Ich bin wütend!

Moderator: Ziesel

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Ich bin wütend!

Beitrag von omahoppenstett » So 7. Nov 2010, 09:13

Gestern waren wir mal wieder im Familia-Land in Pforzheim. Dort gibt es eine "Zoofachhandlung", die auch immer mal wieder Ziesel anbietet.
Im Juli waren dort dann ca. 5 junge Ziesel im Angebot, die zusammen in einem Terrarium mit Häuschen, Tunnel, Einstreu, Hängematte, Heu und Stroh gehalten wurden. Natürlich war das Terrarium viel zu klein, aber hatte doch so ca. 1,2 qm so dass es als Übergang auszuhalten war.
Ich konnte auch widerstehen, hab mir aber vorgenommen, nicht mehr zu schauen.
Nun ja... meinem Vorsatz blieb ich treu, bis gestern.
Ich schickte meinen Schatz in den Media-Markt und wollte mal eben schauen, was die Ziesel machen.
Schon im Eingangsbereich saß einer alleine in einem allerhöchsten 70x60cm Glaskasten und schlief in einer Heumulde im Eck- ohne Häuschen oder sonstige Versteckmöglichkeiten. Ich hab dann ne Weile reingeschaut und er kam dann auch zutraulich an die Scheibe.
Ich wies die Verkäuferin darauf hin, dass es sich bei Zieseln um Erdhörnchen handelt und dass sie doch bitte ein Häuschen zu ihm reinstellen soll.
Die Antwort war, dass er sowieso kein Häuschen benutzt und es ihm lieber so ist :arg:
Auf meine Frage, warum sie einen einzelnen Ziesel zum Verkauf anbieten- da doch Gruppentiere- bekam ich ein gelangweiltes: Ist zurückgebracht worden- ist aggressiv.
Da schnappte ich schon zum 2.mal nach Luft und wollte wissen, wie die Ziesel beim neuen Halter untergbracht waren- bestimmt viel zu wenig Platz! Sie hatte keine Ahnung.
Nun wird er bestimmt als unverträglicher Einzelziesel verscherbelt.
In mir schrie alles- Nimm ihn mit!
Hab also Schätzle geholt. "Wir müssen einen Ziesel retten!"
Der ist nicht ganz so spontan wie ich und schaute sich erstmal den Rest vom Laden an.
Da saßen doch tatsächlich nochmal 2 Ziesel- jeweils einzeln- in noch kleineren Schaukästen! Ich war geschockt. Auf meine Frage, warum denn die beiden auch einzeln sitzen kam die Antwort, dass die beiden sich gestritten hätten- also auch unverträglich :autsch: Wen wunderts... sind ja inzwischen keine Babys mehr und können sich auch nicht aus dem Weg gehen.
Also 3 Einzelziesel!
Im Juli kostete noch einer (unproblematisch in der Haltung und Gruppentier) 125,-€ und jetzt als Problemziesel sollte einer 150,-€ kosten :o
Wenns der eine gewesen wäre- ich hätt ihn genommen, auch wenn ich weiß, dass das nicht der richtige Weg ist, denn andere Ziesel werden nachkommen.
Aber bei 3 hätten sie auf einen Schlag ihren gesamten Bestand los gehabt und hätten sich noch gefreut, wie gut sie die Ziesel an die Frau bekommen haben.
Mir liefen in dem Laden die Tränen runter bei so viel Ignoranz und Unverständnis.
Ich bin immer noch fassunglos und muss dauernd an diese Einzelhaftziesel denken...


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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Nightmoon » So 7. Nov 2010, 09:43

:( Oh weh,
da kann ich dich aber sehr gut verstehen...
Mir wäre wahrscheinlich auch der Kragen geplatzt bei soviel ... :X

...aber so ist das leider nun einmal. Solange die so viel Geld für ein Tier bekommen, so lange ist es denen egal, was damit wird. Hauptsache, dass sie sich nicht kaputtbeißen können und schön heil und gepflegt nach außen hin aussehen.

Auch wenn mir die Zieselchen ganz doll Leid tun, aber wenn man die da wirklich weggekauft, dann holen die sich mit Sicherheit Nachschub. :arg: Dann beginnt das Schauspiel von vorne...
Deine Entscheidung war insofern richtig, dass der Zooladen erst einmal wahrscheinlich keine Ziesel mehr nachholen wird, da sie auf ihren "Alttieren" bisher sitzen geblieben sind - hoffe ich.

