Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpretieren

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Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpretieren

Beitrag von lapin » Mi 4. Feb 2015, 11:28

Höre ich doch oft, wenn es um das Verhältnis Hund - Mensch geht etwas von "fehlgeleitete Liebe", "vermenschlichen"...einfach mehr draus zu machen, als ist...sind es doch einfach "nur" Hunde.

Jeder interpretiert die Sprache der Hunde anders.
Frage ich mich doch, wenn ich sehe mit welchen Methoden heute im TV Hunde erzogen werden, ob überhaupt noch mit Calming Signals/Beschwichtigungssignale gearbeitet wird.
Ist ein erzieherischer Erfolg schon ein Indiz dafür Hunde richtig interpretiert zu haben oder ist es ein willensverlust des Tieres?

Vermenschliche ich meinen Hund, wenn ich Rücksicht auf das nehme was ich denke zu verstehen mit seinem Verhalten mir ggü oder ist das gar fehlgeleitete Liebe und völlig übertrieben, weil es ja nun mal nur ein Hund ist?!
Für mich haben alle Tiere ein Bewußtsein, auch wenn man meint das man sich erst im Spiegel erkennen muss um sich seiner bewusst zu sein.
Mag dieses Bewußtsein vllt nicht 1:1 unserem gleichen, denke ich doch das ich viele Parallelen erkenne im Zusammenleben mit meinen Tieren ohne zu vermenschlichen.

Vor allem wie viel wird heute pauschalisiert ohne das Individuum zu sehen. Sind denn nun alle Hunde gleich, weil es eben nur Hunde sind.

Hab heute meinen Philosophischen...keine Ahnung ob ihr in meinem Gedankenwirrwarr durchblickt, ich hoffe es zumindest :).


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von schweinsnase77 » Mi 4. Feb 2015, 12:16

Ich denke der Auspruch " Ist doch nur ein Hund" oder "Tier X" kommt immer von Menschen die Problemen mit Respekt gegenüber Leben egal welcher Art haben. Sie sehen sich selbst oder Menschen im allgemeinen als etwas besseres an.

Allerdings kann man Tiere tatsächlich vermenschlichen.....die wenigsten Hunde brauchen einen eigenen Paltz am Tisch, lackierte Nägel, ein Schüsselchen mit Goldrand, wenn man sich die Tiere von Moshammer der ja leider schon lange tot ist oder Harald Glööckler ansieht, wird glaube ich kalr was ich meine :)
Und ich sehe das dann durchaus als fehlgeleitete Liebe, wenn Wuffi quasi im goldenen Käfig sitzt, kein Hund mehr sein darf, aber eben auch keien klare Erziehung genießen darf oder mit "duzi-duzi" angredet wird und mit Pralinen vollgestopft wird. Bei manchen Tierbesitzern sind Helicoptereltern ja noch Kinderverwahrloser dagegen....

Ist Erziehung nicht immer Willensverlust? Im Prinzip dienen Kommandos ja in erster Linie dazu einen Hund dazu zu bringen etwas zu tun, was er gerade nicht möchte. Egal, ob wir von Sauberkeitserziehung, Fütterungritualen, Leinenführigkeit, oder sonstigem reden....es entspricht meist nicht gerade dem Willen des Hundes :)

Inwieweit man auf den Hund Rücksicht nehmen kann und muss ist mit Sicherheit eine Gradwanderung die immer ganz individuellen Faktoren unterliegt.


Mit freundlichen Grunzern

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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von Saubergschweinchen » Mi 4. Feb 2015, 13:17

Wir spielen ja auch mit dem Gedanken uns wieder einen Hund anzuschaffen, unser Nino ist ja nun schon fast fünf Jahre nicht mehr da :heul:

Von Gefühl her würde ich Hundehalter in drei Kategorien einteilen.
1. Den Menschen für den der Hund "nur" ein Hund ist, seinen Zweck erfüllen muss und der Gehorsam um jeden Preis und mit Dominanz durchdrückt.
2. Den Menschen der eine sehr emotionale Bindung eingeht, dem Tier viel verzeiht und dem es aber an Sachkenntnis im großen und ganzen mangelt. Der Hund wird geliebt aber viel mehr passiert oft nicht.
3. Den Menschen der einen Partner möchte, der adäquate Erziehungsmaßnahmen wählt und auch Beschäftigungen und Training den Neigungen seines Hundes anpasst.

