Der Mythos vom Blinddarmkot

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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
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Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » Do 5. Mai 2011, 02:15

Beim Meerschweinchen wird immer noch weit verbreitet behauptet, das sie Blinddarmkot produzieren.

DAS MEERSCHWEINCHEN FRISST SEINEN KOT
Aufklärung über das Kot fressen
Ihre Meerschweinchen scheiden zwei unterschiedliche Sorten an Kot aus. [...] Die andere Sorte wird vom sogenannten Blinddarmkot gebildet. Diese Kotbällchen werden vor allem in den Ruhephasen ausgeschieden. Im Gegensatz zum regulären Kot ist er meistens etwas weicher und heller geformt. Dieser Kot wird von vielen Meerschweinchen mit einer putzenden Bewegung direkt vom After aus wieder aufgenommen und gefressen.

Warum Meerschweinchen ihren Kot fressen und brauchen
[...] Durch das Fressen dieses Kots nimmt das Meerschweinchen wichtige Bestandteile auf, die sich nur im Blinddarmkot durch die langsame Gärung bilden können. So ist der Blinddarmkot zum Beispiel sehr reich an Vitamin B und Vitamin K. Der wieder gefressene Kot verbleibt im Magen, vermischt sich mit der anderen aufgenommenen Nahrung und gibt ihr so einen gewissen Kick für den bevorstehenden Verdauungsvorgang.

Meerschweinchen, die dauerhaft daran gehindert werden, ihren Kot zu fressen, können eine gestörte Darmflora entwickeln. Das widerum kann zu Krankheiten wie Verstopfung oder Durchfall führen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie Ihre Meerschweinchen den eigenen Kot fressen lassen. Für Ihre Meerschweinchen ist es nichts ungewöhnliches, sondern etwas wichtiges um gesund zu bleiben.

Quelle: https://meerschweinchen.nagetiere-online.de/frisst-blinddarm-kot.php" onclick="window.open(this.href);return false;

Im Blinddarm finden sich Bakterien, welche für die Aufspaltung und Bildung von Vitaminen lebenswichtig sind, hier wird der Vitaminhaltige Blinddarmkot gebildet. Der Blinddarmkot wird von Meerschweinchen direkt am Anus wieder aufgenommen.

Quelle: https://www.diebrain.de/I-anatomie.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Im Blinddarm befinden sich zahlreiche Bakterien, welche Zellulose aufspalten und Vitamine bilden. Hier wird auch der vitaminreiche Blinddarmkot gebildet, welchen die Tiere nach der Ausscheidung wieder aufnehmen.

Quelle: https://www.wikipedia.de" onclick="window.open(this.href);return false;

Im Blinddarm wird als Endprodukt der sogenannte Blinddarmkot, die Caecotrophe, gebildet. Dabei handelt es sich um einen speziellen Weichkot, dessen Anteil am Gesamtkot bei über 30 % liegt. Er passiert die weiteren Abschnitte des Darmes weitgehend unverändert und wird von den Tieren direkt vom Enddarm aufgenommen und unzerkaut geschluckt, was meist als "Putzbewegung" zu beobachten ist.

Dieser Blinddarmkot besteht aus Bakterien, diese wiederum enthalten Eiweiß, Kohlenhydrate und Vitamine, in geringem Maße auch Fette. Die Bakterien werden durch die Salzsäure des Magens inaktiviert und anschließend werden sie im Magen und Dünndarm aufgelöst und verdaut. So können die Schweinchen ihren Bedarf an tierischem Eiweiß selbst decken.

Quelle: https://www.fraumeier.org/fuetterung.htm" onclick="window.open(this.href);return false;

usw.


Tatsächlich ist das jedoch ein Mythos. Während z.B. beim Kaninchen tatsächlich eine andere Kotform, der Blinddarmkot auftritt, kommt dies beim Meerschweinchen nicht vor. Meerschweinchenkot kann nur inhaltlich (Zusammensetzung) variieren, aber es gibt keine unterschiedlichen Kotformen.

Meerschweinchen haben somit keine echte Blinddarmkot-Aufnahme">Caecotrophie (= Aufnahme von Blinddarmkot), dafür aber eine ausgeprägte Koprophagie (= Aufnahme von normalen Kot).

