Öko-Pelz, der neue Trend?!

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Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Nightmoon » Di 19. Jan 2010, 20:47

Der Berliner Künstler und Försterssohn Nikolaus Gleber macht Designobjekte aus Fuchsfell und nennt das Ökopelz. So müsse die wertvolle Ressource nach der Jagd nicht im Wald verrotten.
Man muss dazu sagen, ich hab kürzlich dazu einen Bericht im TV gesehen. Der Künstler nutzt wirklich scheinbar nur das Fell der Tiere, die bei einer Bestandsverringerungsjagd geschossen wurden. Es wurde lang und breit dabei erklärt, wieso, weshalb und warum die Jagd sein muss und es klang alles echt einleuchtend, auch der Aspekt, dass die Tiere, die bis zu ihrem Tode glücklich im Wald leben konnten und nicht qualvoll in einer Pelzfarm vor sich hinvegetieren müssen, denn nach Aussagen der Jäger, würden die Tiere so oder so abgeschossen, warum sollte man also den wertvollen Pelz verrotten lassen?!?

[url=http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/mit-dem-kopf-noch-dran/]Künstler Nikolaus Gleber über Ökopelz[/url]

Was und wie denkt Ihr darüber? Ist es okay? Oder ist es trotzdem nicht vertretbar?


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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 19. Jan 2010, 20:51

Ich finde das absolut ok ... zumal kein Tier nur wegen des Pelzes getötet wird, oder, wie vorher, nur aufgrund sog. Bestandsdezimierung.
Jetzt müßte nach meinem moralischen Verständnis nur noch das Fleisch auch genutzt werden ...



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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Nightmoon » Di 19. Jan 2010, 21:03

Im Groben, also die Idee ansich finde ich auch okay, wenn es denn auf diese Art weitergeführt werden würde. Aber ruft das nicht gleichzeitig wieder viele Hobbyjäger auf den Plan, die damit ihrer Schießwut freieren Lauf lassen könnten - weil sie so gerne jagen? Was ist mit denen, die vielleicht versuchen könnten das Logo des Künstlers zu fälschen? Das Fälschen von Logos bei den Markenklamotten ist ja bereits Gang und Gebe. Sind diese Gefahren überschaubar? Oder muss man sogar auf einen Jagdboom gefasst sein? Wie will man das kontrollieren bzw verhindern, dass es nicht in die falsche Richtung driftet?

Wenn ich mir so die ganzen negativen Seiten vor Augen führe, dann fand ich es ehrlich besser, dass man auf Pelze verzichtete. Trotzdem sehe ich es auch als schon fast eine Schande an, wenn man denn schon ein Tier tötet, dass man dessen wertvolles Fell einfach verrotten ließ/lässt. Ich meine, wir Menschen tragen ja auch Leder, verwenden Federn, Haare und was weiß ich noch alles von den Tieren. Warum also nicht die Felle, aber eben nur von denen, die eh geschossen werden.


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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 19. Jan 2010, 21:44

Aber ruft das nicht gleichzeitig wieder viele Hobbyjäger auf den Plan, die damit ihrer Schießwut freieren Lauf lassen könnten - weil sie so gerne jagen?
Wer aus Spaß jagt, will richtiges Wild, nen kapitalen Vierzehnender, nen großen Keiler oder nen gefährlichen Bär ... aber nicht son popligen Fuchs! Die Jagd aus Spaß hat man schon längst in Deutschland, dafür werden extra Rothirsche, Rehe, Wildschweine, Jagdfasane, Rebhühner und viele weiteren Arten gezüchtet, gemästet, auf Jagdtrophäen hin selektiert und dann für die zahlende Kundschaft ausgesetzt. Selbst die Gehegejagd wird trotz Ächtung weiterhin betrieben ... wer für sowas zahlt, zahlt gut, das können sich offenbar einige Jagdpächter nicht entgehen lassen.
Allgemein wird sowas von der Jägerschaft eher abgelehnt, ist nämlich schlecht für ihr sowieso schon angeschlagenes Image ... aber betrieben wirds halt von einigen wenigen Jagdpächtern trotzdem und für zahlende Kundschaft ist es kein Problem, an einen Jagdschein zu kommen.

Das Problem der Jägerschaft ist es momentan, daß der Fuchs dank Tollwutschluckimpfung nicht mehr durch die Tollwut dezimiert wird, sondern sich nun halt so vermehrt, wie Fuchs halt. Das Dogma in der Jägerschaft gilt nun immer noch, daß eben regulierend eingegriffen werden muß - und nur deshalb wird der Fuchs überhaupt noch bejagt. Daran wird nun auch die Mode nix ändern.