Unter diesen drei Kategorien gibt es natürlich Abstufungen bis ins Extreme aber ich muss sagen das die dritte Gruppe am wenigsten anzutreffen ist.

Ich selbst würde mich (obwohl im Moment ohne Hund) zur 3. Gruppe zählen. Ich möchte einen Partner und befürworte gerechte, gewaltfreie aber konsequente Erziehung.
schweinsnase77 hat geschrieben:Ist Erziehung nicht immer Willensverlust? Im Prinzip dienen Kommandos ja in erster Linie dazu einen Hund dazu zu bringen etwas zu tun, was er gerade nicht möchte.
Das sehe ich ein bisschen differenzierter, die Kunst liegt doch darin es dem Hund so schmackhaft zu machen das er das was wir erwarten gern tut und auch aktiv anbietet.
Viele Erziehungsmethoden in Hundeschulen oder auch recht aktuell im Fernsehen haben wenig mit Teamwork als viel mehr mit Druck und Dominanz und damit auch dem Brechen des Hundewillen zu tun.
Mir persönlich geht es in der Hundeerziehung um den Verlass aufeinander. Ich möchte keine perfekte Begleithunprüfung, der Hund muss mich nicht die ganze zeit fixieren und fragen ob er einen Fuss vor den anderen setzen darf. Aber Sachen wie stressfreies Spazieren, Abrufbarkeit aus jeder Situation und vor allem Händelbarkeit (medical Training - ich erwarte von einem Hund das ich nicht drei Mann zum Krallenschneiden brauche *leider oft erlebt*) setze ich vorraus und arbeite darauf auch sehr gezielt hin.
Je besser der Gehorsam umso mehr Freiheit für den Hund. Nino war ein Dackelmix mit ordentlich Jagdtrieb, sitz, platz, aus war tagesformabhänig aber keiner nahms ihm böse. Ein liebevoller kleiner Dickschädel aber auch im Wald 100% abrufbar.
Solche, wie ich finde lebenswichtigen Dinge müssen einfach sitzen und dafür wird auch konsequent trainiert.
Jedes Lebewesen hat ein Bewusstsein davon bin ich auch überzeugt und ich glaube auch an Tierkommunikation in dem Sinne das man Emotionen seiner Tiere erspühren kann.
Erziehung muss immer individuell auf das jeweilige Tier abgestimmt werden, mal mehr mal weniger. Für mich ist Hund nicht gleich Hund.


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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von schweinsnase77 » Mi 4. Feb 2015, 13:52

Natürlich ist es differenzierter. ;)
Und natürlich hat Erziehung auch sehr viel mit Verstärkung, Teamwork und Vertrauen zu tun. Und selbstverständlich brauche ich bei einem Hund der "von allein" das tut, was ich von ihm erwarte, weniger Gehorsam/Erziehung als bei einem Hund der negativ sehr eigenständig ist.

Aber letzendlich soll der Hund ja doch das tun, was ich von ihm möchte. Bei dem einen Hund muss ich eben mehr von seinem Willen unterordnen als bei einem anderen.

Hängt aber meines Erachtens auch stark mit der Gröé eines Hundes zusammen. Bei einem kleinen Hund macht es meiner Meinung nach wenig aus, wenn er Grundkommandos ignoriert. Bei einem großen Hund kann das eben schon z.B. in Bus udn Bahn problematisch sein.