Richtig wird es u.a. hier dargestellt:
"Keine echte Blinddarmkot-Aufnahme">Caecotrophie (wie beim Kaninchen) sondern lediglich Koprophagie (d. h. Meerschweinchen bilden nicht wie Kaninchen zwei unterschiedliche Kotarten (Hartkot, Weichkot)"
https://www.tierarzt-augsburg-wenger.de/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=127" onclick="window.open(this.href);return false;

"Die Blinddarmkot-Aufnahme">Caecotrophie der Kaninchen bzw. die Koprophagie der Meerschweinchen ist dabei von
entscheidender Bedeutung für die Proteinverdaulichkeit, da mangelhafte Proteinqualitäten
und -quantitäten durch die Aufnahme des bakteriell gebildeten Proteins ausgeglichen werden
können (HÖRNICKE und BJÖRNHAG 1980)."
Rosengarten, Anja - Untersuchungen zur kurzfristigen Ernährung von Kaninchen und Meerschweinchen über eine orogastrale Sonde bei Variation der Zusammensetzung (Komponenten, Nährstoffgehalt und Energiedichte)


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Kaktus » Do 5. Mai 2011, 02:30

Meines Wissens nach und laut unserer Literatur unterscheidet sich der gefressenen Kot wohl von nicht-aufgenommenen, Normalkot jedoch nicht visuell wie beim Kaninchen.
Alles zum Thema hier (auch zu Meerschweinen und Kaninchen): https://chinchilla-scientia.de/index.php?id=chinchillakotfressen" onclick="window.open(this.href);return false;


Es grüßt Flora mit den geliebten Plüschbällchen
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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » Do 5. Mai 2011, 03:12

Ja genau, Meerschweinchen können (wie ich oben schrieb) unterschiedlich zusammengesetzten Kot produzieren. Zum Beispiel mit höheren oder geringeren Eiweiß- oder Ballaststoffgehalt. Es gibt aber keinen speziellen Blinddarmkot, dieser Begriff ist beim Meerschweinchen falsch angewendet, ebenso wie der Begriff "Blinddarmkot-Aufnahme">Caecotrophie". Richtig sind die Begriffe "Kotfressen" und/bzw. "Koprophagie".
Die Koprophagie ist jedoch (ähnlich wie die Aufnahme von Blinddarmkot beim Kaninchen) für Meerschweinchen wichtig. Sie fördert die Gesundheit der Magen-Darmflora und beugt einer Dysbakterie vor.

"Aber auch schon im Magen kann die Bakterienflora ihren Einfluß geltend machen, z.B. wenn die Tiere Gelgenheit zur Koprophagie haben. SMITH (1965) konnte feststellen (vergl. Tabelle 10), dass die Keimzahlen von Hefen im Mageninhalt von Meerschweinchen mit Koprophagie unter denen liegen, die bei der Vermeinung von Koprophagie bei der gleichen Spezies nachweisbar sind."
Quelle: Gedek, B.: Hefen als Krankheitserreger bei Tieren, Fischer VEB, 1968


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Miss Marple » Sa 7. Mai 2011, 19:53

Irgendwie raffe ich es noch nicht richtig. Eben weil auch Hamel die spezielle Zusammensetzung des Blinddarmkots beschreibt. Sich widersprechende Quellen eben. :arg:
saloiv hat geschrieben:Ja genau, Meerschweinchen können (wie ich oben schrieb) unterschiedlich zusammengesetzten Kot produzieren. Zum Beispiel mit höheren oder geringeren Eiweiß- oder Ballaststoffgehalt.
Da gehe ich voll mit, denn ich beobachte ja auch, dass vor bestimmten Kötteln regelrecht meditiert wird und der wird dann auch direkt vom After aufgenommen. Guter Energielieferant.

Was ich auch noch nicht verstanden habe (in Kaktus Link kommt das nicht vor), Hamel schreibt:
Mit der Zökotrophe wird gleichzeitig die Darmflora erneuert, denn mit einem Gramm Zökotrophe werden durchschnittlich 9,56 Milliarden Keime dem Verdauungstrakt erneut zugeführt.
Wie überleben diese das saure Millieu im Magen?


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geklaut


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Dajanira » Sa 7. Mai 2011, 20:16

Dem kann ich nur teilweise zustimmen... es handelt sich dabei nicht um normalen Kot.
Die normalen Köttel sind eher länglich und fest, den den sie fressen ist fast kugelförmig und von der Festigkeit dünner als normale Köttel (ich würds jetzt mal als dicken Brei bezeichnen). Manchmal kommt es auch vor, dass sie einen normalen Köttel vorziehen, aber der wird i.d.R. gleich fallen gelassen und nicht gefressen.


