Nervliche Probleme bei Hunden? Was ist zu tun?

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Nervliche Probleme bei Hunden? Was ist zu tun?

Beitrag von Nightmoon » So 27. Sep 2009, 19:45

In einem anderen Thema kamen wir auf die Macken von Hunden zu sprechen, dieses würden wir gerne hier bisschen näher beleuchten und darüber reden.
Wer Fragen dazu hat, wer möchte und wer schon diverse Erfahrungen in diesem Bereich gemacht hat, wie er etwas dagegen unternehmen konnte, was dem Hund gut getan hat, was beim Hund sofort ankam oder wie Sunshine es gefragt hat, wie man solche nervlichen Probleme frühzeitig erkennt, wo man ansetzen kann usw.
Dazu ein paar Auszüge aus dem [url=http://www.tierpla.net/post50147.html#p50147]anderen Thread[/url].
SentryDog hat geschrieben:Es gibt ganz, ganz verschiedene Hundecharakteren und jeder möchte eigentlich seinem Wesen entsprechend behandelt werden. Leider erkennen die wenigsten Hundeführer diesen ureigenen Charakter und behandeln den Hund einfach falsch - verlangen gleichzeitig aber von dem Hund, zu "funktionieren". Puh, das kann nicht gut gehen!
Dann gibt es eben auch Hunde - wie in dem oben genannten Fall - die eine sehr souveräne, konsequente und manchmal auch "durchsetzungsfreudige" Hand brauchen und der Hundeführer dies nicht zu leisten vermag, der Hund also zunehmend mehr aus dem Ruder läuft und macht, was er will.
Manche Hunde haben eklatante Wesensmängel, massive Nervenprobleme oder sozial hochgradige Intoleranz - wird darauf nicht eingegangen oder dies nicht erkannt, können sich die Veranlagungen zunehmend verschlechtern, vielleicht wird mehrfach versucht, Fehlverhalten auf die falsche Art zu korrigieren und es festigt sich immer mehr.

Übrigens - "Bösartigkeit" ist so eine Sache.
Es gibt Hunde, die mit einem Charakter auf die Welt kommen, den man landläufig als "Bösartig" beschreibt, auch wenn Philosophen nun diskutieren mögen, ob ein Tier dies sein kann oder nicht.
Das ist aber sicherlich nicht zu vergleichen mit einem Hund, der wegen der Fehlbehandlung des Menschen austickt und jemanden beißt!
sunshine hat geschrieben:Die Geschichte mit den Nervenproblemen bei Hunden interessiert mich jedoch noch sehr. Vielleicht kannst du in einem extra Thread mal näher darauf eingehen. Wie erkennt man solche Probleme? Was können die Ursachen dafür sein? Wie behandelt man das? Sind Vielkläfferhunde nervenkrank? Usw...
Nightmoon hat geschrieben:Mich würde auch interessieren, wie Du das so in Einzelfällen siehst, wenn Hunde offensichtliche Macken haben.
Könntest Du das bitte mal in einem Extrathread etwas näher beschreiben? :lieb:


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Re: Nervliche Probleme bei Hunden? Was ist zu tun?

Beitrag von Dogmaniac » So 27. Sep 2009, 20:49

Nun, ich bekomme ja auf den Agiturnieren immer einen Anfall weil die Hunde da immer alle so am KLäffen sind. Das ist aber keineswegs ein Kläffen das auf eine Krankheit hindeutet, sondern es ist einfach nur "überforderung" für den Hund, oder ein Missverständnis zwischen Mensch und Hund.
Viele Hunde die am Ring sitzen kläffen weil ihre Besitzer mit einem anderen Hund gerade starten oder sich vorbereiten. Ich finde es einfach nur unfair dem wartenden Hund gegnüber und würde das meinen Hunden niemals zumuten.
Die anderen Kläffer sind die, die im Parcours einfach nicht die KLappe halten können. Das ist zum einen Streßabbau, und zum anderen kann es auch ein Kommunikationsproblem sein: wenn der Hundeführer keine eindeutiegen Kommandos gibt (Körpersprache).

Was für mich wirklich eine Krankhafte Situation ist, ist wenn Hunde Autos/Flugzeuge/ähnliches jagen. Kein Witz ich habe letztens eine Erfahrung gemacht, auf die ich gerne verzichtet hätte. Eine Bekannte hat einen 6 Monate alten Malinois, der macht so einen sehr sortierten Eindruck, ist eigentlich Klar im Kopf, ABER er ist so fanatisch auf Autos das er letztens vom Hundeplatz abgehauen ist, und auf die, ca. 600m entfernt liegende, Autobahn gerannt ist, und die Autos angekläfft hat.
Der HUnd macht wirklich nicht den Eindruck als würde ihm was fehlen (auslastung etc.), aber sobald er Autos sieht ist er weg
(Er hat das ganze übrigens mit einer Schramme am Auge überstanden - ist am Gebpsch hängen geblieben-, obwohl er bis auf die Gegenfahrbahn und wieder zurück gelaufen ist, zwischendurch in der Mitte stand und noch ein bisschen in der Fahrbahn mitgelaufen ist :crazy: )

Da stellt sich die Frage, wie behandelt man so etwas? Tja, meiner Meinung nach hilft da wohl nicht sehr viel, außer ne "Stromreiztherapie" (falls jeder weiß was ich meine...)

Es gibt noch ganz andere Macken, für die ein Mensch manchmal mehr, manchmal aber auch weniger etwas kann. Manches ist auch "überzüchtung".
Ich habe ja nun eigentlich einen sehr Nervenschwachen Hund (Mali), aber sie ist sooooo verdammt einfach und hat sich so im Griff, das ich mich nicht beschweren kann.
Vieles ist einfach nur falsche Kommuniktion und Fehlinterpretation vom Besitzer.
Allerdings gibt es aber eben auch Hunde die wirklich "nervenprobleme" haben. Das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, unter Umständen z.B. eine Schilddrüsenerkrankung, also organischer Herkunft.