Sollte aus der ganzen Fuchspelzerei tatsächlich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor werden, ist es sehr leicht, festzustellen, ob der Pelz mal einem wildlebenden Tier gehörte oder ob es sich ein um in Farmen herangezogenes Tier handelte. Ein paar Haare oder ein wenig Haut reicht aus.
Der Rotfuchs kann über Jagd allein nicht ausgerottet werden, er ist dazu viel zu verbreitet. Einzig Veränderungen der Landschaft, beispielsweise weitere Ausdehnung der modernen Landwirtschaft, verstärkte Monokultur der Forstwirtschaft oder das Einsetzen von Pestiziden oder gar der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen gefährden auch den Rotfuchs. Vor allem die gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) können ziemlich bösartig sein, weil deren Eiweiße von Pflanzenfressern nicht so gut verdaut werden können und nun ihrerseits zu veränderten Eiweißen im Fleisch der Pflanzenfresser führen. Wenn das dann wiederum der Fuchs frißt ist er ganz besonders von betroffen, weil er am Ende der Nahrungskette steht. Er selbst ist als ein Beutegreifer auf besonders hochwertiges Eiweiß angewiesen, was Pflanzenfresser, welche GVO gefuttert haben, jedoch nicht haben ... böse Krankheiten und starke Mißbildungen können hier die Folge sein - vollkommen unabhängig, wie stark der Fuchs bejagt wird.



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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Curly » Mi 20. Jan 2010, 09:41

Huhu!

Mir stellt sich da auch noch die Frage, was passiert,
wenn die Nachfrage nach Öko-Pelz steigt.
Wird der Künstler seinen Vorsätzen stand halten
oder wird er der Geldsucht erliegen?

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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Ziesel » Mi 20. Jan 2010, 13:01

Mmhh das sind drei verschiedene Dinge.

Zum einen der Pelz, der verwendet wird. Das find ich ok weil ja kein Tier wegen des Fells sterben muss sondern die "Produkte des Künstlers" so´ne Art Resteverwertung sind. Mein Fall wär´s allerdings nicht . .

Dann wäre da die Markenfälschung, welche ich nicht als Problem ansehe. Solche Einzelstücke sind ja nun nicht so leicht im Style des Erfinders nachzubasteln und nicht annähernd so begehrt wie Markenjeans ect.

Die Hobbyjäger können ja nicht einfach abknallen was sie wollen und nicht jeder Schießwütige wird Wert darauf legen, aus dem Fell kreative Dinge zu basteln, die die Welt gar nicht brauch



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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Nightmoon » Mi 20. Jan 2010, 13:50

Ziesel hat geschrieben:Zum einen der Pelz, der verwendet wird. Das find ich ok weil ja kein Tier wegen des Fells sterben muss sondern die "Produkte des Künstlers" so´ne Art Resteverwertung sind. Mein Fall wär´s allerdings nicht . .
Genau, sehe ich auch so. Deshalb würde ich trotzdem keinen Pelz tragen - Obwohl ich gestehe, dass ich auch Leder trage. :? :schäm: In Form von Schuhen und Stiefeln... :nein: nicht, dass hier noch sonst was gedacht wird. :X
Ziesel hat geschrieben:Dann wäre da die Markenfälschung, welche ich nicht als Problem ansehe. Solche Einzelstücke sind ja nun nicht so leicht im Style des Erfinders nachzubasteln und nicht annähernd so begehrt wie Markenjeans ect.
Es würde ja schon reichen, wenn es ein Fuchspelz ist, der mit Schrotkugeln geschossen wurde, da legt der Künstler Wert drauf, dass es die klassische Jagd ist und dann gibt es nur noch das grüne Label mit dem Fuchskopf drauf und halt son Schnipsel davon, für die kleineren Accessoires. Die Art wie man Fell zusammensetzt, da gibt es nicht zu viele Unterschiede. Im TV war man ja sehr hilfreich und hat natürlich auch die kleinen Feinheiten gleich mit erzählt, dass man keine weißen Hautränder sieht, wie die Löcher verschlossen werden und wie die Fellstücke aneinander gesetzt wurden. Also theoretisch für Einen, der ein bisschen Geschick hat, eine leichte Sache das nachzuahmen. Das mit dem Label müsste man auch hinbekommen, es gibt doch diese Nähmaschinen, mit Stickprogramm, wo man selber das Stickbild einrogrammieren kann. :grübel: Allerdings weiß ich nicht, ob man das damit wirklich hinbekommt. Da wäre ich jetzt ein wenig überfragt.
Ziesel hat geschrieben:Die Hobbyjäger können ja nicht einfach abknallen was sie wollen und nicht jeder Schießwütige wird Wert darauf legen, aus dem Fell kreative Dinge zu basteln, die die Welt gar nicht brauch
Dinge die die Welt nicht braucht? Wer kauft denn solche Sachen? Leute die ein ziemliches Geltungsbedürfnis haben, würde ich sagen, weil sie "oben" mitmischen wollen und Designerstücke anhaben wollen, um sich damit zu brüsten.

