Heute möchte ich aus Anlass eines aktuellen Fundes die Dornfingerspinnen (Miturgidae) näher vorstellen.
Weltweit gibt es in dieser Familie etwa 380 Arten in knapp 30 Gattungen. In Deutschland kommt davon nur eine einzige Gattung vor, nämlich Cheiracanthium (die Namensgeber der ganzen Familie im Deutschen: vom griechischen cheir= Hand; akantha = Dorn... bezieht sich auf einen kleinen dornartigen Fortsatz am männlichen Begattungsorgan). Insgesamt ist das die artenreichste Gattung der Familie, in Europa stellt sie 27Arten, und eine ganze Reihe davon kommt auch in Deutschland vor.
Typisch für diese Gattung ist das breite kurze,
In der Regel findet man Spinnen dieser Gattung in warmen, offenen und oft eher trockenen Gebieten wie Wiesen, Heiden, Dünen usw. Alle Dornfinger sind nachtaktiv und gehen frei auf die Jagd, dh sie bauen keine Netze.
Viele Arten bilden aber Wohngespinste in der Vegetation, wo sie sich tagsüber verbergen, allerdings nutzen sie ein Gespinst selten länger al 5 Tage.

Am bekanntesten ist wohl der Ammendornfinger (Cheiracanthium punctorium: lat. punctum = Stich). Spricht der Volksmund vom Dornfinger, ist in der Regel diese Art gemeint. Der ist vor ein paar Jahren wegen seiner Giftigkeit auch für den Menschen in die Schlagzeilen geraten. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Art liegt im Mittelmeerraum und Asien. In Mitteleuropa beschränkt sich das Vorkommen weitestgehend auf wärmebegünstigte Gebiete. In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte um Berlin und Brandenburg sowie im Saarland.
Diese Art ist die größte Europas und kann bis zu 15mm groß werden und hat eine Lebenerwartung von 1 Jahr.
Das Fortpflanzungsverhalten ist interessant. Die Männchen gehen aktiv auf die Suche nach Weibchen. Haben sie ein, in der Regel noch nicht ausgewachsenes Weibchen gefunden bauen sie ihr Wohngespinst direkt neben das der Auserwählten. Dort warten sie die Reifehäutung des Weibchens ab, durchbrechen dann die Trennwand und paaren sich.. danach sterben sie.
Der deutsche Name bezieht sich auf die sehr aufopferungsvolle Pflege der Jungen durch die Mutter. Diese baut im August ein Brutgespinst. Schlüpfen die 100 bis 300 Jungen, verbringen sie die ersten 3 Wochen noch im geschlossenen Kokon. Die ganze Zeit bewacht die Mutter das Gelege und geht aggressiv gegen Störenfriede vor (hier können Beißunfälle passieren).. im Oktober, spätestens im November reißt das Weibchen den Kokon auf und entlässt die Jungen in die Freiheit...danach stirbt sie. Die Art gilt in Deutschland als gefährdet (anhang 3 der roten Liste)
Beißunfälle sind aufgrund der Lebenweise der Spinnen äußerst selten, für Europa wurden bis 2006 nur 12 sichere Fälle dokumentiert. Tagsüber sitzen sie in der Regel in ihren festen Gespinsten versteckt, in menschliche Behausungen verirren sie sich nur äußerst selten (Männchen auf Weibchensuche).. einige eindeutig dokumentierte Unfälle sind passiert, nachdem ein brutegspinst geöffnet wurde.
Der Biss ist nicht tödlich,
Folgende Bilder konnte ich heute in leipzig auf einer alten Ackerbrache schießen.. dort fand ich in einem großen Gespinst ein Männchen und ein subadultes Weibchen
Männchen, auffällig sind die stark verlängerten Vorderbeine:

die kräftigen Chelicieren sind sehr eindrucksvoll

das noch nicht ganz ausgewachsene Weibchen zeigte sich eher in einer grünlich-blau angehauchten Grundfärbung

Es Gibt in Deutschland aber noch eine ganze Reihe weiterer Dornfingerarten, die in der Regel kleiner bleiben, und für den Menschen ungefährlich sind. Stellvertretend soll hier Cheiracanthium erraticum, der Heide-Dornfinger vorgestellt werden.
Diese Art wird nicht ganz 1cm groß, die Männchen nur bis maximal 7mm. Der Hinterleib zeigt einen durchgehenden, dunkelroten Längsstreifen, auf den Vorderkörper findet sich eine schwache, dunkle Zeichnung. Man findet den Heide-Dornfinger auf feuchtwiesen, an Waldrändern und namensgebend auch in Heideflächen. Hier bauen sie recht kleine Gespinste, gern an abgestorbenen, verholzenten, hochstehenden Pflanzen Die Art ist deutschlandweit zu finden, aber überall eher vereinzelt anzutreffen.
dies siebenbeinige Dame fand ich im April in den Peenewiesen in MeckPomm

dieses Weibchen im Gespinst hat sich im odertal im Mai für ein Foto zur Verfügung gestellt

hier lässt sich die leichte Zeichnung auf dem Vorderkörper erkennen

liebe Grüße
Aj
Anmerkung: Bei Spinnen werden Körpergrößen nur als Kopf-Rumpflängen gemessen... Beinspannweiten werden nicht berücksichtig)