ansche » Mi 22. Mai 2013, 21:06

Ich weiß gar nicht, ob diesen Katzen wild geboren wurden oder auch in welcher Generation.
Zu sehen bekommt man nur die Kranken und Alten ... verklebte Augen beispielsweise kommen oft zustande, wenn die Katzen in staubigen Heuschobern oder in noch staubigeren Silos übernachten, oft sinds auch Augenverletzungen durch Kämpfe, in Berlin sind es sehr oft Katzen mit Katzenschnupfen (vielleicht kommt daher der Rat, nicht zu nahe an solche Katzen zu kommen.)
Da mein Dorf 80 Kilometer von Berlin entfernt ist, wird es eher der Silo gewesen sein. Die streunern nämlich alle um den Getreidesilo rum. Genauso wie die Ratten. ;-)


Keiner ist unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

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Re: Überall verwarloste Katzen!

Beitrag von Entensusi » Mi 22. Mai 2013, 22:01

Murx Pickwick hat geschrieben: Was also genau macht ein Wildkaninchen oder eine Wanderratte mehr zu einem Wildtier wie es die Katze ist?
Lobby, Gewohnheit, Tradition...

Außerdem würde mich ein Kaninchen in Scheckenzeichnung, das krank draußen vor meinem Garten hockt, auch zum Handeln bringen. Oder Farbratten und Farbmäuse oder Hamster, die plötzlich im Hausgang sitzen... oder Tauben..

Es gibt ja auch "echte" Wildkatzen hier in Deutschland, letzt hatten wir wieder so einen Kamerad in der Falle. Benimmt sich durchaus anders als seine verwilderten Cousins.. :X und ist auch optisch (zumindest fürs geübte Auge) zu unterscheiden.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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