Agility

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Beitrag von Murx Pickwick » Mi 7. Nov 2012, 22:51

Vor einiger Zeit wurde in der Pause eines Springreitturniers ein paar kleinere Hindernisse aufgebaut und es wurden Hunde über die Hindernisse geschickt - das kam so gut an bei einigen Leuten, daß sich daraus Agility für Hunde entwickelte.

Bei den ganzen Diskussionen übers Reiten und insbesondere den ganzen Skandalen rund um krankmachende Reitweisen entstand die Idee, das Reiten gänzlich zu verbieten ... nun werden Alternativen zu Reitturnieren entwickelt, beispielsweise Agility:

[youtube][/youtube]



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Re: Agility

Beitrag von Mrs Rabbit » Do 8. Nov 2012, 06:00

Finde ich gut. :lieb: Als eine Freundin und ich zu unseren Pflegeponys hin wollten, wurden wir von der Besitzerin überrascht. "Bringt Lasse und Focke bitte in den Pferdeanhänger, ich habe eine Überraschung für euch. :D " Als wir dort an kamen, waren wir völlig überrascht. Wir waren zum Agility angemeldet. Es ist für Pferde & Ponys eine tolle Sache, sie lernen mit neuen Situationen umzugehen.
Ich musste mit Focke Slalom laufen, über eine Art Wippe gehen, über Plane, über kleine Hindernisse, selbst über einzelne Reifen gehen etc.
Einiges fanden die Ponys unheimlich (Plane, die Reifen, Wippe) aber sie hatten alles gemeistert und hatten dabei viel Spaß. Die Bindung wurde dadurch auch enger. :lieb:
Wenn man es richtig macht und sie nicht gezwungen werden, ist es eine tolle Sache die viel Spaß macht, Mensch und Tier. :top:


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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Do 8. Nov 2012, 21:33

tolles Video, das habe ich noch nie gesehen.
Klasse


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Re: Agility

Beitrag von Melli » Do 8. Nov 2012, 21:45

hab schon einige Videos des Finnen gesehen - der ist echt klasse :top:
ich find die Idee sehr toll!! Ásta und ich haben / hätten da auch viel Spaß dran. In den meisten Fällen täts einfach an den Utensilien dafür fehlen ;)

ein paar normalere Dinge haben wir allerdings schon gestestet.
Wie z.B. eine Wippe:
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und natürlich ein Podest:
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drehen kann sie sich darauf auch:
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aus halben Paletten kann man sich schön Podeste basteln:
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Plane findet sie recht langweilig :jaja: stellt sich drauf, scharrt und fragt "war was?"
Gemeinsam über den Platz rennen machen wir ebenfalls, auch gern mal über ganz kleine Sprünge drüber. Slalom auch gelegentlich, aber da hab ich nicht so ein riesen Interesse dran :hm: höchstens, wenn ich damit was für unser Kappzaumtraining üben will (z.B. durch den Slamom durch, aber dabei den Kopf immer nach links gestellt lassen).

Aber generell find ich das super..auch, weil man viel Raum hat, um das Pferd selbst auf die richtige Idee kommen zu lassen. Podest, Wippe usw haben wir alles frei geshaped, d.h. sie hat sich das alles selbst erarbeitet und ich hab die Schritte in die richtige Richtung positiv bestärkt.


Wer sagt, dass zuverlässiges Verhalten bei diesem oder jenem Hund nicht ohne Strafe erreichbar ist, sagt nichts über den Hund aus, sondern beschreibt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten. (Dr. Ute Blaschke-Berthold)

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Re: Agility

Beitrag von Curly » Fr 9. Nov 2012, 11:42

Echt toll!
Ohne Vertrauen zum Menschen wäre sowas wohl nicht möglich.

Melli ihr "clickert" also und macht Agility mit den Pferden.
Toooooll!



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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 9. Nov 2012, 11:59

Wie ist das eigentlich, wäre Pferde-Agility ne Variante, um Pferden mehr sinnvolle Bewegung zu verschaffen?
Ich meine, es wird da ja nicht nur die Bewegung an sich gefördert, wie in einer Pferdeführanlage, sondern da wird ja auch noch der Hirnschmalz gefördert.
Oder ist es nur möglich, nur kurze Zeit Agility mit Pferden zu machen?

(Jetzt mal so betrachtet, als sei der Mehraufwand an Zeit, die für Pferde-Agility nunmal nötig ist, nicht vorhanden :D)



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Re: Agility

Beitrag von Melli » Fr 9. Nov 2012, 12:39

Curly hat geschrieben: Melli ihr "clickert" also und macht Agility mit den Pferden.
Toooooll!
Jaa, ich clicker mit ihr und mach so Sachen super gern. Ich nenn es nur nicht Agility, aber man könnte es schon dazuzählen ;) Problem ist nur, dass wir die meisten Dinge nicht am Stall haben..aber wenn ich die Möglichkeit habe, nutze ich sie immer :hot:
Mir ist einfach die Abwechslung wichtig - immer das gleiche ist ja auch fürs Pferd langweilig. Und solchen Sachen macht sie super gerne. V.a. Podest ist allgemein sehr beliebt bei Pferden - sie genießen auch den Ausblick und sind da nur sehr schwer wieder runter zu bekommen :jaja:

Ich hab letztens mit einem anderen Pferd auf der Wippe gestanden - ich sag euch, das war ein Spaß :lol: das Pferd war auch geclickert und schon ein Wippen-Profi und hat sich ebenfalls sehr gefreut, dass mal wieder jemand mit ihm wippte :jaja: Da stand ich dann auf der einene Seite der Wippe und das Pferd auf der anderen..und das Pferd ist von sich aus immer einen Schritt vor und zurück und ich bin dann die ganze zeit hoch und runter gewippt :lol: und das in einem Tempo - es war ein riesen Spaß für uns Beide.

So sieht Wippen aus, wenn es noch im Training ist:
[url= wippt *click*[/url]
ich kenn die zwei und bin mir sicher, dass es mittlerweile noch flüssiger ist :jaja: das Pferd kann mittlerweile auch seitlich wippen..stellt sich also seitlich drauf und wippt von links nach rechts.


Auf jeden Fall ist die Agility eine tolle Variante, um Pferden Bewegung und Beschäftigung zu verschaffen! Einseitigkeit im Pferdetraining find ich überhaupt nicht schön..gibt wirklich Reiter, die tagaus-tagein im Viereck ihre Runden drehen. Das macht weder mir, noch dem Pferd Spaß.
Im Pferdetraining ist Kreativität gefragt!
Ich sähe keinen Grund darin, nur kurz Agility mit den Pferden zu machen. Ich kenn bislang kein Pferd, das da überhaupt keinen Spaß dran hat.
Das tolle ist v.a. auch die Abwechslung..und dass man sich so vieles frei erarbeiten kann. Und es ist sicherlich viel schonender und viel weniger problematisch als Reiten ;) Trainiert viele Muskeln, fördert die Kreatvität, die Koordination, das Gleichgewicht.


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Re: Agility

Beitrag von Curly » Fr 9. Nov 2012, 12:44

War Hylling vorher schonmal auf der Wippe?
Er erschreckt sich beim ersten Wipp so.

Aber tolles Video! Ich bin richtig fasziniert.



