Körpersprache der Pferde

Moderatoren: Traber, Bigfoot63

Benutzeravatar
Nightmoon
Supermoderator
Supermoderator
Beiträge: 12845
Registriert: Di 18. Nov 2008, 22:16
Land: Deutschland
Wohnort: R-P
Hat sich bedankt: 91 Mal
Danksagung erhalten: 36 Mal
Geschlecht:

Körpersprache der Pferde

Beitrag von Nightmoon » Fr 21. Nov 2008, 23:16

Hier geht es um die Körpersprache der Pferde allgemein.
Abweichungen sind immer möglich, weil der Mensch auch unterschiedlich auf sein/ein Pferd einwirkt oder schon eingewirkt hat.
Ich hoffe, dass Viele etwas zu diesem Thema beitragen können.

Wie gehe ich auf ein Pferd zu oder erreiche, dass es zu mir kommt ohne, dass ich mit Leckerchen oder Grasbüschel es locken muss?

Richtig ist es, wenn man sich einem Pferd zum 1. Mal nähert, man geht locker in dessen Richtung und bleibt in einem angemessenen Abstand stehen.
Den angemessenen Abstand zeigt Dir das Pferd, wenn Du es dabei flüchtig, mit lockerem Blick beobachtest. Zeigt es Anstalten zu gehen, dann bleibt man stehen, denn ansonsten ist man dem Pferd zu dicht auf die Pelle gerückt. In dem Fall dreht man sich mit der Schulter seitlich zum Pferd und beobachtet (auch ganz locker) seine Reaktion.
Man zeigt dem Pferd damit, ich hab keine Angst, aber ich behalte dich im Auge und gucke, wie Du reagierst.
Man kann es dabei mit ruhigem Ton ansprechen, braucht man normal aber nicht. Da kommt es wieder darauf an, wie das Pferd bisher behandelt wurde.
Das Pferd wird sich normaler Weise aufmerksam zeigen. (wenn es noch nie schlechte Erfahrungen gesammelt hat, im Punkto Annäherung!)
Wenn das Pferd ein Ohr in deine Richtung dreht, zeigt es Interesse an Dir, das heißt aber noch lange nicht, dass es auch zu dir kommen möchte. Es beobachtet dich und will wissen was Du da treibst. Es sollte dich schon intensiver betrachten und nicht nur akzeptieren, dass Du da rumstehst. ;)
Dreht es den Kopf ganz in deine Richtung und beide Ohren nach vorn aufgestellt hat es intensives Interesse an dir.

Pferde sind zwar Fluchttiere, aber auch Herdentiere. Das heißt, sie möchten immer gerne in einer Gruppe sein. Das sollte man sich zu Nutze machen.

Dreht man seinen Rücken dem Pferd zu, so zeigt man ihm deutlich, okay, Du kannst zu mir kommen, ich vertraue dir, dass Du mir nichts tust und ich tue dir auch nichts.

Ein Pferd, das Interesse an dir hat, wird dann ganz alleine auf dich zukommen und dich von hinten beschnuppern (Vorsicht, akute Kitzelgefahr :lol: ) und wahrscheinlich an deinen Sachen zupfen (nicht dabei erschrecken oder wilde Gestiken machen, einfach gelassen bleiben).

Wenn es ein bisschen an Dir rumgeschnuppert und dich getestet hat kannst Du mit ruhigem Ton und nicht zu laut etwas zu ihm sagen/ es begrüßen. du drehst dich dann erst langsam zu ihm herum und kannst ihm deine Hand langsam entgegenstrecken.

Legst das Pferd dabei die Ohren an oder nimmt den Kopf dabei plötzlich hoch, möchte es keine Berührungen von dir haben. Gerade Pferde, die schon schlechte Erfahrungen gesammelt haben tun das häufig. Da heißt es dann beruhigend auf das Pferd einreden und gegebenfalls jetzt ein Leckerchen zur Hand nehmen und ihm hinhalten.

Wichtig beim Umgang mit einem Pferd, was man nicht kennt, dass man immer ruhige (nicht unbedingt langsame) Bewegungen macht, keine übergroßen Gestiken, wie mit den Armen breit ausladend wedeln oder eine Hand plötzlich hochreisst. So etwas würde das Pferd erschrecken. Auch sollte man es nicht gegen seinen Willen festhalten, wie am Halfter rumzerren, das stört das Vertrauen.
"Einschmeicheln" kann man sich bei Pferden ganz wunderbar, wenn man ihnen den Mähnenansatz durchkrauelt.
Die Nüstern streicheln, ist zwar für uns Menschen absolut süß und niedlich, weil sie da besonders weich und knuddelig sind, aber viele Pferde mögen das gar nicht oder es wurde ihnen im Laufe der Jahre anerzogen, es gut zu finden. Ebenso das Tätscheln des Halses. Kein Pferd würde dem anderen Pferd in der Natur den Hals tätscheln, mit was auch... :lol:
Ein leichtes sanftes Tätscheln kann beruhigend wirken, muss es aber nicht. Je nach dem, wie es ein Pferd gewöhnt ist.
Ich sah schon echt Leute, die haben richtig doll draufgeklatscht, weil sie der Meinung waren, ein Pferd merkt es erst, (weil sie ja viel größer sind und eine viel dickere Haut haben) wenn man besonders doll "tätschelt" :shock:
Ehrlich, dazu fällt mir nicht wirklich mehr etwas ein. So ein Blödsinn.
Pferde sind ganz sensible Tiere, sie reagieren auf die kleinsten Berührungen. Vieles kann man eben schon im Vorfeld erkennen, durch die Körpersprache.

