Frankfurter Zoo

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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2014, 12:23

Postkarten sind kein Problem ... du könntest einfach die Bilder rauskopieren, Postkarten mit eigenen Photos machen inzwischen einige Online-Dienste und dort halt drucken lassen.
Die Auflösung sollte dafür ausreichend sein, um auf ner Postkarte mehr wie 300dpi hinzubekommen ...



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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2014, 14:02

Ich hab beinahe das Wichtigste vergessen, wenn privat die Bilder hier im Thread zu Postkarten verarbeitet werden und dann verschickt werden - bitte gebt immer irgendwo auf der Postkarte an, daß die Bilder im Zoo Frankfurt aufgenommen wurden! Schließlich ist das ja auch eine gewisse Werbung für den Zoo.

Viele Tierparks und Zoos bestehen auch drauf, daß sie angegeben werden, wenn Photos von ihren Tieren für private Zwecke veröffentlicht werden.

Noch eine Sache - bitte die Postkarten nicht verkaufen! Wenn meine Bilder, die ich in irgendeinem Zoo oder Tierpark aufgenommen habe, kommerziell veröffentlicht werden, bekomme ich als Autor richtig bösen Ärger, sobald rausgefunden wird, daß die Bilder von mir stammen!
Wenn die Zoobilder verkauft werden sollen, brauche ich nen Vertrag mit dem Zoo ... meist kostet das nämlich was.

Wenn ihr die Photos sehr groß anschaut, sieht man leider, das einige dieser Photos eben doch sehr unscharf sind ... gerade bei den Krallenäffchen.

Ich will nochmal die Kaiser-Schnurrbart-Tamarine zeigen ...
Ich hab ja schonmal erwähnt, wie sozial diese Tamarine sind ... sie vergesellschaften sich sehr oft mit anderen Krallenäffchen und können sich sogar mit diesen unterhalten. Das birgt jedoch eine enorme Gefahr - die Gefahr, daß sich ein Kaiser-Schnurrbart-Tamarin in die falsche Art verliebt ... und damit das nicht passiert, finden Kaiser-Schnurrbart-Tamarine nur Krallenäffchen zum Verlieben schön, die so einen wunderschönen weißen Bart ihr eigen nennen ... mit jedem anderen Affen unterhalten sie sich zwar sehr angeregt, aber die sind nicht sexuell interessant. Auf die Art und Weise ist sichergestellt, daß die Kaiser-Schnurrbart-Tamarine sich nur mit ihresgleichen verheiraten.
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Die Kaiser-Schnurrbart-Tamarine haben das gleiche Familienkonzept verwirklicht, was wir auch schon von den goldgelben Löwenäffchen und den Zwergmangusten kennen - allerdings haben sie eine kleine Variation des Ganzen, bei ihnen dürfen alle Männer mal mit Mama Junge zeugen - auch die Söhne. Die Inzucht stellt sicher, daß alles Gute in der Familie bleibt ... Nur die Mutter sorgt dafür, daß sie die einzige Mutter in ihrer Familie bleibt, wenn einer ihrer Töchter auch mal Junge haben will, muß sie halt ausziehen und sich einen eigenen Mann suchen, basta.
Die Männer übernehmen das Tragen der Jungen - und teilen sich diese Aufgabe redlich ... sie lieben Kinder! Könnte schließlich ihr eigenes Kind sein, das wissen sie nicht so genau, da ja Mama sich sowohl mit ihrem Mann, als auch ihren Söhnen paart. So muß nicht einer alleine die schwere Last tragen. Auf die Art und Weise ist nun etwas möglich, was bei anderen Krallenäffchen nicht möglich ist, die Mütter bekommen regelmäßig zwei Junge und nicht nur eines - selbst, wenn ein Weibchen erst ausgezogen ist und ne neue Familie gegründet hat, hat sie ja noch ihren Mann, dem sie eines der beiden Lütten aufbürden kann, das andere trägt sie selbst. Sobald die ersten Söhne alt genug sind, ist es ihnen eine Ehre, Mama auch das zweite Gör abzunehmen.
Haben die Lütten Hunger, teilen sie das ihrem Träger mit - und dieser bringt sie dann möglichst schnell zu Mama, wo sie Milch trinken können.
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Miss Marple » Fr 7. Nov 2014, 19:53

Ich wollt auch mal kurz Bescheid sagen: ich lese und gucke hier leidenschaftlich gerne mit! :walk:


"Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."

geklaut


"Ich schimpfe nie über Regen. Ich mochte ihn ja auch, als er noch das Meer war."

