Revierverteidigung oder Angst ?

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Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von Ziesel » Sa 9. Okt 2010, 21:53

Vorhin hab ich mit "alten" Bekannten telefoniert, darum komm ich jetzt auf die Geschichte:
Ricky war so´n kleiner süsser wuscheliger nicht näher definierbarer Rasse (Marke:wo´s bellt ist vorn) und fuhr wahnsinnig gern Auto.
Seinem Frauchen wurde mal auf´ner Kreuzung voll die Vorfahrt genommen und laut Augenzeugen schnallte sie sich noch ab, stieg aus und brach dann zusammen. Krankenwagen und Polzei kamen...
Als ich zufällig am Unfallort anradelte verschwand gerade der Krankenwagen aber das Auto mitten auf der Kreuzung kam mir sehr bekannt vor und ich ging hin. Damit erfreute ich die Polizisten, die aus dem geöffneten Auto wütend angebellt und beknurrt wurden, da sich das Fellknäul von mir problemlos aus´m Auto grapschen lies und das Auto von der Kreuzung konnte.
Naja, ich hab Ricky mitgenommen, den Sohn der Besitzerin angerufen und Wau behalten weil er erst Mama ´ne Zahnbürste ect bringen wollte und dann zur Nachtschicht musste
Jetzt meine Frage: Warum hat der sonst total friedliche Schmusehund so aggressiv reagiert? Wollt er sein Revier, also das Auto verteidigen oder hatte der einfach Panik weil Frauchen abtransportiert wurde?

PS: Das er nicht raushüpfte ist mir klar...das durfte er nämlich nur auf Kommando



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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von Murx Pickwick » So 10. Okt 2010, 08:32

Geistige, seelische und sonstige Überforderung mit der Gesamtsituation, ähnlich wie beim Menschen in solchen Situationen. Hunde reagieren da allerdings weitaus einfacher drauf, sie bleiben am Ort und bellen ihre Angst und ihre Unsicherheit raus. Gibt nur wenige Hunde, die in gleicher Situation anders reagieren.

Bellen ist vom Ursprung her ein Warnsignal und wird wirklich nur in höchster Gefahr von sich gegeben. Als Domestikationsmerkmal ist es so herausgezüchtet worden, daß Hunde auch beim Hetzen, aus Frust oder einfach nur so aus Spaß bellen. Einige sehr ursprüngliche Rassen, wie der Basenji und der Dingo, bellen auch heute noch nur in solchen Ausnahmesituationen, sonst nie.
Knurren kann sowohl als Angstlaut, um den Feind auf Abstand zu halten, als auch als Warnlaut und Drohlaut fungieren. Hat also erst im Kontext seine wahre Bedeutung. In Verbindung mit Bellen ist es fast immer dieses Angstknurren: "Komm ja nicht näher! Sonst schnapp ich und hau ab!"



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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von schweinsnase77 » So 10. Okt 2010, 09:46

Es ist ein typisches Schockverhalten, gepaart mit in den meisten Fällen überbordenden Beschützerinstinkt. überbordend deshalb, weil ihn auch Tiere zeigen die ansonsten nur :hm: machen wenn es um Revier oder ihr Rudel geht.


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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von Curly » So 10. Okt 2010, 10:24

Hmm...
Beschützerinstinkt? Dazu müsste man wissen, wie Ricky sonst so
seinem Frauchen gegenüber war. Wie die Beziehung der beiden war.

Ansonsten würde ich auch eher auf "Überforderung mit der Situation" tippen.

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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von steffi » So 10. Okt 2010, 10:45

panische angst....

was würde ein kind machen, wenn ein unfall passiert (erster schock), dann fremde menschen kommen und mama mitnehmen (zweiter schock) und es letzendlich allein zurückbleibt (dritter schock): es würde aus leibeskräften brüllen und weinen!!

und in meinen augen sind hunde nicht viel anders wie kleinkinder (ohne das ich vermenschlichen will)


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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von Nightmoon » So 10. Okt 2010, 10:53

Eindeutig Stress und sein Auto verteidigen. Wie hier schon einige schrieben, Überforderung mit der gesamten Situation kommt dazu, also wird sich vor lauter Unsicherheit stark gemacht.

Im Übrigen würde sich meine Tessa auch nicht einfach von Leuten aus dem Auto nehmen lassen. Ich wage sogar zu bezweifeln, das sie sich von guten Bekannten nehmen lassen würde. Denn selbst, wenn sie "nur" an einem Laden mal angebunden war, dann ließ sie sich von Keinem streicheln oder sonst was - auch keine "Hundebekanntschaft", mit der wir beinahe täglich spazieren gingen! Selbst ihre sonstige Fressgier ist dann Null und nichtig.
Sie würde auch "eine Riesenterz" veranstalten und "die Zähne bis zu den Ohren haben".
Da, wo ich sie hinbringe/reinsetze etc., da erwartet sie von mir, dass ICH sie wieder abhole/erlöse/befreie. Andere, außer noch mein Sohn und Lebensgefährte werden nicht akzeptiert.