Übrigens, auch ein Ohren anlegen muss nicht immer gleichzeitig auch ein "ich bin stinkewütend " bedeuten. Pferde auch die Ohren an, wenn sie etwas stört, wie Geräusche, Gegenstände, Veränderungen. Das heißt also, es kann ebenso "Mag ich nicht", Unsicherheit oder sogar Angst und Panik bedeuten. Dann kommt es darauf, wie sich der Rest der Körpersprache zeigt (Schweifhaltung, Kopfhaltung, Beine usw).

So, ich glaube, vorerst hab ich dazu erst einmal genug geschrieben. ;)

© Nightmoon & tierpla.net


Bild
Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

Benutzeravatar
Melli
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 3105
Registriert: Di 10. Jan 2012, 21:12
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 352 Mal
Danksagung erhalten: 658 Mal
Geschlecht:

Ohren und Hörvermögen der Pferde

Beitrag von Melli » Do 16. Aug 2012, 22:26

Nightmoon hat geschrieben: Übrigens, auch ein Ohren anlegen muss nicht immer gleichzeitig auch ein "ich bin stinkewütend " bedeuten. Pferde auch die Ohren an, wenn sie etwas stört, wie Geräusche, Gegenstände, Veränderungen. Das heißt also, es kann ebenso "Mag ich nicht", Unsicherheit oder sogar Angst und Panik bedeuten. Dann kommt es darauf, wie sich der Rest der Körpersprache zeigt (Schweifhaltung, Kopfhaltung, Beine usw).
Da würde ich gerne noch was hinzufügen :)
Pferde haben ein sehr empfindliches Gehör. Bei lauten, unangenehmen Geräuschen (z.B. auch lautes Ansprechen vom Mensch) werden sie ihre Ohren auch schützend nach hinten legen. Auch das ist nicht als Drohgeste zu verstehen.

"Angelegte Ohren" kommen auch vor, wenn
- das Pferd die Ohren beim Dösen entspannt nach hinten dreht
- das Pferd aus Wohlbehagen (z.B. beim gegenseitigen Fellkraulen) die Ohren seitlich nach hinten stellt
- Pferde sich beim Spiel spielerisch drohen

Wie Nightmoon schon schrieb, muss immer die gesamte Körpersprache in den Blick genommen werden, damit man sich ein Urteil erlauben kann.


Ein paar Worte zum Hörvermögen der Pferde:
Pferde hören im Bereich von 55 Hz bis 33 kHz, der Mensch im Bereich 20 Hz bis 20 kHz.
D.h. es kann einerseits sein, dass Pferde sehr tiefe Stimmen und Töne nicht hören.
Andererseits hören sie hohe Töne, die für uns nicht wahrnehmbar sind. Es kann also vorkommen, dass ein Pferd vor einem hohen Ton erschrickt, den wir gar nicht wahrnehmen - das sind so Situationen, in denen sich der Reiter wundert, warum das Pferd "wegen nichts" erschrickt.

[url=http://hotdoc.cobratec.de/wissen/warum-pferde-die-welt-ganz-anders-wahrnehmen/]*Hier*[/url] steht noch etwas interessantes zum Thema Entfernungen:
Auch was das Hören von weit entfernten Geräuschen angeht, sind sie uns sprichwörtlich meilenweit überlegen. Tests haben ergeben, dass Pferde sogar auf Geräusche aus 4400 m Entfernung reagieren. Das können Töne sein, die das Pferd als Gefahr interpretiert.
D.h. sie hören in Distanzen, in denen wir wiederrum nichts wahrnehmen. Und wieder wundern wir uns, warum das Pferd "grundlos" zappelig ist ;) .


Wer sagt, dass zuverlässiges Verhalten bei diesem oder jenem Hund nicht ohne Strafe erreichbar ist, sagt nichts über den Hund aus, sondern beschreibt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten. (Dr. Ute Blaschke-Berthold)

Liebe Grüße von Melli mit Hund Simba, den RB-Pferden Ásta und Hvatur und den Meerschweinchen Eumel, Kalahari, Paula, Ebby, Lilli und Lotta.

Zurück zu „Pferde Verhalten“