Ab 20.15 Uhr auf ARTE.
Dürfen wir Tiere essen? - Themenabend
Immer mehr Menschen essen immer mehr Fleisch. Und obwohl zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass zu viel Fleisch ungesund ist, ändern sich die Essgewohnheiten nur wenig. Ganz im Gegenteil. Schätzungen zufolge wird sich die Fleischproduktion in den nächsten 35 Jahren weltweit verdoppeln. Wohin wird das führen? Der Themenabend klärt über die globalen Folgen des Fleischkonsums auf, diskutiert Lösungsansätze und zeigt Alternativen auf.
Quelle, Sendung zum Ansehen: https://www.arte.tv/de/Nie-wieder-Fleisch/6449602.html" onclick="window.open(this.href);return false;Dienstag, 27.03.2012 um 20.15 Uhr - 27/03/12
Ob erschreckende Zustände in der Putenmast, massiver Antibiotikaeinsatz in der Geflügelzucht, nicht fachgerecht ausgeführte Tötung von Rindern - Fleischproduzenten stehen in der Kritik. Hinzu kommt, dass Futterexporte aus Dritte-Welt-Ländern dort zu Hunger und Elend führen und dass Fleischexport nach Afrika die Märkte vor Ort zerstört. Die Filmemacherin Jutta Pinzler hat über ein Jahr lang weltweit recherchiert. Ihre Aufnahmen zeigen, welche verheerenden Konsequenzen die massenhafte Fleischproduktion hat.
In den letzten 50 Jahren hat sich der weltweite Fleischkonsum verfünffacht. Während man in Europa schon immer viel Fleisch gegessen hat, wächst die Lust darauf nun auch in Ländern wie China und Indien. Doch der Hunger nach Fleisch hat verheerende Konsequenzen. In China nehmen gesundheitliche Probleme der Bevölkerung durch die veränderte Ernährung stetig zu, in Paraguay führt der Futterexport nach Europa zu extremer Armut, in Frankreich und Deutschland ist das Grundwasser durch die extensive Landwirtschaft gefährdet und weltweit leidet das Klima. Viele Masttiere gleichen mittlerweile Futterverwertungsmaschinen und verbringen ihr kurzes Leben zusammengepfercht in dreckigen Ställen.
Die Industrie hingegen wirbt mit Heilsversprechen für ihre Produkte - Fleisch sei gesund und für eine ausgewogene Ernährung notwendig. Dabei belegen Studien, dass der Konsum von zu viel rotem Fleisch nicht nur krank macht, sondern das Leben sogar verkürzen kann. Auch weißes Fleisch ist problematisch, denn Hühner und Puten werden erschreckend häufig mit Antibiotika behandelt. Moderne Mastbetriebe haben sich zu Hightech-Firmen entwickelt, in denen die Tiere lediglich Produkte sind. Dass es sich um Lebewesen handelt, wird gerne vergessen.
Jährlich produziert Europa rund 40 Millionen Tonnen Fleisch, das Futter für die Tiere kommt oft aus Südamerika, zum Beispiel aus Paraguay. Einige wenige Unternehmer verdienen dort an dem Export sehr gut, die Mehrheit der Bevölkerung leidet darunter. Denn die Sojapflanzen werden mit extrem giftigen Pflanzenschutzmitteln besprüht. Eine wissenschaftliche Studie der Universitätsklinik von Asunción belegt, dass in Dörfern in der Nähe von Sojafeldern auffällig oft Kinder mit Missbildungen geboren werden.
Aber nicht nur der Import nach Europa, auch der Export führt zu Hunger und Elend. Fleisch wird in Europa so günstig hergestellt, dass es für viele Afrikaner billiger ist, europäische Produkte zu kaufen als selber zu produzieren. Eine Folge ist die Zerstörung der einheimischen Märkte, denn die Bauern sind der industriellen und staatlich subventionierten Konkurrenz aus Europa schutzlos ausgeliefert, wie Berichte aus Ghana und Benin beweisen.