Der Künstler legt ja Wert darauf, dass die Felle auf traditionelle Art & Weise erlegt werden, dass das Tier wirklich noch einmal eine Chance hatte zu entkommen oder wie auch immer. Vielleicht geht er davon aus, dass wenn der Fuchs vorher entkommt, dass es dann eben noch nicht Zeit für den Fuchs war. Keine Ahnung. :hm:

Felle aus Fallenfang oder die mit bleihaltiger Munition und sowas alles erlegt wurden, die sind für den Künstler Tabu.


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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Tierliebhaberin » Mi 20. Jan 2010, 14:00

So an sich ist die Idee okay.Aber die Luxusladys die einen echten Pelz haben wollen,die holen sich auch einen :jordi:



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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 20. Jan 2010, 15:45

Was die Fälschung angeht ...

Ein Fuchs aus der Wildbahn hat eine derbe, mit Narben übersähte Haut, das Leder daraus ist sehr fest mit hoher Qualität, aber eben auch mit vielen Schönheitsfehlern behaftet. Teilweise sind die Narben und Verwachsungen der Haut derartig stark, daß die ansonsten hohe Qualität durch Dicke und Stabilität des Leders arg drunter leidet, an Stellen, wo Narben sind, gehen Leder und Pelze nunmal auch schneller kaputt.

Das Fell ist von Wildtieren sehr viel weniger dicht und weniger regelmäßig, wie von gezüchteten Tieren der gleichen Art, welche nur für die Pelzproduktion gezüchtet werden. Das einzelne Haar ist derb, rauh und unregelmäßig gewachsen, weil Füchse nunmal in freier Natur nicht immer im Paradies leben, sondern durchaus auch Mangelzeiten haben oder krank werden, welche sich im Haarwachstum niederschlagen. Selbst das Mark im Haar hat eine leicht andere Ausdehnung und ein leicht anders aussehen, was man gut unter dem Mikroskop sehen kann. Dorngestrüpp, Raufereien und und und machen ein Übriges, jedes Haar und jeden Quadratmillimeter eines Leders, was an einem wildlebenden Tier gewachsen ist, unverwechselbar zu machen. Die Unterschiede zwischen einem Fell, was von einem freilebenden Tier stammt und einem Fell, welches für die Pelzproduktion gezüchtet wurde, ist so gravierend, daß jeder Kürschner diesen Unterschied ohne Probleme durch Tasten und Anschauen erkennen kann und zuverlässig selbst kleine Stücken Pelz richtig zuordnen können, ob es von wildlebenden Tieren gewonnen wurde oder von gezüchteten Tieren.
Wenn also irgendjemand aus Prestigegründen sich einen solchen Pelz zulegt, dann wird er auch einen Pelz haben wollen, der tatsächlich diesen Kriterien entspricht, den dieses Label, was er kauft, beinhaltet - ist schließlich was Besonderes, wofür er viel Geld ausgegeben hat ... und wenn dann sein Privatschneider auch nur den Verdacht äußert, daß das gar kein geschossener Fuchs, sondern einer aus der nächsten Pelzfuchszucht ist, dann wird er das schon aus diesem Grunde nachprüfen lassen - und entsprechend gegen den Verkäufer vorgehen, der ihm statt eines Wildpelzes einen Zuchtpelz untergejubelt hat!
Die Fälschungssicherheit ist also gegeben, mehr noch, wie bei Teppichen ... da ist es nämlich tatsächlich nicht einfach, ob man nun einen Teppich vor sich zu liegen hat, der von einer besonders guten Handweberin gewebt wurde, oder einen Teppich, der von einer Maschine mit Fuzzy-Logik für künstliche Fehler hergestellt wurde.

Da der Künstler, wenn er profitgeil wird, möglichst viel verdienen will, heißt es für ihn, die Ausgaben zu minimieren und die Einnahmen zu maximieren - sprichweg, den optimalen Verdienst hat er, wenn er die Pelze für kostenlos vom Jäger holt und in eigenem Auftrag kürschnern läßt und dann die fertigen Produkte in Hollywood für absolut übersteigerte und astronomisch hohe Preise verhökert ... Pelz ist ein reines Luxusprodukt. Füchse werden genug geschossen, allein in Baden Würtemberg sind es jedes Jahr um die 80.000 geschossene Füchse. Wenn also dieser Künstler von durchschnittlich 10 Füchsen ein Produkt fertigt, wären das also 8000 Produkte alleine von BaWü-Füchsen, die er irgendwo weltweit vermarkten müßte ...
Er bekommt jedoch auch Fuchsfälle aus dem übrigen Deutschland, der Schweiz, Österreich Frankreich und und und ... da kommt ordentlich was zusammen an Ausgangsmaterial ...
Wie groß ist der Markt für superteure Designer-Fuchspelze weltweit?

