Almabtrieb

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Almabtrieb

Beitrag von lapin » Sa 31. Jul 2010, 10:00

Heute habe ich einen Bericht über den Almabtrieb von Kühen gesehen und wie er celebriert wird.

Der Kopfschmuck der bis zu 1m Größe annehmen kann: [url=http://lh3.ggpht.com/_iUUAHCUhrIQ/SuLijwaFnaI/AAAAAAAAEH4/9nqoTMseNpk/IMGP0917.JPG]Kopfschmuck[/url]
oder aber die sehr große laute Glocke!

Meines Erachtens beides Dinge die das Tier a) einschränken und b) auch noch extrem belasten, wie zB das Gebimmel der Glocke!

War jemand von euch schon bei so einem "Fest"? Wie waren die Eindrücke?


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Almabtrieb

Beitrag von serafina » Mi 4. Aug 2010, 11:07

Ich war schon einige male beim Almabtrieb in Bayern.
Dort werden die Kühe auch geschmückt. Glocken haben die aber sowieso immer an. Gerade die,die ganz oben auf der Alm stehen,haben immer Glocken um.
Ich war ja auch oft dabei wenn sie hoch getreiben wurden,ohne Schmuck.Ich habe da keinen Unterschied gesehen. Ich glaube kaum das sie das stört. Auch die Rinder hier im Ort,werden durch den Ort auf die Weiden getrieben und auch dort sehe ich keinen Unterschied zu denen in Bayern.


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Re: Almabtrieb

Beitrag von Miss Marple » Mi 4. Aug 2010, 12:21

Ich war noch nie bei sowas dabei. Allerdings lese ich derzeit Temple Grandin "Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier". Sie beschreibt, wie sie immer wieder von Viehzüchtern auf die Weiden und in die Ställe geholt wird, um herauszufinden, warum die Tiere sich merkwürdig verhalten bzw. Angst/Panik haben.
Sei´s eine wackelnde Öljacke am Koppelzaun, ein vergessener metallener Gegenstand, der das Sonnenlicht reflektiert, Querstreifen statt Längsstreifen im Laufgang, der plötzliche Übergang von Hell zu Dunkel oder umgekehrt... Lärm spielt auch eine wichtige Rolle als angstauslösender Faktor.



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Re: Almabtrieb

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 4. Aug 2010, 13:50

Für die Kühe auf der Alm haben die Glocken was beruhigendes ... sie sind - oder besser gesagt waren - tagsüber auf sich selbst gestellt, sie hatten mit Nahrungssuche, Beutegreifern und einer Reihe von Angstauslösern zu kämpfen.

Die Glocken halfen mit dem Lärm, die übelsten Beutegreifer, vor allem diejenigen, welche den Kühen gefährlich werden konnten, fernzuhalten - die mögen den Lärm nicht ... aber auch so traut sich halt viel weniger an Wildgetier an so ne klappernde und bimmelnde Kuh ran, wie ohne Bimmel.
Es gab noch einen Grund für die Glocken - jede Glocke klingt anders, wenn der Kuhhirte ne Glocke nicht mehr hört und das zu einer Zeit wo die Rindviechers nicht gerade wiederkäuend in der Gegend rumlagen, dann wußte er, da stimmt was nicht ... er ging auf die Suche nach der fehlenden Kuh.
Ebenso konnte er anhand des Gebimmels erkennen, wann die Kühe in Panik verfielen, wo sie in Panik wild durch die gegend hetzten und welche Kühe an der Stampede beteiligt waren - und konnte sie aus der panikauslösenden Situation rechtzeitig befreien, bevor sie in Panik nen Abgang den nächsten Steilhang runter machten ...

Nimmt man nun Kühen, welche diese Glocken gewöhnt sind, die Glocke ab, drängen sie sich recht dicht an Kühe mit Glocke ... wird allen Kühen der Herde die Glocke abgenommen, sind sie erstmal ziemlich beunruhigt, trauen sich nicht richtig zu fressen, lassen sich leicht in Panik versetzen etc ...

Was den Kopfschmuck angeht - so ne Kuh wiegt um die 600kg, die modernen Kühe kommen locker auf 800kg ... wenn da son Kopfschmuck mit nem Gewicht von nur 6kg auf den Kopf gepinnt wird, lachen die Kühe drüber - das ständige Berühren sind sie vom Melken gewöhnt, auch das Anlegen eines Halfters, also ...
Mit Rindern, welche die menschliche Nähe nicht gewöhnt sind, ist es sicherlich nicht so dolle, son Gebambsel um den Kopf zu pinnen, könnte üble Auswirkungen haben, wenn das Rindvieh sich mit aller Macht versucht, zu befreien und fortan in seinem Frust alles angreift, was sich bewegt ... solches wird beispielsweise in der Camargue für einen Sport genutzt:
Den Kühen werden Schlaufen so hinter die Hörner und Ohren gepinnt, daß diese richtig gut zu spüren sind und sich auch noch bewegen. Die Kuh, die das nicht gewöhnt ist (bzw das Verfahren schon kennt), wird sauer und will das Ding wieder abhaben ... nun läßt man diese Kühe zusammen mit ein paar verrückten Nacktaffen in eine Arena - und prompt gehen die Kühe auf die Nacktaffen los! Die Nacktaffen dagegen sind recht neugierig und versuchen diese Schleife hinter den Ohren zu ergattern ... reizen also die Kühe immer mehr ...

Das Ganze geht auch mit Stieren, allerdings wird nun das Gebamsel nicht zwischen den Hörnern befestigt, das würde das den Nacktaffen zu leicht machen und sie würden zu schnell an das Schleifchen kommen (Stiere sind im Angriffsverhalten berechenbarer wie Kühe), sondern das Schleifchen wird nun in den Haaren am Widerrist des Stieres befestigt ... die Nacktaffen versuchen nun wiederum an dieses interessante Schleifchen zu kommen, der Stier tut alles, diese nervigen Nacktaffen zu verscheuchen ...
Das Ganze sieht dann etwa so aus:
[url= Camarguaise[/url]



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