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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2014, 22:31

Macht richtig Spaß - erst recht, wenn ich lese, daß ich euch immer noch nicht langweile mit den vielen Texten und Bildern :D

Beim letzten Besuch im Zoo Frankfurt war ich tatsächlich mal da, als die Zwergotter draußen waren - gleich die gesamte Bagage, heißt also Eltern mit ihren fast ausgewachsenen Jungen! Ich hab unheimlich viele Bilder geschossen - und bin tierisch stolz drauf :D
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Ich hab beschlossen, alle guten Bilder der Zwergotter zu zeigen, das heißt also, da es zuviele sind für einen Post, werden sie nun aufgeteilt auf mehrere Posts ... :P
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Ich muß ehrlich gestehen, für mich waren Zwergotter bislang dasgleiche wie andere Otter auch, nur in grün ... oder so ähnlich ... aber das ist nicht so, Zwergotter sind in der Fischotterfamilie etwas ganz Besonderes!
Ich hab die letzten Tage viel über sie gelernt ...
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2014, 23:02

Ich habs glaubs schonmal erwähnt ... die Zwergotter können raus und rein, wie sie wollen. Was gewisse Nachteile hat, denn als Mensch muß man erst durch das gesamte Grzimek-Haus laufen, um die Zwergotter drinnen zu sehen - bis man endlich vor dem Innengehege steht, sind die Otter aber schon längst wieder längst draußen. Sie brauchen ja nur einen kleinen Durchgang zu durchqueren!
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Zwergotter kommen aus Südasien, genauer gesagt von Indien und Südchina über die Malaiische Halbinsel bis Borneo und Java und den Philippinen. Sie leben dort in der Nähe von Flüssen und Flußmündungen in dichter Vegetation und sind teilweise Kulturfolger.
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So richtig aufgefallen, daß mit diesen Zwergottern irgendwas nicht mit dem übereinstimmt, was ich über Otter zu wissen glaubte, war, als ich etwas irritiert ihnen beim Fressen zugesehen hatte ... die Zwergotter wurden mit Zophobas gefüttert! Zophobas sind die Larven des großen Schwarzkäfers.
Nur, bislang dachte ich, alle Otter leben von Fisch, wieso also sollte ausgerechnet im Zoo Frankfurt so eine absolut widersinnige Ersatznahrung wie Zophobas gefüttert werden? - Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht!
Und wie immer, wenn ich total irritiert bin - kein Tierpfleger weit und breit in Sicht! (Ich glaub, die verstecken sich ganz schnell, sobald sie mich sehen, um den ewigen Fragen auszuweichen ... )
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Zuhause angekommen klärte mich Tante Wikipedia geduldig, wie immer, auf ... Zwergotter fressen nur selten Fisch, sie leben von Muscheln, Schnecken und Krebsen ... und die sind teuer bzw nicht immer erhältlich, ein gutes Ersatzfutter sind für Molluskenfresser unter anderem - ja, Zophobas!
Es war also keinesfalls ein Fehler eines neuen Tierpflegerpraktikanten, der die Futterboxen vertauscht hätte oder so ...
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Grzimeks Tierleben wußte sogar noch mehr zu berichten ... beispielsweise, daß die Zwergotter bei den Reisbauern sehr beliebt sind. Sie futtern dort die Krebse weg, welche sonst die Reispflanzen wegfuttern würden. Heißt also, je mehr Zwergotter, desto weniger Krebse und desto mehr Reis ... das ist doch mal vernünftige Schädlingsbekämpfung! :D
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Die Zwergotter tasten mit ihren fühligen Fingern nach den begehrten Schalentieren, sie brauchen die Hände nicht mal aus dem schlammigen Wasser nehmen, denn sie fühlen, was sie gefunden haben.
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Das geht soweit, daß Zwergotter im Zoo, wo sie das Futter oft genug außerhalb des Wasser finden, ihr Futter zum Wasser tragen, um es dort zu befühlen ...
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2014, 23:10

Damit sie die Mollusken richtig befühlen können, brauchen sie Fingerfreiheit ... und das haben sie auch, denn sie besitzen keine Schwimmhäute zwischen den Zehen, wie die anderen Otter. Es gibt nur eine einzige andere Otterart, die auch keine Schwimmhäute besitzt - der Kapotter aus Südafrika. Man faßt deshalb diese beiden Otterarten als Fingerotter zusammen.
Ein weiteres Merkmal dieser Finger ist, Zwergotter haben nur ganz winzige Krallen - so können sie mit den Fingerspitzen auch nach Mollusken fühlen, was im Schlamm durchaus sehr praktisch ist.
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Nun reicht das allerdings noch nicht aus, um mit hartschaligen Mollusken klarzukommen, selbst, wenn so ein Zwergotter einen Krebs oder eine Muschel gefunden hat, hat er sie ja noch nicht gefressen - Hinderungsgrund ist eine harte Schale. Um also an den weichen Kern zu kommen, braucht es einen kräftigen Kiefer und scharfe, kräftige Zähne ... sowas zum Beispiel:
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2014, 23:28