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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 9. Nov 2012, 12:49

wow ... das ist ja genial mit dem wippenden Pferd!
Ist es möglich, Pferden eine solche Dressur auch ohne Futterbelohnung beizubringen?
Gibt es Pferde, die sich dafür gar nicht begeistern lassen?



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Re: Agility

Beitrag von Melli » Fr 9. Nov 2012, 14:32

Curly hat geschrieben:War Hylling vorher schonmal auf der Wippe?
Er erschreckt sich beim ersten Wipp so.
jap, sie kannte das mit der Wippe schon gut - sieht man auch daran, dass sie beim Wippen alle Ideen selbstständig entwickelt. D.h. die Person macht gar nichts und das Pferd geht selbst vor und zurück.
Richtig erschrecken ist das beim ersten Mal nicht - es sieht nur ein bisschen so aus, weil sie beim ersten Drüberlaufen den Kopf ganz tief hatte. Als sie dann wippte, musste sie den Kopf hochnehmen, um sich ausbalancieren zu können - das ist alles :)
Murx Pickwick hat geschrieben:Gibt es Pferde, die sich dafür gar nicht begeistern lassen?
beim Wippen gibt es schon einige Pferde, die (zuerst oder auch dauerhaft) Angst haben, wenn die Wippe auf die andere Seite kippt - das ist ja etwas, was sie so nicht kennen. Manche Pferde gewöhnen sich dann dran und haben einen riesen Spaß dran, manche behalten ihre Skepsis.
Ansonsten gibts natürlich ganz verschiedene Pferdetypen - habe bisher aber kein Pferd erlebt, das überhaupt kein Spaß an so Dingen hatte. Nur eben viele, die Abwechslung nicht gewöhnt sind und erstmal den Spaß und die Kreativität entwickeln müssen.

Ist es möglich, Pferden eine solche Dressur auch ohne Futterbelohnung beizubringen?
Grundsätzlich hab ich vom Lernverhalten der Pferde her zwei verschiedene Möglichkeiten, ein Verhalten aufzubauen:

Einmal durch negative Verstärkung - d.h. ich baue Druck auf (und verstärke den in den meisten Fällen) bis das Pferd reagiert. In dem Moment sollte der Druck nachgelassen werden und das Pferd wird durch Nachlassen des Drucks belohnt.
Druck ist aber per Definition etwas, was das Pferd als unangenehm empfindet. D.h. es zeigt das Verhalten nur, weil es dem Druck entgehen möchte.
Natürlich kann man die Übungen auch über die Druck aufbauen-und-nachlassen-Methode aufbauen - man muss sich halt überlegen, ob man das schön findet. Ich persönlich mag das nicht so, weil das Pferd im Grunde genommen nur reagiert (keine eigenen Ideen entwickelt) und eben dem Druck ausweicht.

Die andere Lernform ist die positive Verstärkung. Sie lebt davon, dass ich erwünschtes Verhalten belohne - das Tier zeigt das Verhalten daraufhin öfter, weil es sich gelohnt hat.
Futter wird hier eben besonders gern eingesetzt wird, weil es ein primäres Bedürfnis abdeckt und eigentlich alle Pferde gerne dafür arbeiten. Manche Pferde lassen sich aber auch mit Kraulen oder Bewegung belohnen - ob sich die Belohnung eignet, sieht man ganz leicht daran, ob sie das Pferd dazu veranlasst, das Verhalten häufiger zu zeigen ;)
Clickertraining nutzt ja auch die positive Verstärkung. Das Pferd wird auf das Click-Geräusch konditioniert - ein richtig konditioniertes Pferd weiß dann "Ui, ich hab einen Click gehört - d.h. das, was ich gerade getan habe war richtig und nun kommt gleich die Belohnung". Das hat den Vorteil, dass ich punktgenau belohnen kann. Ich kann genau in dem Moment clicken, in dem das Pferd das richtige Verhalten ausführt und habe dann ein bisschen Zeit, um die Belohnung zu geben bzw auszuführen (je nach Belohnungsart). So punktgenau kann ich ein Leckerlie / eine Krauleinheit gar nicht geben.

Ich finde diese Art des Trainings viel schöner, weil ich im Normalfall ohne Druck arbeiten kann. Es ist ja im Sinne der positiven Bestärkung, dass man das Verhalten frei aufbaut. D.h. ich lasse die Pferde selbst auf die Idee kommen und belohne die Schritte in die richtige Richtung.
Unerwünschtes Verhalten belohne ich nicht, es lohnt sich somit nicht und wird mit der Zeit eingestellt.
Das schafft insgesamt eine viel positivere Lernatmosphäre...ich habe ein Pferd, das mitdenkt, das kreativ wird, selbst die Ideen entwickelt usw. Und es ist fürs Pferd natürlich auch viel schöner, ein Verhalten zu zeigen, weil es belohnt wird..statt ein Verhalten zu zeigen, um (unangenehmem) Druck zu entgehen.


Um den Bogen zu deiner Frage herzustellen: ja, man kann es auch ohne Futter machen - einerseits durch negative Verstärkung, andererseits durch positive Verstärkung mit anderen Dingen außer Futter - bei letzterem muss man eben schauen, ob es für das Pferd wirklich eine Motivation darstellt.
Oft werden auch Mischformen verwendet..d.h. Druck aufbauen und beim Nachlassen zusätzlich belohnen. Es gibt aber immer mehr Untersuchungen, die solchen Mischformen kritisch gegenüber stehen. Ich halte es auch nicht unbedingt für sinnvoll - weil ich ja einerseits doch den Druck brauche und sich durch den Druck auch die Wirkung der Belohnung abschwächt.


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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 9. Nov 2012, 14:45

Das heißt also, die Belohnung aus dem Ausführen der Handlung heraus ist bei Wippe beispielsweise nicht möglich?

Beispiel:
Wenn ich will, daß ein Pferd ab einer bestimmten Stelle losgalloppiert, brauche ich es eigentlich nur dazu zu animieren, ab dieser Stelle loszugallopieren, das geht sogar schon, indem ich andere Pferde am Pferd vorbeilaufen lasse oder selbst vornewegrenne. Ist das Pferd ein paarmal auf die Idee gekommen, auf der Galoppstrecke zu galoppieren, werde ich eher Schwierigkeiten haben, das Pferd davon abzuhalten, loszugalloppieren, sobald es am Beginn der Galloppstrecke ist!
Die Belohnung ist also die Tat selbst ... das Galloppieren dürfen ...

Wenn ich nen Hund ausbilde und mich geschickt genug anstelle, brauche ich gar keine sichtbare Belohnung und keinen sichtbaren Druck, sondern bau die Übungen so auf, daß jegliche Handlung, die schon beherrscht wird, zur Belohnung wird, sobald der Hund sie auf Befehl ausführen darf ... man fängt praktisch mit dem an, was Hunde von sich aus schon gern machen (mitlaufen beispielsweise) und entwickelt dann nach und nach daraus komplexere Befehle als Spiel (Fuß laufen, der Hund freut sich, wenn er versuchen darf, egal, was Hundeführer macht, an der linken Seite zu bleiben und sich hinzusetzen, sobald der Hundeführer steht - und sieht das wiederum als Belohnung an, sobald was Neues kommt, was er noch nicht kennt, er aber korrekt ausgeführt hat)
Im Großen und Ganzen ist ein solches Vorgehen also eigentlich eine Belohnung übers Spiel, wobei dem Hund nach und nach immer komplexere Spielregeln beigebracht werden. Spiel ist immer selbstbelohnend ...



