Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

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Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Di 10. Sep 2013, 14:16

... oder auch, wie bilde ich Paddy aus?

Seit einigen Tagen hab ich ne 100% Reitbeteiligung - Problem, das Pferd läßt sich noch gar nicht reiten ... ich muß ihn also erst irgendwie dazu überreden.
Und selbstverfreilich, wie immer, such ich mir natürlich nicht ein schön einfaches Pferdchen aus, was von Fohlen an Pferdepediküre und an allerlei unförmigen, klappernden und sonstigen Gegenstände auf, um und unter sich kennt, nein, natürlich muß ich mir den schwierigsten Gaul vons Hof aussuchen - wäre ja auch sonst zu langweilig ... :yo:

Die Ausgangssituation:
Paddy kenne ich eigentlich nur von der Weide, ein liebes, etwas zu groß geratenes Pony, schmusebedürftig und respektvoll im Umgang mit Photografen - im Gegensatz von anderen Weidebewohnern! Er stand immer ein wenig abseits von den anderen Pferden und in der allgemeinen Hackordnung der Gefangenen stand er ganz, ganz unten, er durfte nur dann trinken, wenn die Anderen nicht an der Tränke waren. Und er fragte mich immer vorher höflich an, ob er schmusen kommen darf.
20130831Paddy05.JPG
Die Anderen auf dem Hof hatten Paddy ein kleines bißchen anders kennengelernt:
Paddy respektiert keine Zäune - auch und erst recht keine, wo Strom drauf ist. Wenn die Wiese auf der anderen Seite des Zaunes grüner ist, ist klar, wo Paddy zu finden ist - auf der verkehrten Seite des Zaunes!
Sollte ein Mensch auf die Idee kommen, mein kleines, süßes Schmusepony einfangen zu wollen, wurde aus ihm eine frisch aufgefüllte und vollbefeuerte Dampfwalze, die wirklich alles niederrannte, was vor die Hufe kam ... Ausweichen? - Wozu, wenn es auch auf direktem Wege geht?
Sollte das nicht reichen, die Flucht durchs Dorngesträuch sollte reichen!
Nun hat Paddy, so rein objektiv betrachtet, die Ausmaße eines mittelgroßen Norikers ... und auch das Gewicht! Ein hübsch großer Irish Cob halt, Originalimport. Was er kennt, ist die irische Freiheit und was er haßt, ist die deutsche Engstirnigkeit ... insbesondere, was die Auffassung der deutschen Menschen angeht, wo ein Pferd zu grasen hat und was ein Pferd sonst noch zu leisten hat.
Halfter anlegen? Am Führstrick laufen? Angebunden werden? Zaun einer Weide respektieren?
Ihr habt se doch nicht mehr alle!
Paddy brauchte das nie!
Paddy will das auch nicht!
Paddy hat fertig!
20130831Paddy06.JPG
Paddy sollte von der Bereiterin des Hofes fertig gemacht werden für den Reitunterricht ... nun, wie soll ich sagen ... jedenfalls hat sie sich irgendwann nicht mehr um Paddy gekümmert, sie hatte schon echte Probleme, ihn überhaupt nur aufzuhalftern. Paddy war oder wurde kopfscheu - eine wirklich gute Kombi mit der Dampwalzeneigenschaft und der irischen Dickköpfigkeit!
Und ausgerechnet dieses Pferd glaubte ich Ausbilden zu können! 8-)

Tag Eins verging für uns Beide eigentlich nur damit, daß ich ausprobierte, ob es irgendwas gibt, außer der Kamera, wo Paddy nicht mit Panik drauf reagierte ... nunja, viel war es nicht, genau genommen waren es nur die Möhren, die ich mit bei hatte. Ausnahmslos alles andere, wie Halfter, Führstrick, Gerte, was auch immer war gaaaaaanz furchtbar schrecklich böse und bissig! Am Bösesten war der Führstrick ... im Angesicht von diesem Monster ging Paddys Kopf hoch, Ohren windschnittig nach hinten gelegt, die Hinterhaxen knickten ein und die Vorhand machte sich bereit, arm klein Paddy in Windeseile aus der Gefahrenzone zu bringen - einzig die Gier nach den Möhren hielten Paddy davon ab, mal wieder durch sämtliche Zäune und sämtliches Dorngesträuch sich in Sicherheit zu bringen ...

Tag Zwei konnte ich ihn mit dem Führstrick "schlagen", ihm den Führstrick um den Hals legen, über den Rücken gleiten lassen, mit der Gerte streicheln und massieren, das Halfter von sämtlichen Seiten, von oben, unten, links und rechts versuchen aufzuhalftern, ich konnte mit allem in die Luft schlagen und böse Geräusche machen, mit Ketten klappern, war alles kein Problem mehr ... gut, Aufhalftern ging erstmal nur von vorne, sobald ich korrekt links vom Pferd stand, war wieder Panik angesagt ...

Vorgestern hatten wir den großen Durchbruch mit dem Führen - während er vorher wie ne Eins stand, sobald der Führstrick ins Spiel kam, hatte ich ihn vorgestern das erste mal 30 Schritt (mit einer Zwischenbelohnung und einer Endbelohnung :hot:) führen können.

Gestern gings das erste Mal aus der Herde raus.

Heute haben wir Beide uns das erste mal ganz von der Weide runtergetraut, in der zweiten Übungsstunde kamen wir sogar bis zum Anbindeplatz und haben putzen geübt - und hier komm ich nicht mehr weiter ...

Beine heben und festhalten, Hufe auskratzen, still stehen bleiben, egal, mit was pferd massiert wird - all das funktionierte auf der Weide tadellos, Paddy stand wie ne Eins, Paddy wußte, wie er sein Gleichgewicht auf drei Beinen halten mußte, damit ich seine Hufe festhalten konnte, Paddy stellte die Hufe schön vorsichtig wieder auf den Boden, sobald ich sagte, daß ich mit dem Huf fertig bin ...

... ganz anders nun auf dem Anbindeplatz - Paddy ist so abgelenkt, aufgeregt, fast schon verschreckt, daß er einfach alles vergessen hat. Er kann nicht mehr stillstehen. Er hat vergessen, daß er das Gleichgewicht verlagern muß, um den geforderten Huf zu heben und versucht sich genau dahin zu lehnen, wo er den Huf hebt! Was natürlich ne mittelmäßige Katastrophe gibt ... so würd ja sogar ich umkippen!
Dann versucht er vor lauter Eifer und Aufregung gleich alle Hufe, eins nach dem anderen zu heben - ohne aber den Huf, den ich gerade säubern will, wieder hinzustellen! Er stand auf die Art gleich mehrmals auf zwei Hufen, daß er dabei nicht auf mich draufgefallen ist oder selbst hingefallen ist, ist ein wahres Wunder!
Noch schlimmer ists mit den Hinterhufen ... er hebt den Hinterhuf so hoch an, wie nur irgend geht, zieht ihn aber gleichzeitig direkt unter sich, verlagert seinen Schwerpunkt dann auch nach hinten dorthin, wo er den Huf angehoben hat und wundert sich, daß er so umkippt!
Beim Versuch, sich abzufangen, hat er dann leider meinen Fuß erwischt ... :?
Ich hab es nicht mal im Ansatz geschafft, auch nur ein klitzekleines Bißchen Ruhe da reinzubringen - im Gegenteil, je länger er da stand, desto mehr regte er sich auf.
Ich hab dann irgendwann nur noch mal verlangt, daß er seinen Vorderhuf - egal welchen - hebt und ich hab nochmal ne halbe Sekunde festgehalten und gehufkratzt, danach hab ich ihm seinen Huf zurückgegeben, damit er ihn wieder an Ort und Stelle setzen konnte, bevor er umkippte, damit ich ihm nochmal nen Belohnungshäppchen geben konnte und wir Beide doch noch nen kleinen Erfolg hatten.

Wie gesagt, das Hufe geben hatte auf der Weide tadellos geklappt ... auf dem Anbindeplatz dagegen ist Ka-Tas-Tro-Phe!
Und es ist NICHT aus Unwilligkeit oder so ... im Gegenteil, er ist eifrig bei der Sache - aber er schafft es einfach nicht, sich da genügend zu konzentrieren, um das Gleichgewicht dahin zu verlagern, wo er es für nen sicheren dreibeinigen Stand braucht!
Er ist auch nicht böswillig - er fällt halt einfach nur dahin, wo das Bein angehoben ist ... Pech, daß ausgerechnet ICH da im Wege stehe, wenn er versucht, sich im letzten Moment abzufangen ...

Wir waren Beide richtig glücklich, ihn wieder auf die Weide zu bringen ... ich hab zwar noch mal von ihm verlangt, kurz nen Bogen zu machen, von der Weide weg am bösen, bösen Traktor vorbeizulaufen, aber danach gings direkt nur noch zur Weide ... und auch hier, er ließ sich zwar noch problemlos abhalftern, wie geübt halt, aber unser Ritual am Ende der Übungen, nämlich daß ich mich noch mal auf seinen Widerrist oder seinen Rücken lehne und wir Beide dann ruhig stehen, das ging gar nicht mehr - Hand auf Widerrist gelegt und er ging straight ahead zum Salzleckstein, hat nur noch kurz geschaut, ob ich ihm böse bin und ihn zurückrufe, aber nachdem er sah, daß ich mich inzwischen mit der Schließung des Weidezaunes beschäftigte, gallopierte er erleichtert zu seiner Herde.

Heute werde ich nix mehr mit ihm machen ... wir sind Beide fix und alle ...

Für morgen ergibt sich für mich die Frage - wie bringe ich nem Pferd bei, sein Gewicht so zu verlagern, daß er sicher auf drei Beinen steht, wenn ihm die Hufe ausgekratzt werden?
Die Hufe sehen eh furchtbar aus, die müssen dringenst vom Hufschmied gemacht werden - und der findet es bestimmt nicht witzig, wenn Paddy auf ihn drauffällt! Bis der Hufschmied kommt, muß Paddy seine Hufe geben können und wissen, wie er sein Gewicht verlagern muß!
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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von ElHappy » Di 10. Sep 2013, 14:29

Mein erster Gedanke war "Ops da hat jemand vergessen dem PAddy als Fohlen und halbwüsiger das Pferde -Mensch -Umgang ABC "beizubringen Der zweite war eine Menge Arbeit den wenn ich es so lese beherrscht der kleine PAddy nicht mal Grundlagen bzw sie sindwohl nie bei ihm gefestigt wurden .Ich üwrde sagen Ärmel hoch und mit ganz , ganz kleinen Schritten anfangen und PFerdepychologie wer auch nichtschlecht :D und Pferdeverstand den hast du Murx .Jaaa das klingt bitter . Aber so liest es sich für mich .


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Entensusi » Di 10. Sep 2013, 14:30

Allein von Deinem Bericht her könnte ich das Pferd knuddeln...

Weißt Du was? Ich glaub, Paddy muss da erst noch drüber nachdenken. Du hast jetzt schon öfter geschildert - geht gar nicht - und am nächsten Tag: geht!

Ich finde, Ihr seid in den paar Tagen enorm weit gekommen.
Der Hufschmied muss warten, ansonsten ist alles kaputt, was Du vorgearbeitet hast. Oder er kommt mit auf die Wiese... zumindest für die dringend notwendige Arbeit.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Di 10. Sep 2013, 15:07

Mit dem Hufschmied ist halt ein Problem ... ka, ob er bereit ist, die Hufe auf der Weide zu machen, wo ja auch die anderen Pferde noch rumlaufen und ihn stören würden ...
Mir tuts in der Seele weh, wenn ich diese Hufe sehe ... breitgelatscht, rissig, der Hufstrahl auf fast einer Ebene zur Sohle, von mittlerer und seitlicher Strahlfurche ist kaum mehr was zu sehen ... das tut dem Gaul doch garantiert beim Laufen weh, oder nicht?
Mein erster Gedanke war "Ops da hat jemand vergessen dem PAddy als Fohlen und halbwüsiger das Pferde -Mensch -Umgang ABC "beizubringen
Paddy ist als mehr oder weniger als wildlebender Ire aufgewachsen, der kannte Menschen bis zu seinem zweiten Lebensjahr nur aus nem genügend großen Fluchtabstand ... die ersten Menschen, die er näher kennenlernte, waren genau die, die ihn nicht gerade sanft mit den anderen Iren, die verkauft werden sollten, eingefangen und zum Transport verpackt hatten.
Hier auf dem Hof sind die Iren erst seit Winter ... Paddy ist dabei der Schwierigste von allen, weil er einfach nix respektiert, was seine Freiheit einschränkt. Dazu kommt die Sache mit der Flucht - wenn er flieht, kennt er wirklich nix mehr, da wird von Mensch über Zaun bis Pferd wirklich alles über den Haufen gerannt!
Ich hoffe, daß ich diese Eigenschaft von ihm nie persönlich kennenlernen werde ...

