Trockenfutter Diskussion

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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
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saloiv
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Trockenfutter Diskussion

Beitrag von saloiv » Di 29. Dez 2009, 20:09

Abgeleitet von hier: https://www.tierpla.net/gesundheit-meerschweinchen/mein-meerschweinchen-ist-krank-was-soll-ich-tun-t4918.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Damit das andere Thema nicht auseinander bricht, machen wir hier mal mit der Trockenfutter-Diskussion weiter. ;)
Mucki hat geschrieben:Trockenfutter ist kein Auslöser von Durchfall! In bestimmten Fällen vielleicht durchaus möglich.
Ich habe hier über 100 Tiere sitzen und die bekommen jeden Abend ihr Trockenfutter, hier hat niemand Durchfall. Das hatte ich in über 30 Jahren Meerschweinchenhaltung nie wegen Trockenfutter. Allerdings hatte ich mal eine giftige Pflanze im Heu. Das Tier war damals nicht zu retten und hatte fürchterlichen Durchfall.
Luder hat geschrieben:Dann frage ich mich, warum gerade ausschließlich mit Trockenfutter gefütterte Kaninchen und Meerschweinchen so häufig an Durchfällen sterben.

Vielleicht ist da noch ein Unterschied zu den Tieren die nur wenig davon bekommen (und vielleicht auch nicht grad die Kuntibunti Mischungen aus Supermärkten und Zooläden) und ansonsten viel natürliche Nahrung. Ansonsten kann ich nur bestätigen was Saloiv schrieb. Habe es selber schon oft erlebt.
Nightmoon hat geschrieben:Naja, ich denke, es liegt auch ein bisschen an dem Trockenfutter selber. Man sieht es ja bei Hunden und Katzen ganz deutlich, da ist auch nicht Trockenfutter gleich Trockenfutter. Wahrscheinlich ist die Sorte dabei sehr entscheidend und vor allem, was in dem Trockenfutter in welchen Anteilen, wie verarbeitet wurde. Je naturnaher die Inhaltsstoffe sind, desto besser wahrscheinlich die Verträglichkeit, ergo weniger oder keine Gesundheitsprobleme. Es wird bei den Herstellern der Trockenfuttersorten genauso sein, wie bei Hund & Katz, es gibt gute und schlechte Futtermittelhersteller. Nur, welcher Hersteller ist der Beste, welchen könnte man da als gut einstufen? Ich persönlich kenne jetzt Keinen - sorry.
So wie Mucki schreibt, bietet sie ihren das Trockenfutter nur als Nebenfutterquelle an und sonst bekommen sie als Hauptfutter halt ad libitum oder hab ich das falsch gelesen? :hehe:
Die Idee mit dem Untermischen von Blinddarmkot eines gesunden Tieres finde ich recht gut. Somit kann es dem kranken Meeri helfen. Ich hoffe nur, dass es inzwischen noch nicht fürs kleine Meeri zu spät ist. :|
Mucki hat geschrieben:Gehört jetzt zwar nicht zum Thema, aber es interessiert wohl doch einige.

Mir persönlich ist kein Bestandteil eines anständigen Trockenfutters bekannt, welcher Durchfall auslösen könnte. Jedoch kann es sein dass die Tiere sich auf Trockenfutter einstellen und dann die (reichliche) Gabe von Frischfutter nicht verkraften und deshalb mit Durchfall reagieren. Wie gesagt in 30 Jahren Haltung hatte ich das nicht einmal. Wohl aber von einzelnen Salatsorten aus dem Supermarkt. Deshalb bekommen Salat nur noch die Schnecken.

Meine Tiere bekommen Heu soweit das Auge reicht und Abends Trockenfutter. Die Näpfe sind immer voll. Auch hier spare ich nicht. Sie bekommen reines Pelletfutter mit stabilisiertem Vit. C. Dieses Futter wurde damal von Züchtern mit einer Mühle speziel entwickelt. Unter Züchtern ist es schon lange ein Begriff. "Normale Halter" kennen es eher weniger weil man es nur in 25kg Säcken bekommt. Oder halt in speziellen Futterversandshops.
Wichtigt ist jedoch auch bei diesen Futter, dass die Tiere reichlich und gutes Heu bekommen.