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » Sa 7. Mai 2011, 20:20

Kannst du mal Fotos machen von dem Aussehen des Kotes, den du von normalen Kot unterscheiden kannst und den sie bei dir fressen? Vielleicht mit Vergleichskötteln mit auf dem Bild? Ich konnte noch nie einen Unterschied im Aussehen erkennen und habe auch keinen "kugelfärmigen" und "dünneren"/breiigen Kot beobachten können. Bei Kaninchen beispielsweise gibt es ja unumstritten den richtigen Blinddarmkot, der traubenförmig und weicher ist. Er ist vom Aussehen völlig anders als der normale Kaninchenkot.


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Dajanira » Sa 7. Mai 2011, 20:22

Es ist extrem schwer bei Meerschweinchen an den "BDK" zu kommen :?


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » Sa 7. Mai 2011, 20:30

Bei behinderten Kaninchen, die nicht an ihn ran kommen um ihn zu fressen, findet man ihn. Bei behinderten Meerschweinchen hingegen nicht. Es gibt auch kein einziges Foto vom Meerschweinchenblinddarmkot. Weil es ihn eben nicht gibt. :X


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Dajanira » Sa 7. Mai 2011, 20:47

Ich hab es schon oft genug beobachtet oder Wutz gestört wenn er gerade wollte und es dann gesehen :hehe:, ich probier mal dran zu kommen, kann aber etwas dauern.


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Dajanira » So 15. Mai 2011, 01:29

Habs endlich geschafft ihnen was abzuluchsen :hehe:

links BDK, wie man sieht um einiges heller und kleiner. Wenn Wutzen noch recht jung sind, ist der BDK recht tropfenförmig. BDK ist auch weicher als normale Köttel.

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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » So 15. Mai 2011, 01:37

Das rechte ist normaler Kot? Ich kenne Meerschweinchenkot ganz anders. :hehe: (dunkler und kürzer)


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von halloich » So 15. Mai 2011, 04:03

Am besten beim nächsten mal fotografieren mit Lineal oder anderem Größenvergleich.
Dann erkennt man das besser.
Für mich sieht der normale kot zwar etwas lang aus, das kann aber auch täuschen


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Dajanira » So 15. Mai 2011, 09:54

Das ist auch von meinem größten Schwein, der hat immer Riesenköttel :hehe: . Die Farbe täuscht etwas, weil Nachts fotografiert, rechts ist fast schwarz, links beige mit Grünstich. Der normale Köttel müsste so um die 2cm +- sein (zumindest ist das die Standardgröße bei dem Wutz).


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Murx Pickwick » So 15. Mai 2011, 11:17

Ich habe Kot wie links noch bei keinem meiner Meerschweinchen gesehen ... in über 10 Jahren Meerschweinchenhaltung nicht! Rechts kenn ich sporadisch mal ... hängt mit dem Futter zusammen.
Was ich mal hatte, war heller, beiger Kot - nachdem ein Meerschweinchen einen Joghurt allein aufgefuttert hatte ... es handelte sich also offenbar um ganz normalen Milchkot, wie er auch beim Menschen auftritt, wenn er viel Milchprodukte futtert. Der vermutliche Milchkot wurde übrigens nicht gefuttert ...

Bei meinen Meerschweinchen sah das über 10 Jahre lang so aus:
Bild
Links der "Blinddarmkot", rechts der normale Kot.
Hatten die Meerschweinchen viel Möhre gefressen, dann waren da bei einigen Meerschweinchen noch kleine, rote Stückchen drin, vor allem denen, die einen kaputten Darmtrakt hatten, als sie zu mir kamen - aber auch hier, die roten Stückchen waren sowohl im "Blinddarmkot", wie auch im normalen Kot, es gab keinen Unterschied.
Ich muß ganz ehrlich sagen, ich wußte immer nur dann, daß es sich um "Blinddarmkot" handeln muß, wenn ich die Meerschweinchen auf dem Schoß hatte und sie sich den Kot vom Hintern abholen wollten und ich den halt von hinten geklaut hatte. Den hellen Kot kenn ich von keinem einzigen meiner Meerschweinchen - die hatten jedoch auch nie Homöopathika bekommen und auch keine anderen Lactosequellen gefressen.
Eventuell gibt es noch weitere Futtermittel oder Supplemente, Medikamente, ka was, was diesen hellen Kot auslöst - gesehen hab ich ihn bisher jedoch ausschließlich nur bei fremden Meerschweinchen, welche eben viel Homöopathie zu schlucken bekamen. Und hier war das oftmals auch Kot, der liegenblieb und nicht aufgenommen wurde ... also keinesfalls nur der "Blinddarmkot".

