Murmeltiere brechen Almkühe die Beine

Antworten
Benutzeravatar
lapin
Administrator
Administrator
Beiträge: 30761
Registriert: Do 13. Nov 2008, 17:52
Land: Deutschland
Wohnort: stadtroda
Hat sich bedankt: 1782 Mal
Danksagung erhalten: 1080 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Murmeltiere brechen Almkühe die Beine

Beitrag von lapin » Fr 18. Sep 2009, 12:12

Gestern haben wir einen Bericht im TV gesehen...das viele "Almkuhhirten" in den Alpen an einer "Murmeltierplage" leiden.

Murmeltiere buddeln bis zu 1m senkrecht tiefe Löcher in die Weidenflächen, wo die Almkühe grasen. Viele Kuhhirten sprechen davon, dass ihre Kühe mit einem Bein in diesem Loch versinken und sich natürlich schwer was brechen, das endet dann meist damit, dass ein Hubschrauber das Tier ins Tal transportieren muss, um es dort dann zu schlachten!

Was natürlich ein imenser Verlust für diese sind.
Jeder Hirte möchte natürlich gegen diese Sache vorgehen, nur sind den Hirten auf der deutschen Seite der Alpen die Hände gebunden, denn Murmeltiere stehen unter Naturschutz.
In Österreich gilt jedoch Jagderlaubnis auf Murmeltiere.

Nun suchen natürlich die deutschen Hirten nach Lösungen um dieser Misere ein Ende zu machen.
Tierschützer sprechen vom Gleichgewicht der Natur, gerade einige Adler lieben wohl Murmeltiere, aber das löst nicht das Problem der Löcher.

Wir haben uns gestern schon mal Gedanken gemacht und überlegt sowie man Weiden nach Giftpflanzen absucht, könnte man ja auch die Fläche nach Löchern absuchen und zuschütten.
Aber inwiefern verstößt das wieder gegen das Tierschutzgesetz und ist es nicht so, dass die Tiere in den Alpen keine eingegrenzte Weideflächen haben?!

Vllt habt ihr ja nen paar Ideen...


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

Ziesel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 13989
Registriert: So 19. Apr 2009, 17:17
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 526 Mal
Kontaktdaten:

Re: Murmeltiere brechen Almkühe die Beine

Beitrag von Ziesel » Fr 18. Sep 2009, 12:29

Die kleinen buddeln schneller Löcher (diverse Ein-und-Ausgänge ihrer Bauten) als man welche finden würde...
Wahrscheinlich wäre nur die Ansiedlung von mehr natürlichen Feinden eine Alternative



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Murmeltiere brechen Almkühe die Beine

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Aug 2010, 11:43

Das Problem ist wiederum hausgemacht ...

Ursprünglich liefen auf den Almen kleine Rinder um die 400 - 600kg rum, die waren geländegängig, kamen mit dem aus, was sie fanden und brachten eben entsprechend als Milchkuh nur ihre 2000 - 6000kg Milch im Jahr ...

Heutzutage wurden in die alten Bergrindpopulationen zur Verbesserung der "Qualität", also kurzum zur Steigerung der Nutzungseigenschaften, diverse Flachrinderrassen und schwer gezüchtete und auf Leistung gezüchtete Rinderrassen eingekreuzt oder sie wurden gar ersetzt durch solche Hochleistungsrinder. Wir haben es also nun mit Rindern zu tun, welche 700kg - 1000kg auf die Waage bringen, nen marodes Untergestell haben, mit dem sie gerade mal ihr Schwergewicht halten können, aber mit dem sie bestimmt nicht mehr leichtfüßig über die Almen hüpfen können und bei den Milchrindern haben wir es mit Rassen zu tun, welche erst bei 6000kg Milch im Jahr erst anfangen ... eine derart hohe Milchproduktion und derartig viel Fleischberg geht immer auf Kosten des Skeletts, die Knochen sind vergleichsweise spröde, wenn man sie mit dem Skelett der kleinen Almrassen vergleicht und sie brechen dadurch deutlich schneller ...

Während noch im 18. - 19. Jahrhundert gebrochene Beine durch Murmeltierlöcher eine absolute Ausnahme darstellten, ist das inzwischen normal - und das trotz des Rückganges von Murmeltieren!

Die Lösung wäre wie immer sehr einfach:
Verzicht auf Nutzmasse und Besinnung auf alte Bergrinder ... noch gibt es sie nämlich, das Allgäuer Braunvieh alter Zuchtrichtung, das Waldviertler Blondvieh, die Hinterwälder Rinder, das Kärntner Blondvieh und wie sie noch so alle heißen mögen ...

