Schlangen und die Haltung in Zoohandlungen

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Grashüpfer
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Schlangen und die Haltung in Zoohandlungen

Beitrag von Grashüpfer » Mo 14. Dez 2009, 20:01

Ich meine hier mal irgendwo gelesen zu haben, dass sich Schlangen gar nicht ausstrecken wollen und gerne tagelang einfach nur so eingerollt rumliegen.

Aber wenn man denn nun mal so Tierdokus sieht, da sieht man oft auch Schlangen die richtig schnell über den Boden "flitzen".

Ich war neulich in einer Zoohandlung, da war eine gelb-weiß gesprengelte Schlange, ich schätze die gut und gerne auf 4 Meter. Sie war nicht eingerollt, aber auch nicht komplett ausgestreckt, da sie einfach keinen Platz hatte, also Kopf und Schwanz waren geknickt. Ich wüsste aber auch gar nicht wo sie hätte hinkriechen können, es ging weder links noch rechts irgendwie weiter. Da sie die ganze Zeit an der Scheibe züngelte und die "abtastete" bilde ich mir ein, die Schlange wollte einfach da raus und sich mal richtig bewegen.

Nun weiß man ja, dass viele Tiere in Zoohandlungen eher unglücklich gehalten werden. Wie sind eure Erfahrungswerte bei Schlangen? Werden die in Zoohandlungen einigermaßen vernünftig gehalten oder würde es auch dort einiges zu bemängeln geben?


"Dass einmal das Wort Tierschutz geschaffen werden musste,
ist eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung."

(Theodor Heuss)

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Re: Schlangen und die Haltung in Zoohandlungen

Beitrag von Ziesel » Mo 14. Dez 2009, 23:36

Für Übergangslösungen wie in Zoohandlungen, bei Börsen usw. gelten andere Richtlinien als für die "normale" Haltung von Schlangen, doch auch dabei müssen Größen-Mindestanforderungen eingehalten werden, die kontrolliert werden.
Viele Schlangen nutzen gern Versteck-bzw Rückzugsmöglichkeiten wie Höhlen uÄ. Auf sowas wird im Verkauf oft verzichtet weil potentielle Kunden dann gar kein Tier sehen könnten.

Wenn eine Schlange sich während der Bewegung (ob in der Länge oder in die Höhe) streckt ist alls okay. Unnormal ist nur wenn sie völlig ausgestreckt irgendwo rumliegt - da wäre ich ziemlich besorgt.
Ob die Schlange raus wollte weils ihr zu klein war weiss ich nicht. Ebenso kann es sein, dass der Geruch von tierischen Nachbarn sie an Essen erinnerte, die Bodenvibrationen von vorbeilaufenden Kunden sie nervte usw.

Nachtrag:
Es gibt Zoohandlungen wo ich nix zu benörgeln hab und welche wo ichs tu wenn nötig...
Zum Beispiel entdeckte ich Opheodrys aestivus auf Sand mit so´nem eierbechergroßen Wassernäpfchen ohne noch irgendwas in einem Terrarium. Da fragte ich, warum´ne Schlange die schon Grasnatter heisst, wohnt als wäre sie´n Wüstenbewohner...



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Caladiel
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Re: Schlangen und die Haltung in Zoohandlungen

Beitrag von Caladiel » Di 15. Dez 2009, 11:45

Also hier in D habe noch wenig Zoohandlungen mit Reptilien besucht. Klar, die Haltungsbestimmungen sind anders als für Dauerplätze, aber manchmal greift man sich schon an den Kopf - ich mir vor allem an den Messen.

Schlimm finde ich vor allem, dass dann unerfahrene Erstbesitzer sich ein Terra ansehen und meinen, so gehört es dann zuhause auch eingerichtet und nach kurzer Zeit haben sie dann diverse Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten bei den Neuerwerbungen, wenn nicht gar den Tod zu beklagen.

Wir haben unsere Tiere nur bei einem einzigen Zoohändler gekauft, bei dem zwar nicht alles 100% gepasst hat, aber nichts war so schlimm, dass ich gesagt hätte, da muss man einschreiten. Immerhin waren die Terrarien immer sauber (2 Angestellte waren auch von früh morgens bis abends ausschließlich damit betraut) und sie waren möglichst artgerecht eingerichtet. Dort hat mir meistens die Kundenberatung nicht gefallen, aber wenn man sich VOR dem Besuch ein wenig schlau macht, kann man dann auch nicht so schnell "übers Ohr gehauen" werden.

Wenn ich dort ein Kundengespräch mitbekommen habe, das Falschinformationen zu Endterrariumgröße etc. enthalten hat, habe ich einfach gewartet bis der Verkäufer weg ist, mir meinen Sohn oder Mann geschnappt und mich neben den Interessenten hingestellt und gemeint: "Ach sind die nicht süß, aber leider, wir haben keinen Platz mehr für solch ein großes Terrarium. - Kannst Du dir vorstellen, dass die mal XXX groß werden/Platz brauchen?" oder auch "Die würde ich auch gerne mal halten, aber die sind so anspruchsvoll/stressanfällig/brauchen dauernd eine so hohe Luftfeuchtigkeit". Unbeliebt (beim Verkäufer) habe ich mich eigentlich immer nur mit dem Satz gemacht: "Ach, die sind hier so teuer, beim Züchter krieg ich die zu einem besseren Preis!" :D

Ich denke wirklich, dass eine kurzzeitige "falsche" Haltung im Zoogeschäft weniger schlimm ist, als falsche Kundenberatung zur Haltung und der falsche Eindruck, den ein Kunde bekommt, wenn er zB eine Schlange (mangels geeigneter Versteckmöglichkeit) immer draußen liegen sieht und dann zuhause feststellt, dass er sie gar nicht mehr zu Gesicht bekommt.