Zur Gewinnung des "Blinddarmkots"
Ich habe deshäufigeren Meerschweinchen stundenlang auf dem Schoß gehabt, aus verschiedenen Gründen. "Blinddarmkot" kündigt sich beim Meerschweinchen durch ein kurzes Anheben des Hinterteiles und bereitmachen, den Kot vom After abzunehmen an. Wenn man dann den Kot, der da dann kommt, mit der Hand von Hinten vom After abnimmt, hat man genau das, was die Meerschweinchen da eigentlich fressen wollten - also den "Blinddarmkot".

Also ich denke, saloiv hat recht, es gibt keinen Blinddarmkot bei Meerschweinchen. Es handelt sich um echte Koprophagie.

Mit der Vorstellung, daß Meerschweinchen ihre Blinddarmgesellschaft durch gefressene Bakterien ergänzen, hab ich ehrlich gesagt ein ernstes Logikproblem ... im Blinddarm herrscht eine ideale Temperatur, Feuchtigkeit und die Bakterien schwimmen im Fressie. Die Verdoppeln sich da im Blinddarm jede Stunde. Wenn die gesamte Blinddarmgesellschaft auf einmal abgetötet werden würde, würde der Ansatz im Wurmfortsatz ausreichen, um innerhalb von nur 12 Stunden den Blinddarm wieder zu füllen, nach spätestens 24 Stunden sind das schon so viele Bakterien, daß sie freiwillig zum Hintern rausquellen, weil sie wie Menschen in einem übervollen Bus überhaupt nicht mehr die Chance haben, alle im Blinddarm zu bleiben!
Wat soll da eigentlich die Blindarmgesellschaft mit täglichen Tausenden von Zuwanderern?
Sollen die sich im Blinddarm stapeln?
Selbst Deutschland mit seinen doch recht wenigen Einwanderern und moderaten Bevölkerungsdichte macht dicht und erschwert die Einwanderung fremder Menschen ... aber die mit ständiger Überbevölkerung kämpfenden Blinddarmbakterien sollen froh sein über die Neuzuwanderung von Tausenden und Abertausenden Bakterien?

Oder ist es nicht vielmehr so, daß die ganzen Blinddarmfermentierer einfach nur das, was zuviel im Blinddarm wächst, durch Scheißen entsorgen und dann den eiweißhaltigen, weil bakterienreichen, Kot vollständig verdauen und sich selbst zur Gemüte führen?
Zweiteres halte ich nicht nur für logischer, sondern läßt sich auch anhand von Primärliteratur nachweisen, daß dem so ist ... selbst der durch eine Schleimschicht geschützte Blinddarmkot der Kaninchen gelangt in den Magen, wo erst die Schleimschicht verdaut wird und dann der Blinddarmkot drankommt - da überlebt nix, das wird alles zu fast 100% aufgeschlossen in Aminosäuren, Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe und was sonst noch so alles in Bakterien enthalten ist.



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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Venga » So 15. Mai 2011, 11:33

Das klingt soweit logisch mit der Verwertung der Nährstoffe.
Aber warum müssen dann Nini und Meeri Babys unbedingt BDK von der Mama aufnehmen, um ihre Darmflora aufzubauen, wenn doch alles schon im Magen abgetötet wird?
Das passt doch nicht zusammen.
Vielleicht sind die Bakterien doch ausreichend resistent gegen die Magensäure oder die Schleimschicht wird doch nicht verdaut sondern nur angelöst.


LG
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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von schweinsnase77 » So 15. Mai 2011, 11:42

Eigentlich hieß es doch immer, der BDK müßte wegen nem Vitamin B welches im Blindarm gewonnen wird aufgenommen werden.

Was interessantes gefunden....

"Im Blinddarm wird als Endprodukt der sogenannte Blinddarmkot, die Caecotrophe, gebildet. Dabei handelt es sich um einen speziellen Weichkot, dessen Anteil am Gesamtkot bei über 30 % liegt. Er passiert die weiteren Abschnitte des Darmes weitgehend unverändert und wird von den Tieren direkt vom Enddarm aufgenommen und unzerkaut geschluckt, was meist als “Putzbewegung” zu beobachten ist

Dieser Blinddarmkot besteht aus Bakterien, diese wiederum enthalten Eiweiß, Kohlenhydrate und Vitamine, in geringem Maße auch Fette. Die Bakterien werden durch die Salzsäure des Magens inaktiviert und anschließend werden sie im Magen und Dünndarm aufgelöst und verdaut. So können die Schweinchen ihren Bedarf an tierischem Eiweiß selbst decken."