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Re: Agility

Beitrag von Melli » Fr 9. Nov 2012, 15:33

Murx Pickwick hat geschrieben: Beispiel:
Wenn ich will, daß ein Pferd ab einer bestimmten Stelle losgalloppiert, brauche ich es eigentlich nur dazu zu animieren, ab dieser Stelle loszugallopieren, das geht sogar schon, indem ich andere Pferde am Pferd vorbeilaufen lasse oder selbst vornewegrenne. Ist das Pferd ein paarmal auf die Idee gekommen, auf der Galoppstrecke zu galoppieren, werde ich eher Schwierigkeiten haben, das Pferd davon abzuhalten, loszugalloppieren, sobald es am Beginn der Galloppstrecke ist!
Die Belohnung ist also die Tat selbst ... das Galloppieren dürfen ...
Bewegung kann ebenfalls ein Motivator sein - das, was du ansprichst ist also auch eine Form der positiven Verstärkung, wobei das Pferd sich durch die Bewegung quasi selbst belohnt. Du wirst dann also mit dem Angaloppieren keinerlei Probleme haben, weil eine fürs Pferd positive Konsequenz folgt. Nicht zu unterschätzen sind die mitgaloppierenden Pferde, die das Pferd natürlich mit anregen!
Wobei ich auch nie sicher bin, wo da die Grenze ist zwischen Spaß am miteinander galoppieren und wiederrum der Sorge, dass das andere Pferd weg ist, wenn man nicht mitgaloppiert - v.a. wenn das andere Pferd immer weiter vorne galoppiert. Das würde ich dabei also auch nicht aus dem Auge verlieren.
Wenn ich nen Hund ausbilde und mich geschickt genug anstelle, brauche ich gar keine sichtbare Belohnung und keinen sichtbaren Druck, sondern bau die Übungen so auf, daß jegliche Handlung, die schon beherrscht wird, zur Belohnung wird, sobald der Hund sie auf Befehl ausführen darf ... man fängt praktisch mit dem an, was Hunde von sich aus schon gern machen (mitlaufen beispielsweise) und entwickelt dann nach und nach daraus komplexere Befehle als Spiel (Fuß laufen, der Hund freut sich, wenn er versuchen darf, egal, was Hundeführer macht, an der linken Seite zu bleiben und sich hinzusetzen, sobald der Hundeführer steht - und sieht das wiederum als Belohnung an, sobald was Neues kommt, was er noch nicht kennt, er aber korrekt ausgeführt hat)
Im Großen und Ganzen ist ein solches Vorgehen also eigentlich eine Belohnung übers Spiel, wobei dem Hund nach und nach immer komplexere Spielregeln beigebracht werden. Spiel ist immer selbstbelohnend ...
Mit Hunden kenne ich mich nicht so aus auf dem Gebiet - ich würde aber bedenken, dass Hunde, v.a. wenn sie allein gehalten werden, viel mehr auf den Menschen fixiert sind als Pferde. Im Idealfall hat das Pferd genug Platz, Futter, Artgenosse - es "braucht" mich und das Training mit mir also nicht, um seine primären Bedürfnisse zu befriedigen.
Vielleicht kannst du mal ein Beispiel geben, wie du eine neue Übung allein über eine alte Übung aufbaust? Lobst du dabei gar nicht?

Spiel ist selbstbelohnend das stimmt, die Definition dafür ist aber bei Pferden eher enger gefasst. Ich hab das an anderer Stelle schonmal zitiert:
"Kennzeichnend für das Spiel ist der fehlende Ernstbezug. Bewegungen oder Teile von Verhaltensweisen, die in anderen Zusammenhängen durchaus Ernstbezug haben können, werden im Spiel frei miteinander kombiniert. [...] Häufig werden die Handlungen von den Spielpartnern stark übertrieben, es wird sehr schnell gelaufen, wild abgestoppt oder spielerisch gebissen. Deutlich erkennbar ist die spielerische Absicht am sogenannten Spielgesicht mit seinen entspannten Gesichtszügen und der vorgeschobenen Oberlippe." (vgl.: Marlitt Wendt: Wie Pferde fühlen und denken. Verhalten, Emotionen, Intelligenz.).


Um daraus zu deiner ersten Frage zu kommen:
Murx Pickwick hat geschrieben:Das heißt also, die Belohnung aus dem Ausführen der Handlung heraus ist bei Wippe beispielsweise nicht möglich?
Wir haben schon ein paar Übungen, die Ásta so viel Spaß machen, dass sie sie auch ohne Belohnung ausführt, weil sie einfach so einen Spaß dran hat. Dabei zeigt sie dann auch die Spiel-Rüsselnase. Das sind bei ihr v.a. Dinge, wo sie reinbeißen und irgendwas damit machen kann. Reifen über den Kopf ziehen findet sie z.B. sehr cool. Wenn sie in ihrem Flow ist, dann möchte sie manchmal auch gar nicht zusätzlich dafür belohnt werden.
Es gibt sicherlich auch Pferde, die so einen Spaß am Wippen entwickeln, dass es für sie selbstbelohnend wird. Dennoch brauch ich meistens einen Anreiz, um das Verhalten aufzubauen - den schaffe ich über positive oder negative Verstärkung. In manchen Fällen muss ich dann mit der Zeit nicht mehr belohnen, weil das Verhalten selbstbelohnend wird.

Galoppieren ist ja etwas, was ein Pferd von grundauf kann und was für manche (v.a. vollblütigere Pferde) selbstbelohnend ist.
Ich würde aber den Anteil der selbstbelohnenden Dinge im Pferdetraining als eher gering einschätzen. Das meiste braucht einen Anreiz, eine Motivation, eben weil das Pferd im Idealfall seine primären Bedürfnisse nach Artgenossen, Bewegung, Spiel usw eben nicht beim Training mit dem Menschen befriedigt - und die Motivation gebe ich, je nach Trainingsmethode, über positive und negative Verstärkung. Das meiste im Pferdetraining geschieht über negative Verstärkung, daher wird das auch als völlig normal eingeschätzt.


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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 9. Nov 2012, 16:50

Ich hab dieses Aufbauen rein über Spiel bislang nur an einer Hündin konsequent ausprobiert ... und da war es tatsächlich so, die Hündin war allein, hatte zwar nen Garten zur Verfügung - aber was ist schon im Garten interessant für einen Junghund? - Doch eigentlich nix ...

Bei ihr hatte ich über Spielanimation angefangen, vorne runter, hinten hoch, hin und her springen und schon rannte die Hündin wie eine Verrückte hin und her ... ich brauchte nur noch selbst wegzurennen und Hündin kam hinterher (genau betrachtet ist das allerdings auch Druck im weitesten Sinne, da ein Junghund normalerweise doch relativ schnell befürchtet, allein gelassen zu werden und allein daher schon hinter einem her kommt.)
War die Hündin zufälligerweise an der Seite, hatten wir ein wenig gekappelt wärend des laufens, haute sie ab, lief ich zur anderen Seite, lief sie auf die falsche Seite, rannte ich von ihr weg - sie hat nicht lange gebraucht, die neuen Spielregeln zu erlernen: immer an der linken Seite bleiben!
Belohnung: Kabbeln, gerade Strecken laufen ...

