Was sind Löffelohrkaninchen?

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Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Curly » Mo 10. Dez 2012, 23:27

Ich lese ab und zu in den Kleinanzeigen und da fällt mir jetzt immer häufiger die
Bezeichnung "Löffelohr" auf.

Was ist das?
Beim Kaninchen heißen die Ohren "Löffel", demnach wäre
jedes Kaninchen nen Löffelohr, oder nicht?
Wer kennt sich da aus?



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Venga » Mo 10. Dez 2012, 23:37

Das ist wohl eine Gen-Mutation.
Die Kaninchen haben kleine rundliche Ohren.
[url=http://nordullis-arche.beepworld.de/loeffelohr---zwerg-infos-ueber-die-zucht-.htm]Hier[/url] steht was dazu. (runterscrollen)


LG
Venga

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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Dez 2012, 01:38

Löffelohr ist ein hartnäckig vererbender, vermutlich autosomal rezessiv vererbter Fehler in der Hermelinzucht - Fehler deshalb, weil Rückenverkürzungen nicht ausgeschlossen werden können, welche wiederum dazu führt, daß die Organe zuwenig Platz im Körper haben. Ich vermute, daß die mischerbigen Tiere etwas bessere Typ-Hermeline abgeben und deshalb bevorzugt in der Zucht eingesetzt werden - dadurch kommt es dann immer wieder zu Löffelohren, die jedoch aufgrund der immensen damit verbundenen Gesundheitsprobleme absolut unerwünscht sind, sie werden schon getötet, sobald klar ist, daß es solche Löffelohren sind.
Auffällig ist bei dieser Mutation das Ohr, welches einen normalbreiten Ohransatz zeigt, aber dann eine deutliche Verbreiterung des Ohres aufweist, so daß der Eindruck eines gestielten Ohres entsteht.

Die "Schwanzverkürzung", von der dort auf dieser Seite gesprochen wird, ist in Wirklichkeit keine Schwanzverkürzung, sondern vielmehr fehlende Wirbel im Kreuzwirbelbereich, wodurch die Schwanzwirbel weiter Richtung Becken angelegt werden. Der Schwanz wirkt dadurch verkürzt, der Rücken ist verkrümmt und sieht irgendwie in Natura etwas ... äh ... krank aus.

Wir haben eine Katzenrasse, bei der eine ähnliche Rückenverkürzung in Kauf genommen wird, um Ausstellungskatzen zu bekommen: die Manx ... diegleichen Probleme, welche die Manx ganz ohne Schwanz hat, sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch bei Löffelohrkaninchen zu beobachten, wenn man nur genau genug beobachtet. Von daher verstehe ich nicht, wie etwas derartiges, was nun schon seit mind. den 50er Jahren versucht wird, aus der Hermelinzucht wegzubekommen, aufgrund der gesundheitlichen Mängel, die nicht weggezüchtet werden können und bei einem Teil der Zuchtprodukte auftreten, nun plötzlich geziehlt gezüchtet werden sollen!

Die Kreuzwirbeldeformationen sind jedoch nicht die einzigsten vitalitätsmindernden und nicht ausschließbaren Fehler, weitere Fehler sind zu kurze Kiefer bzw deutlicher Stop mit zu schmaler Schnauze und dadurch Zahnstellungsfehler, die zu bösen Zahnproblemen führen, die mal ausnahmsweise nicht fütterungstechnisch bedingt sind, Wirbelkörperdeformationen, die zu einem schiefen Schwanz führen, gänzlich fehlende Schwanzwirbel, wobei davon immer auch der ein oder andere Kreuzbeinwirbel betroffen ist, verwachsene Kreuzbein- und Schwanzwirbel und dadurch entstehende lebenslange Schwanzlähmung usw usf ... vielleicht gibts ab und an auch Löffelohrkaninchen, welche keine dieser stark vitalitätsmindernden Merkmale aufweist, nur lassen sich eben diese schweren Deformationen zumindest in Verbindung mit dem Zwergengen genausowenig ausschließen, wie bei den reinerbigen Punktschecken das Megacolon ...

