Nur Fleisch ohne Obst/Gemüse, Mineralien oder Zusätze

[lapin]

Warum ist NUR Fleisch so falsch?
Und welche Mangelerscheinungen kann es dauerhaft geben, wenn ich nur Fleisch anbiete?

[Murx Pickwick]

Willst du die Lehrmeinung wissen oder willst du Fakten?

Die Lehrmeinung besagt, daß nur Fleisch aufgrund des Calciummangels zu Rachitis führt (s. Meyer und Zenker: Die Ernährung des Hundes). Diese Erkenntnis geht jedoch auf keine Studie und nix zurück, ob es also wirklich so ist, ist unbekannt.
Die meisten Studien zum Thema Rachitis sind Studien, wo nach Fütterung von Fertigfutter Rachitis entstand - und Fertigfutter hat nunmal nicht mehr viel mit rohem Fleisch zu tun.

Auf der anderen Seite, mir ist bislang noch keine traditionelle Hundefütterung begegnet, die ohne Calciumquelle auskommt, Quark und Joghurt sind die üblichsten Hundefutterzusätze, die man in den meisten Kulturen, die sich Hunde halten, findet. Dort, wo es nicht Quark und Joghurt ist, da sinds dann vom Hund erjagte Nager und andere kleine Tiere, die gleich mit Knochen verschlungen werden, oder die Hunde bekommen Schlachtabfälle - samt der Knochen oder die Hunde bekommen Fischreste - samt Gräten. Eine Ernährung nur mit Fleisch wurde meines Wissens nie konsequent gefüttert, in keiner Zeit, an keinen Hundetyp, nicht mal in der Renaissance, wo es üblich wurde, Winzhündchen auf dem Arm mit sich rumzuschleppen. Die hatten wiederum so eine Art Rinderhack mit Quark und Ei/Eigelb bekommen - also auch wieder ne Calciumquelle.
Es ist also zumindest wahrscheinlich, daß eine reine Fleischernährung zu irgendwelchen Mangelerscheinungen führen wird ... ob das jetzt Rachitis ist, ka ...

Tatsächlich kann bei einigen Hunderassen ein zu hoher Fleischanteil zu Wachstumsstörungen und Gelenkerkrankungen führen, beispielsweise beim Sivas-Kangal. Da ist es zumindest sehr wahrscheinlich, daß erst recht eine reine Fleischfütterung zu diesen Störungen führt ... diese Hunde brauchen einen für Hunde sehr hohen pflanzlichen Anteil.

[lapin]

Egal wo man bestellt, wird einem ja immer wieder ein Mischverhältnis vorgeschlagen von Fleisch und irgendeinem Obst/Gemüse Mix. Zudem wird weiter empfohlen eben ein bis 2x die Woche Mineralien oder Vitamine mit beizumengen. Und das ist tatsächlich ein Punkt für mich wo ich mich frage, ist das jetzt nen Muss weil meine Hunde sonst extreme Probleme bekommen mit dieser dann ja recht "kargen" und "einseitigen" Fleischernährung oder ist es mehr Geldschneiderei?
Mal nen Ei dazuschlagen oder mal Leinöl oder ähnliches drunter mischen stellt jetzt nicht das Problem dar, aber das was oft empfohlen wird für mich dann schon....

[Murx Pickwick]

Jagdhunde können ohne Probleme mit Schlachtabfällen einschließlich Knochen und ab und an mal grünen Fleck ernährt werden, ohne daß sie Gemüse dazubekommen und sie werden nicht krank und lassen sich noch mit 15 Jahren prima für die Jagd einsetzen.

Die meisten Schafhütehunde werden auch heute noch mit Essensresten, Schlachtabfällen einschließlich Knochen und teilweise auch extra für sie gekochtes Gemüse oder Kartoffeln ernährt - kein Problem, auch nicht im Alter. Vor ein paar Jahren starb hier in der Gegend ein westfälischer Kuhhund, der so ernährt wurde, mit über 17 Jahren ... er hat bis zu seinem letzten Lebensmonat noch voll an der Schafherde gearbeitet.

Man muß halt ein wenig aufpassen bei den Rassen - die ganzen europäischen Jagdhunde kann man alle so ernähren, wie Wolf, deren Vorfahren sind die meiste Zeit über doch sehr hochwertig ernährt worden und bekamen teilweise sogar schieres Fleisch, weil der Adel das halt so wollte. Hofhunde haben davon geträumt ... die hatten nur das bekommen, was Mensch ihnen überließ. Und dementsprechend muß auch heute noch der Essensresteanteil/Gemüseanteil vorhanden sein.
Die Hungerkünstler unter den Hunden, wie beispielsweise der Kangal, bekamen nicht mal mehr regelmäßig Schlachtabfälle, sondern mußten teilweise mit Getreide und Quark vorliebnehmen. War nix da zum Beißen, wurde das Nix zuerst für die Menschen aufgeteilt, der Hund ging da leer aus - und wagte er es, sich beim Mausefang zu weit von seiner Herde und seinen Menschen zu entfernen, wurde er getötet ... und von dem kargen Mahl bekamen sie dann auch noch ihr Leben lang zuwenig. Dementsprechend vertragen diese Hunde gar nicht mehr einen so hohen Fleischanteil, wie es normal für Hunde ist und sind für ihre Größe erstaunlich futtergenügsam.

Hunde sind als die Abfallverwerter des Menschen so einfach zu ernähren ... da brauchts nicht dort nen Supplement und da mal Vitamine zwischendrin. Eine abwechslungsreiche Ernährung reicht eigentlich vollkommen aus - wobei das für die meisten Hundetypen eben Gemüse/Essensreste beinhaltet (wobei, wenn man Essensreste a la Fertigfraß in den Hundenapf kippt, kann man eigentlich auch Hundefertigfraß verfüttern, ist auch nicht so viel anders ... ich geh bei Essensresten eigentlich immer von Selbstgekocht aus.)

[schweinsnase77]

Warum ist NUR Fleisch so falsch?
Und welche Mangelerscheinungen kann es dauerhaft geben, wenn ich nur Fleisch anbiete?

Weil "nur" Fleisch einfach nicht ausreicht. Zumindest, wenn wir von ausgebluteten Supermarktfleisch reden. Schalchtabfälle sind meiner Meinung schon wieder ein anderer Schuh, weil die zum einen nicht ausgeblutet sind, also wesentlich mehr Eisen und andere im Blut vorhandene Stoffe einthalten und weil Magen und Darm noch nicht gewaschen sind. Also durchaus auch einen hohen pflanzlichen Anteil enthalten. Dazu kommt noch die Knochenproblematik. Knochen enthalten viel Calcium, Phosphor und Magnesium, sowie andere Spurenelemente. Die sind bis auf Phorphor in normalen Fleisch viel weniger enthalten.

Würdest du "nur Fleisch" als ganzes gerade geschlachtes Geflügel oder als Aborte oder Totgeburten von Großtieren definieren, könnte man auch "nur Fleisch" füttern.