Das meine ich jetzt Allgemein...
Warum können die Zooläden nicht mit den Leuten vereinbaren, von wo sie die Tiere beziehen, wenn die nicht innerhalb der und der Zeit verkauft sind, dann gehen die wieder an die Züchter und "Hobbyzüchter" zurück.
Okay, ob den Tieren damit geholfen, das sei mal dahin gestellt, aber vielleicht würden diese Privatzüchter endlich mal damit aufhören und stets Nachkömmlinge zu produzieren, weil sie selber auf ihren Tieren sitzen bleiben. :arg:

In Berlin (Randberlin) gab es einen Baumarkt, mit einer Haustierabteilung, die hatten auch sehr lange ein verglastes Gehege mit Erdmännchen drin. Ich schätze, dass das Gehege so ca. 3x5m war. Guckte man sich die Gruppe an, so hatte man da wirklich das Gefühl, als würden sich die Tiere darin wohlfühlen. Obwohl das bestimmt auch viel zu klein war für eine Gruppe von Erdmännchen.
Sie hatten jede Menge Papierzeugs, Holzsachen zum Kratzen, spielen und klettern, hatten ihre Sandbuddelecke und schliefen übereinandergestapelt total relaxt.
Ich hab keine Ahnung von Erdmännchen, außer wie sie in Natura leben, aber diese dort machten jedenfalls einen entspannten und zufriedenen Eindruck. Wobei man dazu sagen muss, dass sie nicht zum Verkauf standen. Sie dienten einzig und alleine den Besuchern zum Gucken.
Vielleicht ging es ihnen deshalb besser?


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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Murx Pickwick » So 7. Nov 2010, 10:07

Mit Ziesel zum Züchter zurückbringen wird schwierig - das sind Wildfänge!

Ziesel haben leider durch ihr putziges Aussehen das Zeug dazu, "gute Haustiere" werden zu können.
Auf diese Art und Weise kamen auch andere Wildtiere in die Kinderzimmer und Wohnzimmer von Hinz und Kunz: Stachelmäuse, Lemminge, Weißbauchigel, eurasische Zwergmäuse, Sugar Glider, afrikanische Siebenschläfer - allesamt Tierarten, die für die Wohnungshaltung nebenbei so gänzlich gar nicht geeignet sind. Einige haben es dennoch geschafft, daß sie weitere Verbreitung fanden, weil sie das Pech hatten, daß für sie die Fortpflanzung deutlich wichtiger ist, wie eine artgerechte Unterkunft bei artgemäß viel Platz, Einrichtung und Futter ...

Wir haben nur die Fortsetzung dessen, was wir noch vor 30 Jahren hatten, wo vom Schimpanse über Weißohrkrallenäffchen bis Salzkatze alles in den Zoofachgeschäften zu bekommen war. Ein Überbleibsel dieser Zeit ist Zoo Zajac ...

Es wird immer Halter geben, welche sich seltene oder heikle Arten halten werden, einige Halter schaffen es sogar, als Privathalter eine wirklich vorbildliche Haltung umzusetzen und bedrohte Tierarten besser zu erhalten, wie es Zoologische Gärten je könnten. Aber - diese Halter besorgen sich ihre Tiere normalerweise nicht über solche Zoofachgeschäfte! Sie informieren sich vorher über ihre Tierart, sie bereiten die Ankunft vor ...

Und wieder sind wir bei meiner Kritik am Tierverkauf in Zoofachgeschäften, Baumärkten und Co ... wer Tiere züchtet, braucht solche Vertriebswege nicht, wer sich ernsthaft für eine Tierart interessiert, wird Züchter, Zoos und ähnliches, welche diese Tierart schon halten, auch finden und kann sich dort dann seine Wunschtierart holen. Der gesamte Zwischenhandel mit Tieren sollte dagegen verboten werden!

Eventuell wäre das auch eine Renaissance für Futtertiere ... denn, wenn nur noch tote Futtertiere verkauft werden dürfen, müssen sich Schlangenhaltern nach anderen Möglichkeiten umsehen - das ist zwar erstmal deutlich zeitaufwendiger und schwieriger, aber möglich - und es ermöglicht nun eine ganz andere Haltung von Tieren!
Tiere in natürlichen Gruppenzusammenstellungen ohne Verstümmelungen a la Kastration!
Die überzähligen Tiere könnten sich Schlangenhalter abholen - dann, wenn sie die brauchen. Selbst ne Datenbank im Netz, welche solche Tierhalter mit artgerechter Gemischtgruppenhaltung ohne Kastrationen aufnimmt, so daß diese leichter für die Schlangenhalter zu finden sind, dürfte weitaus weniger Leute dazu verführen, für ihre kleine Tochter mal kurz nen Hasili oder Zieseli zu holen!

Parallel müßte die Massentierhaltung endgültig verboten werden ... Massentierhaltung, egal ob es sich um Massenzuchten von roten Neon in Ostasien, Rattenmassenzuchten in Bulgarien oder riesige Hühner-KZs direkt vor unserer Haustür handelt, sie machen einfach mehr Land kaputt, als daß sie Nutzen bringen, die Tiere, die dort gehalten werden leiden, die Menschen, die dort arbeiten müssen, leide ... und das um des Profites willen, das kann es einfach nicht sein!



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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von schweinsnase77 » So 7. Nov 2010, 10:15

Ich sehe ess ähnlich wie Murx.