Aber vielleicht hab ich ja nur gaaaaanz falsche Informationen und es ist alles gaaaanz anders ... schließlich sind die meisten Infos, die ich über diese Mutation habe, nur mündliche Weitergabe einer Frau, die lange Zeit mit nem Hermelinzüchter verheiratet war und der diese Mutation wohl auch unter seiner Nachzucht immer wieder hatte.

Was ich merkwürdig finde, wenn man nach googelt, findet man zwar ein paar verstreute Bilder, aber so gut wie keine Berichte über den tatsächlichen Zucht- und Gesundheitsstand dieser Kaninchen. Sollte das ein Hinweis darauf sein, daß die Züchter sehr genau wissen, daß sie da kranke Kaninchen produzieren und genau deshalb nix drüber veröffentlichen (außer solche Homepages, wie die oben verlinkte)?

Ich hab nur eine einzige Seite gefunden, welche die Probleme mit der Löffelohrzucht offen anspricht (und wirklich schöne Bilder von Löffelohren zeigt, welche die mit der Löffelohrmutation verbundenen Deformationen deutlich zeigt) ... allerdings offenbar nicht erkannt hat, daß die Deformationen an Kopf und Wirbelsäule mit dem Löffelohrgen verquickt sind. Andererseits wird auf dieser Seite sogar von einer verkürzten Lebensdauer von oftmals nur zwei Jahren geredet und zusätzlich, all das, was meine Vermutungen und alles das, was ich bislang über diese Mutation zu wissen glaube, auch noch bestätigt ...
Nicht nur das, dort wird von einer weiteren Mißbildung im Zusammenhang mit den Löffelohren berichtet, die mir bislang noch nicht bekannt war: die "Kuhhessigkeit", welche darauf schließen läßt, daß auch Deformationen am Becken möglich sind.
[url=http://www.von-der-kraeuterwiese.de.tl/Aufkl.ae.rung-zu-den--g-Moderassen-g-.htm]Löwenkopfkaninchen von der Kräuterwiese - Aufklärung zu den "Moderassen"[/url]

In meinen Augen handelt es sich bei der geziehlten Zucht von Löffelohren um eine echte Züchten von Tieren unter Duldung /Förderung von Schmerzen/Verhaltensstörungen">Qualzucht im Sinne des Tierschutzgesetzes, denn es werden eine Menge Kaninchen produziert, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr gesamtes, verkürztes Leben lang horrende Bauchschmerzen haben!



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Una » Di 11. Dez 2012, 07:37

Murx Pickwick hat geschrieben: Die "Schwanzverkürzung", von der dort auf dieser Seite gesprochen wird, ist in Wirklichkeit keine Schwanzverkürzung, sondern vielmehr fehlende Wirbel im Kreuzwirbelbereich, wodurch die Schwanzwirbel weiter Richtung Becken angelegt werden. Der Schwanz wirkt dadurch verkürzt, der Rücken ist verkrümmt und sieht irgendwie in Natura etwas ... äh ... krank aus.


Nicht nur das, dort wird von einer weiteren Mißbildung im Zusammenhang mit den Löffelohren berichtet, die mir bislang noch nicht bekannt war: die "Kuhhessigkeit", welche darauf schließen läßt, daß auch Deformationen am Becken möglich sind.
Sorry, für OT, aber diese beiden Infos finde ich sehr interessant.
Ich hab einen Chaplin (Riesenschecke) und der weist genau diese beiden Punkte auf, die du hier schilderst. Der Schwanz liegt enorm stark am Rücken an, sodass man ihn von der Seite gar nicht sehen kann. Der Rücken wirkt dadurch aufgewölbt, außerdem ist seine Beinstellung hinten kuhhessig und vorne dreht er die Beine nach innen.


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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Dez 2012, 08:56

Hat er zufälligerweise auch diese besondere Ohrform?
Wenn das Zwergengen nicht dran beteiligt ist, erkennt man die Löffelform der Ohren meist zusätzlich dadurch, daß die Ohröffnung selbst später anfängt, wie normal, die Basis des Ohres ist jedoch immer deutlich schmaler, wie das nachfolgende Ohr.