Wenn wir im Frühjahr wieder mit der Grasfütterung anfangen, müssen wir auch auspassen, sonst haben die Tiere schnell einen Durchfall. Ich halte es wie die Pferdebesitzer. Langsam anweiden
saloiv hat geschrieben: Trockenfutter ist eine völlig unnatürliche Nahrung. Meerschweinchen sind Grasfresser, die neben dem Gras noch sehr wenig Kräuter und andere Pflanzen fressen.

Trockenfutter hat keine Struktur bzw. sehr wenig Struktur. Es gibt Untersuchungen, die bestätigen, dass die klein gehäkselten Fasern in den Pellets keinen Nutzen für die Darmpassage haben. Selbst wenn die Pellets extrem viel Rohfaser enthalten, bringt es dem Meerschweinchen für die Verdauung nichts.

Die Zusammensetzung der Pellets ist äußerst fragwürdig. Wenn man die Zutaten liest, findet man meist eine Ansammlung an Industrieabfällen (pflanzliche Nebenerzeugnisse, tierische Nebenerzeugnisse usw. usf.), die mit Melasse zusammengeklebt werden. Da bei der Zerkleinerung und der Erhitzung ein Großteil der Vitamine verloren geht, mischen die Futtermittelhersteller wieder ordentlich synthetische Vitamine zu (Revitaminierung). Synthetische Vitamine sind allerdings nicht gleichwertig mit natürlichen Vitaminen. Das Thema hatten wir vor Kurzen hier: https://www.tierpla.net/post57688.html#p57688" onclick="window.open(this.href);return false;
Meistens ist die Deklaration nur ungenau angegeben (mit Übergruppen), so dass man nie weiß, was man seinen Tieren tatsächlich in den Napf kippt.

Der hohe Getreideanteil ist unnatürlich, denn Meerschweinchen sind Grasfresser und keine Granivoren (wie etwa Mäuse, Ratten...). Meerschweinchen brauchen eine karge, ballaststoffreiche Kost.

Das Industriefutter wird meist auch noch entsprechend mit Geschmacksstoffen versehen, damit es die Meerschweinchen fressen. Diese müssen nicht deklariert werden.

Trockenfutter ist extrem energiereich (im Vergleich zur natürlichen Nahrung) und macht daher schnell satt. Die Folge ist, dass die Meerschweinchen weniger Futter allgemein zu sich nehmen und somit auch die Zähne weniger abnutzen. Entstehende Zahnspitzen führen oftmals zu Durchfällen.

Nach der Nahrungsaufnahme quillt der Brei im Magen extrem auf, was die Magenwände extrem stark überbelastet. Dabei wird auch Verdauungssaft aufgesogen und die Verdauung kommt ins Stocken.

Da die Trockenfutter-Nahrung so stark unnatürlich ist (zu trocken, zu ernergiedicht, falsche Bestandteile...), wird der Darm überempfindlich und reagiert auf natürliche Dinge, wie etwa Wiesenpflanzen. Es wird kein Frischfutter mehr vertragen und kommt extrem schnell zu Fehlgärungen, Tympanie, Durchfallen...

Desweiteren wird der Darm so angegriffen, dass die Nährstoffe im Futter nicht mehr optimal resorbiert werden können. Das heißt, es kommt oftmals zu Mängeln an bestimmten Vitaminen.

Meine Meinung: Es gibt bessere Möglichkeiten, den Meerschweinchen gesunde, an ihre Nahrungsansprüche angepasste Nahrung zu geben. Bei Zucht etc. ist ein höherer Energiebedarf vorhanden, den man aber auch auf anderen Weg perfekt decken kann.

Ein Anderer hat es mal treffend formuliert:
"Futter aus dem Supermarkt ist dazu da, um Tiere eine gewisse Zeit am Leben zu erhalten. Mehr nicht."
Elina Sistonen, Heimtierernährungs-Beraterin

"Kein Industriefutter ist so optimal, daß es nicht doch auf Dauer durch Einseitigkeit, Erkrankungen auslösen kann [...] Industriefutter macht auf Dauer krank."
Dr. med. vet. Vera Biber

"I have been practicing small animal medicine for more than 25 years. Every day, I see the casualties of pet industry propaganda. But the professors in the teaching institutions of veterinary medicine generally support an industry that has little regard for the quality of health in our companion animals."
Dr. med. vet. Belfield

[Freie Übersetzung: Ich habe mehr als 25 Jahre Tiermedizin praktiziert. Jeden Tag sehe ich die Opfer der Tierfutter-Industrie-Propaganda. Aber die Professoren in den Lehranstalten der Veterinärmedizin unterstützen in der Regel eine Branche, die wenig Rücksicht auf die Qualität der Gesundheitsversorgung an unseren tierischen Begleitern nimmt.]