Für Muscheln haben sich die Zwergotter etwas ganz Besonderes ausgedacht ... sie sammeln die Muscheln und legen sie in die Sonne. Die Muscheln, welche durch die Hitze und Trockenheit in der Sonne geschwächt werden, öffnen sich von allein - und die Zwergotter brauchen sich nur noch zu bedienen und brauchen die harten Schalen nicht selbst aufbrechen.
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Auch das Familienleben ist anders, wie bei den anderen Ottern - Zwergotter suchen sich einen festen Partner, mit dem sie ein Leben lang zusammenbleiben. Die Kinder bleiben sehr lange bei ihren Eltern und helfen bei der Aufzucht der Jüngsten. So entstehen Gruppen von 4 - 12 Tieren.
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Der Rüde hilft bei der Futtersuche und bringt seiner Familie Futter.
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Nach dem Schwimmen wird das Fell erstmal wieder trockengeschüttelt - da sind die Zwergotter nicht anders, wie unsere Haushunde ...
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Hier sieht man nochmal sehr schön die Zehen - keine Schwimmhäute, winzige Krallen ...
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Einer der Jungen, die im Zoo Frankfurt dies Jahr geboren wurden:
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Ansonsten sehen die Zwergotter aus, wie alle Otter ... nur, daß sie die Kleinsten aller heute lebenden Otter sind.
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Fressen macht müde ...
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Also wird Material fürs Nest geschnappt und es geht heim, schlafen ...
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Re: AW: Frankfurter Zoo

Beitrag von Bigfoot63 » Sa 8. Nov 2014, 06:30

Was für tolle Bilder. Das Otterfoto mit dem vollständig sichtbaren Zahnbild ist ja klasse.
Mein Favorit das Trocken schüttel Foto.
Deine Geduld und dein "Blick" fürs Bild sind einfach alle unglaublich.
Danke für den morgendlichen Genuß. Das Wasser abschüttel Foto ziert mein Smartphone und wird mich während eines Tierschutzseminars heute ganz sicher aufheitern.
Made my Day [emoji7] [emoji7] [emoji7] [emoji7]


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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 8. Nov 2014, 10:49

Ich hoffe, das Tierschutzseminar wird ein voller Erfolg :D
Gehts um Pferde?

Als nächstes kommt das Exotarium dran - das sind unheimlich viele Bilder und zu den meisten abgebildeten Arten hab ich Null Informationen. Dazu kommt, ich muß das alles erstmal in eine halbwegs sinnvolle Reihenfolge bringen.
Außerdem wollte ich auch ein wenig über die wechselvolle Geschichte der Aquarienanlagen und der Entstehung des Exotariums schreiben.

Als Vorgeschmack gibts erstmal ein Portrait eines Nachtsalmlers :D
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Re: AW: Frankfurter Zoo

Beitrag von Bigfoot63 » Sa 8. Nov 2014, 20:56

Ich bin schon gespannt wie es hier weiter geht.
Das war heute so eine Verbandstagung allgemein für Tierheime. War nicht soo spannend [emoji99] [emoji99]


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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von vivi81 » So 9. Nov 2014, 19:10

Echt tolle Bilder. Danke!

Vorallem die Rüsselspringer :wolke7:


Liebe Grüße Vivi...

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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Nov 2014, 16:37

Also ... weiter gehts mit dem Aquarium ... oder besser gesagt, einem wahnsinnig langen Text, der beschreiben soll, wie das Aquarium zu einem Exotarium wurde :D

Wem der Text zu lang wird, er wird nur links enthalten, keine Bilder, einfach nen Post runterscrollen, dann kommen wieder Bilder.

Der Zoologische Garten Frankfurt hatte von Anbeginn auch Aquarien gehabt ... und sich erstaunlicherweise schon mit Seeaquaristik beschäftigt!

Am 8. August 1858 eröffnete der Zoo seine Tore - und zeigte schon ein Süßwasseraquarium und ein paar Reptilien und Amphibien im Affenhaus. Die Haltung war eigentlich zu dunkel, gerade die Reptilien dürften nicht sehr alt geworden sein.

1861 gabs Versuche, Meerestiere zu halten ... nachdem das hinter den Kulissen einigermaßen klappte, ohne daß ständig neue Meerestiere aus Ost- und Nordsee nach Frankfurt gekarrt werden mußten, wurden sechs Salzwasseraquarien und drei Süßwasseraquarien im maurischen Haus ausgestellt - wobei die Meerestiere interessanterweise nicht in Glasaquarien gezeigt wurden, sondern in Tonaquarien! Man mußte also von oben hineinsehen.
Auch die Filterung war sehr interessant, die Becken waren stufenförmig angeordnet, das Wasser wurde erst ins obere Becken geleitet, von dort ins nächstuntere usw usf, aus dem untersten Becken wurde das Wasser in den Filter geleitet.
[url=http://www.zoo-frankfurt.de/unser-zoo/geschichte/aquarium-exotarium/aquarium.html]Seewasseraquarien im Maurischen Haus[/url], oberstes Bild