https://www.kleintierpraxis-landsberg.de/informationen/anatomie-meerschweinchen.html" onclick="window.open(this.href);return false;


Mit freundlichen Grunzern

Annette

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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Murx Pickwick » So 15. Mai 2011, 13:35

Bei den meisten Säugetieren, die eine Gärkammer haben, gibt es eine Zeit während der Umstellung von Milchkost auf Normalkost, in welcher der Magen nur wenig Magensäure herstellt ... das ist die Zeit, in welcher tatsächlich Bakterien überleben, wenn sie in den Magen und damit in den Darmtrakt gelangen.
Bei Kaninchen sieht es wohl so aus, daß Kaninchenjunge eine Muttermilch trinken, welche Bakterien abtötet. Ab der dritten Woche ca. nehmen sie tagsüber Frisches und Blinddarmkot ihrer Eltern auf, leben jedoch noch von der Muttermilch. Der Magen ist lange nicht so sauer, wie normalerweise bei Kaninchen, es wird noch nicht durchgängig Magensäure produziert - im Gegenteil, Magensäure wird nur dann produziert, wenn tatsächlich Grünzeug in den Magen gelangt. Der Magen ist auch noch nicht dauergefüllt, wie bei ausgewachsenen Kaninchen, sondern er ist meistens leer.
In dieser Zeit, eigentlich in der Zeit zwischen der dritten Woche und der 10. Woche, nehmen sie Blinddarmkot ihrer Eltern auf (bzw von anderen Kaninchen, die zufälligerweise auf derselben Wiese so rumhoppeln, die Lütten sind da nicht sehr nett, die klauen regelrecht den Blinddarmkot, wo sie ihn klauen können).

Dadurch, daß der Magen noch nicht so wie bei einem ausgewachsenen Kaninchen arbeitet, überleben die in einem Schleimbeutel verpackten Bakterien des Blinddarmkotes tatsächlich den Magen und gelangen in den Dünndarm.
Dieser wiederum arbeitet noch nicht richtig, er ist immer noch auf eine reine Milchernährung eingestellt! Egal, ob Pflanzenmaterial oder Blinddarmkot, es wird möglichst schnell durch den Dünndarm weitergeschoben in den Blinddarm - um hier die Gärkammer zu befüllen.
Der Dünndarm schützt sich vor dieser gefährlichen Fracht einmal dadurch, daß er besonders viel Schleim absondert, aber auch dadurch, daß eben immer noch Muttermilch aufgenommen wird, welche einmal nächtlich alles, was noch im Dünndarm lebt, wieder abtötet. Die Muttermilch ist ein echtes Alleinfuttermittel und wird fast vollständig verdaut, deshalb gelangen auch die darin enthaltenen Antibiotika nicht in den Blinddarm - dementsprechend haben die Bakterien aus dem Pflanzenmaterial und dem Blinddarmkot von fremden Kaninchen die Chance, sich in der Gärkammer zu vermehren und sich einzuspielen.

Nach der 10. Woche ist dann vorbei mit der Aufnahme von Bakterien durch den Magen ... die meisten Kaninchenjungen werden nun entwöhnt, weil ihre Mutter schon den nächsten Wurf in der Wurfhöhle hat, da wird die Milch für die Frischgeborenen gebraucht. Es fehlt also nun der Schutz des Dünndarmes vor Bakterien, welcher ja immer noch mit der Muttermilch mitgekommen ist und die Jungen müssen nun in der Lage sein, sich selbst zu versorgen. Nun wird der Magen vollständig bis Anschlag gefüllt und der pH-Wert des Magens auf konstant 2 eingestellt. Bakterien, die nun noch aufgenommen werden, werden vollständig zerlegt und verdaut, die Aminosäuren, Fettsäuren, Mineralstoffe etc werden im Dünndarm ordnungsgemäß aufgenommen, der Dünndarm schleimt sich nun auch nicht mehr voll ... die Kaninchenjunge funktionieren also nun wie ausgewachsene Kaninchen.