Ziesel und andere "Exoten" werden wohl den selben Weg wie Meerschweinchen und Kaninchen vor sich haben :heul:

Da hilft meiner Meinung nach einfahc nur nen komplettes Haltungsverbot dieser Exoten (auch wenn es damit mal wieder die falschen Treffen würde) zum Wohle der Tiere.


Mit freundlichen Grunzern

Annette

Mit 2 samtpfotigen Killern

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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Murx Pickwick » So 7. Nov 2010, 10:23

Ein Haltungsverbot geht nicht ... denn entweder wird die gesamte Tierhaltung verboten, oder kein Tier ...
Es gibt keine objektiven Kriterien, nach denen ein Exot ein Exot ist ... mal ganz davon abgesehen, daß es in der Wohnung schlichtweg nicht möglich ist, Kaninchen, Hamsterarten oder Weißbauchigel artgerecht zu halten!
Da kann man nicht mal die Grundbedürfnisse erfüllen!

Was gehen würde, wäre das Ausschalten des Zwischenhandels und die Anpassung der Haltungsbedingungen von Nutztieren aller Art an Biorichtlinien ... was uns nämlich als artgerecht verhökert wird, sind eigentlich die zu fordernden Mindestanforderungen für die Nutztierhaltung im großen Stil!
Der weitere Schritt wäre das Auflösen dieser Art der Haltung und der Weg hin zu kleinbäuerlichen Betriebsstrukturen (meinetwegen mit Zieselbau im Garten und Weißbauchigeln im Gewächshaus ... da sind solcherart Tiere immer noch besser aufgehoben, wie im Kinderzimmer neben der Stereoanlage oder im Einzelglaskasten im Zoofachgeschäft) mit gemischter Tier-Pflanzenhaltung und kleinräumigen Vertriebsstrukturen.



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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von omahoppenstett » So 7. Nov 2010, 11:26

Wenn man artgerecht ganz genau nimmt, dürfte man doch letztendlich gar kein Tier auf irgendeine Art einsperren. Bessere Tierhaltung, wie gar keine Tierhaltung gibt es nicht. Tieren wird es in ihrer natürlichen Umgebung immer besser gehen.
Also- wo fängt artgerecht an und wo hört es auf?
Wir alle hier halten Tiere und wir versuchen alle, dass es unseren Tieren möglichst gut geht.
Solange der Wunsch besteht, Haustiere zu haben, wird es Tierhandel geben und solange werden auch Käufer über die Herkunft angelogen werden.
Nachweise kann man fälschen und Schwarzmärkte, die als solche dem Laien nicht unbedingt kenntlich sind, wird es auch immer geben.
Rigoros und konsequent müsste ein Tierhalteverbot ausgesprochen werden- dann hätten wir die Probleme nicht. Wenn man anfängt zu überlegen, was kann im Haus gehalten werden und was nicht, sind wir wieder dabei entscheiden zu müssen, was ist noch artgerecht und was nicht.
Tiere, die in der Haltung verboten werden finden doch trotzdem ihren Weg ins Wohnzimmer... nur etwas schwieriger.
Hier ist meiner Meinung nach Aufklärung das Einzigste, was den Tieren hilft. Menschen müssen sensibler im Umgang mit Tieren werden.
Solange Menschen billiges Fleisch kaufen, wird es Massentierhaltung übelster Art geben.
Wir haben es letztendlich selber in der Hand.


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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Entensusi » So 7. Nov 2010, 11:54

omahoppenstett hat geschrieben:Wenn man artgerecht ganz genau nimmt, dürfte man doch letztendlich gar kein Tier auf irgendeine Art einsperren. Bessere Tierhaltung, wie gar keine Tierhaltung gibt es nicht. Tieren wird es in ihrer natürlichen Umgebung immer besser gehen.
Also- wo fängt artgerecht an und wo hört es auf?
ich finde "artgerecht" auch eine völlig falsche Bezeichnung. Denn "der Art gerecht" wird man doch wirklich nur, wenn man sie in ihrem natürlichen Lebensraum sich selbst überlässt.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Murx Pickwick » So 7. Nov 2010, 12:41

Nicht ganz ...

Wenn die Rinder in den Pyrenäen zwar selbst ihr Futter suchen müssen, jedoch im Winter mit Zusatzfutter an ihre Höfe gebunden werden und zudem Milch, die sie zuviel produzieren, abgemolken wird, wenn Herdengebrauchshunde auf deren Kälber aufpassen, dann leben diese Rinder ihrer Art gerechter, wie Rinder, die sich selbst überlassen bleiben ...
Es gibt also ein Optimum, der in der Grauzone zwischen Wildtier und Tierhaltung liegt ...

Auch die Haltung von Rentieren, wie sie die Lappen betreiben, ist für fast jedes Rentier der Herde ein Zugewinn ... diese Rentiere werden gegen Krankheiten behandelt, Verletzungen treten deutlich weniger auf, wie bei wildlebenden Rentieren, das Durchschnittsalter ist deutlich höher, der Futterstatus selbst in Mangelzeiten ist deutlich besser wie von wildlebenden Rentieren ... auch hier ist also die Haltung ein Zugewinn für das Tier.