Nachdem sie dieses Spiel konnte, gings weiter, denn wenn ich stehenbleibe, sollte sie sich setzen ... nun ist es so bei Hunden, wenn sie den Kopf nach oben nehmen und gleichzeitig ne Vollbremsung machen, dann sitzen sie schon fast. Hab ich also ausgenutzt, linken Arm, mit dem sie ja so gerne kabbelte, nach oben gerissen, Vollbremsung gemacht, Hund hing mir im Ärmel und saß ... kurzes Anschauen, Spielaufforderung, und weiter gings mit Fußspielchen ... hat auch nicht lang gedauert und die Hündin saß tatsächlich, wenn ich stand.
Etwas schwieriger war es dann, ihr beizubringen, sich beim Hinsetzen NICHT meinen Ärmel zu greifen - hier kam dann die Strafe ins Spiel: Spielabbruch, langweiliges Spazierengehen ohne viel Beachtung.

Nächste Übung war Apport - einfach weil das Erkämpfen, Tragen und Verteidigen von Beute eines der stärksten Anreize für den Hund überhaupt ist - tja, und damit war ich dann schon bei einer für Hunde üblichen Belohnung, Apportierübung als Belohnung. Ausnahmslos alles, was danach kam, war eigentlich bei dieser Hündin ein Kinderspiel - vor allem, da sie regelrecht begierig, um nicht zu sagen, süchtig danach war, neue Spielregeln für unsere Gehorsamsspielchen zu lernen.
Das Ganze ging von mir aus stumm vonstatten - ohne Lob gings nicht, wie gesagt, das Kabbeln beispielsweise ganz am Anfang oder das gerade aus laufen am Anfang war ja Lob, auch das Beutefassen, wenn sie mir in den Ärmel ging ganz am Anfang. Oder wenn sie es später, als das Fuß saß, egal was ich machte, mir erfolgreich an den Knien klebte - auch das ist eine Art Erfolgserlebnis, also Belohnung.
Ohne Strafe gehts auch nicht - Spielabbruch (nicht mehr ansehen, keine Reaktion auf Spielaufforderung gleich welcher Art) ist ein sehr starker Strafreiz bei einem Junghund.
Später wurde es halt immer deutlicher, Apportieren an sich ist einfach schon ein so großes Lob, daß man übers Bällchenspielen beispielsweise Hunde regelrecht verrückt machen kann ... Bällchenspielen oder Stöckchenspielen ist nix anders wie Apport ... und ob ich nun nen Bringsel werfe und mir bringen lasse oder nen Ball, ist für den Hund schnuppe!

Ihre Halter hatten übrigens über diese Hündin ihrerseits Spaß an der Unterordnung bekommen :D
Sie klebte ja bei ihnen nachher genauso am Knie oder war überglücklich, wenn was geschmissen wurde, daß sie es bringen kann - das Lob über Passanten, wie gut doch der Hund höre, tat dann ein übriges :yo:

Momentan versuch ich den hiesigen Hofhund ein wenig auf die selbstbelohnende Schiene zu bringen - bei ihm gehts aber ohne Lob und Streicheleinheiten für etwas, was er gut gemacht hat, definitiv nicht ... es gibt momentan noch nix (oder auch nix mehr, wie man es sieht), was schon als Befehl rein übers Spiel aufgebaut werden könnte ... bei ihm hab ich sogar zwei Arten von Belohnungen, einmal ein "gutt", was ich ähnlich einsetze, wie nen Clicker (nur ohne Belohnung hinterher, das gutt ist Belohnung genug bei ihm), um punktgenau loben zu können, einmal ein richtiges Lob mit langen Streicheleinheiten, mit dem ich ihn entweder beruhigen oder aber anheizen kann, je nachdem, was ich brauche ... tja, und demnächst kommt halt Apport dazu ... das Spiel mit dem Bringsel. Aber das sitzt noch nicht ... da üben wir noch :D



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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Fr 9. Nov 2012, 21:33

Bei uns in der Herde beobachten wir nur bei den Wallachen diesen Spieltrieb aus sich heraus.
Sehr beliebt sind Barthaare auszupfen, spielerisches Beißen in die Vorderbeine, den Hals usw.
Weglaufen, stoppen ansteigen usw.
Bei den Stuten ist das nicht zu beobachten. Hier geht es immer um Rangordnung wenn die Damen hinter einander herzicken.
Wenn wir einen Ball in den Sandpaddock legen sind zwar alle neugierig, aber die Wallach spielen in der Regel damit, wenn überhaupt.

Aus meiner Erfahrung heraus denke ich, daß Pferde mehr Belohnungen benötigen als ein Hund in gleicher Situation.
Das ein Pferd auf Handzeichen oder Zuruf Dinge ausführt erreiche ich zumeist durch Belohnung mit Futter. Pferde die auf Handzeichen Dinge tun, in Perfektion bei den Pignon Brüdern zu sehen, sind allerdings lange trainiert worden, oder sollte ich sagen abgerichtet. Ich bin mir nicht so sicher ob die Pferd das stehen auf Podesten etc. als Spiel empfinden.

Eine Stute von mir stellt sich gerne an die Seite,ich habe angefangen ihr den Bauch zu kraulen. Wenn ich nun auf die Weide komme, stellt sie sich immer neben mich mit der Seite. Sollte ich sie nicht kraulen rennt sie immer wieder neben oder hinter mir her und sobald ich stehen bleibe bietet sie mir ihre Seite an. Bauchkraulen scheint hier das Pferd postiv beeinflusst zu haben, wenn sie also neben mir steht wird gekrault ( hat sich im Alltag auch als etwas lästig rausgestellt :) )

Pferd die scharren weil irgendwann mal jemand zur Beruhigung Leckerlies reingeschoben hat betteln, also scharren wahnsinnig lange noch auch wenn sie nichts mehr bekommen. Manche legen dieses Verhalten garnich mehr ab.


Ob ein Pferd mit Agility sinnvoller beschäftigt wird als mit Spring oder Dressurreiten vermag ich nicht zu beurteiln. Fest steht für mich kein Pferd springt über was drüber, wenn es auch bequem drum herum laufen kann ( schlaues Pferd :) ). Ebenso wird ein Pferd nicht unbedingt freiwillig auf Wippen steigen oder ähnliches.
Grundsätzlich ist ein Pferd nicht sonderlich clever, hat aber tolle Instinkte. Man sagt Pferden eine kurze Konzentrationsphase nach, ob dies für Agility hilfreich ist ?

Wie gesagt, es sind meine Beobachtungen und Wahrnehmungen, die natürlich subjektiv sind...

Sehr interessantes Thema :top:


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Re: Agility

Beitrag von Melli » So 11. Nov 2012, 23:39

danke fürs Beschreiben. Zeigt auf jeden Fall, dass (einige) Hunde doch einen viel ausgeprägteren Spieltrieb haben als Pferde und viel mehr am Menschen hängen und gefallen wollen. Was man natürlich nicht pauschal sagen kann, aber von der Tendenz her...deine Berichte klingen logisch und sind auch lernpsychologisch nachvollziehbar, bei den meisten Pferden wäre man damit aber nicht so weit gekommen.

