Kaninchen benimmt sich eigenartig

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Es gibt Kaninchenhalter, erfahrene Kaninchenhalter und sehr erfahrene Kaninchenhalter.
Nicht jeder kennt sich mit diversen Krankheiten aus.
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Alles, was hier im Forum speziell zu Krankheiten, Diagnosen, Medikamenten und deren Dosierungen zu finden ist, sind persönliche Erfahrungen, Tipps und Ratschläge.

Diese Tipps und Ratschläge ersetzen keinen Tierarztbesuch.

Es gibt sehr viele ernst zu nehmende Krankheiten, die man durch Eigenbehandlung/Eigentherapie noch verschlimmern kann.

Es ist daher wichtig, jede Medikamentenabgabe und Therapie unbedingt mit dem Arzt zu besprechen und gemeinsam nach der besten Lösung, für das jeweilige Tier zu suchen.

Also zieht bitte immer einen Tierarzt zu Rate. Selbstverständlich könnt Ihr die hier gegebenen Tipps und Ratschläge mit Eurem Tierarzt besprechen.
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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von wiesenundmöhren » Fr 16. Sep 2016, 14:13

Das Innenohr wurde ausgiebig untersucht. Da ist wirklich nichts.

Er hatte die gleichen Symptome ja schon seit er klein ist und da hatten wir weder Panacur, noch Antibiotikum gegeben.
Es ging immer damit los, dass er nicht fraß und apathisch in der Ecke lag.
Die letzte Panacur Gabe ist auch schon ein gutes Jahr her und lief nur über 4 Wochen.
Also von Langzeitgabe kann man da auch nicht reden.

Ich weiß Murx. An sich klingt das alles logisch was du schreibst und auch auf die Gefahr hin, dass du dich vor den Kopf gestoßen fühlst (was ich nicht hoffe). Ich denke nicht, dass es daran liegt.

Ich weiß, Panacur ist umstritten. Aber wir haben das in 3 Jahren jetzt erst das 3. Mal gemacht. Das erste Mal über 2 Wochen. Das zweite für 4. Es ging ihm jedes Mal wieder besser.

Wenn man jedes Organ, jedes Körperteil an dem kleinen Tier durch hat und keiner findet was und man wird schon teilweise für verrückt erklärt und dem Tier geht es trotzdem schlecht, kann man irgendwann nur noch das Ausschlussverfahren anwenden.

Was mir immer wieder auffällt ist, dass dieses Tier unnormal große Köttel von sich gibt. Sie haben beinahe die doppelte Größe der Köttel der anderen Kaninchen und daher schätze ich eher, dass er chronische Darmprobleme hat. Das sind aber auch nur Vermutungen.
Fakt ist, dass man bis heute nie eindeutig sagen kann, was es nun ist.
Er hat einen hohen Titer und hatte erstmals mit 6 Monaten Ausfallerscheinungen und dann nie wieder. Ob das aber damit zusammen hängt, weiß der liebe Gott im Himmel.

Wir haben vier Mal große Blutbilder gemacht, insgesamt mindestens an die 20 Kotproben, Ultraschall und Röntgen von jedem Organ. Immer ohne Befund. Der leicht erhöhte Nierenwert war jetzt die erste Auffälligkeit.

Ich gebe momentan noch Heilerde, würde mich aber nichts desto trotz gerne homöopathisch belesen.
Ich habe ein Kaninchenbuch über homöopathischen Einsatz. Nur leider verstehe ich die Anwendung nicht wirklich.
Und irgendwo frage ich mich auch, wo man damit anfängt, weil man auch nichts konkretes hat.

Was würdest du denn sonst noch empfehlen an Homöopathie? Ich weiß gar nicht wo ich da anfange.



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Murx Pickwick
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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 16. Sep 2016, 16:51

Gerade, was Homöopathie angeht, ist es sinnvoll, es wie ein Studium zu betreiben - also nicht geziehlt nach Kaninchen und Darm oder Kaninchen und E. c. zu suchen, sondern sich das Grundwissen selbst beizubringen.
Dazu kommt, daß die meisten heutigen Homöopathen das Thema Homöopathie falsch verstanden haben - sie sind so meilenweit vom Ursprungsgedanken weg, wie nur geht ...
Sinnvoll ist es, den Hahnemann selbst durchzulesen und zu versuchen, ihn zu verstehen, er hat ja zum Glück in Deutsch geschrieben.
[url=http://www.zeno.org/Lesesaal/N/9781499510683?page=0]Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst, 6. Aufl.[/url] (hoffe, der Link funktioniert)
Leider ist die Bedienung nicht intuitiv - die Werbung läd regelrecht dazu ein, dort zu klicken. Dabei ist die Bedienung im unauffällig platzierten, roten Feld ganz oben ... mit den >> wird eine Seite weitergeblättert, mit << wird eine Seite zurückgeblättert. Nimmst du 184>| landest du am Ende des Buches ...
Ansonsten ist der Text gut zu lesen.