Kaninchen haben noch eine Besonderheit - wenn die Häsinnen keinen Folgewurf haben, dann können sie die Jungen durchaus noch wochenlang weitersäugen - diese Milch, welche da produziert wird, ist jedoch nun AB-frei und hat eine andere Zusammensetzung wie die normale Milch. Da sind nur noch Antikörper für Krankheiten drin - und selbst das nur bei Bedarf. Die Antibiotika fehlen - die Milch wird also normal verdaut, wie Pflanzenmaterial.
Der Sinn des Ganzen ist, die Jungen, welche vor einer Mangelzeit geboren werden, noch mal ordentlich fett zu füttern, damit sie die Mangelzeit besser überstehen können - so überleben einfach mehr Kaninchen, als wenn die Jungen in solchen harten Zeiten selbst darauf angewiesen wären, sich selbst ihr Futter zu suchen ...

Die Kaninchenjungen klauen übrigens weiter Blinddarmkot anderer Kaninchen, allerdings nun nicht mehr, um ihren Blinddarm zu impfen, sondern vielmehr, weil der Blinddarmkot aus leicht verdaulichem Bakterieneiweiß besteht - sie selbst können noch nicht genügend Blinddarmkot zur Ernährung herstellen und sie müssen erst lernen, wie man eiweißreiche Pflanzen erkennt und findet. Sie überbrücken nun also mit der eiweißhaltigen, geklauten Kost die Hungerzeit, der sie ausgesetzt sind ... eine weitere Anpassung an diese schwierige Zeit ist das Vermögen der Kaninchen, in diesem Alter tatsächlich ohne Schaden zu nehmen, regelrecht zu hungern. Sie stoppen dann einfach ihr Wachstum in dieser Zeit und sparen, wo sie nur können. Wenn sie gelernt haben, genügend eiweißreiches Futter aufzunehmen, wachsen sie besonders schnell, so daß sie genauso groß werden, wie ihre Eltern.
Kaninchen, die gleich genügend eiweißreiche Kost finden, wachsen zwar in dieser Zeit weiter, aber sie wachsen dann halt gleichmäßiger und werden keinesfalls größer, wie ihre hungernden Geschwister.

Bei Meerschweinchen wird das Prinzip ein anderes sein, einfach weil sie schon ab dem ersten Tag normale Kost futtern können. Hier dürfte das Zusammenspiel zwischen leerem Magen-Darmtrakt und Biestmilch eine Rolle spielen ... wenn der Magen noch leer ist, wie es bei neugeborenen Meerschweinchen der Fall ist, braucht noch keine Magensäure hergestellt werden, der Magen hat also einen neutralen bzw leicht sauren pH-Wert, den Bakterien überleben können. Die Biestmilch, die in den ersten zwei Tagen aufgenommen wird, ist stark befrachtet mit Antikörpern und Antibiotika - vermutlich, um den Dünndarm vor Bakterien zu schützen, während sie von den Meerschweinchenbabies in Form von elterlichen Kötteln und Pflanzenmaterial aufgenommen werden. Wenn die Meerschweinchenjungen mit vier Tagen richtig futtern können, ist der Blinddarm also schon befüllt und geimpft. Auch hier kann nun der Magen und der Dünndarm seine Funktion endlich voll aufnehmen. Die Milch dient nur dazu, die Zeit zu überbrücken, wo die Jungen lernen müssen, was unbeschadet gefressen werden kann und was schwein besser stehenläßt. Der Magen wird bis Anschlag mit Pflanzenmaterial gefüllt, der Dünndarm wird entschleimt und ist bereit für die normale Verdauung.

Das Zeitfenster, in welchem die Gärkammern der Gärkammertiere* befüllt werden kann, ist meist sehr eng und stark von der Tierart abhängig, Kaninchen dürften noch das längste Zeitfenster zum Befüllen der Gärkammer haben - vermutlich, weil die Jungen eigenständig den Blinddarmkot der ausgewachsenen Kaninchen klauen müssen und nicht, wie bei den meisten anderen Gärkammertieren, passendes Material von ihrer Mutter zugewiesen bekommen. Da kann einfach viel mehr schiefgehen. Da haben es Meerschweinchen deutlich einfacher, denn die bekommen geeignete Köttel von Mama regelrecht präsentiert.

Wird in diesem Zeitfenster, wo eine Bakterienaufnahme über den Magen möglich ist, verpennt, haben diese Tiere keine Chance mehr, auf natürliche Art und Weise ihre Gärkammern zu beimpfen! Sie sterben dann meist irgendwann wegen Mangelernährung.

*Das Wort Gärkammertier stammt jetzt von mir, einfach um von Pferd über Rind bis Meerschwein und Kanin alles zusammenzufassen. Die Aufnahme der Bakterien für die Gärkammer läuft im Prinzip bei all diesen Tieren ähnlich ab. Bisher gibts jedoch kein Wort, was all diese Tiere zusammenfaßt - daher dieses Kunstwort.