Murx Pickwick hat geschrieben: Etwas schwieriger war es dann, ihr beizubringen, sich beim Hinsetzen NICHT meinen Ärmel zu greifen - hier kam dann die Strafe ins Spiel: Spielabbruch, langweiliges Spazierengehen ohne viel Beachtung.
Lernpsychologisch ausgedrückt ist das eine Form der negativen Bestrafung: Verhaltensabbau durch Wegnahme von etwas Angenehmem (in dem Fall: Spielabbruch). Negativ heißt es aber nur, weil ein Reiz weggenommen wird - der Begriff ist nicht wertend gemeint.

Murx Pickwick hat geschrieben: Momentan versuch ich den hiesigen Hofhund ein wenig auf die selbstbelohnende Schiene zu bringen - bei ihm gehts aber ohne Lob und Streicheleinheiten für etwas, was er gut gemacht hat, definitiv nicht
Die Frage ist (für mich) aber, ob es unbedingt ohne Reden, Lob und Streicheleinheiten gehen muss? Ich verstehe den Anreiz, es nur über die selbstbelohnende Schiene zu machen - aus meiner Sicht ist aber auch gegen Lob, Streicheleinheiten (sofern es gemocht wird...mag ja auch nicht jedes Tier) und auch Futterbelohnung nichts einzuwenden. Sie bieten mir große Vorteile, die ich auch nicht missen möchte. Aber ich komme auch von den Pferden her - da braucht es einen wirksameren Motivator als das Spiel.



Bigfoot63 hat geschrieben:Bei uns in der Herde beobachten wir nur bei den Wallachen diesen Spieltrieb aus sich heraus.
Sehr beliebt sind Barthaare auszupfen, spielerisches Beißen in die Vorderbeine, den Hals usw.
Weglaufen, stoppen ansteigen usw.
Das stimmt mit meinen Beobachtungen überein, Wallache haben den ausgeprägtesten Spieltrieb!
An meiner RB-Stute hab ich aber gemerkt, dass Pferde mit der Zeit auch verspielter werden..sie war es anfangs überhaupt nicht und kam auch überhaupt nicht auf eigene Ideen..und mittlerweile ist sie wahnsinnig kreativ und liebt es, mit irgendwelchen Gegenständen rumzuspielen :)

Das ein Pferd auf Handzeichen oder Zuruf Dinge ausführt erreiche ich zumeist durch Belohnung mit Futter.
Pferde die auf Handzeichen Dinge tun, in Perfektion bei den Pignon Brüdern zu sehen, sind allerdings lange trainiert worden, oder sollte ich sagen abgerichtet.
Leider sind Pferde da doch sehr manipulierbar..d.h. es ist auch möglich, über negative Verstärkung und auch über Positive Bestrafung (aktiver Peitscheinsatz usw.) ein Pferd so weit zu bringen, dass es auf leiseste Handzeichen hin Dinge ausführt. Habe zufällig auch am Freitag ein Pignon-Video gesehen und es war nichts anderes als negative Verstärkung, was da zu sehen war.
D.h. wie die Pferde am Schluss funktionieren sagt nichts darüber aus, wie gut oder schlecht die Trainingsweise war. Ein Spruch aus einer Signatur, den ich sehr mag: "Nur weil es funktioniert, muss es nicht heißen, dass es gut ist."

Pferd die scharren weil irgendwann mal jemand zur Beruhigung Leckerlies reingeschoben hat betteln, also scharren wahnsinnig lange noch auch wenn sie nichts mehr bekommen. Manche legen dieses Verhalten garnich mehr ab.
genau, im Grunde genommen zeigen Pferde ein Verhalten nur, weil es sich für sie lohnt oder irgendwann mal gelohnt hat.
Besonders gefährlich ist es, wenn man ein Verhalten variabel belohnt..d.h. das Scharren wird vllt. 30 mal nicht belohnt, weil man es ja eigentlich nicht möchte..und dann vielleicht doch wieder von irgendwem belohnt. Sowas hält sich dann sehr, sehr lange.
Viele Pferde scharren ja auch, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein strenges "hör auf" ist ja ebenfalls Aufmerksamkeit und damit Belohnung für die Pferde. Besser wäre also ein völliges Ignorieren (= keine Aufmerksamkeit) + Belohnen eines Alternativverhaltens (ruhig stehen usw.)

Ob ein Pferd mit Agility sinnvoller beschäftigt wird als mit Spring oder Dressurreiten vermag ich nicht zu beurteiln. Fest steht für mich kein Pferd springt über was drüber, wenn es auch bequem drum herum laufen kann ( schlaues Pferd :) ). Ebenso wird ein Pferd nicht unbedingt freiwillig auf Wippen steigen oder ähnliches.
Wenn man aber die Anreize dafür schafft, als eine Belohnung etabliert, machen es viele Pferde mit großer Begeisterung...meist mit mehr Begeisterung als die "normalen" Dinge wie reiten usw. Wobei ich die zwei Sachen (Agility und Reiten) jetzt nicht gegeneinander ausspielen will - wäre ja schade, denn sie haben beide ihre Berechtigung.
Bei clickertrainierten Pferden, die schon viele verschiedene Sachen gemacht haben, stelle ich auch immer wieder eine große Neugierde an neuen Gegenständen fest.

Grundsätzlich ist ein Pferd nicht sonderlich clever, hat aber tolle Instinkte. Man sagt Pferden eine kurze Konzentrationsphase nach, ob dies für Agility hilfreich ist ?
Würd ich so direkt nicht unterschreiben. Pferde sind ebenfalls sehr clever - nur sind die meisten Pferde es einfach nicht gewohnt, kreativ mitzudenken und eigene Ideen zu entwickeln. In der Traditionsreiterei haben eigene Ideen keinen Platz, da geht es v.a. um das Ausführen von Kommandos, also um bloßes Reagieren.
Ásta hat anfangs auch üüüberhaupt keine eigenen Ideen entwickelt und es war wahnsinnig zäh. Und mittlerweile ist sie soo kreativ, probiert aus, versteht schnell usw. Oft eine Frage der Übung - Kreativität muss ja auch wachsen :)
Auch mit der Konzentration haben wir überhaupt keine Probleme, das würde ich auch nicht als Argument gegen Agility sehen :)


das Bauchkraulen mit der Stute ist übrigens goldig :liebe:


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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Mo 12. Nov 2012, 08:31

Kreativität muss ja auch wachsen

Das habe ich so bisher noch garnicht gesehen, da ist was dran :grübel:
Bei der Konzentrationsphase mag das natürlich damit zu tun haben, das ich in den letzten Jahren káum Kontakt mit jungen Pferden habe.
Das werde ich an meinem Neuzugang mal beobachten, aber die ist im Moment noch damit beschäftigt zu verstehen, wie man Pferd sein soll ohne Boxenhaft und Futterration.
Sie starrt derzeit noch mehr oder minder ganztägig in die Landschaft.

Die Pignon Brüder habe ich angeführt um zu zeigen wohin sich die negative oder positive Bestärkung führen kann.
Ich persönlich bin da auch kein so grosser Fan von.