Alle diese Rinder zeichnen sich dadurch aus, daß sie relativ klein und wendig sind, harte Klauen haben, mit denen sie selbst über Granit laufen können, ohne daß Schäden an den Klauen auftreten, sie haben ein stabiles Fundament mit einem sehr robusten Skelett, sie sind intelligent und aufmerksam, das Fleisch ist von besonderer Qualität, welches die ganzen auf Masse gezüchteten Rinder nicht mal auf der Weide entwickeln können, die Milch ist verträglicher, wie die Milch der modernen Milchviehrassen ...
Die angehörigen dieser Rassen brechen sich nicht auf der Alm wegen nen paar Murmeltierbauen die Beine, dazu sind sie einfach zu intelligent und aufmerksam und gucken vorher, wo sie hintrampeln. Brechen sie dennoch mal ein, dann sind sie wendig und leicht genug, um ihr Gewicht auf den nicht eingebrochenen Beinen abfangen zu können und so das eingebrochene Beine zu entlasten. Selbst, wenn sie böse einbrechen und sich nicht mehr abfangen können, so hält ihr Skelett ihr Gewicht ohne Probleme, außer Zerrungen passiert da nicht viel - und wenn halt nur in absoluten Ausnahmesituationen, passieren kann schließlich immer mal was.

Es gibt noch einen Riesenvorteil für die Almen ...
Almen sind sehr trittempfindlich ... die ganzen schweren Rassen stolpern und rutschen da mehr oder weniger über die Alm und zertrampeln und zertreten mit ihrem Übergewicht alles, was ihnen unter die Klauen kommt. Dazu kommt, daß all diese Hochleistungsrinder, egal ob Fleisch- oder Milchvieh, kein vollständiges Verhaltensinventar mehr zeigt, um die Weiden zu schonen - sie weiden ihre Weiden ziemlich gleichmäßig ab und machen sie demzufolge ziemlich gleichmäßig kaputt, so daß Errosion durch Wind und Wetter Tür und Tor geöffnet werden, da die nicht mehr geschlossene Grasnarbe den Boden bei starken Regenfällen oder trockenem, windigen Wetter nicht mehr halten kann ...

... anders wiederum die kleinen Rassen alter Zuchtrichtungen. Sie betreten ihre Weiden, die sie gerade abgrasen wollen, nur über Pfade, auf denen sie im Gänsemarsch gehen. Eine Weide, die heute abgegrast wurde, wird morgen nicht betreten, sondern die Rinder ziehen von selbst weiter. Sie haben sozusagen eine innere Karte im Kopf, wo sie vor kurzem gegrast haben und wo sie schon lange nicht mehr gegrast haben.
Diese Pfade werden taktisch günstig so angelegt, daß möglichst wenig der Nahrungspflanzen der Rinder zertreten werden - das bedeutet, daß eher nackter Felsen für diese Pfade genutzt wird, wie wertvolle Alpenmatten. Dadurch können keine zusätzlichen Wasserrinnen entstehen, die wertvolle Wiese ins Tal schwemmen.
Durch die Trittsicherheit kommen diese Rinder nicht ins Stolpern und rutschen nicht riesige Grasmatten locker, sondern treten sie eher mit ihren harten Klauen noch fester, so daß sie auf dem darunterliegenden Felsen auch bei starken Regenfällen bleiben.

Das Aufstellen von modernen Rinderrassen auf Almen ist hochgradig umweltzerstörend und fördert Bergrutsche! Das Aufstellen kleiner Bergrinderrassen alter Zuchtrichtung dagegen kann einen Beitrag zum Erhalt der typischen Almmatten leisten.



Benutzeravatar
Nightmoon
Supermoderator
Supermoderator
Beiträge: 12845
Registriert: Di 18. Nov 2008, 22:16
Land: Deutschland
Wohnort: R-P
Hat sich bedankt: 91 Mal
Danksagung erhalten: 36 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Murmeltiere brechen Almkühe die Beine

Beitrag von Nightmoon » Do 19. Aug 2010, 14:58

Ähnliches, wie diese Murmeltierschwemme gab es auch schon mit Feldhamstern.
[url=http://wien.orf.at/stories/363727/]KLICK Hamsterplage[/url]


Bild
Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

Antworten

Zurück zu „Klauentiere Allgemeines“