Wenn du das verstanden hast, kannst du bei morderneren Homöopathie-Texten besser abschätzen, was davon zu halten ist. Viele homöopathische Abhandlungen sind nur deshalb unverständlich, weil der Schreiberling das Thema nicht verstanden hat, aber dennoch was drüber schreiben wollte.
Das Umsetzen vom Menschen aufs Tier ist wiederum vergleichsweise einfach.

Megacolon kann übrigens sehr selten auch ohne Punktscheckung auftreten, also bei einfarbigen Kaninchen.
Ob du derartig ins Klo gegriffen hast, kannst du im Grunde genommen nur herausfinden, wenn du das Kaninchen obduzieren läßt - da Megacolon unheilbar ist, solltest du also diesen Gedanken genauso außen vor lassen, wie den Gedanken an E. c. ... ansonsten hast du mit den großen Kötteln genug Anhaltspunkt, um im Darm anzufangen. Der Darm ist schließlich Mutter und Vater aller Krankheiten!
Alles, was für den Darm gut ist, ist auch für deinen Fall gut ...

Ein weiterer wichtiger Hinweis ist, daß Panacur geholfen hat ... du brauchst also die Wirkungsweise von Panacur, eventuell kommst du dann über Logik an das, was wirklich hilft.
Ich muß da mal schauen, ob ich da was hab.

Bei den Chinchillas wurde Panacur teilweise sehr intensiv eingesetzt - und hier kann man beobachten, schon die zweite Behandlung von nur zwei Wochen Länge innerhalb von drei Jahren kann zu den ersten Langzeitschäden führen! Und das, obwohl das Chinchilla sogar robuster ist wie ein Kaninchen und natürlicherweise länger lebt.
Sicher, da spielt auch Haltung und Fütterung eine nicht zu unterschätzende Rolle ... aber an diesem Punkt wiederum lassen sich gerade bei Chinchillas gut Gruppen bilden, diejenigen mit PHW, die Panacur bekommen haben und diejenigen mit PHW, die nie Panacur bekommen haben. In zweiter Gruppe sind deutlich weniger Nieren- und Leberschäden zu finden, aber genauso viele Giardiennachweise (Giardien sind der Grund bei Chinchillas, das Panacur gegeben wird.).
Panacur ist also alles andere wie harmlos - Nierenschäden als Spätschäden bei angeschlagenen Tieren sind eher die Regel, wie die Ausnahme!

Dieses ohne Befund kannst du als gut für euch verbuchen ... es ist also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich "nur" der Darm die tatsächliche Ursache. Und da gibt es eine Menge Veränderungen, die man eben durch Fütterung und durch Darmsanierung zum Besseren wenden kann.
Der Darm braucht allerdings auch seine Zeit ... selbst bei optimaler und am Günstigsten verlaufenden Darmsanierung, wenn also alles richtig läuft, braucht es zwei bis drei Jahre, bis alles, was im Darm gesunden kann, wirklich gesundet.

Ich möchte dir dann noch einen Artikel empfehlen - ist zwar keine Homöopathie, aber vielleicht hilft es doch weiter:
[url=http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=997.msg13026#msg13026]Das Meerschweinchenforum: Huminsäuren - mehr als nur Giftbinder[/url]



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Emmy » Fr 16. Sep 2016, 18:38

Man muss sich in dem Meerschweinchenforum anmelden, um es lesen zu können :?
Hier im Forum hatten wir auch einen Thread zum Thema Huminsäure. Vielleicht hilft es weiter:
https://www.tierpla.net/allgemein/huminsauren-t20181.html?hilit=humins%C3%A4ure" onclick="window.open(this.href);return false;


Liebe Grüße von Kerstin

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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 16. Sep 2016, 18:42

Ich hatte gar nicht auf dem Radar, daß Steffi auch hier einen Artikel über Huminsäuren eingestellt hatte ...



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von wiesenundmöhren » Fr 16. Sep 2016, 18:53

Ich danke euch und werde mir das am Wochenende alles mal durchlesen.