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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 12. Nov 2012, 10:13

Naja ... es gibt einige Tierarten, die man unterdrücken kann, wie man will, die dennoch äußerst kreativ bleiben - Esel beispielsweise. Wenn man Esel so behandelt würde, wie Sportpferde, hätte man ein äußerst kreatives Killerobjekt in seinem Stall - kurzum, daß Sport mit dem Pferd so möglich ist, wie er ausgeübt wird, liegt einzig daran, daß Pferde halt eine für Säugetiere etwas äh ... eingeschränktere Intelligenz und Cleverness haben (gilt übrigens auch für die meisten Hunde und Menschen, ein wirklich cleveres und intelligentes Tier wird niemals über Unterdrückung zuverlässig hören, im Gegenteil, man erzieht sich auf die Art und Weise eine tickende Zeitbombe).

Aber es stimmt schon, man kann unheimlich viel Kreativität aus jedem Säugetier und Vogel herauskitzeln, wenn man nur ein wenig überlegt an die Sache herangeht. Selbst Igel entwickeln plötzlich sehr eigene und teilweise sehr faszinierende Ideen, wenn man das fördert ...



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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Di 13. Nov 2012, 21:01

Murx Pickwick hat geschrieben:Naja ... es gibt einige Tierarten, die man unterdrücken kann, wie man will, die dennoch äußerst kreativ bleiben - Esel beispielsweise. Wenn man Esel so behandelt würde, wie Sportpferde, hätte man ein äußerst kreatives Killerobjekt in seinem Stall -..
das ist wohl wahr.
Ich habe allergrößten Respekt vor jedem Esel. Sie sind einfach nicht so leicht zu überreden, offenbar machen sie genau das was sie möchten. Selbst Gewalt ändert da nichts.


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Re: Agility

Beitrag von lapin » Di 13. Nov 2012, 21:04

Wenn ich das so sehe, denk ich immer an Zirkus...ist die Show da nicht auch iwie Agility und somit gar nicht schlecht fürs Tier...


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Di 13. Nov 2012, 21:19

Im Circus kommt es ganz drauf an, wie die Tiere untergebracht sind, ob sie überhaupt anpassungsfähig genug für so eine beengte und zudem sehr provisorische Unterbringung unterwegs sind und wie sie dressiert werden.

Auch heute noch werden meist Brachialmethoden zum Einbrechen der Tiere verwendet (deshalb sieht man ja auch so selten Ziegen und Esel in der Manege, trotzdem diese Tierarten eigentlich zu faszinierenden Dressuren zu haben sind, wenn man bei diesen Tieren die Kreativität belohnt, so wie oben die Agility-Pferde).
Andererseits sind es gerade einige der größten Tiershows und Circen gewesen, welche die Grundlagen für Freiheitsdressuren bei Pferden sich erarbeitet haben (man denke nur an die Knie-Dynastie) oder welche das Clickertraining entwickelt und zur Perfektion gebracht haben.

Gerade Circen zeichnen sich allerdings auch durch ihre Tourneen quer durch die Lande aus - einige Tierarten, wie beispielsweise Elefanten, werden unter solchen Transportbedingungen schlichtweg krank ... und da es ja gerade um das Reisen beim Circus geht, wird sich daran auch in Zukunft nix ändern. Ortsgebundene Tiershows hätten da zwar mehr Möglichkeiten, den Tieren zwischen den Vorstellungen und Trainingseinheiten artgerechte Unterkünfte zu bieten, haben jedoch meist nicht das Interesse daran ...



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Re: Agility

Beitrag von Melli » Di 13. Nov 2012, 22:51

An was genau für Zirkusnummern denkst du denn?
Das, was ich in der letzten Zeit gesehen hab, waren v.a. Nummer, bei denen die Pferde dann irgendwie im Kreis liefen, sich nach Farben ordneten, dann noch stiegen usw.

Das Hauptproblem sehe ich hier auch in der Trainingsweise..ich sehe selten Zirkusauftritte mit Pferden, die mich wirklich begeistern..auch nicht beim Weltweihnachtszirkus oder so ;)
Weil man den Pferden ansieht, dass die Nummer mittels Druckmethoden, negativer Verstärkung erarbeitet wurde. Die Pferde es nur machen, um der Peitsche zu entgehen usw. Habe bei keinem Pferd ein Funkeln in den Augen gesehen.
Man merkt es so sehr an der Ausstrahlung der Tiere. Ich sehe da andere Tierarten, wie Robben oder auch Hunde (da hab ich mal eine tolle Nummer gesehen), die man nicht so gut mit negativer Verstärkung trainieren kann...bei denen man im Zirkus die Tricks über positive Verstärkung erarbeitet hat - diese Tiere wollen etwas tun, sie haben einen wachen Blick, sie strahlen aus den Augen. Das fehlt mir bei den Pferden so oft.

Glaube es war sogar der Freddy Knie beim Weltweihnachtszirkus, der mir so wenig zugesagt hat. Für mich steckte da keine Zauberei dahinter, schwarze und weiße Pferde mittels Peitsche zu sortieren. Diese Pferde strahlten für mich keine Freude daran aus..

Und was Murx in Punkto Tierhaltung anspricht, ist natürlich auch richtig..


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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Mi 14. Nov 2012, 21:10

Bei Wildtieren im Circus ist das sowieso keine Frage, das muss wirklich nicht sein. Die Haltung ist schwierig und wohl kaum machbar, das gehört für mich auch verboten.
Im Haltungsbereich sehe ich in der Pferdehaltung der grossen Circen keinen Unterschied zum Sportpferd in Boxenhaltung. 22 Stunden Boxenhaft oder im Circus in Boxen bzw. Auslaufhaltung. Wo ist der Unterschied im Haltungsbereich. Manches gelangweiltes Boxenpferd wäre vielleicht froh mal was machen zu dürfen. Ich bin mir sicher das Circuspferde mehr beschäftigt werden als das normalo Sportpferd. Zumindest die, die ich so kenne.
Die Arbeit mit den Pferden im Circus selbst kann ich nicht beurteilen, aber egal ob ein Pferd über eine Wippe geht oder mit den Vorderfüssen auf ein Podest steigt, es ist letzlich Dressur.
Das Pferd würde bei freier Willensentscheidung den meisten Teil des Tages vor sich hin dösen oder fressen, freiwillig über Sprünge, Wippen etc. das würde jedes Pferd ablehnen.
Ich denke die meisten Pferd würden einfach nichts tun.

Bei der Arbeit mit Pferden kann ich mache Dinge auch nur mit negativer Bestärkung erarbeiten,
ich finde das aber auch nicht immer schlimm. Pferde erziehen sich gegenseitig auch mit solchen Mitteln.

Grundsätzlich ist es wohl wie Murx schreibt, Pferd lassen sich eine ganze Menge gefallen...


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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 14. Nov 2012, 23:37

Bei freier Willensentscheidung wandern Pferde ... 10km am Tag ist das Mindeste, was sie zurücklegen, selbst dann, wenn genügend Futter da ist, wo sie sich gerade aufhalten. Einige Pferde, die ausbrechen konnten, hat man dann 15km weiter weg auf der Autobahn wieder einsammeln dürfen ... viele Pferde nutzen ihre neugewonnene Freiheit für nen kilometerlangen Marsch und kommen danach friedlich wieder in den gewohnten Stall zurück.

