Reptilientötung (unerwünschter Nachwuchs, alte/kranke Tiere)

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Reptilientötung (unerwünschter Nachwuchs, alte/kranke Tiere)

Beitrag von Ziesel » Do 8. Sep 2011, 23:13

Ich hab mich letztens mit Leuten unterhalten die gerade Sachkunde nach §11 bestanden haben und da war das uA Thema...nicht unbedingt schön für´n Nachmittagsplausch aber wissenswert

Bis vor´ner Weile meinte man, dass Reptilien durch Einfrieren einigermaßen anständig ableben könnten.
Die Vorstellung ging so in die Richtung, dass ja Reptilien ihre Körperfunktionen runterfahren wie zB Bewegung, Stoffwechsel usw und dann quasi schmerzfrei entschlafen ..also in etwa wie beim Winterschlaf, nur dass sie eben nicht mehr aufwachen.
Nach neuerem Standpunkt ist dies allerdings nicht mehr korrekt und sollte keinesfalls praktiziert werden !

Das Tierschutzgesetz sagt:
Tierschutzgesetz §4, Satz 1
Ein Wirbeltier darf nur unter Betäubung oder sonst, soweit nach den gegebenen
Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden....Ein
Wirbeltier töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat.
Tierschutzgesetz §5, Satz 1
..Die Betäubung warmblütiger Wirbeltiere sowie von Amphibien und Reptilien ist von
einem Tierarzt vorzunehmen.


in der Stellungnahme zur Euthanasie von Reptilien der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienkrankheiten der DGHT steht :
"Die oben beschriebenen Voraussetzungen sind bei einem Tierhalter nicht gegeben,
eine Tötung durch den Tierhalter ist deshalb nicht zulässig. Im Notfall ist eineTierärztliche Klinik oder Praxis mit Notdienst zu erreichen, die das Reptil einschläfert. Auch für einen Zoofachhändler oder Großhändler gelten grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen wie für einen Tierhalter. . . . Eine Tötung muß unter Betäubung erfolgen. Eine medikamentelle Betäubung steht einem Zoofachhändler ebenso wie einem Tierhalter nicht zur Verfügung.."


So, nun mal dazu warum Einfrieren keine akzeptable Methode zur Euthanasie von Reptilien ist.
Wer oben gelesen hat, bemerkte sicher, dass eine medikamentöse Narkose nötig ist, welche ausschliesslich vom Tierarzt vorzunehmen ist. Kälte/Einfrieren gilt nicht als Narkoseersatz, da das Schmerzempfinden des Tieres nicht ausgeschaltet wird, dementsprechend hat das Tier Schmerzen bis es das Bewusstsein verliert.
Man geht davon aus, dass sich in den Zellen Eiskristalle bilden, welche dem Tier über Stunden Schmerzen verursachen können.
(Zeitspanne abhängig von der Art und Größe des Reptils und für für die hier überwiegende Damenwelt vielleicht verständlicher : selbst wenn ihr Fleisch schockfrostet dauert das komplette Durchfrieren eines Fleischstückes ca eine Stunde wobei Schockfrosten bei -40 Grad wäre und oft´n haushaltsüblicher Gefrierschrank nur bis -20 erreicht)

PS: Arten, die Winterschlaf halten bilden in Vorbereitung darauf bestimmte Molekühle, welche das Erfrieren verhindern sollen...das führt nun vorstellbarer Weise dazu, dass sich das Ganze nun verzögert/verlängert...



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Re: Reptilientötung (unerwünschter Nachwuchs, alte/kranke Ti

Beitrag von Ziesel » Fr 9. Sep 2011, 23:08

Nunja..mich bringt das Thema noch auf die Frage, was dann mit den befruchteten Eiern ist. Häufig wird ja geraten unerwünschten Nachwuchs wie zB Bartagameneier oder Schneckengelege einzufrieren.. :grübel:



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Re: Reptilientötung (unerwünschter Nachwuchs, alte/kranke Ti

Beitrag von lapin » Fr 9. Sep 2011, 23:11

Oh so ein ähnliches Gespräch hatte ich heut mit chien nur in einem etwas anderen Zusammenhang...

Ich denke um da ne klare Linie zu ziehen, muss erstmal klar sein inwiefern Embryonen oder GAR "nur" ein befruchtetes Ei als Leben gilt und somit überhaupt das einfrieren ein Mord wäre.

Dazu gibts tatsächlich noch kein Gesetz wa?


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Reptilientötung (unerwünschter Nachwuchs, alte/kranke Ti

Beitrag von RuJo » Fr 9. Sep 2011, 23:18

Naja, das ist aber schon eine leicht philosophische Frage...
Ab wann sind bestimmte praktiken nicht mehr akzeptabe? Wann ist ein Lebewesen ein Lebewesen? Gehört eine befruchtete Eizelle wirklich schon zu empfindungsfähigen Lebewesen?.. ist in etwa ähnliche Fragestellung, wie bei der pro/contra-Abtreibungsproblematik (bis wann ist es moralisch vertretbar? Ist es überhaupt rechtens?..).. was dann auch Hühnereier betrifft übrigens (jedenfalls, wenn man durchaus auch Haltung mit Hahn nicht abweist)
Es ist auf jeden Fall so, dass frisch abgelegte Eier schlicht noch nicht über entsprechend ausgebildetet Nervensysteme, Schmerzrezeptoren usw verfügen, um das in irgendeiner Weise bewusst wahr zu nehmen..
Ich sehe da kein Prolem dabei. Diese Empfehlung bezieht sich ja nicht auf schon deutlich angebrütete Eier...


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Re: Reptilientötung (unerwünschter Nachwuchs, alte/kranke Ti

Beitrag von Ziesel » Fr 9. Sep 2011, 23:47

Der Vergleich zur Abtreibung kam mir auch aber da ist es zumindest gesetzlich geregelt, egal welchen Standpunkt man dazu vertritt.

Bisher kenn ichs nur so, dass man die Eier an andere Tier verfüttert oder eben das meistverbreitete Einfrieren praktiziert, allerdings war ich noch nie in der Situation
RuJo hat geschrieben:Es ist auf jeden Fall so, dass frisch abgelegte Eier schlicht noch nicht über entsprechend ausgebildetet Nervensysteme, Schmerzrezeptoren usw verfügen, um das in irgendeiner Weise bewusst wahr zu nehmen..Ich sehe da kein Prolem dabei. Diese Empfehlung bezieht sich ja nicht auf schon deutlich angebrütete Eier...
Find ich jetzt irgendwie beruhigend und denk nicht drüber nach, was man denn am besten tut wenn man zB ´ne Weile nach der Eiablage beim Reinigen/Bodengrundwechseln oÄ auf "gute" Eier stösst.



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