Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
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Christina1985
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Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Christina1985 » Do 9. Okt 2014, 12:24

Halli Hallo,

ich habe da mal eine Frag. Mir ist zu Ohren gekommen, dass bei Hunden eine Darmsarnierung mit Öl und Karotte gemacht wird. Kann man das auch bei einem Meerschweinchen machen oder dürfen die gernerell kein Öl bekommen? Wenn doch welches wäre am besten geeignet?

Lieben Dank im Voraus für eure Antworten! :D

LG Christina


Liebe Grüße Christina

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Murx Pickwick
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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 9. Okt 2014, 12:37

Der Darm eines Hundes ist vergleichsweise einfach aufgebaut ... er entspricht weitestgehend dem Grundbaumodell für Verdauungstrakte bei Säugetieren.

Bei Meerschweinchen liegt der Fall gänzlich anders, Meerschweinchen haben als Anpassung an eine hauptsächlich aus frischen Gräsern bestehende Ernährung eine ganze Reihe Sonderbildungen, wie beispielsweise einen Magen, der ständig gefüllt bleibt oder einen extrem groß dimensionierten Blinddarm, der als Gärkammer fungiert.

Will heißen ... während es beim Hund einfach ist, den Darm zu sanieren, muß man beim Meerschweinchen wissen, was genau im Verdauungstrakt saniert werden soll - also wo genau das Problem sitzt. Da gibts Fälle (beispielsweise Haare im Verdauungstrakt), wo Öl durchaus förderlich ist, andere Fälle ist Öl eher schädlich, beispielsweise bei der Ernährung direkt nach einer OP.

Auch die Wahl der Öle muß an das jeweilige Problem angepaßt werden, so kann Paraffinöl bei Haaren im Verdauungstrakt hilfreich sein, ist es jedoch nicht bei Fehlgärungen im Darm durch unstrukturiertes Futter. Da wäre dann Fenchelöl, Schwarzkümmelöl oder Kümmelöl sehr viel sinnvoller.

Auch bei Möhren muß man schauen, was das Problem ist ... es ist sicherlich der falsche Weg, bei einer eh schon viel zu gemüselastigen oder fertigfutterlastigen Ernährung auch noch Möhre zu geben - oder gar gekochte Möhre, denn damit wird das Problem der fehlenden groben Pflanzenfasern und fehlenden Pflanzenwirkstoffe nicht behoben.
Als kurzfristiges Päppelfutter jedoch nach Operationen oder wenn etwas mit Zähnen und Kiefern ist, sind Möhren sehr hilfreich, auch gekocht, da Möhren viel Pektine enthalten, welche die Blinddarmgesellschaft füttern und wieder aufbauen. Ebenso hilfreich sind da geriebene oder gekochte Äpfel.

Du siehst, so allgemein ist deine Frage gar nicht zu beantworten.



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Christina1985 » Fr 10. Okt 2014, 11:58

Vielen Dank Murx Pickwick für die ausführliche und verständliche Antwort! ;)

Da meine Meerschweinchen oft zu Aufgasungen neigen sobald ich Frischfutter fütter, könnte ich ja mal Kümmelöl o.ä. ausprobieren!?

Lg Christina


Liebe Grüße Christina

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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 10. Okt 2014, 13:43

Wenn deine Meerschweinchen bei Frischfutter zu Aufgasungen neigen, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, daß du an ihrem Bedarf vorbeifütterst ... Meerschweinchen brauchen eine silikatreiche, gerbstoffreiche und ligninreiche Kost mit langen, schwer verdaulichen Pflanzenfasern. Bekommen sie die nicht, siedeln sich schnell die falschen Mikroorganismen im Darm an, die dann zu Fehlgärungen führen - die Aufgasungen, die du bei deinen Meerschweinchen sehen kannst.

Wenn du also nicht auf eine gesündere Kost umstellst, werden deine Meerschweinchen auch mit Kümmelöl und ähnlichem weiterhin Aufgasungen haben, denn das ändert ja nix an der krankmachenden Ernährung!
Wird die Ursache einer Krankheit nicht abgestellt, kann das Tier nicht gesunden ...

Wenn du jedoch umstellst auf eine gesündere Ernährung, dann können in der Umstellungsphase solche Öle durchaus helfen, daß die Umstellung schneller abgeschlossen ist.

Meerschweinchen sind von Natur aus Grasfresser, keine Heufresser ... sie brauchen also möglichst viele frische Gräser, wobei die mordernen Turbogräser keine gute Idee sind. Sehr gut geeignete Gräser wären Bambus, Sauergräser, Cypergräser (bekommt man beispielsweise als Katzengras) und jede Menge Ziergräser, die man im Gartenfachhandel bekommt.
Von den heimischen Gräsern ist alles geeignet, was auf Magerwiesen oder artenreichen Wiesen wächst - die üblichen Schattenrasen, Trittrasen etc, die man in den Gärten oft findet, sind genauso krankmachend, wie die Turbowiesen für Rinder. Man wird also nicht drumrumkommen, sich in der Umgebung umzuschauen, wo man entsprechende Wiesen findet ... denn wenn man das kaufen müßte, was ein Meerschweinchen so am Tag verspeist - au weih, das hält kein Geldbeutel aus!