Die anderen Iren sind inzwischen mehr oder weniger angeritten und teilweise auch schon verkauft. Aber Paddy ist halt Paddy ...

Was den Pferdeverstand angeht - den muß ich mir erst noch erarbeiten ... Pferde mögen in ihrem Verhalten einfacher sein, wie andere gruppenlebenden Säugetiere, aber wie wenig ich eigentlich wirklich von ihrem Verhalten verstehe, das merk ich jetzt im Umgang mit Paddy.
Das Lernverhalten ist ganz anders, der Umgang mit ihm ist ganz anders (ich hab von ihm beispielsweise erst lernen müssen, daß es ihn eher nervös macht, wenn ich plapper oder beruhigend auf ihn einrede - die Erklärung dazu fand ich gestern in einem Interview mit Frédéric Pignon, er sagte in etwa, wenn Pferde Laute von sich geben, dann immer erst dann, wenn etwas Beunruhigendes oder Unangenehmes da ist ... und ja, wenn ich so überlege, mir fällt tatsächlich kein einziger Pferdelaut ein, der zur Beruhigung abgegeben wird, egal, ob Schnauben, Quietschen, Warnwiehern, schrilles Wiehern, Rufwiehern, "Begrüßungs"wiehern, das sind alles Laute, die in beunruhigenden Situationen, bei Unsicherheit oder in Situationen ausgestoßen werden, wo Pferde von ihrer Herde getrennt wurden!), Pferde scheinen mit dem Körper zu denken ... und Paddy muß erst über alles in Ruhe auf der Weide nachdenken, bevor er es kann ...

Dann das Ding mit der Selbstsicherheit ... gut, daß territoriale Tiere in ihrem Territorium selbstsicher sind, aber außerhalb das Muffensausen bekommen, das ist irgendwie für mich logisch - aber das Pferde, die auf der Weide, auch ohne ihre Herde, selbstsicher sind, aber dann, sobald sie die Weide verlassen, unsicher werden bzw in unbekanntem Terrain unsicher werden, das geht in meinem Schädel nicht rein - warum ist das so?
Pferde kennen doch gar keine festen Reviere, die wandern doch den ganzen lieben langen Tag, wenn sie können ... wildlebende Pferde legen pro 24 Stunden 20 - 40km zurück!

Es ist (mal wieder) alles so anders, zwar irgendwie schon ähnlich zu anderen Arten, aber doch wieder gänzlich verschieden zu allem, was ich bislang kenne ... ich hab das Gefühl, gar nix mehr über Pferde zu wissen ...

Edit:
Ich hab mein Problem meinem Mann geschildert und er kam gleich spontan auf die vermutlich richtige Antwort: Die Herde fehlt!
Ich hab das hier an so vielen Pferden immer wieder vor Augen, wie nervös sie ohne Herde werden - und habs einfach bei Paddy nicht gesehen! Das zum Thema Pferdeverstand!
Ich bin also viel zu schnell vorgegangen ...

Edit2:
Ich habe gerade mit der Reitlehrerin gesprochen - und dabei mal ganz nebenbei erfahren, daß Paddy ursprünglich von ihr gemacht wurde ...
Paddy konnte longiert werden, er stand prima am Anbindeplatz, hat Hufe gegeben, sich putzen lassen, das er auf die Gerte richtig reagiert, hat sie mit ihm geübt - dann hat die Bereiterin Paddy übernommen ... und seitdem ist er kopfscheu!
Es erklärt so manches - beispielsweise, daß er sich am Anfang nur in den unmöglichsten Posen hat aufhalftern lassen, aber nicht von links, daß er enorme Angst vor dem Führstrick hat, daß er am Anbindeplatz nicht stillstehen kann und das Gleichgewicht nicht richtig verlagert beim Hufe geben, daß er im Paddock vor der Weide halb durchgedreht ist, aber sobald er dort durch war wieder relativ ruhig wurde usw usf ... halt alles, was die Bereiterin mit Paddy gemacht hat, davor hat er Angst - schlicht und einfach!
Ich bin hier einfach auf etwas gestoßen, was mal wieder die Illusion vom Ponyhof zerstört, das ist alles ...
Ich könnt :würg:
Ich werd morgen ein wenig experimentieren ... aber ich denke, ich kenne das Ergebnis



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Sep 2013, 21:18

Langsam finden wir Beide zusammen ... :D

Vorgestern war ich gar nicht gut drauf und hab Paddy Paddy sein lassen ... gestern dann kam das böse Erwachen - Paddy ist nämlich inzwischen ziemlich selbstbewußt geworden und probiert aus - und gestern probierte er extrem aus!
Es fing mit der üblichen Diskussion an, wieviele Apfelstücken es wert ist, überhaupt auch nur zwei Schritte von der Herde wegzubewegen ...
Meine Vorstellung: Keine!
Paddys Vorstellung: Jeder zweite Schritt ...
Wir haben uns auf vier Stücken plus einem Stück zum Stehenbleiben zum Öffnen des Weidezaunes und eines zum Schließen des Weidezaunes geeinigt.

Dann kam das Prozedere Putzen ... Paddy war der Meinung, das Haltestricke am Anbindeplatz lecker sind - ich war der Meinung (und bin es ehrlich gesagt immer noch), das Führstricke, Haltestricke und sonstige Stricke in Ruhe gelassen werden - keine Diskussion!
Nun ja ... das keine Diskussion scheiterte am Dickkopf des Iren ... wir waren gut ne halbe Stunde nur mit dieser Diskussion beschäftigt ehrlich gesagt ... an Putzen war erstmal überhaupt nicht zu denken!
Danach kam die Diskussion darüber, was es heißt, sich putzen zu lassen - Paddy hat sich nämlich nen Spaß draus gemacht, zu versuchen, sich so hinzustellen, daß ich unter seinen Bauch komme ... ich fand das gar nicht lustig!
Vor allem, da ich mit meinen eigenen Problemen beschäftigt war ...
Das Ganze führte dazu, daß er mich irgendwann zwischen sich und dem Anbindezaun einklemmte - ich bin ausgerastet und hab ihn angebrüllt: "HIER STEH ICH!" ... und ein Wunder geschah, Paddy gab mich frei, setzte ein verlegenes Gesicht auf und stand plötzlich beim Putzen still!
Wow ... geht doch ...
Dann Hufe geben ... naja, gegeben hat er sie mir, aber stillstehen? - Nope!
Nun ... Pferde stehen auf drei Beinen nicht sehr sicher ... also hab ich ihm das gegebene Bein einfach festgehalten, egal wie er rumgehampelt ist und hab erst wieder locker gelassen, als er schließlich doch bequemte, stillzustehen. Dann die Empfehlung meinerseits: "Absetzen" und er hat das Bein langsam abgesetzt ...
Wow - geht doch ...
Dafür haben wir uns dann nur auf die Vorderhufe konzentriert und die Hinterhufe, die eh immer schwieriger sind (warum eigentlich?) geflissentlich vergessen ...

Heute gings genauso los wie gestern, Paddy fing wieder an zu diskutieren, wieviele Apfelstücken es wert ist, auch nur einen einzigen Schritt zu machen - mir hats gereicht ... ich will nicht immer darüber diskutieren müssen, wieviel Wert es hat, von der Weide zu gehen, andere Pferde gehen doch auch ohne Bestechungsgeld von der Weide!
Naja, nach gefühlten Stunden hab ich die Diskussion gewonnen, Paddy bekam sein (EIN!) Belohnungshappen nach dem Rausgehen und Schließen des Weidezauns. Das ist schon in Ordnung.
Dann kam die Überraschung ... Paddy stand am Anbindeplatz wie ne Eins! Hat Hufe gegeben (alle Vier, also auch die Hinteren! Jetzt müssen wir nur noch am Timing arbeiten, damit ich rechtzeitig meine Hand dort habe, wo er seine Hinterhufe hinhält), stand beim Hufesäubern schön still, hat sich nur einmal kurz, weil es ihm zulange dauerte, auf mich gelehnt (was ich mit einem zornigen HEY quittierte, danach klappte es wieder problemlos) und ansonsten - vorbildlich, besser wie manch ein altes Reitschulpferd!
Paddy ist halt doch ein Schatz!

Dafür gings dann auch auf unseren dritten Spaziergang ... leider waren wirklich alle Pferdekoppeln auf unserem Weg besetzt und nicht etwa mit unseren Pferden, nein, die Koppeln gehören dem nachbarlichen Reiterhof ... und der hat momentan gleich ne ganze Junghengstherde.
Paddy hat sich allerdings durch die Junghengste nicht groß beeindrucken lassen, er kennt das ja schon, an unserem eigenen Hengst ruhig vorbeizulaufen. Leider kam ich auf die Idee, weiterzulaufen ... nun ist der Weg gerade mal 2m breit, auf der einen Seite waren die Junghengste, auf der anderen Seite vier noch relativ junge Wallache, und das Verhängnis nahm seinen Lauf.
Einer der Drähte des Weidezaunes der Junghengste war locker und wurde von einem der jungen Kerle mitgeschliffen. Er erschreckte sich daraufhin, was dazu führte, das nur Bruchteile von Sekunden später die Junghengste von hinten an uns vorbeipreschten und auf der anderen Seite die Wallache im gestreckten Gallopp vorbeifegten - und Paddy und ich waren auf dem Weg dazwischen!
Paddy machte nen Satz nach vorne (wer will es ihm verdenken?), ich selbst hatte mit mir zu kämpfen, diesen blöden Führstrick locker durch die Hand gleiten zu lassen und nur mit tiefem Hooooo, wie gelernt, auf Paddy einzuwirken. Vom Gefühl her hätte ich mich viel lieber am Führstrick festgehalten und wie damals in der Hundeausbildung gelernt, nen ordentlichen Ruck gegeben ... zum Glück hab ich mich aber beherrschen können, denn Paddy ließ sich tatsächlich nur mit dem Hooo stoppen, bevor er mit den anderen Pferden mitrannte!
Er stoppte sozusagen aus eigenem Antrieb, nachdem er merkte, daß ich nicht mitkam ... wenn er tatsächlich mit den anderen mitgallopiert wäre, hätte ich ihn auch mit Leinenruck 100pro nicht halten können, das hätt er vermutlich nicht mal gemerkt! So aber hielt ich ihn letztendlich mit Daumen und Zeigefinger, es war so leicht, wie nen Zwerghund festzuhalten!
Für mich eine erstaunliche Erfahrung!
400kg Pferd, die einfach so mit nur mit Daumen und Zeigefinger zu halten waren!
Ich war Paddy so dankbar, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen!
Er, der mit Leichtigkeit hätte durchbrennen können und mit den anderen losgallopieren können, er hielt extra für mich an und wartete, was ich tun würde!
Ich hab ihn einfach nur gekrault und bekuschelt ... und er hat es sichtlich genossen.

Zuhause angekommen konnte er sein Halfter nicht schnell genug ausgezogen bekommen, danach blieb er bei mir, auch nachdem ich ihn eigentlich zur Herde schickte ... also bin ich Richtung Herde gewatschelt - er hinterher. Ich hab versuchsweise gestoppt, er stoppte perfekt hinter mir! Ich ging wieder los, er kam mit. Ich machte Schlangenkurven, er machte die Schlangenkurven perfekt mit ... ohne Zwang, ohne Halfter, ohne, daß mir bewußt war, daß ich irgendeinen Befehl gegeben hätte. Einfach so.
Erst, als wir mitten in der Herde standen, hatte er dann schließlich die anderen begrüßt und ging wieder zum Herdenleben über ...

Mein Paddy!



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Entensusi » Mi 18. Sep 2013, 21:27

da fiebert man ja richtig mit....


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von ElHappy » Mi 18. Sep 2013, 22:43

Entensusi hat geschrieben:da fiebert man ja richtig mit....


Geht mir genauso :D


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Sep 2013, 18:48

So ... heute gabs so gut wie keine Diskussionen, Paddy von der Weide zu holen, trotzdem er mir eindeutig gezeigt hat, daß er nicht gewillt ist, jedesmal nach meiner Pfeiffe zu tanzen ...

