Hasenkaninchen überzüchtet-gesundheitliche Probleme??

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mausefusses
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Hasenkaninchen überzüchtet-gesundheitliche Probleme??

Beitrag von mausefusses » Sa 21. Nov 2009, 11:36

Hallo!

Ich möchte mich schon mal vorab für meine nächsten geplanten Kaninchen informieren.
Mein Freund wünscht sich Hasenkaninchen und ich Deutsche Riesen. Nun möchte ich gerne wissen wie es bei den Rassen mit Überzüchtung und gesundheitlichen Gebrechen aussieht.
Hasenkaninchen haben ja diesen runden Rücken und daher neigen sie zu Gelenkserkrankungen??

Gruß Alex


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Re: Hasenkaninchen überzüchtet-gesundheitliche Probleme??

Beitrag von chien » Sa 21. Nov 2009, 12:26

Den Körperbau und damit dieser "runde Rücken" kommt ja vom Hasen denke ich und der Hase scheint damit keine Probleme haben, der Hase im Gegensatz zum Kaninchen ist ja h ein Langstreckenäufer, der runde Rücken hilft ihm dabei mehr Fläche zu hinterlegen mit der Art wie er sich fortbewegt. Ausgestreckt ist er halt länger ;) , ich kann mir gut vorstellen, dass wenn er nicht genug Bewegung bekommt, dass es da u.U.zu Problemen mit der Wirbel kommen könnte, aber das wär nicht Tierbedingt sondern eher Haltungsbedingt. Aber vielleicht wissen die Spezialisten hier im Forum genaueres;)



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Re: Hasenkaninchen überzüchtet-gesundheitliche Probleme??

Beitrag von Gast Luder » Sa 21. Nov 2009, 13:32

Aber ein Hasenkaninchen ist doch keine Kreuzung zwischen Hase und Kaninchen. Von daher ist der Rücken ja schon ein anderer wie bei einem Hasen.

Ich kenne leider kein Hasenkaninchen und weiß darüber überhaupt nicht Bescheid, sorry. Aber soweit ich weiß geht es wohl mit Gelenken usw. wenn sie genug Platz zum rennen und springen haben. Bewegungsfreiheit ist wohl sehr sehr wichtig für sie.


Das Problem vieler Hunde ist die konsequente Inkonsequenz ihrer Halter.
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Re: Hasenkaninchen überzüchtet-gesundheitliche Probleme??

Beitrag von chien » Sa 21. Nov 2009, 14:03

Aber ein Hasenkaninchen ist doch keine Kreuzung zwischen Hase und Kaninchen. Von daher ist der Rücken ja schon ein anderer wie bei einem Hasen.
sorry stimmt, aber ich meinte das eher zur Form und Bau des Rückens. Hier ging es mir hauptsächlich um die Form und Länge und der theoretische Sinn eines solchen Körperbaus. Wobei man im Umkehrschluss sicherlich weniger von Sinn sprechen kann bei einer Zuchtrasse.



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Re: Hasenkaninchen überzüchtet-gesundheitliche Probleme??

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 21. Nov 2009, 23:02

Zusätzlich sind die Tiere sehr schlank gezüchtet. In Verbindung mit der Körperform haben sie keine natürliche Körperhaltung, weshalb die Gelenke stärker belastet werden als bei normal gezüchteten Kaninchen. Zusätzlich kann es auch zu Wirbelschäden durch Überzüchtung kommen.
Eine rassebedingte "Überzüchtung" gibt es bei den in Deutschland gezüchteten Rassekaninchen nicht. Es gibt jedoch einzelne Züchter, welche Showergebnisse weitaus höher bewerten, wie die Gesundheit, Robustheit und Vitalität ihrer Kaninchen. Dies ist jedoch kein Rasseproblem, sondern ein Zuchtlinienproblem.
Man kann solche Zuchtlinien sehr oft daran erkennen, daß die Häsinnen nur noch wenige Junge bekommen, oft sind nur noch zwei bis vier Junge in den Würfen. Kommt das bei einem Wurf vor, gut, kann bei der besten Häsin vorkommen - aber hat der Züchter überwiegend kleine Würfe, kann man von ausgehen, daß es auch mit der Vitalität dieser Kaninchen nicht weit her ist ...
Auch ungleichmäßige Würfe, also wo große, mittlere und kleine Kaninchenjungen (oder sogar alle Jungen unterschiedlich groß sind) im Wurf liegen, deuten auf Vitalitätsmängel hin.

Es gibt bei den Kaninchen jede Menge vitalitätsmindernde Merkmale, welche standardmäßig gezüchtet werden. Dazu zählen alle Haarveränderungen, Fellfarben und Größen, welche von der Wildform abweichen. Es gibt nur wenige nicht vitalitätsmindernde Mutationen, wie z. B. eisengrau ... alles andere, und wenn es nur die Fellfarbe schwarz ist, ist vitalitätsmindernd.
Einige Mutationen werden noch nicht lange gezüchtet, wie beispielsweise das Rexfell. Man kann von ausgehen, daß je mehr solcher neueren Mutationen auf ein Kaninchen vereinigt werden, desto weniger vital und robust ist das Kaninchen erstmal. Nur gute Züchter schaffen es, auch solche Kaninchen wieder gesundzuzüchten, so daß sie irgendwann aufgrund der Selektion auf vitale Kaninchen die Robustheit und Vitalität von Wildkaninchen übertreffen.