Quelle, Sendung zum Ansehen: https://www.arte.tv/de/Die-neuen-Vegetarier/6449624.html" onclick="window.open(this.href);return false;Dienstag, 27.03.2012 um 21.20 Uhr - 27/03/12
Die neuen Vegetarier
Vegetarier sind eine Minderheit. Doch besonders in den Großstädten gibt es eine wachsende Zahl jüngerer Menschen, die sich fleischlos ernähren und damit einen neuen Trend setzen. Sie sind smart, gebildet und problembewusst. Ihr Fleischverzicht ist politisch motiviert. Sie sind angeekelt von der Massentierhaltung und verweisen auf die fatalen ökologischen Folgen des ungehemmten Fleischkonsums. Filmemacher Michael Richter hat eine Hamburger Familie begleitet, die beschlossen hat, sich fleischlos zu ernähren.
Was geschieht, wenn man auf Fleisch verzichtet? Familie Wittmann aus Hamburg hat es ausprobiert. Die beiden Töchter essen sowieso kein Fleisch, da zogen die Eltern einfach nach. Die Dokumentation "Die neuen Vegetarier" begleitet die Familie auf ihrer Entdeckungsreise in eine Welt ohne Fleisch.
Um zu zeigen, dass man auch ohne Fleisch hervorragend essen kann, propagieren die Vegetarierverbände in Deutschland und Frankreich einen fleischfreien Tag in öffentlichen Kantinen. In Frankreich sind die Vorbehalte noch immer groß. Dabei gibt es inzwischen eine fantasievolle Gemüseküche, wie Sternekoch Michael Hoffmann beweist, der in seinem Berliner Restaurant Margaux ein siebengängiges Menü aus Dutzenden von Gemüsen und Kräutern präsentiert.
In Indien dagegen muss sich niemand rechtfertigen, weil er vegetarisch lebt. Etwa jeder Vierte ernährt sich dort meist aus religiösen Gründen fleischlos, also etwa 300 Millionen Menschen. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich eine facettenreiche vegetarische Küche entwickelt, die keinen Vergleich zu scheuen braucht.
Besonders die Verwendung von proteinreichen Hülsenfrüchten bewirkt, dass eine Ernährung ohne Fleisch nicht zu Mangelerscheinungen führt. Eine wahre Proteinbombe ist Soja. Die Pflanze könnte die globalen Ernährungsprobleme lösen. Wissenschaftler in den Niederlanden wollen auf der Basis von Soja Produkte entwickeln, die genau wie Fleisch schmecken. Würstchen, Nuggets und Schnitzel auf pflanzlicher Basis gibt es bereits im Handel.
Familie Wittmann aus Hamburg hat sie getestet. "Die neuen Vegetarier" zeigt, wie vielfältig Vegetarier essen können und dass sie sehr gute Argumente für ihre Lebensweise haben.
Quelle: https://www.arte.tv/de/Gespraechsrunde/6548690.html" onclick="window.open(this.href);return false;Dienstag, 27. März 2012 um 22.00 Uhr - 27/03/12
Gesprächsrunde
Moderation: Emilie Aubry
Studiogäste:
Dr. Rupert Georg Ebner
1979 – 1984: Studium der Veterinärmedizin in München und Hannover
1985: Eintritt in den Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V.
1999: Promotion zum Doktor der Veterinärmedizin
seit 1997 Mitglied bei „Slow Food"
seit zwei Jahren zuständig für Landwirtschaft im Vorstand von „Slow Food” Deutschland
„Slow-food” ist eine weltweite Vereinigung von mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen. Sie fördern eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung einer regionalen Geschmacksvielfalt.
Noélie Vialles
Professorin für Anthropologie, Collège de France
Mitglied des Wissenschaftlichen Ausschusses zur Beobachtung der Ernährungsgewohnheiten (OCHA) im französischen Milchbranchenverband CNIEL.
Forschungen zum Thema Fleischproduktion und -konsum, und im weiteren Sinne über das Verhältnis des Menschen zum eigenen Körper, zu seinen Artgenossen und allen anderen Lebewesen.
Brigitte Gothière
Projektmanagerin https://www.viande.info" onclick="window.open(this.href);return false;
Mitglied des französischen Vegetarier- und Tierschutzverbands L214 und der Bürgerinitiative „Stop Gavage“ („Stoppt Stopfen“), die sich für das Verbot der Foie-Gras-Produktion einsetzt.
Brigitte Gothière prangert die grausamen Praktiken in der Fleischproduktion an. Der Name des Verbands "Stop Gavage" ist eine Anspielung auf den seit 1976 bestehenden Paragraphen L214 des französischen Landwirtschaftsgesetzes, nach dem Tiere als „empfindliche Lebewesen“ gelten.