Sozialisiert oder nicht

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Sozialisiert oder nicht

Beitrag von chien » So 14. Dez 2008, 09:56

Hallo liebe Planatarier,

wenn man so durch die Forenwelt geistert und sich Beiträge durchliest die mit dem Sozialverhalten eines Hundes zu tun haben, kann man sich schon eine Grundsatzfrage stellen.

Besipiel:

Hunde die in einem schlechten Milleu aufgewachsen sind z.B. Strassenhunde etc. haben fast keine bzw. wenige Probleme hinsichlich ihres Verhaltens ggü. Artgenossen und anderen Tierarten. Eher mehr mit Menschen !

Hingegen sind Hunde, die in einem geschützten und sauberen Milleu aufgewachsen sind, eigentlich die Hunde die am meisten Probleme mit Artgenossen und anderen Tieren haben.

Woran liegt das, ist es weil die sich nie anpassen mussten, weil sie nie gelernt haben mit anderen umgehen zu müssen?
Ist es auch so, dass unser Hund ein Spiegelbild von uns ist (der heutigen Gesellschaft) und wir ihn dazu erziehen, der bessere Hund zu sein und einen egozentrischen Weg einzuschlagen?
Da wir aber selber die Grenzen nicht kennen im Anschluss einfach mit dem Verhalten des Hundes nicht mehr klar kommen und das Tier das Leidende ist?

Eure Meinung zum Thema wär interresant .....



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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von Nightmoon » So 14. Dez 2008, 10:45

Naja, so ganz unrecht hat Chienloup nicht, mit dem Spiegelbild.
Wir sind es, die den Hunden "erklären" wie man sich benimmt. So, wie wir es ihnen bewusst oder unbewusst beibringen, so reagieren später unsere Hunde.
Manche Dinge können wir allerdings bewusst lenken, nur scheinbar nicht alles, weil wir uns oft viel zu wenig mit dem Wesen, dem natürlichen Verhalten und der dazugehörenden Körpersprache des Hundes befassen. Die Jenigen, die sich damit ausführlich beschäftigt haben und eine gesunde Ansicht dazu haben, die haben oft die wenigsten Probleme mit ihren Hunden, was das Sozialverhalten anbelangt.
Schwierig wird es für uns, wenn wir einen Hund zu uns nehmen, der so etwas vorher noch nie kennengelernt hat. Aber, auch das ist nicht aussichtslos. Mit sehr viel Geduld und Körpersprache, kann man einem Hund eine ganze Menge auch später noch beibringen. Hunde haben einen deutlichen Vorteil uns Menschen gegenüber, sie sind anpassungsfähig. Menschen sind das nur begrenzt, weil viele persönliche Belange mit einfließen.
Straßenhunde leben nach dem "Gesetz des Stärkeren", eine natürliche Rangordnung wird dort (meistens) ohne Einfluss des Menschen rel. schnell geklärt.

Was eben auch oft bei unsen "Haushunden" hinderlich ist, dass nicht alle Besitzer ihren Hunden die Chance geben, das Sozialverhalten untereinander zu klären. Selbst das ist zum Teil auch verständlich, denn wie oft wurden Hunde von Hunden schon totgebissen oder schwer verletzt und die Angst davor lässt Viele davor zurückschrecken.
Man kann also nicht genau sagen, ab heute haben alle ihre Hunde frei laufen zu lassen, wenn sie anderen Hunden begegnen, dass sie das Sozialverhalten lernen, denn zu tief sitzen Erziehungsfehler und Ängste in zahlreichen Hunden.
Ein verantwortungsvoller Hundebesitzer versucht auch etwas ältere Hunde, die also schon aus dem Welpenalter raus sind, zu sozialisieren. Sicherlich, oft ist das eine große Anstrengung für beide Seiten. Mensch muss sich viel einfallen lassen und super geduldig sein und Hundi muss Vertrauen aufbauen, dass sein Besitzer ihm damit Gutes tut.


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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von chien » So 14. Dez 2008, 11:04

Ein Aspekt ist doch, die meisten Hund werden alleine gehalten.
Ein anderer ist, "mein Hund ist eh der Beste" ist doch wie mein Kind ist das schönste, das Schauste, und das mit dem besten Benimm :D

Halter sehen das doch meisten erstmal auch so und kehren zur Einsicht, wenn ihr eigenes Verhalten und Erziehung keine Wirkung zeigt. Plötzlich steht man vor einem Berg Probleme und weiss keine Lösung. Man hat das Spiegelbild erzeugt und wundert sich das es nicht funktioniert, wie soll es auch, es ist ein Hund :D Und da kommt das was moony geschrieben hat, es fehlt das Verständnis und das Studieren des Tieres/ Hundes ;)



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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von Mugen » So 14. Dez 2008, 13:23

Ich find man muss da differenzieren.