Diese Mutation ist nicht ans Zwergengen gebunden, aber sie fällt vermutlich bei Hermelinkaninchen weniger auf, zumal ja da auf kurze Ohren hin gezüchtet wird und konnte sich deshalb trotz sämtlicher Zuchtbemühungen bis jetzt halten.

Ansonsten wirds sicherlich noch mehr solcher Mutationen geben ...



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Una » Di 11. Dez 2012, 09:49

Murx Pickwick hat geschrieben:Hat er zufälligerweise auch diese besondere Ohrform?
Nein, hat er nicht, daher schrieb ich ja "OT". ;)
Er hat ganz normale "Riesen"scheckenlöffel. :X


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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Rennmaus » Di 11. Dez 2012, 21:51

Also ich finds ja ganz furchtbar....da geht doch grad das tolle verloren bei Kaninchen: die riesen Ohren! Ich finde gerade das ist so niedlich...



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Una » Mi 12. Dez 2012, 08:29

Nochmal kurz OT, da mir das jetzt gerade erst bewusst geworden ist:
Una hat geschrieben:Ich hab einen Chaplin (Riesenschecke) und der weist genau diese beiden Punkte auf, die du hier schilderst. Der Schwanz liegt enorm stark am Rücken an, sodass man ihn von der Seite gar nicht sehen kann. Der Rücken wirkt dadurch aufgewölbt, außerdem ist seine Beinstellung hinten kuhhessig und vorne dreht er die Beine nach innen.
Ich hab mich da voll vertan mit dem "kuhhessig", das wäre ja, dass die Hinterbeine von hinten eher X-beinig aussehen, bei Chaplin sind sie relativ breit gestellt, wenn man ihn von hinten beim Hoppeln ansieht, das wäre dann eher "fassbeinig", ich hab das verwechselt. :schäm:


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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Kampfteddy » So 17. Feb 2013, 09:23

Hallo

Ich züchte selbst Löffelohren hatte allerdings außer Trägerwürfen noch keine LO Würfe im Nest, die erwarte ich jetzt dann in den Nächsten Wochen. Die Verpaarung die wir angesetzt haben ist aber normaler Zwerg x Löffelohr.
Das Löffelohrgen wird von einer Häsin immer dominant vererbt und bei einem Rammler rezessiv. Das bedeutet bei einer Verpaarung von einem normalen Rammler x einer Löffelohrhäsin bekommt man in der Regel 50 / 50 . Verpaarung normale Häsin x Lo Rammler bringt jedoch nur Trägertiere herauß und bei entsprechende verpaarung tritt in der F2 generation das LOGen dann wieder zum Vorschein. Allerdings alles mit Vorbehalt das Gen ist noch zu wenig erforscht.

Das Problem mit dem verkürzten Rücken und der "Stupsnase" ist bekannt, diese Tiere werden auch nicht zur Zucht eingesetzt. Bei Tieren wo diese Fehler auftreten ist es meistens so das ein Elternteil diesen fehler auch aufweißt. Ob dieser fehler auch versteckt getragen werden kann ist nicht bekannt. Allerdings machen großteil aller Züchter rückverpaarungen um diesen und vor allem auch Zahnfehler aufzudecken. Leider stammt der großteil der Löffelohren von Züchtern ab wo man weiß das sie beim Start dieser Rasse auf Zahnfehler keine Rücksicht genommen haben. Dieser Fehler muss nun leider rausselektiert werden und sollte er in einer Linie auftreten ist die Linie von der Zucht ausgeschlossen.

Leider lässt es sich aber nicht leugnen das viele hierrauf keine Rücksicht nehmen und solche Tiere auch an andere Zuchten verkaufen. Darum habe ich zB darauf geachtet immer 2 Tiere aus einer Linie zu bekommen um mittels Rückverpaarung solche Fehler aufzudecken.

Das Problem mit dem verkürzten Rücken ist mir bei verantwortungsbewussten Züchtern erst zwei mal untergekommen und die Vererbung dieser Probleme ist wie gesagt nicht genau erforscht.

Meine Tiere haben alle einen normalen Kopf, gerade Zähne und eine Blume in normaler Länge - aber genaueres werde ich vermutlich erst in einem Jahr sagen können.