Frisch geschnittene Äste und Zweige helfen, den Darmtrakt wieder auf Vordermann zu bringen ... die Lignine werden im Dickdarm von der Dickdarmgesellschaft zu Phenolen umgebaut, welche dafür sorgen, daß die schnellwachsenden Mikroben, die da nicht reingehören, vergiftet werden ... übrig bleiben nur die langsamwachsenden Mikroben, die eben auch nicht so viele Gase produzieren, wie die schnellwachsenden Mikroben.
An Gemüse sollte Blattgemüse bevorzugt werden ... Speicherwurzeln, wie Möhren, Pastinaken etc, enthalten viel zu wenig lange Pflanzenfasern und viel zu viel Stärke für Meerschweinchen. Das kann nicht Hauptfutter sein - wird jedoch oft als Hauptfutter neben Heu gereicht. Besser sind da Mangold, Feldsalat, Möhrengrün, Pastinakengrün, Kohlrabiblätter, Chinakohl, Rucola, Endivien, Chicoree, Zuckerhut, Radicchio, Portulak, Postelein, Löwenzahn, Fenchel samt Kraut und Ähnliches. Kohl muß langsam angefüttert werden, damit es keine Blähungen durch Kohl gibt, ist jedoch, wenn die Meerschweinchen dran gewöhnt sind, sehr gesund.

Wurzeln (Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzeln etc) und Früchte (Äpfel, Birnen, Paprika, Tomaten etc) können nur einen kleinen Anteil ausmachen - wenn sie mal nicht bei sind, ist das kein Problem, aber wenn zuwenig frische Gräser und Blätter angeboten werden, können sie fatal sein und zu schlimmen Aufgasungen führen.
Als Beifutter dagegen, wenn genügend frische Gräser, frischgeschnittene Zweige samt Blättern und Blattgemüse im Angebot sind, sind sie wertvolles Beifutter.

Etliche Kräuter, die man am Wegrand, im Wald und auf der Wiese findet (oder in Parkanlagen, auf Friedhöfen etc), enthalten viel Gerbsäuren oder andere Wirkstoffe, welche Meerschweinchen dringend zur Gesunderhaltung brauchen. Hier braucht man nicht zu vorsichtig sammeln, Meerschweinchen vertragen eine ganze Menge Kräuter mehr, wie wir Menschen! Je höher hier die Auswahl wird, desto schneller können sich die Meerschweinchen wieder gesundfressen.

Was ganz schlecht für die Verdauung ist, auch wenn oftmals die Aufgasungen nur zu sehen sind, wenn dann noch Frischfutter gefüttert wird, das sind Pellets ... auch getreidefreie Pellets! Alle Pellets sind so fein vermahlen, daß da die langen Pflanzenfasern fehlen. Dadurch lösen sie sich in der Spucke der Meerschweinchen auf und kommen schon als klebrige Matsche im Magen an. Diese feine Matsche braucht viel zu lange durch den Darm - und ist bestens verwertbar für schnellwachsende Mikroben, welche sich dick, fett und rund daran fressen und sich im Rekordtempo vermehren (Escherichia coli braucht unter solchen Bedingungen nur ein bis zwei Stunden, um sich zu verdoppeln!) und dabei Gase abgeben.
Wird nun Frischfutter gegeben, schieben die langen Pflanzenfasern des Frischfutters den im Darm rumliegenden gärenden Nahrungsbrei zusammen und so kann sich die Luft im Darm nicht mehr richtig verteilen, es kommt zu den von dir beobachteten Aufgasungen ... wenn also regelmäßig Aufgasungen entstehen, sollten sämtliche Petersilienpellets, Topinamburpellets, Herbi Care Plus und wie das alles heißt, weggelassen werden, ebenso sämtliches Kuntibunti aus dem Supermarkt.