Beim Putzen stand er wie ne Eins - so toll und ohne jegliches Rumgehampelt hab ich ihn noch nie putzen können ... allerdings nur von einer Seite, denn, beim Drehen, daß ich besser an die andere Seite kam, wurde mir klar, weshalb er so stand - Paddy hat kurzerhand auf passiven Widerstand umgeschaltet!
Habt ihr schonmal versucht, einen sturen Iren dazu zu bewegen, sich umzudrehen, damit man die andere Seite putzen kann?
Oder noch schlimmer ... einen sturen Iren versucht dazu zu überreden, seine Flossen anzuheben, damit man die Hufe auskratzen kann?
Also ein alter, abgeklärter Reitschulgaul ist da richtig handlich und gehorsam gegen!

Am Ende der Putzsession hatte ich das Gefühl, Paddy höchstpersönlich angehoben, gedreht und gewendet zu haben ... ich war am Ende meiner Kraft und absolut außer Puste - klar ... ich hab ja auch nen Hampelmann um Paddy drumrum gemacht, während Paddy ganz einfach stand wie ne Eins und sich vermutlich wild eins ins Fäustchen gelacht hat!

Wir sind dann zusammen das erste Mal auf den Reitplatz gegangen - und schon hatte ich den ängstlichen Paddy wieder, den ich beim Photografieren kennengelernt hab ... dabei wollte ich eigentlich anfangen, ihm die Longierpeitschenbefehle beizubringen, damit wir gleich richtig mit Longieren loslegen können ...
Najagut, mit halbpanischen Paddy mit Hirschhals und durchgedrücktem Rücken konnte ich das vergessen ... also, Paddy vom Führstrick befreit und dann sind wir zusammen Hufschlagfiguren gegangen, ich hab ihm (durch Weglaufen! *g*) signalisiert, zu traben, er kam dann auch schön hinterhergetrabt (wenn auch nicht so wirklich auf dem Hufschlag - aber da sehen wir wohl besser drüberweg, woher soll Paddy denn auch schon wissen, was ein Hufschlag ist und daß er da wie ne Eisenbahn drauf zu laufen hat? :D), dann sind wir gemeinsam über ein Hindernis (am Boden liegende Stange - die hab ich allerdings gemeinerweise irgendwann auf einer Seite etwas höher gestellt, damit Paddy auch mal die Flossen heben muß - dann gehts vielleicht auch nächstens mit dem Hufekratzen besser ... muahahahahaha), Paddy hat mir signalisiert zu traben und so waren wir dann nebeneinander getrabt, ich hab ihm den ersten Gertenbefehl beigebracht (Steh - was sonst), Paddy hat mir signalisiert, über das Hindernis zu hüpfen und ich bin willig drübergehüpft, während er vorsichtig hinterhergewatschelt ist, ich hab mich von ihm verfolgen lassen und habe ihn verfolgt - also kurzum, wir hatten viel Spaß gemeinsam!
Die Angst vorm Reitplatz war schnell vergessen ... :D

Am Schluß stand er mir im Weg beim rausgehen - ich konnte das Tor nicht öffnen, weil er davorstand. Also dachte ich mir, gute Zeit für den zweiten Gertenbefehl - Rückwärtsrichtgen. Schließlich kennt er Rückwärtsrichten ja schon von den Spaziergängen, nur halt ohne Gerte und ohne Peitsche.
Alleine das Gewackel der Gerte von oben nach unten und wieder zurück ließ ihn sich anspannen - ich hab das nur irgendwie nicht so ausgewertet, war zu müde, und kam auf die blöde Idee, die Gerte so richtig pfeiffen zu lassen ...
Großer Fehler, Paddy dachte, er wird nun geschlagen!
Da muß irgendwas aus der Vergangenheit hochgekommen sein, denn normalerweise vertraut er mir, daß ich ihm nix tue, auch nicht, wenn ich ihm ne Schaufel übern Rücken ziehe (oder besser gesagt, ihn vorsichtig mit berühre) oder den Besen direkt an seinen Augen vorbeisausen lasse.
Es hat erstmal ein wenig gebraucht, bis er begriffen hatte, daß ich ihm nix böses wollte ... mit Rückwärtsrichten war natürlich nix mehr, dazu war er zu aufgeregt und zu verängstigt, er blieb nur noch stehen oder ging nach vorne ... ok, hauptsache, er hat begriffen, daß das Wedeln mit der Gerte auch nix anderes ist, wie das Streicheln mit der Schaufel oder das Putzen mit dem Besen ...

Dabei ist mir etwas für mich merkwürdiges aufgefallen - Paddy wollte mit mir laufen, hat sich den "Sprung" angeschaut und ist da mehrmals drüber (mit Vormachhilfen, nicht mit Treibhilfen :D), aber als ich ihn dafür belohnen wollte, interessierten die Äpfel keinen Meter, er wollte nun weiter Hufschlagfiguren laufen, Traben oder einfach nur mir folgen, aber nicht fressen. Außerdem schien es ihm richtig Spaß gemacht zu haben, wenn die Gerte nach oben kam zum Stehbefehl, sich hinzustellen - stolz erhobener Kopf, schön geschwungener Rücken, gerade Vorderbeine, Widerrist leicht höher wie die Kruppe ... er sah dann jedesmal so edel aus!
Hach, ich bin so stolz auf meinen Paddy!

Als er aber so ne Angst vor der Gerte bekam, forderte er regelrecht Apfel als Belohnung ein! Er wäre mir da am liebsten in die Bauchtasche gekrabbelt!

Es gab dann noch etwas - ich wollte auf dem Reitplatz ausprobieren, was passieren würde, wenn ich mich nicht mehr um ihn kümmern würde ... nun, erst stand er ne Weile bei mir, dann langweilte er sich und wollte auf direktestem Wege zu seiner Herde und weil da der blöde Zaun vom Reitplatz im Wege stand, hat er halt nach seiner Herde gerufen.
Als ich ihn wieder ansprach, kam er allerdings sofort wieder und animierte mich zum gemeinsamen Traben ... :D
(Gallop geht noch nicht, das hab ich ihm unterwegs immer verboten, weil ich da nicht hätte mithalten können und er ist ja ein braves Pferdchen)

Ich würd wahnsinnig gerne inzwischen mit ihm anfangen, zu üben, Trense sich überziehen zu lassen, Sattel kurz auflegen und sowas halt alles - alles, was man halt machen kann, ohne zu reiten und den Rücken zu belasten.
Aber mein Nachbar und jetziger Herrscher über den Hof meinte, das ist noch zu früh, Paddy sei noch zu unruhig ... nunja, vor allem beim Putzen heute *räusper*
Wie ruhig soll er denn noch werden? :D

ok, ich geb zu ... Paddy bleibt nicht stehen, wenn ich weggehe, dann will er hinterher - allerdings kenne ich ehrlich gesagt kein einziges Pferd auf dem Hof, was freiwillig alleine irgendwo stehenbleibt ...
Bandit durchbricht sogar sämtliche Zäune, wenn er sich allein auf einer Weide wiederfindet und geht dann sehr eigenständig auf Suche nach seiner Herde :shock:
Paddy folgt mir wenigstens nur (zur Not auch in meine Wohnung ... dieser Lauser!)



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Bigfoot63 » Fr 20. Sep 2013, 14:24

Ein Pferd dazu zu bekommen alleine stehen zu bleiben ist im Prinzip eine Übungsfrage.
Wir haben Shamira ( Zappelliese ) dazu bekommen in dem wir den Strick auf den Boden haben hängen lassen, hier unbedingt auf Panikhaken achten. Erst nur ganz kurz stehen lassen und nur ein paar Meter weggegangen. Die erhobene Hand signalisierte ihr das "Bleib". Das habe ich immer wieder geübt und überall, das ging dann ganz gut. Bei dir müsste das dann mit Ho klappen, da Paddy diesen Befehl doch zum stehen bleiben annimmt ( trotz vorbei schiessender Herde ! Wahnsinn ). Wir haben nachdem sie den Befehl verstanden hat, die Distanz erweitert. Heute funktioniert das so, daß ich sie einfach irgendwo hinstelle und Strick o.ä. auf den Boden hängen lasse. Sie ist eine Vollblutaraberstute, die sind meiner Meinung nach nicht immer so konzentriert, es hat bei ihr schon ein paar Wochen gedauert.
Insgesamt würde ich die Bodenarbeit so lange machen bis Paddy blind folgt, das klappt doch schon ganz gut. Wenn du vorgehst folgt er doch ganz prima und im Falle der vorbei jagenden Pferde ist er auch bei dir ( seiner Herde ) geblieben. Ist doch genial, nach so kurzer Zeit.
Das manche Pferde nicht so gerne aus der Herde raus durch Durchgänge gehen hat wohl damit zu tun, das in freier Wildbahn dieser Job nicht vom Leittier getan wird, sondern von rangniedrigen Tieren, daher schicke ich meine Pferde auch vor in solchen Situationen. Die kapieren das recht schnell.
Ich rede mit meinen Pferden so gut wie gar nicht, das macht sie eher unsicher. Meine Pferde reagieren aber "teilweise " sehr gut auf Gesten und sind sie noch so minimal...

Hufe geben, habe ich mit "Horsemannstöckchennachbau" geübt. Sie mussten auf Reiz den Huf hochheben und lassen, das habe ich dann mit dem Aussetzen des Reizes belohnt, mehr nicht. Hat auch gedauert, heute kann ich aber einzeln die Hufe aufheben ohne diese dazu zu berühren.
Ich bin schon gespannt auf deine nächsten Berichte


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Sassy » Fr 20. Sep 2013, 22:32

Ich freu mich auch sehr aufs weiterlesen und erfahre für mich wertvolle "Kleinigkeiten" .


Liebe Grüße
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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 21. Sep 2013, 10:25

Hufe geben, habe ich mit "Horsemannstöckchennachbau" geübt. Sie mussten auf Reiz den Huf hochheben und lassen, das habe ich dann mit dem Aussetzen des Reizes belohnt, mehr nicht. Hat auch gedauert, heute kann ich aber einzeln die Hufe aufheben ohne diese dazu zu berühren.
Ich brauch ne kurze Händcheneinführung dazu ... wie läuft das ab?
Klopf ich da leicht mit nem Stock gegen den Huf, bis er gehoben wird und höre damit sofort auf, wenn der Huf oben ist?
Wie bring ich Paddy dann bei, daß er beim Putzen die Hufe am Boden lassen soll, aber die Hufe heben soll, wenn ich auskratzen will?
Bisher hab ich halt mit den Worten "Huf" und "Absetzen" dazu animiert, den Huf zu geben und ihn wieder abzusetzen. Außerdem hatte ich ihm davor jedesmal den Hufkratzer gezeigt - damit er weiß, was kommen wird.
(was er schon kennt ist, daß ich ihm alle Gegenstände, die ich mit ihm benutzen will, ihm zeige. Er darf dann entscheiden, ab wann ich sie benutzen darf ... ich hab mit dem Ansagen bei Hunden (da allerdings über gesprochene Wörter) sehr gute Erfahrungen gemacht und habe es hier auf dem Hof bei der Ausbildung der Pferde immer wieder gesehen und es scheint bei Paddy tatsächlich zu klappen.)
Ich rede mit meinen Pferden so gut wie gar nicht, das macht sie eher unsicher. Meine Pferde reagieren aber "teilweise " sehr gut auf Gesten und sind sie noch so minimal...
Ich komme aus der Hundeausbildung ... und bin gewohnt, viel zu reden. Hunde sind in der Lage, anhand der Stimmlage, Stimmhöhe und Lautstärke auf die Dringlichkeit, auf Wohlgefallen etc Rückzuschließen - und die Aufmerksam bleibt dort, wo was passiert, wo also beispielsweise geredet wird.
Bei Pferden ist das irgendwie anders, das hab ich ja langsam begriffen ... aber weißt du, wie schwer es ist, einfach mal seine Klappe zu halten, wenn man genau das Gegenteil jahrelang machen mußte?
Ich muß das mit dem schweigenden Arbeiten und nur im Notfall Laut geben erst selbst lernen ... bin nunmal ein geschwätziger Affe und kein ruhiger Gaul ...