Meine Ersten Löffelohren die ich 2009 gekauft habe waren leider Rotzer und daher hab ich lange die Finger von denen gelassen.

Was man aber abschließend noch sagen kann ist das viele Tiere aber auch aussortiert werden müssen aufgrund der Tatsache das sie für die Zucht einfach zu klein bleiben. Ich habe 2012 einen Rammler gekauft der es auf ein Endgewicht von knapp 600 Gramm brachte, was selbst für einen Rammler ein no go ist.

Hier 2 normale Typzwerg Löffelohren:

Bild

Bild



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Rennmaus » So 17. Feb 2013, 17:00

Ui, an das Thema hätten ich ma eher denken müssen....fiel mir jetzt erst ein. Ich glaube, so im Nachhinein betrachtet, bei mir in der Nähe war eines diese Kaninchen in ner Kleinanzeige. Ich hatte mich noch so gewundert wi die Ohren von dem kleinen Mann sind...



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 18. Feb 2013, 11:02

Wie siehts mit dem Alter aus?
Wie alt sind die ältesten Löffelohren, die du kennst?

Du sagst, bei deinen bekannten Züchern seien erst zweimal solche Rückenverkrümmungen vorgekommen - von wieviel Tieren?
Macht nämlich ein Unterschied, ob es sich nur um fünf Löffelohren handelt oder ob es sich um 100 Löffelohren handelt.

Den Vererbungsgang, den du ansprichst, ist eine geschlechtsgebundene Vererbung ... bislang werden noch keine geschlechtsgebundenen Mutationen beim Kaninchen geziehlt gezüchtet, aber bei anderen Tierarten ist das ein häufiges Phänomeen, beispielsweise bei Wellensittichen.
Immerhin erklärt die Tendenz zur extremen Kleinwüchsigkeit, weshalb in Hermelinzuchten dieses Gen so hartnäckig erhalten blieb - klar, die Hermelin wurden zeitweise nur auf Kleinheit gezüchtet, je kleiner, desto wertvoller das (Zucht-)tier. Es wurden da durchaus auch Tiere in die Zucht eingesetzt, die nur 800g wogen!
Ich nehme jetzt einfach mal ganz frech an, das dürften dann diese Löffelohrkaninchen gewesen sein ...

Erst dadurch, daß die Gesundheits- und Fruchtbarkeitsprobleme in der Hermelinzucht überhand nahmen, hatte dazu geführt, daß heute nicht mehr mit Tieren gezüchtet werden darf, die unter 1kg schwer sind.



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Kampfteddy » Mo 18. Feb 2013, 12:21

Wir sprechen hier nur von vereinzelten Tieren bei denen der Rücken verkürzt war. Das sich dieser Fehler über gesamte Linien gezogen hat konnte ich nicht beobachten. Die Züchter haben dann jeweils die einzelnen Tiere auch in Kuschelhände abgeben und kastriert. Ob es jetzt auch Leute gibt die den Fehler verheimlichen.. bestimmt , es gibt ja auch Leute die mit Zahnfehlertieren züchten. Die ältesten Löffelohren die ich kenne sind 2009 geboren und haben auch keinerlei Gesundheitsprobleme. Eine vermehrte Sterberate von ausgewachsenen Tieren ist mir nicht bekannt, aber die Rasse ist sehr sehr jung und der Boom hat etwa vor 2 Jahren erst begonnen. Es gibt viele Züchter die da schnell mal aufspringen und nach einem Jahr dann wieder das Handtuch werfen.

Bist du sicher das Hermelinzüchter mit diesen Tieren weitergezüchtet haben? Bei dieser Ohrform gibts doch massiven Punkteabzug bei der Bewertung sofern die Tiere damit überhaupt beurteilt werden?

Vielleicht wird man irgendwann dazu übergehen nur Trägertiere mit Löffelohren zu verpaaren, so wie es ja auch beim Punktschecken sein "sollte".