Die meisten Meerschweinchen werden viel zu calciumarm ernährt ... Calcium wird für den Zahnaufbau gebraucht, die schnell nachwachsenden Zähne verbrauchen davon Unmengen - deshalb brauchen Meerschweinchen deutlich mehr Calcium, wie andere Säugetiere, die keine nachwachsenden Zähne haben.
Wird jedoch zu wenig Calcium gefüttert, wird das Calcium aus den Knochen gelöst, die Kieferknochen werden dadurch instabil, die Zähne verdrehen und verkanten sich, Zahnspitzen entstehen, im Extremfall entstehen sogar regelrechte Zahnbrücken ... die Meerschweinchen können dann nicht mehr richtig kauen - und es gelangt zu grobes Futter in den Verdauungstrakt - und auch das löst Aufgasungen aus, da zu grobes Futter nicht verdaut werden kann!
Heu kann dies nicht ausgleichen, denn die Silikate liegen in Gräsern in speziellen Kieselsäurekörpern vor. Wird das Gras getrocknet, gehen diese Kieselsäurekörper kaputt, die Silikate liegen dann frei und können nicht mehr die Backenzähne schleifen, weil sie in der Spucke der Meerschweinchen gelöst werden. Nur frische Gräser können also Zähne schleifen, oder man füttert sowas wie Schachtelhalme, wo die Silikate in die Zellwand fest eingebaut sind.
Heu enthält auch zuwenig Mineralstoffe, denn diese finden sich viel in feinen Blättern etc, diese aber bröckeln ab, wenn das Gras maschinell gewendet und geschwadet wird ... die ganzen wichtigen Mineralstoffe landen also irgendwo im Boden der Wiese und sind nicht mehr im fertigen Heu. Heu enthält zuwenig Nährstoffe und viel zuwenig Wasser ... selbst für Meerschweinchen. Das heißt, die Meerschweinchen, die Heu als Hauptfutter bekommen, nehmen nicht genügend Nährstoffe und Wasser auf und sparen dann am Immunsystem - aber sie brauchen das Immunsystem, um krankmachende Mikroben im Darm kurzzuhalten.
Heu ist wichtig für Meerschweinchen, weil in der Regel gar nicht genügend frisches Gras verfüttert werden kann - aber es macht nur Sinn in Verbindung mit genügend Frischfutter.

Ich hatte mal bei meinen Meerschweinchen ausprobiert, was sie wieviel von was fressen ...

Bekommen Meerschweinchen nur Wiese, fressen sie am Tag ihr Eigengewicht - ein 1kg schweres Meerschweinchen braucht also 1kg Wiese am Tag! Das ist ne ganze Menge ... (meine hatten da zusätzlich noch Heu gefressen, ich konnte jedoch mit meinen Möglichkeiten nicht ermitteln, wieviel Heu)

Bekommen Meerschweinchen hauptsächlich Blattgemüse und ein wenig Gemüse, fressen sie mind. die Hälfte ihres Eigengewichtes - ein 1kg schweres Meerschweinchen frißt dann immerhin noch 500g - 800g Frischkost!

Bekommen Meerschweinchen nur Futtermöhren und Heu, fressen sie nur noch ca. ein Drittel ihres Eigengewichtes an Frischkost ... ein 1kg schweres Meerschweinchen frißt dann zwischen 300g und 400g Frischkost - dies ist allerdings dann eine Kost, die viel zu einseitig ist und über die Wochen zu schweren Verdauungsstörungen, unter anderem Aufgasungen, führt. Bei mir war dieser Versuch folgenfrei möglich, da die Meerschweinchen jederzeit viel frischgeschnittene Zweige (im Winter Nadelgehölz) fressen konnten und weil es diesen Möhrentag nur einen einzigen Tag gab, dann gabs wieder lange Zeit normale gemischte Kost.

Wenn Meerschweinchen weniger Frischkost bekommen, kommt es schnell zu Aufgasungen, die eben fatalerweise genau dann besonders stark sichtbar werden, wenn dann doch mal Frischkost angeboten wird.
Die Aufgasungen sind jedoch auch ohne Frischkost da - sie sind halt nur verteilter im Darm ... aber sie machen Bauchschmerzen, auch wenn man sie eigentlich noch gar nicht sieht, weil die Luft im Darm feinverteilt ist.



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Heike » Fr 10. Okt 2014, 16:14

Dein Beitrag müsste man ausdrucken und ihn als Pflichtlektüre zu den Tierärzten schicken.
Vielen Dank für deine Mühe :top:



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Snuggel » Fr 10. Okt 2014, 16:25

:top: da gebe ich Heike auf jeden Fall recht dieser beitrag ist gold wert



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Saubergschweinchen » Fr 10. Okt 2014, 16:58

Murx wann schreibst du ein Buch? Ich brauch nen echten Murx im Schrank und sponser die dann auch gern den TA-Praxen der Umgebung :lieb:


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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 10. Okt 2014, 17:09

Das klingt gut, das Buch ist nämlich in Arbeit ... :D



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Gurkenfresser » Fr 10. Okt 2014, 17:51

Reserviere mir dann bitte schon einmal eins :D

Darf ich den Text auf meine Facebookseite setzen, natürlich wirst du als Autorin genannt.

Gibt da oft Posts wie "Kohl ist böse, Kohl bläht", "Pellets sind super" , "Getreidefreie Pellets sind toll ", "Muss trockenfutter füttern, weil meine TIere kein Frischfutter vertragen" usw. und wenn man da was dagegen sagt, wird man entweder ignoriert, kommt was wie "ich mache das schon immer so " :crazy:


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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von suntrek » Fr 10. Okt 2014, 17:53

Finde den Text auch echt genial.
Gerade so schön ausführlich.