Es zeigte sich schnell, Meerestiere ließen sich nur bei konstanter Temperatur halten - das war so ohne Elektrifizierung nahezu unmöglich, dennoch wollte die Zoologische Gesellschaft nicht von ihrem Vorhaben, größere Aquarien zu zeigen, abgehen. Ein Gewölbe mit dicken Mauern mußte her, welches die Aquarien beherbergte und eine konstante Temperatur versprach, dazu ein Wasserturm zur Bevorratung des notwendigen Wassers. Das Bauvorhaben verschlang immense Summen und es dauerte entsprechend, bis die Gelder zusammenkamen, um das Aquarium endlich fertigzustellen. Am 16.07.1877 war es endlich soweit und das Aquarium öffnete seine Tore. Gezeigt wurden unter anderem Meerestiere aus Nord- und Ostsee und dem Mittelmeer.
Die vordem bewährte Filtertechnik wurde perfektioniert ... wer sich für interessiert, kann es hier genauer nachlesen:
[url=http://www.zoo-frankfurt.de/unser-zoo/geschichte/aquarium-exotarium/aquarium/aquarientechnik-1877.html]Aquarientechnik 1877[/url]
Vermutlich war der Frankfurter Zoo das Aquarium, was am weitesten vom Meer entfernt war. Allerdings hatte das auch seinen Preis, die laufenden Kosten waren enorm, wer ins Aquarium wollte, mußte zweimal zahlen - einmal für den Zoo und dann noch mal fürs Aquarium.

1885 wurden auch Seehunde und Wasservögel gezeigt, 1886 wurden die Schaubecken verkleinert und es wurde mit natürlichem, statt künstlichem Seewasser experimentiert. Die Reptilien waren nach wie vor im Affenhaus bei einer viel zu dunklen Umgebung untergebracht. Das überlebten die Reptilien nicht lange ... also wurde vonProf. Dr. Boettger und Zoodirektor Prof. Dr. Seitz angeregt, die Reptilien in einer Art Gewächshaus unterzubringen ...
Am 15.Mai 1904 konnte das erste Reptiliengewächshaus eröffnet werden ... es war für damalige Verhältnisse eine Sensation! Nun wurden Riesenschlangen in einem sehr großen Terrarium gehalten, es gab viele kleine Behälter, die hübsch zwischen Pflanzen eingepaßt waren und es wurden Krokodile, größere Echsen und Wasserschildkröten gezeigt. Selbst für eine Amphibienabteilung war noch Platz ...
[url=http://www.zoo-frankfurt.de/unser-zoo/geschichte/aquarium-exotarium/aquarium/reptilienhalle-1912.html]https://www.zoo-frankfurt.de/unser-zoo/geschichte/aquarium-exotarium/aquarium/reptilienhalle-1912.html[/url]

Im ersten Weltkrieg machte der Zoologische Garten aus der Not eine Tugend, er zeigte weniger tropische Fische und tropische Reptilien, die eh extrem schwer zu bekommen waren, und mehr Binnenfische aus dem Main und umliegenden Gewässern. Ein Becken jedoch wurde bis 1918 mit einem Besatz aus großen tropischen Fischen belassen. Die Logistik zur Futterbeschaffung des Aquariums muß der absolute Wahnwitz gewesen sein, insbesondere während des ersten Weltkriegs! Und es war noch immer nix elektrifiziert! Heißt also, im Aquariumgewölbe muß es ziemlich dämmrig gewesen sein, ich vermute, es wurde mit Gasfunzeln beleuchtet, bei Regen und dunklen Tagen gabs keine Möglichkeit, die Reptilienhalle zu beleuchten. Dennoch war das Aquarium nebst Reptilienhalle das Modernste auf dem Kontinent!

1926 - 1928 wurde das Aquarium elektrifiziert, es gab nun elektrisches Licht, was deutlich heller war, wie das, was vorher zur Beleuchtung diente. Außerdem wurden noch mehr Aquarien eingebaut. In die Reptilienabteilung zogen Komodowarane ein. Das Frankfurter Aquarium galt somit als das größte, älteste und modernste Großaquarium Deutschlands (das berliner Aquarium mußte 1910 geschlossen werden, sonst wäre dieses das älteste Aquarium gewesen).

1934 bereicherte eine Seekuh das Aquarium, sie wurde direkt neben den Seehunden gehalten, um die Unterschiede zwischen der Seekuh und den Seehunden herauszustellen.

Das Ende des Aquariums bereitete der 2. Weltkrieg ... in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1943 zerstörte eine Bombe sämtliche Oberlichter und Deckgläser des Aquariums. Die Tiere überlebten größtteils - bis zum Bombenangriff am 18.März 1944. Diesen Bombenhagel sollte kein einziges Tier im Aquarium überleben - aber, immerhin, das Aquariumgewölbe hielt stand und ist heute noch ein Teil des Exotariums!



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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Nov 2014, 17:03

Bernhard Grzimek, der dafür verantwortlich war, daß der Zoologische Garten Frankfurt wieder aufgebaut wurde, bestand auch darauf, daß das Aquarium so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden sollte - es ging ihm um eine Koryphäe auf dem Gebiet der Aquaristik, Gustav Lederer ... diesen wollte Bernhard Grzimek für den Zoo Frankfurt erhalten.