Und das die Probleme totgeschwiegen werden stimmt auch nicht, wir tauschen uns in Foren und auf facebook sehr wohl über die Fehler aus. Es ist wichtig das man sich bei einer neuen Rasse darüber austauscht sonst haben wir in 5 Jahren nur noch kranke Löffelohren...

lg



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 18. Feb 2013, 20:16

Früher wurden sie mit Sicherheit in der Zucht eingesetzt ... das Ausstellungswesen ist ja erst mit der Zeit so streng geworden. Man darf da auch nicht vergessen, wie alt die Kaninchenrasse Hermelin ist, sie sind immerhin eine der ältesten Ausstellungsrassen, die wir haben ... und in den 60er Jahren wurde noch lange nicht so auf Typ und Ohr geschaut, da war Kleinheit das A und O ... und ich will auch nicht ausschließen, daß mit extremkleinen, aber nicht standardmäßigen, Tieren gezüchtet wurde und die Produkte daraus ausgestellt wurden, weil die Elterntiere auf der Ausstellung schon damals keine Chancen hatten.

Wenn man dann schließlich so ein Gen, was sich "verstecken" kann, gleichmäßig über die Population verteilt hat, ist es schwer, es wieder wegzubekommen - und da ja Inzucht so wahnsinnig verpöhnt ist, ists noch schwerer, weil Rückkreuzungen nunmal nur über Inzucht möglich sind (man verpaart die Kinder mit den Elterntieren beispielsweise und schaut, was da bei rauskommt. Die Wahrscheinlichkeit, daß so sich rezessive Gene bemerkbar machen, ist sehr hoch und auch beim geschlechtsgebundenen Erbgang fallen mit hoher Wahrscheinlichkeit eben männliche Tiere mit diesem Merkmal).

Bei den Punktschecken hast du keine Trägertiere, da es sich um ein dominantes Merkmal handelt - entweder, die Tiere haben die Scheckung, dann tragen sie das Gen, oder sie haben die Scheckung nicht, dann tragen sie auch nicht das Gen. Das heißt, es sollte stets ein Merkmalsträger mit einem Tier verpaart werden, welches das Punktscheckungs-Gen nicht hat, also auch kein Merkmalsträger ist ... (naja, Theorie ist grau, ich kenne ehrlich gesagt keinen Punktscheckenzüchter oder Mantelscheckenzüchter, der sich daran hält.)

Wenn du bei einem rezessiven geschlechtsgebundenen Erbgang die Trägertiere (also Häsinnen mit einem Löffelohrgen und einem Normalohrgen) mit Löffelohren verpaarst, hast du mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% reinerbige Tiere. Wenn tatsächlich nur die reinerbigen Tiere diese Mißbildungen aufweisen, müßte also entweder drauf geschaut werden, daß potentielle Merkmalsträgerhäsinnen nur mit Nichtlöffelohrrammler verpaart werden oder aber, was erfolgversprechender ist, wenn man Löffelohren im Wurf haben will, Löffelohrrammler mit Häsinnen, die 100%ig keine Löffelohrträger sind, verpaart.
Nun ist es bei der geschlechtsgebundenen Vererbung sehr selten, daß bei reinerbigen Tieren die Tiere weniger vital sind wie die mischerbigen Tiere, es sei denn, die mischerbigen Tiere mit dem kaputten Chromosom (bei uns Säugern also die Männers - nicht die Rippe wurde ihnen von Gott geklaut, um das Weib zu erschaffen, sondern das Beinchen vom Geschlechtschromosom :twisted:) sind ihrerseits nicht lebenstüchtig (Bluter beim Menschen beispielsweise).

Bislang hab ich halt im Netz nix drüber finden können - normalerweise finde ich über die kuriosesten Züchtungen innerhalb kürzester Zeit Bilder, Erfahrungen oder Rechtfertigungen, weshalb diese Mutationen eben doch züchtungswürdig sind. Allerdings sind am Leichtesten Homepages zu finden, davon scheint es noch zuwenig Seriöses zu geben ... was ich dagegen bislang in Foren fand, war eher echtes Nichtwissen (was keineswegs heißt, daß es auch Foren gibt, die viel echte Erfahrungswerte und Wissen über die Löffelohren weitergeben - ich hab sie halt nur nicht entdeckt).



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Kampfteddy » Mi 30. Okt 2013, 07:47

Hallo

Ich wollte jetzt ein 3/4 Jahr später mal berichten...
Mittlerweile haben alle Züchter mit Hirn ihre Löffelohrzucht eingestellt. Ich habe mir eine Häsin als Liebhabertier behalten...