Ausdrucken und verteilen ist wäre ne tolle Idee.
Ich poste den mit Link gleich erstmal in der Pflanzengruppe, da sind viele Meerschweinchenhalter.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 10. Okt 2014, 18:11

Natürlich dürft ihr diesen Text kopieren, verteilen, vervielfältigen, ausdrucken und an eure Hauswand pappen, wenn ihr das unbedingt wollt. Wenn mein Synonym beisteht, bin ich glücklich ... nur, wenn ihr da was dran verändert, dann macht bitte kenntlich, was ihr verändert habt oder aber gebt an, daß ihr den Text verändert habt.
Ich möchte keine Texte mit meinem Synonym oder meinem Namen drunter sehen, welche in der Kernaussage genau das Gegenteil aussagen oder aussagen: Pellets sind gut, auf gar keinen Fall weglassen oder so ...

Ach ja ... wenn ihr glaubt, eingefleischte "Ich halte meine Meerschweinchen aber schon immer so und die sind gesund"-Halter mit diesem Text bekehren zu können - vergeßt es, einige Menschen sind einfach von Natur aus ignorant und lernresistent, das muß man so hinnehmen. Ist zwar schade für die Meerschweinchen, aber solange Meerschweinchen nunmal vorm Gesetz nur Sachen sind, kann man da nix gegen tun.
Dazu kommen halt die Halter, die tatsächlich gesunde Meerschweinchen haben, trotzdem nach unserem Verständnis die Ernährung katastrophal ist - nur, warum sollten diese Halter was an ihrer Fütterung ändern?
Was sie tun, paßt doch ...

Andreas Rühle hat irrsinnig viel Literatur gesammelt, Studien gesichtet, er weiß unheimlich viel über Kaninchen - aber seine Texte haben trotz der extrem guten Referenz und Datenlage nix ausrichten können, es heißt immer noch in vielen Kaninchenforen: Heu ist das Brot für die Kaninchen ... und das ganz bestimmt ohne den murxschen Hintergedanken: klar, Heu ist so unbekömmlich fürs Kaninchen wie Brot für den Menschen => stimmt



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von suntrek » Fr 10. Okt 2014, 19:09

Ich selbst habe es bewusst in die Pflanzengruppe für Kleintiere gestellt, weil viele wie "wir" denken dabei sind. Diese freuen sich immer über neuen interessanten Lesestoff.
Kann dir auch noch mehr Lob von da zu kommen lassen. Man findet den Text super!

In den anderen speziellen Meerschweinchengruppen würde ein Shitstorm beginngen würde ich da so ein Text rein setzen^^


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Saubergschweinchen » Fr 10. Okt 2014, 19:12

Wow, dann erwarte ich das Buch gespannt!

Aber mit allem anderen hast du natürlich Recht, es gibt ja auch ganze Gegenbewegungen gegen Andreas Rühle. Letztlich erst wieder gelesen er sei ein Futtermittelhersteller und die Seite ziele nur auf den Verkauf des KaninNatur ab. Nix verstanden...wenn überhaupt gelesen...

Ich habs aufgegeben Leute aufklären zu wollen, ich tu meine Meinung nur noch kund wenn ich gefragt werde. So lebt man sehr viel ruhiger, besonders im Züchterforum :roll:


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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Gurkenfresser » Fr 10. Okt 2014, 20:11

So, gepostet :D
https://www.facebook.com/diegurkenfresser" onclick="window.open(this.href);return false;

Ohja, da gibt es Leute die echt davon überzeugt sind und sich wie trotzige Kleinkinder verhalten wenn man etwas anderes behauptet und sogar belegen kann und dann ein "Ich halte seit 20 Jahren Meerschweinchen und mache das schon immer so!(Schnauze)" kommt. Traurig für die Tiere, aber es muss für Außenstehende total albern aussehen und genau die hoffe ich dann wenigstens zu erreichen :D


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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 10. Okt 2014, 21:58

Klar ... Rühle ist ein Futtermittelhersteller, weil er EIN Futter entwickelt hat und EINEN Händler gefunden hat, der dieses Futter sogar mixen läßt und vertreibt ... er hat auch wahnsinnig damit verdient!
Ganze 0 Euro!
Boah!

Ja, irgendwie ist das schon merkwürdig, wie Gerüchte gestreut werden, nur um jemanden mit unangenehmer, aber gut belegter Meinung schlecht zu machen ...

Naja ... dafür bin ich halt ein Troll, der nur rumtrollen will ... außerdem bin ich mit einigen anderen Leuten, die eine ähnliche Meinung wie ich haben, identisch ...
Vermutlich postet hier im Meerschweinchenbereich eh nur eine einzige Person - nämlich ich ... ich lobe mich selbst, ich antworte mir selbst, ich bin halt ein wenig multipel :lol:



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Christina1985 » Fr 10. Okt 2014, 22:33

Vielen Dank für die tolle Aufklärung und die Zeit, die du dir dafür genommen hast! Die Frage ist nur, wie stelle ich nun die Ernährung um und vor allem wie handhabe ich das im Winter?
Dann ist da noch das Problem das ich die Gräser nicht alle unterscheiden kann und wie komme ich an gute Gräser ran in dieser großen Menge :arg:
Da muss ich mir jetzt erstmal Gedanken drüber machen.
Vielen Dank nochmal :hot:
LG Christina