Das Wort sozialisierung wird oft falsch verwendet. Ein Hund, der keinen Kontakt zu anderen Hunden hat ist nicht sozialisiert. Das bedeutet aber nicht zwangsweise, dass dieser Hund den Artgenossen gegenüber agressiv entgegen tritt, unsicher vielleicht, aber er ist nicht zwangweise anderen Hunden agressiv gegenüber. Hatte mal einen Chi in Pflege der von Welpe an nur seinen Bruder kannte. Er war zwar erst unsicher, aber kam mit Hunden auf Anhieb klar.
Genauso wenig liebt aber ein Hund, der von Welpe an 1000 Hunde kennengelernt hat, zwangweise jeden anderen Hund zu jeder Zeit bedingungslos
Es kommt 1) auf den Grundcharkter des Hundes an und 2) die Qualität der Erfahrungen und 3) der Halter.
1) Gibt es Hunde die einfach vom Grundgedanken her mit hochgekrempelten Hemdsärmeln durch die Gegend marschieren und drauf warten angepupt zu werden. Dann gibt es Hunde, die recht neutral anderen Hunden gegenüber sind und ihnen an sich alles egal ist. Das andere Extrem sind Hunde die zu jeder Zeit mit jedem Hund spielen wollen.
Sicher liegt auch hier einiges an der Erziehung, in wie fern sich das dann äußert, aber der Grundcharakter ist nun mal unterschiedlich.
2) Kennt ein Hund z.B. nur wenige Hunde, aber diese Kontakte sind solide und die Hunde verständigen sich klar, dann ist der Hund in der Lage sich gut auszudrücken. Lernt ein Hund aber z.B. "Ich werde von 10 Hundebegegnungen 4x ignorier, 3x zum spielen aufgefordert und 3x verprügelt" kann sich daraus ein anderes Erfahrungbild für den Hund ausbilden. Schlimm finde ich in diesem Zusammenhang Hundebesitzer, die ihren Welpen stumpf zu JEDEM Hund lassen. Es sollte schon drauf geachtet werden, was für einen Umgang der Hund pflegt, denn die Qualität der Begegnungen ist viel wichtiger als die Quantität.
3) Es gibt Halter, die wissen was für einen Hund sie an der Leine haben und führen diesen entsprechend. Ein ängstlicher Hund wird nicht in für ihn gruselige Situationen gebracht und ein offensiver Hund wird eben in seine Schranken gewiesen.
Es gibt aber auch Halter, die pushen ihre Hunde in die eine oder andere Richtung. Hat man zum Beispiel einen ängstlichen Hund und suggeriert ihm bei einer für ihn gruseligen Begegnung "Ja, DAS ist wirklich gruselig, da haste du recht, jetzt musst du Angst haben" wird dieser Hund auch entsprechend reagieren. Da drängt sich mir direkt das Bild vom Chihuahua auf dem Arm auf, der von oben herab das Grauen verbellt. Oder man pusht einen ohnehin schon offensiven Hund mit wildem angeschreie.. Sowas haben wir hier. Ist völlig irre... Da kommt einem eine Frau entgegen und der Hund sieht einen anderen Hund, da fängt Frauchen an zu brüllen und der Hund stimmt mit ein.

Ich glaube es gibt wenig Hunde die gar nicht sozialisiert sind. Es sind die verschiedenen Erfahrungswerte, die die Hunde gemacht haben und wie die Besitzer damit umgehen, natürlich in Kombination mit dem Grundcharakter des Hundes.

Und man kann schon irgendwo sagen, dass der Hund ein Stück weit das Spiegelbild von dem Halter ist. Allerdings nur bedingt. So gibt es z.B. Leute die ihren Labrador oft ungerechtfertigt bestrafen und dieser ist nach wie vor der Reinste Quell an Freude.

Alles ist relativ und man kann keine pauschalen Aussagen drüber treffen. Es kommt immer auf das Hunde-Haltergespann drauf an und was für Erfahrungen diese mit sich bringen.