Was haltet ihr von bene bac und pro pre bac? Zu viel Zucker? Oder eher nicht?

Ich habe leider keinen guten Tierheilpraktiker in der Nähe.
Kann man mit Homöopathie denn sehr viel falsch machen, wenn man nach Büchern geht und keinen Professionellen hat?

Ich nehme auch bald an, dass ich derart ins Klo gegriffen habe, dass er als einfarbiger ein Megacolon hat.
Das sind Köttel, die sind von der Größe nicht normal. Ich mache bei Geöegenheit mal ein Foto davon.
Aber ja. Da man ihn eh nicht obduzieren kann, macht es auch keinen Sinn zu spekulieren.



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Emmy » Fr 16. Sep 2016, 19:32

wiesenundmöhren hat geschrieben:Was haltet ihr von bene bac und pro pre bac? Zu viel Zucker? Oder eher nicht?
Ich zitiere dazu mal Murx ;)

https://www.tierpla.net/post329914.html#p329914" onclick="window.open(this.href);return false;

In dem ganzen Thread findest du vielleicht noch mehr zu dem Thema.


Liebe Grüße von Kerstin

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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 16. Sep 2016, 21:41

Ich halte gar nix von Bene Bac - nach meiner Beobachtung macht das alles nur noch schlimmer.
Die verlinkte Erklärung ist eine davon, warum das so ist ... es gibt keine schlüssige Erklärung, weshalb Bene Bac funktionieren soll.

Von der Geschichte her wurde Bene Bac auch gar nicht für Nager und Kaninchen entwickelt worden, sondern für Vögel. Allerdings hatten um die Jahrtausendwende rum ein paar Nagerhalter Bird Bene Bac für sich entdeckt - und der Hersteller freute sich, benannte Bird Bene Bac in Bene Bac (und nun in Bene Bac Pet) um und schon war das passende Mittelchen für Nager und Kaninchen fertig ...
Zwar wurde Bene Bac im Laufe der Zeit auf Kundenwunsch ein wenig angepaßt (beispielsweise wurde der Zuckergehalt stark reduziert bzw es ist gar kein Zucker mehr drin), aber nix wurde nach wissenschaftlichen Kriterien oder auf Wirksamkeit hin verbessert.
Genau so wirkt es auch - es schadet mehr, wie es nutzt!



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von saloiv » Fr 16. Sep 2016, 23:16

Kannst du das letzte oder die letzten Blutbilder hier reinstellen? Ich habe schon zick Blutbilder gesehen, die nur 5 Werte beinhalten oder schlicht und einfach falsch interpretiert wurden (weil der TA Kaninchen-Blutbilder nicht lesen kann) und eigentlich wäre das Problem sichtbar gewesen... ;)


Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von wiesenundmöhren » Sa 17. Sep 2016, 09:08

Nein, kann ich nicht, weil es noch beim Tierarzt ist. Er hat es mir nicht mitgegeben. Ich habe es aber kurz gesehen.
Dummerweise war an diesem Tag alles hektisch.
Ich werde aber fragen, ob er es schicken kann per Mail und dann stelle ich es hier rein.

Und was hältst du von pro pre bac, murx? Ist sowas das gleiche?



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 17. Sep 2016, 10:08

Ist mehr oder weniger das Gleiche in Grün wie Bene Bac ...
Es fragt sich auch, was willst du damit erreichen?

Wenn du den Immunboost haben willst, den man mithilfe von Bakterien erreichen kann, wären natürlich gewachsene Bakteriengemeinschaften sehr viel wirkungsvoller:
1. Wasser aus der Regentonne vor deiner Haustür oder abgestandenes Wasser, so erhältst du die optimale Zusammensetzung von Mikroorganismen für deine Umgebung für kostenlos. Die käuflichen effektiven Mikroorganismen, auch EM genannt, (was das Gleiche ist) sind teuer und haben niemals die richtige Zusammensetzung für deinen Ort.
Du kannst das Bakterienwachstum noch verstärken, indem du ihnen ordentlich Ansitzfläche bietest, beispielsweise mit kleinen Tonröhrchen, wie sie im Handel zur Filterung von Meerwasseraquarien angeboten werden.
2. Heusud: Du nimmst Heu oder Stroh (oder anderes getrocknetes Pflanzenmaterial) und überbrühst es mit heißem Wasser kurz vorm Siedepunkt. Das läßt du stehen und ziehen.
Nach 20min kannst du das Wasser abfiltern und so anbieten oder aber du läßt das Pflanzenmaterial drin und bietest es mit Pflanzenmaterial an. Der Effekt ist ein ähnlicher, wie bei den EM.
3. Du nutzt Tonoberflächen und hältst die tagelang feucht, Trinkwassernäpfe eignen sich dafür hervorragend. Auch hier bilden sich Bakterienfilme, welche von den Kaninchen genutzt werden können.
4. Du reichst einfach nur abgestandenes Wasser als Trinkwasser und wechselst das Trinkwasser nur dann, wenn entweder Köttel ins Wasser gelangt sind, sich Algen drin bilden oder aber wenn sich ein Film über dem Wasser bildet.