Also daß sie nix tun, stimmt so nicht ... sie tun ne Menge. Pferde, die wild leben dürfen auf relativ unendlichen Weiden, wandern, spielen, kämpfen, weiden, putzen sich gegenseitig, machen Bocksprünge, galoppieren ... wildlebende Gibbon oder Löwen dösen weitaus länger und mehr, wildlebende Pferde kommen auf nur wenige Stunden dösen und schlafen am Tag, den Rest des Tages sind sie aktiv.
Aber sie klettern gewöhnlicherweise nicht, sie springen nicht über hohe Hindernisse, sie wippen nicht ... und sie bewegen sich auf einer doch relativ kleinen Weide deutlich viel weniger, wie wenn sie keinen Zaun um sich herum haben.

[youtube][/youtube]

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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Do 15. Nov 2012, 20:13

Stimmt, das wandern beim grasen hatte ich vollkommen vergessen zu erwähnen.
Die Menge der Bewegung auf der Weide hängt wirklich von der Größe ab. Wenn wir so wie im Moment noch die gesamten Flächen ( 8,5 h ) auf haben, dann ist sehr viel mehr Bewegung in der Gruppe im Vergleich zu den Winterweiden.

Ich habe diesen Sommer mal am Offenstall übernachten müssen und war unwahrscheinlich überrascht wieviel die Pferde auch in der Nacht unterwegs waren. Das hätte ich auch nie gedacht...

Ist es nicht so, daß ein Pferd tatsächlich nur 2 Stunden wirklich schläft ? Habe ich mal so gehört, aber ob das stimmt ?


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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 10. Dez 2012, 20:15

Es kommt drauf an, was man unter Schlaf versteht ... mit im Stehen dösenden Pferden kommt man bei fünf bis neun Stunden raus, wenn man nur die liegenden schlafenden Pferde zählt, sinds im Schnitt zwei Stunden, wobei in engen Laufställen mit zu vielen Pferden sich die rangniedrigen Pferde oft gar nicht mehr hinlegen - also nach dieser Definition nicht mehr schlafen ... *kopfkratz*

Wie lange und wie tief Pferde schlafen, ob sie dabei stehen oder sich hinlegen, ist jedoch noch von anderen Faktoren, wie Alter, Witterung, Untergrund, Gruppenzusammensetzung, Platz etc abhängig.

Gibt da so mehrere Studien drüber, beispielsweise hier:
[url=http://edoc.ub.uni-muenchen.de/12000/]Güntner, Kai-Uwe (2010): Polysomnographische Untersuchung zum Schlafverhalten des Pferdes. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät[/url]

Ach ja ... um wieder zurück zum Agility zu kommen ... :D
Wenn SO unser moderner Pferdespringsport aussehen würde, dann hätte selbst ich nix mehr dagegen :top:
DAS versteh ich unter Freiheitsspringen!
[youtube][/youtube]

... und nicht, wie es üblicherweise gezeigt wird, die Gäule werden zwischen Gittern oder durch Bändern begrenzt zum Hindernis getrieben, was sie dann notgedrungen überspringen müssen, wenn sie weiter geradeaus fliehen wollen - und da Pferde nunmal aus Prinzip geradeaus fliehen, springen sie halt entweder, oder rennen das Hindernis einfach um, selbst dann, wenn es höher ist, wie die Begrenzung, welches sie zum Hindernis geleitet hat.
[youtube][/youtube]
Sollten sie es umrennen, hilft einfaches Barren, um das gewünschte Ziel des "freispringenden" Pferdes dennoch zu erreichen ...
:kotz:



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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Mo 10. Dez 2012, 20:43

Diese Studie ist wirklich super, ich muss das gleich ganz in Ruhe nochmal lesen, aber es sprang mir direkt ins Auge, es gibt Beweise dafür, das Pferde sich auf Gummimatten als Einstreu nicht so gerne hinlegen.
Das ist mittlerweile Trend in vielen Offenställen.
Der normale Menschenverstand sagt einem das ja, aber nun kann ich in so einer ledigen Haltungsdiskussion wirklich mal eine Studie anführen.
Murx ich danke dir, das ist genial *freu*

Das obere Video ist wirklich klasse.


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Re: Agility

Beitrag von Melli » Do 27. Dez 2012, 14:40

Die Videos von dem Finnen schaue ich auch sehr gerne an :top: er macht einen guten Eindruck ;)

Bigfoot63 hat geschrieben: Die Arbeit mit den Pferden im Circus selbst kann ich nicht beurteilen, aber egal ob ein Pferd über eine Wippe geht oder mit den Vorderfüssen auf ein Podest steigt, es ist letzlich Dressur.
Dressur heißt ja aber nicht, dass die Tiere es nicht gerne machen ;)
Ich würde da schon differenzieren, und zwar v.a. danach, wie die Pferde traininert werden. Und auch, was für einen Eindruck sie auf dich machen. Gerade Pferde, die mit positiver Bestärkung trainiert werden, haben oft richtig Freude am Tun und wollen auch unbedingt neue Dinge lernen und ausprobieren.
Allein mit dem Motivator Futter / o.ä. lässt sich die Arbeitsfreude nicht begründen. Denn man spürt schon Unterschiede zwischen Übungen, die die Pferde nur wegen des Futters machen und Übungen, die ihnen auch so Spaß bereiten. Inklusive aller Mischformen ;)


Bei der Arbeit mit Pferden kann ich mache Dinge auch nur mit negativer Bestärkung erarbeiten,
ich finde das aber auch nicht immer schlimm. Pferde erziehen sich gegenseitig auch mit solchen Mitteln.
Allerdings bin ich kein Pferd ;) und die Pferde wissen das auch, denn sie behandeln Menschen nicht wie ihre Artgenossen. Das bedeutet für mich, dass ich die Karten in meinem Training völlig neu mischen kann und überlegen kann, was meinem Pferd am besten gefällt und mit was mein Pferd am besten und nachhaltigsten lernt.
Dass man manche Dinge nur mit negativer Bestärkung erarbeiten kann, würde ich verneinen. Es ist nur in vielen Dingen einfacher, es über negative Bestärkung zu machen. Deshalb ist nicht jede negative Verstärkung schlecht - man kann auch sehr freundlich und fair damit arbeiten. Es bleibt aber dennoch ein reines Reagieren des Pferdes (nicht ein Agieren) und ein Ausweichen vor dem Druck.


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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Fr 28. Dez 2012, 10:09

Ups, ich hoffte ich hätte das besser präzisiert. Natürlich heißt Dressur nicht, daß es Pferde nicht gerne tun.
Als ich dies schrieb hatte ich ein wenig diese nach Parelli abgerichteten Roboterpferde vor Auge. Da fiel mir das auf den Messetagen auf der Equitana ( ich war die ganze Messe dort vor Ort ) extrem auf. Mir schien die Pferde spulten so ein Programm ab und das mit "leerem" Gesicht. Das war für mich sehr extrem-
Diese Arbeitsfreude die du auch erwähnst und die ich bei deiner Stute sehe, die zeigten diese Pferde nicht. Es war wie abgerufen, fast resigniert.
Da sind wir völlig einer Meinung, es kommt entscheidend darauf an wie man trainiert. Das Fingerspitzengefühl fehlt heute aber vielen Pferdeleuten auch vollkommen.