Aber in Sachen Gesetze zur "artgerechten und bedürfnisorientierten" Haltung und Ausstellung von Reptilien gibt es noch viel Nachholungsbedarf. Wenn etwas diskutiert wird, dann ein Verbot, aber nie wie man verbessern und aufklären könnte. Oftmals haben nicht mal die Amtstierärzte wirklich viel Ahnung von der Haltung und die sollten ja die kompetesten auf diesem Gebiet sein. (Hab sogar schon von einem Vorfall gehört, da ist der Amtstierarzt mit der Tochter (!) gekommen, um ihr Schlangen mal zu zeigen, hatte aber keine Ahnung ob die Tiere gesetzeskonform untergebracht waren oder nicht. - War in dem Fall nicht schlimm, da Tiere ein wirklich gutes Zuhause hatten.)

Leider sind Reptilien - wie viele andere "Exoten" auch - dank Sendungen wie Wildes Wohnzimmer etc. zu Modetieren geworden und viele Leute legen sich ohne groß nachzudenken ein Tier zu, schließlich kann es nicht reden (meist nicht mal ein Geräusch von sich geben), ist im Terrarium "weggesperrt" wenn man damit nicht "spielen" will und somit genauso leicht zu verstauen wie ein Konsolenspiel, und "Gassi gehen" braucht man auch nicht. Dafür sieht es aber "stylish" aus und man hat ein Prestigeobjekt zuhause im Vergleich zum Nachbarn mit seiner Katze oder Meerschweinchen.

Wenn bei Hunden bekannt ist, dass sie Chip, Impfungen, Wurmkuren, Futter und Gassigehen, Erziehung sowie Freilauf etc. brauchen und es geht trotzdem soviel schief, will ich mir gar nicht ausmalen, wie es bei der Reptilienhaltung tatsächlich aussieht.

Hunde dürfen nicht mehr in Zooläden angeboten werden, warum aber Reptilien? Reptilien sind schon alleine weil es immer "Wildtiere" bleiben, die nicht zähmbar sind und auch keine wirkliche "Beziehung" (im Sinne von Rudeldenken) zu Menschen aufbauen, nicht geeignet in einem Laden oder auf einer Messe ausgestellt zu werden. Menschlicher Kontakt bedeutet immer Stress für sie.



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Re: Schlangen und die Haltung in Zoohandlungen

Beitrag von Ziesel » Mi 16. Dez 2009, 13:22

Caladiel hat geschrieben: Ich denke wirklich, dass eine kurzzeitige "falsche" Haltung im Zoogeschäft weniger schlimm ist, als falsche Kundenberatung zur Haltung und der falsche Eindruck, den ein Kunde bekommt, wenn er zB eine Schlange (mangels geeigneter Versteckmöglichkeit) immer draußen liegen sieht und dann zuhause feststellt, dass er sie gar nicht mehr zu Gesicht bekommt.
Jop !! Da ist was dran und das bietet den besseren Argumentationsrahmen als sich aufzuregen und aus dem Laden geworfen zu werden ;) Zum einen machen kranke Tiere einen schlechtes Image und der Kunde kauft nie wieder was und zum anderen wird so auch kein Zubehör verkauft, womit ja erheblich mehr Gewinn gemacht wird als mit dem Tier an sich.
Geh ich jetzt zum Personal und mach Wellen im Laden weil die Grasnatter wie ein Wüstenbewohner gehalten wird, darf ich vielleicht den Laden verlassen und hab gar nichts erreicht. Klar kann ich Vet-Amt oder so anrufen aber da weiss ich nie ob und wann was passiert (Geduld ist keine meiner Tugenden).
Also hab ich mir angewöhnt meine Kritik "umsatzorientierter" zu formulieren. Vielleicht nicht schön aber hilft den Tieren meist ziemlich schnell und ich kann Erfolge sehen.
Caladiel hat geschrieben: Schlimm finde ich vor allem, dass dann unerfahrene Erstbesitzer sich ein Terra ansehen und meinen, so gehört es dann zuhause auch eingerichtet und nach kurzer Zeit haben sie dann diverse Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten bei den Neuerwerbungen, wenn nicht gar den Tod zu beklagen..
Genau das habe ich zB bei den Grasnattern angesprochen, als ich an den Chef des Ladens gereicht wurde. Kauft jemand so´n Tier und richtet das Terra so ein wie im Laden, wird da wohl nie wieder´n Tier gekauft und Zubehör auch nicht.
Davon abgesehen, dass eine Terra-Einrichtung aus Sand, Licht und Eierbecherwassernapf nicht zum Wohlbefinden der Tiere beitragen ist die Wahrscheinlich gering, so Interesse von potientiellen Kunden auf das "tier. Angebot" zu lenken oder Terrazubehör zu präsentieren.
Daraufhin bekamen die Grasnattern tiergerechten Bodengrund, ein dekorativ-großes Badebecken, Kletteräste und sogar echte Grünpflanzen :D
Überraschend für mich war, dass nicht nur das Grassnatterterra artgerecht verschönert wurde, sondern auch in den Terras daneben beim nächsten Besuch Terrazubehör und je nach Tier passender Bodengrund zu finden war...



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