Jede Abweichung von diesem Idealzustand, wo sich Nutztier und Mensch ergänzen, führt zu sinkendem Durchschnittsalter, zunahme von Erkrankungen usw usf ...

Es gibt für die artgerechte Haltung übrigens durchaus opjektive Merkmale ... so ist beispielsweise das Ausleben können all der Verhaltensweisen, die in freier Wildbahn gezeigt werden, ein deutliches Zeichen, daß die Haltung ok ist. Auch wenn weniger Tiere krank werden, wie in freier Wildbahn, ein deutlich höheres Alter erreicht wird und ähnliches, sind meßbare Anhaltspunkte für eine artgemäße Haltung. Allerdings müssen sie immer zusammen betrachtet werden, nur auf ein einziges Merkmal zu schauen, bringt nix, denn ansonsten wäre ja die Haltung von Farbmäusen in engen Makrolonboxen eindeutig als artgerecht zu bezeichnen, denn diese Mäuse werden deutlich älter wie ihre wilden Artgenossen.

Gehen wir wieder zu zwei sehr bekannten Arten zurück, den Hausmeerschweinchen und den Kaninchen ...
Hausmeerschweinchen legen regelrechte Wechsel in der Vegetation an, regelrechte Rennstrecken, Tunnel etc, die gut gepflegt werden. Sie bilden stabile Familienverbände, halten Reviere, die sie markieren und bilden auch unter seminatürlichen Bedingungen Großgruppen mit einem sehr komplizierten Beziehungsgeflecht der einzelnen Individuen zueinander. All das kann schon ab 20qm optimal eingerichtetem Platz und passender Zusammenstellung der Tiere beobachtet werden ... es gibt keine Verhaltensweise, die nur unter seminatürlichen Bedingungen sichtbar wäre ... für eine artgerechte Hausmeerschweinchenhaltung kann man also 20qm als Mindestgröße pro Gruppe festlegen ...

Bei Kaninchen sind alle unter seminatürlichen Bedingungen sichtbar werdenden Verhaltensweisen erst sichtbar, wenn sie mind. 50qm zur Verfügung haben und auf Sandboden mit Verbuschung und kräuterreicher Wiese gehalten werden ... nur dann bauen sie einen Zentralbau, legen zuverlässig Satzröhren an, man kann das Abwandern der Jungen mit 4 - 8 Monaten beobachten, die Häsinnen werden durch die Rammler nicht vergewaltigt und es werden korrekt Häsinnenreviere und ein Rammlerrevier angelegt. Randkaninchen werden nicht zu Tode gebissen, sondern frißten wie unter natürlichen oder seminatürlichen Bedingungen ihr Dasein im Randbereich der Reviere. Eine artgerechte Kaninchenhaltung fängt also bei 50qm pro Gruppe an und setzt Außenhaltung vorraus.

Selbst Feindvermeidungsstrategien sind unter einer artgerechten Haltung sichtbar, auch dann, wenn die Tiere im Hochsicherheitstrakt untergebracht sind. Sehr deutlich wird das wiederum bei Degus, wo die Gruppen unter Außenhaltungsbedingungen trotz Hochsicherheitstrakt zusammenhalten, wie Pech und Schwefel, während in der reizlosen Wohnungshaltung, selbst dann, wenn mehr Platz und mehr Strukturierung da ist, dieselben Degus sich eher verstreiten. Die Feinvermeidungsstrategie Zusammenhalt wird erst durch die regelmäßige Beunruhigung durch Greifvogel und Co ausgelöst! Es gehört also zur artgerechten Deguhaltung dazu, sie den Reizen, die durch das Ansichtigwerden ihrer Beutegreifer ausgelöst werden, auszusetzen!

Es braucht also nur noch Kataloge mit allen beobachtbaren Verhaltensweisen der wildlebenden Tierart bzw unter seminatürlichen Bedingungen und schon kann man ausprobieren, wie die Mindestbedingungen für eine artgerechte Haltung auszusehen haben ... fehlt etwas oder wird unter Gefangenschaft ein Verhalten gezeigt, was unter seminatürlichen oder natürlichen Bedingungen nicht gezeigt wird (Weben beim Elefanten beispielsweise), dann weiß man, diese Haltung kann nicht artgerecht sein ... so einfach ist das Ganze ...



