Apfelschnecken sind verboten

[Curly]

Ich bin echt sprachlos...

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https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ%3AL%3A2012%3A311%3A0014%3A0017%3ADE%3APDF" onclick="window.open(this.href);return false;

[Hasilein]

JaCurly, das ist heftig!
Dabei sind Paradiesschnecken doch viel schlimmer!

[Murx Pickwick]

Normal ...

Spanien hat eine Pflanze vor gar nicht allzulanger Zeit eingeführt, die sie nun mit großem Erfolg anpflanzen und vermarkten kann: den Reis - oder besser gesagt, morderne Reissorten, denn in der Laguna Albufera wird seit dem Hochmittelalter Reis angebaut.
Dazu werden empfindliche Hochzuchtsorten eingesetzt, die nicht mehr in der Lage sind, sich vor Schädlingsfraß zu schützen. Eine entsprechende Überflutung des Reises und entsprechend starke Düngung tun ein übriges, spirrelige, empfindliche Pflänzchen zu erzeugen, die viel, viel Ertrag bringen - das, was Spanien nunmal braucht. Es steht also nix mehr dem Aufwind der Lanwirtschaft in Spanien im Weg, selbst Naturschutzgebiete werden zugunsten des einträglichen Reisanbaues eingeschränkt ... oder die Bestimmungen ein wenig gelockert, damit es nicht weiter tragisch ist, wenn da mal son bißchen Pflanzenschutzmittel und Dünger die Biotopzusammensetzung innerhalb der Naturschutzgebiete verändert ... wirtschaftliches Wachstum ist schließlich wichtig, deutlich wichtiger wie sinnlose, nicht nutzbare Naturschutzgebiete ...

Es gibt nen Schönheitsfehler bei dieser neuen Art des Wirtschaftswachstums - in den Reisfeldern wurden gefräßige Apfelschnecken gefunden! Insbesondere die aus Amerika eingeschleppte Art Pomacea caniculata ist da äußerst bedenklich, man sieht schließlich in asiatischen Reisfeldern mit Hochzuchtreissorten, was dieses Schneckchen so alles mit Reis anstellen kann - und das gegen Schnecken so äußerst wirksame DDT ist ja nu leider in Europa gänzlichst verboten ... warum auch immer, wäre eh besser gewesen, es nicht zu verbieten, war nen ziemlicher Rückschlag für die schweizer Firma Geigy, sie mußte mit Ciba fusionieren, um diesen Schlag verkraften zu können ...
Also kurzerhand, das Schneckchen ist nicht mehr bekämpfbar, hat zwar noch nicht viel Schaden in Spanien angerichtet, aaaaber - wehret den Anfängen!
Es wurde also kurzerhand in einer Ich-Spanien-die-Gruppe-Aktion ein gut recherchiertes Vorschlagsblatt eingereicht und durchgewunken, in dem festgestellt wurde:
1. Pomacea caniculata ist in Asien der größte Reisschädling.
2. Pomacea-Arten sind nur schwer voneinander unterscheidbar
3. Nur ein weltweites Haltungs-, Vermarktungs- und Verbreitungsverbot kann Spanien noch vor der völligen Zerstörung retten! Und ihr wißt doch, noch ein Land wie Griechenland, was mit deutschlandbezahltem Rettungsschirm beschirmt werden muß, kann man sich nicht leisten ...