Bei einem kleinen Hund kann ich auch viel stärker Rücksicht auf sein Empfinden nehmen. Sei es, dass er nicht mehr laufen kann, Angst hat oder einen auf "dicke Hose" macht. Notfalls kommt er ( was natürlich falsch ist) auf den Arm und gut ist. Wird mit einem Labbi oder Schäferhund aber schon schwierig. ;). Da muss ich dann auch in der jeweiligen Situation gegen den Hund arbeiten.


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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von Femme fatale » Mi 4. Feb 2015, 15:18

Ich denke der Knackpunkt ist nicht, dass auf positive Verstärkung, Rücksicht oder Vertrauen verzichtet wird, sondern oft (auch bei Perosnen, die sich als "Profis" bezeichnen) zu viel vom Mensch auf den Hund übertragen wird. (wobei das Wort Hund durch jede beliebige Tierart ersetzt werden kann). Dabei gibt es mMn 3 Stufen:

Es gibt den Halter der komplett vermenschlicht. Bei dem Aktion als auch Reaktion auf das Verhalten eines Menschen abgestimmt sind und für den Hund nur schwer zu interpretieren sind. Davon gibt es die aggressiven und die über-sanften. Je nachdem wie man seinen Hund wahrnehmen möchte und selbst veranlagt sind.

Dann gibt es die Halter, die das Verhalten ihres Hundes verstehen und ihn nicht vermenschlichen, aber nicht für das Tier verständlich reagieren, sondern reagieren, als würden sie mit einem Menschen interagieren.

Und die Dritten sind die, die den Hund nicht nur verstehen, sondern versuchen auch klar für ihn zu antworten. Das ist in meinen Augen die schwierigste, seltenste, aber auch optimale Stufe.

Was wir als "Rücksicht auf Empfinden" verstehen wird in den meisten Fällen auf Stufe 2. Ablaufen. Wir verstehen den Hund reagieren aber so wie wir es selbst in der Situation wünschen würden. Von daher wäre ich damit vorsichtig, wenn es um Gefühle wie Ängstlichkeit oder Aggressionen geht.

Willensverlust würde ich ausgerechnet bei einem Hund nun kaum sehen, nur weil er gut abgerichtet ist. Hat man alles richtig gemacht hat der Hund entweder verstanden was er in welcher Situation zu tun hat...im optimalen Fall sogar warum er es zu tun hat. Das optimale Verhalten müsste dann also auch seinem Willen entsprechen. Wenn sorgfältiges Abrichten etwas von dem Hund fordert, dann Selbstbeherrschung. Aber mit dem Aufzwingen eines fremden Willens hat das in meinen Augen wenig zu tun.

Ich würde nicht sagen, dass man eine kleinere Rasse weniger Aufmerksamkeit in der Erziehung schenken darf als einem großen Hund. Nur weil der Körper klein ist heißt das nicht, dass da nicht die Seele eines Border Collies oder Dobermanns drin steckt und der Kleine beschäftigt, gefordert und gelobt werden möchte; Das er genau so Bestätigung, Erfolg und Misserfolg für sein Selbstvertrauen braucht.
Außerdem sind Alltagssituationen für kleine Hunde häufiger schwieriger als für Große. Er wird eher mal übersehen, von fremden Menschen angetatscht...dafür muss er das richtige Verhalten gelernt haben. Rennt eine deutlich größere Rasse nicht so freundlich gestimmt auf ihn zu muss er gut abrufbar sein um ihm möglicherweise das Leben zu retten...

Alles in Allem würde ich sagen: Ein Hund ist nicht "nur" ein Hund, er ist vor allem ein Hund!

Es ist nicht richtig ihn wie einen Menschen zu behandeln, aber es ist auch nicht richtig ihn wie etwas Wertloseres zu behandeln. Wie jedes Tier muss er seiner Art entsprechend behandelt werden. Nicht mehr und nicht weniger.

LG
Felis


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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von schweinsnase77 » Mi 4. Feb 2015, 15:29

Femme fatale hat geschrieben: Das optimale Verhalten müsste dann also auch seinem Willen entsprechen.
Dann bräuchte es ja eigentlich keine Kommandos mehr.
Femme fatale hat geschrieben: Wenn sorgfältiges Abrichten etwas von dem Hund fordert, dann Selbstbeherrschung. Aber mit dem Aufzwingen eines fremden Willens hat das in meinen Augen wenig zu tun.
Mit was denn?