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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von schweinsnase77 » So 15. Mai 2011, 13:40

Wie funktioniert denn das, wenn die Zippe nen geringeren Abstand zwischen den Würfen hat, also quasi nach der geburt direkt nachgedeckt wurde? Wird der erste Wurf dann nur bis max. 5 Wochen gesäugt, oder werden dann beide Würfe gesäugt? :hm:


Mit freundlichen Grunzern

Annette

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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » So 15. Mai 2011, 13:54

Ja genau Murx, ich habe einen solchen Kot wie oben auch noch nie gesehen (weder den rechten noch den linken), bei den Meerschweinchen die ich hier hatte, war der Kot (selbst bei unterschiedlichster Ernährung) immer klein, schwarz und in der Form wie du ihn oben abgebildet hast. Ich hatte nie längeren oder helleren Kot... Das Einzige was ich kenne, ist brauner Kot (durch andere Ernährung).
Meerschweinchen verdauen ja auch das Heu besser, so dass es nicht zu "Heukötteln" wie beim Kaninchen kommt, selbst bei ziemlicher Heuernährung bleibt der Kot schwarz und ohne Fasern. Insgesamt ist beim Kaninchen der Kot viel vielseitiger als beim Meerschweinchen.
Was interessantes gefunden....
Der Text stammt eigentlich von https://www.fraumeier.org/" onclick="window.open(this.href);return false;, er wurde nur auf diese Seite kopiert.


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Murx Pickwick » So 15. Mai 2011, 14:03

Ich hatte Beides bei meinen ranghohen Häsinnen, einmal die Schachtelgeburten, wo tatsächlich die 5 bis 6 wöchigen Jungen nach den Neugeborenen gesäugt wurden, aber auch Häsinnen, die knallhart ihre Jungen ab der vierten Woche verbissen hatten.

Bei zweiterem Fall werden die nun verstoßenen Jungen richtig bösartig - sie versuchen in die Wurfhöhlen der rangniedrigeren Häsinnen zu kommen. Bei Wildkaninchen ist das nicht so das Problem (außer für die Häsinnen selbst), weil die meisten Wildkaninchen nur zwischen vier und sechs Junge haben. Wenn da dann von den ranghohen Häsinnen sich die Jungen mitverlustieren, sinds halt plötzlich 10 Junge, die gesäugt werden müssen.

Gelangt auch nur ein einziges Junges in eine Wurfhöhle mit noch zweiwöchigen Jungen, holt es sich fast vollständig die Milch dieser Häsin - und die Jungen der Häsin verhungern ... dafür wird das Junge der ranghohen Häsin besonders fett und überlebenstüchtig.

Sollte es den Jungen nicht gelingen, eine Wurfhöhle zu entern, hilft die ranghohe Häsin nach - sie kennt nämlich die Wurfhöhlen aller Häsinnen in ihrem Revier, und tötet die Jungen erst der rangniedrigsten Häsin, dann der zweitrangniedrigsten Häsin, bis alle ihre Jungen untergebracht sind ... der Fortpflanzungserfolg der rangniedrigen Häsinnen sinkt auf Null, die der ranghohen Häsin auf absolutes für Kanichen machbares Maximum!

Ich selbst hatte damals das Verhalten noch falsch interpretiert und auf der Weide, wenn Goldfleck nur einen vierwöchigen Wurfabstand hatte, kurzerhand ihre Jungen von den Häsinnen getrennt - ok, ich hab zwar schon beobachtet, daß die mit vier Wochen getrennten Jungen sich nicht so gut entwickelten, wie die Jungen, die auf der Weide blieben, bis sie von selbst abwanderten - aber sie haben es überlebt, aufgrund der Enge auf der Weide (sie war zu klein für so viele Kaninchen, wie ich hatte) hatte ihnen eine Woche Blinddarmkotklauaktion gereicht, um ihren Blinddarm zu beimpfen. Aus dem gleichen Grunde funktioniert es auch in der Buchtenhaltung, wenn die Züchter die Jungen schon mit vier Wochen trennen - die Jungen sitzen ja förmlich unter der Quelle für den Blinddarmkot, sie kommen da ja gar nicht weg (genausowenig wie die Häsin), also reicht eine Woche.
Die Folge einer solchen Praxis sind jedoch recht empfindliche Kaninchen - dadurch, daß die Muttermilch fehlt, können sich halt auch Krankheitserreger gut einnisten bzw es bleiben Bakterien im Dünndarm, die da dann Probleme bereiten. Die Folge ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Darmerkrankungen, insbesondere für Kokzidien">Kokzidiose.
Die Kaninchen erholen sich übrigens ein Leben lang nicht davon ...