Dabei wurde geflissentlich nicht beachtet, daß:
1. Pomacea caniculata, wenn es denn doch schon in den Reisfeldern angekommen ist, sich dort auch nicht mehr vertreiben läßt - zumindest nicht, solange dort Reis im großen Stile angebaut wird.
2. Die Samen für den Reis samt Schneckchen in riesigen Mengen importiert werden ... und die Schneckchen halten sich einfach nicht an irgenwelche Verbreitungsverbote! Die verbreiten sich einfach so trotzdem!
3. Pomacea caniculata die am zweithäufigsten als Nahrung gegessene Schnecke weltweit ist - sie wird in Asien zu Tonnen eingesammelt, gekocht, gesotten, gesalzen und genüßlich verspeist ... könnte man auch in Spanien machen, der Markt für Schnecken ist nach wie vor da, auch in der EU.
4. In den EU-weiten Aquarien diverse Schneckchen dieser Gattung durch die Gegend krauchen, die gar kein Interesse an noch so kranken Reispflanzen haben, weil die lieber einen auf Abfallverwerter im Aquarium machen.
5. Es ein leichtes wäre, in Spanien einer unkontrollierten Pomacea-Invasion dadurch zu begegnen, indem kurzerhand die Reisfelder alle zwei bis drei Jahre trockengelegt werden und was Anderes drauf angebaut wird ... oder einfach der Reis angebaut wird, ohne Überflutung - geht nämlich auch mit den entsprechenden Reissorten!
6. Man könnte natürlich auch die alten Reispflanzen, die schon im Hochmittelalter in Spanien eingeführt wurden und traditionell in der Laguna Albufera angebaut wurden (und nur dort, das verhinderte Malaria-Epidemien!), weiter anbauen. Auch, wenn es nicht nachgewiesen ist, so ist es doch sehr Wahrscheinlich, daß Pomacea caniculata in den dortigen Reisfeldern schon seit dem 17. Jhr eingeführt ist - bei dem triebigen Handel mit Südamerika ... nun, dem Reisanbau in der Laguna Albufera hats nie geschadet ...
7. Ein Hektar Reisanbau nach der herkömmlichen Methode bzw nach mordernen Methoden verbraucht 35.000 Kubikmeter Wasser! Spanien ist ein sehr trockenes Land - hab ich zumindest mal gehört, die dort existierenden Feuchtbiotope werden dringenst als Naturschutzgebiete für den Tourismus und zum Erhalt diverser spanischer Tierarten gebraucht. kann man natürlich alles unterpflügen und da auch noch Reis anbauen, klar ... nur ... nunja ...
8. Pomacea caniculata ist nur und ausschließlich ein Problem in spaniens Reisfeldern, sonst nirgendwo in Europa - in den meisten Ländern Europas ist es viel zu kalt für Pomacea, die überleben ziemlich zuverlässig den Winter nicht. Außerdem gibt es sonst keine Kulturpflanze, die derartig geflutet angebaut wird, daß die Schneckchen sich sinnvoll ausbreiten könnten ...
9. Es gibt weitaus gefräßigere Süßwasserschnecken, die in Spanien auch noch heimisch sind und nicht eingeführt wurden!

[Curly]

in den meisten Ländern Europas ist es viel zu kalt für Pomacea, die überleben ziemlich zuverlässig den Winter nicht.

DAS habe ich auch gedacht...
Man stelle sich nur die reisvollgefressene, fussballgroße Pomacea vor, die unter der Eisschicht
sämtliche Teiche und Seen leerfrisst...


Heißt das jetzt eigentlich, dass ich meine Schnecks im Aqua jetzt auch töten müsste?

Achja... wenn wir schon dabei sind... was ist mit den Achatschnecken?
Die kommen ja auch ohne Wasser aus

[Murx Pickwick]

Die Achatschnecken, Paradiesschnecken, ausnahmslos alle Apfelschnecken, die nicht der Gattung Pomacea angehören etc sind selbstverständlich erlaubt! Auch dann, wenn man sie nicht von Pomacea-Arten unterscheiden kann und auch dann, wenn sie ohne Wasser auskommen und Pflanzen fressen!
Schließlich sind in Asiens Reisfeldern nur das Schneckilie Pomacea caniculata ein überaus gefräßiger und unangenehmer Schädling ... und es geht nunmal um Spaniens Reisanbau, der unter allen Umständen geschützt werden muß, nicht um andere Pflanzen!

[Curly]

Aaaachsoooo.... na dann!