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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von omahoppenstett » So 7. Nov 2010, 13:38

Richtig Murx- da stimm ich dir voll und ganz zu. Dabei muss man aber auch sehen, dass es kaum Tierhalter gibt, die über so ein umfangreiches und fundiertes Wissen verfügen und dies dann auch noch praktikabel versuchen, in der Haustierhaltung umzusetzen.
Wobei wir wieder bei der Aufklärung gelandet sind.
Aber....Nur mal so angenommen- was macht der Tierhalter, wenn das Haustier ein Verhalten zeigt, dass es in der Natur nicht hat und nun versucht wird, die Haltung dahin gehend zu optimieren und es stellt sich heraus, dass die Platzanforderungen so hoch sind, dass sie nicht erfüllbar sind? Das Tier ist ja dann schon da.
Man kauft ein Tier, sieht sich die Mindestanforderungen für Platz und Futter an und beschließt im Normalfall, dass das nicht ausreicht.
Liest man sich durch die Tierforen ist doch alles geprägt von- wie schaffe ich mehr Platz und welches Futter ist wirklich gut für mein Tier.
Es wird probiert und beobachtet und so versucht jeder, der das Beste für sein Tier will, das Optimum an Ausführbarem zu erreichen. Aber das Ausführbare ist eben oftmals nicht das Optimum. Weiß ich das aber vorher?
Woher bekomme ich solche Informationen wie von dir?
Dazu kommt auch noch die emotionale Bindung, die man doch sehr schnell aufbaut und man sein geliebtes Tier auf keinen Fall irgendwelchen Gefahren aussetzen möchte, die eine artgerechte Haltung unter Umständen mit sich bringt- Mensch ist halt so.
Gar nicht denken darf ich an all die Kinderzimmertiere, die schnell mal angeschafft und auf die dann Kind und Eltern schnell keine Lust mehr haben...


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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Entensusi » So 7. Nov 2010, 13:52

Aus meiner persönlichen Sicht ist Tierhaltung immer ein Kompromiss. Was will das Tier? Was will ich vom Tier? Was will ich für das Tier?
Nehmen wir die Enten.
Die Enten wollen fressen, schwimmen, schlafen, vögeln.
Kann ich ihnen bieten.
Die Enten wollen brüten.
Gibt es nur ausnahmsweise.
Ich will, dass sie mir den Garten schneckenfrei halten und Eier legen.
Machen sie.
Ich will, dass sie lange leben und dabei gesund sind.
Das hat zur Folge, dass ich sie nachts einsperre, was sie nicht wollen.
Oder dass ich sie einfange, um zum TA zu fahren oder ihnen Medikamente zu geben. Wollen sie auch nicht.
Ich bestimme die Gruppenzusammensetzung. Dagegen können sie nichts tun. Gefällt bestimmt nicht jeder Ente. Kommt einer, greift sie aus ihrer gewohnten Umgebung und verpflanzt sie irgendwohin, wo sie erst mal zusammengeschlägert wird.
Ich hätte gerne zutraulichere Enten. Sind sie nicht, das respektiere ich dann eben.

Kompromisse....
omahoppenstett hat geschrieben:Es wird probiert und beobachtet und so versucht jeder, der das Beste für sein Tier will, das Optimum an Ausführbarem zu erreichen. Aber das Ausführbare ist eben oftmals nicht das Optimum.


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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Murx Pickwick » So 7. Nov 2010, 14:21

Aber....Nur mal so angenommen- was macht der Tierhalter, wenn das Haustier ein Verhalten zeigt, dass es in der Natur nicht hat und nun versucht wird, die Haltung dahin gehend zu optimieren und es stellt sich heraus, dass die Platzanforderungen so hoch sind, dass sie nicht erfüllbar sind? Das Tier ist ja dann schon da.
Meine Meinung?
Solange das Tier nicht gerade im Aussterben begriffen ist und deshalb einfach nur versucht wird, sowas wie eine Artkonservierung zu machen, sollte die Tierart einfach in Gefangenschaft wieder aussterben - keine Zucht, vorhandene Tiere dürfen noch bis zum Tode gepflegt oder verfüttert werden, kein Nachschub ... Problem erledigt ...
So könnte man beispielsweise die Hamsterarten allesamt aussterben lassen, artgerecht in Gefangenschaft halten ist bei denen definitiv nicht möglich ... also schön brav Einzelhaltung, keine Jungen mehr, in drei bis fünf Jahren hat sich das Problem erledigt - wer dann nach fünf Jahren immer noch Hamster hält, macht sich strafbar und die Hamster werden verfüttert.
Das ist allerdings bisher nur eine sehr radikale Meinung meinerseits, die noch nix mit Realität zu tun hat - bevor es soweit ist, daß solches überhaupt durchgedrückt werden kann, muß noch viel geschehen - und hier kommen wir ins Spiel!

Der Rest ist in Zukunft einfach unsere Arbeit ... Zusammenfassen von dem, was wir schon wissen. Unsere Herren und Damen vom Tierschutz und von der wissenschaftlichen Seite haben versagt, wir müssen als Tierhalter zeigen, daß es durchaus möglich ist, wohlbegründete und nachweisbare Kriterien zur artgerechten Haltung zu finden. Wir müssen die Arbeit tun, welche vom Tierschutz nicht mal im Ansatz geleistet wurde - Recherchieren, Erfahrungen austauschen, Dokumentieren, Schlüsse ziehen ... das dürfen wir einfach nicht mehr Dritten überlassen, es ist schließlich unser Hobby, um das es geht!
Jeder kann hier mitmachen:
- Durch Erfahrungsberichte, die in solchen Zeitschriften wie Rodentia und Co veröffentlicht werden können.
- Durch Zusammenfassen solcher Erfahrungsberichte und Aufarbeitung solcher Erfahrungsberichte und Veröffentlichung in den entsprechenden Fachzeitschriften.
- Durch Schreiben von Büchern mit den gesammelten Erkenntnissen.
- Durch Beratungstätigkeit
- Durch Forenarbeit
kurzum, durch das, was wir ja schon die ganze Zeit hier tun ... und was langsam witzigerweise im Mastkaninchenbereich langsam entsteht!