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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Gurkenfresser » Sa 11. Okt 2014, 07:33

*das ganz oft geschriebene Danke von User auf facebook rüberschieb *

Glaub das Buch wird dir aus den Händen gerissen werden, weil es nix vergleichbar tolles gibt :D

Sobald Computer wieder aufgebaut ist (Zimmer wird gestrichen) poste ich das dann überall auf facebook, das wird lustig :freu:

Wobei ich die Vermutung habe, dass ich von einigen stumpf ignoriert Werd XD


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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 11. Okt 2014, 12:12

Die Umstellung auf eine gesündere Kost ist beim Meerschweinchen denkbar einfach, wenn man einige Dinge beachtet.

Das erste, was stets zur freien Verfügung stehen sollte, sind frisch geschnittene Zweige diverser Baumarten, die sollten genausowenig ausgehen, wie Gräser. Im Sommer gibts halt hauptsächlich Laubholz und Strauch, im Winter dann Nadelgehölz, alles mit Blättern, Knospen und Nadeln dran.
Die Blätter enthalten Gerbstoffe und ätherische Öle, die einen Bäume mehr, die anderen weniger. Die Gerbstoffe kleiden den Darm aus und sorgen für eine ausgeglichenere Mikrobengesellschaft im Dick- und Blinddarm. Die ätherischen Öle wirken direkt auf die Darmwand und sorgen für eine ordentliche Darmperistaltik, damit der Futterbrei gut weitergeschoben wird. Außerdem wirken viele dieser ätherischen Öle giftig auf Bakterien - je schneller die Bakterien sich vermehren, desto schneller vergiften sie sich. Die sich sehr langsam vermehrenden Celluloseabbauer bekommen so wieder mehr Platz für sich und viele krankmachende Keime werden so stark ausgelichtet, daß sie das Meerschweinchen nicht mehr krank machen können.
Die Lignine in der Rinde und im Holz werden im Dickdarm zu Phenolen abgebaut, die giftig auf Hefen und verschiedene schnellwachsende Bakterien wirken.
Da Meerschweinchen Grasfresser sind und das auch wissen, werden sie nur relativ wenig von dem Gehölz futtern ... aber es sollte immer mehr Gehölz da sein, wie sie futtern, damit sie ihren Darmtrakt sanieren können.
Es gibt nur eine Handvoll Baumarten, wie Eibe oder Essigbaum, die man besser gar nicht verfüttert ...

Es ist vorteilhaft, ein kleines Schälchen mit aromatischen Sämereien bereitzustellen: Fenchel, Kümmel, Schwarzkümmel, Kreuzkümmel, Ajowan, Anis, Paprikakerne, Koriander und viele weitere Sämereien, die als Gewürz in der Küche benutzt werden, regen die Verdauung an und sorgen für eine starke Darmperistaltik und behindern das Wachstum schnellwachsender Organismen im Darm. Einfach mal in der Küche schauen, was du da hast ... es muß nicht alles sein, aber ein paar Saaten davon auf jeden Fall.
Es wird nicht viel von gefuttert, aber die Wirkung dieser Saaten ist enorm. Nur ein einziger gefressener Anissamen bewirkt im Darm wahre Wunder!

Ist die Grundversorgung mit dem Gesundheitsmittel Gehölz und den aromatischen Sämereien sichergestellt, kann angefangen werden, mehr für Meerschweinchen geeignetes Gemüse und frische Küchenkräuter zu verfüttern. Besonders wertvoll sind Küchenkräuter und die Gemüsesorten, welche die Darmtätigkeit normalisieren: Fenchel samt Kraut, Möhrengrün, Selleriegrün, Chicoree, Endivie, Jute-Blätter (gibts oft im Asiashop) und Pastinakengrün sind hier sehr wertvoll und können von Anfang an in beliebiger Menge gefüttert werden.
Ach ja ... nicht erschrecken ...
Speziell der Fenchel ist blähungstreibend, heißt, die gesamte Luft wird in Windeseile aus dem Darm geschoben - und das sieht man, wenn man genau hinschaut! Das ist dann leicht mit Aufgasungen zu verwechseln ... tatsächlich wird einfach nur die schon im Darm vorhandene Luft rausgeschoben.