Es gibt kein käufliches Mittel, was besser wirkt!
Und du hast noch einen Riesenvorteil - wenn du das gewohnte Trinkwasser und einen Napf mit solch präparierten Wasser anbietest, wird das Kaninchen sich selbst medikamentieren können - und genau die Menge an Bakterien aufnehmen, die es tatsächlich braucht in genau der Zusammensetzung, wie es sie braucht. So ersparst du dem Kaninchen den Streß mit Zwangseingabe von Medikamenten, die eh mehr schaden wie nutzen.

Wenn du auf die Werbung reingefallen bist für solche Probiotika - dann sei dir Gewiß, es gibt keinen Nachweis, daß so eine Neubesiedlung des Blinddarmes möglich ist ... und selbst wenn es so wäre, wäre es höchstgefährlich, mit nur einer oder nur sehr wenigen Bakterienarten im Blinddarm eine Monokultur heranzuzüchten! Ein Kaninchen braucht dort eine Vielzahl an Mikroorganismen, nicht nur Bakterien. Nur solche Biotope aus vielen, vielen unterschiedlichen Mikroorganismen ist so stabil, daß keine Krankheitserreger überhand nehmen können.
Monokulturen im Darm sind genauso wie Monokulturen auf dem Feld - sie sind anfällig für die Neubesiedlung mit allem, was man dort nicht haben will, die Bakterien in solchen Monokulturen sind anfällig für Bakterienerkrankungen (Virenbefall beispielsweise) und sie sind anfällig für Gifte (AB zum Beispiel), was zum Absterben der gesamten Kolonie führen kann mit fatalen Auswirkungen für das Kaninchen!

Kaninchen haben immer ein Backup ihrer Blinddarmgesellschaft, welches im Wurmfortsatz gelagert wird. Wenn die Blinddarmgesellschaft gestört wird, kann das Kaninchen innerhalb eines Tages mithilfe dieses Backups seine Blinddarmgesellschaft wieder passend zur Nahrung herstellen. Das kann man fördern mit entsprechendem Futter für die Neubesiedler: Pektine, aus Kräutern stammende Fruktane (in der Werbung oft als Fructooligosaccharide, FOS, angeboten) und die unverdaulichen Bestandteile von Stärke.
Auch hier wieder gilt:
Vielfalt ist besser wie Einfalt, bietest du die Nahrung für die Blinddarmgesellschaft in natürlicher Form, also als Futter, an, kann das Kaninchen genau das raussuchen, was es tatsächlich für den Darm braucht - das ist angeboren, kann jedes Kaninchen und es ist streßfrei.
Geeignet sind hier Äpfel (am besten Selbstgesammelte von "Wildapfelbäumen", falls du solch alten Apfelbaum kennst, zur Not tut es jedoch auch jeder Bioapfel), Topinamburgrün, Wiese, Sorghum (bekommst du über den Tierhandel als Milo oder Dari, wichtig ist, daß es als ganzes Korn verfüttert wird und auf gar keinen Fall gemahlen), Paddyreis in der Schale, sog Braunhirse und ähnliches.
Wenn du genügend Wiese anbietest und das Kaninchen es verträgt, kannst du auch Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzel etc anbieten.

Du kannst im Handel suchen, solange wie du willst - es gibt nix Besseres zum Anfüttern der Blinddarmgesellschaft, wie das, an was die Kaninchen seit es Kaninchen gibt, angepaßt sind!
Und du ersparst dem Kaninchen die stressige Zwangsapplikation! Du brauchst es nur ins Angebot zu nehmen und das Kaninchen macht den Rest ... weil es eben angeboren ist!



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von wiesenundmöhren » Sa 17. Sep 2016, 12:44

Danke.
Du bist sehr kompetent.



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von wiesenundmöhren » Sa 17. Sep 2016, 14:58

Frage an Murx: Wie lange muss der Heutee ziehen? Habe jetzt alles vorbereitet. Wie viel sollte er bekommen?