Bisher war ich in dieser Beziehung recht faul ... aber ich denke, ich werd zusehen, hier aktiver zu werden und zu versuchen, das bestmögliche für uns alle rauszuholen. ka, ob ich es schaffe, meine große Zeit, was Tierschutz angeht, ist schließlich schon seit über 20 Jahren vorbei!

Mit dem Produzieren von Wissen und Zusammentragen von Wissen können wir die Grundlagen für entsprechende Gesetzesänderungen legen, dann kann endlich der Kampf gegen den Kommerz sinnvoll und gut vorbereitet angegangen werden und es kann eine neue Ära der Tierhaltung beginnen ... viele Tierhalter haben ja schon mit dem Produzieren von Wissen ne Menge zum Wohle der Tiere geleistet, das muß man ja auch sehen!
Den Zieseln, von denen da oben berichtet wird, denen geht es im Grunde genommen schon richtiggehend "gut", wenn ich das so mit gewissen Zoohandlungen in den 80er Jahren vergleiche ... saubere Einstreu, ein wenig Platz und nicht nur so viel, daß die Ziesel sich gerade mal so eben hinstellen können, ohne mit der Schnauze an die Scheibe zu stoßen, Heu, aus denen eine Heumulde gebaut werden kann ...

Ich hab noch Zoohandlungen erlebt, wo Präriehunde einzeln in Glaskästen von 60cm x 30cm gehalten wurden, auf Zeitungspapier, was täglich gewechselt wurde, in einem Raum, der durch die enge Haltung unterschiedlichster Tierarten nach Ammoniak stank, kein Heu drin, dafür Hamsterkuntibunti und eine ständig tröpfelnde Tränkflasche ... dieses Zoogeschäft war noch eines der Besseren im Jahre 1983 in Berlin! Es gab noch weitaus Schlimmere, wie beispielsweise ein Zoogeschäft, bei dem fast ein halbes Jahr ein Schimpansenjunge auf schätzungsweise 2qm ohne Beschäftigung saß! Die einzige Beschäftigung waren die Fußgänger, die an der Verkaufsscheibe vorbeiliefen! Dieser Schimpanse konnte nicht verkauft werden, da die Käufer die Auflagen, die mit dem Kauf eines Schimpansen verbunden waren, scheuten ...
Klar, es gab damals auch die andere, vorbildliche Form der Zoogeschäfte mehr - Vogelzüchter oder Aquarianer, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hatten und ihre Nachzuchten über diese Zoogeschäfte verhökerten ... nur, normal unter den kommerziellen Zoogeschäften war das Ding mit dem Schimpansen und den Präriehunden in Winzkäfigen - und man konnte nix gegen tun, weil es Normalität war!
Das ist heute anders ... heute wäre Beides nicht mehr möglich, es ist ein einfaches, solcherart Zoogeschäfte dranzubekommen ... nur über Aufklärung im Tierbereich, nur über die ständige Erkenntnis - ja, jetzt hab ich schon das Doppelte an Platz für mein Tier und es reicht dennoch immer noch nicht ... und die Weitergabe dessen!

Und da muß ich ganz ehrlich sagen, hat der Tierschutz mehr geschadet, wie genutzt, denn die hatten schon sehr früh irgendwelche Phantasiezahlen als Mindestgrößen für Tierarten festgelegt, womit sie teilweise bei Nutztieren sogar noch unter den vorbildlichen Mästern lagen (Kaninchen zum Beispiel mit dieser bescheuerten 2qm pro Kanin-Regelung), wo nicht begründbare Diäten zum Fütterungsstandard erhoben wurden und artgerechte Haltungen pro forma ausgeschlossen wurden, weil es irgendwelchen Dogmen widersprach (Außenhaltung von Hausmeerschweinchen und Ratten zum Beispiel - das die Außenhaltung von Meerschweinchen nun überhaupt salonfähig ist, haben wir nämlich keineswegs dem Tierschutz zu verdanken, sondern einzelnen Züchtern, die dies einfach entgegen der Dogmatik des Tierschutzes praktiziert hatten!)

