Was in alten Katzenbüchern stand

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Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Feb 2014, 00:24

Ich bin gerade beim Bücher einsortieren ... dabei ist mir ein Buch von 1974 in die Hand gefallen:
Bärbel und Bielfeld (1974): Alles über Katzen. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft Köln

Was zum Thema Ernährung drinsteht, mutet sehr modern an, denn empfohlen wird rohes frisches Muskelfleisch von Pferd, Rind, Kalb, Hammel, Lamm und Ziege in walnußgroße Happen zurechtgeschnitten. Von Hackfleisch wird abgeraten, da die Zähne sonst nix zu tun hätten.
Schweinefleisch sollte gekocht werden - nein, nicht wegen Aujezky, sondern wegen Trichinen! Folgerichtig darf also der Katz vom Schweine die Leber, Milz, Niere und Lunge roh gegeben werden.
Allerdings - im Gegensatz zum Barf, wurde empfohlen, möglichst mageres Fleisch zu nehmen. Es wurde also deutlich weniger Fett gefüttert.

Damit sind wir dann bei der Futterergänzung, den Innereien. Empfohlen werden Herz, Leber, Hirn, Lunge, Kutteln, Magen, Milz und Nieren verfüttert werden. Innereien sind wertvoll, da reich an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Innereien sollten bis auf wenige Ausnahmen roh gegeben werden ...

Interessant finde ich hierbei die Anmerkung, das rohe Leber und Milz zu Durchfall führen kann, gekocht aber diese beiden Innereien zu Verstopfung führen können. Man kann sie also geziehlt zur Regulierung des Kotes einsetzen.

Kutteln, Lunge und Hirn können auch mit heißem Wasser überbrüht werden, wenn sie sonst nicht gefressen werden.

Auch rohe Geflügelinnereien sind wertvoll, Fisch jedoch sollte nur gekocht gegeben werden - wegen Bandwurmgefahr! (Anm. meinerseits, es scheint sich bei den Fischbandwürmern um einen Myth zu handeln. Möglich wäre allerdings auch, daß durch die damaligen Transportmethoden Mäuse an die Fische kamen - und Mäuse kötteln unter anderem Bandwurmfinnen aus, die sich dann auf den Fischen verteilen.)
Konsequenterweise sollten Bückling, Sardine und Räucherfisch nur selten gegeben werden - sie enthalten zuviel Fett. Bei der Sardine kommt noch dazu, daß sie stark gesalzen ist.

10% der Nahrung sollten pflanzlichen Ursprungs sein - und auch hier wird Abwechslung empfohlen: Möhren, Erbsen, Getreideflocken, Bohnen - mit heißem Wasser überbrüht oder gedünstet, damit es besser verdaut werden kann. Weiterhin darf an Kochware Reis, Nudeln, Kartoffelbrei, Grieß und Blumenkohl verfüttert werden. Roh und feinst zerschnitten sind Salat, Spinat (Anm. da hab ich schlucken müssen, Spinat enthält viel Oxalsäure und bläht relativ schnell), Petersilie und Schnittlauch zu empfehlen - und nicht vergessen werden sollte geriebene Möhre.
Sehr bewährt hat sich auch Gemüse-Babykost.

Fertigkost ist zwar vollwertig, aber lange nicht so gut wie Fleisch und Gemüse und sollte daher nur im Urlaub oder für Ausstellungen der Katz untergejubelt werden, schließlich mag sie das Fertigfutter eh nicht auf Dauer und sonderlich wertvoll für die Katzenernährung ist es auch nicht ... (Anm: Die Autoren hatten offenbar noch keine Fertigfutterjunkies kennengelernt, die mit Fertigfraß aufgewachsen sind)
Es steht sogar extra dabei, daß es halt auf Reisen und Ausstellungen bequemer ist, Fertigfutter zu verfüttern.

Ganze Eintagsküken gelten als sehr gutes Katzenfutter. Im Gegensatz zum Broiler, dessen Röhrenknochen nicht gegeben werden dürfen (vermutlich der Myth, daß diese splittern), gehen Eintagsküken, weil die Knochen noch weich sind.

Als Abwechslung darf Mager- und Rahmquark, rohes Eigelb oder gekochtes ganzes Ei und Milch gegeben werden, wobei die Milch keinesfalls Trinken ist, sondern Fressi! (Auch da mußte ich schlucken - Milch als gutes Futter für die Katz?)
Die Milch sollte aufgewertet werden - entweder mit Getreideflocken und Honig, oder aber mit Babynahrung ... wenn viel mageres Fleisch gegeben wird, darf auch Kondensmilch gegeben werden.
Übrigens muß es bei Quark, Milch und Ei durchaus häufiger zu Durchfall gekommen sein, denn es steht extra bei, daß dies ausprobiert werden muß, ob die Katz das überhaupt verträgt!