Unabhängig davon ob die Eltern eine normale Blume hatten oder nicht sind teilweiße immer Jungtiere mit verkürzter Blume auf die Welt gekommen. Verkürzte Blume ist aber zwangsläufig an das LO Gen gekoppelt. normalohrige Tiere hatten diese nie.

Die Tiere haben teilweiße massive Wachstums Probleme und erreichen ein Endgewicht von nur 0,6 - 0,8 kg. Meine letzte Liebhaberhäsin hat es mit Müh und Not auf 0,8 kg geschafft.

In fast allen Löffelohrlinien kam es bei Rückverpaarungen zu Zahnfehlern und/oder Maxfaktor Babys.

Ich selbst hatte 2 Häsinnen mit Zahnfehlstellungen, einen Rammler musste ich deswegen einschläfern, einer anderen Häsin brökelte das Gebiss , eine andere hatte masisve Geburtsprobleme...

Eine einzige Katastrophe..... und ich finde es sehr schlimm das man diese genetischen Defekte nun in fast allen Linien hat weil alle wie verrückt immer und überall Löffelohren eingekreuzt haben....

Ich habe zur weiterzucht nur noch meine eigenen Tiere behalten die auf meiner eignen Löffelohrfreien Linie basieren.



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 30. Okt 2013, 09:08

Danke für diese ehrliche Rückmeldung - das macht seriöse Zucht auch aus, daß eben, wenn man seine Fehler erkennt, sie sich nicht nur eingesteht, sondern auch veröffentlicht ... auch dann, wenn die Wahrscheinlicheit sehr hoch ist, daß da irgendwer kommt mit: "Hab ichs dir nicht gleich gesagt?"



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Kampfteddy » Mi 30. Okt 2013, 10:05

Ja wenn jemand sagt "das hab ich dir doch gleich gesagt" (wie zB meine Mama *gg*) dann kann ich e nur sagen ja stimmt, eigentlich hätten da von Anfang an die Alarmglocken läuten müssen....

Linien ohne diese genetischen Sonderlinge sind mittlerweile Mangelware, ich bin so extrem froh das mir dieses Jahr soviele Häsinnen zurück gebracht wurden von Liebhabern und wir noch einen spitzen Zuchtstamm haben :-)



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 30. Okt 2013, 11:29

Soweit ich weiß, hat der BDK erst gar nicht zugelassen, daß Löffelohrkaninchen zur Zucht eingesetzt werden konnten, die wollten erstmal abwarten, ob sich die Löffelohren tatsächlich gesund züchten lassen ... eventuell findest du über den BDK Züchter von Löwenkopfzwergen, welche noch löffelohrfrei sind.

Ansonsten, solange die Vitalitätsmerkmale nicht runtergehen, wie Wurfgröße, Frohwüchsigkeit und sowas alles, kannst du auch sehr lange innerhalb deiner Linie bleiben, ohne daß da was passiert.
Gerade bei den Löwenköpfen solltest du allerdings auch stark auf die gleichmäßige Größe im Wurf achten - ok, daß du da oft zwei Größen bei hast, nämlich die reinerbigen Löwenköpfe und die Anderen, das läßt sich vermutlich noch gar nicht verhindern (diese Mähnenmutation ist nunmal stark vitalitätsmindernd) - aber ein Sechserwurf mit drei bis vier Größenordnungen bei den Saugjungen zeigt entweder Haltungs- und Fütterungsmängel oder aber, viel gefährlicher, nen züchterisch bedingten Vitalitätsverlust.



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Re: Was sind Löffelohrkaninchen?

Beitrag von Kampfteddy » Mi 30. Okt 2013, 11:45

Für die nächsten 1-2 Jahre haben wir auf jeden Fall noch genug genetische Vielfalt :-) und da wir sowieso Linienzucht betreiben brauch ich nicht dauernd neue Tiere. Wurfmäßig sind wir immer sehr gut unterwegs mit 4-7 Jungtieren und eigentlich keine letalen. Die hatte ich eigentlich nur bei den Löffelohren ....

Back to the roots... :-)



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