An Gräsern finden sich im Asiashop manchmal Zitronengras, frischer Zuckerrohr und frische Bambussprossen - kann alles angeboten werden! Du siehst ja, ob es gefressen wird.
In Tierläden findet sich Katzengras - kann man eigentlich alles verfüttern.
Unterwegs schaust du am Besten erst gar nicht nach der Grasart - Gräser sind sehr schwer zu bestimmen, sondern nach den Pflanzengesellschaften. Die sind leicht zu bestimmen ... besonders wertvoll sind Gräser aus Wäldern, auf verwilderten Bereichen von Friedhöfen, Gräser auf Blumenwiesen, auf Pferde- und Schafweiden, weiterhin die richtig großen Gräser, wie Schilf und Röhricht (vorsicht! Schilf- und Röhrichtbestände sind die letzten Refugien für einige fast ausgestorbene Vogelarten - notfalls sollte man sich hier mit der Naturschutzbehörde absprechen, bevor man so nen Schilfbestand kahlrupft und damit die letzten Brutstätten dieser Vögel auch noch vernichtet. Schilfbestände und Röhrichtbestände in der Stadt sind da meist unproblematischer), dann einfach mal Gartenbesitzer ansprechen - viele haben Bambus gesetzt und wissen nun nicht mehr wohin mit dem Zeug - gibt nix verträglicheres für Meerschweinchen wie Bambus!
Auch Gartenbaubetriebe können manchmal gute Graslieferanten sein, einfach nachfragen, ob sie Ziergräser beschneiden und ob du den Verschnitt haben kannst. Selbst in Botanischen Gärten kann man manchmal fündig werden - wobei wie beim Gartenbaubetrieb natürlich erstmal gefragt werden muß, ob man sich dort Gräser holen darf.
Vorsicht ist geboten bei Wiesen, die kaum Kräuter enthalten - oder hauptsächlich nur Weißklee und/oder nur Löwenzahn in der Wiese haben. Dies sind oft überdüngte Wiesen oder krankmachende Turbowiesen. Vorsicht ist auch geboten bei Rinderweiden - denn diese werden oftmals mit Weidelgras bestückt, alles andere, was nicht Weidelgras ist, wird totgespritzt und ist nicht erwünscht ... sowas ist krankmachend für Meerschweinchen!
Auch kurzgeschnittener Rasen ist nicht sonderlich gesund - hier siedeln sich nur allzuschnell krankmachende Weidelgräser an, die vertragen nämlich besser wie die anderen Grasarten, wenn man sie kahlrasiert, auf ihnen rumtrampelt oder wenn sie im Schatten gepflanzt werden.
Sehr gute Gräser findest du auch auf Brachland oder Ruderalzonen - schau dich einfach mal um, vielleicht hast du einen alten Bahnhof in deiner Nähe oder ein nicht genutztes Grundstück, wo du pflücken kannst. Du findest dort auch sehr wertvolle Kräuter, wie Gänsedisteln und Stachellattich ... einfach ausprobieren.

Bei Gras ist der Standort wichtiger, wie die Artenzusammensetzung. Normalerweise sind Meerschweinchen Grasspezialisten, sie fressen in der Regel nur die Gräser, die ihnen guttun. Nun gibt es jedoch selten Standorte, wo die Gräser krankmachend werden - gerade Schilf in Abwassergräben beispielsweise sammelt viele der Schadstoffe, die da mit dem Wasser transportiert werden. Das kann dann zu Dünnschiß oder Unwohlsein führen - hier mußt du ausprobieren und beobachten, von welchen Standorten wird das Gras besonders gern gefressen, wo kannst du Probleme beobachten ... wo das Gras besonders gern gefressen wird, ist es in Ordnung, kannst du also sehr viel verfüttern - aber Gräser von Standorten, wo die Meerschweinchen nach dem Grasfressen Blähbäuche bekommen oder gar Matsche, die laß dann lieber weg oder verfütter sie nur in sehr geringen Mengen.

An Bächen und auf feuchten Wiesen findet sich viel Mädesüß und Nelkenwurz, sehr wertvolle Kräuter für Meerschweinchen. Das Mädesüß ist gut für die Zähne, die Nelkenwurz gut für den Darm. Wo du Brennesseln findest, kannst du sie mit Handschuhen bewaffnet schneiden und dann trocknen - oder angewelkt verfüttern. Brennesseln sind gut für den Stoffwechsel, bieten viel Eiweiß und durchspühlen die Nieren.
Weiters kannst du versuchen, Leute zu finden, wo du jäten kannst - gerade Giersch gilt als furchtbares Unkraut, was dir meist eimerweise mitgegeben wird, wenn du nur nach frägst.

Es breitet sich überall der Schlingknöterich immer mehr aus - wenn dieser nicht gerade im Garten rumsteht, wird keiner was sagen, wenn du große Mengen davon für die Meerschweinchen erntest, im Gegenteil, die meisten Menschen, welche den Schlingknöterich kennen, sind sogar froh drum, wenn dieser aggressive Neophyt beseitigt wird, denn er verdrängt unsere heimische Flora. Den Schlingknöterich kannst du auch sehr gut trocknen, das gibt ein sehr gut verträgliches, sehr gesundes Heu, was in vielem dem Wiesenheu, was du kaufen kannst, überlegen ist.

Schachtelhalme findest du auf Wiesen, auf Weiden, im Wald, an Seen und Bächen ... sie sind leicht zu erkennen. Und sie sind sehr gutes Mittel, um die ewig nachwachsenden Zähne der Meerschweinchen abzuschleifen. Meerschweinchen vertragen jede Schachtelhalmart in beliebiger Menge - und auch Schachtelhalme brauchen nicht angefüttert zu werden.