Ich mußte sogar feststellen, daß Pferde offenbar gar nicht in der Lage sind, ähnliche Laute voneinander zu unterscheiden ... Paddy und Mecki hören sich so gleich an, daß immer genau zwei Pferde kommen, wenn ich Paddy rufe! Erst, wenn ich mich von Mecki wegdrehe und Paddy zudrehe, bleibt Mecki verunsichert stehen oder kommt langsamer ... er kann mit solch widersprüchlichem Gehabe einfach nix anfangen und will dennoch doch alles richtig machen ...
Gleiches passiert auch, wenn irgendwer Mecki ruft ... Paddy guckt dann erstmal und ist am Überlegen, ob es sich lohnt, wobei Paddy eindeutig deutlich selbstständiger in der Herde ist, er hat da nicht so den Willen, alles richtig zu machen, er wägt da erstmal alle Vor- und Nachteile ab, bevor er dann tatsächlich kommt.
Ist halt doch ein enormer Unterschied, ob ein Pferd den Menschen von Fohlen an kennt und von Fohlen an nur Gutes vom Menschen erfahren hat, oder ob ein Pferd zwei Jahre lang auf sich und seine Herde allein gestellt war und größtenteils nur Böses vom Menschen erfahren hat.
Diesen Unterschied seh ich sogar bei den altgedienten Reitschulpferden - die Pferde, die hier aufgewachsen sind und das Ganze von Fohlen an kennen, helfen den Reitanfängern und verzeihen selbst grobe Fehler im Umgang mit ihnen - aber Pferde, die erst später auf den Hof kamen und teilweise wirklich Heftiges erlebt haben, sind auch noch nach Jahren stur wie Esel und machen nur dann das, was sie sollen, wenn da jemand auf dem Pferd hockt, der weiß, wie man sich durchsetzen muß.

Mit dem Bleiben haben wir ja erst vorgestern so richtig angefangen - vergleiche ich mit Hunden, liegen wir extrem gut in der Zeit, ich bleib stehen, hebe die Gerte in die Senkrechte, und Paddy bleibt stehen wie ne Eins ... ich senke die Gerte und versuche sie mir unter den Arm zu klemmen (diese Dressurübung ist gar nicht so einfach wie für son Affen wie mich, normalerweise benutz ich zum Tragen meine Hände und nicht meine Arme!) und gehe, und auch Paddy läuft an.
Der zweite logische Schritt für mich ist, daß ich seine Aufmerksamkeit auf die Gerte lenke - Gerte first, dann Nachmachen! Für ne Verzögerung reicht es sogar schon, heißt also, Gerte geht in die Senkrechte, ich und Paddy bleiben stehen, Gerte bleibt in der Senkrechten, ich gehe einen Schritt, Paddy bleibt, Gerte wird wieder unter den Arm geklemmt (oder zumindest versucht *räusper*) und Paddy folgt.
Auch andersherum klappt schon die Verzögerung ... ich bleibe stehen, Paddy läuft nen halben Schritt, erst dann geht die Gerte in die Senkrechte und Paddy steht auch ...
Weiter sind wir noch nicht - aber ich finde im Vergleich zu Hunden ist das nach der ersten Lektion irrsinnig viel, was er da leistet! Schließlich sind das ZWEI Lernschritte in einer Lektion: Achten auf die Gerte UND Verzögerung ...



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Bigfoot63 » Mo 23. Sep 2013, 15:16

Patentrezepte gibt es sowieso nie, da sind wir uns sowieso einig, das elende Bauchgefühl muss halt her halten.
Hufe geben habe ich mit dem Stick geübt, da Shamiramaus als ausgemusterte Araberzuchtstute, nach 10 Fohlen nichts konnte ausser Fohlen bekommen und sehr dominant sein.
Sie hat sogar auf 2 Beinen gestanden beim Hufe aufnehmen. Das war unglaublich, aber auch gefährlich und daher brauchte ich eine Lösung mit mehr Handlungsspielraum für mich. Keinesfalls wollte ich mal aufgrund der tänzerischen Aktion unter ihr landen.
Ich habe dann mit dem Stick die Fesselbeuge berührt und solange wie eine lästige Fliege auf ihrem Bein getippt bis sie es hochgehoben hat. Sobald sie es absetzen wollte habe ich wieder den Reiz ausgeübt. Da sie noch gar keine Balance hatte, war das anfänglich ein kurzer Moment. Ich habe später die Worte up und down benutzt um die Lektion zu beenden, wobei ich das besser zeitgleich getan hätte, wäre leichter gewesen..... :schäm:
Ich wollte einfach, das sie lernt den Fuß hochzuhalten damit ich ungefährdert die Hufe sauber machen konnte, war später beim Schmied auch günstig. Mir immer noch ein Rätsel wie die das in der Aufzuchtstation immer hinbekommen haben....Wichtig ist wohl zu beachten, das die Reaktion immer innernhalb von ca. 3 Sekunden erfolgen soll, damit das Pferd noch gut verknüpfen kann. Woher die Zeit stammt weiss ich allerdings nicht zu belegen.

Leider sind die meisten Menschen viel interessierter daran wie man die Hühs durchs Genick reitet und gar über Hindernisse bekommt, aber wie sie wirklich ticken interessiert kaum einen, damit nehme ich das Forum hier mal aus.
Die Arbeit über den Boden, egal ob man nun mit der Pignon Methode arbeitet oder mit dem "weichen auf Druck" es ist toll wieviel Pferde lernen können und bereit sind für ein wenig kraulen zu tun.
Zudem kann ich über den Boden das Pferd schon so ausbilden das es später Hilfen von oben auch gut versteht.
Ich freue mich über weitere Paddy Geschichten.

Ach ja, wenn ich Nr. 3 rufe kommen leider auch immer alle....ein geübtes Auge sieht, das sie garnicht losgeht, sondern der Herdentrieb sie mitbringt....diese Black Beauty Idylle bleibt mir wohl für immer verwehrt... :D


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Di 24. Sep 2013, 21:34

Sie hat sogar auf 2 Beinen gestanden beim Hufe aufnehmen. Das war unglaublich, aber auch gefährlich und daher brauchte ich eine Lösung mit mehr Handlungsspielraum für mich.
Ich finde es nicht mehr unglaublich, nachdem ich genau das in den ersten Tagen mit Paddy beim Hufe auskratzen erlebt hab ... und ich hab mich gleich ein paarmal unter dem Pferd wiedergefunden - und bin froh, daß ich nur unterm Bauch hockte, und nicht unter die Hufe kam.
(Lapidare Bemerkung der Umstehenden: "Immer neben dem Pferd bleiben, dann passiert dir auch nix" ... äh ja? Und WIE bleib ich neben einem umherhüpfenden Pferd? :hm:)
Mal ganz davon abgesehen, daß Paddy mir bei solchen Aktionen ein paar Mal fast umgekippt wär ... und allein die Vorstellung, daß geschätzte 400kg lebendes Fleisch auf einen fallen, macht die Sache nicht gerade angenehmer ...

Inzwischen hab ich das gegenteilige Problem, Paddy steht ruhig, läßt sich putzen, auch an den Füßen und den Hufen ... aber Hufe heben?
Wozu?
Laß doch die Olle nen Hampelmann machen ... wer mag schon Hufe zum Auskratzen freiwillig geben? *ganz großes Doppelseufz*
Daher - bin über jeden Tip dankbar, ich werds einfach ausprobieren und wenn es funktioniert, fall ich dir um den Hals vor lauter Glück :D
Wichtig ist wohl zu beachten, das die Reaktion immer innernhalb von ca. 3 Sekunden erfolgen soll, damit das Pferd noch gut verknüpfen kann. Woher die Zeit stammt weiss ich allerdings nicht zu belegen.
Es dürfte sich dabei um einen Erfahrungswert aus dem Clickertraining handeln ... bei großen Tieren einschließlich Schäferhundgröße sind es wohl 3sec, Elefanten sogar 5sec, Mäuse liegen wohl bei etwas unter einer Sekunde, wenn ich mich recht entsinne. Läßt sich aber in diversen Dissertationen und Arbeiten übers Clickern nachlesen.

Was die Black Beauty-Idylle angeht - den Traum daran hat mir heute Paddy wie eine Seifenblase zerplatzen lassen!
Ich war immer so stolz, daß er inzwischen sogar ohne Belohnungshäppchen die letzten zugegebenermaßen nur fünf bis acht Schritte auf mich zumachte und sich anstandslos von allen Seiten (außer links vom Pferd) aufhalftern ließ ... selbst links vom Pferd hatte er nur den Kopf bis zum Himmel hochgenommen ...
Heute mußte ich selbst den letzen Schritt auf ihn zumachen, und als ich ihn von links aufhalftern wollte, zeigte er mir die kalte Schulter und lief einfach ein Stückl weiter, um in Ruhe weiterfressen zu können!
Dieser Lauser!
Ich hab tatsächlich heute mit ihm darüber diskutieren müssen, ob ich ihn auch dann aufhalftern darf, wenn er eigentlich gar keine Lust zu gar nix - außer Fressen - hat ... :/
Von der Weide runtergeführt hatte ich dann einen alten, kranken, geschlagenen Klepper mit Hufrolle und wegen Überarbeitung halb geschlossenen Augen ... tja - so kann passiver Wiederstand auch aussehen!

Dazu kommt - Paddy braucht normalweise nicht unbedingt geputzt werden. Ich mach es halt, zur Übung.
Heute aber war Paddy unter der ausgesprochen dicken Schmutzkruste kaum zu erkennen gewesen - einzig einige weiße Flecken zwischen den Dreckplatzen (in wirklich ALLEN denkbaren Farben von Grün über Kackbraun bis Rot, der hat sich offenbar wieder über Nacht ordentlich geprügelt - von wegen, friedliche Pferde und so!) haben ihn verraten, gibt nämlich nur zwei Schimmel auf dieser Weide: Eine edle Araberstute mit Kugelbauch und extraviel Dreck und - Paddy ... außerdem ist Paddy der einzigste Gaul im 100km-Umkreis mit Halsband ...
Ich muß unbedingt dran denken, endlich zu fragen, ob ich dieses dämliche Teil endlich mal abnehmen darf ... das stört nur und gebraucht hab ich das noch nie!
Also - Paddy war dran, heute mal richtig putzen ... und weil die sonst wunderschön weiße wallende Mähne eher einem ausgetrocknetem Sumpfloch glich, als dem, was sie natürlicherweise darstellte, kam dann auch der Mähnenkamm erstmalig zur Anwendung.

Das ergab dann für mich zwei Lektionen:
Lektion Nr. 1:
Benutze nie, wirklich nie, genauer gesagt niemals, einen Gegenstand mit Paddy, ohne diesen Gegenstand erstmal zum Beriechen vorzustellen!
Kalte Schulter zeigen, weil ich einfach so drauf loskämmen wollte, ist ja eine Sache - aber dieser Blick hatte das Potential zu töten!
Lektion Nr. 2.:
Mähne kämmen ist noch blöder wie hintere Hufe auskratzen!
Paddy war zutiefst beleidigt, ich hab erst gar nicht versucht, etwas anderes mit ihm zu machen, wie spazierenzugehen ... und auf dem Spaziergang hatte ich dann prompt nen alten, geschlagenen Klepper mit Hufrolle und vor Schmerzen halbgeschlossenen Augen ...
Selbst die Ohren hingen! Der hätte glatt als Bluthund durchgehen können in dem Zustand!
Nasoa, der Hengst vons Reiterhof, kam angerannt, hatte wieder mal nen Macker gemacht und hatte sich, weil so gar keine Reaktion auf seine majestätische Schönheit kam, derartig aufgespuhlt, daß ich dachte, der geht mir gleich durch den Zaun - nun, Paddy war immer noch beleidigt und lief gekonnt wie alter Klepper hinter mir her, trotz Nasoa!