Femme fatale hat geschrieben: Ich würde nicht sagen, dass man eine kleinere Rasse weniger Aufmerksamkeit in der Erziehung schenken darf als einem großen Hund.
Keinesfalls. Da bin ich bei dir. Aber eine lässige Erziehung fällt bei einem Kleinhund eben nicht so negativ auf, wie bei einem Großhund.

Nehmen wir hier als "schlechtes Beispiel" ( Memo an mich...wenn ich Lapin beim Osterwichteln bekomme, für Lucy einen Entschuldigungsknochen dazulegen :pfeif: )

Wenn Lucy bei einer Begrüßung ein " Sitz und Aus" ignorieren würde und wild kläffend an der Leine zerrt, würde ihr das maximal den Beinahmen "nervige Trethupe" einbringen.....wenn das ein Schäferhund macht, hast du schlimmstenfalls das Ordnungsamt mit einer Wesensprüfung am Hals.

Ein Jäger wird sich leichter tun einen jagenden Kleinhund zu übersehen, als einen Dobermann der hinter einem Reh hersprintet, um mal in die Klischeekiste zu greifen.


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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von Femme fatale » Mi 4. Feb 2015, 16:39

schweinsnase77 hat geschrieben: Dann bräuchte es ja eigentlich keine Kommandos mehr.
Natürlich braucht es noch Kommandos, wenn der Hund in der Handlung den Sinn versteht dir zu gefallen ;) . Und manchmal ist auch eine Aufforderung notwendig oder muss der Beginn einer Handlung bestätigt werden...
schweinsnase77 hat geschrieben:Mit was denn?
Steht oben: Selbstbeherrschung, dem Willen zu gefallen, dem gestalten des Zusammenlebens mit deinen/m Menschen und dem Erreichen von Zielen.
schweinsnase77 hat geschrieben:Keinesfalls. Da bin ich bei dir. Aber eine lässige Erziehung fällt bei einem Kleinhund eben nicht so negativ auf, wie bei einem Großhund.
Wird für ihn aber eher lebensgefährlich. Bzw. ist ein schnappender/pöbelnder kleiner Hund genau so eine Gefahr für andere und sein eigenes Leben wie ein großer Hund. Nebenbei wäre das für mich für den Halter immer ein Zeichen von sozialer Schwäche, den er ist mit seinem Hund (egal welche Größe und Rasse) scheinbar überfordert.
Ich habe noch nie erlebt, dass das Ordnungsamt einen kleinen Hund anders behandelt hätte als einen großen - ausgenommen natürlich "Listenhunde", das selbe (befürchte ich) für Jäger, wenn der Hund in ihrem Revier wildert. Von dem erwarte ich ehrlich gesagt auch eher das Verständnis dafür, dass von einem Jack Russel eine größere Gefahr aus geht als von einem durchschnittlichen Rotweiler.

Vielleicht bin ich was das angeht aber auch geprägt. Ich wohne in der Großstadt, die nächste Möglichkeit den Hund im Gründen laufen zu lassen ist hier ca. 50 Gehminuten entfernt. Kaum erzogene und unausgelastete Hunde sind hier die Regel und nicht die Ausnahme. Egal welche Größe. Gebissen wurde ich bisher immer nur von kleinen Rassen ;) .