Selbstverständlich ist auch unserer Pferdeherde klar, daß wir keine Pferde sind. Ich finde es allerdings interessant zu beobachten, daß sich die Gruppe anders verhält wenn Menschen die viel Zeit mit der Herde verbringen ( Hofbetreiberin und ich ) auf die Wiese kommen, als wenn es Menschen sind die seltener vorbeischauen. Niemals würde sich ein Pferd nicht beiseite bewegen wenn wir vorbei wollen, notfalls ein kurzer Zuruf und das geht problemlos. Leute die nicht so viel Kontakt haben, dürfen dann gerne auch um das Pferd herumgehen.

Natürich sind mache Dinge mit negativer Bestärkung leichter zu erreichen, vor allem bei in Gruppen lebenden Pferden. Wenn ich mit einer Schubkarre Heulage durch möchte ohne das die alle das Heu von der Karre zerren ist es hilfreich, wenn ich sie wegschicke oder auch mit einen Knuff in die Seite klar mache, das jetzt Zeit ist den Platz zu räumen.
Wenn das verstanden ist, kann ich mit einer vollen Schubkarre durch diese Gruppe fahren, ohne das sie was nehmen. Mit positver Verstärkung kann ich in einer Gruppe von 20 Pferden nicht arbeiten. Dann müsste ich vermutlich in oder bei der Herde leben.
Das meinte ich damit. Ein Pferd das viel Zeit mit mir alleine verbringt kann ich natürlich über positive Bestärkung besser erreichen und kleinere Tricks und Spiele machen. Das versuche ich auch mit meinen "Senioren" noch, aber das ist schon schwerer.
Ich habe natürlich in den 70 er Jahren reiten gelernt, meine Vorbilder waren Schultheiß und Klimke ( der Vater ) die reiten konnten und bei denen klassische Reitkunst noch was bedeutet hat. Heute schwinden viele Dinge die einmal wichtig waren, wie z.B. der Respekt vor dem Pferd, und ich würde so manchem "Profi" Reiter wünschen, er würde sich mit seinem Pferd ,mal in einem Paddock oder Roundpen ohne Halfter etc. beschäftigen.
Ich finde es gut, daß im mehr Menschen sich nun mit ihren Pferden auch in der Bodenarbeit oder zirzensich auseinander setzen. Den Pferden wird auf jeden Fall Abwechslung geboten.

Leider fehlt heute den meisten Menschen das Bauchgefühl, oder wie man es nennen mag, um zu erkennen oder erahnen was einen wie an das Ziel bringen könnte .Nur so kann ich mir den Erfolg solch "pferdischer Ausbildungs oder Abrichtungsprogramme" erklären......


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Re: Agility

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 28. Dez 2012, 14:01

Kurzum - auch hier wieder:
Das A und O in der Tierhaltung ist die Beobachtung.
Das, was in der heutigen Zeit komplett fehlt, ist die Beobachtung!

Wie kann ich das notwendige Fingerspitzengefühl bzw Bauchgefühl für meine Tiere entwickeln, wenn ich sie nicht mehr beobachte, sondern nur noch eine angelesene und auswendiggelernte Dressur runterspuhle?
Wie kann ich ein feuriges, mitdenkendes und freudig arbeitendes Pferd ausbilden und/oder dressieren, wenn ich mich selbst nur noch wie ein dressierter Affe durchs Leben mogele?

Wir werden von Kindesbeinen an dressiert, wir üben selbst Tätigkeiten aus, welche wir nicht verstehen und nicht unserem angeborenen Verhalten entsprechen. Gerade die ältere Generation von uns wurde oft genug sogar mit Gewalt eingebrochen ... und genau das wird von uns aus auch oft genug an unsere Tiere weitergegeben ...

Momentan haben wir es jedoch bei vielen Tierhaltern mit einer neuen Generation zu tun, einer Generation, die wieder gerne lernt, gerne beobachtet, gerne ausprobiert, ausgeprägtes Neugierverhalten zeigt - und auf diese Generation hoffe ich, weil diese Generation genau die Beobachtung mitbringt, die Grundvorraussetzung ist, mit anderen Tierarten (und letztendlich auch den eigenen Artgenossen) respektvoll und fair umzugehen.
Unsere Tiere werden uns diese Beobachtung und den daraus erfolgenden respektvollen und fairen Umgang danken - ich denke, man sieht es an den oben gezeigten Bildern und Filmen sehr schön, wie sich die Pferde dadurch verändern, wieder mehr Pferd werden und letztendlich wieder zurückgeben, was sie bekommen haben: Aufmerksamkeit und Fairness ...

Diesen Film hier hab ich bestimmt schon x-mal hier im Forum verlinkt, dennoch finde ich ihn einfach so wunderschön, ich würd ihn am liebsten überall verlinken :D
[youtube][/youtube]

Man beachte übrigens mal die Kommunikation dieser beiden so total unterschiedlichen Arten ab 4:36 ... man findet diese Art des aufnehmenden und abwendenden Blickkontakts im gesamten Film und auch in anderen Filmen, wo mit Pferden frei gearbeitet wird, wieder, aber so schön in Reinkultur hab ich es bislang nur ab dieser Stelle in diesem Film gesehen :D
Das ist übrigens etwas, was mir an den Dressur- und Springpferden (und teilweise auch an Parellis Pferden) fehlt ... dieses Pferd schaut demonstrativ Mensch an, Mensch läßt sich vom Blick einfangen und schaut zurück, Mensch schaut weg, Pferd schaut weg, Mensch schaut demonstrativ Pferd an, Pferd schaut intensiv zurück ... auffällig ist hierdran übrigens, wie lahmaschig Menschen reagieren und wie schnell Pferde reagieren!
Hempfling reagiert schon für einen Menschen sehr, sehr schnell ... aber sein Pferd braucht dennoch nur ein Viertel der Zeit, um auf ihn zu reagieren!

Die Untertitel zu diesem Filmchen sind übrigens ein wenig mißverständlich ... Hempfling hat oft genug gezeigt, daß er seine von ihm ausgebildeten Pferde ohne Probleme aus der Herde herauslocken kann und die Pferde sich "freiwillig" der Trennung von ihrer Herde gefallen lassen, ohne daß man sie halftern oder festbinden müßte.
(freiwillig in Anführungsstrichen, weil so freiwillig ist das nämlich auch nicht ... kein Pferd würde tatsächlich aus freien Stücken seine Herde verlassen, schon alleine das ist eine Dressur! Aber es muß dazu auch nicht mit Prügel oder Fesseln (Halfter und Co) getrieben werden, dressieren kann man auch ohne martialischen Zwang)



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Re: Agility

Beitrag von Bigfoot63 » Fr 28. Dez 2012, 19:48

Ich bin wirklich ein zäher, alter Knochen, aber dieses Video rührt mich an.

Sagenhaft wie dieses Pferd locker durchschwingt, welche Elastizität und vor allem welche Aufmerksamkeit und was für ein Vertrauen. Der Wahnsinn........
Dieses Band der Verbundenheit zwischen den Beiden ist hier so deutlich zu sehen, einfach toll.


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