Zwischen den Koppeln des Nachbarn wurde unser Spaziergang zu einem Spazierstand, weil Paddy unbedingt mit mir diskutieren mußte, inwieweit es ratsam wäre, jedes fremde Pferd da auf den Koppeln einzeln zu begrüßen ... wo er doch ein so einsames, geschlagenes, kleines süßes Pony ist ... naja ... bis mein Blick zum alles tötenden Hexenblick wurde, dann wurde es Paddy wohl doch etwas mulmig zumute und er kam dann vorsichtshalber doch lieber mit ... (halb zurückgelegte Ohren, aufgestellter Hals, jederzeit bereit, mir auszuweichen - sobald ich mich umdrehte, wurde dann das eine oder andere Ohr vorsichtig nach vorne gedreht, nur um ganz schnell wieder in Hab-Acht-Stellung nach schräg hinten zu stellen, sobald ich mich ihm zuwandte)

Der übrige Spaziergang verlief soweit ereignislos - bis ich auf die Idee kam, in einen Weg einzubiegen, wo es an muhenden Kühen vorbeiging ... Paddy hat mich ab da endgültig abgeschrieben und für durchgeknallt erklärt - schließlich weiß jedes Pferd, daß schwarzweißgefleckte Kühe kleine, arme, vernachlässigte und brutalst geknechtete Ponies fressen und ihr Kriegsschrei nunmal ein "MUUUUHHHH" ist ...
Als ich dann noch auf die Idee kam, da einfach stehenzubleiben, statt seinen immer schneller werdenden Beinen zu folgen, wars ganz aus. Mein armer, geknechteter Paddy wurde zu einem zitternden Stück Elend mit weit geblähten Nüstern und panikaufgerissenen Augen ... irgendwie hatte er dadurch eine gewisse Ähnlichkeit mit Arabern :top:

Auch hier wieder, genau wie bei den durchgehenden Pferden links und rechts Tage zuvor, Paddy blieb beherrschbar - wenn auch in für mich sehr unangenehmer Weise. Entweder tänzelte er im Kreis um mich drumrum, oder er lief erst schön brav rechts an der Seite, wurde dann aber immer schneller, bis ich ihn zum Stehen ermahnte, oder er drängte mir regelrecht auf den Arm! :shock:
Dabei fiel dann noch ne Eigenheit auf ... Paddy blieb genau solange im Schritt, wie er Blickkontakt mit mir hatte. Sobald ich jedoch in seinen toten Winkel gerieht, weil er eben so flotten Schrittes vorauslief, wollte er losgallopieren! Ich bin dann halt seitwärts gesprungen, daß er mich sehen konnte und hatte ihn mit Steh und Hooo zum Stehen gebracht, aber bis ich endlich kapierte, was der tatsächliche Auslöser für sein Ansinnen war, dauerte noch zwei, drei Versuche ... danach hatte ich ihn erst gar nicht mehr so weit vorgelassen, sondern da war mir dann lieber, wenn er noch dreimal um mich drumrumtänzelte ...

An der nächsten Kreuzung hatten wir die Wahl, entweder hin zu den Kühen, die derweil von einem Bauern angelockt wurden, oder aber entgegengesetzte Richtung. Paddy bot an, in Richtung Kühe zu gehen (immer noch Kopf im Himmel, durchgedrückter Rücken und geblähte Nüstern) - mir war das alles zu viel, ich hatte lieber die entgegengesetzte Richtung gewählt, was dann auch mit einem tieeeeefen Ausatmen von Paddy belohnt wurde. Er hat sich den gesamten Rückweg immer wieder umgeschaut, ob nicht doch eines dieser schwarzweißgefleckten Monster uns heimlich verfolgen würde ...
Ich muß mal schauen, daß ich auf den nächsten Spaziergängen häufiger an Rinderweiden vorbeiwandere - nur heute war mir das echt zuviel.

Was die "Bodenarbeit" a la Murx angeht, wir sind schon ein Stückchen weiter mit dem Bleib ... leg ich ihm den Führstrick um den Hals, bleibt Paddy zuverlässig stehen - zumindest solange wir Blickkontakt haben, wenn ich mich umdrehe, passiert es durchaus schonmal, daß sich Paddy auf die nächste Weide zaubert *räusper*
Mit hochgehobener Gerte komm ich schon vollständig um Paddy drumrum, ohne daß er sich mitdreht ... nur mit dem Entfernen ist das so eine Sache für sich, ab drei Schritte fühlt sich Paddy sooo einsam und alleine, daß er gar nicht anders kann, wie mir zu folgen ...
Naja, wir liegen dennoch schon deutlich besser in der Zeit, wie auch der beste auszubildende Hund, was Bleib angeht!
Außerdem mache ich Fortschritte mit dem nicht mit dem Pferd reden ... ich rede (fast) nur noch, wenn mir was nicht gefällt - und ... ein Wunder geschieht ... Paddy vermeidet zunehmend, daß ich etwas sagen muß!

Das erste Spiel mit ner Satteldecke haben wir nun auch schon hinter uns gebracht, Paddy folgt mir auch, wenn ich die Satteldecke kräftig und mit viel Traraaa schüttel oder sie mir über den Kopf ziehe. Ich kann die Satteldecke dem Paddy auch auf Rücken und Hals auflegen - was aber gar nicht geht, unter gar keinen Umständen, das ist die Satteldecke so hochnehmen, daß sie zwischen meinen und seinen Augen kommt (drüber geht, oder wenn ich unter der Satteldecke vorschaue) oder sie mir so überziehen und ihn dann anschauen, wenn er meine Augen nicht sieht oder ihm so überziehen, daß seine Augen verdeckt sind - Paddy hat da einfach ne totale Macke mit ...
Zum Glück werden Satteldecken und Sättel nicht über die Augen gezogen :D

Andere Gertenbefehle, wie Steh, ist auch noch ein Problem ...
Hoch- und Runterschwingende Gerte ist immer noch unheimlich, noch unheimlicher ist die Berührung mit der Gerte oder Longierpeitsche der Hinterhand - das wird dann auch prompt mit einem erschreckten Satz nach vorne, statt einem ruhigen Antreten belohnt ... ka, wie ich ihm das beibringen soll, daß er da nun wirklich weder geschlagen wird, noch Angst vor haben muß ...

Ach ja ... was das Thema über Hindernisse angeht ...
Das ist eigentlich ganz einfach - ich mach vor, Paddy macht nach ... oder versucht es wenigstens einmal.
Wenn er nämlich seine Hufe nicht hoch genug bekommt und ans Hindernis stößt, entscheidet er sich das nächste Mal dafür, da einfach drumrumzulaufen ... pferd muß ja nu wirklich nicht jeden Blödsinn von dahergelaufenen Affen nachmachen, oder? :D

Irgendwie müßte ich nun langsam den Dreh zur ernsthaften Longenarbeit bekommen ... ich weiß nur noch nicht wie ...



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Melli » Di 24. Sep 2013, 21:44

Murx Pickwick hat geschrieben: Daher - bin über jeden Tip dankbar, ich werds einfach ausprobieren und wenn es funktioniert, fall ich dir um den Hals vor lauter Glück :D
Na, du hast zwei Möglichkeiten, um das Verhalten aufzubauen ;)
Entweder du machst Druck, bis das Pferd den Huf hebt und belohnst durch Nachlassen von Druck - also der Weg über die negative Verstärkung. Den will ich gar nicht verurteilen, man kann das auch auf eine sehr freundliche Art und Weise tun.
Dennoch mag man es den Pferden nicht verdenken, dass sie den Weg über die positive Verstärkung so gut wie immer vorziehen. Hufe geben kann man ganz toll shapen & das Verhalten aufbauen, in dem man jeden Schritt in die richtige Richtung belohnt. Und jaaa, ich kenne sehr viele Pferde, die die Hufe sehr gerne geben und nur darauf warten, dass sie endlich das Signal dafür bekommen :)


Ansonsten würd ich mal sagen: gemach, gemach!
Ihr kennt euch ja noch nicht lange und Paddy hat schon wahnsinnig viele Schritte in dieser kurzen Zeit gemacht!
So schnell braucht ihr nicht an richtig ordentliches Longieren denken und wenn er die Gerte/Longierpeitsche derart unheimlich findet, würd ich in kleineren Schritten arbeiten und ihm erstmal die Angst davor nehmen, bevor du versuchst, alle möglichen Signale damit zu trainieren. Er wird die Signale viel besser lernen können, wenn er nicht mehr so eine Angst vor der Peitsche hat :)


Wer sagt, dass zuverlässiges Verhalten bei diesem oder jenem Hund nicht ohne Strafe erreichbar ist, sagt nichts über den Hund aus, sondern beschreibt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten. (Dr. Ute Blaschke-Berthold)

Liebe Grüße von Melli mit Hund Simba, den RB-Pferden Ásta und Hvatur und den Meerschweinchen Eumel, Kalahari, Paula, Ebby, Lilli und Lotta.

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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Di 24. Sep 2013, 22:01

Hufe geben kann man ganz toll shapen & das Verhalten aufbauen, in dem man jeden Schritt in die richtige Richtung belohnt. Und jaaa, ich kenne sehr viele Pferde, die die Hufe sehr gerne geben und nur darauf warten, dass sie endlich das Signal dafür bekommen
Was heißt shapen und wie belohnen?
Futter schließt sich aus, Futter beim Putzen führt bei Paddy dazu, daß er nicht mehr stillstehen kann, sondern nur noch nach Futter giert. Kraulen ist zwar eine schöne Belohnung, nur hab ich nicht das Gefühl, als wenn es ihn dazu animieren würde, mir auch nur ein klitzekleinesbischen, was das Hufe heben angeht, entgegenzukommen.
(Aber Kraulen hat dazu geführt, daß Paddy nun wirklich ruhig und routiniert angebunden rumsteht bzw daß er sich auf Befehl beim Putzen dreht)
Gibts da noch mehr Möglichkeiten, an die ich noch nicht gedacht hab?



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Melli » Di 24. Sep 2013, 22:26

Shapen = ein Verhalten formen. Die meisten Verhalten sind ja relativ komplex und das Pferd wird nicht auf Anhieb das richtige Verhalten zeigen (also in deinem Fall: den Huf so lange hochheben, bis du bequem die Hufe ausgekratzt hast). D.h. du musst das Verhalten langsam formen und jeden Schritt in Richtung des Zielverhaltens belohnen. Ein erstes Zucken des Beines, ein leichtes Bewegen, ein minimales Hochheben usw...bis du schließlich an dein Zielverhalten kommst :) dabei legst du die Mindestanforderung für eine Belohnung gerade so, dass das Pferd möglichst immer Erfolge hat und ihr natürlich trotzdem mit der Zeit weiter kommt :)

Belohnung ist beim Pferd wirklich in den allermeisten Fällen die Futterbelohnung...bei ganz wenigen sehr kraulwütigen Pferden ist es ein kraulen, aber das ist schon eher selten. Man braucht da auch keine riesen Leckerlis verfüttern, ganz kleine Möhrenstücke oder Futterpellets reichen für "normale" Sachen vollkommen. Leckerlis gibts bei mir nur für ein besonders tolles Verhalten.
Nach Futter gieren tut ein Pferd nur, wenn es für das Pferd ein lohnenswertes Verhalten darstellt. Ásta z.B. bettelt überhaupt nicht, weil sie gelernt hat, dass betteln sich überhaupt nicht lohnt und sie für eine Belohnung etwas tun muss.
Rumhampeln wird er so lange, bis er gelernt hat, dass genau das Gegenteil (nämlich stillstehen) sich für ihnlohnt und eine Belohnung einbringt.

Also das wären keine unauflösbaren Hindernisse, aber es ist natürlich die Frage, ob man den Weg gehen will. Ich bin ihn gegangen und ich möchte das freie Formen von Verhaltensweisen & das aktive Mitarbeiten des Pferdes nicht mehr missen - aber das muss jeder selbst entscheiden und manche kommen auch mit einem anderen Weg besser zurecht :)

Ansonsten bliebe dir wie gesagt der Weg, sanften Druck auszuüben und diesen wegzunehmen, sobald Paddy den Huf hochhält. Auch hier würd ich am Anfang nicht zu viel verlangen - ein Pferd, welches vorher so gut wie nie Hufe gegeben hat, muss ja auch erstmal rein physiologisch den Huf längere Zeit oben halten können, ist ja doch auch anstrengend :)

Ich rede übrigens gerne mit dem Pferd, v.a. um zu loben. Tadeln muss ich eigentlich nur, wenn sie beim Putzen aufs Gras läuft bzw. beim Führen doch mal nach nem Grashalm schnappt. Beides versteht sie aber sehr gut, weshalb ich die Stimme gerne einsetze. Aber natürlich kommt es aufs Pferd drauf an - ich hab keinerlei Bedenken, dass Ásta irgendwie Angst vor meiner Stimme hat.
Allerdings, Signale geb ich zu 95% nur über den Körper ;)


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Di 24. Sep 2013, 23:16

Gut ... dann bleibt mir einfach beim Hufe heben nur der sanfte Druck ...
Das Problem ist nämlich, daß uns die Zeit im Nacken sitzt, in weniger wie zwei Wochen sollen (müssen!) ihm die Hufe gemacht werden, bis dahin muß er die Hufe zumindest ruhig halten, wenn man sie festhält.