"...Die traurige Wahrheit ist, dass Fertigfutter hilft, Tierärzten mit Patienten zu versorgen!..."
Dr. med. vet. Ian Billinghurst


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Re: Trockenfutter Diskussion

Beitrag von saloiv » Di 29. Dez 2009, 21:07

Mucki hat geschrieben:Du magst mut deinen Beschreibungen recht haben. Auch wenn ich jetzt als Beratungsresistent gelte, ich habe eine andere Meinung zu Trockenfutter.

Ja, es gibt viel zu viele Hersteller die Getreide, künstliche Zusätze oder anderen Quatsch im Futter haben. Wir können jetzt sogar so weit gehen und Gerüchte aufgreifen, das AB ins Futter gemischt wird. Das meiste Trockenfutter ist wirklich Müll.

Ich begreife zwar deinen Text, doch sehe ich hier ein völlig anderes Bild.
Unsere Tiere bekommen täglich diese Pellets, außerdem Heu und Frischfutter. Im Winter füttere ich sogar Quetschhafer und Pferdevollkornmüsli zu. Dies aber nur in geringen Mengen udn wenn es Frost gibt. Wir haben keine Probleme mit Darmerkrankungen oder Zahnbroblemen. Ich kann und werde meine Zuchttiere nicht nur mit Heu und Frischfutter ernähren. Das die Weibchen dann verwerfen ist mehr als logisch.

Verstehe mich bitte nicht falsch, aber ich kann das nicht nachvollziehen.

Jetzt mal eine persönliche Frage. Woher hast du diese Informationen. Auch wir Züchter wollen dazu lernen.


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Re: Trockenfutter Diskussion

Beitrag von Kaktus » Di 29. Dez 2009, 22:00

Mucki hat geschrieben: Ich kann und werde meine Zuchttiere nicht nur mit Heu und Frischfutter ernähren. Das die Weibchen dann verwerfen ist mehr als logisch.
Hallo,

wieso verwerfen sie dann logischerweise? :grübel:


Was ist mit Wildmeerschweinen? Sie haben doch auch nur natürliches Futter (ad libitum) zur Verfügung und auch keine Pellets... :hm:


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Re: Trockenfutter Diskussion

Beitrag von Mucki » Di 29. Dez 2009, 23:27

Hausmeerschweinchen sind schon lange nicht mehr mit Wildmeerschweinchen zu vergleichen.

Unsere Hausmeerschweinchen bekommen schon lange nicht mehr die harten, spärlichen Gräser aus den Anden und leben auch in ganz anderen Witterungsverhältnissen.

Wenn man bei einem trächtigen Hausmeerschweinchen das Futter umstellt, kommen sie damit nicht klar. Der Nährstoffhaushalt ist verändert.

Wenn ich jetzt meinen trächtigen Tieren Haferflocken (pur und reichlich), oder auch Erbsenflocken geben würde, würde alle verwerfen. Sie bekommen zuviel Eiweiß. Das sagt man zumindestens, aber in der Praxis ist das leider so.

Ich habe keine Fachbücher auswendig gelernt oder kenne mich mit den Nährstoffangaben direkt nicht aus. Aber ich kann sagen was passiert ist wenn...
Außerdem spreche ich mit vielen anderen Züchtern die schon viel länger züchten als ich.

Anderes Negativbeispiel.

Ich bekam zwei Tiere von einer Züchterin. Die fütterte das selbe Futter wie ich, jedoch waren ihre Tiere schlecht versorgt. Sie bekamen wenig Trockenfutter (Pellets) und wenig Heu, waren mager und hatten keine Kondition. Obwohl sie das gleiche Futter bekamen, langsam in der Menge erhöht, kam der Darm damit nicht klar. Beide Tiere gingen mir ein.



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Re: Trockenfutter Diskussion

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 30. Dez 2009, 00:00

Ich hab immer wieder Notmeerschweinchen aufgenommen, darunter auch etliche Schwangermeerschweinchen. Ich habe von Anfang an nur mit Frischfutter und Heu gefüttert und hatte nur zwei Meerschweinchendamen darunter, welche nicht ordnungsgemäß ihre Jungen bekamen ...