Kitten, die keine Muttermilch mehr bekommen, sollten zusätzlich aufgrund ihres erhöhten Bedarfs an Mineralstoffen, Kalk-Pulver übers Futter gestreut bekommen. Auch die säugende Katz sollte besser mit Kalk-Pulver supplementiert werden.
(Anm. Begründet wurde das damit, daß Calcium, Phosphor, Zink, Mangan etc sonst zuwenig im Futter seien - es wurde also damals davon ausgegangen, daß im Kalk-Pulver tatsächlich auch noch weitere Mineralstoffe enthalten wären ... war aber nicht der Fall, das war reines Calcium!)

Durststillen sollte die Katz nur und ausschließlich mit Wasser, mit sonst nix.

Interessant die Empfehlung, um Haarballenbildung vorzubeugen, nicht nur Gras im Blumentopf hinstellen, sondern auch noch zusätzlich der Katz alle vier Tage einen Teelöffel voll Vaseline, Speiseöl, Sardinenöl, Butter oder Margarine zu verpassen (und wieder war ich am Schlucken ... Vaseline und Margarine oral gegeben?)

Ich hoffe, daß ich nun noch weitere ältere Schätze zum Thema Katzenernährung finde ... das meiste an Katzenbüchern, was ich habe, sind jedoch Rassekatzenbücher mit Standards und Bildern drin.
Ich kann mich jedoch noch an ein Katzenbuch erinnern, wo weniger Wert auf rohes Fleisch gelegt wurde und mehr zu Quark und Co geraten wurde, außerdem stand da noch was von Eintagsküken als Hauptkost drin ... ich hoffe, ich hab dieses Buch noch.

Übrigens ... solche Empfehlungen wurden von Züchtern geschrieben. Viele dieser Züchter hatten nach und nach auf Fertigkost umgestellt - und hatten zunehmend Zuchtprobleme und kranke Katzen (vor allem Nierenerkrankungen, Diabetes, Urolithiasis und ähnliche Erkrankungen nahmen in den 90er Jahren in Westdeutschland enorm zu, in Ostdeutschland dagegen nicht). Da jedoch nicht sein kann, was nicht sein darf und das Futter keineswegs dran schuld sein kann (wird ja schließlich von Dr. XYZ als gesund empfohlen), schoben sie es auf die Inzucht, Verzüchtung oder Überzüchtung ihrer Rassekatzen und hörten auf zu züchten ... es gibt also mit unsupplementierten selbstzusammengestellten Futter deutlich weniger Probleme, wie mit Fertigfutter!



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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Curly » Di 4. Feb 2014, 01:38

Das ist echt interessant.
Dann sind die alten Schinken doch nicht so alt.

Damals wurden sie sicher auch belächelt...
Murx Pickwick hat geschrieben:wobei die Milch keinesfalls Trinken ist, sondern Fressi! (Auch da mußte ich schlucken - Milch als gutes Futter für die Katz?)
Wieso nicht?
Weils für die Nachzucht eines anderen Tieres gedacht ist?
Oder was für Gründe?



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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Feb 2014, 08:48

Ich hab halt gelernt, Milch ist nix für die Katz, weil es Durchfall macht ... Milch geben die Bauern morgens beim Melken, damit die Katzen am Hof bleiben, aber ansonsten ist Milch für die Katz tabu und ein absolutes NoGo.
Das Ganze mag vielleicht ein Myth sein - aber der ist bei mir halt besonders stark gefestigt ... ich bin da schließlich auch nicht frei von.



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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Venga » Di 4. Feb 2014, 09:30

Das Buch finde ich auch sehr modern und interessant.

Dass rohe Leber zu Durchfall führen kann, wusste ich. Venga hatte sie roh auch nicht vertragen.
Dass gegarte Leber stopft ist mir neu.

Fischbandwürmer können bei rohem Verzehr auf Menschen, Hunde und Katzen übertragen werden.
Allerdings leben sie in Süßwasser, vorwiegend im Karpfen, manchmal auch im Hecht.
Ich denke Mäuse können weitgehend ausgeschlossen werden. Hygiene wurde doch auch in den 70er beachtet.

Von Erbsen und Bohnen wurde mir abgeraten, hab aber vergessen warum.

Milch kann wegen der Lactose zu Durchfall führen.

Vaseline würde ich auch niemals verfüttern. Das wird aus Erdöl hergestellt.