Das ist ähnlich wie das Führen von der Weide, auch da hab ich letztendlich irgendwann mit Druck gearbeitet, einfach weil es nunmal leider so ist, daß ihn jeder von der Weide holen können muß - es ist halt nicht mein Pferd. Spätestens in drei Tagen wird die Weide wieder gewechselt - gut, diesmal werd ich noch mit bei sein, da ist das noch kein Problem - aber wir werden im Oktober für einige Tage weg sein ... steht wieder ein Weidewechsel an, muß das mit dem Führen von der Weide anstandslos klappen.
Ebenso das Aufhalftern von links - wärs mein Pferd, dann könnte uns das Linksaufhalftern gestohlen bleiben, ich kann das Halfter dem Paddy auch zwischen die Ohren schleudern und von hinten nach kreuz und quer aufhalftern - Paddy findet das sogar richtiggehend lustig und hangelt inzwischen sogar nach dem richtigen Loch im Halfter, damit wir es übergezogen bekommen :D
Aber so wird hier leider nicht aufgehalftert, sondern hier steht man links vom Pferd ... genau so, wie es Paddy richtiggehend haßt ... (wobei ich es teilweise so gemacht hab, wenn er sich links aufhalftern läßt, halfter ich wieder ab und es gibt Halfterspielchen quer durch die Ohren oder rechtsschrägnachvornwegrennspielchenaufhalftern ... so macht er zunehmend weniger Probleme beim Linksaufhalftern - außer heute! Heute litt er generell unter Lustlosigkeit)

Andere Sachen, da können wir uns viel Zeit lassen ... Longieren ist rein meine Sache, da brauch ich mir von nix und niemandem was reinreden zu lassen. Was ich ihm in unseren gemeinsamen Übungsstunden gerade über Hals, Rücken und die Beine wirbel, ist auch uns, da können wir Beide so arbeiten, wie es uns Spaß macht - und wenn es uns Spaß macht, daß ich ne Satteldecke hinter mir herziehe und Paddy versucht, auf die Satteldecke zu kommen, ist das halt unser Spaß ... da wird höchstens wer sauer, wenn ich die eingesaute Satteldecke hinterher nicht saubermache :D

Aber selbst da ... wäre es mein Pferd, gäbs den blöden Führstrick nicht. Wenn er wie ein Hund auf freiwilliger Basis folgt, ist es für uns Beide schöner - und er wird zuverlässiger, selbstbewußter und damit einfach auch schöner (und ganz nebenbei deutlich weniger gefährlich).
Aber da gibts ein Versicherungsproblem - nicht ich bin es, die erstmal zahlt, wenn was passiert, sondern der Hof! Und die Pferdeversicherungen zahlen eh nicht, wenn man mit dem Pferd anders umgeht, wie normal - ist ja schon ein Problem, ein Pferd gebißlos zu reiten oder auch nur zum Führen des Pferdes etwas anderes wie einen Führstrick mit Panikhaken zu benutzen! Aber selbst, wenn ich mich bereit erklären würde, die Schäden zu zahlen, wenn was passiert, würde es schlichtweg nicht funktionieren - ich hab einfach nicht das Geld für ein Pferd und erst Recht kein Geld für die Schäden, die so ein Pferd anstellen kann!

Kurzum, wo es möglich ist, frei zu arbeiten, werde ich es auch tun - und Paddy scheint es ja auch zu gefallen, ansonsten würde er bestimmt nicht den ganzen Affenquatsch mitmachen, den ich ihm da immer wieder vormache :D Sobald wir in umfriedeten Gelände sind, kommt der Führstrick ab - er entscheidet, wieweit er mit mir zusammenarbeiten will oder sich durch die blöde Gerte/Longierpeitsche traktieren lassen will. Reichts ihm, geht er ... und kommt wieder, wenn ich auf ihn den Eindruck mache, daß ich langsam wieder zu Vernunft gekommen bin ... :D

Aber dort, wo mir die Zeit im Nacken sitzt, brauch ich schnelle, funktionierende Methoden - je weniger Gewalt, desto besser, aber ganz ohne Druck funktioniert dem leider nicht aufgrund des doch teilweise arg engem Zeitfensters ...



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von darie » Mi 25. Sep 2013, 07:23

Mein Nachbar arbeitet seit einiger Zeit mit Kalli, dem anderen Wallach, der bei uns steht und der findet Hüfchen geben auch nicht gut - unsere RL gab ihm dann den Tip, ihn leicht hinten an den Fesseln zu kitzeln bzw etwas kratzen und das klappt bei Kalli ganz gut :)

Zum Thema reden mit den Pferden - mach ich auch mit Nüffi und er hört sehr gut auf Stimme, gleichzeitig natürlich die entsprechenden Körpersignale z.B. beim Longieren um die Gangart zu wechseln :)

Ich laber ihn natürlich nicht in Grund und Boden :mrgreen:



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Bigfoot63 » Mi 25. Sep 2013, 08:02

Murx Pickwick hat geschrieben:Gut ... dann bleibt mir einfach beim Hufe heben nur der sanfte Druck ...
Das Problem ist nämlich, daß uns die Zeit im Nacken sitzt, in weniger wie zwei Wochen sollen (müssen!) ihm die Hufe gemacht werden, bis dahin muß er die Hufe zumindest ruhig halten, wenn man sie festhält.


Aber dort, wo mir die Zeit im Nacken sitzt, brauch ich schnelle, funktionierende Methoden - je weniger Gewalt, desto besser, aber ganz ohne Druck funktioniert dem leider nicht aufgrund des doch teilweise arg engem Zeitfensters ...
Wir arbeiten bei uns auf dem Hof bei uns fast ausschließlich mit Pferden die schon etwas durch haben, das heißt die Menschen haben da schon ordentlich was dran versaut. Einige wurden in den Hänger gepügelt, andere durch Pacours, andere vergessen zu füttern und geprügelt. Doch jedes Pferd geht auch anders damit um,
so meine Beobachtung.
Da hilft dann eigentlich nur das was Murx hier ganz selbstverständlich vormacht, den Verstand einsetzen, überlegen warum macht ein Tier das - möglicherweise ein instinktives Verhalten - oder ein unerwünschtes durch falsche Behandlung.
Die Frage ob man dann bestimmte Dinge mit positiver Verstärkung macht oder eben mit Druck und wegnehmen von Druck oder auch mit Nichtbeachtung. Ich starte ja auch nicht mit 10 sonder mit 1 ( leichtes Kitzeln ) auf der Skala des Drucks, das würde ich immer von den Gegebenheiten dieses speziellen Pferdes abhängig machen. Selbstverständlich erhöhe ich den Druck solange bis der Reaktion erfolgt. Sonst ist es sinnlos.
Muss man aber auch mal schauen was Pferde so aus Erziehungszwecken miteinander in einer funktionierende gemischten Herde anstellen. Läuft ein rangniedrigeres Pferd auf, so wird es in der Regel kurz den Hinterhuf des vorausgehenden Pferdes spüren, der da sagt - Abstand bitte.
Das mache ich genauso, läuft mir ein Pferd zu dicht auf werde ich mich auch so verhalten und mir das auflaufen verbieten. Das mache ich zwei mal und sie wissen das ich dieses Verhalten nicht wünsche.
Was ich wirklich nie mache, absolut nie, ist mit Futter belohnen. Unsere Belohnung an die Ponys/Pferde ist immer das kraulen und knuffeln wo sie es gerne mögen.
Ich mag nicht als laufender Leckerliespender angesehen und noch schlimmer, verfolgt und durchsucht werden :smile:
Uns ist wichtig das jeder bei uns über die Weide gehen kann ohne Belästigt zu werden und das sich jedes Pferd aufhalftern lässt und mitgeht und sich von jedem die Hufe problemlos auskratzen lässt. Ebenso mit vertrauten Personen beim Tierarzt sich ruhig verhalten. Hufschmied und Tierarzt sind begeistert von der Ruhe unserer Pferd und der kooperation.


Genaues Beobachten ist für mich das wichtigste und das finde ich macht Murx hier wirklich gut. Da kenne ich leider langjährige , sondern eine Kombination aus allen möglichen Trainingsmethoden eher hilft. Ist aber definitiv nur meine persönliche Meinung.

Wenn ich etwas ändern würden, dann das ich ein Pferd nie mit Panikhakenstrick führen würde sondern immer mit Karabinerhaken. Zum anbinden immer jedoch den Panikhakenstrick nehme. Einem Pferd ist es mal gelungen beim Wegspringen sich irgendwie an meiner Schulter den Panikhaken runterzudrücken und dann abzuhauen, das war sehr gefährlich.


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von darie » Mi 25. Sep 2013, 08:15

Bigfoot63 hat geschrieben:Was ich wirklich nie mache, absolut nie, ist mit Futter belohnen. Unsere Belohnung an die Ponys/Pferde ist immer das kraulen und knuffeln wo sie es gerne mögen.
Ich mag nicht als laufender Leckerliespender angesehen und noch schlimmer, verfolgt und durchsucht werden
Uns ist wichtig das jeder bei uns über die Weide gehen kann ohne Belästigt zu werden und das sich jedes Pferd aufhalftern lässt und mitgeht und sich von jedem die Hufe problemlos auskratzen lässt. Ebenso mit vertrauten Personen beim Tierarzt sich ruhig verhalten. Hufschmied und Tierarzt sind begeistert von der Ruhe unserer Pferd und der kooperation.
Das funktioniert bei unseren sehr gut mit den Leckerchen.
Trotzdem kann man auf die Koppel gehen, ohne ausgeraubt zu werden, denn sie können das sehr gut unterscheiden und sie wissen, dass es ausser der Reihe auf der Koppel nix gibt :)
Während des Longierens lobe ich aber nur mit Stimme, beim Handwechsel dann auch mit Kraulen, aber wenn ich mit Nüffi dann ganz fertig bin, also auch mit Putzen, wird er losgebunden und bekommt seine Belohnung und er weiß auch, dass es die erst dann gibt, wenn er nicht mehr angebunden ist.

Unser Hufschmied, der alle 6 Wochen kommt, hat auch keine Probleme mit den 4 Nasen ;)



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Bigfoot63 » Mi 25. Sep 2013, 09:54

darie hat geschrieben: Trotzdem kann man auf die Koppel gehen, ohne ausgeraubt zu werden, denn sie können das sehr gut unterscheiden und sie wissen, dass es ausser der Reihe auf der Koppel nix gibt :)
Das konnten wir bei unserer großen Gruppe ( 18 -20 Pferde ) leider nicht etablieren Mensch = Leckerlie das scheint bei unseren Hühs fest verknüpft zu sein. :lol:

Toll das ihr das geschafft habt - musstet ihr sie dafür dann auf der Weide mal wegschicken oder klappte das von alleine.


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 25. Sep 2013, 10:02

@darie:
Wie sind eure vier Nasen aufgewachsen?
Kennen sie den Menschen von Fohlen an, oder lebten sie die ersten zwei Jahre ihres Lebens wildlebend, ganz ohne Mensch?
Hatten eure Nasen hauptsächlich gute Erfahrungen mit Menschen gemacht, oder hatten sie ein traumatisches Erlebnis nach dem anderen, was Menschen angeht?

Als die Iren hierherkamen, hatten wir 41 Pferde unterschiedlichster Rassen und Rassemixe, die allesamt sich über gesprochenes Lob freuen, die sich über Leckerchen freuen, ohne ihre Menschen als automatische Futterspender anzusehen, die sich vom Hufschmied haben machen lassen usw usf ... wobei - beim Hufschmied fangen die Unterschiede schon an, die aus Polen kommenden Ponies und Pferde haben nämlich teilweise schlimme Erfahrungen mit Menschen gemacht und sind vom Hufschmied deutlich schwerer zu handeln, im Reitunterricht sind es genau die Pferde mit den schlechten Erfahrungen, welche den Reitanfängern das Leben schwer machen - die auf dem Hof geborenen Pferde helfen den Reitanfängern sogar und sind des Hufschmieds Lieblinge.