Allerdings war das alles nach dem Krieg recht schwierig, Geld fehlte, Baumaterial fehlte, dazu kam, daß die überlebenden Tiere ja auch noch irgendwie untergebracht werden mußten, es mußte nahezu der gesamte Zoo von vorn wieder aufgebaut werden. Dazu kam, daß die Gunst der Stunde genutzt werden sollte und das Aquarium aufgrund der vorher gemachten Erfahrungen und neuen Ideen viele Neuerungen erhalten sollte, die für die damalige Zeit Meilensteine im Aquarienbau waren. Erst am 27.08.1957 konnte das Aquarium eröffnet werden - und wurde auch prompt umbenannt in Exotarium, da hier ja nicht nur Fische gehalten wurden. Das Exotarium war doppelt so groß wie das vorherige Aquarium und es gab nun auch ein Insektarium!

Bis 1990 kostete das Exotarium extra ... die laufenden Kosten waren einfach zu hoch, das konnte mit dem generellen Eintrittspreis in den Zoo nicht gemanaged werden. Erst seit 1990 ist der Preis des Exotariums im generellen Zoopreis enthalten. Generell - es mögen vielleicht die Tiere ausgewechselt worden sein und einige Aquarien und Terrarien mit der Zeit zusammengelegt worden sein, aber im großen und ganzen entspricht das Exotarium noch genau dem, wie es 1957 eröffnet wurde. Es mag zwar vielleicht teilweise veraltet sein und es ist schon lange nicht mehr das größte Aquarium, aber es braucht den Vergleich mit anderen im Zoo integrierten Aquarien keinesfalls scheuen!

In der Eingangshalle werden zwei Klimalandschaften gegenübergestellt, auf der linken Seite befinden sich Eselspinguine, auf der rechten Seite eine Urwaldlandschaft, welche einen Fluß nachstellen sollte. Zwischen den Klimalandschaften befinden sich zwei Stuhlreihen, so daß man bequem im Sitzen die Tiere beobachten kann.
Von den Pinguinen hab ich bislang keine brauchbare Aufnahme, die Glasscheiben sind meistens derartig mit Tropfen zu, daß man da einfach keine brauchbaren Bilder hinbekommt - oder besser gesagt, ich weiß nicht, wie ich da vernünftige Bilder hinbekommen soll. Dazu kommen riesige Menschentrauben, welche die Sicht versperren.
Allerdings will der Zoo Frankfurt eine neue Pinguinanlage bauen ... es fehlen allerdings noch Gelder.

Dafür hab ich von der Urwaldlandschaft ein paar Bilder - oder besser gesagt, von den Fischen und den Schildkröten ...
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Die Schildkröten, die ich erwischt habe, müßten theoretisch Terekay-Scharnierschildkröten sein - sicher bin ich mir allerdings nicht, aber auf Großkopfschildkröte und Krötenkopfschildkröte paßt diese Schildkröte auch nicht wirklich ... es ist allerdings möglich, die Beschilderung ist alt und offenbar nie ausgewechselt worden, daß es sich um eine gänzlich andere Art handelt.
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Gefüttert wird unter anderem mit SalatBild



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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Nov 2014, 17:09

Total fasziniert bin ich von den Knochenzünglern, gezeigt werden die schwarzen Knochenzüngler.
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Und noch faszinierter bin ich von der Tatsache, daß ein Teil der Knochenzüngler im Zoo Frankfurt gefleckt sind ... Bild

Knochenzüngler sind Raubfische, sie jagen in den Flüssen in Ufernähe. Zur Regenzeit, wenn die Flüsse über die Ufer treten, gehen sie im Djungel auf Wanderschaft.
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Nov 2014, 17:13

Ein weiterer wunderschöner Fisch, der dort gezeigt wird, ist der Nachtsalmler ...
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Und noch mal etwas von vorn ...
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Nov 2014, 17:19

Sehr oft in Aquarien wird der schwarze Pacu gezeigt.
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Und nochmal ne Ganzkörperablichtung ...
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Es gibt jedoch noch einen Scheibensalmler, allerdings weiß ich nicht, welche Art oder Gattung das ist ... Bild

Er schwimmt sehr ruhig und mittig, so daß ich sogar gute Chancen hatte, ihn abzulichten.
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Dementsprechend viele Bilder hab ich von ihm.
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... und, weils so schön ist, noch ein allerletztes Bild dieses schönen Scheibensalmlers :D
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Nov 2014, 17:25

Rochen kommen nicht nur im Meerwasser vor, sondern auch im Süßwasser. Ein in Aquarien häufig gezeigter Süßwasserrochen ist der Pfauenaugenstechrochen. Dieser wird im Zoo Frankfurt auch kräftig nachgezüchtet, also es ist nicht zu befürchten, daß dieser Rochen irgendwann in den Schauaquarien aussterben wird ... :D
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Die Stechrochen haben auf der Schwanzoberseite einen recht langen Stachel, der aufgerichtet werden kann ... allerdings war mir bislang nicht vergönnt, diesen auch nur zu sehen, geschweige denn zu photografieren.
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Bigfoot63 » Di 11. Nov 2014, 21:00

Sehr lehrreich. Ich hatte keine Ahnung das es schon so lange Aquarien gab. Danke für die vielen interessanten Informationen.