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Re: Wie wir unsere Hunde verstehen + wie es andere interpret

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 4. Feb 2015, 16:58

Der Ärger mit unerzogenen Kleinsthunden ist nicht der Ärger durch die umliegende Gesellschaft - da hilft es wirklich, das arme Vieh auf den Arm zu nehmen oder nur noch an der Leine zu halten, was bei einer austickernden Dogge aus physikalischen Gründen vielleicht nicht ganz so effektiv ist, wie bei nem austickernden Chihuahua.
Das Problem mit den Kleinsthunden entsteht in der Wohnung - denn dort pissen und scheißen sie in die hintersten Ecken, weil Mensch das nicht so mitbekommt, wodurch die Wohnung irgendwann bestialisch stinkt (und was dazu führen kann, daß Mensch samt Hund vom Vermieter aus der Wohnung komplementiert wird), da sitzt dann der kleine, süße Spatzerl irgendwann auf dem Bett und läßt keinen mehr rein, da sehen irgendwann Stuhl- und Tischbeine aus, als würde man keine Trethupe, sondern ein Rudel Nager halten, da kann keine Zeitung und keine Briefe mehr gelesen werden, weil alles, was Papier ist, systematisch zu Konfetti verarbeitet wird, da brechen Ehen auseinander, weil der kleine Tyrann alles zusammenkläfft und zusammenkreischt, was nicht geliebtes Frauchen/Herrchen (zutreffendes bitte streichen) ist ...

Ich hab genügend solcher Winztyrannen wieder geradegebogen - die Probleme sind nicht kleiner, wie bei großen Hunden, sie sind nur anders und weniger öffentlichkeitswirksam ...
Allerdings kann man Tiere tatsächlich vermenschlichen.....die wenigsten Hunde brauchen einen eigenen Paltz am Tisch, lackierte Nägel, ein Schüsselchen mit Goldrand, wenn man sich die Tiere von Moshammer der ja leider schon lange tot ist oder Harald Glööckler ansieht, wird glaube ich kalr was ich meine
Stellt euch mal vor, es wäre kein Hund, sondern ein Kind ... dann haben wir genau die Sorte von Eltern, die ihre sechsjährigen Kiddies in hochhackige Schuhe und hübsche Kleidchen stecken, mit ihnen zu irgendwelchen idiotischen Modeshowen gehen, deren Gesicht bis zur Unkenntlichkeit bemalen etc ...

Nehmen wir an, Männer würden ihre Frauen so behandeln ... dann hätten wir den Fall von hochgeschminkten Blondinchen in teuren Schuhen und Pelzmänteln und Ferrari unterm Hintern, mit dem sie nur leider nicht umgehen können mit einer Intelligenz einer Küchenschabe.

Nehmen wir an, Frauen würden so ihre Männer behandeln ...
... ich glaub, langsam versteht ihr, auf was ich hinaus will ... das ist kein vermenschlichen, denn ansonsten wäre es ja gut, wenn Menschen Menschen so behandeln würden - das ist es jedoch nicht!
Was da passiert ist, daß das Opfer, egal welche Tierart, zu einem Objekt degradiert wird, was nur noch Show- und Selbstbefriedungsdingens ist, weiter nix. Im Grunde genommen ist es da vollkommen schnuppe, ob das Opfer ein Kind, eine Frau, ein Hund oder ein Meerschwein ist - es wird wie eine Puppe oder ein Stofftier benutzt, unter sämtlichen Ausschluß dessen, was es wirklich ist.
Das nennt sich nicht vermenschlichen, das nennt sich verhätscheln ...

Wenn man Hunde vermenschlicht, heißt das, daß man sie wie Menschen behandelt ... gibt da genau drei Arten:
1. Art: Der Hund wird wie ein Kind behandelt, also beobachtet, ausgebildet, angeleitet, verpflegt etc ...
2. Art: Der Hund wird wie ein Sexualpartner behandelt ... diesen Fall möchte ich hier nicht weiter behandeln, ich denke, jedem ist klar, warum - mal ganz davon abgesehen, daß dieser Fall (hoffentlich) eher die Ausnahme darstellen sollte.
3. Art: Der Hund wird wie ein ausgewachsener, auf eigenen Füßen stehender Mensch behandelt.