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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von schweinsnase77 » So 10. Okt 2010, 11:04

Genau das wird im Einsatz dann oft zum Problem, was schnell tödlich für den Hund enden kann, wenn wir nicht an ne verletzte Person, die sofortige hilfe bedarf rankommen.


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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von steffi » So 10. Okt 2010, 11:08

schon wahr, aber auf sowas kann kein hundebesitzer einfluß nehmen!!!

mein hund würde wahrscheinlich mit jedem mitrennen :arg: weshalb ich ihn auch nie irgendwo allein draußen anbinde... andre hunde sind einfach sehr auf ihre herrschaften fixiert und der verteidigungs-reflex sehr ausgeprägt


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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von Murx Pickwick » So 10. Okt 2010, 11:19

In dieser Situation könnte sogar dein Hundi plötzlich zur zähnefletschenden Bellbestie werden ... es ist eine absolute Ausnahmesituation für den Hund und nur insoweit beeinflußbar, daß es vorher trainiert werden müßte - und damit wären wir beim nächsten Problem, wie soll sowas trainiert werden?
Hunde riechen, ob der Mensch nun quicklebendig ist und das ganze nur Spiel, oder ob der Mensch da gerade zusammenbricht und eventuell sogar stirbt! Sie haben da sehr unterschiedliche Antworten drauf, da es für Hunde ein absoluter Unterschied in der Situation ist, ob da quitschfideles Frauchen sich vorm Auto fallen läßt und abgeholt wird, oder ob Frauchen tödlich verletzt ist.

Gerade bei Rettungshunden weiß niemand vorher, wie der eigenausgebildete Hund in der ersten Ernstsituation wirklich reagieren wird, da reagiert jeder einzelne Hund sehr, sehr individuell auf Verletzte und auf Tote ... also ist das Ganze nicht mal wirklich trainierbar



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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von Nightmoon » So 10. Okt 2010, 11:25

Ich hab Tessa schon ein paar Mal das Leben gerettet, sie auch vor Angriffen beschützt, deshalb denke ich, dass sie sich 100%ig auf mich verlässt.
schweinsnase77 hat geschrieben:Genau das wird im Einsatz dann oft zum Problem, was schnell tödlich für den Hund enden kann, wenn wir nicht an ne verletzte Person, die sofortige hilfe bedarf rankommen.
Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen, das erschwert wirklich Viel in solchen Situationen. Aber eine solche Reaktion bringt man keinem Hund bei, das entwickelt sich bei den Hunden von ganz alleine, wenn sie schon schlechte Erfahrungen von früher haben, wahrscheinlich noch eher.

Tessa holte ich aus einem Tierheim und sie war bei mir jahrelang noch ein schlimmes Angstbündel. Die Vorbesitzer müssen "ganze Arbeit geleistet haben". :autsch: Heute ist sie viiiiiiiiiiiel selbstbewusster, sie würde sich auch nichts mehr gefallen lassen. :hm:
steffi hat geschrieben:eshalb ich ihn auch nie irgendwo allein draußen anbinde...
Das mache ich auch schon ewig nicht mehr, weil ich in dem Punkt auch schlechte Erfahrungen gesammelt hab. Irgendwo hatte ich das hier aber schonmal geschrieben.
steffi hat geschrieben:schon wahr, aber auf sowas kann kein hundebesitzer einfluß nehmen!!!
Jepp, man bringt ja dem Hund bei, dass man selber die Schutz- und Verteidigungsfunktion hat, weil Rudelchef usw...
Murx Pickwick hat geschrieben:In dieser Situation könnte sogar dein Hundi plötzlich zur zähnefletschenden Bellbestie werden ... es ist eine absolute Ausnahmesituation für den Hund und nur insoweit beeinflußbar, daß es vorher trainiert werden müßte - und damit wären wir beim nächsten Problem, wie soll sowas trainiert werden?
Ganz genau.
Wenn man so etwas trainieren wollte, dann müsste man dazu wahrscheinlich den gesamten Bekanntenkreis aktivieren. Ob die das alles so mitmachen??? Vor allem ob das wirklich etwas bringt?!? Hunde riechen es, wenn irgend was mit Herrchen oder Frauchen nicht stimmt. Die verräterische Hormonausschüttung im Körper. Dadurch kann man, wie Murx schrieb es nie 100%ig sagen, wie Hund wirklich reagiert, wenn es Ernst wird.


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Re: Revierverteidigung oder Angst ?

Beitrag von schweinsnase77 » So 10. Okt 2010, 12:12

Deshalb find ich die Hundeboxen im Auto so vorteilhaft. Da ist der Hund erstmal außer Schußweite (blödes Wortspiel :schäm: ) und man kann erstmal an den Patuenten dran. Um den Hundi kümmert sich dann erstmal nen Tierarzt oder der Tierschutz.


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