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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Fredpe » Sa 17. Sep 2016, 15:56

20 Minuten hat Murx oben angegeben. ;)


Liebe Grüße,
Melanie

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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Fredpe » Sa 17. Sep 2016, 15:58

Und einfach anbieten, er wird sich soviel davon nehmen wie er benötigt. :)


Liebe Grüße,
Melanie

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Re: Kaninchen benimmt sich eigenartig

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 17. Sep 2016, 21:21

Der Heusud lebt - und je nachdem, ob man das Heu drinläßt, wie warm es ist, wie hoch der Luftdruck ist, wachsen die einen Mikroorganismen schneller, die anderen nicht so schnell ...

Grundsätzlich, wird das Heu entfernt, wachsen viel weniger Mehrzeller.
Die Schlupfreihenfolge ist etwa (je nach Temperatur etc, je wärmer und feuchter, desto schneller schlüpfen die Tierchen, am Schnellsten sollen sie bei Sommergewittern schlüpfen, ka, ob das stimmt mit dem Gewitter):
Nach 10 - 20 Minuten:
Die ersten Bakterien schlüpfen, meist sind es Archäeen, die teilweise sogar in kochendem Wasser leben können - aber absolut harmlos sind. Diese erstgeschlüpften Bakterien fangen an zu fressen, können sich jedoch nur sehr, sehr langsam vermehren. Sie fangen an, das Wasser von Abfallstoffen der durch das heiße Wasser abgestorbenen Organismen zu reinigen.
Nach und nach schlüpfen nun weitere Bakterien, einzellige Pilze und die ersten Algen.
Sobald das Wasser auf Trinktemperatur abgekühlt ist, kann man es den Kaninchen in einem Napf anbieten, sie trinken es, wenn sie es brauchen können. Manchmal ist es nur ein Tropfen, manchmal trinken sie nen viertel Liter aus, das ist sehr unterschiedlich. Man kann sich jedoch drauf verlassen, daß die Kaninchen wissen, wieviel sie brauchen - sie riechen es am Wasser, was drin gewachsen ist und entscheiden dann.

Läßt man das Heu im Wasser, schlüpfen nach ca. zwei Stunden (bei warmen, feuchten Wetter schneller, bei kühlem Wetter langsamer) die ersten Einzeller, nach drei bis vier Stunden hat man eine hohe Chance, unter dem Mikroskop Rädertierchen, Pantoffeltierchen, Bärtierchen und weitere winzige Einzeller zu entdecken.
Diese Mikroorganismen sind für das Kaninchen allesamt sehr harmlos - aber das weiß das Immunsystem vom Kaninchen nicht und springt an, gibt Gefahr aus. Frei nach dem Motto: Achtung, die Aliens kommen, bereit machen zur Vernichtung der Eindringlinge.
Hat endlich das Immunsystem gecheckt, daß da kein gefährlicher Eindringling bei ist, läuft es schon auf Hochtouren - und da es nun nix mehr zum Vernichten gibt, wendet es sich dem Darm und eben auch den Encephalitozooen zu und macht da kurzerhand weiter, es räumt also mal so richtig auf im Darm und im Körper.
Nimmt man das Heu nach 20 min raus, heizt das Wasser (oder besser gesagt die Mikroorganismen im Wasser) das Immunsystem nicht so stark an, wie wenn man das Heu drinläßt. Es wachsen dann ja auch viel weniger Organismen und es fehlen mehr oder weniger die Mehrzeller.

Bei warmen Wetter fängt das Wasser oft schon nach zwei Tagen an unangenehm zu riechen, bei sehr warmen, schwülen Wetter sogar nach eineinhalb Tagen - das ist der Zeitpunkt, wo man den Heusud entsorgen sollte. Die Kaninchen gehen da dann eh nicht mehr ran. Ansonsten läßt man ihn einfach über Nacht bei den Kaninchen stehen, meist trinken sie eh nur nachts davon.

Heißt also, es reicht aus, einfach den Heusudtrinknapf vollzufüllen und den so anzubieten ... es gibt kein Zuviel. 250ml sollten allerdings in den Napf schon reinpassen ... ich hab immer gleich die ganz großen Trinknäpfe mit nem halben Liter genommen und hingestellt.
Heusud ist nix für Trinkröhrchen - in den Trinkröhrchen wird das Algenwachstum bevorzugt, das gibt dann eine ungesunde Mischung. Tontrinknäpfe sind die beste Option, der Ton läßt hauptsächlich die harmlosen Mikroorganismen wachsen.



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