Als die Iren kamen, allesamt wildlebend aufgewachsen, kamen hier die ersten Pferde auf den Hof, die schon bei beruhigendem Zusprechen nervös wurden. Die Iren haben über einen Monat gebraucht, um zu kapieren, daß es Leckerlie aus der Hand der Menschen gibt - und Monate, bis sie kapiert haben, daß ich ganz gern auf der Weide sitzen und Photografieren will, ohne daß sie mich wie nen Salzleckstein oder ne Futterraufe auseinandernehmen sollen! Dabei hab ich generell auf der Weide nie gefüttert ... eigentlich hatte ich überhaupt niemals einem der Iren irgendwas Freßbares gegeben - aber von anderen Menschen hatten sie gelernt, sie bekommen was, also muß ja auch bei mir Futter zu finden sein ... muß sich um ne besondere Art irischer Logik handeln :D
Die Iren waren die einzigsten Pferde, die wirklich gar keinen Respekt davor hatten, wenn ich im Weg stand/saß - die sind einfach über mich drüberweggestampft, wenn ich nicht aufpaßte. Zeitweise war die Weide für mich sehr gefährlich - wegen der Iren!
All die ganzen Selbstverständlichkeiten, die ich von den anderen Pferden her kannte, gab es einfach nicht bei den Iren! Bei keinem dieser Iren, nicht mal bei den Beiden, die angeblich oder tatsächlich schon angeritten waren, als sie hier auf den Hof kamen!

Die Anderen haben inzwischen den Benimm, nur Paddy halt noch nicht, er war wohl von Anfang an der Ungestühmteste von allen ... dazu hatte er, als er hier ankam, Null Vertrauen in den Menschen. Er sprang als erstes und einzigstes Pferd aus der Box raus (das hat nicht mal Bandit fertiggebracht! Und der war schon ein Knallkopp sondergleichen, als er hier ankam), er hatte bis vor kurzem keinen einzigen Weidezaun respektiert, sondern ist halt drüber oder durch, wenn die Wiese auf der anderen Seite grüner war und, als er endlich anfing, Vertrauen zu bekommen, kam die große Impfaktion und alles an Vertrauen war wieder futsch ... dazu die Schläge bei den Einfangaktionen in Irland, die Ungeduld der Bereiterin, wo bis heute nicht klar ist, was da wirklich abgelaufen ist ...

Wenn ich Paddy mit Worten lobe, hält er sofort inne und überlegt, was er falsch gemacht hat - dabei hab ich lobende, leise, beruhigende Worte niemals als Strafe eingesetzt ... er sieht es dennoch anders, wenn ich Laut gebe, ist Gefahr im Verzug! Ich werde es schneller lernen, einfach das Wort nur noch als Ausdruck von Unzufriedenheit oder als Warnung einzusetzen, wie er brauchen wird, zu erlernen, daß lobende Worte was Schönes sind, was pferd so gerne hört, daß er dafür Dinge tut ... vermutlich hab ich ihm sogar das Hufe geben systematisch abgewöhnt - ich hatte ihn nämlich jedesmal mit Worten gelobt, wenn er mir die Hufe in die Hand gab - und ihm damit immer wieder ohne es zu wollen einen beunruhigenden, unangenehmen Reiz gesetzt.
Da ist dann kein Wunder, wenn er nun die Hufe nicht mehr freiwillig gibt ...

Oder - anderes Beispiel ...
Ich wollte mit ihm über eine Rampe, die muß wohl doch etwas unheimlich gewesen sein, jedenfalls blieb er erstmal stehen und hat sich das alles genauestens beguckt, bevor er auch nur bereit war, einen einzigen Schritt zu tun ... dann war er endlich soweit, setzte seinen Huf auf die Rampe - und von mir kam ein freudiges: "So ist gut!" und prompt nahm er vollkommen verunsichert seinen Huf wieder weg von der Rampe und stand total verdattert da, was er denn falsch gemacht haben könnte ... bis heute stellt er keinen einzigen Huf an die Stelle, wo er beim ersten Betreten der Rampe seinen Vorderhuf hinstellen wollte!
Die Rampe selbst dagegen ist nicht das Problem ... da geht er inzwischen ohne zu zögern drüber. Nur diese eine Stelle, wo das Lob kam, die hat er gelernt - da nicht!

Selbst das "beruhigende" Hoooo und Good Boy, was ich ihm über Leckerlie beigebracht hab, kommen bei ihm nicht beruhigend an - es ist vielmehr ne Warnung für ihn: "Egal, vor was du Panik hast, wenn du nicht auf mich achtest, hast du sehr schnell Grund, vor mir deutlich mehr Angst zu haben, wie vor dem Panikauslöser!"
Ich hab selbst erstmal gebraucht, um die Zusammenhänge zu begreifen ... denn erstmal schien das ja mit den Worten zu klappen, allerdings nur, weil Paddy mehr Angst vor mir hatte, wie vor seinen üblichen Panikausösern!
Nun verschwindet aber zunehmend die Angst vor mir, er hat schon vor Tagen angefangen, auszuprobieren, was er mir gegenüber ungestraft tun kann und was nicht ... und damit verliert das "beruhigende" Hooo, was ja niemals wirklich beruhigend war, die stoppende Funktion. Stehenbleiben und vormachen, daß das, was da Angst auslöst, überhaupt nicht angstauslösend ist, funktioniert nun zunehmend viel besser.
Und ich bin nun wahnsinnig froh, daß ich ihm von Anfang an beigebracht hatte, wenn ihm was Angst einjagt und es sich einrichten läßt, daß er da seinen Rüssel reinstopft - notfalls mit meiner Hilfe, wo ich draufklopfe oder was ich streichle, das wird dann von ihm mit der Schnauze betatscht ... und was ihn nicht frißt, nachdem er es mit der Schnauze berührt hat, das kann nicht gefährlich sein ...

Mit dem Futter hat mir sehr zu denken gegeben, daß er, wenn er was gut gemacht hat, keine Belohnungshäppchen von mir annimmt - keine Möhren, kein Brot, keine Äpfel, niente ... aber dann, wenn er Angst hat, läßt er sich ausnahmslos alles ins Maul stopfen, wenn er verlegen wird, und nicht weiterweiß, nimmt er Dinge (oder Belohnungshäppchen) ins Maul - und futtert das dann auch, wenn es sich um etwas Freßbares handelt ...
Er hat vermutlich nur Angst davor, wenn er es nicht macht, daß er dann eine gesetzt bekommt ... ich laß es deshalb sein - und komme nun viel besser mit ihm aus.
(Das wird auch der Grund sein, weshalb er so bereitwillig von Anfang an von Möhre über Apfel bis Brot alles auf Befehl abgebissen hat ... er hat es als Druckbefehl ausgeübt, nicht weil er nen Belohnungshäppchen haben wollte!)

Was ich aber nun zulasse, ist, daß er in Situationen, wo er nicht mehr weiterweiß, an meiner Hand lutschen lasse ... das tut mir nicht weh, er hat ein wirklich großes, weiches Maul und zubeißen tut er nicht, aber er beruhigt sich relativ schnell. Scheint wie mit dem Daumenlutschen bei uns Menschen zu sein ... beruhigende Verlegenheitsgeste.
Später, wenn er weiß, wer er ist und was er kann, kann ich ihm das wieder abgewöhnen - wenn er es nicht eh von alleine läßt.



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von darie » Mi 25. Sep 2013, 10:25

Wir haben im Sommer damit aufgehört, ihnen ausser der Reihe was zu geben, weil Santana die Tante meiner Nachbarin richtiggehend in eine der Offenstallboxen gedrängt hat und die Situation nicht so ganz ohne war.

Klar mussten wir sie dann die erste Zeit wegschicken, aber sie hatten es dann relativ schnell begriffen, dass es nix gibt.

Bei so einer großen Herde, wie bei Dir, wird aber sicher das eine oder andere Pferd dabei sein, das es immmer wieder versucht, gell? :)

Ich habe aber auch festgestellt, dass es auch sehr auf das eigene Auftreten ankommt. Meine RL hat eine sehr, sehr dreiste Araberstute, die hats bei mir auch das eine oder andere Mal probiert, mir in die Tasche zu krabbeln, aber inzwischen weiß sie, dass ich dort dann Chef bin, wenn ich Pagaluna hole.
Ich schick sie halt rigoros zurück und das hat sie gut akzeptiert :)

@Murx Die beiden Wallache und eine der Stuten (Kalli, Nüffi und Püppi) sind schon seit dem Fohlenalter bei den Besitzern und Santana kam mit 2 Jahren zu meinen Nachbarn. Sie hatten immer Kontakt zu Menschen und lebten immer in Offenstallhaltung mit ständigem Kontakt zu anderen Pferden.
Schlechte Erfahrungen mit Menschen hat keins der Pferde gemacht und man sieht richtig wie ihre Augen leuchten wenn sie gelobt werden :)
Nüffi reagiert sehr auf Stimme und liebt es auch, wenn man ihm leise vorsingt oder leise pfeift. Da entspannt er total, Augen auf halb 8, Unterlippe hängt ganz locker und meist noch ein Hinterfuß aufgestellt.

Aber toll, dass Du Paddys Verhalten so schnell deuten konntest.... :top:

Hätte ja auch sein können, dass ihr monatelang aneinander vorbeiredet und keiner weiß, was der andere eigentlich möchte :hm:
Bin auch sehr gespannt, wie es mit euch weitergeht :)



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 25. Sep 2013, 13:03

@radefix
Wenn man alles bierernst nimmt, ist irgendwas verkehrt :D
Freut mich, daß es dich zum Schmunzeln anregt ... :top:

Es ging gerade weiter, wenn auch nicht lange ... wir Beide haben uns das erste Mal auf den Longierplatz getraut - und Paddy stand auch prompt auf dem Longierplatz direkt am Eingang wie begossener Pudel: "Will raus!"
Zu seinem Leidwesen war er nun zusätzlich mit der paddyfressenden und prügelnden Gerte zusammen auf diesen elendig winzig kleinen Longierplatz eingesperrt!

Ich hab ihn erstmal stehenlassen und bin friedlich meine Longierrunden gelaufen, eine Runde nach der anderen ... und siehe da, Paddy schloß sich irgendwann mir an - wenn auch jetzt nicht so unbedingt auf dem Longierzirkel, aber hey ... daß er überhaupt mit mir langweilige Runden dreht, ist doch schonmal was ...
Also ich fands toll! :D

Da er ja so schön folgte, hab ich angefangen mit dem, was wir schon kennen - Gerte hoch, Pferd steh ... gut, ich mußte Paddy noch helfen, so aus der Bewegung heraus klappt das noch nicht und vor lauter Aufregung wollte er sich um sich selbst drehen, als ich um ihn mit erhobener Gerte herumlaufen wollte ... aber ist ok, ich hab ihn zugetextet, er blieb stehen, ich war ruhig, er entspannte sich - so solls sein!
Find ich zumindest ... :D

Nächster Schritt war durch die Bahn wechseln bzw in die Mitte kommen ... ich hab also Gerte wild nach vorne in die Mitte vom Longierzirkel gestreckt und folgte der Gerte - und Paddy entdeckte, daß auf dem Longierplatz Gras in der Mitte wächst!
Gut, Paddy war am Grasen, ich hab erstmal für mich allein wieder Runden gedreht.