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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 12. Nov 2014, 21:12

Der Mittelmeer-Mönchsfisch kommt aus dem Mittelmeer und bewohnt in kleinen Schulen küstennahe Seegraswiesen und Felsriffe. Er lebt vom Meeresplankton.
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Mönchsfische betreiben Brutpflege ... erst säubert das Männchen ein Stück Stein, dann balzen sie vorbeischwimmende Weibchen an und zeigen die frischgesäuberte Stelle. Das Weibchen klebt dort ihre Eier fest.
Das Männchen fächelt nun bis zum Schlupf der Jungen Frischwasser zu ... sobald die Jungen allerdings schlüpfen, kümmert sich niemand mehr um sie, dann müssen sie sehen, wie sie alleine klarkommen ...
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Im Aquarium sind die Mönchsfische irgendwie über mehrere Aquarien verteilt ... ich finde sie sehr schwer zu photografieren, weil sie sich irgendwie gerne in dunkleren Bereichen aufhalten und zudem auch noch bläulichschwärzlich sind ... macht sich nicht so gut ...
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Do 13. Nov 2014, 21:22

Als nächstes kommen Schnepfenfische dran ... ich muß allerdings ganz ehrlich gestehen, ich weiß irgendwie nix über diese Fische. Ich find sie allerdings faszinierend, wie sie aussehen! :D

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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Heike » Do 13. Nov 2014, 22:44

Ich glaube, es würde einem nicht gelingen einen Fisch zu malen (so ungewöhnlich er auch aussehen mag),
den es in Wirklichkeit nicht gibt. :o
Deine Bilder sind allesamt der Hammer, so schön und faszinierend - vielen Dank dafür :lieb:



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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 14. Nov 2014, 11:07

Dabei gehts den Fischen nicht mal ums Aussehen ... die lange Schnauze vom Schnepfenfisch beispielsweise könnte eine Anpassung an staubfeines Plankton sein, oder Korallen - so wie ja auch bei den Pinzettfischen, die auch so dünne Röhrenschnauzen haben.
Die Schnepfenfische schwammen da im Aquarium alle mit Kopfunter, nur selten hatte sich mal einer bequemt, wie Fisch zu schwimmen ... vielleicht ein Hinweis drauf, daß sie ihre Nahrung hauptsächlich am Boden finden (wobei dagegen spricht, daß diese Fische eher mittig schwammen)
Egal, welches Aussehen, die Fische sind perfekt an ihre Lebensweise und ihr Biotop angepaßt - und sehen deshalb so aus, wie sie aussehn.

Ein weiterer sehr skurril aussehender Vertreter der Fische ist der pazifische Rotfeuerfisch.
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Er läßt sich wohl nur durch seinen indischen Verwandten an der Anordnung der Flecken an den Augen unterscheiden - und das auch nur in der Jugend, da diese charakteristischen Flecken mit dem Alter verschwinden.
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Man könnte natürlich auch drauf achten, wo man diesen Fisch gefangen hat - ich mein, der Indik und der Pazifik sind glaubs nicht so leicht zu verwechseln ... :D
Und in Aquarien stehen netterweise so kleine Schildchen mit der (hoffentlich) korrekten Benamsung am Becken.
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Rotfeuerfische sind echte Nachträuber, die in geringen Tiefen bis 50m Fischen und Krebsen nachstellt. Die Brustflossen werden dazu weit abgespreizt, so daß er Fische gegen Felswände etc treiben kann. Ist der Fisch nah genug am Maul, wird das Maul rasch geöffnet und der Fisch eingesaugt.
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Diese auffällige Färbung läßt die Umrisse der Feuerfische verschwimmen, Beutegreifer haben es sehr schwer, zu erkennen, wo der Fisch aufhört und wo das Meer anfängt - aber es hat auch eine Warnfunktion, denn wer es dennoch schafft, sich nen Feuerfisch zu schnappen, bekommt ein Problem - im Hautsekret der Rückenstacheln befindet sich ein sehr starkes Gift. Sollte der Angreifer ein solches überleben, wird er fortan nie wieder rotweiße, skurril aussehende Fische angreifen!
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Inzwischen gibt es den Rotfeuerfisch auch im westlichen Atlantik und vor Florida - Aquarianer, welche genug von diesen Fischen hatten, aber auch Schauaquarien, hatten nach Gebrauch diese Fische einfach dort ausgesetzt, nun vermehren sich die Rotfeuerfische dort ganz munter.
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Das gibt nun Riesenprobleme ... denn der Rotfeuerfisch gefährdet nun den Tourismus. Der Hintergrund, noch bevor der Rotfeuerfisch vor Florida und im westlichen Atlantik heimisch wurde, hatten Angler und Abenteurer derartig Jagd auf große Zackenbarsche gemacht, daß kaum mehr von diesen imposanten, großen Fischen über war. Das hat allerdings kein Schwanz interessiert, denn das gefährdete ja nicht die Korallenriffe, die als Touristenattraktion für Taucher gebraucht werden.
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Der Rotfeuerfisch dagegen futtert mit gutem Appetit alles, was in sein Maul paßt - unter anderem all die vielen Algenfresser unter den Korallenfischen, welche ein Überwuchern der Korallen mit Algen verhindern. Und der einzige Freßfeind, der ihm Einhalt gewähren könnte, sind die imposanten, riesigen Zackenbarsche, welche vorher schon ausgerottet wurden!
Klar - der Rotfeuerfisch muß weg! Nun wird er sehr geziehlt gejagt und versucht, an Restaurants zu verkaufen.
Klar ... man könnte natürlich die Zackenbarsche dort wieder ansiedeln, dann bräuchte man nun nicht mit Riesenaufwand auf Rotfeuerfischausrottungsjagd gehen und hätte nen hübschen Fisch mehr zum Begaffen für Tauchertouristen ... aber das wäre ja zu einfach, die Zackenbarsche braucht eh kein Mensch, die Touristen kommen nämlich auch ohne Zackenbarsche und die bösen Rotfeuerfische müssen weg!
Basta!
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Emmy » So 16. Nov 2014, 09:42