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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von chien » So 14. Dez 2008, 20:52

Ich glaube es gibt wenig Hunde die gar nicht sozialisiert sind. Es sind die verschiedenen Erfahrungswerte, die die Hunde gemacht haben und wie die Besitzer damit umgehen, natürlich in Kombination mit dem Grundcharakter des Hundes.
im Prinzip schon richtig, aber was prägt den Grundcharakter eines Hundes, nur die Gene ?



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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von chien » So 14. Dez 2008, 21:05

Unheimlich viel sind halt Erfahrungswerte und "was passiert dann".Das wird dann alles abgespeichert und bei Bedarf/Gleichungen/Erfahrung abgerufen
sehe ich auch so, auch ist man ja heute beim Menschen nichtmal wirklich so weit, dass man sagen könnte, Gene wären zum Beispiel schuld an kriminellen Verhalten eines Menschen.
Würde man sagen, dass ein Sohn eines Maßenmörders ein potenzieller Mörder wäre, könnte man auch sagen, der Vater des Hundes war bissig und er hat die Gene geerbt?
Ich glaube es zu 99% anerzogen, Hund die entsprechen unter schweren Bedingungen zur Welt kommen und sich arrangieren müssen um zu überleben, sind einfacher zu handeln.
Halt kein verwöhnter kleiner Bengell :D



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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von Mugen » So 14. Dez 2008, 21:24

m Prinzip schon richtig, aber was prägt den Grundcharakter eines Hundes, nur die Gene ?
Hab ich doch geschrieben, dass es eine Kombination von allem ist. o_O

Vieles liegt aber auch in den Genen...
Er kommt in eine Etagenwohnung, wo er ganz toll erzogen wird, viele Kontakte zu anderen Hunden, es wird mit ihm gespielt, Rad gefahren was weiß ich... trotzdem wird er irgendwann einen an der Klatsche bekommen, da ihm das elementare fehlt, er möchte hüten!!!!! Es passiert sogar, das die armen Hunde dann eine Fliege an der Wand anfangen zu hüten. Obwohl man meint, toll, das ganze drum herum stimmt, nur wofür er eigentlich gezüchtet wird... das wird in keinster weise befriedigt.
:neinnein:


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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von Nightmoon » Fr 6. Mär 2009, 23:33

Dante hat geschrieben:Was ist dann nur mit unserem Goofy, er hat 9 Jahre keinerlei Umweltreize gehabt, außer mal ein paar auf dem Kopf bekommen..... er ist aber absolut Vertrauensvoll.... zeigt sich selbst im Hunde Bekanntschaften machen völlig normal.... außer schwarze Hunde erkennt er schlecht, aber das man mit den Augen zu tun... er war sofort stubenrein... eigentlich hätte er doch völlig panisch reagieren müssen.... aber er nahm alles aufmerksam vertrauensvoll hin.
Seine 9 jährigen Umweltreize waren ja nun nicht vorhanden.
Das würde mich auch mal interessieren. Was schätzt Du, woran das liegen könnte?
Vielleicht hat Dein Goofy in der schrecklichen Zeit auch mal gute Erfahrungen machen können, durch eine liebe Person, die ihm wenigstens ab und an mal zeigte, dass es auch liebe Menschen gibt? :grübel: ...und wenn es nur ein Kraulen oder ein paar liebe Worte oder sowas war?


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Re: Sozialisiert oder nicht

Beitrag von Nightmoon » Sa 7. Mär 2009, 00:03

Sieht so aus, als würde Euch ein unsichbares Band verbinden. Ich kenne das auch zu gut.
Es gibt Tiere, die wissen auf Anhieb, dem kann ich vertrauen. Komisch ne.

Schön, dass Goofy es durch dich erleben durfte und erleben darf, was es heißt bedingungslos geliebt zu werden und Vertrauen zu können! :love:

Klar, auch Deine anderen Tierchen....


Ich kenne das auch und ähnlich.

... man geht zu Leuten, die sagen einem, ja wir haben eine Katze oder Hund, aber die wirst Du nicht zu sehen bekommen, weil sie Angst vor anderen Menschen hat/haben oder "vergiss es, der lässt sich von Keinem anfassen, außer von uns" usw... Tja, was soll ich sagen... Sie kamen auf mich zu. ;) Ich finde, dass ist eines der schönsten Erlebnisse, die man haben kann, wenn ein Tier auf einen zugeht und keine Angst mehr zeigt, weil es einem vertraut.


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