Nach ner Weile war ich dann so gemein, zu ihm in die Mitte zu kommen und ihn ein wenig mit der Gerte zu ärgern ... Gerte von hinten an die Hinterfüße und Vorderfüße langführen, Gerte zur Schulter, mit Gerte massieren - mit Gerte massieren war toll, aber alles andere war "KREISCH!"
Und hier fand ich es von Paddy aus toll, daß er diesmal nicht, wie üblich, gleich zehn Sätze fluchtartig nach vorne preschte, sondern anfing, auszuprobieren - was kann er tun, ohne daß er geschlagen wird.
Seine bahnbrechende Erkenntnis - irgendwie alles ... das Schlimmste, was passierte, war, daß ich ihn zugetextet hab - also irgendwas will dieser Affe dem ollen Paddy mit der Gerte sagen ... fragt sich nur was.
Und ab dem Punkt hatte Paddy angefangen, sehr konzentriert trotz Ablenkung von draußen mitzuarbeiten!
Wir haben gemeinsam unsere Runden gedreht, ich hab ihn stehenlassen und mit nem Schwenk der Gerte (Longierpeitsche benutzen wir später, wenn ich rausgefunden hab, wie man sowas unter den Arm klemmt, ohne daß es runterfällt oder Paddy in der Nase kitzelt) ihm versucht mitzuteilen, wieder anzutreten (ohne Berührung der Beine, das mag er halt noch nicht), mit vorbeigehen und wieder auf dem Longierzirkel Runden drehen hab ich ihm gezeigt, was das heißen soll - er fängt an zu begreifen, er macht nun von sich aus die ersten zwei Schritte, will aber, daß ich dann wieder vor ihm laufe.
Das Schulterantippen als Zeichen für ab auf den Longierzirkel bzw Schulter hoch empfindet er nicht mehr als unangenehm - hat aber noch nicht herausgefunden, was das soll ... kommt denke ich noch, wir haben momentan ja auch die Schwierigkeit, daß ich ihm noch alles vorlaufe - und dadurch steh ich vor dem Pferd und nicht wie beim Longieren, neben dem Pferd bzw in der Mitte des Zirkels.
Das mit der Gerte in die Mitte zeigen hat er auch schon raus, teilweise sind wir parallel in die Mitte abgebogen - und als ich in die Richtung mal nicht wechselte, wechselte er dennoch automatisch die Richtung - blieb dann aber leider stehen, bis ich an ihm vorbei war und wieder vorlief ... aber ist ok ...
Nach schätzungsweise 10 min. konzentrierter Arbeit hatten wir gemeinschaftlich beschlossen, das reicht ... Paddys Aufmerksamkeitsspanne ist nunmal nicht sehr hoch, wenn er was Neues lernen soll, muß ich Rücksicht drauf nehmen, sonst ist er schnell überfordert und dann klappt gar nix mehr.

Mit dem Hufe geben hab ich nun vielleicht doch nen Weg gefunden ... trotzdem der erste Versuch nen Reinfall war.
Paddy reagiert nämlich auf immer stärker werdenden und immer gleichen Druck mit stoischem Auf den geforderten Fuß lehnen ... kurzum, da rührt und rappelt sich nix ...

... aber man kann ja unterschiedliche Methoden miteinander kombinieren, und so hab ich mal wieder angefangen, Paddy ein weiteres Mal wie Hund zu behandeln.
Ich hatte ja Paddy mit Druck von der Weide geholt, als er nur noch am Diskutieren war, wieviele Apfelstückchen und so nötig sind ... pro Schritt möglichst ...
Das ging so, Paddy mag es nicht, wenn am Halfter gezogen wird ... also gabs das bei Hunden bewährte 5-Schritte Programm:
Schritt eins:
"Paddy komm"
Schritt zwei:
"Paddy komm", aber aufs komm hab ich kurz am Halfter gezogen - nicht doll, sondern so, daß es Paddy unangenehm wurde und der Reiz möglichst kurz blieb.
Schritt drei:
"Paddy komm"
Schritt vier:
"Paddy komm", wobei ich auf komm wieder am Halfter kurz zog
Schritt fünf:
"Paddy komm"
Sobald Paddy auch nur die Intention zeigte, daß er in meine Richtung will, wurde das Fünf-Schritte Programm abgebrochen und wieder angefangen, wenn Paddy wieder stehenblieb.
Funktionierte erstaunlich gut, in zwei Tagen ging er mit mir ohne Apfelstücken von der Weide ...

Das Gleiche nun mit den Hufen, der Befehl Paddy, Huf, der negative Reiz ein kurzes Ziehen am Kötenbehang ... und Paddy läßt sich schon jetzt die Hufe auf den dritten Namensruf anstandslos anheben, kurz bevor der Befehl mit dem bösen Reiz kommen würde - ich bin gespannt, wie es morgen läuft.
Leider konnte ich mir beim Absetzen der Hufe das "So ists fein" nicht unterdrücken - ich hoffe, er hat es damit verknüpft, daß er die Hufe zu schnell abgesetzt hat und nicht vorsichtig, wie er es eigentlich sollte ... aber das werd ich auch erst morgen sehen.

Was ich immer mehr merke, wie sehr ich mich mit der Arbeit mit Paddy verändere ... das Ganze ist anders, wie jegliche Arbeit mit Tieren zuvor. Ich werde ruhiger, überlegter und - geduldiger! Ich kann auch einfach mal ne Übung abbrechen und kräftig durchatmen. Ich blende inzwischen aus, wenn mir wer in die Arbeit reinreden will. Ich hab immer weniger den Drang, daß alles perfekt laufen muß - und ich höre auf, mir ganze Ausbildungspläne zu erstellen, nach denen gearbeitet wird, ich schau erstmal, was bietet mir Paddy heute denn so an ... und danach richtet sich alles andere.

Auch Paddy verändert sich - er wird ruhiger, stoischer, selbstbewußter ... und er prügelt sich nächtlich mit den anderen Pferden! Jeden Tag hat er ein paar Kratzer mehr im Fell, wenn das so weitergeht, hat er bald gar kein Fell mehr ... dafür gibts immer mehr Pferde auf der Weide, die ihm ausweichen ...
Draußen neigt er immer weniger zur Flucht, sondern bleibt immer häufiger bei unheimlichen Dingen von sich aus stehen, schaut sich um, geht aktiv zum Angstauslöser und untersucht ihn. Ich brauche ihn nur noch zu begleiten.
ok ... es gibt dann immer noch solche bösen Raubtiere, wie Kühe - daß er da nicht hingehen kann und untersuchen kann, ist klar, da wird dann lieber um mich drumrumgetänzelt ... aber das bekommen wir irgendwann auch noch in den Griff, da bin ich ganz zuversichtlich :D
Er läuft inzwischen auch sehr entspannt mit - und zeigt mir überdeutlich, ob er damit einverstanden war, von der Weide geholt zu werden, oder nicht ... es ist Wahnsinn, wie sein gesamter Ausdruck wechseln kann zwischem stolzen Roß mit hocherhobenen, gebogenen Hals, gespitzten Ohren und edlen, hohen, schwingenden Gängen und nem alten, abgehalfterten Klepper mit hängenden Ohren, hängender Unterlippe, weit nach vornunten hängenden Kopf und schlurfendem Gang ...



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von darie » Mi 25. Sep 2013, 13:32

Herrlich deine Berichte :)

Wenn ich meine Longierpeitsche grad mal nicht brauche bzw sie mich stört, wenn ich Handwechsel mache, klemme ich sie mir unter die Schulter, aber dann mit dem Griff nach vorne.

Der guckt dann etwa20 cm nach vorne raus und das lange Ende halt nach hinten zeigend. So stört sie weder mich noch das Pferd :)



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Entensusi » Mi 25. Sep 2013, 13:36

Murx Pickwick hat geschrieben:Was ich immer mehr merke, wie sehr ich mich mit der Arbeit mit Paddy verändere ... das Ganze ist anders, wie jegliche Arbeit mit Tieren zuvor. Ich werde ruhiger, überlegter und - geduldiger! Ich kann auch einfach mal ne Übung abbrechen und kräftig durchatmen.
schön gesagt!
Das konnte ich bei meiner Tochter auch beobachten. Die ist ja ansonsten eien hippelige Hummel, aber wenn sie bei den Pferden ist, bleibt sie unglaublich gelassen und ruhig. Hoch konzentriert, das schon, aber niemals hektisch oder ungeduldig.
Und ein Unterschied sieht man dem Pferd auch an! Eine "Bereiterin" vom Schimmel war von der zackigen Sorte, a la Krankenschwester "So, jetzt abe raufstehen, wie geht es uns heute, die Tabletten müssen aber rein, was, noch nichts getrunken" und schwupps hat man dem Becher im Mund stecken!
Schimmele war unter ihr immer kompeltt vespannt, hat schon mit den Augen gerollt, wenn sie ihn von der Koppel geholt hat! Dagegen bei meiern Tochter besteht eher die Gefahr, dass er einschläft unterwegs! :lol:
Murx Pickwick hat geschrieben:Er läuft inzwischen auch sehr entspannt mit - und zeigt mir überdeutlich, ob er damit einverstanden war, von der Weide geholt zu werden, oder nicht ... es ist Wahnsinn, wie sein gesamter Ausdruck wechseln kann zwischem stolzen Roß mit hocherhobenen, gebogenen Hals, gespitzten Ohren und edlen, hohen, schwingenden Gängen und nem alten, abgehalfterten Klepper mit hängenden Ohren, hängender Unterlippe, weit nach vornunten hängenden Kopf und schlurfendem Gang ...
:grübel: so ein bisschen schauspielern kann er aber schon auch, der gute Paddy?


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 25. Sep 2013, 14:31

Wenn ich meine Longierpeitsche grad mal nicht brauche bzw sie mich stört, wenn ich Handwechsel mache, klemme ich sie mir unter die Schulter, aber dann mit dem Griff nach vorne.

Der guckt dann etwa20 cm nach vorne raus und das lange Ende halt nach hinten zeigend. So stört sie weder mich noch das Pferd
Für mich ist das ein einziges Rätsel, weshalb Gerten, Peitschen etc bei anderen tatsächlich da unter der Schulter bleiben und bei mir nicht ... bei mir geht entweder der Knauf immer mehr nach unten und damit das lange Ende immer mehr nach oben, bis es Paddy in der Nase kitzelt, oder die Gerte fällt gleich ganz runter, oder der Knauf wird plötzlich immer kürzer, bis er irgendwo hinter mir entschwunden ist oder dieses blöde Teil wedelt mir derartig um Körper und Beine, das selbst mir ganz anders dabei wird (vor allem die noch längere Longierpeitsche!) ... nur eines bekomm ich einfach nicht hin, daß der Knauf 20cm unter der Schulter vorguckt, das hintere Ende schön brav schräg nach unten zeigt und sich dort nicht rührt und nicht rappelt (und vor allem mir nicht zwischen die Beine gerät!) und überhaupt die Gerte/Peitsche nicht auf Wanderschaft geht, sobald ich mich bewege ...
Ich bewundere da Paddys Geduld mit mir, daß er das alles inzwischen als "neutrale Haltung" durchgehen läßt und sich da nicht mehr drum schert - aber besonders einfach mit den Peitschensignalen lernen mach ich ihm die Sache so natürlich nicht.
so ein bisschen schauspielern kann er aber schon auch, der gute Paddy?
Och nöööö, so kannst du das nun auch wieder nicht sehen ... :lol:

Der Gute hat mich zeitweise damit ausgetrickst, indem er Sorgenfalten um seine Augen gezeigt hat, als wenn er mal wieder Angst vor etwas hätte - bis mir auffiel, daß er dabei seine Nüstern nicht aufbläht und den Rücken schön trägt, ohne ihn nach unten durchzudrücken!
Dieser Lauser hat es faustdick hinter den Ohren!



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von krümel 94 » Mi 25. Sep 2013, 19:48

ich finde die geschichte von paddy und dir total klasse :D
ich könnte das echt den ganzen tag lesen :lieb:

tipps kann ich leider keine geben, mein altes pflegepferd durchsucht einen von oben bis unten und knabbert auch schon mal handy in der tasche und von gerten und longierpeitschen hab ich erst recht keine ahnung, weis nicht mal wie ich die richtig einsetze :hehe:

aber zumindest bin ich beruhigt, dass es noch mehr pferde gibt die ihn kühen blutrünstige monster sehen und am liebsten gaaanz schnell weit weit weg wollen :roll:

ich freue mich schon auf weitere berichte und hoffe das paddy das hufegeben schnell kappiert ;)



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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Entensusi » Mi 25. Sep 2013, 20:37

krümel 94 hat geschrieben: aber zumindest bin ich beruhigt, dass es noch mehr pferde gibt die ihn kühen blutrünstige monster sehen und am liebsten gaaanz schnell weit weit weg wollen :roll:
hier sind die Gänse und Schafe ganz schlimme, pferdefressende Monster.


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Re: Wie bekomme ich ein Pferd von der Weide ...

Beitrag von Bigfoot63 » Mi 25. Sep 2013, 20:54

Ich arbeite nun seit gut 35 Jahren mit Pferden, aber die Longierpeitsche hasse ich nach wie vor.
Irgendwann habe ich mich mal in dem Ding so verhedert das sämtlich Kids im Umkreis sich das grinsen kaum verkneifen konnten.
Ich stehe auf den Horsemann Stick mit dem kurzem Püschel und zwar nicht weil Horsemann Sticks so cool sind, sondern weil man sich damit nicht im Eifer des Gefechts gleich aufs Maul legt.

Bin auch gespannt wie das mit euch so weiterläuft, macht mir viel Freude.


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