Danke für die vielen tollen Bilder und deine Erklärungen dazu :)


Liebe Grüße von Kerstin

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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » So 16. Nov 2014, 12:33

Das Becken mit den Rotfeuerfischen ist ausgeräumt worden, inzwischen sind keine Rotfeuerfische mehr im Becken, sondern ganz normale Tintenfische, wie man sie aus italienischen Restaurants oder als Tiefkühlkost in Form von Tintenfischringen kennt.
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Tintenfische leben in Küstennähe in der Nordsee, um die britischen Inseln herum und im Mittelmeer. Die Jungtiere können dabei nur bis in eine Tiefe von 80m höchstens tauchen, da ihre Schale höheren Drücken noch nicht standhält - das hat den Vorteil, daß die ausgewachsenen Tintenfische, die ja auch schon größere Beute schlagen können, keine Nahrungskonkurrenten für ihre eigene Brut darstellen. Sie jagen bis in eine Tiefe von 200m.
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Normalerweise sieht man nur die acht kurzen Arme der Tintenfische, die zwei langen Arme werden gut versteckt getragen, damit diesen nix passiert - die langen Arme sind schließlich wichtig für die Jagd auf kleine Beute. Die Tintenfische haben mit den langen Armen eine größere Reichweite und können sogar Beute zwischen Korallen ergreifen und herausziehen, sobald die Beute nah genug an den kurzen Tentakeln ist, werden die kurzen Tentakeln benutzt, um die Beute in den Mund zu schieben.
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Wird größere Beute gejagt, wäre es zu gefährlich, die langen Beine einzusetzen ... große Beute ist in der Regel wehrhaft. Die Tintenfische erbeuten deshalb größere Beute im Sprint aus der Deckung heraus und ergreifen die Beute gleich mit ihren kurzen Beinen.
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Der Flossensaum rund um den Tintenfisch ist für den Vortrieb, die Steuerung und die Ausrichtung zuständig. Er wird wellenförmig bewegt.
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Tintenfische können ihre Färbung ändern, sie passen sich dem Muster des Untergrundes an, über den sie schwimmen - aber sie können auch ihre Stimmungslage über die Färbung mitteilen.
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Sassy » So 16. Nov 2014, 13:06

Wir haben sie alle gesehen über die du hier berichtest :freu:
Natürlich auch viel Fotos gemacht. Aber so gut beschreiben wie du liebe Murx können wir das natürlich nicht.
Lisis neue Lieblinge sind die Gundis. :D


Liebe Grüße
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Bigfoot63 » Di 18. Nov 2014, 06:54

Das hier ist immer noch mein nahezu tägliches Highlight. So schön und interessant erklärt. Vielen Dank Murx


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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Miss Marple » Mo 2. Mär 2015, 13:48