Ich kenne auch Hunde die mit Psychopharmaka behandelt werden, meist sind das aber wirklich Hunde die von ihren Beistzern missverstanden werden, oder "Falsch" erzogen wurden, nicht auf Rassebedingte Charaktereigenschaften eingegangen wird etc.


www.sporty-dogs.de

Glücklich wer, das was er liebt, voll Mut zu verteidigen wagt.

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Re: Nervliche Probleme bei Hunden? Was ist zu tun?

Beitrag von Mugen » Mo 28. Sep 2009, 01:26

Ich kenne nervöses Verhalten eigentlich nur von Hunden die in der Auslebung ihres Triebes entweder fehlgeleitet oder ihn nicht ausleben können. Nervöses Verhalten bei Border Collies, wie dieses abartige Kläffen ist reines hochgepushe, weil sie sich in irgendwas reingeilen... seis nun Agi oder Flyball oder was auch immer. Das ist so die Kategorie unbefriedigte Trieben und Dampf wo anders herauslassen. Ich kenne wirklich nette Hunde die sonst relativ unauffällig sind (gut ich würde sie im allgemeinen als Quirlig bezeichnen aber nicht nervös) die beim Anblick eines Agiparcours abschalten und in einer anderen Welt sind.
Dann gibts noch die Autojäger, Grashalmglotzer, Hackenbeißer und vergleichbares... Dies sind meinstens Hunde, deren unbefriedigter Trieb sich in Sequenzen im Alltag freiraum verschafft und das gibt ihnen einen gewissen Kick. Ich denke dabei allerdings auch an Balljunkies...
Da stellt sich die Frage, wie behandelt man so etwas? Tja, meiner Meinung nach hilft da wohl nicht sehr viel, außer ne "Stromreiztherapie" (falls jeder weiß was ich meine...)
Ich finde das eben nicht. Es sollte vielmehr so sein dem Hund eine Möglichkeit zu geben seinen Trieb anders auszuleben und ihn so ausgeglichener zu machen. Erfahrungsgemäß finden sich solche Knallis meist bei Leuten die einfach keine Ahnung haben, was sie an der Leine haben. Und das ist dann ein Teufelskreis aus missachtung der natürlichen Triebe und unkenntnis darüber wie man mit eben solchen umgeht.


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Re: Nervliche Probleme bei Hunden? Was ist zu tun?

Beitrag von SentryDog » Di 29. Sep 2009, 12:01

Hi!


Kläffen und Nervenprobleme sind zwei paar Stiefel.

Es gibt Hunde, die haben eine "lose Klappe" und neigen bei Triebstau, Konflikten und Frustration zu Übersprungshandlungen - in ihrem Fall eben Kläffen (gibt auch Hunde, die dann anfangen, wie wahnsinnig im Kreis herum ihrem eigenen Schwanz hinterher zu rennen).
Andere haben eine höhere Frustrationstoleranz und nehmen sich länger zusammen, bevor sie versuchen, eigenständig "Dampf abzulassen".

"Nerven" ist jetzt etwas anderes:
Ein Hund kann mit einem Umweltreiz (Triebreiz, Unsicherheit, Belastung, Konflikt, verschiedene Lösungsmöglichkeiten etc) nicht umgehen und reagiert inaquädat, weil er "die Nerven verliert".
Beispielsweise, ein Hund hat noch nie ein Mofa gesehen, fühlt sich ein wenig beeindruckt und anstelle mal einen Schritt zurück zu machen und sich das Ganze aus sicherer Distanz anzuschauen ODER in Habachtstellung zu gehen, um die eventuelle Gefährlichkeit noch mal neu zu beurteilen, fällt er direkt in Panik oder sogar in ungezielte Aggression, lässt vielleicht seine Anspannung durch Leinebeißen oder sogar am eigenen Hundeführer aus, fängt an zu quietschen und versucht sich an irgend einem toten Objekt abzureagieren ... ein nervenstarker Hund ist vielleicht auch angespannt oder verunsichert, hat es aber nicht nötig, sich so inaquädat auszuleben.



Autojäger sind so eine Sache.

Entstehen kann soetwas ganz einfach:
Hund sieht Auto, Hund fühlt sich verunsichert, Auto braust heran und vielleicht macht der Hund in dem Moment einen winzigen Schritt nach vorne - Auto braust weg und kanalisiert die Bedrohung in Beute.
Ergo:
Auto = Bedrohung, Hund muss sich wehren.
Reaktion Auto = Flucht, Hund hat gelernt, Autos durch Aktion aktiv wegjagen zu können und wird sogar noch in Beutebereichen angesprochen.

Eine andere Möglichkeit ist eine Triebstaufixierung:
Hund an der Leine sieht sein Leben lang "Autos" hin und her flitzen, wird also in Triebbereichen (meist Beute) angesprochen, hat aber kein Ventil. Auto = Beute, wenn sich also die Möglichkeit bietet, wird gejagt.
Manche Hunde setzen das auf das komplette Auto um, andere sind zb nur auf die Reifen fixiert.

Man braucht keine "Stromreiztherapie", um einen Autogeilen Hund umzukonditionieren.
Es ist im Grunde genommen auch sehr einfach - eine Mischung aus Desensibilisierung und gezielte Gegenkonditionierung, die eben abgesichert werden muss.



Grüße,
Sentry


"Jeder sieht gerne einen guten Kämpfer. Die wenigsten wollen sehen, wie er gemacht wird." (Shaolin Mönch)

Those who fear the darkness yet don't know the cruelty of light.

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