Wenn die Meerschweinchen schon ne große Menge solch gut verträgliches Frischfutter fressen, kannst du anfangen mit Kohl - am Besten fängst du an mit Kohlrabiblättern und Chinakohl, da diese beiden Sorten sehr gut bekömmlich sind. Auch ist es die Zeit, Lauch und Meerettichblätter anzufüttern, auch Kresse und Brunnenkresse kannst du ausprobieren - all diese Pflanzen pushen das Immunsystem.
Andere Kohlsorten sollten vorsichtshalber erst in sehr kleinen Mengen angeboten werden - ein Wirsingblatt reicht da erstmal aus. Erst, wenn diese kleinen Mengen gut vertragen werden, darf es immer mehr werden - wenn deine Meerschweinchen den Kohl in beliebiger Menge vertragen, hast du ein äußerst gesundes, immunsteigerndes Frischfutter für den Winter.

Im Winter wirst du wohl nur noch Bambus, ab und an ne Handvoll Zitronengras und vielleicht ab und an mal nen kleinen Blumentopf mit Katzengras anbieten können - nun werden die Blattgemüse und das Heu wichtig (und das Nadelgehölz und der Efeu, was du den gesamten Winter über schneiden kannst.)
Abzuraten ist allerdings gerade im Winter von den Gartensalaten: Kopfsalat, Römersalat, Bindesalat, Schnittsalat - das sind alles Salate, die hochgradig nitritbelastet sein können. Einige Meerschweinchen reagieren da empfindlich drauf und bekommen davon Matsche. Eisbergsalat ist auch ein Gartensalat, aber er scheint von Meerschweinchen besser vertragen zu werden, wie die anderen Gartensalate.
Für den Winter geeignete Salate sind Chicoree, Endiviensalat, Radicchio, Rapunzel, Winterpostelein, Rucola und Löwenzahn, Chinakohl.

Meerschweinchen bekommen dadurch, daß sie im Winter nur wenige Gräser bekommen, viel zu wenig Oxalsäure - die brauchen sie jedoch. Oxalsäure findet sich hauptsächlich im Mangold und im Spinat - allerdings sollte der Spinat besser genauso langsam angefüttert werden, wie Kohl, denn in der Umstellung kann er blähen. Also besser erstmal nen Blatt ausprobieren und wenn das vertragen wird, langsam die Menge steigern.
Unproblematischer ist der Mangold, der wird fast immer von Anfang an vertragen.

Vielleicht hast du einen Bioladen in der Nähe, der auch Melde und guter Heinrich hat - wenn du sowas siehst, dann kauf es einfach, das sind zwar teure, aber sehr, sehr gesunde Gemüsesorten für Meerschweinchen - und zudem gut verträglich.

Einige Kräuter wachsen auch im Winter, so beispielsweise Vogelmiere - die findet sich im Winter meist unter Sträuchern (was in der Stadt allerdings den bösen Nebeneffekt hat, daß Hunde auch gern unter Sträuchern ihre Notdurft verrichten - nach Vogelmiere sollte also besser in hundefreien Zonen gebuddelt werden.)

Ansonsten - schau dich einfach im Meerschweinchenbereich um, dort wirst du noch viel mehr Anregungen finden, wie Meerschweinchen auch im Winter gut versorgt werden können.



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Kara » So 12. Okt 2014, 15:14

Heike hat geschrieben:Dein Beitrag müsste man ausdrucken und ihn als Pflichtlektüre zu den Tierärzten schicken.
Vielen Dank für deine Mühe :top:
"doppelt unterstreich" plus den neuen Beitrag zur Ernährung weiter unten.

Wenn sie gelernt haben, was ihnen gut tut, fressen sie i.d.R. nur, was ihnen gut tut und ignorieren den Rest. Meine Christine zeigt das gerade in vorbildlicher Weise und versucht damit, ihren Darm wieder in Ordnung zu bringen: statt Heudiät konzentriert sie sich auf Hölzer, Blätter, am Anfang auffallend viele Kräuter und jetzt vornehmlich Wiese - alles an Gemüse wird zwar nicht ignoriert, ist aber eher Beikost; genauso wie Heu (Gott sei Dank gibt es hier zurzeit noch genügend Gräser).

Danke für Deine Beiträge, Murxx - sie regen immer wieder zum Nachdenken an und erinnern an schon einmal "gewusstes" und Erlebtes.

Aber eine Frage: Wie gewöhnt man Schweinchen an Kohl, wenn sie ihn konsequent ignorieren? Mit Ausnahme von Kohlrabiblättern und ab und zu mal einem Wirsingblatt konnte ich noch keines meiner Schweiner mit Kohl begeistern - dabei wäre das im Winter ja echt praktisch.