Unter Wildkaninbedingungen klappt das mit dem Trennen der vierwöchigen Jungen vermutlich gar nicht - die Kaninchenjunge müssen hier nämlich richtig arbeiten, um an ihren ersten Blinddarmkot zu kommen! Da würden, wenn die ranghohe Häsin nicht nachhelfen würde, die Kaninchenjungen einfach sterben.

Später bei mir im Stall hatte ich zwei Häsinnen bei, die so ziemlich alles gesäugt hatten, was ihnen vors Gesäuge kam ... die hatten dann in den seltenen Fällen, wo die ranghöchste Häsin ausgerechnet innerhalb von vier Wochen wieder neue Junge hatte, die Jungen der ranghöchsten Häsin auch gleich mitversorgt - ging besser wie auf der Weide mit dem Trennen der Jungen, aber führte halt dazu, daß die rangniedrigeren Häsinnen nur drei Würfe hatten - sie mußten nach solchen Aktionen ne acht- bis zehnwöchige Wurfpause machen.



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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Isa » So 15. Mai 2011, 18:21

Ich muss kurz noch was zu Dajaniras Bild einwerfen! ;)
Zu dem vermeintlichen Blinddarmkot links auf dem Bild:
So einen hellbraunen Kot hat meine Mimm zwischendurch, wenn sie ihre "Matschkotphase" hat.
Sie frisst diese Matsche auch, obwohl es sich dabei keinesfalls um Blinddarmkot handelt!
Allerdings vermute ich bei ihr dass alles -sowohl die phasenweise auftretende Matsche, als auch das Fressen dieser Matsche- etwas mit ihrer Diabetes zu tun hat. Der Kot hat diese helle Farbe und weichere Konsistenz, weil sie wahrscheinlich nicht alles so gut aus der Nahrung aufschlüsseln kann wie Meerschweinchen, die keine solche Erkrankung haben.
(Derzeit ist ihr Blutzucker drastisch runter gegangen :top: . Und der Kot ist zwar zeitweise immer noch weicher wie normal, aber die Farbe gleicht wieder einem normalen Köttel.)
EDIT: Mimm bekam nie über längere Zeit Homöopathika. Höchstens mal ein oder zwei Globuli Nux vomica bei Blähungen / Bauchweh, was aber auch schon wieder ne ganze Weile zurück liegt.

Theoretisch würde ich sagen, dass so heller Kot immer bedeutet, dass etwas mit der Verdauung -aufgrund was auch immer- im Argen liegt. :grübel:


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Murx Pickwick » So 15. Mai 2011, 21:44

Klar ... und weil mit dem Darm so viel im Argen ist, geben die Leute Homöopathika - und ich hab den Eindruck, es liege an den weißen Kügelchen ... ist schon arg, wie schnell man zu solchen Fehlschlüssen kommen kann ...
Bei denen, die lieber CC geben, kommt halt eher totale Matsche vor, da fallen dann vermutlich die paar hellen weichen Köttel nicht auf.



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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Miss Marple » Mo 16. Mai 2011, 11:33

Isa hat geschrieben:Allerdings vermute ich bei ihr dass alles -sowohl die phasenweise auftretende Matsche, als auch das Fressen dieser Matsche- etwas mit ihrer Diabetes zu tun hat. Der Kot hat diese helle Farbe und weichere Konsistenz, weil sie wahrscheinlich nicht alles so gut aus der Nahrung aufschlüsseln kann wie Meerschweinchen, die keine solche Erkrankung haben.
Bei Diabetes - Rahel ebenso. Wenn ich denn mal bei ihr Bauchglückern höre, dann kann ich recht zuverlässig mit solchem Kot rechnen.

Bei den anderen kam solch ein Kot nach AB und andern Medis vor. Ansonsten immer fest und knackig. :lieb:


"Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."

geklaut


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von saloiv » Mo 16. Mai 2011, 13:26

Wir haben hier ja ein Scheiß-Thema. :X


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Re: Der Mythos vom Blinddarmkot

Beitrag von Isa » Mo 16. Mai 2011, 19:22

saloiv hat geschrieben:Wir haben hier ja ein Scheiß-Thema. :X
Manchmal läufts halt beschissen. :jaja:


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