Eine Meeridame, welche ich kurz vor der Geburt der Jungen vom TH übernahm - sie wurde vorher mit Pellets gefüttert. Es gab Schwierigkeiten mit der Geburt, die Jungen blieben drin, dieses Meerschweinchen ist nur wenige Tage nach Übernahme während eines Kaiserschnittes gestorben.
Wird also wohl der Streß mit dem ganzen hin und her gewesen sein, was dieses Meerschweinchen umbrachte, immerhin ist sie wohl zwei Tage, bevor ich sie abholte, von einer Massenzüchterin rausgeholt worden, zwei Tage später also der Streß mit dem Transport zu mir und das kurz vor der Geburt.

Browny hatte drei Wochen nach Übernahme eine Mißgeburt zur Welt gebracht - sie wurde vorher mit Pellets gefüttert - die Mißgeburt ist nicht erst entstanden, als ich mit der Fütterung angefangen hatte, das war mit Sicherheit schon vorher ne Mißgeburt. Ich kann von Glück sagen, daß das viel zu große mißgebildete Junge ohne Komplikationen zur Welt kam.

Alle anderen Meerschweinchen, darunter auch ein paar, deren Mütter schon bei mir geboren wurden, wurden allesamt ohne irgendwelche Komplikationen geboren und aufgezogen ... und das am Anfang nur bei Frischfutter, Heu und Sämereien (ganze Körner, Kleinsaaten und KEINE Haferflocken), später sogar ganz ohne Sämereien.
Darunter waren auch Meerschweinchendamen, welche das erste Mal mit über vier Jahren gedeckt wurden - wenn diese Meerschweinchendamen mit guten Pellets gefüttert worden wären, hätte ich Angst haben müssen, daß die Jungen aufgrund der Verfettung der Symphysengegend und der Verhärtung des Symphysenbandes genauso im Mutterleib gestorben wären, wie bei der einen, welche ich oben erwähnt hatte.

Die Geburten sind im Schnitt mit Gemüse-Heu-Fütterung leichter, die Geburtsgewichte sind genauso hoch wie mit Pelletzufütterung. Bei mir fraßen die Hälfte der geborenen Jungen gleich nach der Geburt schon und wanderten schon zwei bis drei Tage später mit der Mutter mit. Die andere Hälfte ließ sich ganz normal säugen und fing erst ein, zwei Tage später an, auch selbstständig zu fressen, auch waren sie erst mit ner Woche ca. soweit, hinter ihren Müttern herwandern zu können. Also auch das erscheint mir eigentlich absolut normal. Der einzige echte Nachteil für Züchter dürfte sein, daß man das Öffnen der Symphyse unter Umständen nicht rechtzeitig mitbekommt, weil das alles erst kurz vor der Geburt passiert und nicht erst Tage vorher sich weitet. Es ist halt alles weich und geschmeidig und nicht, wie mit Pelletzufütterung, im Alter verkalkt.

Noch einen Unterschied gibts zu Haltungen mit Pelletzufütterung - mal abgesehen vom Weidelgrasproblem hatte ich noch nie Vergiftungen durch Pflanzen, weder im Heu, noch auf der Weide. Dabei wuchs auf der Weide von Jakobsgreißkraut bis zu Kreuzwolfsmilch eine ganze Palette an giftigen Pflanzen.
Und selbst das Weidelgrasproblem bei einigen meiner jetzigen Meerschweinchen dürfte bei den betroffenen Tieren so krass aufgetreten sein, weil sie, bevor ich sie übernahm, mit Industriefutter gefüttert wurden. Da kommen halt einfach mehrere Sachen zusammen ... Jedenfalls ist auffällig, daß die Meerschweinchen, die bei mir geboren wurden, dieses Weidelgrasproblem nicht bekamen und lange nicht so dicke Bäuche bei Weidelgrasheufütterung hatten und haben, wie die Meerschweinchen, die ich übernommen hab.