Die erste Art kommt den meisten Hunden sehr entgegen, da Hunde dahingehend gezüchtet wurden, daß sie nie richtig erwachsen werden, sondern sie bleiben immer Welpe und brauchen Anleitung, Anerkennung etc, also genau das, was der Mensch letztendlich auch dem eigenen Kinde zollt.
Tatsächlich sind die Menschen, die ihre Hunde vermenschkindlichen, genau diejenigen, die von Natur aus ein sehr gutes Team mit ihrem Hund bilden, ohne daß sie bewußt den Hund ausbilden. Der Hund hört einfach und tut das, was er soll - oder auch nicht in Situationen, wo es nicht so wichtig ist. Genau wie ein menschliches Kind.
Sind die Anleitungen für den Hund unverständlich, kann der Hund nicht lernen - ist genauso wie beim Kind, wer sich nicht auf die Auffassungsgabe eines Kindes herabläßt, kann dem Kind nicht verständlich machen, was es eigentlich darf, soll oder auch nicht tun sollte. Kurzum, die Beobachtung des Hundes/Kindes steht wiedermal an erster Stelle, an zweiter Stelle die richtige Interpretation des Verhaltens, an dritter Stelle das Finden eines verständlichen Pidgins, denn Kinder haben nunmal den gleichen Nachteil wie Hunde - sie müssen den Gebrauch von Worten und Sätzen erst erlernen. Erst später im Laufe der Ausbildung sind Kinder dem Hunde insofern überlegen, weil sie Worte und Sätze auch anwenden können und selbst benutzen können, was Hunde aus physikalischen Gründen nunmal nicht können.
Schief geht das mit dem Verkindmenschlichen eigentlich nur, wenn diese Menschen den ersten Hund bekommen, der tatsächlich mit eineinhalb bis drei Jahren ausgewachsen ist - also nicht nur vom Körper her, sondern auch vom Geiste her. Da übernimmt einfach irgendwann der Hund die Verantwortung für sich selbst und Mensch hat geloost ... allerdings kommen auch die wenigsten Hundeausbilder, welche den Hund nur als Hund sehen, mit solchen Hunden klar, diese eigenständig denkenden und arbeitenden Hunde sind nunmal recht schwierig, wenn man sie führen soll (vor allem, wenn man sie in der Stadt führen soll), teilweise ist das so schwierig, wie nen Wolf als Hund zu halten ...

Die dritte Art ist kontraproduktiv und geht nur, wenn eine gemeinsame Sprache gefunden wird, denn es wird von dem Hund letztendlich verlangt, daß er all die Regeln und Gesetze kennt und befolgt, die ein Mensch erst mühsam als Kind mit jahrzehntelanger Anleitung kann ... dazu kommt, wie soll ich mit jemandem diskutieren, dessen Sprache ich nicht spreche?
Ist schon schwierig genug, sich mit nem Chinesen ohne Deutschkenntnisse in deutsch drüber zu diskutieren, daß es in Deutschland keinesfalls üblich ist, das eigene Kind auf den Gehweg scheißen zu lassen ... um nicht zu sagen, es ist schlichtweg nicht möglich!
Wer also so seinen Hund vermenschlicht, wird bestenfalls im fast menschenleeren Hintertupfingen seine Freude mit dem Hund haben, weil der Hund sich irgendwann ziemlich frustriert selbstständig machen wird ...

Ich hab allerdings bis auf im Film Huuutsch noch nie einen Menschen gesehen, der derartig seinen Hund vermenschlicht - irgendwie bekommen Menschen dann doch mit, daß der Hund kein gleichwertiger Gegner ... äh, sry Partner ist, sondern einer anderen Art zugehörig ist.