Murx Pickwick hat geschrieben:Das Besondere der Zwergmangusten ist, daß eine britische Ethnologin über ihr Familienleben geschrieben hat und das nicht furztrocken, bis es staubt und alles eingeschlafen ist, sondern sehr, sehr interessant.
Ich kann das Buch von Anne Rasa: Die perfekte Familie nur empfehlen ... zumal das grundsätzliche Prinzip der Familienbildung sich auch bei sehr, sehr vielen Nagetieren (beispielsweise den Rennmäusen) wiederfindet. Es kann prinzipielle Anhaltspunkte geben, weshalb bestimmte Vergesellschaftungen klappen und andere wiederum nicht.
Ich hatte mir das Buch nun mal bestellt und bin jetzt auf Seite 60. Klasse Buch, lohnt sich wirklich zu lesen. Und die Autorin beschreibt in dem Buch auch noch andere Tierarten sehr anschaulich, auch wie die Tiere sich artübergreifend nutzen, leben und leben lassen.
Danke für diese Buchempfehlung! :yo:


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geklaut


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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 8. Jun 2015, 22:07

Miss Marple:
Hast du das Buch durch?
Immer noch so begeistert? :D

Das Sepiabecken ist momentan ausgeräumt, die Sepien hatten Eier gelegt, die Jungen sind auch geschlüpft, sind aber noch so lütt, daß man sie in dem großen Becken noch nicht zeigen kann. Nun schwimmt also im Sepiabecken nur noch ein einsamer Falterfisch - aber es steht am Becken, daß sobald die Sepien groß genug sind, wieder Sepien eingesetzt werden.

Ein Becken vor dem Sepiabecken beherbergt amerikanische Flußkrebse ... irgendwie hab ich aber noch nicht die Art rausgefunden, was sie da wirklich drin halten. Der Krebs sieht weder aus wie der amerikanische Flußkrebs, der uns mit einer neuen Fischkrankheit in Europa beglückt hat, noch sieht er aus wie der blaue Floridakrebs ...
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Also wenn irgendwer mir bei der Bestimmung helfen mag *ganzliebguck*
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Ich find diese Farbgebung so wahnsinnig toll. Leider versteckt er sich die meiste Zeit - oder sitzt in der hintersten, dunklen Ecke, wo man ihn nicht photografieren kann.
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 9. Jun 2015, 11:28

Im gleichen Gang ist auch ein Becken, welches offenbar die reichhaltige Wirbellosenfauna im Mittelmeer darstellen soll (ich hab echte Probleme in der Dunkelheit, da die nicht beleuchteten Schilder zu lesen ... )

In diesem Becken hab ich was Besonderes entdeckt, einen nahen Verwandten der Wirbeltiere ...
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Es handelt sich hierbei um eine rote Seescheide.
Viele Seescheiden leben, ähnlich wie Korallen, in großen Kolonien - nicht die rote Seescheide, sie lebt allein. Sie kann bis zu 10cm groß werden und ist damit eine der größten Seescheiden, die es gibt.
Vorkommen tut sie im gesamten Mittelmeer, in Mittelmeeraquarien wird sie oft mit "lebenden Steinen" eingeschleppt.
Die rote Seescheide ist, wie alle Seescheiden, ein Filtrierer. Mit der seitlichen Öffnung saugt sie Wasser samt winzigen Organismen an, filtert im Kiemendarm alles, was freßbar ist, raus und verdaut es, der Rest wird mit dem Wasser auf der Öffnung an der Spitze wieder ausgeschieden.
Als Stütze dient ihnen eine Chorda - die haben wir auch, allerdings brauchen wir die Chorda fast nur zum Bilden der Wirbelsäule, danach wird die Chorda zurückgebildet. Die Seescheiden dagegen haben keine Wirbelsäule, bei ihnen stützt die Chorda. Direkt parallel zur Chorda liegt das Neuralrohr. Während es bei den Seescheiden beim Neuralrohr und Nerven bleibt, entwickelt sich bei uns aus dem Neuralrohr das Rückenmark und das Gehirn.
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Re: Frankfurter Zoo

Beitrag von Murx Pickwick » Di 9. Jun 2015, 11:35

Auch in diesem Becken befinden sich verwandte des Regenwurms ... Röhrenwürmer.
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Eigentlich finden sich die Röhrenwürmer in so ziemlich jedem Meereswasserbecken ... sie werden meist mit lebenden Steinen eingeschleppt. Leider sind die größeren und schöneren Arten nur sehr schwer am Leben zu erhalten, da sie nur von ganz, ganz kleinen Meeresorganismen leben. In Aquarien gibts davon meist zuwenig, so daß die Röhrenwürmer verhungern ...
Einige der Röhrenwürmer im Exotarium leben nun schon mehrere Jahre - sind also schon recht alt. Ich vermute, daß sie extra gefüttert werden, damit sie am Leben bleiben und wachsen.
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Auch die Röhrenwürmer haben sich an eine filtrierende Lebensweise angepaßt, sie haben kreisförmig angeordnete Filterarme, der Wurm selbst schützt sich mit einer selbstgebauten Wohnröhre, welche teilweise mehrere Zentimeter weit ins Wasser ragen kann. Ebenso wie Seescheiden sind Röhrenwürmer sehr seßhaft, setzen sich einmal an eine gute Stelle und bleiben dort ihr restliches Leben lang.



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