Ich hab auch pelletzugefütterte Meerschweinchen übernommen, die in den ersten Tagen tatsächlich empfindlich auf Kohl und Salat reagierten - schon nach wenigen Tagen hatte sich das gegeben und sie fraßen die gleichen Mengen Salat und Kohl, wie die anderen Meerschweinchen auch. Irgendwelche Empfindlichkeiten, außer der Weidelgrasempfindlichkeit, kenne ich bei mir nicht.
Selbst die Weidelgrasempfindlichkeit tritt erst in den letzten Jahren so krass auf ... ein Phänomeen, daß man jedoch überall in der Haltung bei Grasfressern beobachten kann und ich hab hier wirklich Pech mit den Bioheu ... beide Biobauern, von denen ich Heu bekommen kann, hatten die letzten Jahre noch ordentlich mit Weidegrasmischungen für Rinder nachgesäht (das sind die mit den 100% Weidelgräsern drin)

Die Kondition aller meiner Tiere ist im Vergleich zu pelletzugefütterten Tieren sehr viel besser, Grand Dame hatte mit ihrer Tochter sogar Zäune mit 60cm Höhe übersprungen und ist fröhlich gedeckt von den ca. 200m weiter weg untergebrachten Böcken wiedergekommen. Ich hab sowas ehrlich gesagt noch nie von Meerschweinchen gehört, welche mit Pellets gefüttert wurden!

Weiterhin - im Winter hatte ich, als ich noch Sämereien fütterte, immer wieder Tiere bei, die viel zu leicht zur Überwinterung in Draußenhaltung waren. Als ich mich endlich traute, die Sämereien wegzulassen, nahmen diese Meerschweinchen zu! Einige sogar um mehr wie 100g!



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Re: Trockenfutter Diskussion

Beitrag von Miss Marple » Mi 30. Dez 2009, 16:47

Alltägliche Argumente:

"Kleine Mengen eines guten Trockenfutters schaden nicht!"
"Zum Zufüttern schwacher und kranker Tiere empfiehlt sich ein Teelöffel Kraftfutter pro Tier pro Tag."
"Alles in Maßen und ausgewogen."

Meine Reaktion darauf: :X


"Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."

geklaut


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Re: Trockenfutter Diskussion