Ich hatte unsere alten Bücher weggeschmissen. Was da teilweise für ein Blödsinn drin stand.. :roll:
Vor allem in denen mit Ernährungstipps für Nins und Meeries. Danach wären alle Tiere hier im Forum totgeweiht.


LG
Venga

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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Feb 2014, 10:17

Naja ... die Nager und Kaninchen wurden ja schon viel früher mit industriellen Abfällen gefüttert und es gab schon nach dem zweiten Weltkrieg offenbar so gut wie keine der traditionellen Haltungen mehr - das wäre nämlich für die Meeris die Freilaufhaltung in der gesamten Wohnung, wo letztendlich die Küchenabfälle auf dem Boden statt im Komposteimer landeten und für die Kanin war es die Kuhstallhaltung - daher auch der Name Stallhase, das waren eben die Hasen, die direkt in den Ställen gewohnt hatten und sich das Futter rund um den Hof gesammelt hatten (bzw zusammen mit dem Vieh aus dem Futtertrog fraß)
Hier finden sich Zeugnisse nur noch in Werken, die vor 1900 geschrieben wurden ...
Fischbandwürmer können bei rohem Verzehr auf Menschen, Hunde und Katzen übertragen werden.
Allerdings leben sie in Süßwasser, vorwiegend im Karpfen, manchmal auch im Hecht.
Man wird alt wie ne (vor 1950 gehaltene) Kuh und lernt immer noch dazu ...
Hab übrigens mit den Stichworten Karpfen Bandwürmer Mensch noch mehr dazu gefunden. Es scheint sich hauptsächlich um den Fischbandwurm (Diphyllobotrium latum) zu handeln, der interessanterweise als Zwischenwirte diverse Süßwasser-Raubfische nutzt. Endwirt sind dann Katz, Hund und Mensch.
Der in Karpfen häufige Hechtbandwurm (Triaenophorus) dagegen ist für Mensch, Hund und Katz ungefährlich ... dafür haben diese Bandwurmarten einen äußerst spannenden Wirtswechsel, die ersten Zwischenwirte sind Kleinkrebse der Gattung Cyclops, die zweiten Zwischenwirte Salmoniden und Barsche und als Endwirt fungiert der Hecht ... ist also wichtig für Aquarianer zu wissen.

Und ich hab mich immer gefreut, wenn ich Fisch von Anglern bekam ... ein Wunder, daß ich da noch keinen Bandwurm hab, immerhin eß ich auch Fisch roh.



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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Curly » Di 4. Feb 2014, 10:52

Ich kenne es mit der Milch so, dass die Katze diese gewohnt sein muss.
Die Lactase wird nämlich nur nicht mehr gebildet, wenn nach dem Säuglingsalter milch komplett wegfällt.
Bauernhofkatzen werden ja darüber hinaus noch mit Milch gefüttert, deshalb produzieren sie weiterhin Lactase und vertragen die Milch.
Unsere Katze früher bekam auch regelmäßig Milch und vertrug die gut.
Vielleicht -aber das kann ich nicht belegen- kann man Katzen auch wieder an Milch gewöhnen,
wenn man peu á peu wieder anfängt mit Milch.
Ob das nötig ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt Papier.



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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Venga » Di 4. Feb 2014, 11:15

Ja, so kenne ich das auch.

Ich hatte früher einen Trockenfutterjunky der kaum trank, jedenfals nicht zu Hause.
Dem hab ich das Wasser mit ein paar Tropfen Milch schmackhaft gemacht.


LG
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Re: Was in alten Katzenbüchern stand

Beitrag von Schnubbels » Sa 15. Feb 2014, 15:29

Sehr interessant :)
Murx Pickwick hat geschrieben: Fertigkost ist zwar vollwertig, aber lange nicht so gut wie Fleisch und Gemüse und sollte daher nur im Urlaub oder für Ausstellungen der Katz untergejubelt werden, schließlich mag sie das Fertigfutter eh nicht auf Dauer und sonderlich wertvoll für die Katzenernährung ist es auch nicht ... (Anm: Die Autoren hatten offenbar noch keine Fertigfutterjunkies kennengelernt, die mit Fertigfraß aufgewachsen sind)
Es steht sogar extra dabei, daß es halt auf Reisen und Ausstellungen bequemer ist, Fertigfutter zu verfüttern.
Ja krass, da kannten sie wirklich noch nicht die Katzen, die nichts anderes mehr akzeptieren.


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Eine Katze ist nur technisch ein Tier, ansonsten ist sie göttlich.
(von Robert Lynd)

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