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Murx Pickwick » So 12. Okt 2014, 23:13

Einfach immer wieder anbieten ... mehr kannst du nicht tun :D

Auch Meerschweinchen haben sehr persönliche Vorlieben und Abneigungen. Laß deine Schweinchen nur mal schlechte Erfahrungen mit Kohl gemacht haben, dann haben sie gelernt, den Kohl als vermeintliche Giftpflanze zu meiden - und da wirst du, wenn überhaupt, höchstens mit geduldigem Immer-wieder-Anbieten es schaffen, sie dazu zu überreden, es doch noch mal mit Kohl zu probieren.
Weiterhin wird von Meerschweinchen nicht jeder Kohl gemocht ... bei meinen Meerschweinchen war es sogar so, daß sie zwar den Rotkohl von ner Biobäurin gefuttert hatten, den Biorotkohl von Aldi dagegen konsequent liegenließen ... das wird einen Grund gehabt haben - nur ich kenne ihn halt nicht.



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Kara » Do 16. Okt 2014, 10:36

Murx Pickwick hat geschrieben:Einfach immer wieder anbieten ... mehr kannst du nicht tun :D
Ich habe die Antwort befürchtet :D . Na ja, dann muss ich wohl da durch und meinen Speiseplan anpassen, damit der Kohl nicht verdirbt, bis die Monster ihn (vielleicht) als Futter entdecken - ist ja auch gutes Menschenfutter ;)



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Emmy » Sa 18. Okt 2014, 14:44

Hast du es schon mal mit Spitzkohl versucht? Meine drei vertilgen jede Woche einen fast komplett.
Den mögen sie wirklich alle und das sogar das ganze Jahr :)
Off Topic
Hab jetzt tatsächlich schon überlegt, uns auch mal einen zu kochen :lol:


Liebe Grüße von Kerstin

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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Hasilein » Sa 18. Okt 2014, 16:28

Ja genau Emmy, Spitzkohl und auch Jaromakohl (der ist quasi ein platter Spitzkohl) sind auch hier bei den Kaninchen sehr beliebt. Hab ich immer im Angebot.



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Kara » Mo 20. Okt 2014, 10:26

Nö, den Sptizkohl habe ich irgendwie immer nicht geholt. O.k. - dann werde ich den mal probieren. Schmeckt mir ja auch :X



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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von Emmy » Mo 20. Okt 2014, 20:52

Dann bin ich aber mal gespannt, ob deine den auch so lieben :)


Liebe Grüße von Kerstin

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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von suntrek » Mo 20. Okt 2014, 21:07

Spitzkohl hat Marktkauf diese Woche für 49 cent pro kg hier im Angebot.
Nun gibt es endlich mal viel Kohl im Abfall den meine wollen^^
Denn den lieben alle. Egal ob Ninchen oder Wutzen.

Zuletzt war immer Wirsing, Rotkohl, Blumenkohl oder Weißkohl im Angebot. Und das wollten meine nicht wirklich.
Dafür komme ich nun aber auch schon an den 1. deutschen Grünkohl zwar gerupft aber egal es schmeckt sichtlich sehr gut.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

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Re: Öl und Karotte für Darmsarnierung beim Meerschweinchen?

Beitrag von suntrek » Fr 24. Okt 2014, 11:28

Mich erreichen ja so manche Dankessagungen dafür,dass ich den Text verlinkt habe.
Aber,da Murx ja die Arbeit gemacht hat gebe ich sie schön brav weiter.

Es gibt auch einige Meerschweinchen die nun endlich keine Verdauungsprobleme mehr haben und so viel Frifru wie sie wollen.
Also von einigen Meerhaltern ein großes Danke!

Dazu kopiere ich einen Text , wo wohl jemand echt erleichtert ist, aus der Pflanzengruppe bei Facebook.
ist von Birgit H.
Jasmin,du kannst den Beitrag gar nicht oft genug hochschieben ich bin dir dafür sowas von dankbar, dass du den Beitrag hier gepostet hast, und Murx, dass sie ihn geschrieben hat.
Meerschweinchen Robin geht es viiiieeeel besser mit seiner Verdauung, er macht fast nur noch schöne Köttel, seit ich ihn mit den "richtigen" Gräsern füttere (+ Äste und etwas Fenchel, Chicoree, Pak Choi, Basilikum, getrocknete Kräuter). Das ist für mich ein kleines Wunder, dass sich die Verdauung innerhalb von ein paar Tagen so verändert hat! Seit über einem Jahr (mit etlichen Tierarztbesuchen und Untersuchungen) hatte er nur noch Probleme, hat nichts so wirklich vertragen, ständig war der Köttelmatsch überall im Stall und an seinen Pfoten, er hatte immer leichte Blähungen und oft Verdauungskrämpfe. Robin mußte ständig irgendwelche Diäten machen, während sich Jada mit Frischfutter vollfressen durfte, die getrennte Fütterung der beiden Schweinchen war sehr nervenaufreibend. Ich habe genauso darunter gelitten wie Robin. Es ist eine richtige Befreiung, das wir jetzt dank euch die Lösung gefunden haben (Er bekam vorher Gras von Bauern-Wiesen). Das Heu, das er jetzt bekommt, besteht aus Wiesen-Lieschgras.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

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