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 30. Dez 2009, 17:30

Hausmeerschweinchen sind schon lange nicht mehr mit Wildmeerschweinchen zu vergleichen.
Stimmt!
Dadurch, daß sie mind. 8.000 Generationen, wenn nicht sogar über 10.000 Generationen lang mit Gemüseabfällen, täglich frisch gemähtem Gras und Maisstroh gefüttert wurden, sind sie viel robuster in der Ernährung wie ihre wilden Kollegen, die Tschudi-Meerschweinchen. Jedoch vertragen sie dadurch keine Stärke mehr, wie sie in Getreide, TroFu oder Pellets vorliegen - das haben sie einfach die letzten 8.000 - 10.000 Generationen nicht bekommen, da jegliche Körner für die eh schon knapp lebenden Menschen in Südamerika vorbehalten blieb. Einzig das, was Mensch gar nicht mehr verwerten konnte, kam zu den Meerschweinchen, von Tomatengrün über Kartoffelkraut bis Quinoakraut oder, nachdem europäische Obst- und Gemüsesorten in Südamerika eingeführt wurden, auch die Strünke von Kohl etc - plus täglich geschnittenes Gras, was dort vor der Haustür wächst.
Im Vergleich zum Tschudi, ihren nächsten Verwandten, haben sie einen deutlich veränderten Magen-Darmtrakt.
Die 300 - 400 Generationen in Europa, wo neben Gemüseabfällen auch altes Brot gefüttert wurde, fallen dabei jedoch nicht ins Gewicht. Es gibt keinen Unterschied im Verdauungstrakt zwischen den Meerschweinchen, die in Südamerika noch immer genauso wie vor 4000 Jahren gefüttert werden und den Meerschweinchen bei uns.
Unsere Hausmeerschweinchen bekommen schon lange nicht mehr die harten, spärlichen Gräser aus den Anden und leben auch in ganz anderen Witterungsverhältnissen.
In Südamerika ist die tägliche Gabe von harten, spärlichen und nicht getrockneten Gräsern immer noch Hauptfutter in der traditionellen Fütterung der Meerschweinchen, erst in Europa seit dem 17. Jahrhundert und seit dem 19. Jhr in Südamerika werden auch stärkehaltige Produkte gefüttert - in so wenigen Generationen, die da möglich sind, kann sich sowas komplexes, wie der Verdauungstrakt, nicht auf die neue Fütterungsweise umstellen, das ist dann erst wieder in über 6.000 Generationen zu erwarten ... und die sind bei weitem noch nicht erreicht!
Wenn man bei einem trächtigen Hausmeerschweinchen das Futter umstellt, kommen sie damit nicht klar. Der Nährstoffhaushalt ist verändert.
Dann war es wohl bei mir absoluter Zufall, daß ich nie Probleme mit Geburten hatte, selbst bei den Meerschweinchen, welche erst mit über vier Jahren ihre erste Geburt hatten ... :grübel:
Wenn ich jetzt meinen trächtigen Tieren Haferflocken (pur und reichlich), oder auch Erbsenflocken geben würde, würde alle verwerfen. Sie bekommen zuviel Eiweiß. Das sagt man zumindestens, aber in der Praxis ist das leider so.
Sowohl Haferflocken, als auch Erbsenflocken sind Sämereien, welche offensichtlich von Meerschweinchen nicht vertragen werden ... eine Ernährung von Schwangerschweinchen mit eiweißreichem Kohl und Klee (der übrigens ohne Pellets, Extrudaten und ohne Sämereien prima auch in großen Mengen vertragen wird) ist dagegen ohne Probleme möglich, ohne daß sie verwerfen.
Es liegt also offenbar nicht an der eiweißreichen Kost, sondern vielmehr an der reichlichen Zufütterung von Haferflocken und Erbsenflocken!
Ich habe keine Fachbücher auswendig gelernt oder kenne mich mit den Nährstoffangaben direkt nicht aus. Aber ich kann sagen was passiert ist wenn...
Außerdem spreche ich mit vielen anderen Züchtern die schon viel länger züchten als ich.
Wieviele dieser Züchter, mit denen du gesprochen hast, trauen sich, ihre Tiere nur mit Frischfutter ad lib und Heu zu füttern? Ohne Sämereien, ohne Pellets, ohne Extrudate?
Und können sich dann auch noch leisten, ein vielfältiges Frischfutterangebot zu bieten?
Ich bekam zwei Tiere von einer Züchterin. Die fütterte das selbe Futter wie ich, jedoch waren ihre Tiere schlecht versorgt. Sie bekamen wenig Trockenfutter (Pellets) und wenig Heu, waren mager und hatten keine Kondition. Obwohl sie das gleiche Futter bekamen, langsam in der Menge erhöht, kam der Darm damit nicht klar. Beide Tiere gingen mir ein.
Um hier herauszufinden, ob es tatsächlich am Futter gelegen haben könnte, oder aber noch andere Ursachen eine Rolle spielten, müßte die Lebensgeschichte, genaue Fütterung und gesundheitliche Entwicklung dieser Meerschweinchen untersucht werden ... nicht immer lassen sich Abmagerung und fehlende Kondition wirklich auf das Futter zurückführen.
Sollte es doch an der Ernährung gelegen haben - Meerschweinchen sind Grasfresser. Daß zuwenig Wiesenheu als Grasersatz zu Problemen führen kann, liegt doch auf der Hand. Es hätte also, wenn nur wenig Heu gefüttert wird und dann unter Umständen kaum Gras gefüttert wird, adäquates Ersatzfutter zu Gräsern gefüttert werden müssen - und das ist immer sehr schwierig.
Daß da selbst eine kleine Menge Pellets das Problem noch weiter verschärfen kann, liegt hier auch auf der Hand ... je unnatürlicher ein Tier ernährt wird, desto mehr Probleme tauchen halt einfach auf, wenn dann zusätzliche Faktoren hinzukommen, sind diese Tiere chancenlos!
Es ist natürlich auch möglich, daß sie die Ernährung deiner Züchterkollegin gerade mal so eben gesund überstanden hatten und nur aufgrund des fehlenden Fettes und durch Bewegungsmangel zuwenig Muskeln sich die Tiere knochig anfühlten - dann jedoch durch deine vermehrte Pelletfütterung der Darm die Grätsche machte und die Tiere endgültig erkrankten. Genauso möglich ist jedoch auch, daß die Tiere genetisch schon instabil vom Darm her waren oder aber einfach ne Krankheit hatten, wie z. B. Rodentiose. Solche Einzelbeispiele sind, ohne die genaue Vorgeschichte zu kennen, immer sehr heikel und lassen mehr Raum für Spekulationen, wie sie für eine sachliche Diskussion förderlich sind.



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