Es ist ein weiter Weg, bis meine radikalen Vorstellungen überhaupt umgesetzt werden können - aber jeder von uns kann da was für tun, daß dieser Weg tatsächlich beschritten wird ... und irgendwann werden unsere Kinder und Enkel die Bilder unserer Haltungen sehen und selbst drüber herfallen, wie schlecht und abenteuerlich wir unsere Tiere hielten!
So meine Vision :D

Wenn ich mir Entenhaltungen anschaue, hab ich irgendwie das Gefühl, als wenn die Enten nach Gewöhnung den sicheren Nachtstall sehr gerne und freiwillig aufsuchen - vorrausgesetzt sie kommen morgens auch pünktlich wieder raus. Also sowas, wie ich bei meinen Kaninchen habe, daß die Kaninchen nur kurz kommen und dann gleich wieder abhauen, oder gleich tagelang nachts draußen bleiben, kenn ich von den Entenhaltern, die ich bisher kennengelernt hab, nicht ...
Täusche ich mich da?



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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Entensusi » So 7. Nov 2010, 14:38

Murx Pickwick hat geschrieben: Wenn ich mir Entenhaltungen anschaue, hab ich irgendwie das Gefühl, als wenn die Enten nach Gewöhnung den sicheren Nachtstall sehr gerne und freiwillig aufsuchen - vorrausgesetzt sie kommen morgens auch pünktlich wieder raus. Also sowas, wie ich bei meinen Kaninchen habe, daß die Kaninchen nur kurz kommen und dann gleich wieder abhauen, oder gleich tagelang nachts draußen bleiben, kenn ich von den Entenhaltern, die ich bisher kennengelernt hab, nicht ...
Täusche ich mich da?
Wenn Du das von den Entenhaltern nicht kennst, prima, dann sind die alle sehr auf Sicherheit bedacht.
Ich kenne das aber von den Enten sehr wohl!
Die haben immer wieder Phasen, da wollen sie "ums Verrecken" nicht in den Stall. Manchmal hat es für mich nachvollziehbare Gründe, z.B. dass ein Kater gerade versucht, dort seinen Schönheitsschlaf nachzuholen, oder eine Ente hat ihr Nest in der Hecke, aber oft weiß ich nicht, warum.
Es ist übrigens auch eine der häufigsten Fragen im Laufentenforum "Enten wollen nicht in den Stall, was tun?"
Da hilft dann nur viel Geduld und Konsequenz. Denn Enten, die über mehrere Nächte weg bleiben, sind im Normalfall für immer weg.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Murx Pickwick » So 7. Nov 2010, 15:10

Dann wirds eher sein, daß ich mich täusche und einfach nicht mitbekomme, daß es nicht jeden Tag dort klappt ...



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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von omahoppenstett » So 7. Nov 2010, 17:18

@Murx: Mit dem Aussterben lassen in den Wohnungen hast du sicher recht- ich hab auch einige Tiere, die ich bestimmt nicht nochmal nachkaufen werde- eben aus den oben genannten Gründen, aber ich tu mein Bestes, den Tieren ihre Lebenszeit so tiergerecht wie es mir möglich ist, zu gestalten.
Verantwortung für ein Tier auf Lebenszeit zu übernehmen ist nicht gerade eine Stärke unserer Gesellschaft- wie sonst erklären sich die überfüllten Tierheime...
Fast jeder von uns hat bestimmt schon mal ein Tier gekauft und im nachhinein stellte sich heraus, dass die Haltung doch etwas schwieriger ist, als angenommen, oder es treten Probleme auf, mit welchen keiner gerechnet hat.
Die meisten Halter, die sich in Foren engagieren, sind doch wirklich bemüht, das Optimum des Möglichen zu erreichen- natürlich mit Kompromissen und wollen die Probleme in den Griff bekommen.
Aber was ist mit der Vielzahl der Tierhalter, die einfach keinen Bock auf Probleme haben und ihre Tiere einfach nur wieder loswerden wollen, weils nicht so ist, wie man es sich vorstellte?
Die ihre Tiere aus "Zeitmangel" 3 Monate nach Erwerb in Kleinanzeigermärkten anbieten?
Da fehlt doch einfach das Gewissen und mangelndes Verantwortungsgefühl dem Lebewesen gegenüber, das sich seinen Platz schließlich nicht selbst ausgesucht hat.
Ich seh einfach das Problem, wie man an solche Leute rankommt, die sich ja auch nicht informieren und weiterbilden wollen. Die haken eine Tierart ab und versuchens halt mit der nächsten.
Wirklich verantwortungslos sind doch aber die Verkäufer und Züchter, die ihre Tiere einfach mit Profit verkaufen wollen, ohne die zukünftigen Neubesitzer ordentlich aufzuklären.
Bei jedem Neuabschluß einer Versicherung muß ich inzwischen unterschreiben, dass ich über alles mögliche aufgeklärt wurde um nachher nicht sagen zu können "das wusst ich nicht". Wäre so etwas nicht auch beim Tierverkauf denkbar? Dass es Schriftstücke über jede Tierart , die verkauft wird, wo Voraussetzungen detailliert beschrieben sind, damit die Tiere artgerecht im murxschen Sinne leben können? Der Halter müsste sich schriftlich verpflichten, eben diesen Forderungen nach zu kommen, oder er müsste mit empfindlichen Geldstrafen rechnen inkl. Wegnahme des Tieres.
Aber letztendlich solange so etwas nicht gesetzlich geregelt wird und jeder nach Lust und Laune kaufen kann, werden die "Tierverhökerer" kaum Interesse an solchen Verträgen haben- ist immerhin in gewisser Weise geschäftsschädigend.