Das, was in den hübschen Fernsehfilmchen über die morderne Art der Hundeflüsterer gezeigt wird, ist übrigens eine ganz andere Art der Ignoranz, dem Verhätscheln nicht unähnlich ... der Hund wird degradiert zu einer Maschine, die zu funktionieren hat. Funktioniert sie nicht wie gewollt, wird erst gar nicht geschaut, weshalb sie nicht funktioniert, sondern sie wird genauso mechanisch repariert, wie ein Auto oder ein Traktor ...
Nur ist der Hund keine Maschine, kein Roboter, der Hund ist ein Lebewesen, mit eigenem Willen, eigenen Gefühlen etc ... kurzum, der Hund als Lebewesen wird ignoriert, gedemütigt und unterdrückt, in Situationen gebracht, wo er irgendwann einfach nur noch aus Hilflosigkeit und Nichtverstandenwerdens reagiert - oder aus der unangenehmen Situation in den Gehorsam flüchtet ... salopp gesagt wurde er in eine Hilflos-Situation oder eine Fluchtsituation gebracht, bis er die Hilflosigkeit oder Gehorsam aus Angst erlernt hat.
Der Hund wird im höchsten Grade unselbständig und in beiden Situationen, sowohl aus der Hilflosigkeit heraus, als auch aus dem Meideverhalten heraus wird er nur noch sehr eingeschränkt auf seine Umwelt reagieren - und deshalb einen perfekten Gehorsam zeigen (oder auch nicht, wenn man mit seinen Ausbildungsmethoden den Hund in den Wehrtrieb gedrängt hat oder aber der Hund merkt, wann er sich von seinen Tyrannen befreien kann - in beiden Fällen wird der Hund unzuverlässig und bisweilen äußerst gefährlich.)

Es geht auch anders ...
Die meisten Hunde bieten so viel an:
- Das Bedürfnis nach Anerkennung
- Eine deutliche Mimik und Gestik
- Das Bedürfnis nach harmonischem Miteinander
- Das Bedürfnis nach gemeinschaftlicher Tätigkeit ... und noch so viel mehr ...

Wenn man das ausnutzt, kann man tatsächlich die meisten Hunde nur allein mit spielen, zeigen und loben/Strafe durch lautes Wort ohne Probleme ausbilden, man braucht die Leine bestenfalls noch als Sicherung in gefährlichen Situationen (oder als Beruhigungsmittel gegenüber anderen Menschen) und Kommandos als gemeinsame Sprache.
Wobei die Kommandos über die Jahre nicht mal sonderlich kurz sein brauchen ... Hunde lernen nämlich auch Sätze und können sogar einfache Entscheidungs- und Bedingungssätze verstehen und befolgen, und das sogar zeitversetzt ... ok, das bekommt man nur dann hin, wenn man sich voll auf den Hund einläßt, langsam ein gemeinsames Pidgin aufbaut, wenn es ein Jäger ist, mit ihm gemeinsam auf "Jagd" geht (was letztendlich für die meisten Mensch-Hund-Teams auf Spurensuche, Anpirschen, Vorstehen (Beobachten der Beute) und Jagdabbruch hinauslaufen wird), Anerkennung in Form von für den Hund verständlichen Lob gibt usw usf ..

Hunde, welche irgendwann geistig ausgereift und erwachsen werden, wie Afghanen beispielsweise oder viele Schensi-Hunde, sind sehr schwierig auszubilden ... egal, wie man es macht. Aber selbst da wird man am meisten erreichen, wenn man sich zusammem mit dem Hund eine gemeinsame Sprache erarbeitet (bei den meisten afrikanischen und asiatischen Windhunden wären das Sichtzeichen und Signale auf einer speziellen Pfeife, die Greifvögeltöne nachahmt) ... und auch hier wieder, man baut auf den Willen des Hundes auf, zusammenzuarbeiten und der Hund lernt im Gegenzug die angebotene gemeinsame Sprache.
Man braucht keine prallen Taschen mit Leckerlies, keine Stachelhalsbänder und Teletaks, man braucht diese Hunde nicht ständig anzurempeln oder ihnen im Stakkato Befehle um die Ohren donnern ... es geht mit gegenseitigem Verständnis und klarem Verhalten gegenüber dem Hund. Auf die Art und Weise kann man sogar Barsois dazu bringen, statt hinter Wild hinterherzuhetzen, dem Wild vorzustehen ... so daß man die Jagd abbrechen kann, wenn man es selbst will und für richtig empfindet.



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