Hasenkaninchen werden nun schon seit 1870 gezüchtet und "weiterentwickelt" (ein Fachbegriff aus Züchterkreisen, um das Anzüchten von menschlich definierten Schönheitsidealen zu bezeichnen). Einer der als besten Züchter seiner Zeit geltenden Züchter, Herr Poppe, züchtete sie um 1900 - als Wirtschaftsrasse. Das hieß eine Zucht auf Robustheit, Vitalität, Fruchtbarkeit und Frohwüchsigkeit.
Aufgrund dessen, daß sie immer feingliedriger gezüchtet wurden, galten sie irgendwann nur noch als Sportrasse, sie wurden nur noch von wenigen Züchtern weitergezüchtet, die nun, wenn die Rasse nicht endgültig in der Versenkung verschwinden sollte, auf Vitalität und Robustheit züchten mußten.
Das ist ihnen offenbar auch gelungen, die Hasenkaninchen gibts auch heute noch ...
Man kann also von ausgehen, der lange Rücken ist nicht vitalitätsmindernder, wie ein schwarzes Fell.

Skeletterkrankungen bei Kaninchen gibt es durch Fütterung und Haltung oft - bei Hasenkaninchen sieht man diese Skeletterkrankungen schneller, denn Hasenkaninchen sind sehr trocken (haben kaum Unterhautfett und eine eng anliegende Haut, man sieht also die Muskeln besser) und sehr schlank. Wenn also ein normales Zwergkaninchen Arthrose hat, leidet es still vor sich hin und kein Mensch sieht das, bei einem Hasenkaninchen dagegen sieht man das sehr schnell an der Bewegung, daß es da in den Gelenken Schmerzen hat. Das liegt jedoch nicht an der Züchtung, sondern an der Haltung und Fütterung! Auch bei Kaninchen, wo man halt nicht sofort die Auswirkungen sieht, sind teils extreme Skelettveränderungen da, die den Kaninchen Schmerzen bereiten.

Kaninchen aus Buchten haben schon nach wenigen Monaten schmerzhafte Veränderungen an der Wirbelsäule - vielen Züchtern fällt das nicht mal auf, einfach weil sie ihre Tiere ja nur aus den Buchten kennen und noch nie in ihrem Leben ein Kaninchen wild Freudensprünge ausführend über die Wiese hüpfen sahen. Bei Hasenkaninchen sind solche Wirbelsäulenveränderungen ne einzige Katastrophe - hier mal ausnahmsweise aufgrund ihres langen Rückens. Aber auch hier wieder - auch andere Kaninchen haben diese Rückenprobleme, genauso häufig wie die Hasen! Nur bei den Hasen fällts halt schneller auf und diese Rückenprobleme machen den Hasen mehr zu schaffen, wie anderen Kaninchen.

Hasen sind äußerst agile, temperamentvolle Kaninchen, damit sie ihre Idealfigur zeigen, werden sie selbst von Züchtern, welche ihre Kaninchen in Buchten halten, in Buchten gehalten, welche die Bucht mit einem Brett in zwei Teile teilen, so daß die Kaninchen da jedesmal drüberhüpfen müssen, wenn sie auf die andere Hälfte der Bucht wollen. Es ist erwünscht, daß die Kaninchen das auch tun, damit sie einen "wunderschönen" langen, muskulösen Rücken entwickeln. Also wird indirekt auf noch mehr Agilität gezüchtet.
Wer einmal einen auf der Weide geborenen Hasen in freier Bewegung über eine Weide hat laufen sehen (oder sollte ich lieber sagen, fliegen?), die enormen Sprünge gesehen hat, welche diese Kaninchen auszuführen im Stande sind, dem wird es sicherlich ähnlich ergehen wie mir, es kommen einem die Tränen, wenn man diese Kaninchen in nur engen Volieren, oder noch schlimmer, in Wohnungen und engen Käfigen oder gar Buchten sieht.

Es liegt hier doch auf der Hand, daß die Hasen einen enormen Platzbedarf haben, alleine nur, um sich austoben zu können! Es liegt doch bei einer solchen Agilität auf der Hand, daß es bei beengter Haltung zwangsweise zu Skelettproblemen kommen muß! Und es liegt doch eigentlich auch auf der Hand, daß ein solches Kaninchen wirklich naturnah ernährt werden muß, damit es eben diese enorme Leistung, die es da auf der Weide zur Show trägt, auch wirklich erbringen kann und nicht aufgrund fütterungsbedingter Gelenksveränderungen zum Krüppel wird!

Deutsche Riesen ihrerseits dagegen sind nur auf Masse getrimmt, gerade in den ersten 100 Jahren ihrer Zucht wurde alles ohne Rücksicht auf Verluste eingekreuzt, was groß und schwer war. Es wurde viel mit dem Futter herumexperimentiert, deutsche Riesen wurden, um noch ein paar Kilo mehr herauszukitzeln, mit Molke, viel Getreide, teilweise sogar Gehacktem gefüttert - alles, was noch mehr Gewicht machte, wurde diesen Kaninchen aufgetischt. In den 50er Jahren kamen dann Pellets hinzu, welche sogar noch mehr Gewicht aus den deutschen Riesen herauskitzeln konnten. Aufgrund dessen sind sie noch heute regelrechte Freßsäcke, welche ein sehr energiereiches Futter benötigen. Die Aufzucht ist aus diesem Grunde recht schwierig, man muß sie schon recht optimal ernähren, will man sie nicht zu Krüppeln füttern.
Aufgrund der notwendigen energiereichen leicht verdaulichen Kost jedoch sind deutsche Riesen ihrerseits sehr temperamentvoll, es mag vielleicht sein, daß sie sehr gemütlich aussehen und sich auch gemütlich über die Weide bewegen, das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß wenn sie mal aufdrehen, richtig Platz brauchen ... also eigentlich nix für kleine Volieren oder Wohnungen, sondern ebenso wie die Hasen eher etwas für die Weide.
Will damit sagen, bei deutschen Riesen kann man eine Menge in Haltung und Futter falsch machen, was sie dann erst zu Krüppeln macht ...



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