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Murx Pickwick
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Re: Ich bin wütend!

Beitrag von Murx Pickwick » So 7. Nov 2010, 17:42

Genau bei diesen Gelegenheitshaltern fängt meine Kritik an den Zoofachgeschäften an - sie erst wecken den Bedarf bei diesen Menschen, nun ausgerechnet mal nen Häschen oder nen Ziesel in der Wohnung zu halten ... würden diese Leute nicht jeden Tag an Geschäften vorbeikommen, wo die süßen Knopfäuglein von Lemming und Co ihnen entgegenblicken, würden sie erst gar nicht auf die Idee kommen, sich sowas zu holen - und damit wären immerhin schätzungsweise 3/4 aller Möchtegerntierhalter keine Tierhalter, sondern ganz normale Leute, die sich Nippes und nen neuen Breitbandflachbildschirm-Fernseher ins Wohnzimmer stellen ...

Sicher, es gäbe dann immer noch 1/4 Tierhalter, wo Tochterherz und Sohnemann bei ner Freundin die Hasilis im Garten sehen und jetzt ihrerseits unbedingt nen Haasen haben wollen ... und wo die Eltern dann sich umschauen und den Haasen untern Weihnachtsbaum stellen - samt aerodynamischen und zur Wohnungseinrichtung passenden Gitterkäfig ... aber dennoch sind es eben 3/4 Halter dieser Sorte weniger!
Man siehts ja auch an der Hundehaltung ... die großen Peaks, wo Hunde wild angeschafft und zwei Wochen später wieder entsorgt werden, daß sind genau die Peaks, wo im Fernsehen mal wieder sowas wie Lassie oder die 1001 Dalmatiner läuft oder sowas in die Kinos kommt ... ein weiteres Peak gibts zu Weihnachten und Ostern genau in den Gebieten, wo Welpen im Schaufenster gezeigt werden. Das ist richtig auffällig.

Ein weiterer künstlicher Bedarf wird übrigens gerade bei Hunden und Katzen über Tierschutzwerbung verursacht - nämlich genau die tränendrüsende Werbung für die Rettung von Hunden aus aller Welt! Dank dieserart Werbung ist der Bedarf solcher Hunde enorm gestiegen und kann in einigen Gegenden kaum mehr gedeckt werden - all diese Hunde landen dann früher oder später wieder im Tierheim, diesmal als deutsche Hunde, die keinen Abnehmer finden ... toll!
Also auch hier herrscht einfach Handlungsbedarf, solche tränendrüsendrückende Werbung im Tierschutzbereich gehört genauso verboten wie die Ausstellung und der Verkauf lebender Tiere in Zoofachgeschäften. IMHO

Bei Filmen hat sich offenbar bewährt, daß die Züchter, egal welcher Verein, geschlossen den nun plötzlich erwachten Bedarf erst gar nicht versuchen zu decken, sondern besonders hartnäckig nach den Motiven für die Hundehaltung forschen - vor allem, wenn es sich um Züchter der plötzlich populär gewordenen Rassen handelt. Das hatte sich schon bei Scott & Huutsch bewährt und noch mehr bei 1001 Dalmatiner ... in beiden Fällen waren in den nächsten Monaten nach den Kinofilmen deutlich weniger Hunde wie erwartet in die Tierheime gekommen ... der Anstieg von abgegebenen Hunden war kaum merklich. Das war beispielsweise ganz anders, als die Serie mit diesem Schäferhund als Polizist rauskam - die Schäferhundezüchter hatten da offenbar den so entstandenen Bedarf freudig gedeckt, ein paar Monate später waren vor allem städtische Tierheime regelrecht mit Schäferhunden geflutet worden!
Bei jedem Neuabschluß einer Versicherung muß ich inzwischen unterschreiben, dass ich über alles mögliche aufgeklärt wurde um nachher nicht sagen zu können "das wusst ich nicht". Wäre so etwas nicht auch beim Tierverkauf denkbar? Dass es Schriftstücke über jede Tierart , die verkauft wird, wo Voraussetzungen detailliert beschrieben sind, damit die Tiere artgerecht im murxschen Sinne leben können? Der Halter müsste sich schriftlich verpflichten, eben diesen Forderungen nach zu kommen, oder er müsste mit empfindlichen Geldstrafen rechnen inkl. Wegnahme des Tieres.
Sowas wirklich sinnvoll umzusetzen ist zwar möglich, dauert jedoch noch Jahre der Aufklärung und Co ... es muß erstmal das Bewußtsein in der Bevölkerung für solche Regelungen geschaffen werden, bevor man darangehen kann und da was Sinnvolles ausarbeiten kann.



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