Die Luxusladies übrigens, für die wäre ja dieser Fuchspelz viel prestigeträchtiger, wie son blöder, langweiliger gezüchteter Zobel, den sie schon in x-facher Ausfertigung im Schrank zu hängen hat ... es macht für sie also durchaus Sinn, auf die Künstlerware auszuweichen, zumal das Image ja auch dann ein viel besseres ist.
Dadurch werden noch weniger Pelze aus den Pelztierzuchten verkauft und noch mehr Pelztierzüchter gehen pleite ... also hätte das Ganze also, wenn dieser Künstler geldgeil wird, eine erstaunlich gute Wirkung ausnahmsweise.

Also je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir die Idee! - mal ganz unabhängig davon, ob ich mir selbst nen Fuchspelz um den Hals hängen will oder nicht ...



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Re: Öko-Pelz, der neue Trend?!

Beitrag von RuJo » Di 7. Sep 2010, 18:57

huhu!

Weil es verlinkt und damit rausgekramt wurde:

Ich halte diese neue "Ökopelz"-branche für ein reiten auf der gerade recht ertragsträchtigen Ökowelle. Schnell hat man sich noch ein paar Begründungen zusammengeschustert und schon kann die schicke Lady im Pelzmantel von sich behaupten, sie tue was für den Tierschutz und die Umwelt.

Dabei ist dieses Prädatorenmanagement, dem der ganze Ökowirbel in diesem Fall zugrunde liegt bei weitem nicht unumstritten.
Der Zusammenhang zwischen Tollwutdurchimpfung und Fuchsbestand konnten nie bestätigt werden. Im Gegenteil. Man hatte damals sogar festgestellt, dass in bereichen, wo keine Impfköter ausgelegt wurden, die Fuchsbestände geringer waren als andernorts.

Gerne wird die ach so gefährdete Bodenbrüterwelt angeführt (wobei ich dann in dem Zusammenhang auch gerne nochmal die Katzen ins Gespräch bringen würde...*hüstel*). Wir haben hier oben sehr viel Füchse...ich sehe regelmäßig welche.. seien es nun lebende Tiere oder wiedermal überfahrene an der Landstraße ...genauso gibts hier unendlich viele Bodenbrüter wie Lerchen und Kiebitze. Das hat erstmal nichts mit dem Fuchs an sich zu tun, wenn deren Bestände zurückgehen, sondern mit einer unstrukturierten Landschaft, die den entsprechenden Arten schlicht nicht bieten was sie brauchen.

Der nächste Punkt ist, dass man festgestellt hat, wenn man den Fuchs stark bejagt, dann treten schlicht andere Arten an deren Stelle... so konnte man durch sFuchsdezimierung marderartige hervorragend begünstigen: herzlichen Glückwunsch! Die klettern auch noch in die Nester in den Bäumen, und vermutlich sterben dort zukünftig alle Singvögel aus, egal wo sie brüten (Achtung, Ironie!).
Es ist einfach so, dass in Ökosystemen die Tendenz besteht, Ressourcen vollständig auszunutzen.. wenn der Fuchs seine Nische preis gibt, besetzt sie ein anderer. So einfach ist das.

Mir geht es nicht mal darum, dass ich die eingeschränkte Jagd für den Pelz jetzt soooo dramatisch finde. Der Fuchs hatte vorher wenigstens ein gutes Leben, und wenn ein vernünftig geschulter Jäger am Werk ist, auch einen schnelle Tod.
Aber ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob man der Tierschutzbewegung im allgemeinen etwas gutes tut, wenn man das Pelztragen wieder salonfähig(er) macht. Es hat lange gebraucht, um das Pelzragen heute in der breiten Bevölkerung eher als kritisch angesehen werden zu lassen.
Wenn plötzlich gegen sogenannte "Ökofelle" (heute ist eh alles toll, wo öko oder bio davor steht) die Ablehnung sinkt, so haben es in dem Zuge auch die Pelzfarmen wieder leichter, ihre Ware an den Mann zu bringen... mal ehrlich, wer schaut sich denn erstmal die Innenseite des pelzmantels an (der eh noch gefuttert ist, also die Haut sieht man danna uch bloß nicht wirklich). Als nächstes steht Donna Reichgeboren da un behauptet auch einen ökologischen Pelz zu tragen, und man kann sich nie sicher sein ob es stimmt oder nicht...

ich bin dagegen, absolut. Für mich spricht einfach zu wenig wirklich dafür.


"Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!" (David Quammen "Die Hörner des Rhinozeros")

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